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Die Reinigung und Weihe der Leviten.


(4. Mose 3, 4, 8).
In der vorigen Betrachtung hörten wir von der Abstammung, Auswahl und Versöhnung der Leviten. Gott hatte diesen Stamm für den Dienst in Seiner Wohnung (Stiftshütte) bestimmt. Es könnte nun jemand fragen: Warum gerade diesen Stamm? Hatte er so vorzügliche Eigenschaften, daß ef für einen so wichtigen und heiligen Dienst besser geeignet war als alle die übrigen Stämme? Da müssen wir sagen: Nein! Weder ihre Natur noch ihr Wandel redeten zu ihren Gunsten. Hören wir, was Jakob, ihr Väter, von Levi sagt: „Simeon und Levi sind Brüder, Werkzeuge der Gewalttat ihre Waffen. Meine Seele komme nicht in ihren geheimen Rat, meine Ehre vereinige sich nicht mit ihrer Versammlung! Denn in ihrem Zorn haben sie den Mann erschlagen, und in ihrem Mutwillen den Stier gelähmt. Verflucht sei ihr Zorn, denn er war gewalttätig, und ihr Grimm, denn er war grausam!" (1. Mose 49, 5. 7). Hier denkt Jakob zurück an die grausamen Mordtaten seiner Söhne in Sichern, wo sie nach der Entehrung ihrer Schwester Dina durch Sichern, den Sohn Hemors, alles Männliche umbrachten und die Tiere, die sie nicht als Beute wegführen konnten, lähmten.
Levi war also von Natur eigenwillig, gewalttätig und grausam; somit lag kein natürliches Verdienst vor. Und wenn Gott seine Nachkommen trotzdem zu Seinem Dienst im Heiligtum berief, so war es nur Gnade. Und dies ist die Art der Gnade, daß sie ihre Gegenstände aus dem tiefsten Abgrund holt und zur Ehre Gottes verwendet. Paulus nennt sich den ersten Sünder und den Allergeringsten von allen Heiligen, weil er sich als der größte Feind Christi geoffenbart und die Heiligen verfolgt hatte. Aber im Blick auf die Gnade Gottes, die ihn nicht nur errettet, sondern auch in den Dienst gestellt und sich in so wunderbarer, außergewöhnlicher Weise in ihm wirksam erwiesen hatte, konnte er sagen: „Durch Gottes Gnade bin ich, was ich bin; und Seine Gnade gegen mich ist nicht vergeblich gewesen, sondern ich habe viel mehr gearbeitet als sie alle (nämlich als die übrigen Apostel); nicht aber ich, sondern die Gnade Gottes, d i e  m i t  m i r  ist" (1. Kor. 15, 10).


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Auch an uns, teure Geschwister, hat sich die Gnade verherrlicht, indem sie uns aus dem tiefen Sündenverderben, in welchem wir von Natur lagen, herausholte und errettete. Nun möchte der Herr uns alle in Seinem Dienst verwenden zu Seiner Ehre und zum Wohl und Heile Seines Volkes und der Welt. Dies ist ein großes Vorrecht. Sind wir uns dessen immer bewußt?
Gott konnte nicht in Levis Rat kommen und sich nicht mit seiner Versammlung vereinigen. Er ist zu rein, um Böses zu sehen. Gemeinschaft mit dem unheiligen, bösen, verderbten Menschen zu haben, ist Ihm unmöglich. Doch blieb Ihm inbetreff Levis der Ausweg offen, die Werkzeuge der Gewalttat und Grausamkeit zu Gefäßen der Begnadigung zu machen, sie in Seinen Rat einzuführen und mit Seiner Versammlung (dem Volke Gottes) zu vereinigen, und zwar, indem Er sie Seiner Heiligkeit entsprechend zubereitete. Dies geschah durch ihre Reinigung. Darum lesen wir: „Und Jehova redete zu Mose und sprach: Nimm die Leviten aus der Mitte der Kinder Israel und reinige sie. Sprenge Entsündigungswasser auf sie, und sie sollen das Schermesser über ihr ganzes Fleisch gehen lassen und ihre Kleider waschen und sich reinigen" (4. Mose 8, 5-7).
Diese Handlungen stellen uns die feierliche Wahrheit vor Augen, daß Gott über die Natur des Menschen das Todesurteil ausgesprochen hat, und daß über alles, was die Natur hervorbringt, über all ihre Neigungen und Gewohnheiten das Gericht ausgeübt werden muß.
Das Entsündigungswasser weist auf Gottes Wort hin. Wenn dieses in lebendiger Weise auf Herz und Gewissen angewandt wird, bewirkt es eine Reinigung. Zunächst zeigt es, wie böse und verderbt unsere Natur ist, sowie alles, was sie hervorbringt. Unterwirft sich der Mensch dem Worte, dann bewirkt es die Verurteilung des Bösen, und zugleich weckt es neue Neigungen und Gefühle: die Liebe zum Herrn und zu Seinem Volke, zu Seinem Worte und zu allem, was Gott wohlgefällt, und stärkt und befähigt ihn, das Gute auszuüben. Dies alles ist, die Frucht des neuen Lebens. Petrus schrieb an die Gläubigen: „Da ihr eure Seelen gereinigt habt durch den Gehorsam gegen die Wahrheit zur u n g e h e u c h el te n Bruder-
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liebe, so liebet einander mit Inbrunst aus reinem Herzen, die ihr nicht wiedergeboren seid aus verweslichem Samen, sondern aus unverweslichem, durch das lebendige und bleibende Wort Gottes" (1. Petri 1, 22. 23).
Teure Geschwister, wieviel Ursache haben wir doch zum Dank gegen den Herrn, daß Er uns die Augen geöffnet hat über unseren traurigen, hoffnungslosen, verderbten Zustand, aber auch zugleich das Mittel in die Hand gegeben, aus dem Verderben herauszukommen. Wie sollte nun unser Leben Ihm geweiht sein! Erinnern wir uns doch stets der Worte des Apostels: „Ich ermahne euch nun, Brüder, durch die Erbarmungen Gottes, eure Leiber darzustellen als ein lebendiges, heiliges, Gott wohlgefälliges Schlachtopfer, welches euer vernünftiger Dienst ist" (Rom. 12, 1).
In der Christenheit hat man im allgemeinen die Gedanken Gottes über die Befähigung zum Dienst für Ihn vergessen, wenigstens unberücksichtigt gelassen, sonst würde man nicht dahin gekommen sein, Menschen auf menschliche Weise zu Dienern Gottes zu machen. Niemand kann ein Diener Gottes sein, der sich nicht der Reinigung durch Gottes Wort unterworfen hat, d. h. wiedergeboren ist, also das Leben aus Gott empfangen hat, das die Wohnstätte vom Heiligen Geist ist. Die Natur mag noch so herrliche Vorzüge haben, man mag sie zu verbessern suchen und sie in den Mantel der theologischen Wissenschaft einhüllen, so wird sie dennoch nicht geeignet sein für den göttlichen Dienst. Wie vermag ein natürlicher Mensch Gottes Gedanken zu erkennen? Er kann sie daher auch nicht mitteilen noch darstellen. Unmöglich! „Der natürlicheMensch nimmt nicht an, was des Geistes Gottes ist, denn es ist ihm eine Torheit, und er kann es nicht erkennen, weil es geistlich beurteilt wird" (1. Kor. 2, 14).
Nicht die Verbesserung des Fleisches macht den Menschen zu einem Diener Gottes; nur der Tod kann helfen. Der Mensch ist auf der göttlichen Waage gewogen und zu leicht erfunden worden. Der Gläubige erkennt dieses Gericht über seinen alten Menschen an. Die Taufe stellt ihm diese gesegnete Tatsache vor Augen; er kann sagen: Mein alter
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Mensch ist mit Christo gekreuzigt worden; ja, ich bin mit Christo begraben, um fortan in einer neuen Stellung Gott zu dienen, in Neuheit des Lebens zu wandeln.
Hierauf deutet das „Waschen" des Leviten hin. Durch die Gnade waren sie berufen für den Dienst am Heiligtum, aber den Ansprüchen der göttlichen Heiligkeit entsprechend wurden sie zum Werke befähigt. Das „Waschen" und „Scheren" gehörte zusammen. Wenn das „W a -sehen" hinwies auf die Anerkennung des Todesurteils über die menschliche Natur, über das Fleisch, so das „Scheren" auf das Selbstgericht, das der Gläubige, wenn er Gott in wohlgefälliger Weise dienen will, stets üben muß.
Wie wir schon früher gehört haben, haben wir in den Leviten ein Bild. von der Kirche oder Versammlung, oder vielmehr von den Gliedern der Kirche in ihrem Dienst, ebenso wie die Priester das Vorbild der Kirche sind, welche sich dem Throne Gottes naht und anbetet und betet. Die Leviten waren Erstlinge, welche Gott dargebracht wurden. So sind auch die Glieder der Kirche als Erstlinge dem Herrn heilig und berufen, Gott zu dienen. Die Befähigung hierzu verleiht allein der Herr, indem Er dem Menschen das Leben aus Gott und Seinen Heiligen Geist schenkt. Da aber die böse Natur noch in dem Gläubigen ist, findet er in ihr in seinem Dienst leicht ein Hindernis. Wenn er in gesegneter Weise dienen will, muß er allezeit das Todesurteil über die Natur anerkennen, die Natur unter die Kraft des Kreuzes und unter das scharfe Schermesser des Selbstgerichts stellen. Der Eigenwille kann im Dienste für Gott nur schaden; er muß entschieden beiseitegesetzt werden. So vieles geschieht heute, was als Dienst für Gott gelten soll, in Seinem Lichte aber ist es nichts als das Werk des ruhelosen Eigenwillens. Jedes wahre und treue Kind Gottes wird sich daher allezeit ernstlich prüfen, ob es sich selbst zu gefallen sucht oder dem Herrn. Alle sind berufen zu Seinem Dienst, nicht nur die Evangelisten, Hirten und Lehrer, nein, alle, die Gott berufen hat aus der Finsternis zu Seinem wunderbaren Licht; alle sollen Seine Tugenden (Seine Vortrefflichkeiten und Herrlichkeiten) verkündigen in allem, was sie tun, ob ihr Dienst sie in die Küche gestellt hat, in die Fabrik, aufs Feld oder in die Versammlung.
Nun wollen wir noch etwas von der Weihe der Leviten hören. Diese geschah am Berge Horeb, nachdem Is-
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rael von Gott abgefallen war und das goldene Kalb verehrt hatte. Die Rechte Gottes waren mit Füßen getreten und ein Götze an Seine Stella gesetzt worden. Diese Abgötterei der Israeliten verlangte ein ihrer Sünde entsprechendes Gericht. Was tat Mose? Er stellte sich in das Tor des Lagers und rief: „Her zu mir, wer für Jehova ist!" Da versammelten sich zu ihm alle Söhne Levis. Und er sprach zu ihnen: „Leget ein jeder sein Schwert an seine Hüfte, gehet hin und wieder, von Tor zu Tor im Lager, und erschlaget jeder seinen Bruder und ein jeder seinen Freund und ein jeder seinen Nachbar",, Und die Söhne Levis taten nach dem Worte Moses; und es fielen von dem Volke an selbigen Tage bei dreitausend Mann. Und Mose sprach: „Weihet