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Einführung in das Markus-Evangelium

Der Schreiber:
Johannes-Markus
Am Anfang dieser Abhandlung, in der wir uns mit einigen charakteristi
schen Merkmalen des Markus-Evan
geliums beschäftigen, wollen wir
kurz einen Blick auf den Schrei
ber dieses Buches werfen. Er wird
zum ersten Mal in Apostelgeschich
te 12 erwähnt. Als Petrus durch Kö nig Merodes gefangen genommen worden war und hingerichtet wer
den sollte, versammelten sich in Je
rusalem viele Gläubige im Haus ei ner gewissen Maria, um für Petrus zu
beten. Es war die Mutter von Johan
Nimm Markus und bring
ihn mit dir, denn er ist mir
nützlich zum Dienst.
2. Timotheus 4,11
nes, der auch Markus genannt wird.
Offensichtlich stammte Markus aus
Jerusalem. Im Kolosserbrief erfah
ren wir zudem, dass Markus ein Nef
fe von Barnabas war {Kol 4,10), dem
wir in einigen Kapiteln der Apostel geschichte begegnen und mit dem
Paulus seine erste Missionsreise un ternommen hat (Apg 13).
Auf diese Reise nahmen Paulus und
Barnabas auch Markus mit. Aller
dings bewährte Markus sich bei die ser Gelegenheit in seinem Dienst für
den Herrn nicht. Schon auf der zwei
ten Reisestation, als sie von Zypern nach Perge in Pamphylien kamen,
ließ Markus Paulus und Barnabas
im Stich und kehrte nach Jerusalem zurück (Apg 13,13). Offenbar war er den Belastungen und Schwierigkei
ten im Dienst für den Herrn nicht gewachsen. Oder waren es familiäre Bande oder gar eine Bindung an das alte jüdische System, die ihn dazu bewogen? Jedenfalls war dies der

 

 

Grund, weshalb Paulus ihn auf seiner
zweiten Missionsreise nicht mitneh
men wollte, so dass Markus schließ
lich der Anlass zu einer Verbitterung
zwischen Paulus und Barnabas wur
de (Apg 15,39).
Nach diesem unschönen Ereignis wird Markus in der Apostelgeschich
te nicht mehr erwähnt, wohl aber in einigen Briefen des Neuen Testa
ments. Aus dem Kolosserbrief, den Paulus aus seiner ersten Gefangen schaft (d. h. lange nach den Ereig nissen, die in der Apostelgeschichte berichtet werden) geschrieben hat,
können wir entnehmen, dass Markus
bei Paulus im Gefängnis war. Wenn
er auch auf der ersten Missionsrei se einen Rückzieher gemacht hat,
so bewies Markus nun doch Stand
haftigkeit. Er schämte sich nicht, den gefangenen Paulus zu besuchen
und war offensichtlich bereit, Anteil
an den Leiden zu nehmen, die Pau
lus um des Evangeliums willen er
duldete.

Es grüßt euch Aristarchus, mein Mitgefangener, und
Markus, der Neffe des
Barnabas, dessentwegen
ihr Befehle erhalten habt
(wenn er zu euch kommt,
so nehmt ihn auf).
Kolosser 4,10

Im Brief an Philemon bezeichnet Pau
lus diesen Markus, neben anderen
Brüdern, sogar als seinen Mitarbeiter
(Phlm 23.24). Offenbar war Markus
im Lauf der Jahre geistlich gewach sen: Aus einem wenig brauchbaren Diener, auf dessen Begleitung Paulus
verzichtete, war ein nützlicher Diener
geworden. Diesen Eindruck vermit telt vor allem eine Aussage in Paulus'
letztem Brief, seinem zweiten Brief
an Timotheus, in dem er sehr positiv
über Markus schreibt. Er äußert den
Wunsch, ihn bei sich zu haben, und
stellt ihm das schöne Zeugnis aus,
dass er ihm nützlich zum Dienst sei
(2. Tim 4,11).

Markus' Dienst
Wo
rin Markus' Dienst bestand und
welche Gabe er vom Herrn empfan
gen hatte, wird uns im Neuen Testa
ment nicht mitgeteilt. Jedenfalls war Markus kein Apostel, genauso wenig
wie Lukas. Er war einer der neutesta
mentlichen Propheten, die der Hei lige Geist zusammen mit den Apo
steln benutzt hat, um die Schriften
des Neuen Testaments zu verfassen {vgl. Eph 2,20; Röm 16,26).
Markus hatte eine sehr schöne Auf
gabe empfangen. Er wurde vom Heiligen Geist benutzt, um einen
Bericht über die Person des Herrn
Jesus zu verfassen, über sein Leben
als Mensch auf der Erde, über seinen
Dienst, den Er hier erfüllt hat, und
seinen Tod am Kreuz
.


Das Markusevangelium

Von den vier Evangelien ist das Evan
gelium nach Markus das kürzeste.
Markus schildert viele Ereignisse in ei ner sehr kurzen und prägnanten Wei se. Manche Ereignisse, einige Gleich
nisse und besonders einige Lehren
des Herrn Jesus, die wir in den an
deren Evangelien finden, werden von
Markus nicht erwähnt. Bei oberfläch
lichem Vergleich erscheint sein Evan gelium teilweise wie eine verkürzte Variante des Matthäus-Evangeliums.
Wenn wir jedoch genauer hinschau
en, stellen wir fest, dass Markus eine
ganz andere Art der Darstellung hat,
dass sein Evangelium einen ganz an deren Schwerpunkt, einen ganz an
deren Charakter hat und dass Markus
den Herrn Jesus in einer ganz ande
ren Weise darstellt als Matthäus und
die anderen Evangelisten.
Der Unterschied wird schon ganz am Anfang dieses Evangeliums
deutlich. Matthäus und Lukas be
ginnen mit einer umfangreichen Einleitung, mit einem eindrucksvol len Vorspann, bevor sie auf das öf
fentliche Auftreten des Herrn und seinen Dienst zu sprechen kom men. In dieser Einleitung gehen sie auf Ereignisse ein, die mit seiner Geburt in Verbindung stehen. Sie
erwähnen verschiedene Zeugnis se von Menschen und Engeln, um
die Größe und Herrlichkeit dieser einzigartigen Person herauszustel len, die in diese Welt geboren wer
den sollte. Auch die Geburt und Ab
stammung des Herrn Jesus wird
von ihnen erwähnt. Matthäus be
weist durch ein Geschlechtsregis
ter, dass der Herr Jesus der Sohn
Davids und Sohn Abrahams ist und mithin der rechtmäßige König Is
raels, der verheißene Messias. Das
untermauert er durch eine Fülle von
Zitaten aus dem Alten Testament.
Bei Markus finden wir dagegen
überhaupt keinen Hinweis auf sei ne Abstammung; weder sein Ge schlechtsregister noch seine Ge
burt werden von Markus erwähnt.
Auch Zitate aus dem Alten Testa ment suchen wir vergeblich in die sem Evangelium - bis auf wenige Ausnahmen, auf die wir gleich noch
zurückkommen.

Der Dienst steht am Anfang

Markus beginnt seinen Bericht nach einer sehr kurzen Einleitung unmit
telbar mit dem Dienst des Herrn Je
sus. Jesus von Nazareth erscheint nach der Ankündigung durch den
Vorläufer plötzlich auf der Bildflä che, Er wird am Jordan getauft und beginnt sofort seinen Dienst. Und diesen Dienst verfolgt der Schreiber
Schritt für Schritt, er berichtet ein Ereignis nach dem anderen. In die sem Zusammenhang möchte ich
auf zwei besondere Merkmale die
ses Evangeliums aufmerksam ma
chen.

 


„Und"
Ein auffälliges Merkmal dieses Evan
geliums ist die Tatsache, dass die
meisten Abschnitte mit einem „und"
beginnen. Daraus können wir erse
hen, wie Markus in seinem Bericht
von einem Ereignis zum nächsten
geht. Außerdem können wir daraus
ableiten, dass er sich in seinem Be richt an die chronologische Abfolge der Ereignisse hält - im Gegensatz zu den beiden anderen Synoptikern^.
Das ist umso bemerkenswerter, als Markus nicht als Augenzeuge dabei
war - im Unterschied zu Matthäus. Matthäus konnte aus eigenem Er leben schreiben, er war als Augen
zeuge anwesend, denn er hatte den Herrn Jesus begleitet und kann te die zeitliche Abfolge, in der sich die Ereignisse im Leben und Dienst des Herrn Jesus zugetragen hatten.
Trotzdem hält er sich in seinem Be
richt, genauso wie Lukas, nicht an diese Reihenfolge. Die Gründe lie gen in den verschiedenen Schwer punkten, die die jeweiligen Evan gelien setzen. Matthäus' Anliegen
besteht darin, den Herrn Jesus als den verheißenen König vorzustellen, aber auch die Ablehnung des Mes sias durch sein eigenes Volk und die
Konsequenzen, die sich daraus für das angekündigte Reich ergeben; Weil der König des Reiches in den
Himmel zurückkehren würde, würde eine neue Zeitepoche anbrechen,
das Reich der Himmel würde eine
„verborgene" Gestalt annehmen.
Das stellt Matthäus immer wieder in seinem Evangelium heraus. Lu
kas stellt den Herrn Jesus als wah
ren Menschen vor, der die Gnade
und das Heil Gottes offenbarte. Aber auch die moralischen Auswirkungen
der Gnade hebt Lukas deutlich her vor. Deshalb stellt er die Ereignisse in einen moralischen Zusammenhang.
Das ist der Grund, weshalb diese bei den Evangelisten häufig von der his torischen Reihenfolge abweichen. Markus dagegen, der nicht als Au
genzeuge anwesend war, hält sich sehr genau an die chronologische Abfolge. Er wird von dem Heiligen
Geist benutzt, um den Dienst des
Herrn Jesus zu beschreiben. Die
nen war etwas, was das ganze Le
ben des Herrn Jesus kennzeichnete, ein Dienst folgte dem anderen. Hier
hatte der Geist Gottes keinen Anlass, von der chronologischen Abfolge der Ereignisse abzuweichen.

„Sogleich"

Damit in Verbindung steht ein
weiteres Kennzeichen des Mar kus-Evangeliums: Es ist das häufige Vorkommen des Wortes „sogleich".
3 Als synoptische Evangelien werden die Evangelien nach Matthäus, Markus und Lukas be zeichnet, weil sie eine .gleichartige Sicht" {= griech. Syn-opsis) auf das Leben und den Dienst des
Herrn Jesus haben.




Dadurch wird deutlich, wie prompt und unverzüglich der Herr ans Werk ging, aber auch, wie unermüdlich Er
seinen Dienst auf der Erde ausübte. Durch das häufige „sogleich" wird
außerdem deutlich, wie schnell die Abfolge der Ereignisse war und wie ausgefüllt und ereignisreich die Tage seines Dienstes waren. Vom frühen Morgen bis zum spä ten Abend war der Herr beschäftigt,
ein Dienst reihte sich an den nächs
ten. An verschiedenen Stellen hebt
Markus hervor, wie viel der Herr tat (Kap 1,34; 3,8) und wie intensiv Er
sich um die Menschen kümmer
te. Dabei blieb manchmal keine
Zeit für die eigenen Bedürfnisse.
Zweimal erwähnt Markus, dass sie
nicht einmal Zeit fanden, um zu es sen (Kap 3,20; 6,31) - ein Hinweis, den wir nur im Markus-Evangelium
finden. Denn Gottes Knecht wur
de beansprucht von den Menschen
und ihren Nöten: In Scharen kamen sie zu Ihm; sie umdrängten und „überfielen" Ihn (vgl. Kap 1,33; 2,2;
3,9.10.31; 4,1; 5,24.31). Alle Lei
denden und alle Besessenen wur
den zu Ihm gebracht. Bei einer Ge legenheit war die ganze Stadt an der Tür versammelt (Kap. 1,32.33), bei einer anderen Gelegenheit war das Haus, wo Er tätig war,
voll mit Menschen, so dass selbst
an der Tür kein Raum mehr war (Kap. 2,2). So beansprucht war
der Herr in seinem Dienst und so
ausgefüllt waren die Tage seines
Dienstes!

Thema

Damit sind wir bei dem Thema die
ses Evangeliums: Markus beschreibt
Jesus als den vollkommenen Diener
und Knecht Gottes. Bei keinem an deren Evangelisten finden wir eine
so lebendige und detailreiche Be schreibung seines Dienstes.
Dabei dürfen wir nicht vergessen, dass
Markus dieselbe Person schildert, die Johannes als das ewige Wort vorstellt, das im Anfang bei Gott war, ewig exis tent und der Ursprung jeder Kreatur;
es ist der, der über allen ist, der als Einziger aus dem Himmel herabge
stiegen war und das bezeugen konn
te, was Er im Himmel bei seinem Va ter gesehen und gehört hatte. Das ist
die Person, die Markus als den Knecht
Gottes vorstellt, der nach seinen eige nen Worten nicht gekommen war, um
bedient zu werden, sondern um zu
dienen und sein Leben zu geben als Lösegeld für viele. Dieser Vers aus Ka
pitel 10,45 ist einer der Schlüsselverse des Markus-Evangeliums.

Denn auch der Sohn des Menschen ist nicht ge
kommen, um bedient zu
werden, sondern um zu
dienen und sein Leben zu geben als Lösegeld für
viele.
Markus 10,45




Vor diesem Hintergrund verste
hen wir auch, dass Markus kein
Geschlechtsverzeichnis in seinem
Evangelium erwähnt. Denn bei ei
nem Knecht oder Diener interessiert
nicht die Herkunft, sondern viel
mehr, wie er seinen Auftrag, seinen
Dienst, ausübt.

Im Alten Testament angekündigt

Dass der Herr Jesus nicht nur als Messias und König Israels kom
men würde, sondern auch als Got
tes Knecht, wird schon im Alten Tes tament angekündigt: „Siehe, mein
Knecht, den ich stütze, mein Auser
wählter, an dem meine Seele Wohl
gefallen hat" (Jes 42,1), Ebenso in Jesaja 52,13: „Siehe, mein Knecht wird einsichtig handeln". In Sacharja 3,8 kündigt Gott an: „Siehe, ich will meinen Knecht, Spross genannt,
kommen lassen,"
Und dieser Knecht ist gekommen, es
war Jesus von Nazareth, den Gott mit
Heiligem Geist und Kraft gesalbt hat, der umherging, wohltuend und alle
heilend, die von dem Teufel überwäl tigt waren (vgl. Apg 10,38), Als Knecht und Diener Gottes begegnete Er den Menschen in Ihren Notlagen, Er be freite sie von den Folgen und Auswir kungen der Sünde und brachte ihnen göttlichen Segen: Er heilte Kranke, reinigte Aussätzige, trieb Dämonen
aus, speiste Hungernde, erweckte
Tote zum Leben.

Nicht die eigene Ehre

Im Unterschied zum Matthäus-Evan
gelium geht es in diesem Evangeli
um bei den Wundern, die der Herr
vollbringt, nicht so sehr darum, dass
seine Person verherrlicht wird, Mat
thäus stellt die Wunder als Zeichen
dar, durch die sich Jesus von Naza
reth als der verheißene Messias zu
erkennen gab (vgl. Mt 8,17). Markus stellt in seinem Evangelium beson ders heraus, wie demütig Gottes
Knecht war. Es wird eindrucksvoll
hervorgehoben, wie der Herr Je
sus als der wahre Knecht alles daran
setzt, damit die Aufmerksamkeit der
Menschen nicht auf Ihn selbst ge
lenkt wird. An verschiedenen Stellen
erwähnt der Evangelist, dass sich der
Herr (in die Stille) zurückzieht, dass
Er ausweicht und nicht den Beifall
der Menschen suchte, dass Er nicht
wollte, dass seine Taten bekannt wurden, und wie Er eindringlich ge
bietet, dass niemand etwas von sei nem Wunder erfahren sollte (Kap.
1,34.38,43.44; 3,7,12; 5,43; 8,30;
9,9), Das ist auch für uns als Knechte Gottes beispielhaft.


Der Knecht, ein Prophet


Die Wunder, die der Herr Jesus wirk
te, waren auch nicht der Haupt
zweck seines Kommens und sei
nes Dienstes. Gottes Knecht war in erster Linie gekommen, um zu pre
digen, um Gottes Wort zu verkün




digen denn dazu bin ich ausge gangen" (Kap. 1,38). So finden wir Ihn auch in Kapernaum: Er redete zu ihnen das Wort (Kap. 2,2). Die große
Aufgabe des treuen Dieners Gottes
war nicht in erster Linie die Befrei ung der Menschen von den äußeren
Auswirkungen der Sünde, sondern die Verkündigung von Gottes Wort.
Der Knecht des Herrn, der wahre
Diener, der dem Volk die Segnun gen Gottes brachte, war gleichzeitig der Prophet, den Mose angekündigt hatte, der in göttlicher Vollmacht
Worte Gottes redete und den Men schen eine Botschaft zu bringen hatte, eine gute Botschaft, das Evan gelium (vgl. Kap 1,14). Als Prophet hatte der Herr die Aufgabe, das Volk zu Gott zurückzubringen, ihm sei
ne Sünden bewusst zu machen, da
mit es sie bekennt und sich zu Gott
bekehrt. Sehr trefflich illustriert der
Herr seinen eigenen Dienst in dem

Nachdem aber
Johannes überliefert
worden war, kam Jesus nach Galiläa, predigte das Evangelium des
Reiches Gottes und sprach: Die Zeit ist erfüllt,
und das Reich Gottes
ist nahe gekommen. Tut Buße und glaubt an das Evangelium.
Markus 1,14.15

Gleichnis vom Sämann, der den Sa
men ausstreut, indem er das Wort
sät (Kap. 4).


Gottes Knecht musste leiden


Ein weiteres Merkmal des Mar
kus-Evangeliums ist die Weise, wie die Leiden des Herrn Jesus ange kündigt werden. Obwohl es das kür zeste der drei synoptischen Evan gelien ist, finden wir doch in diesem Evangelium die ausführlichsten An kündigungen seiner Leiden. Vier mal belehrte der Herr seine Jünger im Vorfeld sehr eingehend darüber,
was Ihm begegnen würde - dass Er den Hohenpriestern und Schrift gelehrten überliefert werden wür de, dass Er verspottet und ange spien und gegeißelt und schließlich getötet werden würde (Kap. 8,31;
9,12.31; 10,33.34).
Leiden - das war ein besonderes
Thema, das den heiligen Knecht
Gottes betraf. So hatte es Gott
durch den Mund der Propheten an gekündigt (vgl. Apg 3,18). Die pro phetischen Aussagen in Jesaja 53 sind dafür ein Paradebeispiel. Dabei
waren es nicht nur Leiden, die der
Herr von Seiten der Menschen er
dulden musste, sondern der Höhe
punkt seines Dienstes auf der Erde
bestand darin, dass der Knecht Got
tes sein Leben als Lösegeld für vie
le geben musste. Das ist der zwei te Aspekt seines Dienstes, den Er
26 © Bibelauslegung
hier auf der Erde erfüllen sollte (vgl.
Kap. 10,45). Es ist sehr bemerkens wert, dass am Anfang dieses Evan geliums (Kap. 1) ein ganzer Tag sei nes Dienstes geschildert wird, von frühmorgens bis zum Abend. Und im 15. Kapitel wird wieder ein gan zer Tag seines Dienstes beschrie ben. Allerdings steht dieser Tag in Verbindung mit dem zweiten As pekt seines Kommens, mit der Tat
sache, dass Gottes Knecht leiden
und sein Leben geben musste als Lösegeld. Gottes Knecht musste als das wahre Sündopfer sterben. Das ist der Aspekt seiner sühnenden Leiden, seines Werkes von Golga tha, der in diesem Evangelium im Vordergrund steht. Beim Vergleich der Evangelien fällt auf, dass nur die
ersten drei die Stunden der Finster
nis am Kreuz erwähnen und dass
nur Matthäus und Markus von dem
Verlassensein von Gott berichten
und von dem Schrei, den wir mit
den sühnenden Leiden in Verbin
dung bringen müssen: „Mein Gott,
mein Gott, warum hast du mich
verlassen?" (V. 34).


Der Knecht ist der Herr

Wie bereits erwähnt, werden im Markus-Evangelium nur sehr weni ge Zitate aus dem Alten Testament
angeführt, um zu beweisen, wer
die Person ist, die in diesem Evan
gelium beschrieben wird. Eine Aus
nahme bilden die ersten Verse. Dort
zeigt uns der Heilige Geist, wer die
Person ist, die als Knecht und Pro
phet Gottes gekommen ist, um hier
in größter Demut und Bescheiden
heit ihren Dienst zu erfüllen: Es ist
Gott selbst, es ist der Herr (Jahwe)
des Alten Testaments. In Maleachi 3 spricht Gott, der Herr davon, dass
Er einen Boten vor sich her senden
würde. Der Geist Gottes inspiriert
Markus, dieses Zitat etwas umzu
formulieren: In Markus 1,2 spricht
Gott davon, dass Er seinen Boten vor „deinem Angesicht" her sendet. Damit wird bestätigt: Gottes Knecht
ist der Herr selbst. Das macht auch
das Zitat aus Jesaja 40,3 in Markus I,3 deutlich. Der, der in größter De
mut auf der Erde ist, ist die Person
von größter Würde. Es tritt der auf,
der einen Vorläufer, einen Boten vo
rausschickt, damit er den Weg vor
Ihm her bereite. Die Person, die als
Knecht in Bescheidenheit auf der
Erde diente, war so erhaben, dass
selbst der größte Prophet (vgl. Mt II,11; Lk 7,28) seine Unwürdigkeit
ausdrücken musste, ihm einen Skla
vendienst zu erweisen. Sogar in der demütigsten Haltung (gebückt) sei er unwürdig. Ihm den Riemen seiner Sandale zu lösen (vgl. Kap. 1,7).
Wie bereits erwähnt, werden im Markus-Evangelium nur sehr weni ge Zitate aus dem Alten Testament
angeführt, um zu beweisen, wer
die Person ist, die in diesem Evan
gelium beschrieben wird. Eine Aus
nahme bilden die ersten Verse. Dort

Göttliche Vollmacht

Auch im Verlauf des Evangeliums wird die Größe und göttliche Erha
benheit dessen, der sich in den Stand
eines Knechtes erniedrigt hat, immer



wieder sichtbar. Bereits bei seinem
ersten Auftreten wurde deutlich,
dass Er in göttlicher Vollmacht und
Autorität redete und handelte. Mit
Vollmacht verkündigte Er das Wort; mit Vollmacht gebot Er den unrei
nen Geistern. Und wenn es um die
Erwählung der Apostel geht, dann handelte Er in eigener Vollmacht.
Das sehen wir besonders in diesem Evangelium: Er rief die herzu, welche
Er selbst wollte (Mk 3,13}.
Bemerkenswert ist in diesem Zu
sammenhang auch der Schluss die ses Evangeliums. Wir lesen, dass
sich der Herr Jesus nach seiner
Himmelfahrt zur Rechten Gottes
gesetzt hat. Matthäus und Johan
nes beschreiben seine Himmel
fahrt nicht. !n Lukas wird sie zwar
erwähnt, aber nur Markus berichtet,
dass der Herr sich zur Rechten Got
tes gesetzt hat. Gerade das Evange
lium, das den Herrn in der allerniedrigsten Stellung beschreibt, beginnt
damit, auf seine Gottheit hinzuwei
sen, und es endet damit, dass er
den höchsten Platz einnimmt. Nicht
nur hat Gott seinen Knecht Jesus verherrlicht (vgl. Apg 3,13), sondern Er selbst hat sich in eigener göttli
cher Souveränität zur Rechten Got
tes gesetzt (Mk 16,19}.


Der Herr nun wurde,
nachdem er mit ihnen geredet hatte, in den Himmel aufgenommen
und setzte sich zur
Rechten Gottes.
Markus 16,19


wird einsichtig handeln; er wird er
hoben und erhöht werden und sehr
hoch sein" (V. 13) - ein Hinweis auf
seine Auferstehung, sein Aufsteigen
in den Himmel und seine Verherrli
chung zur Rechten Gottes.

Ziel des Evangeliums

Zum Schluss wollen wir uns noch mit
dem Ziel dieses Evangeliums und mit
den Auswirkungen des Dienstes und
Werkes des Herrn Jesus beschäf tigen. Denn jedes Evangelium stellt
nicht nur die Person des Herrn Jesus
unter einem bestimmten Blickwin
kel vor, sondern zeigt zugleich auch unterschiedliche Auswirkungen und Ergebnisse seines Kommens, sei
nes Dienstes und seines Werkes am
Kreuz.
Auch dies steht übrigens im Ein klang mit den prophetischen Vor aussagen über den Knecht Gottes. In Jesaja 52 spricht Gott selbst über
diesen Knecht: „Siehe, mein Knecht
Markus zeigt zum einen, dass der Knecht Gottes den Menschen ge dient hat, indem Er ihnen den Segen
Gottes brachte und sie von den Aus wirkungen der Sünde befreite. Als

 

Prophet Gottes hat Er die Botschaft
Gottes, das Evangelium, verkündigt und die Menschen gelehrt. Darüber
hinaus beruft Er selbst solche, die Er zu seinen Nachfolgern bestimmt
und für einen Dienst zubereitet.
Schon ganz am Anfang seines Evan geliums, bevor Er seinen eigenen Dienst beginnt, beruft der Herr Jün ger, die Er zu Menschenfischern ma chen v/ill. In Verbindung mit der Er wählung der zwölf Jünger erwähnt
nur Markus, dass Er sie bestellte, da
mit sie bei Ihm seien und damit Er sie
aussende zu predigen und Gewalt
zu haben, die Dämonen auszutrei ben (Kap. 3,14.15). Der wahre Die
ner und Knecht Gottes beruft selbst
Diener, die von Ihm lernen und mit
in seine Arbeit eintreten.
Am Ende des Evangeliums, nachdem
der Herr Jesus seinen Dienst auf der
Erde beendet und sein Leben als Lö
segeld gegeben hat, erneuert Er den Auftrag an seine Jünger, die von nun
an Botschafter sein sollten an seiner
statt; „Geht hin in die ganze Welt und predigt der ganzen Schöpfung das Evangelium" (Mt 16,15). Weil Gottes
Knecht auf der Erde seinen Dienst er füllt hat, weil Er das Sündopfer gestellt und sein Leben gegeben hat als Lö
segeld für viele, kann jetzt der ganzen Schöpfung das Evangelium der Gna de verkündigt werden. Dafür möchte
der Herr seine Diener benutzen.
Der letzte Vers dieses Evangeliums
zeigt, wie der Herr vom Himmel her
mitwirkt und seine Diener unter
stützt, indem Er ihr Wort bestätigt.
Dieses Bewusstsein darf auch uns
Ansporn sein, als Diener für unseren Herrn tätig zu sein, indem wir dem Beispiel folgen, das Er uns als Gottes
Knecht hinterlassen hat, und die fol
genden Merkmale in unserem Leben zeigen;
- Uns Ihm unermüdlich zur Ver fügung stellen im Dienst an den
Seinen und den Menschen im All
gemeinen, indem wir nicht die ei
genen Bedürfnisse voranstellen.
- In Demut und Bescheidenheit un
sere Aufgaben erfüllen, indem wir nicht die eigene Ehre suchen.
- Reden und Handeln in göttlicher Vollmacht, denn „wenn Jemand
redet, so rede er als Aussprüche Gottes; wenn Jemand dient, so
sei es als aus der Kraft, die Gott
darreicht ..." (1. Pet 4,11).
Dazu brauchen wir immer wieder
den „öden Ort", wo wir die Gemein
schaft mit Ihm pflegen und von Ihm,
unserem Herrn und Meister, lernen
können.
Christian Mohncke