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Die Kleidung des Hohenpriesters
 

Der Hohepriester sollte vorbildlich Christum darstellen, und da er dies als sündiger Mensch in seiner Person nicht tun konnte, so mußte Gott ihn mit einem Gewände bekleiden, in welchem die Würden und Herrlichkeiten unseres hochgelobten Herrn zum Ausdruck kamen. Wir lesen: „Du sollst heilige Kleider für deinen Bruder Aaron machen zur Herrlichkeit und zum Schmuck" (2. Mose 28, 2). Das Hauptstück der priesterlichen Kleidung, das Ephod, war von denselben Stoffen wie der Scheidevorhang. „Und sie sollen das Ephod (Leibrock) machen von Gold, blauem und rotem Purpur, Karmesin und gezwirntem Byssus, in Kunstweberarbeit". (2. Mose 28, 6.) -Der (weiße) Byssus war ein Bild von der reinen, fleckenlosen Menschheit des Herrn. Sünde und Unreinheit kennzeichnen den natürlichen Zustand aller Nachkommen Adams. David bekennt: „Siehe, in Ungerechtigkeit bin ich geboren, und in Sünde hat mich empfangen meine Mutter". (Ps. 51, 5.) Aber was sagte der Engel zur Maria, als er ihr die kostbare Botschaft von der bevorstehenden Geburt des Herrn überbrachte: „Der Heilige Geist wird über dich ko mmen, und Kraft des Höchsten wird dich überschatten; darum wird auch das Heilige, das geboren werden wird, Sohn Gottes genannt werden". (Luk. 1, 35.) Wir sehen also, daß die göttliche Macht einen wirklichen Menschen gebildet hat, den zweiten Menschen, den Herrn vom Himmel, dessen Natur göttlich rein und durchaus unfähig war, irgend welche Flecken anzunehmen oder mitzuteilen. Wenn Er auch „in der Gleichheit des Fleisches der Sünde erschien", so wird doch bestimmt und klar von Ihm bezeugt: „Sünde ist nicht in Ihm" (1. Joh< 3, 5). Er nahm wirklich Fleisch und Blut an, ohne Sich mit einem Stäubchen oder einem Schatten des Bösen zu vermischen, wodurch die Schöpfung, in deren Mittel Er trat, befleckt war. Hieri haben wir die Grundlage von dem „großen Geheimnis der Gottseligkeit" (1. Tim. 3, 16.), dessen Schlußstein ein verherrlichter Mensch im Himmel ist: „W ir sehen aber Jesura, der ein wenig unter die Engel wegen des Leidens des Todes erniedrigt war, mit Herrlichkeit und Ehre gekrönt" (Heb. 2, 9).

Nur ein Mensch konnte für den verlorenen Menschen eintreten. Dazu mußte Er fleckenlos und rein sein, um den Ansprüchen eines heiligen und gerechten Gottes genügen zu können; denn nur an einem solchen konnte Gott Seine Wonne haben. Zugleich mußte der Erlöser ein Mensch sein, um sterben zu können, weil nur Sein Tod uns Heil und Leben bringen konnte. „Ohne Blutvergießen ist keine Vergebung" (Hebr. 9, 22). Wie hätte auch hier im Leben eine Vereinigung zwischen Christo, dem Heiligen Gottessohn, und dem unreinen, gottlosen Menschen stattfinden können? Dies konnte nur geschehen hinter Tod und Grab im Auferstehungsleben. Darum die feierliche Erklärung des Herrn jenen Griechen (Heiden) gegenüber, die Seine Gemeinschaft suchten: „Wahrlich, wahrlich, Ich sage euch: Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein, wenn es aber stirbt, bringt es viel Frucht" (Joh. 12, 24).
Wir bedurften nicht nur eines menschgewordenen, lebenden Christus, sondern auch eines gekreuzigten und auferstandenen. Nur der Tod und die Auferstehung machen Seine Fleischwerdung für uns wirksam zum ewigen Heil. Der lebende Christus ist unser gesegnetes Vorbild, aber der gestorbene und auferstandene hat uns ersrt Heil, Frieden und die ewige Herrlichkeit gebracht. Das Speisopfer, ein Bild vom Herrn in Seiner Widmung im Leben für Gott, wurde daher immer in Verbindung mit einem blutigen Opfer gebracht, das auf Seinen Tod hinwies.
Der Glaube erblickt heute in Ihm den gehorsamen Diener, Der treu Sein Leben Gott geweiht hat bis zum Tode am Kreuz und Sich dann durch Seine Auferstehung als Sieger über den Tod und Satan erwiesen hat. Er ist unser Heiland, „welcher unserer Übertretungen wegen d a -h ingegeben und unserer Rechtfertigung wegen auferweckt worden ist". (Rom. 4, 25.) Wir sind eins gemacht mit Ihm in Seinem Tode und in Seiner Auferstehung, ja, mit Ihm, dem erhöhten und verherrlichten Haupte im Himmel heute schon vereinigt und warten auf die Einführung ins Vaterhaus, wo wir dann verherrlicht bei Ihm sein werden! in alle Ewigkeit.
In unserer Betrachtung haben wir gesehen, wie uns in dem gezwirnten Byssus die reine, fleckenlose Mensch-

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heit Christi dargestellt wird. Betrachten wir den Herrn auf Seinem Weg hienieden, so sehen wir Seine moralische Reinheit überall in Ihm geoffenbart. „Er ist in allem versucht worden in gleicherweise wie wir, ausgenommen die Sünde". (Hebr. 4, 15.) Wenn der Teufel in der Wüste seine Anläufe macht, um Ihn vom Pfade des Gehorsams und der Leiden abzubringen, so findet derselbe keinen Anknüpfungspunkt bei dem treuen, gottergebenen Herzen des Herrn, durchaus nichts, was seinen listigen Einflüsterungen entsprochen hätte. Die Bosheit der Pharisäer entlockte Ihm nie ein Wort, das Er hätte bereuen oder widerrufen müssen. Wenn Er zürnte, so war es heiliger Zorn, der für die Ehre Gottes eiferte und die Bosheit der Menschen verurteilte. Selbst am Kreuze, wo die Ungerechtigkeit des Menschen ihr Maß vollmachte, sehen wir bei Ihm nichts von Bitterkeit und Rache, vielmehr nimmt der Strom Seiner vollkommenen, unergründlichen Liebe weiter seinen freien Lauf und findet Ausdruck in der herzbewegenden, ergreifenden Fürbitte: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun!" -
Weiter sehen wir Seine Reinheit: Er kann mit den Aussätzigen in Berührung treten, ohne sich zu verunreinigen, die Bahre der Toten anrühren, ohne vom Geruch des Todes behaftet zu werden. Inmitten des tiefsten Verderbens; offenbart Er, wie ein anderer Schreiber einmal treffend sagt, Seine Reinheit, die dem Sonnenstrahl gleicht, der durch die schmutzigsten Glasscheiben dringt, ohne verunreinigt zu werden. Über einen solchen Menschen hatte der Tod keine Gewalt. Sowohl in Bezug auf Seine Natur als auch auf Sein Leben und Seinen Zustand war Er rein und tadellos, wie hätte sonst auch der Prophet von Ihm sagen können: „Du wirst nicht zugeben, daß Dein Frommer die Verwesung sehe!" (Ps. 16, 10.) Nur ein solch gottgeweihter, reiner Mensch allein konnte unser Heiland werden, um unsere Sünden zu tilgen, wie geschrieben steht: „Welcher Selbst unsere Sünden an Seinem Leibe auf dem Holze getragen ha t". (1. Petri 2, 24.) Ja, dieser heilige, reine Mensch wurde von Gott zur Sünde gemacht. „Gott hat Den, welcher Sünde nicht kannte, für uns zur Sünde gemacht, auf daß wir Gottes Gerechtigkeit würden in Ihm". (2. Kor. 5, 21.) Welch eine gewaltige Predigt für uns, sowohl

im Blick auf unseren bösen, hassenswürdigen, hoffnungslosen Zustand, als auch im Blick auf die unergründliche Liebe Gottes, die am Kreuze ihren vollkommensten Ausdruck gefunden, weil „ErdeseigenenSohnesnichtgeschont, sondern Ihn für uns alle hingegeben ha t". (Rom. 8, 32.)
Als Erlöste haben wir das ewige Leben, dasselbe Leben, das in dem Herrn Jesus geoffenbart war und in Seiner Reinheit sich überall kundtat Wenn wir nun auch außer der göttlichen Natur noch die sündige haben, die beständig zum Bösen hinneigt, so geziemt es sich doch für uns, in derselben Reinheit zu leben, wie der Herr. „Wer da sagt, daß er in Ihm bleibe, ist schuldig, selbst auch so 7.\i wandeln, wie Er gewandelt hat". (1. Joh. 2, 6.) Und wiederum lesen wir: „W ir wissen, daß wenn es (was wir sein werden) offenbar werden wird, wir Ihm gleich sein werden, denn wir werden Ihn sehen, wie Er ist. Und jeder, der diese Hoffnung zu Ihm hat, reinigt sich selbst, gleichwie Er rein ist" (1. Joh. 3, 2 und 3). Dazu schenke uns der Herr Gnade!
Bis jetzt haben wir die Bedeutung des Byssus betrachtet. Das Ephod war außerdem von blauem Purpur gemacht. Blau ist die Farbe des Himmels und deutete auf den himmlischen Charakter Christi hin. Er konnte sagen: „Niemand ist hinaufgestiegen in den Himmel, als nur der aus dem Himmel herabgestiegen ist, der Sohn des Menschen, der im Himmel i s t" (Joh. 3, 13). Obwohl Seine Füße auf der Erde wandelten, war Er doch im Geiste droben in der Herrlichkeit, im Schöße des Vaters. Darum lesen wir: „Niemand hat Gott jemals gesehen; der eingeborene Sohn, der in des Vaters Schoß ist, der hat Ihn kundgemacht" (Joh. 1, 18). So wandelte der Herr als ein himmlischer Fremdling in dieser Welt, ein wahrer Mensch, der hungern und dürsten konnte und Bedürfnis nach Schlaf hatte, aber niemals Seine hohe Würde aufgab, auch nicht Sein Teil hier unten suchte, sondern auf dem Wege der Leiden aus dem Bache der himmlischen Freuden trank, die Ihm die Gemeinschaft mit dem Vater darbot und Ihn gemessen ließ. Für Ihn war die Welt „dürres, lechzendes







Land ohne Wasser", wo Seine Seele keinen Gegenstand fand, der ihr Ruhe und Erquickung geboten hätte.
Möchten auch wir, die Seinen, die für den Himmel erkauft sind, und jetzt schon das Vorrecht haben, im Geiste dort zu weilen, wo der geliebte Herr ist, allezeit den himmlischen Charakter zur Schau tragen, indem wir verwirklichen, was Paulus an die Philipper schreibt: „UnserBür-gertum ist in den Himmeln, von woher wir auch den Herrn Jesus als Heiland erwarten".
Der rote Purpur war das Zeichen der jüdischen Königswürde und Karmesin die Farbe, womit die Könige der Nationen sich schmückten. So deuteten also diese Farben hin auf den Priesterkönig, der einst sowohl über Israel, als auch über die Nationen herrschen wird. Die Welt leugnete einst Seine Rechte und schlug Ihn ans Kreuz, aber nicht so der Himmel, wo Er „von Gott begrüßt" wurde „als Hoherpriester nach der Ordnung Melchisedeks". Hier in den ewigen Wohnungen des Lichts wurde Er als Sieger empfangen, und gekrönt mit Herrlichkeit und Ehre, hat Er sich zur Rechten des Thrones Gottes gesetzt, „fortan wartend, bis', alle Seine Feinde gelegt sind zum Schemel Seiner Füße".
Nun möchten wir noch auf das Gold hinweisen, welches eigentlich den wichtigsten Bestandteil des Ephods ausmachte und darum auch zuerst genannt wird. Während nun der gezwirnte Byssus, der blaue und rote Purpur und das Karmesin die verschiedenen Seiten der Menschheit Christi darstellen, so redete das Gold laut von Seiner göttlichen Natur. Die Fäden von Gold wurden in künstlicher Weise unter die übrigen Stoffe gewirkt, so daß sie unzertrennlich mit den letzteren vereinigt waren. Der Herr Jesus war sowohl wahrer Gott von Ewigkeit her als auch wahrer Mensch, von der Jungfrau Maria zu Bethlehem geboren. Die wunderbare Verbindung der Menschheit und Gottheit Christi tritt uns oft bei den1 von den Evangelisten erzählten Begebenheiten klar vor Augen, nicht weniger aber zugleich ihre geheimnisvolle Verschiedenheit. So lesen wir von Ihm, daß Er in Sichar, müde von der Reise, sich an die Quelle Jakobs niedersetzte, um auszuruhen und um Seinen Durst zu stillen, Sich von einem samaritischen Weibe einen Trunk Wasser erbat, was Seine menschliche Natur

verriet. Gleich darauf hören wir in dem gleichen Kapitel, daß Er aus der Ferne den Sohn des königlichen Beamten heilt, indem Er spricht: „Gehe hin, dein Sohn lebt!" Am Grabe des Lazarus seufzte Er tief im Geiste, erschütterte Sich und vergoß Tränen; aber bald darauf ruft Er, der Tod und Hades in Seiner Gewalt hat, ins offene Grab hinein: „Lazarus, komm heraus!" und der Verstorbene, obwohl er schon vier Tage im Grabe gelegen und den Geruch der Verwesung verbreitete, kam heraus.
Welch ein Trost für die Gläubigen, ihren geliebten Herrn, den großen Priester, also zu kennen. Er, der hienie-den als wahrer Mensch gewandelt hat und in allem versucht worden ist, wie wir, ausgenommen die Sünde, Er vermag in all unsere Leiden, Schmerzen und Bedürfnisse einzugehen. Er hat die menschlichen Gefühle, die Umstände der Seinen, ihre Nöte, Versuchungen, Mühen und Beschwerden kennen gelernt, indem Er die ganze Bahn der Leiden durchlaufen hat. Zugleich aber vermag Er auch, da Er Gott ist, zu helfen, also nicht nur durchs Wort und durch Seinen Geist zu trösten und aufzurichten, sondern auch in Macht den Schwierigkeiten zu begegnen und aus der Not zu erretten. Ihm sei Dank für Seine Gnade!
Haben wir soeben gesehen, daß das Gold auf die göttliche Natur des Herrn hinwies, so war es doch auch zugleich ein Bild von Seiner göttlichen Gerechtigkeit und Energie und von Seiner inneren persönlichen Vortrefflichkeit, woran Gott so großes Wohlgefallen hat. Welch eine Gnade, Ihn so zu kennen und, gereinigt von den Sünden, als Priester im Heiligtum Ihm nahen zu können, um Ihn anzubeten und sich der vollen Offenbarung der Schönheit und Vollkommenheit des Gott-Menschen Christus Jesus zu erfreuen!