Die Erwartung des zweiten
Kommens des Herrn Jesus Christus
Was erwarten Christen?
Was ist vom kommenden Messias zu erwarten?
In welcher Gestalt und welchem Charakter kommt der Messias?
Was wir der Messias tun, wenn er anwesend ist?
Was wird das Endergebnis der Anwesenheit des Messias sein?
Kurzfassung:
Die Christen
erwarten, dass Jesus sie bei seinem zweiten Kommen vom Himmel her zu sich in die
himmlische Heimat aufnimmt. Sie verlassen dann die Erde und wohnen für immer bei
ihm droben.
Für Israel
wird Gott den Christus auch noch ein zweites Mal senden, aber erst wenn es Busse
getan hat. Nachdem Israels Schuld durch Leiden abgetragen und der Messias
die Erde durch Gerichte gesäubert haben
wird, wird Gott schliesslich in der Mitte Israels wohnen. Der Name Jerusalems
wird dann heissen: „Der Herr ist hier“ – Jahwe-Schamma. Israels Heimstätte
bleibt das Land, der Mittelpunkt
der Erde.
Es ist ein
Verlust, wenn Christen einen zu ausgeprägten Hang zur Beschäftigung mit Israel
entwickeln, weil dadurch ihre himmlische Berufung und
ihre Vater-Kindbeziehung verdunkelt werden.
Was erwarten Christen?
Sie haben sich zu Gott bekehrt,…… um seinen
Sohn aus den Himmeln zu erwarten, den er aus den
Toten auferweckt hat – Jesus, der uns errettet
von dem kommenden Zorn (1 Thess
1,10).
Wenn Christus zum zweiten Mal denen erscheint
die ihn erwarten, wird ihre Errettung
vollendet sein (Heb 9,28). Denn Gott hat uns nicht
zum Zorn gesetzt, sondern zur Erlangung der
Errettung, durch unseren Herrn Jesus Christus, der für uns gestorben ist
(1 Thess 5,9).
Sie erwarten ihren Herrn Jesus Christus
vom Himmel her, der ihren Leib der Niedrigkeit
umgestalten wird…..(Phil 3,20).
Sie werden durch Gottes Macht durch Glauben
bewahrt zur Errettung, die bereit ist in der
letzten Zeit offenbart zu werden – in der Offenbarung Jesu Christi (1 Pe 1,5-8).
Ihre Hoffnung ist aufgehoben
in den Himmeln (Kol 1,5).
Ein unverwesliches und unbeflecktes und
unverwelkliches Erbteil ist für sie aufbewahrt
in den Himmeln (1 Pe 1,4).
Sie wissen, dass sie einen Bau von Gott haben,
ein Haus, nicht mit Händen gemacht, in den Himmeln
(2 Kor 5,1).
Wenn Jesus wiederkommt, wird er sie zu sich
nehmen, damit, wo er ist (im Himmel) auch sie
seien (Joh 14,3).
Was
ist vom kommenden Messias zu erwarten?
Als erstes kann gesagt werden: Es ist für
viele Menschen heute noch gleich unklar, wie es zur Zeit Jesu war.
Woher wird der Messias kommen?
Damals gab es eine verbreitete Meinung, er werde plötzlich unter dem Volk
erscheinen und seine Herkunft liege im Dunkeln. „Niemand weiss, woher er ist.“
(Joh 7,27). Andere widersprachen
dem und beriefen sich auf die
Schrift, wonach er ein Nachkomme Davids sei und aus Bethlehem komme (Joh 7,42).
Es ist zu befürchten, dass es unter den
Israelfreunden heute ebenso viel Unklarheit gibt.
Für einige ist unwichtig woher er kommt; wenn
er nur kommt. Andere denken, der Nachweis, dass er aus der Dynastie Davids
stamme genüge für seine Legitimation. Diese verschwommene Vorstellung wird mit
dazu beitragen, dass sich erfüllt, was Jesus sagte: „Wenn ein anderer in seinem
eigenen Namen kommt, den werdet ihr aufnehmen“ (Joh 5,43). Zu denen
werden leider auch viele Israelfans
zählen.
Der Apostel Petrus sagt, Christus sei
vom Himmel aufgenommen worden, weil ihn sein
Volk abgelehnt hatte. Von dort, vom Himmel her,
werde ihn Gott wieder senden (zum zweiten Mal), wenn sie Busse täten und sich
bekehrten (Apg 3,19-21). Vorher wird der Messias nicht erscheinen!
Wird
der Messias göttliche Natur besitzen? Oder wird er einfach als
natürlicher Mensch durch eine Salbung von Gott übernatürliche Fähigkeiten
bekommen? Im Allgemeinen erwarteten die
Juden vom Messias, dass er die bestehenden Machtstrukturen zerstöre. Als er
gekommen war glaubten sie, dass er mit seinen übernatürlichen Fähigkeiten
Israel befreie und das glanzvolle, davidische Königreich
wieder herstelle. Sie wollten ihn
deshalb nach der übernatürlichen Brotvermehrung ergreifen und zum König
machen (Joh 6,15). Das lehnte Jesus ab mit dem Hinweis, dass es ihm darum gehe,
dass jemand Leben in sich selbst habe (Joh 6,53). Jesus stellt klar, dass
er nicht nur Leben gibt, sondern selbst das Leben, d. h. von göttlicher Natur,
ist. Er ist aus dem Himmel herab gekommen um
sein Leben zu geben für das Leben der Welt. Sein
Kommen in die Welt als Messias reichte dazu nicht aus, er gab sein Fleisch für
das Leben der Welt – er starb und nur die Aneignung seines Todes verleiht dem
Glaubenden Leben. Jede Erwartung eines Messias der weniger als Gott ist, ist im
besten Fall Idealismus.
In
welcher Gestalt und welchem Charakter kommt der Messias?
Die Welt geht dem zweiten Kommen von Jesus
Christus entgegen, aber es wird keine zweite Menschwerdung geben. Es ist
wichtig, das klar festzuhalten, weil sonst die Idee entstehen könnte, der
Messias werde so im Fleisch kommen, wie Jesus damals kam, als jeder, der nicht
blind war, ihn mit seinen natürlichen Augen sehen konnte.
Nun steht aber in Off 1,7, dass jedes Auge ihn
sehen werde, auch die, die ihn durchstochen haben. Widerspricht das dem oben
gesagten? Keineswegs. Jesus ist auferstanden. Wir fragen deshalb, wie wurde
Jesus nach seiner Auferstehung von den Aposteln gesehen, als er ihnen
vierzig Tage hindurch bei gewissen Gelegenheiten erschien und mit ihnen redete
(Apg 1,3). Nicht jedermann konnte ihn sehen. Das bezeugt Petrus später nochmals:
„Diesen hat Gott am dritten Tag auferweckt und ihn sichtbar werden lassen,
nicht dem ganzen Volk, sondern den von Gott zuvor erwählten Zeugen“ (Apg
10,40+41). Etwas salopp, menschlich gesprochen, bedeutet das: Man konnte Jesus
nicht filmen, wie das vor seinem Tod möglich gewesen wäre.
So wie es nach der Auferstehung möglich war
ihn zu sehen, wird er an einem kommenden Tag gesehen werden. Es wird keine
körperliche, stoffliche Anwesenheit
sein. Stofflichkeit ist keine Voraussetzung dafür,
dass er gesehen werden kann. Voraussetzung ist einzig, dass Gott ihn sichtbar
werden lässt. Das wird er meiner Überzeugung nach dann tun, wenn Jesus auf den
Wolken des Himmels kommt. Aber es ist ein einmaliges Ereignis. Mit anderen
Worten: Der Messias wird nicht im Tempel sitzen und Audienzen geben. Eine solche
Vorstellung wäre völlig naiv.
Was
wird der Messias tun, wenn er anwesend ist?
Die prominentesten Prophezeiungen zeigen einen
kriegerischen Messias, der schonungslos mit den Feinden umgeht.
„Jeder Stiefel der Gestiefelten im Getümmel,
und jedes Gewand, in Blut gewälzt, die werden zum Brand, ein Frass des Feuers.
Denn ein Kind ist uns geboren, ein Sohn uns gegeben, und die Herrschaft ruht auf
seiner Schulter.“ (Jes 9,4+5).
„Ein Reis wird hervorgehen aus dem Stumpf
Isais…und auf ihm wird ruhen der Geist des Herrn…und er wird die Erde schlagen
mit der Rute seines Mundes, und mit dem Hauch seiner Lippen den Gottlosen
töten.“ (Jes 11,1-5)
„Die Könige der Erde treten auf, und die
Fürsten beraten miteinander gegen den Herrn und gegen seinen Gesalbten
(Messias).“ Und weiter: „Habe ich doch
meinen König eingesetzt auf Zion, meinem heiligen Berg!...Fordere von mir und
ich will dir die Nationen zum Erbteil geben und die Enden der Erde zum
Besitztum. Mit eisernem Zepter wirst du sie zerschmettern, wie ein Töpfergefäss
zerschmeissen.“ (Ps 2,6-9)
„Der Herr sprach zu meinem Herrn: Setze dich
zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde hinlege als Schemel für deine
Füsse…..Der Herr zu deiner Rechten zerschmettert Könige am Tag seines Zornes. Er
wird richten unter den Nationen, er füllt alles mit Leichen; das Haupt über ein
grosses Land zerschmettert er.“ (Ps 110)
„Der Geist des Herrn ist auf mir, weil der
Herr mich gesalbt hat, den Sanftmütigen frohe Botschaft zu
bringen….auszurufen das Jahr des Wohlgefallens des Herrn und den Tag der Rache
unseres Gottes.“ (Jes 61,1-3)
„Du zogst aus zur Rettung deines Volkes, zur
Rettung deines Gesalbten: du zerschmetterst das Haupt des
Gottlosen…“ (Hab 3,13).
„JAHWE wird richten die Enden der Erde und
Macht verleihen seinem König und erhöhen das Horn seines Gesalbten (1 Sam
2,10).
Das machtvolle Handeln des Messias wird in die
völlige Befreiung seines Volkes ausmünden. „Alle Feinde Israels zerschmettert!“
Das tönt gut in den Ohren solcher, für die kaum etwas anderes zählt als die
Vernichtung der Feinde Israels. Bevor es jedoch soweit ist, dass „Gott keine
Ungerechtigkeit mehr erblickt in Jakob und kein Unrecht sieht in Israel….(Num
23,21) fliesst noch viel Wasser den Jordan hinunter.
Was
wird das Endergebnis der Anwesenheit des Messias sein?
Es wird das Friedensreich sein das sich über
die ganze Erde ausdehnt. „Die Erde
wird voll Erkenntnis des Herrn sein, wie die Wasser den Meeresgrund bedecken.“
(Jes 11,9) Der Messias wird die vielgepriesene und nie erreichte neue
Weltordnung einführen. Es geht nicht nur um eine Befriedung der Länder im nahen
Osten rings um Israel. Es geht um die ganze Erde, wobei das Volk Israel wieder
der Liebling des Herrn sein wird, nachdem es von ihm verstossen worden war (Jer
12,7). Wie wird sich das auswirken?
Das zweifellos Wichtigste wird der „Neue Bund“
sein, denn Israel steht heute noch ohne Bund mit Gott da. Es hatte am Sinai in
einen Bund eingewilligt, dessen Bestand von der beiderseitigen Treue abhing.
Dieser Bund ist von Israel gebrochen worden, aber Gott will einen Neuen
schliessen, wie Jeremia sagt:
„Siehe, Tage kommen, an denen ich mit dem Haus
Israel und mit dem Haus Juda einen neuen Bund schliessen werde: nicht wie ich
mit ihren Vätern geschlossen habe an dem Tag, als ich sie bei der Hand fasste,
um sie aus dem Land Ägypten herauszuführen, diesen meinen Bund welchen sie
gebrochen haben; …Sondern dies ist der Bund, den ich mit dem Haus Israel
schliessen werde nach jenen Tagen, spricht der Herr: Ich werde mein Gesetz in
ihr Inneres legen und werde es auf ihr Herz schreiben…“ (Jer 31,31-34; vgl. Heb
8,10). Das Ergebnis wird sein, dass sie den Herrn erkennen werden,
vom Kleinsten bis zum Grössten unter ihnen.
In Verbindung mit diesem neuen Bund spricht
der Herr, er werde seinen Geist ausgiessen über alles Fleisch
(Joel 3,1) und gemäss Hes 37 wird
der Geist (Odem)die toten Gebeine anhauchen, so dass sie lebendig werden (Vers
9).
Es besteht ein wesentlicher Unterschied
zwischen dem, wie Gott heute handelt und wie er dannzumal handeln wird. In
beiden Fällen bewirkt Gott eine Wiedergeburt. Damit ist nicht die nationale
Wiedergeburt von 1948 gemeint. Er schafft ein neues Leben im Inneren der
bussfertigen Israeliten, das geprägt ist von der Fähigkeit den Willen Gottes zu
erkennen. Dasselbe tut Gott heute an jedem Sünder der sich im Glauben zu Gott
hinwendet. Der Unterschied besteht in dem, was die Schrift über den Geist Gottes
sagt.
Dem wahrhaftig Glaubenden schenkt Gott nicht
nur die Wiedergeburt; er legt auch seinen Geist in sein Herz, während er an
jenem kommenden Tag seinen Geist über alles Fleisch ausgiessen wird. Paulus sagt
von den Christen: „Denn die Liebe Gottes ist ausgegossen worden in unsere Herzen
durch den Heiligen Geist, der uns gegeben worden ist.“ (Rö 5,5). – Jedem
einzelnen ins Herz hinein, nicht pauschal wie ein Regenguss über alles
Fleisch. Dadurch, dass Gott seinen Kindern den Geist seines
Sohnes in ihre Herzen gesandt hat,
können sie zu Gott „Abba, Vater“ rufen. Welch ein einmaliges Vorrecht dies ist,
verstehen leider viele Gotteskinder nicht in seiner ganzen Tragweite. In ihrer
gutgemeinten Zustimmung, dass Israel Gottes auserwähltes Volk ist, verlieren sie
leider je länger je mehr das Bewusstsein, was es heisst, mit Gott eine
Vater-Kindbeziehung zu haben – eine Beziehung, die Israel nie kennen wird.
Edi Rohner / Nov. 2014