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 Zum Römerbrief

 

I. Befestigung im Evangelium Römer l-5

Paulus schreibt an die Römer in Kap. 1, 11, daß ihn sehr danach verlangte, sie zu sehen und ihnen einige Gnadengaben mitzuteilen, um sie zu [i]befestigen, [/i]und der große Gedanke des Römerbriefes ist, die Gläubigen in dem besonderen Evangelium, das Paulus verkündigt hat, zu [i]befestigen, [/i]denn es heißt in Röm. 16, .25. 27: „Dem aber, der euch zu [i]befestigen [/i]vermag nach [i]meinem [/i]Evan­gelium und der Predigt von Jesu Christo . . . dem allein weisen Gott, ihm sei die Herrlichkeit in Ewigkeit! Amen." Am Ende des Briefes, dessen Zweck die Befestigung der Gläubigen in dem Evangelium des Paulus ist, werden wir also darauf hingewiesen, daß nur der allein weise Gott dies zu tun vermag. Möchten wir uns deshalb beim Lesen und Nachsinnen über die Gedanken desselben nicht auf unsere Weisheit und Fähigkeiten stützen, sondern uns viel im Gebet an den allein weisen Gott wenden, damit Er uns in dem Evangelium, das Paulus predigte, befestige!

[i]1. Das Evangelium [/i](Röm. 1,1-15).

In den einleitenden Versen des Römerbriefes legt Pau­lus den besonderen Charakter seines Evangeliums klar. Er verkündigte das Evangelium Gottes (V. 1) über Seinen Sohn (V. 3), der als Sohn Gottes in Kraft dem Geiste der Heiligkeit nach durch Totenauferstehung erwiesen worden war (V. 4). Paulus, der Knecht Jesu Christi und der be­rufene Apostel, war für dieses Evangelium [i]abgesondert [/i]worden (V. 1) und verkündigte es somit auf eine heilige, abgesonderte Weise. Er benutzte dabei keine menschlichen Verfahren und  Kunstgriffe, denn Gottes frohe Botschaft über Seinen Sohn bedarf keiner menschlichen Beimischung.  Das Evangelium kommt von Gott, es geht aus Seinem Herzen hervor und handelt von Seinem Sohne den [i]Gott [/i]gesandt hat, um die Menschen auf eine heilige Weise von allem zu befreien, was infolge der Sünde auf ihnen lastet. Der Sohn Gottes ist durch Totenauferstehung in Kraft erwiesen, denn Er kann die Menschen dem mora­lischen Tode, wie auch dem wirklichen Tode entreißen" in „Totenauferstehung" ist „Toten" Mehrzahl und bezieht sich deshalb nicht nur auf die Auferstehung Christi son­dern auch auf die Auferstehung toter Menschen. Der Sohn [i]Gottes [/i]vermag Sünder, die in ihren Vergehungen tot sind in den Genuß der Liebe Gottes, die Er offenbart, lebendig zu machen, wofür jeder Gläubige ein Beweis ist.  Weil der Sohn Gottes Tote auferwecken kann, vermag Er auch alles andere zu tun. Er ist imstande, die Menschen von der schrecklichen Macht der Sünde, worunter sie stehen, zu befreien und sie dahin zu bringen, daß sie dem Wohl­gefallen Gottes gemäß leben. Der Sohn Gottes kann allen unseren Bedürfnissen als Sünder und als Gläubige ab­helfen, und Er bringt alles „dem Geist der Heiligkeit nach" für Gott zustande.   Das Evangelium des Paulus weist auf die Größe und Auferstehungskraft des Sohnes Gottes hin und ist die Grundlage und der Ausgangspunkt für alle unsere Segnungen.

Paulus hatte „Gnade und Apostelamt" vom Herrn emp­fangen, um das Evangelium unter allen Nationen zu pre­digen (V. 5).  Wenn er auch für das Evangelium Gottes über Seinen Sohn von den Menschen und ihren Verfahren abgesondert war, so fühlte er sich doch allen Menschen gegenüber als Schuldner (V. 14). Er fühlte sich verpflich­tet, allen Menschen von der Hilfe und der Macht des Sohnes Gottes zu erzählen.   Er war sogar bereit, auch den Christen in Röm das Evangelium, das ihm anver­traut worden war, zu verkündigen (V. 15).   Wenn wir dem Evangelium von der Kraft des Sohnes Gottes ge­glaubt haben, sind auch wir verpflichtet, unserem Masse entspr[u]echend[/u] den Menschen das, was wir von Gott wissen,

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zu verkündigen, denn die Menschen haben Anspruch darauf, mit der Kraft des Sohnes Gottes bekanntgemacht zu werden.  Es ist erstaunlich, wie wenig die Menschen, die christlich erzogen sind, von Christo, dem Sohne Gottes, und von dem glückseligen Gott wissen, der Sich Seinem in Sünde gefallenen Geschöpfe  als  ein Heiland-Gott dar­stellt.  Wenn Paulus in Röm. 15, 20 wünschte, nicht auf eines  anderen   Grund zu  bauen, also  nur  solchen  das Evangelium zu verkündigen, in deren Herzen noch kein anderer den Grund, Jesum Christum, gelegt hatte, so kann uns das nicht davon abhalten, das Evangelium zu ver­kündigen, denn viele Menschen um uns her haben trotz aller   äußerlichen   Verchristlichung keine   Grundlage  in sich und sind deshalb noch unbearbeiteter Baustoff.  Die meisten Menschen sind in Unkenntnis über Gott und Sein Evangelium, das Paulus verkündigt hat.

Doch Paulus verkündigte nicht nur allen Menschen das Evangelium, sondern er diente auch Gott in seinem Geiste in dem Evangelium Seines Sohnes (V. 9). Der Dienst im Geist des Apostels fand seinen Ausdruck im Gebet: Paulus übte seinen evangelistischen Dienst auf eine gebetsvolle, priesterliche Weise aus. In Röm. 15, 16 schreibt er, daß er [i]priesterlich [/i]an dem Evangelium Gottes diente, auf daß das Opfer der Nationen angenehm werde, geheiligt durch den Heiligen Geist. Paulus diente Gott in seinem Geiste als Priester, indem er daran dachte, was für Gott aus dem Evangelium hervorgehen sollte, nämlich eine Schar von Gläubigen, die durch den Heiligen Geist geheiligt, einmütig mit [i]einem [/i]Munde Gott ver­herrlichen möchte und auf diese Weise Gott für Seinen Dienst angenehm sein sollte. Er dachte an die Ergebnisse für Gott aus dem Evangelium, und auch wir sollten auf diese Weise Gott dienen, indem wir für das Evangelium beten.

2. [i]Der Glaube [/i](Röm. 1,16.17).

Der Mensch muß der frohen Botschaft Glauben schenken wenn er von Gott gesegnet werden will.  Die herr-

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liche Person des Sohnes Gottes, die alles vermag, muss     der Gegenstand seines Glaubens werden.  Paulus ver­kündig das Evangelium  [i]„zum Glaubensgehorsam- [/i]unter allen Nationen (V. 5).
   Durch den Sündenfall ist das Band das zwischen Gott und dem Menschen, Seinem Geschöpfe bestand, in moralischem Sinne zerrissen worden. Doch Gott knüpft jetzt ein neues Band mit dem Menschen an denn Er bringt ihn durch den Glauben an Seinen Sohn Jesum Christum wieder in Beziehung zu Sich Selbst. Gott wahrt dabei jedoch durch Seinen Sohn Seine Oberhoheit; Er offenbart Sich in Christo als Heiland-Gott, doch Er bleibt immer noch Gott und ist berechtigt zu gebieten, und es ist am Menschen, Seinem Geschöpf, zu gehorchen. Es heißt in Röm. 16, 25. 26, daß das Evangelium des Paulus „nach dem Befehl des ewigen Gottes zum [i]Glaubensgehorsam" [/i]ist. Gott befiehlt dem Menschen, sich im Glauben an Seinen Sohn zu wenden, und wenn das Evan­gelium eines Menschen Herz erreicht und er diesem Be­fehle Gottes gehorcht, kommt es ihm als das denkbar Köstlichste* vor,   Gott  gehorsam   zu   sein,   denn   der [i]Glaubensgehorsam[/i], der alle unsere eigenen Werke und Verdienste ausschließt, sichert uns jede Segnung.

Wenn wir Gott gehorchen und im Glauben Zuflucht zu Seinem Sohne nehmen, werden wir von Gott geliebt. Deshalb werden wir in Röm. 1, 7 „Geliebte Gottes" ge­nannt. Der Herr zeigt im Gleichnis vom verlorenen Sohn (Luk. 15), wie Gott, der Vater, uns entgegenläuft und uns mit Küssen der Liebe bedeckt. Jeder, der sich im Glauben an den Herrn Jesum gewandt hat, hat auf diese Weise erfahren, daß er ein „Geliebter Gottes" ist. [i]Im [/i]Gegensatz dazu werden die Gottlosen in Röm. 1, 30, die dem Evangelium nicht gehorchen, „Gottverhaßte" genannt, denn ihr Leben ist Gott zum Abscheu. Der Glaube an den Herrn Jesus macht also aus „Gottverhassten“ Geliebte Gottes. Wie kostbar für uns  , in dem Bewusstsein stehen zu dürfen dass Gott uns liebt weil  wir an Christum glauben

Das Evangelium dient weiter noch jedem Glaubenden zur Rettung oder zum Heil; es ist Gottes Kraft zum Heil jedem Glaubenden (V. 16).  Weil der Mensch durch die Sünde unter die Macht des Feindes geraten ist, muß er davon errettet werden, und das Evangelium ist Gottes Kraft  zur  Rettung  jedem   Glaubenden^ Dann   ist   der Mensch infolge der Sünde ins Verderben, in einen unge­sunden  Zustand  gekommen,   und  Gott gewährt  jedem Glaubenden durch das Evangelium Heilung und Gesun­dung davon. Das zeigt, daß wir das Evangelium auch noch hören müssen, wenn wir schon gläubig sind, denn wir müssen von der Macht Satans errettet werden, solange wir hienieden sind, und das Evangelium ist Gottes Kraft zur Rettung jedem Glaubenden*

Dann wird noch im Evangelium die Gerechtigkeit Got­tes geoffenbart aus Glauben zu Glauben, wie geschrieben steht: „Der Gerechte wird aus Glauben leben" (V. 17). Gott ist gerecht, denn Er bestraft die Gottlosen, und Sein Zorn wird vom Himmel her geoffenbart über alle Gott­losigkeit und Ungerechtigkeit der Menschen (V. 18). Gott ist gerecht, indem Er den Menschen das, was er sät, ern­ten läßt; und Er ist gerecht, indem Er bei den Gläubigen das anerkennt, was Ihm wohlgefällt, und sie für das be­lohnt, was sie von den Gottlosen leiden. Weil Gott gerecht ist, kann er den schuldigen Sünder, der an den Herrn Jesum glaubt, nicht einfach aus Barmherzigkeit frei­sprechen, sondern Er kann das nur auf einer gerechten Grundlage tun, und diese Grundlage gibt Ihm der Tod oder das Blut Christi (Röm. 3, 25). Christus hat am Kreuze unsere Sünden getragen, und Gott offenbart gegenwärtig Seine Gerechtigkeit nicht darin, daß Er uns die Schuld zurechnet, sondern uns auf Grund des Todes Christi davon freispricht oder rechtfertigt. Diese geoffenbarte Gerechtigkeit Gottes ist uns nur auf Grund des Glaubens zugänglich, sie ist „aus Glauben zu Glauben", und der Gerechtfertigte lebt aus Glauben. „Der Gerechte wird aus Glauben leben", indem er beständig die Ge­rechtigkeit Gottes im Tode Christi, also die Art, wie Gott am Kreuze gegen die Sünde vorgegangen ist, vor Augen

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hat, und das hält ihn im Selbstgericht und m dem be-
ständigen Bewußtsein, auf welchem Boden er vor Gott
steht und lebt.   Es ist wahre Glückseligkeit, in dieser Weise als ein Gerechtfertigter [i]aus Glauben [/i]zu leben.
 

3 [i]Buße [/i](Röm. 2).

1 Paulus geht von Röm. 3, 21 ab weiter auf die Ge­rechtigkeit Gottes, die durch den Glauben an Jesum Christum ist, ein. Doch in Röm. 1. 18-3, 20 wird ge­zeigt, daß alle Menschen Sünder und dem Gerichte Gottes verfallen sind und deswegen [i]Buße [/i]tun müssen, wenn sie sich im Glauben an Christum wenden. Buße ist eine [i]Sinnesänderung, [/i]die die Erkenntnis der Güte Gottes in uns hervorruft, so daß wir das Böse, das wir getan haben, und uns selbst richten. Die Güte Gottes leitet uns zur Buße (Röm. 2. 4). Gott übt auf Grund des Todes Christi Güte, Geduld und Langmut mit dem Menschen. Doch Er erwartet, daß er vor Ihm den Boden der Buße einnimmt. Wer sich aber hartnäckig weigert, Buße zu tun und den Reichtum der Güte Gottes verachtet, kommt unter den Zorn und das Gericht Gottes (Röm. 2, 5).

In Röm. 1, 18-32 wird das tiefe Verderben, worin die gottlosen Menschen leben, geschildert. Obschon sie Gott kennen und Ihn in der Schöpfung wahrnehmen (V. 19. 20), haben sie Ihm weder Verehrung noch Dank dargebracht (V. 21). Sie verfielen in die Torheiten des Heidentums, weil sie die Dankbarkeit gegen Gott, den gütigen Schöpfer, aufgaben. Deshalb hat Gott sie dahin -gegeben in schändliche Lüste (V. 26. 27) und in einen verworfenen Sinn (V. 28). Sie tun also nicht nur diese Schlechtigkeiten, sondern sie sinnen auch beständig dar­auf. Obschon sie Gottes gerechtes Urteil kennen, daß die­jenigen, die solche schrecklichen Dinge verüben, des Todes würdig sind, tun sie nicht nur all das Böse, sondern sie finden auch noch Wohlgefallen an denen, die solches tun (V. 32)  Solche Gottlosigkeit findet sich nicht nur bei den Heiden, sondern auch bei Namenchristen, die in

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Zügellosigkeit und offenbaren Lastern leben. Der Zorn Gottes wird vom Himmel her über all diese Gottlosigkeit geoffenbart werden (V. 18). Deswegen sollten solche Menschen Buße tun, zu Christo eilen und ihr Leben än­dern.

In Röm. 2, 1-16 wird eine andere Klasse von Men­schen geschildert, die nicht in offenbaren, sondern in heimlichen oder verborgenen Sünden leben. Es fehlt ihnen nicht an Licht, das Böse bei anderen zu richten. Doch Gott sagt: „Deshalb bist du nicht zu entschuldigen, o Mensch, jeder, der da richtet; denn worin du den anderen richtest, verdammst du dich selbst; denn du, der du rich­test, tust dasselbe" (V. 1). Gott lenkt also das Auge un­seres Gewissens auf uns selbst und zerstört den Schein unserer eigenen Gerechtigkeit, der dem Richten über an­dere zugrunde liegt; Er sagt: „Du tust dasselbe." Wenn ein solcher Mensch das aus Mangel an Selbsterkenntnis ableugnet, dann sagt ihm Paulus, daß Gott [i]das Ver­borgene [/i]der Menschen nach [i]seinem [/i]Evangelium durch Jesum Christum richten wird (V. 16). Jemand mag also nach außen hin unbescholten sein, doch Gott sieht all das Böse, das er im Verborgenen tut und das nicht ans Licht kommt, und an jenem Tage des Gerichts wird Er ihn deswegen richten. Er sollte sich also durch die Güte Got­tes zur Buße leiten lassen (V. 4) und nicht in seiner Selbstgerechtigkeit verharren.

In Röm. 2,  17-3, 20 wird noch  eine dritte Klasse von Menschen beschrieben, nämlich die Juden, die reli­giösen Menschen, denen „die Aussprüche Gottes anver­traut" waren (Röm. 3, 2), wie die Christenheit heute die Bibel hat. Sie rühmten sich Gottes, der Wahrheit und all des Lichtes, das sie erlangt hatten, verharrten aber auf bösen Wegen, die Gott mißfielen. Der Jude getraute sich, andere über das Gesetz zu belehren, doch er lehrte sich selbst nicht; er lebte das, was er lehrte, anderen nicht vor (Röm. 2, 21); und mit der Christenheit ist es heute ebenso. Wir können uns viel Erkenntnis aneignen, ohne ihr im geringsten zu entsprechen.  Doch Gott tut auch dem reli-

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giösen Menschen die Tür der Buße auf. In Röm. 2, 29,
[i]ist [/i]von der inneren Beschneidung des Herzens, im Geiste, die Rede. Das ist Selbstgericht, das bei uns einen unter-
würfigen Geist erzeugt. Ein zerbrochenes und zerschlage­nes Herz ist Gott wohlgefällig (Ps. 51,17). In einem sol­chen Zustande verunehren wir nicht den Namen Gottes, und wenn einer, der Belehrungen bringt, sich selbst rich­tet, dann ruft er keine Schwierigkeiten, sondern Unter­würfigkeit unter Gott in anderen hervor.

Ob also die Menschen
gottlos (Röm. 1),
moralisch (Röm. 2)
oder religiös (Röm. 3) sind, das Urteil dessen,
der die Herzen erforscht, lautet: „Denn es ist kein Unter­
schied, denn [i]alle [/i]haben gesündigt und erreichen nicht die
Herrlichkeit Gottes" (Röm. 3, 23). Die Schriftstellen, die
Paulus in Röm. 3, 10-18 den Juden und Christen aus ihrer eigenen Bibel anführt, nämlich aus dem Alten Testa­
mente, beweisen deutlich, daß der Mensch mit allen seinen Gliedern der Sünde dient. Damit ist jeder Mund ver­
stopft, auch der anmaßende Mund der Religion, und die ganze Welt ist dem Gerichte Gottes verfallen
(V. 19). Die
einzige Möglichkeit, diesem Gerichte zu entrinnen, ist, an Christum zu glauben und als ein von Gott durchforschter
Sünder Buße zu tun.                                                             

[i]                4. Die Gnade Gottes [/i](Röm. 3, 21-31).

Wenn wir uns in unserer Sündennot bußfertig im Glau­ben an den Herrn Jesus wenden, fühlen wir uns nicht von Ihm abgestoßen, sondern mächtig zu Ihm hingezogen, weil Er uns die vergebende Gnade Gottes offenbart. Als Er hienieden war, zog Er die Elenden und Mühseligen, die ihrer Sünden wegen vor Gott bekümmert waren, zu Sich hm, und dasselbe ist heute immer noch der Fall, wo der Herr Jesus im Himmel droben verherrlicht ist. Alles, was Er tat und sprach erweckte Glauben an Ihn. Am Kreuze nahm Er dann in Seiner Gnade den Platz des Sünders im Gerichte Gottes ein und schmeckte alles, was der Sünder mit Recht verdient hatte. Er offenbarte am Kreuze die
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Gerechtigkeit Gottes in vollkommener Gnade, denn wir sehen dort, wie Gott Sich in Christo als Gott der Gnade unter Aufrechthaltung Seiner Gerechtigkeit dem sündigen Menschen geoffenbart hat.

Es steht allen Menschen frei, an Jesum Christum zu glauben und alle, die es tun, werden umsonst gerecht­fertigt durch Seine Gnade, durch die Erlösung, die in Christo Jesu ist (V. 24). Wie bereitwillig rechtfertigt Gott doch den Menschen, der im Glauben bußfertig zum Herrn Jesu kommt! Er hat Wohlgefallen daran, den Gläubigen auf der gerechten Grundlage des Werkes Christi von aller Schuld freizusprechen. Seelen, die durch Stellen wie Joh. 3, 16 oder Joh. 5, 24 Segen bekommen haben, müssen die Gerechtigkeit Gottes in Röm. 3 kennenlernen, um eine feste Grundlage des Friedens zu besitzen, denn die Liebe Gottes zieht das Herz eines Sünders wohl an, doch der Glaube muß sich auf das Werk Christi am Kreuze, auf die darin geoffenbarte Gerechtigkeit Gottes als Grundlage stützen. Die Rechtfertigung des Gläubigen geschieht auf Grund der Erlösung, die in Christo Jesu ist. Gott gibt uns einen völligen Schuldenerlaß.  Er hat von Seinem Er­löserrecht Gebrauch gemacht und Seinen Sohn gesandt, dem Er aus Gnaden das Gericht der Sünde und die Strafe des Todes, die wir verdient hatten, am Kreuze auferlegt hat. Gott hat Ihn nun dargestellt zu einem Sühnmittel durch den Glauben an Sein Blut, um Seine Gerechtigkeit zu erweisen (V. 25). In Christo als Sühnmittel kommt die herrliche Gesinnung, worin Gott Sich dem sündigen Menschen darstellt, zum Ausdruck.   Das Blut auf dem Sühnmittel redet von der Kraft des Todes Christi; es ist allen Anforderungen Gottes der Sünde gegenüber derart gerecht geworden, daß Seine Gnade allen Menschen ver­kündigt werden kann.   Gott allein kennt den Wert des Blutes Christi, und Er stellt Christum als Sühnmittel in dem Wert dieses Blutes dar. Das Segenslicht über den Erlöser-Gott  und   Christum,   den Sühnmittel,  gelangt „durch den Glauben an sein Blut"  in  unsere Herzen. Wie herrlich ist doch Gott in Seiner Gnade! Was könnte

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den Ausdruck Seiner Gnade noch mächtiger und ergreifender gestalten! Wer dadurch nicht berührt und in

Buße geführt wird, kann nicht erlöst werden und muß deshalb die Ewigkeit im Feuersee zubringen.

Weil Christus Sich vorgenommen hatte, Mensch zu wer­den und am Kreuze für die Sünden der Gläubigen zu ster­ben, ging Gott im Alten Testament mit Nachsicht über die Sünden der Gläubigen hinweg (V. 25). In der Jetzt­zeit aber, wo Gott Christum als Sühnmittel dargestellt hat, erweist Er Seine Gerechtigkeit darin, daß Er den rechtfertigt, der des Glaubens an Jesum ist (V. 26). Weil Gott uns auf Grund des Blutes Christi rechtfertigt, ist unser Verdienst und Ruhm völlig davon ausgeschlossen (V. 27). Alles, was wir zu dem Erlösungswerk beige­tragen haben, ist, daß wir es durch unsere Sünden ver­anlaßt haben. Gott allein gebührt aller Ruhm. Wie köst­lich ist die Erkenntnis Seiner Gnade, die uns auf einer gerechten Grundlage rechtfertigt!

[i]5. Glaubensgerechtigkeit [/i](Röm. 4).

In Röm. 4 ist nicht wie in Röm. 3 von der Gerechtig­keit Gottes die Rede, deren Anforderungen das Blut Christi Genüge geleistet hat, sondern dort handelt es sieb um die Gerechtigkeit des Glaubens, die Gott [i]uns [/i]auf Grund des Glaubens zurechnet. Es heißt von Abraham, daß er Gott glaubte und daß es ihm zur Gerechtigkeit gerechnet wurde (V. 3), und wir erlangen diese Glaubens­gerechtigkeit nicht durch Werke, sondern durch den Glauben an Gott, der den Gottlosen rechtfertigt (V. 5). In Röm. 3 ist von dem Glauben an Jesum Christum und an Sem Blut die Rede, während es sich in Röm. 4 um den Glauben an Gott handelt. Wir werden also, wenn wir nach Röm 3 im Glauben zu Christo gekommen sind und uns im Glauben auf Sein vollbrachtes Werk stützen, durch das Evangelium des Paulus in unmittelbare Beziehung zu Gott gebracht Welch eine unermeßliche Gnade, daß Gott dem Gottlosen, der an Ihn glaubt, Glaubensgerechtigkeit

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zurechnet (V. 5). Das schließt jeden Gedanken an ein Verdienst bei dem Gerechtfertigten aus. Wunderbare Glückseligkeit hält in unseren Herzen Einzug, wovon David in Ps. 32 geschrieben hat, wenn wir die Wahrheit im Glauben erfassen, daß alle unsere Sünden vergeben sind und daß Gott uns anstatt unserer Sünden Gerechtig­keit zurechnet (V. 6-8).

Um aber in dieser Glückseligkeit erhalten zu werden, müssen wir wie Abraham die Beschneidung verwirklichen und unser Fleisch unwirksam halten. Wenn wir dann wie Abraham den. Zustand der Kraftlosigkeit und des Todes vor Gott fühlen, erfahren wir nicht nur die Überschwänglichkeit Seiner [i]Gnade, [/i]die den Gottlosen recht­fertigt, sondern auch Seine [i]Macht, [/i]die Christum aus den Toten auferweckt hat, um unsere Gerechtigkeit zu sein (V. 24). Am Kreuze wurde der Herr Jesus unserer Über­tretungen wegen dahingegeben, und damit wurde die Frage unserer Sünden völlig gelöst. Doch die Macht Got­tes hat dann eingegriffen und Christum unserer Recht­fertigung wegen auf erweckt (V. 25). Der auferweckte Christus stellt die Art Gerechtigkeit dar, die Gott uns zu­rechnet; Er ist unsere Gerechtigkeit. Welch eine Gnade! Wie freudig ergreifen wir diese Gerechtigkeit, weil wir nur Sünden haben!

6. [i]Die Segnungen des Glaubens [/i](Röm. 5,1--11).

Wenn wir uns im Glauben auf das Werk Christi am Kreuze stützen und Ihn in der Auferstehung als unsere Gerechtigkeit erblicken, dann haben wir [i]Frieden mit Gott [/i]im Blick auf unsere sündige Vergangenheit. Wir sind nicht mehr wegen unserer Sünden bekümmert, weil Chri­stus sie am Kreuze getragen hat. Wir haben keine Be­fürchtung, keine Unruhe und keine Ungewißheit mehr, sondern unsere Seele erfüllt wolkenloser Friede. Keine Frage der Schuld kann uns mehr niederdrücken. Was unsere Vergangenheit betrifft, so haben wir „Frieden mit [i] [/i]Gott durch unseren Herrn Jesum Christum". Als „Jesus,  unser Herr" (Röm. 4, 24), ist Er aus den Toten auf erweckt worden, um unsere Gerechtigkeit zu sein, und. unser Herr Jesus Christus" ist Er im Himmel erhöht und]

der Verwalter der geistlichen Segnungen, die unser Teil sind.
Wir haben aber durch unseren Herrn Jesum Christum auch [i]„Zugang zu der Gnade", [/i]worin wir stehen, und da||

ist für die Gegenwart. Wenn wir irgendeine Not fühlen, so kann unser Glaube aus der Verwaltung Christi Nutzen

ziehen und Zuflucht zu der Gnade Gottes, die uns erlöst  und gerechtfertigt hat, nehmen.
Im Blick auf die Zukunft „rühmen wir uns in der [i]Hoffnung der Herrlichkeit Gottes", [/i]Der Herr Jesus, un­ser Erlöser, ist schon in der Herrlichkeit droben und wird! auch alle Seine Erlösten sicher in die Herrlichkeit brin­gen, denn sonst wäre Er ein Erlöser ohne Erlöste. Des­halb können wir uns schon jetzt in der Hoffnung der Herrlichkeit Gottes rühmen. Wenn wir also den aufer­standenen Christus als unsere Gerechtigkeit erblicken, ist jede Frage betreffs unserer Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft gelöst.

Es heißt dann aber noch zweimal: „Nicht allein aber das, sondern . . ." Gott reicht unseren gläubigen Herzen also noch weitere Segnungen dar. Auf dem Wege zur Herrlichkeit Gottes haben wirf die Wüste zu durch­ schreiten, wo wir durch viele [i]Trübsale [/i]gehen müssen. Doch wenn wir auch von Natur davor zurückschrecken, so rühmen wir uns doch der Trübsale, weil wir wissen, daß sie zu unserem Nutzen dienen, denn „Trübsal bewirkt Aus­ harren, das Ausharren aber Erfahrung, die Erfahrung aber
Hoffnung, die Hoffnung aber beschämt nicht". Die Widerwärtigkeiten der Wüste erproben nur die Echtheit und Dauerhaftigkeit des Werkes Gottes in uns.                           

Wenn wir auch von außen Trübsal leiden müssen, so erfrischt uns aber der Heilige Geist in unseren Herzen mit der[i] Liebe Gottes, [/i]die im Tode Christi ihren Ausdruck fand und die der Geist in unsere Herzen ausgießt. In Röm.  5.5 wird zum erstenmal im Römerbrief gesagt, daß der

Heilige Geist uns gegeben ist, wenn in Rom. 4 auch schon

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vorausgesetzt wird, daß wir Ihn haben, denn in Röm. 4,11 ist von dem „Siegel der Gerechtigkeit des Glaubens" die Rede, was für Abraham die Beschneidung war, aber für uns der Geist ist. Welch eine Gnade, daß Gott uns den Geist gegeben hat! Er war nicht zufrieden damit, daß wir Seine Gerechtigkeit, Gnade und Macht kennen sollten, sondern wir sollten auch Sein Liebesherz kennen^ und der Heilige Geist gießt Seine Liebe in unsere Herzen aus.

In Vers 10 ist von der [i]Versöhnung [/i]die Rede. Wir wurden, da wir Feinde waren, mit Gott durch den Tod Seines Sohnes versöhnt. Gott hat durch den Tod Seines Sohnes nicht nur Seine Liebe erwiesen, sondern auch den Zustand der Feindschaft hinweggetan, so daß Sein Wohl­gefallen auf uns ruht. Wir waren von Natur nicht nur schuldig, sondern lebten auch in Feindschaft gegen Gott, und der Sohn Gottes starb, um uns, die wir Feinde waren, mit Gott zu versöhnen, und errettet uns jetzt durch Sein Leben von allem, was uns daran hindern könnte, zum Wohlgefallen Gottes zu sein.

In Vers 11 heißt es endlich noch, daß wir uns auch Gottes rühmen. Alles, was Gott in Christo ist, ist für uns eine Quelle der Befriedigung und Freude. Das ganze Werk der Erlösung und Rechtfertigung ist von Gott aus­gegangen. Unsere Herzen wenden sich deshalb voll Lob und Dank zu Ihm hin. Wir freuen uns über alle Seg­nungen, die Er uns durch Jesum Christum darreicht. Doch unsere größte Freude besteht darin, daß,wir einen sol­chen Gott haben, und deshalb „rühmen wir uns Gottes durch unseren Herrn Jesum Christum".

O welch ein Gott!  O, wer singt Deinen Preis! Für unsre armen Herzen ist's zu groß.
Und dennoch tuen wir's auf Dein Geheiß -
Dein Geist macht frei, von allen Fesseln los.
Die Heil`gen droben und uns, die noch hier, Füllt eines nur - Dein Lob, glücksel'ger Gott;
 Zu Dir gebracht, erlöst durch Jesu Blut,
Bist Du der Lobgesang - Du, unser Gott!

[i]7. Das Endziel der Gnade [/i](Röm. 5,12-21).

1      Unser [i]Herr [/i]Jesus Christus" ist auf der göttlichen Seite der Verwalter des Segens, den Gott für uns hat.   Doch [i]„der Mensch [/i]Jesus Christus" (V. 15) ist Haupt auf un­serer   Seite   und   wird Adam gegenübergestellt.   Adam brachte Sünde und Tod in die Welt, und alle Menschen sind in die Stellung von Sündern gesetzt worden und dem Tods verfallen. Doch Christus ist ein neues Haupt, und durch Seine Tat der Gerechtigkeit am Kreuz, wo Er das Gericht der Sünde trug und starb, können alle Menschen zur Rechtfertigung des Lebens gelangen (V. 18). Anstatt verdammt zu werden, können sie als Gerechtfertigte vor Gott leben, und zu diesem Zwecke brauchen sie nur „die Gnade Gottes und die Gabe in Gnade, die durch einen Menschen, Jesum Christum, ist (V. 15), im Glauben an­zunehmen.

Die Gläubigen sind „die Vielen", die „die Überschwänglichkeit der Gnade und der Gabe der Gerechtigkeit emp­fangen" (V. 17) und „durch den Gehorsam des Einen (d. i. Christi) in die Stellung von Gerechten gesetzt wer­den" (V. 19). Die Stellung von Gerechten einzunehmen, ist mehr als mit der Gerechtigkeit Christi, die Gott un­serem Glauben zurechnet (Röm. 4), bekleidet zu sein. Wenn ein Bettler berufen wird, sich beständig an einem königlichen Hofe aufzuhalten, so bekommt er nicht nur Hofkleidung, sondern er muß auch lernen, sich wie ein Höfling zu benehmen. Unter dem Einfluß Christi, der unsere Gerechtigkeit ist, lernen wir, die Gerechtigkeit lieben und die Gesetzlosigkeit hassen; wir hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit, die in Ihm entfaltet ist, und werden auf diese Weise in unserem Benehmen und unserem Wesen Gerechte, die „in die Stellung von Ge­rechten versetzt", den Gehorsam und die Gerechtigkeit Christi in sich wirksam haben. Doch nur die Gnade und nicht gesetzliche Anstrengung bringt das zustande.

Die Gnade versetzt uns aber nicht nur in die Stellung von Gerechten, sondern sie sucht uns auch dahin zu brin-

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[i]gen, [/i]daß wir auf demselben Schauplatz, wo wir vor unserer Bekehrung in Sünden und Ungerechtigkeiten ge­lebt haben, „im Leben herrschen durch den Einen, Jesum Christum" (V. 17). Wie dieses Ziel erreicht wird, zeigen die folgenden Kapitel (Röm. 6-8). Wenn wir sündigen oder den Regungen unseres Fleisches nachgehen oder durch die Schwierigkeiten des Wüstenpfades nieder­gedrückt sind, dann herrschen wir nicht im Leben. Gott gewährt uns in Röm. 6 Befreiung Von der Sünde von außen her und in Röm. 7 von der Macht der in uns woh­nenden Sünde, und Er macht uns in Röm. 8 den Wider­wärtigkeiten der Wüste überlegen, so daß wir „mehr als überwinder" sind. Als solche, die in der Kraft des Gei­stes allem hienieden überlegen sind, „herrschen wir im Leben" auf demselben Schauplatz, wo wir früher Gott verunehrt haben.

Das Endziel der Gnade ist aber nicht nur, daß wir in dieser Wüste im Leben herrschen, sondern daß wir auch in Zustände gebracht werden, worin wir das ewige Leben genießen können. „Die Gnade herrscht durch Gerechtig­keit [i]zu ewigem Leben [/i]durch Jesum Christum,  unseren Herrn" (V. 21). Christus ist nicht nur unsere Gerechtig­keit, sondern Er ist auch das ewige Leben (1. Joh. 5, 20). Johannes schreibt, daß das ewige Leben in Christo, dem Sohne Gottes, uns [i]gegeben [/i]ist (1. Joh. 5, 11), und Pau­lus schreibt fn Röm. 6, 23 dasselbe: „Die Gnadengabe Gottes ist ewiges Leben in Christo Jesu, unserem Herrn." Doch die Gnade Gottes ist durch den Dienst Pauli auch bemüht, uns in Zustände zu bringen, in denen wir uns dieser Gabe erfreuen können, und Paulus entfaltet diese Zustände im Kolosser- und Epheserbriefe, wo gesagt wird, daß wir mit Christo auferweckt und lebendig gemacht sind, also an Seinem Leben jenseits des Todes teilhaben. Ewiges Leben kann nur in Kanaan gekannt und genossen werden, denn der Herr verbindet es in Joh. 3, 12-16 mit dem Himmlischen; es ist gleichsam der Himmel schon auf Erden. Weil der Römerbrief in seinem belehrenden Teil nicht über die Wüste hinausgeht, wird in ihm nur auf das

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ewige Leben hinweisen, und in den Ermahnungen (Röm. 12-16) werden die Zustände, worin es gelebt werden kann, angedeutet.
Es heisst in Röm. 12.: „Wir
die vielen, sind einem Leib in Christo und wir sehen dann den schönen Geist der himmlischen Gnade und der zarten

Rücksichtnahme auf Schwache im Glauben, der uns |

unserem gegenseitigen Verkehr kennzeichnen sollte. Die-

sem herrlichen Endziel (Röm. 6, 22) führt uns die Gnade entgegen.
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II.  Befreiung von der Sünde

Römer 6

Die Wahrheit von Röm. 6 ist für alle, die an den Herrn Jesum glauben, sehr wichtig, weil dort die Frage, behandelt wird, wie der Gläubige sich der Sünde gegen­über zu verhalten hat. Wir sündigen nicht nur, wenn wir etwas sehr Böses tun, sondern die Schrift sagt: „Die Sünde ist die Gesetzlosigkeit" (1. Joh. 3, 4). Sünde ist also die Abneigung, sich Gott zu fügen und Ihm gehorsam zu sein. Paulus fragt in Röm. 6, 1: „Sollten wir in der Sünde ver­harren, auf daß die Gnade überströme?" Weil es in Röm. 5,20 heißt: „Wo die Sünde überströmend geworden, ist die Gnade noch überschwenglicher geworden", hätte ein fleischlich Gesinnter daraus folgern können, daß die Gnade noch überschwenglicher wirksam werden würde, wenn er nach der Bekehrung in der Sünde verharren würde. Doch Paulus hält dieser falschen Auffassung so­fort aufs bestimmteste entgegen: „Das sei ferne! Wir, die wir der Sünde gestorben sind, wie sollten wir noch in ihr leben" (V. 2) ? Die einzige Stellungnahme, die für den Gläubigen der Sünde gegenüber in Betracht kommt, ist also die, daß er der Sünde gestorben ist.

Als das Licht der Gnade Gottes unser Herz erreichte, sahen wir, daß unsere Sünden uns ins Verderben stürz­ten. Doch wir sahen auch zu unserem Erstaunen, daß auf Grund der Erlösung, die in Christo Jesu ist, lauter Ver­gebung und Gnade im Herzen Gottes ist |Das brachte uns dahin, Buße zu tun und Gott unsere Sünden zu be­kennen, und Gott vergab und rechtfertigte uns. Dann gab Gott uns aber noch mehr als die Rechtfertigung, denn Er segnet uns in Christo in der erhabensten Weise. In Röm. 5 wird der Reichtum Christi vor uns entfaltet. Wir sitzen dort wie die Braut im Hohenliede (Kap. 2, 3) mit

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Wonne im Schatten Christ, und Seine Frucht ist unserem Gaumen süss. Wenn auf diese Weise Christus und die Gnade Gottes unserem Herzen gross und erhaben wird, wenden wir uns von der Sünde weg.

Durch die Taufe, auf die in Röm..6, 3. 4 hingewiesen wird sind wir dem Bilde nach mit Christo begraben w0N den Vir sind im Blick auf Seinen Tod getauft und durch die Taufe auf Seinen Tod mit Ihm begraben worden. Wir sind nicht auf einen Christus getauft worden, der bereit­willig hienieden aufgenommen worden ist, sondern auf einen Christus, der in dieser Welt der Sünde keinen Platz fand, sondern verworfen und gekreuzigt wurde. Durch die Herrlichkeit des Vaters wurde Er aus den Toten auf­erweckt und in eine neue Welt eingeführt, wo Er ganz außerhalb des Schauplatzes der Sünde und des Todes lebt. Christus wurde nicht nur durch die Macht Gottes unserer Rechtfertigung wegen auf erweckt (Röm. 4, 24), sondern die Auferweckung Christi war auch eine Handlung der Liebe und Herrlichkeit des Vaters, der uns. dadurch eine neue Welt erschloß, worin wir mit Christo durch den Hei­ligen Geist vereinigt ,sind und Seinem Bilde gleichförmig gemacht werden, damit Er der Erstgeborene sei unter vielen Brüdern (Röm. 8, 29). Doch in Röm. 6 ist Christus durch die Herrlichkeit des Vaters auf erweckt worden, damit wir in dieser Welt in Neuheit des Lebens wandeln und der Sünde gestorben sein möchten. Der Tod Christi der Sünde und ihrem Wirkungskreis gegenüber sollte auch der unsere sein. Wir sind mit Christo in der Gleichheit Seines Todes einsgemacht oder mit Ihm verwachsen und werden auch in der Auferstehung Ihm gleich sein (V. 5). wir sind so an Christum gefesselt, dessen liebliches Wesen uns in
Röm. 1-5 geschildert worden ist, daß wir nicht anders können, als im Blick auf Seinen Tod und Seine Auferstehung uns der Sünde für gestorben zu halten
Wenn eien eiche mit Efeu bewachsen ist, gefällt wird So fällt der Efeu mit zur Erde. Wir sollten so Christo verbunden und verwachsen sein, dass Sein Tod auch unser Tod ist. Wenn schon der Tod einer|

geliebten Person, die uns nahesteht, uns sehr zu Herzen
geht, so sollte auch der Tod Christi, dem wir alles ver­-
danken, was wirklichen Wert für uns hat, einen derartigen
Eindruck auf uns machen, daß wir Ihm gegenüber dem
nachkommen, was Ruth zu ihrer Schwiegermutter sagte:
„Wo du stirbst, will ich sterben, und daselbst will ich be­-
graben sein" (Ruth 1, 17). Dann sind wir mit Ihm zu
gleichem Tode gepflanzt und denken bei allem daran, daß
Er hienieden gestorben ist und daß wir mit Seinem Tode
einsgemacht sind.                                                                         

Wenn wir auf diese Weise unseren Mittod mit Christo verwirklichen, können wir von unserem früheren Ich als unserem alten Menschen reden.  „Wir wissen, daß unser alter Mensch mitgekreuzt worden ist" (V. 6). In unserem alten Menschen war die Sünde verkörpert. Deshalb miß­fiel er Gott, und wir wissen, daß er die schärfste, öffent­liche Verurteilung verdiente und deshalb ganz zu Recht mit Christo ans Kreuz geschlagen wurde.   Das Evange­lium des Paulus bringt uns zum Bewußtsein, daß unser alter Mensch mit Christo gekreuzigt und deshalb zum Ab­schluß gekommen ist. Doch darin liegt nicht nur ein Trost für bekümmerte Gläubige, die die schreckliche Natur des alten Menschen kennenlernen, sondern daraus folgt auch die ernste Anwendung für uns, „daß der Leib (d. i. die Verkörperung oder das Wesen)  der Sünde abgetan sei, daß wir der Sünde nicht mehr dienen" (V. 6). Der Gläu­bige soll also den Sündendienst nicht allmählich aufgeben, sondern er soll von vornherein endgültig und entschieden mit der Sünde brechen, weil Gott den alten Menschen, der der Inbegriff der Sünde ist, am Kreuz völlig verworfen und verurteilt hat. Wir sollen der Sünde nicht mehr dienen, und wenn sie in irgendeine!: Form oder Ver­körperung an uns herantritt, sie als eine abgetane Sache abweisen.  In Röm. 6 wird die Sünde als ein herrschen­der Grundsatz?; in der Welt betrachtet, der von außen her auf uns einzuwirken sucht, den wir aber abweisen sollen. In Röm. 7, wo wir im Lichte Gottes unser Inneres durch­forschen, entdecken wir auch noch, daß die Sünde in uns

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 wohnt. Doch in Rom. 6 sollen wir die Sünde zurückweisen wenn sie uns von außen her zu beeinflussen sucht.         I

Es ist wichtig zu wissen, daß Christus [i]der [/i]Sünde ge­storben ist. „Wir wissen, daß Christus, aus den Toten auferweckt, nicht mehr stirbt; der Tod herrscht nicht mehr[i] [/i]über ihn. Denn was er gestorben ist, ist er ein für allemal [i]der [/i]Sünde gestorben; was er aber lebt, lebt er Gott
(V. 9. 10).  Christus ist am Kreuz [i]für [/i]unsere Sünden gestorben  (1. Kor. 15, 3) ; Er tat Sühnung für unsere Sünden.  Doch daß Er [i]der [/i]Sünde gestorben ist, ist ein ganz anderer Gedanke; das besagt, daß Er jetzt ein für allemal mit der Sünde fertig ist.  In Christo war keine Sünde (1. Joh. 3, 5);
Er kannte keine Sünde (2.[i]Kor [/i]5, 21);
Er war der Heilige Gottes (Joh. 6, 69). Doch war er in der Welt, worin die Sünde herrscht, und Er fühlte] den Kummer und die Verheerungen, die sie anrichtete:
Er war „der Mann der Schmerzen" (Jes. 53, 3). Ungeachtet der furchtbaren Verwirrung in der Welt fand [i]in  [/i]Ihm die Frage des Guten und Bösen ihre vollständigen Lösung, denn zufolge Seiner göttlichen Vollkommenheit haßte und verwarf Er das Böse und liebte und erwählte  unermüdlich das Gute.  Dann ging Er in den Tod, um Sühnung für unsere Sünden zu tun. Durch den Tod hat Er jetzt aber diesen Zustand verlassen, Er ist „ein allemal“ [i]der [/i]Sünde gestorben" und lebt jetzt Gott außerhalb  des  Kreises   ihrer  Wirksamkeit.  Wir  haben| das  wunderbare Vorrecht, uns ebenso zu betrachten, denn es heißt: „Haltet euch der Sünde für tot. Gott aber lebend Christo Jesu" 
(V.  11).   Das „Wissen"  (V. 6)  ist eine Sache des Glaubens, doch das „Halten" (V. 11) geschieht  aus Liebe. Wir müssen den Herzensentschluß fassen,  anstatt in der Sünde dem alten Menschen gemäß zu leben, Gott in Christo Jesu zu leben. Sobald ich Christo den Vorzug vor dem alten Menschen gebe, werde ich von dem Gedanken beseelt, daß ich in Ihm vor Gott bin. In Röm 6.11 wird zum erstenmal im Römerbrief gesagt, daß der Gläubige „in Christo Jesu" ist. Wir sind in dem auferstanden, himmlischen Menschen, in dem alle Ratschlüsse Gottes

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 gipfeln, und dürfen uns als in Ihm Gott lebend ansehen. „Gott leben" bedeutet, zum Wohlgefallen und zur Be­friedigung Gottes leben, und das ist nur in Christo Jesu, dem Menschen Seines Wohlgefallens, möglich. Es ist ein ganz unbeschreibliches Vorrecht, daß wir mit dem auf­erstandenen Christus vereinigt sind und in Ihm Gott leben dürfen. Dem letzten Verse von Röm. 6 zufolge ist ewiges Leben „in Christo Jesu", so daß uns dadurch ein Ausblick eröffnet wird, der sich geradewegs bis in die ewige Herr­lichkeit erstreckt.

Wenn wir uns Gott lebend in Christo Jesu halten, haben wir Kraft, mit der Sünde zu brechen und uns ihr für tot zu halten. Das zeigt sich dann darin, daß wir die Sünde in unseren sterblichen Leibern nicht herrschen lassen (V. 12). Die Sünde herrscht in der Welt, doch wir müssen unsere Leiber außerhalb ihrer Herrschaft halten. Wenn wir den Lüsten unsers Leibes gehorchen, dauert die Herr­schaft der Sünde über uns an. Doch wenn wir den Herrn Jesum über alles lieben, halten wir uns der Sünde für tot, weil Er der Sünde gestorben ist. Dann werden wir auf­gefordert: „Stellet nicht eure Glieder der Sünde dar zu Werkzeugen der Ungerechtigkeit, sondern stellet euch selbst Gott dar als Lebende aus den Toten, und eure Glie­der Gott zu Werkzeugen der Gerechtigkeit" (V. 13). Aus Liebe zu Christo sollen wir Gott unsere Glieder als Werk­zeuge der Gerechtigkeit zur Verfügung stellen und damit Gerechtigkeit ausüben. In Röm. 4, 24 hat Gott Christum unserer Gerechtigkeit wegen auf erweckt, und in Röm. 5,19 werden wir durch Seinen Gehorsam in die Stellung von Gerechten gesetzt, während wir hier mit unseren Gliedern Gerechtigkeit tun, also gerecht handeln sollen. Gott hat uns unter den Einfluß Christi gebracht, damit wir Ge­rechtigkeit von Ihm lernen sollen.

Unsere „Glieder" deuten auf Einzelheiten hin. Der Mensch von Natur hat alle seine Glieder der Sünde zu Werkzeugen der Ungerechtigkeit zur Verfügung gestellt. Das beweisen die alttestamentlichen Schriftstellen, die in Röm. 3,10-18 angeführt werden. Der ganze Mensch steht

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unter der Herrschaft der Sünde. Zuerst wird [i]der Verstand [/i]erwähnt: „Da ist keiner, der [i]verständig sei; [/i]da ist keiner  der Gott suche (V. 11). Der Verstand des Unbekehrten! ist gänzlich von Gott abgewandt; er sucht alles ohne Gott  zu verstehen. Das Schrifttum dieser Well zeigt deutlich daß der Mensch seinen Verstand nicht dazu gebraucht Gott zu suchen oder Ihn in Erkenntnis zu haben. Deshalb hat Gott den Menschen „dahingegeben in einem verworfenen Sinn?  (Röm. 1,28). Schrecklicher Zustand!
Weil der Mensch seinen Verstand nicht dazu gebraucht hat, Ober Gott und Sein Tun nachzusinnen, hat Gott ihn dahingegeben, und er muß über allerlei Schlechtigkeiten nachsinnen. Doch der Gläubige hat Gott in Seiner Gnade  in Christo erkannt, und er sollte seinen Verstand Gott zur
Verfügung stellen. Anstatt ihn zum Sündigen zu gebrau­chen, sollten wir ihn zum Erforschen der Schrift und zum Nachsinnen über die Gnade Gottes und die Herrlichkeit Christi gebrauchen.                                                     

Dann werden in Röm. 3,13-18 sechs Glieder unseres Leibes erwähnt, und die ersten vier benutzen wir dazu, unsere Gedanken weiterzugeben; sie dienen zum Sprechen oder Singen. Von den Unbekehrten heißt es:
 „Ihr [i]Schlund [/i]
(d. i. ihre [i]Kehle) [/i]ist ein offenes Grab; mit ihren Zungen handeln sie trüglich. Otterngift ist unter ihren [i]Lippen. [/i]Ihr [i]Mund [/i]ist voll Fluchens und Bitterkeit.“
Der Mensch von
Natur gibt diese vier Glieder der Sünde hin. Doch der Gläubige sollte sie Gott zu Werkzeugen der Gerechtigkeit  darstellen. Er sollte mit seiner Kehle Gott Loblieder singen und mit seiner Zunge nicht trüglich vorgehen, sondern sich im Gebet an Gott wenden und die Wahrheit reden.
Mit seinen Lippen sollte er Gutes sprechen, und nicht Otterngift, übles Nachreden oder unwahre Geschichten,  die Schwierigkeiten verursachen, unter den Lippen haben?  

und anstatt seinen Mund voll Fluchens und Bitterkeit zu haben, sollte der Gläubige mit dem Munde bekennen, daß Jesus Herr ist (Röm. 10,9).                                           

In Röm. 3, 15 werden weiter noch [i]die Füße [/i]erwähnt«    Es heißt von den Unbekehrten* „Ihre [i]Füße [/i]sind schnell,   

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Blut zu vergießen/' Wie traurig, wenn die Fuße einen Gläubigen an einen Ort tragen, wohin er nicht gehen sollte! Mit den Füßen wandeln wir auf der Erde, wir kommen mit ihnen den Wegen der Menschen nahe, die sehr befleckt sind und von denen es weiter heißt: „Ver­wüstung und Elend ist auf ihren Wegen, und den Weg des Friedens haben sie nicht erkannt" (Röm. 3, 16, 17). Welche Verwüstungen sind z. B. im Familienleben hervor­gerufen worden, und welches Elend hat Zank und Streit verursacht! Doch der Gläubige sollte seine Fuße Gott zu Werkzeugen der Gerechtigkeit darstellen und an den Füßen beschuht sein mit der Bereitschaft des Evangeliums des Friedens (Eph. 6,15). Gott nennt unsere Füße ^lieb­lich", wenn sie dem Dienste des Evangeliums zur Ver­fügung stehen, denn es heißt in Röm. 10, 15: „Wie [i]lieb­lich [/i]sind die Füße deren, die das Evangelium des Frie­dens verkündigen." Gott wünscht, daß wir liebliche Füße haben.

Zuletzt werden noch in Röm. 3, 18 [i]die Augen [/i]genannt; von den natürlichen Menschen wird gesagt: „Es ist keine Furcht Gottes vor ihren [i]Augen." [/i]Was tun wir mit un­seren Augen? Wir sollten sie nicht zur Befriedigung un­serer Augenlust gebrauchen, sondern nur das anschauen und lesen, was uns Christo näherbringt. „Wenn dein Auge einfältig ist, so wird dein ganzer Leib licht sein" (Matth. 6, 22). Wenn unser Auge einfältig auf Christum und Seine Herrlichkeit gerichtet ist, dann ist bei uns alles klar und durchsichtig.

In Röm. 3, 10-18 werden also sieben Glieder des Menschen erwähnt, wenn wir den Verstand auch als ein solches bezeichnen dürfen, und es wird gezeigt, daß sie völlig unter der Herrschaft der Sünde stehen, während wir in Röm. 6, 13 aufgefordert werden, unsere Glieder Gott zu Werkzeugen der Gerechtigkeit zur Verfügung zu stellen. Wir haben auch noch andere Glieder, z. B. die Ohren und die Hände, die wir ebenfalls nicht der Sünde, sondern Gott darstellen sollen. Doch in Röm. 3 werden diese  sieben besonders betont. Wir stellen aber unsere

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Glieder Gott nicht unter gesetzlichem Zwang dar, denn  wir sind nicht unter Gesetz, sondern unter Gnade V14 und die Gnade gibt uns dafür köstliche Beweggründe.
Zuerst geben wir uns selbst Gott als Lebende aus den Töten hin, und dann stellen wir Gott unter dem kostbaren Einfluß Seiner Gnade unsere Glieder, die Werkzeuge all unseres Tuns, zur Verfügung.   Es heißt normalerweise von den Gläubigen: „Gott aber sei Dank, daß ihr Sklaven der Sünde wäret, aber von Herzen gehorsam geworden seid dem Bilde der Lehre, welchem ihr übergeben worden seid';
(V. 17). Das Bild der Lehre ist die Taufe, die von Tod und Begräbnis redet dem ganzen Kreise gegenüber, worin die Sünde ihre Herrschaft ausübt.   Wir sind der Taufe von Herzen gehorsam geworden, weil wir unter dem mächtigen Einfluß der Gnade stehen und weil die Liebe Gottes durch den Heiligen Geist in unsere Herzen ausgegossen worden ist. Wenn wir von Herzen gehorsam sind, dann tun wir, was recht ist, und es gibt keine Wolke zwischen Gott und uns.   Wie wir früher unsere Glieder zur Sklaverei der Unreinheit hingegeben haben, so stellen j wir sie jetzt zur Sklaverei der Gerechtigkeit dar, und das führt zur Heiligkeit oder Heiligung (V. 19). Wir schämen uns der Frucht, die wir hatten, als wir der Sünde dienten, „denn das Ende derselben ist der Tod" (V. 21). Wenn wir uns über etwas in unserer Vergangenheit schämen, so zeigt das zum mindesten, daß wir nun davon befreit sind. Als Gläubige an den Herrn Jesum, die von Herzen gehorsam geworden sind, sind wir von der Sünde frei­gemacht und Gottes Sklaven geworden und haben unsere Frucht zur Heiligkeit, als das Ende aber ewiges Leben (V. 22). Wer also der Sünde dient, erntet ihren Lohn, den Tod, wer aber der Gerechtigkeit dient, erntet Heilig­keit als Frucht und hat als das Ende ewiges Leben. „Ge- rechtigkeit" besteht darin, daß wir die Sünde abweisen und den Willen Gottes tun, während „Heiligkeit" innere Absonderung von allem Bösen, ja, geradezu Abscheu davor ** Wenn wir in der Heiligkeit vollendet sind, weisen wir sogar böse Gedanken zurück, weil sie unseren Geist be-

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flecken (2. Kor. 7, 1). Christus ist uns von Gott zur Weis­heit, Gerechtigkeit und Heiligkeit gemacht (1. Kor. 1,30), damit wir das alles von Ihm lernen.

In Röm. 6 verwirklichen wir, daß wir mit Christo der Sünde gestorben sind. Wie Naaman aufgefordert wurde, sich siebenmal im Jordan zu baden (2. Kön. 5, 10), so müssen auch wir siebenmal, d. h. vollständig, gewisser­maßen mit jedem von unseren sieben Gliedern einzeln, unseren Mittod mit Christo der Sünde gegenüber verwirk­lichen, denn wir kommen aus dem Tod hervor, wenn wir uns selbst Gott als Lebende [i]aus den Toten [/i]darstellen. Als Naaman diese Botschaft verkündigt wurde, wurde er zornig und zog im Grimm weg, und auch wir sträuben uns anfänglich sehr gegen die Verwirklichung des Todes Christi, besonders wenn wir wie Naaman groß und an­gesehen sind. Doch Naaman hatte gute Knechte oder Diener, denn sie redeten ihm zu, in den Jordan hinab­zusteigen, was er dann auch tat und von seinem Aussatz geheilt wurde. Wir alle brauchen in dieser Sache viel Hilfe, denn durch gute Vorsätze oder gesetzliche Anstren­gungen werden wir von der Sünde nicht frei. Leute, die sich in dieser Weise abmühen, wissen nicht, was sie tun. Die größte Hilfe sind uns die Diener, die uns zureden, hinabzusteigen und im Lichte der Liebe Christi unseren Mittod mit Ihm der Sünde gegenüber zu verwirklichen. Nur die Liebe Christi vermag uns dahin zu bringen, ins Selbstgericht zu gehen und uns der Sünde für tot zu halten. Christus allein kann uns Kraft geben, ganz ent­schieden mit der Sünde zu brechen und in denselben Um­ständen und Verhältnissen, worin wir früher in der Sünde gelebt haben, in Neuheit des Lebens zu wandeln, Gerech­tigkeit zu tun und dadurch zu beweisen, daß wir gerecht sind, gleichwie Er gerecht ist (1. Joh. 3, 7).

In den beiden letzten Versen von Röm. 6 wird noch das ewige Leben erwähnt. Wir hatten den Tod verdient, doch die Gnade Gottes gibt uns ewiges Leben in Christo Jesu, unserem Herrn, und richtet unseren Blick auf dieses „Ende" oder Endziel, dem Gott uns durch die Wüste, wo

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wir uns der Sünde für tot halten und  in Neuheu des

Lebens wandeln sollen, entgegengeführt.  Der Herr sagt in  Joh 6.47: „Wer an mich glaubt, hat das ewige Leben“  das Er aber mit unserer Auferweckung (Joh 6.40; Joh 5.24-25) und mit dem Himmlischen (Jo 3.12-16), also mit Kanaan verbindet.  Gott hat uns das ewige Leben nicht in den Umstanden der Wüste gegeben, sondern es ist  Gottes Gnadengabe   in Christo Jesu,   in dem nicht Mann und Weib (Gal 3, 28), sondern eine neue Schöpfung ist (2. Kor. 5, 17). Als mit Christo gestorben und auf­erweckt, gehen wir in der Kraft des Geistes in jenes herr­liche Land ein, wo Christus, das ewige Leben, unser Leben und wo Er „alles und in allen ist", wie es in Kol 3 heißt Gott stellt das ewige Leben, das Er uns in Christo Jesu j gegeben hat, als das Ende oder Ziel vor unsere Blicke, um uns anzuspornen, es zu ergreifen (1. Tim. 6, 12) und darin  einzugehen.   Wenn   wir nur durch den äußeren Wüstencharakter   der Gemeinschaft   angezogen werden, dann werden wir, wenn wir treu sind, auf die Dauer enttäuscht werden, weil wir allerlei Mängel und Gebrechen finden, und wir stehen dann in Gefahr, unsere Treue auf­zugeben  und in laodizäische Gleichgültigkeit und  An­maßung zu verfallen.  Deshalb ist es bezeichnend, daß der Kolosserbrief in Laodizäa gelesen werden sollte (Kol 4. 16), denn wenn die Laodizäer das, was droben ist, gesucht hätten, (Kol 3, 1), wären sie vor dem lauen Zustand bewahrt geblieben, in den sie später geraten waren (Offb. 3, 14-22). Wenn wir aber durch das Ziel Gottes,, das ewige Leben in Christi Jesu, angezogen werden, sind wir allen Schwierigkeiten der Wüste und der Macht des Todes überlegen und gehen[i] [/i] oft im Geist in jenes Land jenseits des  Todes (Jordans) ein, wo wir uns des ewigen Lebens, das den Tod nicht berühren kann, erfreuen und wo wir völlig und ewiglich befriedigt sind.

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III. Bef                                  Befreiung vom Gesetz Römer [i]7[/i]

In Röm. 6 wird gezeigt, daß der Gläubige durch die Taufe auf Christi Tod von dem Schauplatz, wo die Sünde herrscht, getrennt ist, wie Israel, als es die Wüste betrat, durch das Rote Meer von Ägypten getrennt war. Des­halb wird der Gläubige in Röm. 6, aufgefordert, im Licht der Auferstehung Christi in Neuheit des Lebens zu wan­deln, sich der Sünde für gestorben zu halten und dabei die Zustände, worin das ewige Leben besteht, als das Endziel seiner Wüstenreise vor sich zu haben, wie Israel in 2. Mose 15, 17 schon das Land Kanaan vor sich hatte. [i] [/i]Röm. [i]6 [/i]entspricht dem ersten Abschnitt der Wüsten -Wanderung vom Roten Meer bis zum Berg Sinai.

Am Berg Sinai gab Gott dem Volk Israel das Gesetz; und das war ein sehr wichtiges Ereignis, weil das Gesetz dem Menschen zeigt, wie gerecht und heilig Gott ist und was Er von dem Menschen fordert. Doch je deutlicher diese göttliche Forderung empfunden wurde, desto mehr fühlte auch der Mensch seine Unfähigkeit, ihr zu ent­sprechen. Israel hielt das Gesetz nicht, und Paulus schreibt in Röm. 3, 20: „Durch das Gesetz kommt Er­kenntnis der Sünde." Das Gesetz offenbarte, wie sündig der Mensch ist. Das trat in dem zweiten Teil der Wüsten-Wanderung völlig ans Licht, der vom Berg Sinai bis zur Aufrichtung der ehernen Schlange in 4. Mose 21 reicht.
Röm. 7 entspricht diesem zweiten Abschnitt der Wüstenreise bei uns, während
Röm. 8 das Gegenbild von dem dritten, dem geistlichen Teil der Wüstenwanderung ist, der sich von der ehernen Schlange bis zum Jordan er­streckt.

Röm. 7 macht uns mit der Stellung des Gläubigen dem Gesetz gegenüber bekannt. Paulus redet „zu denen, die Gesetz kennen" und stellt den Grundsatz auf, „daß das Gesetz über den Menschen herrscht, solange er lebt"

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 (V. 1).   Um zu zeigen, daß zwischen dem Gesetz und denen, die ihm unterstellt sind, ein ganz bestimmtes Band besteht, das Gott hervorgebracht hat und das nur der Tod auflösen kann, gebraucht der Apostel das Bild von einem verheirateten Weib.  Die Beziehungen zwischen dem Ge|| setz und denen, die unter dem Gesetz, waren keine frei-^ willigen, die nach Belieben eingehalten oder auch gelöst^ werden konnten. Gott hatte vorgeschlagen, unter gewissen Bedingungen in Bundesbeziehungen zu Seinem Volk zu treten, und sie hatten den Vorschlag angenommen; sie hatten  diese  Beziehungen   ausdrücklich anerkannt,  und deshalb war ein Band gebildet worden, das nur der Tod lösen konnte.  In Rom. 7 wird nun die große Wahrheit gelehrt, daß für diejenigen, die unter Gesetz stehen, der Tod eingetreten und das Band somit gelöst ist. t Nicht] das Gesetz, sondern [i]wir [/i]sind dem Gesetz gestorben. Das] ist vielleicht für viele schwerer zu verstehen, als „der Sünde   gestorben"   zu sein  (Rom. 6), weil es sich um Satzungen handelt, die Gott Selbst eingeführt und ange-
ordnet hat.   Doch wir sind „dem Gesetz getötet worden durch den Leib des Christus"
(V. 4).  Christus kam unter das Gesetz, um die unter Gesetz loszukaufen; das Gesetz aber hat keine Anwendung auf einen  toten  Menschen.
 Als der tote Leib Christi an dem Kreuz hing, hatte das Gesetz keine Anwendung mehr auf Ihn; Er war aus dem Kreise  seiner Zuständigkeit herausgegangen.    Wir sind „dem Gesetz getötet worden durch den Leib des Chri­stus"; wir haben es jetzt nicht mehr mit einem Christus unter Gesetz zu tun, sondern mit einem Christus, der dem Gesetz gestorben ist.

Doch nun sind wir nicht unabhängig oder gesetzlos zurückgeblieben, sondern alles das ist geschehen, „um eines anderen zu werden, des aus den Toten Auf erweckten, auf daß wir Gott Frucht brächten" (V. 4). Es besteht im­mer noch ein göttliches Band, doch nicht mit dem Gesetz, sondern mit einem auferstandenen Christus. Welch ein lieblicher Gedanke ist das für uns! Wir haben ein göttliches Band, eine göttliche Beziehung zu einem auferstan
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denen und lebendigen Christus!  Für uns handelt es sich nicht mehr um ein Gesetzbuch voller Vorschriften, sondern um eine lebendige Person! „Das Neue des Geistes" (V. 6) scheint zu besagen, daß diese Erkenntnis dem Gläu­bigen einen neuen Geist geben soll „Das Alte des Buchstabens" besagt, man hat eine Feststellung dessen, was  man tun oder sein sollte, doch das verleiht uns  keine Quelle der Kraft, damit steht kein Lebensodem in Ver­bindung. Welch ein Unterschied, wenn man findet, man  hat ein Band mit einer Person, die allezeit bemüht ist uns  nahezubringen,  wie  Sie  uns liebt,  sowie  uns Ihre  Nähe und Unterstützung zuteil werden zu lassen!
Ruth bei Noomi erläutert Röm 6.

Jedoch Ruth bei Boas Röm 7.

 Es gab noch einen näheren Blutsverwandten als Boas der wohl das Erbe lösen wollte, aber nicht bereit war, Ruth seine Liebe zuzuwenden. Wir bedürfen eines Boas,  eines Gewaltigen an Reichtum, der bereit ist, uns Sich Selbst  und  alle  Seine  Hilfsquellen  zur  Verfügung   zu stellen, weil Er uns liebt.   Christus, der Auferstandene, ist der wahre Boas. Er ist kein Gatte wie das Gesetz, der nur Anforderungen stellt, aber uns nicht beisteht, sondern Seine Liebe findet Freude daran, uns alles zu sein, was Seine Nähe und Unterstützung anlangt, so daß wir Gott Frucht  bringen   können   (V.  4).   Dadurch   kommt   die „Neuheit des Geistes*4 in uns zustande.

Wir sind „dem Gesetz getötet worden durch den Leib des Christus*4. Gott hat alle, die unter dem Gesetz waren, vom Gesetz losgemacht, und alle, die an den Herrn Jesum Christum glauben, haben das Recht, dies als ihre Stel­lung dem Gesetz gegenüber anzuerkennen. Wir sollten nun eines anderen sein, der aus den Toten auferweckt worden   ist.   Wir sollte  von   einer   lebendigen  Person geleitet und unterstützt werden, und alle Frucht für Gott ist die Folge davon. Wie gesegnet zu wissen, daß wir keine Beziehung zu dem haben, was wohl Ansprüche und Forderungen stellt, uns aber keine Unterstützung gewährt. Wir stehen jetzt in Beziehung zu Christo, dem Auferstandenen und Lebendigen, der Freude daran empfindet   uns wissen zu lassen, wie Er uns liebt und für uns [i]sorgt, [/i]und der uns all die Unterstützung zuteil wer­den lassen kann, deren unsere Schwachheit bedarf, damit wir auch wirklich Gott Frucht bringen. Der bloße Buchstabe gibt keine Kraft. Aus der Schrift können wir wohl kennenlernen, was ein Christ sein sollte, doch die Kraft es zu [i]sein, [/i]beruht darauf, einem anderen anzugehören. Dieses wunderbare geistliche Band mit Christo befähigt uns, „in Neuheit des Geistes" zu dienen  (V. 6).   Wir mögen wohl in einer gesetzlichen Weise äußerlich tadellos sein, doch die wahre Quelle der Kraft und Freiheit beim Dienste Gottes liegt in dem Bewußtsein, daß wir in Be­ziehung zu Dem stehen, der uns liebt und Freude daran hat, uns Geleit und Beistand zu sein.

Diese .kostbare   Wahrheit   wird  festgestellt^  ehe  die Übungen im einzelnen angeführt werden, durch die wir erfahrungsgemäß   unsere   eigene   Schwachheit   kennen­lernen. Wenn, wie so oft, von Röm. 7 die Rede ist, so meint man gewöhnlich den Letzten Teil des Kapitels; doch Gott hat uns zu Beginn desselben das gegeben, was wirk­lich die gegenwärtige Wahrheit ausmacht (2. Petr. 1, 12). Er hat uns gesagt, daß wir dem Gesetz getötet worden durch den Leib des Christus, damit wir eines anderen werden. Wir sind in Beziehung zu Dem gekommen, der Sich in Liebe verpfändet hat, uns beizustehen.   Gegen­wärtig handelt es sich nicht um eine Forderung, der zu entsprechen keine Kraft da ist, sondern um eine Person, in der all der Reichtum göttlicher Gnade verkörpert ist, und die uns in allem, was unsere Schwachheit an Unter­stützung erfordert, völlig beisteht.! Unsere Quellen der Unterstützung und Stärke genießen wir in der bewußten Nähe Dessen, der uns Hebt. Wie sehr würde alle Härte und Gesetzlichkeit von unserem Geist weichen, wenn wir uns mehr in der Nähe Christi aufhielten!   Welch eine Gewißheit würden unsere Herzen davon haben, daß wir in allem auf Ihn rechnen könnten f Jeder wahre Gatte hebt es, sein Weib zu unterstützen und ihr in allem, was sie bedarf, beizustehen; doch er liebt es auch, ihr das zu-

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teil werden zu lassen, was seinem Herzen noch näher liegt als sogar seine Unterstützung, nämlich seine persönliche Zuneigung und Nähe. Welch ein neuer Geist wird in dem gestaltet, der Christi Nähe genießt! Je mehr er sich seiner Schwachheit bewußt ist, desto mehr klammert er sich an Ihn und rechnet er auf Ihn. Je schwieriger die Umstände sind, durch die man zu gehen hat, desto mehr schätzt man in ihnen Seine Nähe, und wessen Nähe kann mit der Nähe Christi verglichen werden? Das Bewußt­sein hiervon macht unseren Geist frei von aller Gesetz­lichkeit.  Wir leben in einem ganz anderen Kreise.

Bei dieser Gelegenheit kommen wir zum erstenmal in diesem Brief zur Liebe Christi. In Röm. 3-5 lernen wir die Glückseligkeit davon kennen, daß Christus der Sühnmittel und der Mittler ist, und durch Seinen Tod ist uns die Liebe Gottes kundgetan worden - das alles liegt auf Seiten Gottes; doch wenn, wie hier, Christus als Gatte vor uns tritt, so bringt Ihn das auf unsere Seite, und wir lernen erfahrungsmäßig die persönliche Liebe Christi kennen. Die Liebe Gottes und die Liebe Christi sind das denkbar Tiefste und Gesegnetste, und - Gott sei Dank - das ist unser ewiges Teil.

In welch ein gepriesenes, gekanntes Liebesband sind wir gekommen! Paulus konnte davon reden, von der Liebe Christi gedrängt zu werden oder festgehalten, ergriffen zu sein (2. Kor. 5, 14). Johannes erzählt uns, daß er in dem Schöße Jesu lag und sich an die Brust Jesu lehnte (Joh. 13, 23 u. 25). Möchten unsere Herzen erfassen, daß Er unser Vertrauen liebt und uns Sein Vertrauen sowie auch die nie versagende Unterstützung in jeder Schwachheit zuteil werden lassen kann!

Auf diese Weise möchte die göttliche Liebe unsere Her­zen nicht nur der Form nach vom Gesetz befreien, sondern auch von jeder Art jener Gesetzlichkeit, die von Natur aus so sehr in des Menschen Herz und Sinn Wurzel faßt.

Wir haben unsere eigene Schwachheit kennenzulernen, und ebenso, wie das Gesetz auf uns im Fleische wirkt, daß es die „Leidenschaften der Sünden" (V. 5) zur Tätig -

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keit erweckt, die uns sonst verbürgen geblieben wären Doch wie köstlich ist es, den Gedanken der göttlichen Gnade fest zu ergreifen, daß wir dem Gesetz getötet sind durch den Leib des Christus» um eines anderen zu werden und in der Liebe und dem Beistand Christi die volle
Unterstützung au finden, deren unsere Schwachheit be­darf; statt daß die Leidenschaften der Sünden in unseren Gliedern wirken und dem Tod Frucht bringen, sind wir
so imstande, Gott Frucht zu bringen.                       ,si

Wir lernen auf diese Weise, eine christliche Sprache in fahren; ein treffendes Beispiel haben wir in Vers 5 in den Worten: „Denn als wir im Fleische waren» Die­ser Ausdruck ist wohl zu erwägen, denn er deutet an, daß Gläubige, da sie den Geist haben und von Gott belehrt sind, gelernt haben, daß sie nun nicht tätiger mehr “im Fleische“  sind. Das wird als bekannt vorausgesetzt: es wird keine Erklärung gegeben, wie sie dahin gekommen sind, denn die Schrift betrachtet es als eine ausgemachte Sache, daß Gläubige, die den Geist haben, von Gott dar­über beiehrt sind, daß sie nicht länger mehr „im Fleische** sind. Das tritt uns in den Aussprächen der Schrift in ganz bestimmter Form entgegen, und das ist uns geistlich eine große Hilfe; doch im Bewußtsein unserer Seele kennen wir es in Wirklichkeit durch das Werk Gottes. Welch eine veränderte Auffassung über das, worin w«? F»ind. begreift diese einfache Bemerkung in sich, die, man kann sagen, ganz beiläufig eingefluchtet, wird» und zwar als eine Aussage, von der der Apostel erwartet, daß sie von denen, an die er sich wendet, wohl verstanden wird !
Es ist wichtig zu erkennen, daß angenommen wird, ge­wisse Dinge sind von Christen einfach deshalb wahr, weil j sie Gegenstände der göttliche» Berufung und Belehrung geworden sind und den Geist haben. Es wird uns z. B. Ä| gesagt, daß wir den alten Menschen auszuziehen und de« neuen anzuziehen haben; es wird vielmehr angenommen,

daß Christen das getan haben. So sagt auch Paulus hier | „als wir im Fleische waren"*er setzt es als bekannt voraus, daß wir nicht länger mehr darin sind,  Es ist in der
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Tat höchst gesegnet, von Gott belehrt, imstande zu sein, den Boden des Christentums einzunehmen und das, was unserem früheren Zustande angehörte, nicht anzuerkennen und darauf als auf etwas zurückzublicken, was unserer vergangenen Geschichte angehört, woraus wir aber nun durch unendliche Gnade herausgenommen worden sind.

„Denn als wir im Fleische waren, wirkten die Leiden­schaften der Sünden, die. durch das Gesetz waren, in un­seren Gliedern, um dem Tode Frucht zu bringen" (V. 5). Das Fleisch hat die Neigung, Unrecht zu tun; das Gesetz erzeugt dies nicht erst. Der kranke, verderbte Zustand ist vorhanden; doch das Verbot entfacht die Neigung zur Leidenschaft. Die Erkenntnis, daß etwas verboten ist, ver­stärkt das Verlangen danach und entfacht im Fleische die Gier, danach zu trachten. Nichts könnte klarer zeigen, was das Fleisch ist. Ein göttliches Verbot verleiht einem Hang zum Bösen nur Kraft, so daß er zur unbezähm­baren Leidenschaft wird. Die Frucht solcher Wirksam­keit ist zum Tode. Wenn keine Frucht für Gott da ist, so wird, solange wir „im Fleische" sind, Frucht für den Tod vorhanden sein und nichts anderes.

Das Gesetz ist keine Sünde; es läßt  uns die Sünde erkennen. Der Mensch würde kein Bedenken gegen eine Lust oder ein Verlangen haben, wenn das Gesetz nicht sagte: „Du sollst nicht begehren" (V. 7). Niemand würde  ob eines Verlangens ein Gewissen haben; er könnte ein Gewissen darüber haben, etwas zu nehmen, was seinem Nächsten gehört, aber doch nicht darüber, daß er ein Ver­-
langen danach hat; doch das Gesetz sagt: „Du sollst nicht begehren." Jede Lust ist ein Verlangen nach etwas, was dein Nächster hat, und worauf du keinen Anspruch hast. Das gilt nicht vom Gebiet der geistlichen Dinge, denn was dein Nächste« auch haben mag, ist auch dir zu haben erlaubt; die Gnade hat es auch dir zu eigen gemacht, und wenn du es besitzt, beraubst du ihn nicht, sondern
bereicherst ihn - aber so ist es im Gebiet des Geistes, nicht „im Fleische,    [i]                                                     [/i]1

Die Sünde war sogar in dem „guten" Menschen Saulus

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von Tarsus vorhanden, doch sie ließ ihre Kraft nicht fühlbar werden, bis ihr das Gebot einen Anlaß zum Angriff
gab. Ein Mensch kann sich ein Gewissen aus dem was er gesprochen oder getan, machen; doch von Natur käme ihm nie der Gedanke, daß ein Verlangen Sünde wäre. Deshalb sagt der Apostel: „Ohne Gesetz ist die Sünde tot. Ich aber lebte einst ohne Gesetz"
(V. 8); da war er noch ein sehr selbstgefälliger Mann, er hatte nicht den geringsten Begriff davon, daß etwas verkehrt um ihn stand.
und äußerlich war das auch nicht der Fall.   Doch als das Gesetz kam und sprach: „Du sollst nicht  Begehren", wurde all der Selbstgefälligkeit des Saulus der Todesstoß versetzt; er wurde sich eines Grundsatzes in sich bewußt, der [i]begehrte [/i]und [i]begehren wollte; [/i]er sagt, das „bewirkte jede Lust in mir"
(V. 8). Also nicht etwa jede unrechte Tat, sondern allerlei Verlangen nach dem, wozu er kein Recht hatte, war die Folge. Welch eine Entdeckung war das  für  einen   so vortrefflichen Menschen wie Saulus!
Man darf wohl behaupten, daß es solche gibt, die wie Saulus sich eines sündigen Triebes noch nicht bewußt sind. Doch sowie das Gebot: „Du sollst nicht begehren", in Kraft über ihn kam, brach die Sünde zum Leben her­ vor, er empfand alle ihre Kraft in seiner Seele, und er starb, Die Worte „ich aber starb" zeigen, daß er hier vom Tode in sittlicher Hinsicht redet: das besagt, sein selbstgefälliges Leben nahm ein Ende, das Gebot erwies sich ihm zum Tode. „Die Sünde  . . .   täuschte mich
(V. 11), ist ein bemerkenswerter Ausdruck, der zu sagen scheint, die Sünde bediente sich einer unerwarteten Waffe
und versetzte ihm den Todesstoß. Er hatte sich zweifellos gleich denen, an die er sich in Röm. 2 wendet, des Gesetzes gerühmt und darauf gestützt, doch gerade durch das Gesetz tötete ihn die Sünde.                  -                        
I

Am Gesetz selbst ist nichts Unrechtes; es ist heilig» gerecht und gut (V. 12). Nicht das Gesetz bewirkte den j JH  sondern  die Sünde,  und zwar durch das Gesetz; (V. 13). Die Sünde war vorhanden, doch sie schien keine Sunde zu sein, bis das Gebot kam; dann erst wurde [i]sie[/i]

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der Seele überaus sündig. Erst wenn ich sehe, wie über­aus sündig die Sünde ist, hasse ich sie. Ich sehe,, wie sie geradezu allem entgegen ist, was Gott mit mir vorhat. Das setzt ein Erwachen göttlicher Empfindungen in der Seele voraus, also daß der Betreffende „von neuem ge­boren" ist (Joh. 3, 3).

Wenn Paulus in Vers 14 sagt: „Wir wissen, daß das Gesetz geistlich ist", so meint er mit dem „wir" die Chri­sten. Wir Christen erkennen, daß das Gesetz geistlich ist; das muß so sein, weil es von Gott ist. Es muß fordern, daß ein Mensch in seinem Geist und seinem Herzen recht steht, nicht bloß in seinem äußeren Betragen. Das Gesetz wendet sich an die Quelle, den Ursprung des sittlichen Wesens des Menschen, an sein Innerstes. Wir Christen wissen, daß es so ist, weil wir Gott kennen.

Doch dann muß die Seele in ihren Übungen Gott gegen­über bekennen: „Ich aber bin fleischlich, unter die Sünde | verkauft" (V. 11). Man findet, daß man alles Recht oder die Macht, frei zu sein, verloren hat; die Sünde hält einen, wie in Gefangenschaft verkauft, fest. Doch nun bereitet einem nicht einmal mehr sein eigenes Tun Wohlgefallen oder Befriedigung, obwohl man sich eines Willens, das Rechte und Gute zu tun, bewußt ist. Wenn aber ein Wille vorhanden ist, das Gott Wohlgefällige zu tun, so zeigt das, -daß ein sehr wichtiger Wandel und eine Wendung zum Rechten stattgefunden hat,  ein Beweis dafür,  daß [i]der Mensch von neuem geboren ist. [/i]Wenn sein Wille im Ein­klänge mit dem steht, was Gott wohlgefällt, so ist der Mensch sittlich verändert, er ist, wie Paulus sagen würde, „abgewaschen" (1. Kor. 6, 11).   Er  ist  einem  Verfahren sittlicher Reinigung unterworfen worden, so daß er nun alles Gott gemäß beurteilt; er stimmt dem Gesetz bei, daß es recht ist. Wenn jemand die Sünde in ihrem inneren Wirken beim Begehren erkennt und sie haßt und wahrhaftig  davon  frei  zu  werden  wünscht sowie  dem Rechten beipflichtet, so ist klar, daß ein neues „Ich" ins Dasein  gekommen  ist.  Ein solcher findet keine Freude oder dauernde Befriedigung am Bösen, obschon das Böse

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bei ihm noch wirksam ist. Eine geübte Seele lernt dann
wenn sie dahin gekommen, zwischen sich selbst und der
 in ihr wohnenden Sünde zu unterscheiden
(V. 17).  Man findet, daß, obwohl man einen Willen hat, das Rechte zu tun, keine Kraft dazu vorhanden ist. Alles das wird nur durch Erfahrung gelernt; es ist eine sorgsame Auseinan­dersetzung der inneren Geschichte einer Seele, die ange­sichts des göttlichen Lichtes geübt ist. Es wird von einem beschrieben, der es durchgemacht hat, aber nicht daran denkt, uns darin zu lassen. Weder Christum noch den Geist hat die Seele von Vers 7- 24 vor sich; Der Apostel beschreibt die Straße, die er gezogen ist, eine sehr rauhe Straße, doch er hört nicht auf, bis er uns gezeigt hat, wo sie endet, nämlich auf einem großen und reich ausge­statteten Platze.    Es ist hier von Verschiedenen Gesetzen die Rede. Zuerst sagt der Apostel: „Also finde ich das Gesetz, daß bei mir, der ich das Rechte ausüben will, das Böse vorhanden ist" (V. 21). Er findet das Böse bei sich nicht nur etwa gelegentlich oder dann und wann, sondern als einen fest­stehenden Grundsatz. Dann sagt er: „Ich habe Wohlge­fallen an dem Gesetz Gottes nach dem inneren Menschen." Danach gibt es einen feststehenden Grundsatz, der von Gott ist, nämlich alles das, worin Sein Wohlgefallen am Menschen zum Ausdruck kommt - das ist keinem Wan­del unterworfen. Er fand im Gesetz seinen Ausdruck, und der Christ weiß, wie vollkommen es in Christo darge­stellt wurde. Man hat nun Wonne daran, „nach dem inne­ren Menschen" und in Lauterkeit vor Gott ein Bewußtsein davon, daß man dem wahren Innern seines sittlichen Seins nach an dem, was von Gott ist, Wohlgefallen findet.     [i]
 [/i]Doch dann sieht der Apostel ein anderes Gesetz in seinen Gliedern das Gesetz der Sünde ist da (V. 23). Die Glieder haben es mit der Ausführung zu tun sie sind die wirklich tätigen Teile der Menschen -, und er findet, daß dem Auge, dem Ohr, der Zunge, den Händen  und Füßen, kurz allen seinen Gliedern, ein feststehender Grundsatz innewohnt, der in Tätigkeit tritt - ein Grund

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satz der Gott entgegen und stärker ist als das Gesetz des Sinnes. Die Glieder umfassen hier den ganzen Menschen, abgesehen von seinem Sinne und seinem inneren Men­schen. Was seinen Sinn betrifft, so waltet da ein fest­ stehender Grundsatz, den er „das Gesetz meines Sinnes nennt. Wie oft sehen wir solche, die sich ihrer großen Schwachheit und Fehler bewußt sind, sich aber nicht von
dem, was von Gott ist, abwenden können! Sie nutzen die Gelegenheiten, mit dem, was geistlich ist, in Berührung zu bleiben, sie schätzen die Versammlungen und den Dienst, lesen die Schriften und beten und verharren be­ständig und unbeirrt darin. Alles das ist ein Beweis, daß das, was in Beziehung zu Gott steht, ihrem Sinn. Ein Gesetz - ein feststehender Grundsatz - geworden ist. Diesen feststehenden Grundsatz nehmen wir bei allen, die Gott fürchten, wahr, und es ist gut, das Volk Gottes im
Zusammenhang mit diesem Gesetz zu betrachten. Ich er­ kenne das zuerst als das „Gesetz meines Sinnes", und dann kann ich es als das Gesetz der Sinne anderer er­ kennen. Ich habe kein rechtes oder göttliches Urteil über einen, der Gott fürchtet, bis ich ihn mit dem Gesetz seines Sinnes als eins betrachte, und nicht mit dem Gesetz der Sünde in seinen Gliedern. Dann erst fange ich an, seine
Übungen zu verstehen - also das, was er als Gegenstand
der Wirksamkeit Gottes ist.                                             

Der feststehende Grundsatz der Sünde erstreckt sich auf die Glieder, doch es gefällt Gott, uns von dessen Macht zu befreien. Bis man Seine Befreiung kennen­lernt, ist man in Gefangenschaft, man erleidet immer durch das Gesetz in den Gliedern, das dem Gesetz des Sinnes widerstreitet, eine Niederlage, und das führt zu dem kläglichen Schrei: „Ich elender Mensch wer wird mich befreien aus diesem Leibe des Todes?" Der Wille ist das rechte; nach dem inneren Menschen hat man Wohlgefallen an dem, was von Gott ist; der feststehende Grundsatz des Sinnes ist auf Gerechtigkeit und Heilig­keit gerichtet; und doch ist man ein elender Mensch, weil man keine Kraft hat, man ist eingekerkert  in  einem

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Leibe des Todes". Es heißt hier nicht: Wer wird mich rechtfertigen oder auch versöhnen?, sondern: Wer wird mich befreien?  Unsere Befreiung muß ebenso gänzlich von Gott kommen wie unsere Rechtfertigung oder unsere Versöhnung.   Der Gläubige muß auf Grund einer göttlichen Befreiung aus dem Fleische in den Geist hinüber­gehen [i]; [/i]er hat zu lernen, daß er einer ganz neuen Men­schenordnung angehört, daß er in Christo Jesu ist, wo ein ganz neues Gesetz zu wirken beginnt^Das Gesetz der Sünde und des Todes ist im Fleische gegenwärtig, doch der befreite Mensch ist davon losgemacht.  Paulus konnte mit  Bestimmtheit  sagen:   „Das Gesetz des Geistes des Lebens in Christo Jesu" hatte ihn „freigemacht von dem Gesetz der Sünde und des Todes,"   (Röm. 8, 2). Wenn [i]ein [/i]Mensch freigemacht ist, so beweist das, daß es eine göttliche Befreiung aus der Gefangenschaft des Gesetzes der Sünde gibt, und ein jeder von uns sollte geübt wer­den, auch freigesetzt zu sein.

In Röm. 5 ist davon die Rede, wie der Heilige Geist die Liebe Gottes in unsere Herzen ausgießt, doch zu Be­ginn von Röm. 8 ist Er der Geist des Lebens in einer neuen Menschenordnung. In Röm. 6 lernt sich der Gläu­bige Gott in Christo Jesu lebend erachten, doch nun wird gesagt, daß er den Geist des Lebens in Christo Jesu hat. Es ist etwas Wunderbares zu wissen, was es ist, „in Christo Jesu" zu sein. Am Ende von Röm. 6 heißt es, daß Gottes Gnadengabe darin besteht, uns ewiges Leben in Christo Jesu zu geben. Hier ist es nicht ewiges Leben, sondern Leben in Christo Jesu, und zwar als befreiende Kraft. Das mäch­tigste Gesetz von allem ist „das Gesetz des Geistes des Lebens in Christo Jesu". Das ist kein verbessertes, berich­tigtes oder geheiligtes Fleisch, sondern eine vom Geist herrührende Kraft, um den Gläubigen freizumachen, in seinem  verantwortlichen  Leben   hienieden  zum Wohl­gefallen Gottes zu sein. Hier tritt uns kein auferstandenes oder  himmlisches   Leben   entgegen, sondern ein Leben hienieden, in dem die gerechte Forderung des Gesetzes erfüllt ist.
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Wenn wir unsere eigene Hilflosigkeit wirklich gelernt haben und nach einer göttlichen Hand ausschauen, die uns der Gefangenschaft gänzlich entheben soll^so wird uns sofort eine Antwort; der holdselige Gott wird dann durch Jesum Christum, unseren Herrn, in Seiner befrei­enden Gnade kennengelernt, und die Seele bricht in Danksagung aus (V. 25). Das Fleisch würde der Sünde Gesetz noch weiter dienen, was zeigt, daß keinerlei Ver­änderung im Fleische stattgefunden hat; doch der befreite Gläubige dient nun mit seinem Sinne Gottes Gesetz und hat Kraft, in Freiheit in dem zu wandeln, was Gott wohl-gefällt. Ein anderer feststehender Grundsatz ist nun wirk­sam, und das ist „das Gesetz des Geistes des Lebens in Christo Jesu66. Gott hat diesen neuen feststehenden Grundsatz in Seiner Gnade „durch Jesum Christum, unse­ren Herrn66, eingeführt (V. 25); er kommt uns durch den Dienst dieser gepriesenen Person zugute und macht einen wesentlichen Teil der wahren Gnade Gottes aus, worin wir stehen (1. Petr. 5, 12). Die Gnade, deren Mittler und Ver­walter Jesus Christus, unser Herr, ist, ist so groß, daß sie allen unseren Bedürfnissen in göttlicher Weise gerecht wird; sie begreift all die befreiende Macht in sich, die dem Heiligen Geiste als dem „Geiste des Lebens in Christo Jesu6' innewohnt. Jeder Gläubige kann sich die Gnade Gottes in dieser Hinsicht zunutze machen und die Be­freiung kennenlernen, die uns diese Gnade ausersehen hat. Nur so kann Gott verherrlicht und der Gläubige frei­gemacht werden, um dem Geiste gemäß in Freiheit vor Gott zu sein.

Das Bewußtsein, daß wir elende Menschen sind, dient
weder zu unserem Tröste noch zum Wohlgefallen Gottes. Deshalb ermutigt uns Gott, zur Freiheit zu gelangen. Nachdem wir unsere eigene Kraftlosigkeit in Röm. 7 kennengelernt haben, dürfen wir uns Gott lebend in Christo Jesu, in dem Menschen Seines Wohlgefallens er­achten, und der Geist gibt uns Kraft, um hienieden Christo Jesu gemäß zu leben.
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IV. Die Kraft und Sicherheit des Gläubigen

Römer 8

In Röm. 8 lernen wir den Heiligen Geist als die Kraft kennen, die uns vom Fleische befreit und uns befähigt, unserer Verantwortlichkeit zu entsprechen. Am Schluß des Kapitels ist von der Liebe Gottes die Rede, von der uns nichts zu scheiden vermag. Unsere Kraft ist also im Geiste Gottes und unsere Sicherheit in der Liebe Gottes, die in Christo Jesu ist.

[i]1. Der Geist des Lebens [/i](V. 1-4).

In Röm. 6 und 7 hat Paulus alle Einwendungen, die gegen diejenigen erhoben werden können, die durch Christi Blut gerechtfertigt sind, widerlegt, so daß er in Röm. 8, 1 mit Recht schreiben kann: „Also ist jetzt keine Verdammnis für die, welche in Christo Jesu sind«*' Gott sieht alle wahren Gläubigen in Christo Jesu, in dem sie außerhalb des Bereiches der Verdammnis sind. Es heißt in 1. Kor. 1,30: „Aus ihm (Gott) aber seid ihr in Christo Jesu." In Röm. 6, 11 werden wir aufgefordert, uns der Sünde für tot, Gott aber lebend in Christo Jesu zu be­trachten. Doch ehe wir diesen neuen Zustand einnehmen, müssen wir erfahren, daß wir elende Menschen sind, die einen Befreier vom alten Zustand notig haben, und daß dieser Befreier der Herr Jesus, der „aus den Toten Auf­erweckte" ist, mit dem wir durch den Geist in inniger Liebe, im Sinne der Ehe verbunden sind (Röm. 7,2-4.25)« Wenn wir Ihn lieben und wertschätzen, gehen wir durch den Geist des Lebens in die Befreiung von Sünde und Tod ein (V. 2). Die befreiende Kraft von dem Geset der Sünde und des Todes liegt in dem [i]Gesetz, [/i]nach dem

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der Geist des Lebens in Christo Jesu wirkt Wie Adam durch den Odem des Lebens, den Gott in seine Nase blies, Kraft bekam, auf natürliche Weise zu leben, so gibt der Geist des Lebens uns Kraft, in unserem verantwortlichen Leben Christo Jesu gemäß im Blick auf das himmlische Land zu leben und frei von Sünde und Tod zu sein.

Weil das Gesetz „durch das Fleisch kraftlos war" und nichts für uns tun konnte, hat Gott in Seiner Liebe ein­gegriffen und Seinen eigenen Sohn in Gleichheit des Fleisches der Sünde - das Gegenbild der ehernen Schlange - gesandt und die Sünde im Fleische verurteilt (V. 3). Wie Israel in seinem letzten Wüstenjahre unter den Schmerzen der Bisse der feurigen Schlangen zur ehernen Schlange aufblicken mußte, um für Kanaan am Leben zu bleiben (4. Mose 21), so dürfen wir zu Christo am Kreuze, aufblicken und die Sünde im Fleische, diesen schrecklichen Zustand, worin Satan, „die alte Schlange*', uns gebracht hat, auf Ihn gelegt und verurteilt sehen. Gott lag unsere Befreiung so sehr am Herzen, daß Er Seinen eigenen Sohn sandte und das Verdammungsurteil über unseren sündigen Zustand über Ihn brachte, der persönlich ganz frei davon war. Rührt das nicht unsere Herzen? Wenn wir das Böse, das in unserem Herzen ist (Mark. 7, 21. 22), entdecken, dann dürfen wir es in Christo am Kreuze verurteilt sehen. Je mehr wir das ver­stehen, desto mehr lieben wir Gott und verurteilen die Sünde in unserem Fleische. Auf diese Weise ist dann die gerechte Forderung des Gesetzes, die darin besteht, Gott^ von ganzem Herzen zu lieben, in uns erfüllt, und wir wandeln nicht mehr nach dem Fleische, sondern nach dem Geiste (V. 4), Der Geist steht in völligem Einklänge mit dem, was Gott am Kreuze getan hat Er hält die Ver­urteilung der Sünde im Fleische in uns aufrecht und gibt uns eine neue Lebenskraft für unseren Wandel. Es ist ein wunderbarer Augenblick, wenn der Gläubige, durch die Liebe Gottes überwältigt, das Fleisch zurückweist und  nach dem Geiste wandelt.
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2. [i]Die Gesinnung des Geistes [/i](V. 5-8).

Der Geist gibt uns jedoch nicht nur Kraft, frei vom Fleische zu wandeln, sondern Er bildet auch eine neue Ge­sinnung in uns heran. „Die Gesinnung des Fleisches ist der Tod", sie ist „Feindschaft gegen Gott", denn sie ist dem Gesetz Gottes nicht Untertan. „Die Gesinnung des Geistes aber ist Leben und Frieden" (V. 6). Die im Fleische sind, vermögen Gott nicht zu gefallen (V.8). Gott hat keinen Gefallen an dem religiösen, gebildeten und geselligen Fleische. Der Herr sagt in Joh. 6, 63: „Das Fleisch nützt nichts." Natürliche Begabung und Fähig­keiten nützen in göttlichen Dingen nichts, sondern nur der
Geist Gottes kann uns in die Tiefen Gottes einfahren  (1. Kor. 2, 10). Viele sagen, sie hätten für tiefe, geist­liche Gedanken keinen Sinn, doch ohne den Geist kann keiner etwas davon verstehen. Wenn wir an den Herrn Jesum Christum glauben, gibt Gott uns den Heiligen Geist, der uns bezeugt, daß Gott uns liebt (Röm. 5, 5) und unserer Übertretungen nie mehr gedenkt (Hebr. 10, 15-17). Jeder, der das lebendige Bewußtsein in sich trägt, daß Gott ihn liebt und ihm die Sünden vergeben hat, hat also den Heiligen Geist empfangen und kann sich in Gott freuen. Doch um auch den Geist als Leben in sich
wirksam zu haben und „nach dem Geiste" zu sein (Röm.8, 5), muß er die Sünde abweisen (Röm. 6) und seine Sündhaftigkeit und Kraftlosigkeit eingesehen haben (Röm. 7). Der jüngste Gläubige kann sich dessen bewußt werden und zu Christo am Kreuze aufschauen und dann die Kraft des Geistes erfahren, denn er ist aus dem Geiste geboren und kann deshalb auch „nach dem Geiste" sein
und auf das sinnen, was des Geistes ist
(V. 5). In Gal. 5, 19-23 werden die Werke des Fleisches der Frucht des Geistes gegenübergestellt, so daß wir zwischen dem, „was des Fleisches ist", und dem, „was des Geistes ist", unter scheiden können.
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[i]3. Der Geist Christi [/i](V.9.10).

Wenn wir auch zugeben müssen, daß das Fleisch noch in uns ist und wirken kann, so haben wir aber durch den Geist,   der   in uns   wohnt,   stets die Kraft, das Fleisch untätig zu halten, so daß wir nicht im Fleische, sondern im Geiste sind (V. 9). Der in uns wohnende Geist Gottes befreit   uns   aber   nicht nur vom Fleische,  sondern Er bildet auch die Charakterzüge Christi in uns heran, wes­halb Er auch der Geist Christi genannt wird.   „Wenn jemand   [i]Christi   Geist   [/i]nicht   hat,   der   ist   nicht   sein" (V. 9).   Der Geist Christi war vor alters schon in den Propheten gewesen (1. Petr. 1, 10. 11), doch Seine völ­lige Entfaltung geschah in Christo persönlich.   Christus, der zweite Mensch vom Himmel, war so inniglich mit dem Heiligen Geiste verbunden, daß der Heilige Geist der Geist dieses Menschen, der Geist Christi genannt wird.£ Das Speisopfer (3. Mose 2) ist ein Vorbild von dem mensch­lichen Leben unseres Herrn Jesu,  und  es bestand  aus Feinmehl, das nicht nur mit öl gesalbt, sondern auch mit Öl vermengt wurde. Das Feinmehl stellt die Reinheit und Ausgeglichenheit jeder moralischen Vollkommenheit Sei­nes menschlichen Lebens vor, und alles war mit öl, mit dem Geiste gesalbt und vermengt. Der Geist war öffentlich und amtlich als die Salbung auf Ihm (Luk. 4, 18), und Sein ganzes menschliches Leben war vom Heiligen Geiste durchdrungen. Wir beurteilen keine Einzelheit in Seinem kostbaren Leben von Seiner Empfängnis im Leibe der Jungfrau  an (Luk. 1, 35) bis dahin, wo Er  Sich Selbst ohne Flecken Gott durch den ewigen Geist opferte (Hebr. 9, 14), richtig, wenn wir nicht anerkennen, daß der Hei­lige Geist, das öl, damit vermengt ist. Deshalb steht der Mensch Jesus Christus ganz einzig da; obschon Er ein wirklicher Mensch war, der an Blut und Fleisch teilge­nommen hat, war Sein ganzes menschliches Leben von der Kraft des Geistes durchdrungen. Der Heilige Geist ist so eng mit Christo, dem zweiten Menschen, verbunden, daß Er der Geist Christi genannt wird,  und weil  der

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Geist Christi in uns Wohnung gemacht hat, bringt Er in uns die Züge Christi hervor, woran Gott Wohlgefallen findet. Christus ist in denen, die Sein sind, weil sie Sei.j nen Geist in sich wirksam haben, der Seine Charakterzüge in ihnen zum Vorschein bringt. Es wird dann weiter von uns gesagt: „Wenn aber Christus in euch ist, so ist der Leib zwar tot der Sünde wegen, der Geist aber Leben der Gerechtigkeit wegen" (V. 10). Wenn der Geist Christum in uns gestaltet (Gal. 4, 19), ist der Leib tot, denn er würde uns zur Sünde anregen.   Deshalb wird der Leib im Tode gehalten, und alle Anregungen kommen vom Geiste, der in uns Leben der Gerechtigkeit wegen ist. Im Römerbrief  ist viel  von  Gerechtigkeit die Rede. Die Gerechtigkeit Gottes ist im Tode Christi geoffenbart wor­den (Kap. 3, 21).   Gott rechnet uns auf Grund unseres Glaubens Gerechtigkeit zu (Kap. 4, 5). Wir werden durch den Gehorsam Christi in die Stellung von Gerechten ge­setzt (Kap. 5,19). Die Gnade herrscht durch Gerechtigkeit zu ewigem Leben (Kap. 5, 21). Wir stellen unsere Glie­der Gott zu Werkzeugen praktischer Gerechtigkeit dar (Kap. 6, 13).  Der Geist in uns ist Leben der Gerechtig­keit wegen (Kap. 8, 10), damit wir in unserem Wandel gerecht sind und das Leben Christi zum Ausdruck bringen.

[i]4. Der Geist dessen, der Jesum auferweckt hat[/i]
(V. 11-13).

Doch der Geist gestaltet nicht nur Christum in uns, was uns zum Kolosserbrief führt (Kol. 1, 27; 3, 11) sondern das Wohnen des Geistes in uns ist auch das Unter­pfand dafür, daß bei der Entrückung unsere sterblichen Leiber vollständig von der Macht des Todes befreit und lebendig gemacht werden.  „Der Geist dessen, der Jesum-  das ist unser Herr persönlich - aus den Toten auferweckt hat", wohnt in uns, und aus diesem Grunde wird Gott, „der  Christum - das ist unser Herr in Beziehung zu uns - aus den Toten auf erweckt hat", auch uns sterblichen Leiber lebendig machen wegen Seines in uns
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wohnenden Geistes (V. 11). Bei der Entrückung wird eine gewaltige, göttliche Kraft auf unsere sterblichen Lei­ber einwirken und sie lebendig machen, und das geschieht wegen des in uns wohnenden Geistes.

Im Lichte der Wahrheit, die bisher vorgestellt worden ist, ist es ganz klar, daß wir dem Fleische keine Schuldner mehr sind; wir brauchen nicht mehr nach dem Fleische zu leben (V. 12). „Denn wenn ihr nach dem Fleische lebet, so werdet ihr sterben." Wir sterben dann in der Wüste, ohne den Vorsatz Gottes erreicht zu haben. „Wenn ihr aber durch den Geist die Handlungen des Leibes tötet, so werdet ihr leben" (V. 13). Die Handlungen des Leibes sind das, was der Leib tut, wenn er als eins mit dem Fleische betrachtet wird; es ist Nachgiebigkeit den Neigun­gen des Leibes oder Fleisches gegenüber. Doch der Gläu­bige hat in Röm. 7  eingesehen, daß er sich dagegen stellen muß, und in Röm. 8 gibt Gott ihm durch den Geist Kraft, alle fleischlichen Handlungen zu töten, und insofern er das tut, lebt er. Unser Leib kann ein Gefäß fleischlicher oder geistlicher Tätigkeit sein. Von Natur ist das erstere der Fall; wir haben Eigenarten und Neigungen, die wir durch den Geist töten müssen, und wenn wir in der Kraft des Geistes das Fleischliche, das mit dem Leben in unse­rem Leibe in Verbindung steht, töten und unseren Leib als Gefäß des Geistes und nicht des Fleisches gebrauchen, dann leben wir und können unseren Leib als ein [i]leben­diges, [/i]heiliges, Gott wohlgefälliges Schlachtopfer dar­stellen (Röm. 12, 1). Auf diese Weise kommen wir dem Lebendigmachen unserer sterblichen Leiber bei der Ent­rückung durch den Geist in moralischem Sinne zuvor, denn wenn wir in der Kraft des Geistes die fleischlichen Hand­lungen unseres Leibes töten, dann macht der Geist unseren gegenseitigen Verkehr, unsere Krankenbesuche und alles, was wir in unserem sterblichen Leibe tun, schon im voraus lebendig. Wir leben dann durch den Geist.  

[i]5. Die Leitung des Geistes [/i](V. 14.15).

Wenn der Geist uns vom Fleische befreit hat  ist Er frei, Sein eigentliches Werk zu tun und uns als Söhne Gottes in die Freiheit, Einsicht, Würde und geistliche Zuneigung der Sohnschaft zu leiten.  „So viele durch den Geist Gottes geleitet werden, diese sind Söhne Gottes" (V. 14). Nach Gal. 4, 5. 6 haben wir die Sohnschaft als Gabe Gottes empfangen, und weil wir Söhne sind, hat Gott den Geist Seines Sohnes in unsere Herzen gesandt und der Geist ruft in uns: „Abba, Vater." Doch solange wir noch nicht durch den Geist vom Fleische befreit sind, können wir in der Kraft des Geistes den Boden der Sohnschaft nicht ungestört vor Gott einnehmen, wenn wir uns auch des Lichtes, das wir aus der Schrift darüber haben, erfreuen können. In Röm. 8,15 ruft jedoch nicht nur der Geist in uns „Abba; Vater" wie in Gal. 4, 6, sondern [i]wir [/i]rufen im Geiste der Sohnschaft „Abba, Vater", und das ist erst dann der Fall, wenn wir vom Fleische befreit sind und vom Geiste Gottes geleitet werden.  Nachdem Israel in 4. Mose 21 zur ehernen Schlange aufgeschaut hatte und am Leben im Blick auf Kanaan blieb, kamen sie dem Vorbild   nach unter   die Leitung des Geistes.   Es heißt von ihnen unmittelbar darauf, daß sie aufbrachen, um nach Kanaan zu gelangen, wo für  uns das ewige Leben und die Sohnschaft ist. Weiter ist dann von einem „Buch der Kämpfe Jehovas" die Rede, worin „Bäche" und ihre „Ergießung" aufgezeichnet sind (4. Mose 21, 14. 15). Wenn wir die Kämpfe Jehovas gegen unser Fleisch auf­nehmen und es durch den Geist unwirksam halten, dann gibt Gott uns Quellen der Erfrischung im Heiligen Geiste, und diese „Bäche" sind noch nicht im himmlischen Lande, sondern sie erfrischen uns auf dem Wege dahin. Israel kam dann noch zum Brunnen zu Beer, wo sie dem empor- ,| quellenden Wasser zujubelten: „Herauf, Brunnen, singet ihm zu!"  Wenn der Geist Gottes uns leitet, jubeln wir Ihm und Seinen Gedanken zu und schätzen sie so sehr, daß wir alles, was vom Fleische ist und den Geist hindert

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aus dem Wege räumen. Auf diese Weise wird der Geist in uns eine Quelle Wassers, das ins ewige Leben quillt (Joh. 4, 14) und uns nach Kanaan leitet.   Israel nahm endlich noch in 4. Mose 21 das Land der Könige Sihon und Og diesseits des Jordans in Besitz, und sie wohnten oder   lebten   mit   Triumphgesängen   in   den   eroberten Städten der Amoriter. Das   war   noch kein dauerndes Wohnen, noch kein ewiges Leben, denn das fanden sie erst in Kanaan, wovon Gott dem Abraham in 1. Mose 13, 15 sagte: „Dir und deinem Samen will ich das ganze Land geben [i]auf ewig.
 [/i]Doch bevor Israel das Land in Besitz nahm, um dauernd oder auf ewig darin zu leben, mußten sie diesseits des Jordans lernen, Land vorübergehend in Besitz zu nehmen und darin zu wohnen oder zu leben. So haben wir in Röm. 8 Leben durch den Geist und noch nicht ewiges Leben; doch Röm. 8 ist die Vorschule für den Kolosser- und Epheserbrief,  wo wir  unser himm­lisches Land in  Besitz nehmen, um  darin  ewiglich zu leben. Die zweieinhalb Stämme (4. Mose 32) blieben lei­der in dieser Vorschule; sie stellen Christen vor, die nicht auf   der  Höhe   unserer   himmlischen Berufung, sondern irdisch gesinnt sind. Wenn nun aber einerseits die Vor­schule von Röm. 8 nicht die ganze Wahrheit ist, und wir nicht dabei stehen bleiben dürfen, so ist doch andererseits diese Vorschule als vorübergehender Aufenthalt hienieden für uns alle notwendig, denn um nach Kanaan hinüberzu­gehen, müssen wir geistlich sein. In den Tagen Jephthas nahm der Feind das Ostjordanland weg, und Jephtha er­oberte es zurück  (Richt. 11).   So müssen wir die Ver­kündigung des Evangeliums,  auch das Evangelium  für Neubekehrte, trotz aller Angriffe des Feindes beibehalten, denn wir müssen Neubekehrten, die aus der ägyptischen Welt kommen, den Weg durch die Wüste und das Ost­jordanland offenhalten.   In Röm. 8 sind wir gleichsam im Ostjordanland und wohnen in den eroberten Städten unserer Feinde.   Wir haben das Fleisch, den Geist der Knechtschaft und alle knechtische Furcht unter unseren Füßen und werden durch den Geist Gottes geleitet.  Wir

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sind Söhne Gottes und rufen „Abba, Vater64. Das ist kein Verzweiflungsruf wie in Röm. 7: „Ich elender Mensch" sondern es ist ein Rufen im köstlichen Genuß der trau-
ten Verwandtschaft und der erhabenen Würde der Sohnschaft. „Abba" heißt Vater; es ist unübersetzt geblieben, weil seine Bedeutung nur von Herzen gekannt wird, die durch den Geist der Sohnschaft in die geistlichen Zu­neigungen von Söhnen Gottes geleitet werden.

[i]6. Das Zeugnis des Geistes [/i](V. 16-21).

Der Geist Gottes gibt uns nicht nur das Geleit nach Kanaan, wo wir uns des ewigen Lebens und der Sohnschaft erfreuen können, sondern Er [i]zeugt [/i]auch mit un­serem Geiste, daß wir Kinder Gottes sind (V. 16). „Söhne Gottes" sind wir in Verbindung mit „jener Welt" der Herrlichkeit Gottes (Luk. 20, 35. 36), während wir „Kin­der Gottes" in dieser Welt sind. Als Söhne Gottes wer­den wir dem Bilde des Sohnes Gottes gleichförmig ge­macht, damit Er der Erstgeborene sei unter vielen Brü­dern (V. 29).  Doch in den Kindern Gottes gewinnt nicht so sehr „das Bild", als vielmehr „das Gleichnis" (l. Mose 1, 26) des in Christo geoffenbarten Gottes Gestalt.  Als Kinder Gottes sind wir aus Gott geboren, und die Eigen­schaften Gottes, wie Gerechtigkeit und Liebe, leben in uns fort.   Wir sind uns nicht nur in unserem eigenen Geiste bewußt, daß wir das Geschlecht oder die Familie Gottes, also Kinder Gottes sind, sondern es macht auch dem Geiste Gottes Freude, das Bewußtsein davon in un­serem Geiste [i]zu [/i]stärken. Als Kinder Gottes sind wir die Gegenstände der zarten, väterlichen Fürsorge Gottes in allem, was in der Wüste an uns herantritt, so daß wir kühn sagen können: „Der Herr ist mein Helfer, und ich will mich nicht fürchten; was wird mir ein Mensch tun (Hebr. 13, 6)!  In diesem Bewußtsein können wir in der zarten Obhut des Vaters ruhen, denn Seine Liebe wird das Beste für uns tun. „Sehet, welch [i]eine [/i]Liebe uns der

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Vater gegeben hat, daß wir Kinder Gottes heißen sollen"  (1. Joh. 3, 1).

Als Kinder Gottes sind wir Erben  Gottes  und  Mit­erben Christi (V. 17).  Weil wir Gott als Seine Kinder angehören und im Besitze Seiner Liebesnatur sind, hat Gott uns zu Seinen Erben bestimmt, und weil Er Chri­stum als den Erben aller Dinge eingesetzt hat (Hebr. 1, 2), werden wir mit Ihm sowohl die Dinge in den Himmeln, als auch die ganze sichtbare Schöpfung erben.  Doch die Schöpfung ist noch in einem harrenden und seufzenden Zustande^ und deshalb ist gegenwärtig für die Kinder Gottes Leidenszeit.   Christus ist hienieden  enterbt,   und deshalb müssen wir mit Christo leiden.   Wer hat „die Leiden der Jetztzeit" (V. 18) so gefühlt wie Er! Es han­delt sich hier nicht um Leiden [i]für [/i]Christum oder um des Zeugnisses willen wie in Vers 35 u. 36, sondern es sind Leiden   [i]mit   [/i]Christo.    Als   Kinder   Gottes    haben    wir Empfindungen, die uns befähigen, [i]mit [/i]Christo wegen des ruinierten   Zustandes   der   Schöpfung   und   wegen   des Elends, worin die Menschen infolge der Sünde geraten sind, zu leiden.  Wenn wir mit Ihm leiden, werden wir auch mit Ihm verherrlicht.   Wir halten dafür, daß die Leiden der Jetztzeit nicht wert sind, mit der zukünftigen Herrlichkeit des Tausendjährigen Reiches verglichen zu werden, wann die Söhne Gottes geoffenbart werden und die Schöpfung zur Freiheit der Herrlichkeit der Kinder Gottes freigemacht   wird  (V.  19-21).   Die Schöpfung harrt auf diesen Augenblick, denn sie ist mit ihrem gegen­wärtigen  Zustande nicht zufrieden und hat das unbe­stimmte Bewußtsein, daß Gott, der gütige Schöpfer, sie davon befreien wird. Die Erlösung von der Knechtschaft tritt  dann ein, wenn Christus und Seine Miterben vom Himmel her geoffenbart werden.  Die Kinder Gottes, die dann als Söhne Gottes geoffenbart werden in Herrlich­keit, denn die Herrlichkeit der Kinder Gottes (V. 21) ist die Sohnschaft (V. 19), nehmen in der Jetztzeit innigen Anteil an den Leiden ihres seufzenden Erbes.
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7. [i]Die Verwendung des Geistes für uns [/i](V. 22-27).

Wenn wir auch „die Erstlinge des Geistes" (V. 23) vor der großen Ernte des Geistes im tausendjährige,, Reiche schon haben, so sind wir doch noch durch unsere Leiber mit der seufzenden Schöpfung verbunden und seufzen in uns selbst, „erwartend die Sohnschaft, die Erlösung unseres Leibes". So findet das Seufzen der Schöpfung in den Kindern Gottes, die des Geistes Erst­linge haben, vor Gott einen verständnisvollen Ausdruck, denn wir haben an dem Harren und Hoffen der Schöp­fung auch unseren Anteil. Wir sind in Hoffnung errettet (V. 24) und erwarten mit Ausharren die Erlösung unseres Leibes bei der Entrückung (V. 25). Dieser Zu­stand gibt nun dem Geiste Anlaß, Sich unser anzunehmen. „Der Geist nimmt sich unserer Schwachheiten an" (V.26). Wir sind oft unter den Umständen, in denen wir mit der seufzenden Schöpfung verbunden sind, so schwach, daß wir nicht wissen, „was wir bitten sollen, wie sich's ge­bührt". Doch der Geist hilft uns und kleidet Seine Für­bitte nicht einmal in Worte, sondern in „unaussprechliche Seufzer". Unser menschliches Herz ist dazu nicht fähig, doch der Geist kann sich in dieser „unaussprechlichen" Weise äußern. Gott erforscht unsere Herzen, um den „Sinn des Geistes" darin zu entdecken und nicht, um un­sere Unvollkommenheiten zu finden, und der Geist ver­wendet Sich für Heilige Gott gemäß (V. 27). Das [i]ist [/i]die siebente und letzte Tätigkeit des Heiligen Geistes, die in Röm. 8 erwähnt wird. Zusammenfassend können wir sagen, daß der Geist uns in jeder Weise hilft; Er ist unser Freund. Er verwendet Sich für uns und stellt Sich uns: m jeder Weise zur Verfügung. Möchten wir mehr von der Hilfe und der Kraft dieses göttlichen Freundes erfahren-

[i]S: Der Vorsatz Gottes [/i](V. 28-30).

Wenn wir auch oft nicht wissen, was wir bitten sollen, so wissen wir aber, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Guten mitwirken müssen, weil sie nach Vor­satz berufen sind (V. 28). Gott führt uns hier gleichsam auf den Gipfel des Pisga, von dem es in 4. Mose 21, 20 heißt, daß er emporragtrüber die Fläche der Wildnis oder Wüste. Wir blicken von dort nicht nur in das Land des Vorsatzes Gottes, sondern wir halten auch einen Rück­blick über unseren Wüstenpfad und sehen, wie Gott alles zu unserem Guten zusammenwirken läßt und bei allem Seinen Vorsatz vor Sich hat. Alles, was uns zustößt, dient dazu, Seinen Vorsatz zu fördern. Gott hat geplant, Sich in der Ewigkeit mit Menschen zu umgeben, die Er zuvorerkannt, nach Seinem Vorsatz berufen und bestimmt hat, dem Bilde Seines Sohnes gleichförmig zu sein; dann hat Er sie gerechtfertigt und durch den Besitz des Geistes der Herrlichkeit verherrlicht (V. 29. 30). In Röm. 8 sind wir noch in der Wüste und sehen vom Gipfel des Pisga wie Mose bei seinem Tode ins Land, ohne daß wir selbst schon darin sind, wie es im Epheserbrief der Fall ist. Wir sehen eine erhabene Schar, die Gott zuvorerkannt, zuvorbestimmt, berufen, gerechtfertigt und verherrlicht hat. Kein Geschöpf ist imstande, die fünf Glie­der dieser goldenen Kette zu zerreißen, denn alles geht gänzlich von Gott aus. Welch eine Ermutigung ist das Bewußtsein, daß Gott Seinen Vorsatz durchführen und uns ewiglich in dieser erhabenen Weise bei Sich haben wird!
9. [i]Gott ist für uns [/i]
(V. 31-34).    

Alles, was bisher gesagt worden ist, führt zu dem triumphierenden Schluß, daß Gott für uns ist. „Was sollen wir nun hierzu sagen? Wenn Gott für uns, wer wider uns" (V. 31) ? Ob wir an die Vergangenheit, Ge­genwart oder Zukunft denken, Gott ist für uns. Er hat uns nach dem Vorsatz Seiner Liebe berufen, doch Er konnte uns Sich nur auf ganz unendliche Kosten sichern. »Er, der doch seines eigenen Sohnes nicht geschont, son­dern ihn für uns alle hingegeben hat: wie wird er uns 
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mit Ihm nicht auch alles schenken" (V. 32) ? Welch ergreifende Enthüllung des Herzens Gottes! Gottes  Vorsatz konnte nur zustande kommen, wenn Er Seinen geliebten Sohn für uns dahingab, damit Er das Gericht das uns gebührte, tragen sollte.   Daß Gott das getan hat,  beweist deutlich,  daß Er  für uns ist.  Wir können es kaum begreifen, was es für Gott bedeutete - Seinen eigenen Sohn, an dem Er ganz unendliches Wohl! gefallen gefunden hatte   (Luk. 3, 22),  der  Bosheit des Menschen auszuliefern, zur Sünde zu machen und Ihn unter  Gericht  und   Tod zu bringen.    Wenn Gott aber solch eine Liebestat für uns vollbracht hat, dann muß Et für uns sein und uns mit Seinem eigenen Sohne auch alles schenken. Gott ist ein grenzenloser Geber, und wir sind Seine Auserwählten (V. 33).  Zum erstenmal werden wir hier im Römerbriefe die Auserwählten Gottes genannt, und in Röm. 9 wird auf die Auserwählung Gottes dann noch ausführlicher eingegangen. Gott hat jeden wahren Gläu­bigen aus dem Drang Seines Herzens heraus auserwählt, und es wird hier gefragt: „Wer wird wider Gottes Auserwählte Anklage erheben? Gott ist es, der rechtfertigt" (V. 33). Wer wagt es, die Auserwählten, die Gott gerecht­fertigt hat, anzuklagen? Die beiden Beweise, daß Gott für uns ist, sind also, daß Gott Seinen eigenen Sohn für uns hingegeben hat und daß Er es ist, der uns rechtfertigt. Nicht nur hat Gott uns durch die Erlösung, die in Christo Jesu  ist,  gerechtfertigt, sondern unsere Rechtfertigu1,& ging auch von Ihm aus, sie entsprang Seinem Herzen.

[i]10. Die Liebe Christi und die Liebe Gottes [/i](V. 34-39)
Christus ist zur Rechten Gottes , wo ER Sich für uns verwendet (V 34) und unserer Hoherpriester ist. Wenn wir treu sind, kann „Drangsal, Angst, Verfolgung, Hungersnot, Blösse, Gefahr, Schwert“ über uns kommen. Doch nichts vermag uns von der Liebe Christi, des Hohenpriesters droben zu scheiden (V35), sondern in solchen Prüfungszeiten prägt ER einen tiegfefn Eindruck von Sei-

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ner Liebe in unsere Herzen. Deshalb sihd wir mehr als Überwinder durch Den, Der uns geliebt hat (V. 37). Nicht nur wird der Feind zuschanden, sondern wir lernen auch die Liebe Christi besser kennen.

Christus liebt uns jedoch nicht nur persönlich als Hoherpriester droben, sondern das Kapitel schließt damit, Ihn uns als Bundeslade vorzustellen, in dem die Liebe Gottes aufbewahrt und gesichert ist. Der Bund ist die Offenbarung Gottes in Liebe, und die Liebe Gottes ist in Christo Jesu für uns gesichert, so daß keine Macht irgend­eines Geschöpfes ihr etwas anhaben kann. Christus Jesus ist zur Rechten Gottes über allem erhaben, und nichts kann Ihn und die Liebe Gottes, die in Ihm ist, antasten. Die Liebe Gottes ist in Ihm, der wahren Bundeslade, un­vergänglich und unwandelbar aufgespeichert, und durch den Vorsatz, die Berufung und das Werk Gottes sind wir unauflöslich mit der Liebe Gottes, die in Christo Jesu ist, verbunden. Gott wünscht, daß wir ebenso wie Paulus davon überzeugt sind, der sagen konnte: „Ich bin über­zeugt, daß weder Tod noch Leben . . . noch irgendein anderes Geschöpf uns zu scheiden vermögen wird von der Liebe Gottes, die in Christo Jesu ist, unserm Herrn (V. 38,u. 39).

V  Die Erbarmungen Gottes

Römer 9-11

Paulus gründet die Ermahnungen des Römerbrief es von Kap. 12 an auf „die Erbarmungen Gottes" (Röm. 12, 1), die er in Röm. 9-11 klarlegt. In Röm. 1-3 haben wir eine kostbare Darstellung dessen, was Gott in Gerechtig­keit, Güte und Gnade ist. Dann werden die Segnungen derer beschrieben, die aus Glauben gerechtfertigt sind und den Heiligen Geist empfangen haben (Röm. 4-5). Die [i]Gnade [/i]Gottes tilgt unsere Sünden durch Christi Blut. Doch die [i]Liebe [/i]Gottes, die in unsere Herzen durch den Heiligen Geist ausgegossen ist (Röm. 5, 5), treibt uns an, Gott wiederzulieben. Wir erwidern die Liebe Gottes, in­dem wir uns in unserem Wandel der Sünde gegenüber für tot halten (Röm. 6). Gott in dem Neuen des Geistes die­nen (Röm. 7) und im Geiste der Sohnschaft „Abba, Vater" rufen (Röm. 8). Diejenigen, die Gott auf diese Weise lieben, sind nach Seinem Vorsatz berufen: sie sind Seine Auserwählten (Röm. 8, 28. 33).

[i]1. Die Unumschränktheit Gottes [/i](Röm. 9).

Das Evangelium ist für alle. Gott will, daß alle Men­schen errettet werden, und Christus hat Sich Selbst zum Losegeld für alle gegeben (1. Tim. 2, 6). Gott hat allen Menschen die Tür der Errettung auf getan. Doch das Her« dos Menschen ist so weit von Gott entfernt, daß keiner durch die Tür eingeht, Buße tut und an den Herr» Jesum glaubt, wenn das unumschränkte Erbarmen Gottes das nicht bewirkte. Paulus sagt uns in Röm. 9, 1-5> daß er große Traurigkeit und unaufhörlichen Schmer« in seinem Herzen für Israel, seine Brüder nach dem Fleische hat, weil sie, wie heutzutage die Namenchristen, alle Seg­nungen Gottes in ihrer Reichweite hatten und doch ihrer

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aller verlustig gingen. Dann kommt er in V. 6 zu dem Schluß, daß ein Unterschied zwischen „Israel" im gött­lichen, geistlichen Sinne und denen besteht, die „aus Israel" von Natur sind. Bei Ismael und Isaak ist klar zutage getreten, daß nicht die Kinder des Fleisches Kin­der Gottes sind, sondern daß die Kinder der Verheißung als Same gerechnet werden (V. 7-9). Gott hat die Kin­der des Fleisches, die wie Ismael Christum, den wahren Isaak, nicht ehren, sondern ihn verspotten, verworfen, wenn sie auch von Natur von den Gläubigen (von Abraham) abstammen, uijd Er hat die Verheißungen dem wahren Samen zugerechnet, der von Ihm herstammt und der wie Isaak Gott allein sein Dasein verdankt. Gott ver­wirft den Menschen nach dem Fleische vollständig, und wenn wir seinen wahren Charakter erkennen, dann sehen wir ein, daß seine Verwerfung notwendig ist. Gott muß einen neuen Anfang in dem Menschen machen, wir müs­sen von neuem geboren werden (Joh. 3, 7), um die Fähig­keit zu haben, durch die geöffnete Tür der Errettung in das Reich Gottes einzugehen, und die neue Geburt ist das Werk des unumschränkten Erbarmens Gottes (Tit. 3, 5). Das wirft den Menschen in seiner vollständigen Hilflosigkeit im Gebet auf Gott, auf dessen freies Er­barmen er in dieser Sache gänzlich angewiesen ist. Jakobus ermuntert uns, zu Gott zu beten, weil Er allen willig gibt (Jak. 1, 5), und der Herr sagt in Matth. 7, 7: „Bittet, und es wird euch gegeben werden." Nur auf Grund der neuen Geburt, dieser Handlung der unum­schränkten Barmherzigkeit Gottes, sind wir Kinder Got­tes und der wahre Same Gottes, der die Verheißung Got­tes hat.

Paulus besteht weiter auf der unumschränkten Hand­lungsfreiheit Gottes. Rebekkas Rinder waren noch nicht geboren und hatten weder Gutes noch Böses getan, als zu ihr gesagt wurde: „Der Größere wird dem Kleineren dienen" (V. 10-12). Gott handelte darin nach Beweg­gründen, die ganz und gar in Ihm' Selbst waren, auf daß der Vorsatz Gottes nach Auswahl bestehen sollte,

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nicht aus Werken, sondern aus dem Berufendenden V 11
Da Gott Vorkenntnis hat und die Geschichte Jakons und Esaus im voraus kannte, wählte er den Jakob als den Träger des Segens aus, ehe er geboren war und verwarf den Esau; und Gott sagt gleichsam gleichsam zu Seiner Rechtfertigung im letzten Propheten, in Maleachi 1, 2. 3, J die ganze Geschichte von Jakob und Esau und ihren Nach- kommen offen zutage getreten war:
„Den Jakob habe ich geliebt, aber den Esau habe ich gehaßt"
(V. 13). Gott hat das Recht, solche, die Er liebt und schätzt, zur Herrlichkeit vorherzubestimmen, weil Er Vorkenntnis besitzt; und Er darf solche, die wie Esau sich selbst gefallen und den Segen Gottes, das Erstgeburtsrecht verkaufen, ver­werfen. Seine Auswahl und Vorherbestimmung sind der Ausfluß Seiner Vorkenntnis, doch das enthebt den Men­schen keineswegs seiner Verantwortlichkeit.

Wir können nicht sagen, daß Gott in der Ausübung Seines unumschränkten Erbarmens ungerecht ist (V. 14), sondern jeder Gläubige hat viel Ursache, Gott für Sein Erbarmen zu danken, denn ohne dasselbe wären wir alle ewig verloren.   In Röm. 9, 23 werden wir „Gefäße des Erbarmens" oder „der Begnadigung" genannt, und es gibt kaum eine schönere und ergreifendere Bezeichnung für die Gläubigen.  Alle natürlichen Neigungen unserer Her­zen hätten uns von Gott weggeführt und ferngehalten, ebenso wie Israel dem goldenen Kalbe nachging und dabei den Menschen im Fleische darstellt, wie er die Verpflich­tungen bricht, die er- im Selbstvertrauen Gott gegenüber auf sich genommen hat. Doch Gott sagte zu Mose: [i]Ich  [/i]werde begnadigen, wen ich begnadige, und mich erbar­men, wessen ich mich erbarme" (V. 15). Welch ein Trost für uns, wenn wir untreu gewesen sind, das Bewusstsein  haben zu dürfen, daß Gott unumschränkt ist und Seien Unumschränktheit  sich in in Erbarmen kundtut.

Wo wäre Israel in 2. Mose 32-33 geblieben wenn nicht das unumschränkte Erbarmen Gottes gewesen wäre? Es wäre ihm ergangen wie uns allen, der Zorn Gottes hätte es verzehrt. Doch Gott erweist uns infolge Seiner Unum-

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schränktheit  ganz unerwartetes   Erbarmen   und   unver­dientes Mitgefühl.

Freilich ist es sehr ernst, trotz der Erweisung der Barmherzigkeit Gottes, hartnäckig und verstockt im Bösen zu verharren, wofür Pharao in Vers 17 ein Beispiel ist, der das Volk Gottes bedrückte und Gott widerstand* In 2. Mose 7u.8 heißt es, daß der Pharao trotz des Erbar­mens Gottes, das die Plagen wegnahm, sein Herz ver­stockte und verhärtete. Doch in 2. Mose 9, 12 und 10, 20 heißt es dann, daß Jehova sein Herz verhärtete. Der mächtigste Feind Gottes und Seines Volkes tut die Un­umschränktheit Gottes auf ganz schreckliche Weise kund, indem sein böser Pfad als Strafe Verhärtung über ihn bringt, damit sich Gottes Macht im Gericht an ihm er­weisen kann. Wie sollte diese Wahrheit diejenigen mit Schrecken erfüllen, die trotz des Erbarmens Gottes fort­fahren, sich Gott zu widersetzen! Wenn Menschen fort­fahren, gegen Gott zu handeln, so kann es geschehen, daß sie finden werden, daß Gott sie als Beispiele heraus­greift, um an ihnen Seine Macht im Gericht zu erweisen. Sollte das nicht jeden stolzen Pharao bußfertig auf seine Kniee bringen? Gott kann in Seiner Unumschränktheit Erbarmen erzeigen oder verhärten (V. 18).

Der Mensch mag Gottes Unumschränktheit bekritteln (V. 19), doch der Gläubige liebt sie, weil er einsieht, daß ihm nur das unumschränkte Erbarmen Gottes helfen konnte, und er preist Gott wegen  Seiner  Barmherzig­keit und ist dankbar, ein Gefäß der Begnadigung sein zu dürfen.   Paulus stellt alles auf den Boden  der  Unum­schränktheit, sei es die Erweisung des Zornes und der Macht Gottes an den Gefäßen des Zorns, die zum Ver­derben zubereitet sind, oder den Reichtum Seiner Herr­lichkeit an den Gefäßen der Begnadigung,  die Er zur Herrlichkeit zuvorbereitet hat (V. 22 u. 23). Bei den Ge­fäßen des Zornes erwähnt der Apostel aber auch noch, daß Gott sie mit vieler Langmut ertragen hat.   Gott hat sie nicht für das Verderben zubereitet, sondern das Ver­derben   ist   die Folge   ihrer   eigenen Hartnäckigkeit im

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Bösen, die Gott mit vieler Langmut erträgt, bis Seine Geduld erschöpft ist. Gott eilt nie, das Böse zu richten sondern Er richtet nur nach vieler Langmut. Doch Gott will nicht nur Seinen Zorn, sondern auch Seine Barm­herzigkeit kundtun und macht den Reichtum Seiner Herr­lichkeit an uns, den Gefäßen der Begnadigung, offenbar, die Er zur Herrlichkeit zu vorbereitet. Das geht jetzt vor sich und verleiht uns überhaupt keinen Ruhm, sondern wir sind „Gefäße der Begnadigung" und gänzlich auf die Gnade und Barmherzigkeit Gottes angewiesen.

Der Prophet Hosea wird in Vers 25 u. 26 angeführt, um zu zeigen, daß Gott, nachdem Er zu Israel gesagt hatte: „Ihr seid nicht mein Volk", sie doch wieder „mein Volk" nennt. Nachdem sie jeden Anspruch darauf, das Volk Gottes zu sein, verscherzt hatten, werden sie Sein Volk lediglich auf Grund des unumschränkten Erbarmens Gottes werden. Gott stellte sie mit den Nationen auf eine Stufe, als Er zu ihnen sagte: „Ihr seid nicht mein Volk." Doch in dieser Stellung wird Er sie Seiner Unumschränktheit zufolge segnen; „daselbst werden sie Söhne des leben­digen Gottes genannt werden". Doch das öffnet auch den Nationen die Tür, gesegnet zu werden, denn diese waren offenbar nicht Gottes Volk gewesen. Wenn es Gott ge­fällt, Israel in der Unumschränktheit Seines Erbarmens wieder als Sein Volk zu berufen, dann können auch die Gläubigen aus den Nationen „Söhne des lebendigen Gottes" genannt werden. Wenn nun einmal alles auf dem Boden der Unumschränktheit geschieht, so kann Gott be­rufen, wen Er will, sei es aus den Juden oder den Nationen. Die Stellen aus Jesaja werden in Vers 27-29 angeführt, um zu zeigen, daß Gott auch aus Israel einen Überrest beruft, während die Masse des Volkes sich an Christo, dem Stein des Anstoßes, gestoßen hat (V. 33).

[i]      2. Die Errettung [/i](Röm. 10).

Nachdem Paulus in Röm. 9 die religiöse Anmaßung des Menschen im Fleische dadurch beseitigt hat, daß S|

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gezeigt hat, daß der Mensch ein Gegenstand des unum­schränkten Erbarmens Gottes, ein Gefäß der Begnadigung werden muß, geht er in Röm. 10 auf die Gerechtigkeit Gottes und die Errettung näher ein. Die Wahrheit von der Unumschränktheit Gottes machte den Apostel nicht engherzig, denn er betete in Röm. 10, 1 für die Errettung des ungehorsamen Volkes Israel, und wenn wir das un­umschränkte Erbarmen Gottes, das uns widerfahren ist, schätzen, dann beten auch wir für die Errettung Unbekehrter.

Es ist richtig, jeden „Eifer für Gott" anzuerkennen, auch wenn er „nicht nach Erkenntnis" ist (V. 2).   Doch es ist traurig, wenn Menschen die Gerechtigkeit Gottes nicht anerkennen und danach trachten, „ihre eigene Ge­rechtigkeit aufzurichten" (V. 3).  Solche haben sich der Gerechtigkeit Gottes nicht unterworfen, denn es handelt sich nicht um Werke, sondern um Glauben an Christum, der des Gesetzes Ende und jedem Glaubenden zur Ge­rechtigkeit ist (V. 4). Für den Gläubigen handelt es sich nicht um „die Gerechtigkeit, die aus dem Gesetz ist", sondern einfach um Christuih, der die Gerechtigkeit unse­res Glaubens ist (V. 5 u. 6).   Beide Arten von Gerech­tigkeit  sind  die   denkbar   verschiedensten   voneinander. Christus ist des Gesetzes Ende, Er macht all unseren Ge­danken, durch das Gesetz Gerechtigkeit zu erlangen, ein Ende. Darin sind viele Seelen nicht gegründet, und des­halb haben sie keinen Frieden, keine Ruhe, die aus der Erkenntnis hervorgeht,  daß es sich bei der Frage  der Gerechtigkeit einfach um Christum handelt. Wenn Chri­stus meine Gerechtigkeit ist, dann gibt es keinen Mangel, keine Unruhe und keine Unvollkommenheit mehr. Chri­stus stieg vom Himmel hernieder und ging in den Tod, woraus Er von Gatt auferweckt worden ist.   Unser Tun war davon ganz ausgeschlossen; alles geschah ganz ohne unser Zutun.   Sein Herniederkommen und Sein Tod am Kreuz war nicht unser Werk und auch nicht Seine Auferstehung aus den Toten.  Auf diese Weise wurde jedoch Sündern Gerechtigkeit zugänglich, die keine hatten. Alles

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das ist gänzlich von Gott. Es ist unmöglich, die beiden Gerechtigkeiten zu vermengen. Die Gerechtigkeit aus Gesetz hängt von mir ab und von dem, was ich tue, während die Gerechtigkeit des Glaubens von Christo und von dem, was Er getan hat, abhängt.

Das   Wort   des   Glaubens'   (V. 8), das Gott später  in Israels Herz legen wird, läßt Er heute verkündigen und legt es auf diese Weise in den Mund und das Herz eines  jeden,   der   da glaubt.   Das Wort des Glaubens sagt nichts von  Gerechtigkeit aus Werken, sondern es sagt: „Wenn du mit deinem Munde Jesum als Herrn bekennen und in deinem Herzen glauben wirst, daß Gott ihn aus den Toten  auferweckt hat,  wirst  du errettet werden.   Denn mit dem Herzen wird geglaubt zur Ge­rechtigkeit, und mit dem Munde wird bekannt zur Er­rettung" (V. 9 u. 10). Das Wort des Glaubens handelt von Jesu, dem Herrn. Gott legt dieses Wort als ein Be­kenntnis  in  den Mund  jedes   Gläubigen, und die Er­rettung ist damit verbunden. Der Mund hat es mit dem Platz zu tun, den wir öffentlich in dieser Welt einneh­men.   Dort sollten wir als Bekenner Jesu,  des Herrn, bekannt sein. Wenn wir uns Christo, dem Herrn, unterworfen  haben,  beginnen   wir   einen  neuen  Lauf,  und allerlei Fragen werden an uns gestellt. Wenn wir dann bekennen, daß Jesus unser Herr ist, kommen wir unter Verachtung und werden auf diese Weise von den Ein­flüssen frei, denen die Menschen in dieser Welt unter­worfen sind. Doch wir kommen auch unter die schützende Macht des Herrn, den wir bekennen.   Wenn ein Christ findet, daß er unter die Macht der Welt gerät, so ist es gut, wenn er bedenkt, daß Gott ein Wort in seinen Mund gelegt hat, das ihn frei machen kann, und das ist das Be­kenntnis Jesu, des Herrn. Doch das Wort des Glaubens ist nicht hur in unserem Munde, sondern auch in unseren Herzen, wo es als die köstliche Gewißheit des Glaubens ist, daß Gott Christum aus den Toten auf erweckt hat.  Wir werden nirgendwo in der Schrift dazu aufgefordert,  etwas über uns selbst zuglauben, sondern wir sollen

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das glauben,  was Gott an Jesu,  unserem Herrn, getan hat, nachdem Er unsere Sünden getragen hatte und ge­storben war.   Gott hat Ihn aus den Toten auferweckt, und wir glauben, daß wir in Christo Gerechtigkeit erlangt haben und nicht durch unsere Werke. „Mit dem Herzen wird geglaubt zur Gerechtigkeit", und dann wird noch hinzugefügt: „Denn die Schrift sagt: Jeder, der an ihn glaubt, wird nicht zu Schanden werden" (V. 11). Es ist also ganz klar, daß es sich im Römerbrief nicht nur um eine Glaubensüberzeugung handelt, sondern um den per­sönlichen Herzensglauben an den Herrn Jesum und an Gott, der Ihn aus den Toten auf er weckt hat.

Es heißt in Röm. 3, 22: „Denn es ist kein Unter­schied, denn alle haben gesündigt", und hier heißt es auch: „Denn es ist kein Unterschied" (V. 12), doch es heißt hier weiter: „Denn derselbe Herr von allen ist reich für alle, die ihn anrufen." Wenn also einerseits auch alle Menschen gesündigt haben, so steht doch andrer­seits der Herr Jesus mit dem ganzen Reichtum der Gnade Gottes allen Menschen zur Verfügung. Doch die Men­schen müssen sich mit Ihm in Verbindung setzen und Ihn anrufen. „Jeder, der irgend den Namen des Herrn an­rufen wird, wird errettet werden" (V. 13). Gott über­läßt es nun aber nicht den Menschen, von sich aus her­auszufinden, welch ein reicher Herr es ist, den sie an­rufen können, wenn sie Glauben an Ihn haben, sondern um an Ihn zu glauben und Ihn um Errettung anzu­rufen, müssen sie zunächst von Ihm hören, und das kön­nen sie nicht ohne einen Prediger, der wiederum wertlos ist, wenn Gott ihn nicht gesandt hat (V. 14 u, 15). Gott hat Prediger ausgesandt, um den Menschen kundzutun, wie reich der Herr Jesus ist, damit sie von Ihm hören, an Ihn glauben und Ihn anrufen. Es genügt nicht, an Ihn zu glauben, obschon uns dadurch der Himmel sicher ist; doch wir bedürfen der Errettung auf unserem Pfade hienieden, und das Anrufen des Herrn sichert uns die ganze Macht Gottes zur Errettung. Weil Paulus die ge­sandten Prediger erwähnt, führt er die Stelle aus Jes. 52. 7

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hier an, die er auf sie deutet: „Wie lieblich sind die Füße derer, die das Evangelium des Friedens verkündigen  (V. 15)- Wir sollten alle liebliche Füße haben und die Botschaft von Ort zu Ort tragen, daß Gott in Gnade herrscht und daß der Herr Jesus reich für alle ist, die

Ihn anrufen.

Leider   gehorchen   nicht alle dem Evangelium,  denn Jesaja, dieser machtvolle Prediger, mußte sagen: „Herr, wer hat unserer Verkündigung geglaubt?"  (V. 16), und das veranlaßt Paulus zu dem wichtigen Ausspruch: „Also ist der Glaube aus der Verkündigung, die Verkündigung aber durch Gottes Wort"  (V. 17).   Der Glaube kommt nicht  in  einem   Menschen   zustande,   der   keine  Wortverkündigung gehört hat. Viele sagen, sie hätten „Glau­ben" über Dinge, die ihnen aus Gottes Wort nicht ver­kündigt worden sind.   Der wahre Glaube kommt jedoch aus der Verkündigung des Evangeliums.   Gott hat Sich Seinem sündigen Geschöpf in Gerechtigkeit, Gnade, Liebe und Erbarmen kundgetan, und zwar durch die Erlösung, die in Christo Jesu ist.  Das wird aus Gottes Wort den Menschen verkündigt.   Es  hat Gott gefallen,  in dieser Weise über Sich Selbst zu den Menschen zu reden. Wo man dieser Verkündigung glaubt, wird Gott Seiner Offen­barung in Gnade gemäß im Herzen erkannt, und das ist Glaube, während alles andere Einbildung ist. Die Verkündigung erstreckt sich ebenso über die ganze Welt wie das Zeugnis der Himmel in Ps. 19 (V. 18).
Christus ist die Sonne des Weltalls moralischer Ordnung, und Er ist in die Himmel gesetzt worden. Gottes Ret­tung kann sich deshalb nicht auf Israel beschränken. Die Sonne scheint jedem Geschöpf unter dem Himmel, und Christus, die wahre Sonne, scheint vom Himmel allen Menschen. Die göttliche Stimme geht deshalb aus „zu der ganzen Erde, und ihre Worte zu den Grenzen des Be­wohnten"
(V. 18). Deshalb dürfen wir mit Freimütig­keit überall zu den Menschen von Christo und der Rettung
in Ihm reden.                                                                             

Israel hat Christum nicht anerkannt (V. 19), sie haben
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Ihn verworfen, und Gott reizte sie dadurch zur Eifer­sucht, daß Er die Nationen segnete. Gott wurde von denen gefunden, die Ihn nicht suchten (V. 20). Alles das hatte Jesaja zuvor geweissagt, und wo es nun ein­getreten war, rührte diese Gnade Israel nicht. Dennoch hält Gott in Seinem wunderbaren Erbarmen den ganzen Tag Seine Hände zu dem ungehorsamen Israel und auch zu jedem Unbekehrten hin ausgestreckt (V. 21).

[i]3. Die Wege Gottes in Erbarmen [/i](Röm. 11).

Während Gott Sich also in Seinem unumschränkten Erbarmen den Nationen zugewandt und Israel verwor­fen hat, zeigt Paulus nun aber in Röm. 11, daß Er Sich Israels wieder erbarmen wird und sogar in der Zwischen­zeit, in der wir leben, aus Israel einen „Überrest nach Wahl der Gnade" aufrechthält (V. 5), wofür Paulus und die bekehrten Juden ein Beweis waren. Dasselbe hatte Gott auch in den dunklen Tagen Elias getan. Als dieser treue Diener Jehovas fühlte, daß er allein übrig geblieben war, wurde ihm die göttliche Antwort, daß noch 7000 Treue vorhanden waren (V. 2-4). Wenn wir persönlich treu sind, kommen wir leicht dahin, uns mehr mit un­serer Treue als mit der Treue und dem Erbarmen Gottes zu beschäftigen. Doch Gott beschränkt den Segen nicht auf uns allein, sondern Sein unumschränktes Erbarmen segnet Tausende, die wir vielleicht gar nicht kennen. Wenn Gott aber in Israel einen Überrest aufrechthält, der in der gegenwärtige!! Zeit mit den Gläubigen aus den Nationen in die Kirche, den Leib Christi, eingeht, dann hat Gott Sein Volk nicht verstoßen (V. 1), sondern Er hat sie in ihrer Gesamtheit in der Jetztzeit nur beiseite gesetzt. „Ihr Tisch66, ihre hohen Vorrechte sind ihnen zur

Schlinge und zum Fallstrick geworden (V. 9), und mit       der Christenheit ist es heute ebenso. Durch den Fall Israels ist die Rettung den Nationen geworden, um Israel zur Eifersucht zu reizen  (V.  11) Deshalb verherrlichte Paulus seinen Dienst als Apostel der

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Nationen, um etliche von ihnen zu* Eifersucht zu reizen, damit sie errettet werden möchten (V. 13 u. 14).   Weil Gott Israel verworfen hat,  ist die Welt auf den Boden der Versöhnung gestellt worden (V. 15).  Gott betrachtet die ganze  Welt von  dem Standpunkt  aus,  der  durch den Tod Christi zuwege gebracht worden ist.   Christus ist für alle gestorben  (2. Kor. 5,  15), und Er ist die Sühnung für unsere Sünden, nicht allein aber für die unseren, sondern auch für die ganze Welt (1. Joh. 2, 2). Wenn ein Mensch nicht mit Gott versöhnt ist, so liegt das daran, daß er die Versöhnung, die allen Menschen zugänglich ist, nicht haben will.  All der Reichtum der holdseligen Person Christi und der Sühnwert Seines Wer­kes am Kreuz ist vor Gott gegenwärtig, und alle Menschen können Nutzen daraus ziehen.  Wie aber die Verwerfung Israels in der gegenwärtigen Zeit die Versöhnung der Welt ist, so wird später ihre Annahme Leben aus den Toten bedeuten  (V. 15), wobei der Apostel an Stellen wie Hes. 37, Jes. 25, 8 und Jer. 33, 7-9 denkt.

Abraham war „der Erstling" des Ölbaums der  Ver­heißungen Gottes gewesen,  die in Christo erfüllt sind (V. 16). Abraham hielt im Glauben an den heiligen Ver­heißungen Gottes fest.  Er war der Vater der Gläubigen, denn er wurde durch Glauben an die Verheißungen Got­tes gekennzeichnet; er glaubte Gott (Röm. 4, 3).   W7eil der Erstling heilig war, mußte auch die Masse heilig sein, und weil die Wurzel heilig war, so mußten es auch die Zweige sein. Doch es erwies sich, daß einige der natür­lichen Zweige keinen Glauben hatten, denn sie hatten Christum, in dem die Verheißungen Gottes verkörpert waren, verworfen. Deshalb wurden sie aus dem Ölbaum ausgebrochen,   und  die   aus   dem  wilden   Ölbaum  der Nationen wurden eingepfropft, damit sie „der Wurzel und Fettigkeit des Ölbaums mitteilhaftig" würden (V. 17)« Auf diese Weise wurden die aus den Nationen, die das christliche Bekenntnis annahmen, in den Nutzen der Verheißungen Gottes, die in Christo erfüllt sind, eingeführt. Doch für die Nationen besteht die Gefahr, daß es ihnen

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ebenso wie Israel ergehen kann. Wir können Gott mit den Lippen nahen, während unser Herz fern von Ihm ist. Die Christenheit hat im großen und ganzen denselben Un­glauben wie Israel geoffenbart. Deshalb gilt uns allen die ernste Ermahnung des Apostels: „Sei nicht hochmütig, sondern fürchte dich" (V. 20), denn wer nicht an der Güte Gottes bleibt, wird wieder ausgeschnitten (V. 22). Wunderbare Reichtümer sind uns zugänglich geworden, doch sind wir demütig genug, sie uns im Glauben anzu­eignen? Es handelt sich darum, lebendigen Glauben zu haben und ein brauchbares Zeugnis für Gott zu sein. Die einzige Sicherheit dafür ist, im Glauben zu stehen und an der Güte und Barmherzigkeit Gottes zu bleiben. Nur zerschlagene und zerbrochene Herzen bekommen die Seg­nungen Gottes. Die 'Christenheit hat sich Werken und dem Halten des Gesetzes zugewandt, sie hat auf Fleisch vertraut. Laodizäa rühmt sich, ohne Christum „reich ge­worden zu sein" (Offb. 3, 17). Die Nationen sind nicht an der Güte Gottes geblieben, die doch für sündige Men­schen so anziehend ist. Wir nähern uns dem Augenblick, wo der Herr die Seinen entrückt und wo das Bekenntnis der Nationen aus dem Ölbaum durch die Strenge Gottes wieder ausgehauen wird.

Dadurch bietet   sich   für Gott  aber die Gelegenheit, Israel wieder einzupfropfen.   Paulus läßt uns über das Geheimnis der Wege Gottes nicht in Unkenntnis (V. 25). Gegenwärtig ist Israel „Verstockung" widerfahren, weil Gott nach Seinem Vorsatz die Fülle der Nationen herein­bringt. Doch wenn das geschehen ist, „wird ganz Israel errettet werden", denn aus Zion wird der Erretter kom­men, Israel wieder in seinen Ölbaum einpfropfen, ihre Sünden wegnehmen und Seinen Bund mit ihnen errich­ten (V. 26 u. 27). „Hinsichtlich des Evangeliums sind sie zwar Feinde um euretwillen" (V. 28), denn sie haben es übel aufgenommen, daß die Gnade Gottes sich den Na­tionen  zugewandt  hat.   Doch  es bleibt  wahr,   daß  sie »hinsichtlich der Auswahl Geliebte um der Väter willen sind, „denn die Gnadengaben und die Berufung Gottes

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sind unbereubar" (V. 29). Israel wird wie wir lediglich als Gegenstand des Erbarmens und der unumschränkten Auserwählung [i]Gottes [/i]zur Segnung gelangen (V. 30-32), Wir alle müssen im Innersten unserer Seele lernen, daß nichts als das Erbarmen Gottes uns errettet hat.

Wenn wir bedenken, wie Gott gewirkt hat, um das Rühmen, den Hochmut und die Selbstgerechtigkeit des Menschen im Fleische zu beseitigen, wenn wir weiter das unumschränkte Erbarmen Gottes anschauen, worin Er die Ratschlüsse Seiner Liebe zustande bringt, dann drängt es unsere Herzen, mit Paulus in das Lob auszubrechen: „0 Tiefe des Reichtums, sowohl der Weisheit als auch der Erkenntnis Gottes! Wie unausforschlich sind seine Gerichte und unausspürbar seine Wege! Denn wer hat des Herrn Sinn erkannt, oder wer ist sein Mitberater gewesen? Oder wer hat ihm zuvorgegeben, und es wird ihm vergolten werden? Denn von ihm und durch ihn und für ihn sind alle Dinge; ihm sei die Herrlichkeit in Ewigkeit! Amen" (V. 33-36). Das tiefe Bewußtsein der unumschränkten Wege Gottes in Erbarmen bringt in uns einen Geist der Anbetung und Bewunderung hervor. Wir waren wie alle Menschen unter Tod und Gericht, doch Gott hat uns Erbarmen erwiesen, und wir verdanken [i]Gott [/i]allein alle unsere Segnungen. Das treibt uns an, diesen Gott des Erbarmens anzubeten und Ihm die ganze Herr­lichkeit zuzuschreiben. 70

VI. Ein lebendiges Schlachtopfer

        Römer 12-16

Wenn die Erbarmungen Gottes (Röm. 9-11) in un­seren Herzen Eingang gefunden haben, sind wir bereit den Ermahnungen des Apostels (Röm. 12-16) freudig zu entsprechen. Wir kommen ihnen aber nicht nach, um die Gurist Gottes zu gewinnen, sondern weil Seine Gunst uns umstrahlt. In Röm. 12, 1 werden wir aufgefordert, unsere Leiber als ein lebendiges, heiliges, Gott wohlgefäl­liges Schlachtopfer darzustellen. Wir alle sollten, durch das Erbarmen Gottes überwältigt, unsere Leiber Gott zur Verfügung stellen und sie niemals zurücknehmen zu un­serer eigenen Befriedigung. Das sollte nicht durch das Lesen eines Buches oder durch eine aufrüttelnde Predigt vorübergehend hervorgerufen werden, sondern es ist „unser vernünftiger Dienst"; es ist die wohlerwogene, be­sonnene Handlung unseres geistlichen Verständnisses, und die Triebkraft dazu ist der Heilige Geist m uns.

[i]1. Die Erneuerung des Sinnes [/i](Röm. 12).

Wenn wir Gott unseren Leib zur Verfügung gestellt haben, ist es wichtig, daß wir uns nicht diese Welt zum Vorbild unseres  Wandels nehmen.   „Seid nicht gleichförmig dieser Welt."  Die Menschen, die in dieser Welt leben, sind weise in ihren Augen, sie haben Gefallen an sich selbst und denken nicht daran, sich Gott zu unterwerfen.  Der Gläubige sollte dieser Welt nicht gleichförmig sein, sondern „verwandelt" oder umgestaltet werden durch die Erneuerung seines Sinnes.                     
In Röm. 1,28 lesen wir von „einem verworfenen Sinn, d, h. der Sinn des natürlichen Menschen kann nicht zwischen Gut und Böse unterscheiden. In Röm. 7 haben wir
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Zeichen für die nahe Wiederkunft des Herrn ist, daß in den Herzen der Gläubigen der Tag angebrochen und der Morgenstern aufgegangen ist. Deshalb sollten wir die Werke der Finsternis ablegen, die Waffen des Lichtes an­ziehen und anständig wandeln wie am Tage. Der Gläu­bige sollte nicht in den Lüsten des Fleisches wandeln, sondern mit dem Herrn Jesu Christo, der Sonne des kommenden Tages, bekleidet sein (V. 12-14).

[i]3. Das Reich Gottes [/i](Röm. 14).

In unseren gegenseitigen Beziehungen im Reiche Gottes unter dem Herrn ist auf „Schwache im Glauben" be­sondere Rücksicht zu nehmen (V. 1). Ein Schwacher ist jedoch  kein   Gleichgültiger,   der ausschweifend  in den Lüsten des Fleisches lebt, sondern einer, der infolge man­gelhafter Erkenntnis der Gnade Gottes sich ein Gewissen aus Dingen macht, die andere für völlig erlaubt halten. Das Christentum macht uns frei von den Speisegesetzen und dem Beobachten von bestimmten Tagen im Alten Testament, weil es uns mit dem himmlischen Christus verbindet. Doch wir sollen Schwache tragen, zartfühlend gegen sie sein und ihnen keinen Anstoß geben. „Wer ißt, verachte den nicht, der nicht ißt; und wer nicht ißt, richte den nicht, der ißt" (V. 3).  Die aus den Nationen waren geneigt, die Gläubigen aus den Juden, wenn sie nur das unter   Gesetz   ihnen Erlaubte aßen, zu verachten; und andererseits waren die bekehrten Juden geneigt, die aus den Nationen, die alles aßen, zu richten. Wir haben auch heutzutage nicht alle dieselbe Gewissensfreiheit in solchen nebensächlichen Dingen. Gott ermahnt uns in diesem Ka­pitel, auf die Gewissensbedenken eines Bruders Rücksicht

zu nehmen, dem Gesetzlichkeit noch unbewusst anhaftet,

und wer Bedenken trägt, sollte den, aer darin frei ist, nicht verurteilen. Dabei ist wichtig, daß wir alles „dem Herrn" tun (V. 6). Wir alle leben dem Herrn und ster­ben dem Herrn (V. 8). Es gibt für den Gläubigen keine andere Art zu leben und zu sterben.   Christus herrscht

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über Tote und Lebendige (V. 9). Welch eine Segens-Herrschaft ist das! Im Reiche Gottes unterstehen wir alle dem Herrn, wie Paulus in 1. Kor. 9, 21 sagt, daß er Christo gesetzmäßig unterworfen ist. Deshalb sollen wir unseren Bruder nicht richten, noch ihn verachten. Wie ernst ist es, jemand zu richten, den der Herr aufrecht hält! „Der Richterstuhl Gottes" wird erwähnt (V. 10), um uns davon abzuhalten, über Schwache abfällig zu rich­ten. Vor Gottes Richterstuhl muß ich für mein Beneh­men gegen Schwache Rechenschaft geben. Dort wird alles in vollkommener Weise untersucht und beurteilt werden. Das Richten liegt also in weit besseren Händen als den unseren. Manchmal ist es nötig, daß wir unsere Freiheit zu Gunsten anderer beschränken, damit wir unseren schwachen Bruder nicht betrüben. Doch das Reich Got­tes besteht nicht aus unwesentlichen Dingen wie Essen und Trinken, worin wir uns Zurückhaltung auferlegen können, sondern das Reich Gottes ist Gerechtigkeit, Friede und Freude im Heiligen Geiste (V. 17). Wenn wir in Liebe und Rücksichtnahme aufeinander auf dem Pfad der Gerechtigkeit wandeln, gibt der Heilige Geist uns tie­fen Frieden und viel Freude in unsere Herzen. Auf diese Weise dienen wir Christo, sind Gott wohlgefällig und den Menschen bewährt (V. 18).

Wenn wir unsere Leiber Gott dargestellt haben, sind wir bereit, nach Frieden und Erbauung zu streben, und nicht um einer Speise willen das Werk Gottes zu zer­stören (V. 19 u. 20). Viele verharren jedoch in Dingen, worin sie nicht glücklich sind, und ihr Gewissen sie ober« führt, daß es falsch ist „Alks, was nicht aus Glauben ist. ist Sünde" (V. 23). Wir sollten nicht in etwas verharren, was nicht mit dem Glauben vereinbart werden kann, son­dern sollten in allem, was wir tun, die Zustimmung Gottes haben“ 
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[i]4. Die Früchte des Evangeliums Gottes [/i](Röm. 15).

Die schöne Gesinnung der Gnade, die uns in unseren gegenseitigen Beziehungen kennzeichnen sollte, fuhrt uns dahin, daß wir die Schwachen im Glauben nicht nur unter uns aufnehmen  und nicht verachten, sondern daß wir auch ihre Schwachheiten tragen (V. 1), denn wir sollten unserem Nächsten und nicht uns selbst gefallen. Wir kön­nen in der Freiheit leben, aber uns selbst darin gefallen und Schwachen schaden.  Wenn wir aber stark sind, sollten wir die Schwachheiten der Schwachen  tragen und schwache Geschwister nicht verachten.  Geistliche Stärke erweist sich im Tragen von Schwachheiten und in Rück­sichtnahme auf einander. #„Denn auch Christus hat sich nicht selbst gefallen" (V. 3). Es ist ergreifend und wirk­lich demütigend für uns, Ihn zu betrachten.  Der Herr Jesus lebte nicht Sich Selbst zu  Gefallen, sondern Er stellte Gott in Gnade dar und trug die Schmach und Ver­achtung der selbstgerechten Juden; so sollte der Pfad der Gläubigen sein. Wir sollten in Gnade miteinander wan­deln, und Frieden und Eintracht sollten unter uns herr­schen, damit Gott, der Vater, Sein Teil in unserem ein­mütigen Lobe bekommt (V. 6). Die Rücksichtnahme auf Schwache geschieht freiwillig, aus Liebe und nicht aus Zwang,   was   uns   unter Gesetz stellen   würde.   Deshalb kann der Gesetzliche keine Rücksicht beanspruchen (siehe den Galaterbrief), sondern es muß die Frucht der Gnade sein.

Christus hat der Beschneidung und auch den Nationen gedient, damit ein gemeinsamer Lobgesang zu Gott emporsteigt (V. 8-11). Christus Selbst lobsingt Gott unter den Nationen. „Lobsingen" in Vers 9 bedeutet Sin­gen mit Musikbegleitung. Unsere Herzen sind die Instru­mente, mit denen der Herr Jesus Seine Lobgesänge be­gleitet. Da dürfen wir keine Misstöne hineinbringen und keine Unstimmigkeiten, keinen Groll hegen. Möchten wir alles derartige in der Kraft der Gnade wegtun I

Der Gott der Hoffnung möchte uns in der Hoffnung

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durch die Kraft des Heiligen Geistes überreich machen (V. 13). Gott wird Sein Ziel erreichen und Seinen Vorsatz unfehlbar durchfuhren. Angesichts der Schwachheit und Untreue der Glaubten hält die Kraft des Heiligen Geistes diese Hoffnung in uns aufrecht. Deshalb können wir stets voll Freude und gutes Muts sein.

Als Frucht der Gnade Gottes sind die Gläubigen in Vers 14 voll Gütigkeit, aber auch erfüllt mit aller Er­kenntnis, so daß Gütigkeit mit Erkenntnis und Einsicht gepaart ist. Paulus war ein Diener Christi Jesu für die Nationen, doch er diente auch priesterlich am Evangelium Gottes, indem er das vor sich hatte, was für Gott daraus hervorging, nämlich Menschen in Christo Jesu, die ge­heiligt durch den Heiligen Geist und vom Fleische be­freit, Gott angenehm für Seinen Dienst sind (V. 16).

Dann schreibt Paulus von seiner Tätigkeit; er hatte das Evangelium des Christus völlig verkündigt von Jeru­salem an und ringsumher bis nach Illyrikum (V. 19). In Christo, dem Gesalbten Gottes, ist eine ganz unendliche Fülle, die gar nicht zu erschöpfen ist, und Paulus hatte Ihn in diesem ausgedehnten Landstrich völlig gepredigt. Nun wollte er auch nach Röm kommen und nach Spanien Weiterreisen. Doch er wollte nach Röm „in der Fülle des Segens Christi kommen" (V. 29). Er wollte ihnen dann die ganze Fülle des Segens Christi bringen, was über das Evangelium^ im Römerbrief   hinausgeht   und auch die Briefe an die Kolosser und Epheser einschließt, die Paulus später als Gefangener in Röm schrieb.

Die Beisteuer oder Hilfeleistung der Versammlungen aus den Nationen für die Dürftigen unter den Heiligen in Jerusalem, die Paulus nach Jerusalem bringen wollte ehe «nach Röm fuhr (V. 25-28), brachte die Wahrheit  des einen Leibes praktisch zum Ausdruck. Paulus hatte die Liebe derer aus
den Nationen für die Juden in  Tätigkeit gesetzt und nun lag ihm daran  daran, daß die Jude« diesen Ausdruck der Gnade Herzen schätzen möchten. Würden |die gläubigen Juden diesen dankbar diese Hilfeleistung aus den Händen der Nationen annehmen? Paulus wünschte,

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mit dem Gedanken nach Röm reisen zu können, daß dieses göttliche Band fest geschlossen wäre.  Deshalb bittet er die Gläubigen in Röm, durch unseren Herrn Jesus Christum und durch die Liebe des Geistes, mit ihm in den Gebeten zu kämpfen, damit er von den Ungläubigen in Judäa errettet werde und daß sein Dienst in Jerusalem den Heiligen angenehm sei (V. 30 u. 31). Wir sollten es uns recht angelegen sein lassen, alles zu fördern, was die göttlichen Bande unter den Heiligen festigt. Gefühle der Entfremdung   sollten   nicht   aufkommen.    Wie leicht machen sich persönliche, natürliche und nationale Gefühle geltend und erzeugen  Unstimmigkeiten!   Nur dadurch daß wir verstehen lernen, daß die Gnade Gottes beiden Parteien zuteil werden muß, können wir davon frei wer­den. Der Gott des Friedens (V. 33) muß auf beiden Sei­ten des Risses wirken.

[i]5. Die Grüße [/i](Röm. 16)

Phöbe brachte den Römerbrief nach Röm, und Paulus empfiehlt, sie in dem Herrn der Heiligen würdig aufzu­nehmen und ihr beizustehen, „in welcher Sache sie euer bedarf". Es kennzeichnete sie, daß sie „eine Dienerin der Versammlung" war, sie hatte den Heiligen bereitwillig gedient und vielen beigestanden, darunter auch dem Pau­lus selbst. Wir sollten beim Schreiben von Empfehlungs­briefen  bestimmte  geistliche   Züge  hervorheben.   Man kann sogar bei einem jungen Bruder oder bei einer jun­gen Schwester lobenswerte Eigenschaften nennen, wenn sie wirklich vorhanden sind. Herzenseinfalt, die viel aus dem Herrn macht, Sein Volk liebt und zum Dienen be­reit ist, ist sehr anzuerkennen, ebenfalls Bereitschaft, von der Welt abseits zu stehen und mehr von der Kostbarkeit Christi   kennenzulernen.   Je geistlicher wir sind, desto mehr werden wir solche Eigenschaften schätzen, und es für angebracht halten, sie zu erwähnen.

Aus den vielen Begrüßungen in Römer 16 geht hervor, daß es in Röm eine Anzahl Männer und Frauen
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anderen Namen man mit diesem Briefe in Verbindung bringen konnte, weil ihr Leben mit seinem Inhalt in Ein" klang stand. Sie sind ein Beweis dafür, daß das, was Paulus geschrieben hat, keine bloße Lehre war, sondern es hatte in tatsächlich lebenden Männern und Frauen Geltung erlangt und eine Stätte in ihrem Leben gefun­den. Am Schluß des Römerbriefes werden diese 28 Per­sonen von Paulus begrüßt, und ihre Namen werden im Anschluss an die kostbaren Wahrheiten erwähnt. Möchten wir alle unsern Namen neben die ihrigen setzen können!

Die Versammlung wird im Römerbrief nur in den Grüßen (Kap. 16) erwähnt, denn es handelt sich in diesem ganzen Brief um die Gläubigen als Einzelne. Doch diese Einzelnen waren in Röm wie auch in „allen Versamm­lungen der Nationen" (V. 4) zusammengebracht, um ört­lich ihren gegenseitigen Beziehungen zu entsprechen. Doch das wird in den Korintherbriefen gezeigt. „Die Versamm­lungen der Nationen" bestanden aus örtlichen Scharen von bekehrten Heiden, die die Gnade Gottes in Christo erfahren hatten und berufen waren; der Ordnung der Versammlung gemäß zu wandeln. In Vers 16 grüßen „alle Versammlungen des Christus" die Gläubigen in Röm. Christus, der Gesalbte Gottes hatte sie gebildet, es waren Seine Versammlungen, und Gott in Gnade hatte dort Seinen Platz und nicht der Mensch im Heische. Wir müs­sen die Ortsversammlungen als von Christo gebildet und unter Seinem Einfluß stehend betrachten.

Satan hat von den frühesten Tagen an seine Werkzeuge in den Versammlungen gehabt und versucht, menschliche Gedanken, wie Priesterherrschaft und dgl. einzuführen, entgegen dem, was unter göttlicher Belehrung gelernt wor­den war. Von solchen sollten wir uns abwenden (V. 17u. 18). Wir sollten uns nicht durch ihre schönen Reden und süßen Worte verführen lassen, sondern alles von uns weisen,[i] [/i]was die Wahrheit über die Person und das Werk Christi verdreht und das Evangelium Gottes zu etwas rein menschlichem macht. Wir brauchen das, was offenbarlich gegen die Schrift ist, nicht kennenzulernen, denn Paulus

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schreibt-  „Ich will aber, daß ihr weise seid zum Guten aber einfältig zum Bösen  (V. 19).

   „Die Offenbarung des Geheimnisses    (V. 25) verbindet den Römerbrief mit dem Kolosser- und Epheserbrief. Die Wahrheit ist ein unteilbares Ganzes, keiner ihrer Teile [i]ist [/i]unwichtig, sie gehören alle zusammen.   Dem allein weisen Gott, der allein uns in Seiner Weisheit zu be­festigen   vermag,   wird   die Herrlichkeit   zugeschrieben (V. 25-27).   Der allein weise Gott befestigt uns aber nicht nur durch  das Evangelium des  Paulus, das im Römerbriefe ausführlich beschrieben wird, sondern auch durch die Offenbarung des Geheimnisses, das in den Zei­ten der Zeitalter verschwiegen war, jetzt aber geoffenbart ist und durch prophetische Schriften nach Befehl des ewigen Gottes kundgetan worden ist. Der ewige Gott, der über die Zeitalter verfügt, hat die Offenbarung dieses Ge­heimnisses, das im Alten Testament verschwiegen war, für die [i]jetzige Zeit [/i]der Versammlung vorbehalten. Es ist der [i]ewige [/i]Vorsatz Gottes, den Er in Christo Jesu, un­serem Herrn, gefaßt hat (Eph. 3, 11), daß nämlich die Versammlung als ewige Gefährtin mit Christo vereinigt ist (Eph. 5, 32).   Doch das wird im Römerbrief nicht entfaltet, sondern Paulus hinterläßt am Schluß nur in unseren Seelen einen tiefen Eindruck von dem Geheimnis und wendet sich dabei anbetend an Gott.  „Dem allein weisen Gott durch Jesum Christum sei die Herrlichkeit in Ewigkeit! Amen."

[list=A][*]W.

[/list]

Roemer 9-11 von Arnold Fruchtenbaum.  

Einleitung

In einigen Bibel-Kommentaren werden die Kapitel 9-11 des Römerbriefes schlichtweg übersprungen. Diese  Kommentatoren nehmen die Aussagen Gottes über Israel nicht wörtlich und lehren, dass die Kirche das „neue Israel“ sei. Andere Ausleger nehmen diesen Abschnitt etwas ernster, beziehen sich aber nur am Rande darauf. Dennoch sind diese 3 Kapitel von vorrangiger Bedeutung. Sie bezeugen die Gerechtigkeit Gottes im Hinblick auf Seine Beziehung zum Volk Israel. In den ersten 8 Kapiteln des Römerbriefes beschäftigt Paulus sich mit der Theologie der Gerechtigkeit Gottes. Er zeigt auf, dass jeder, sei er Jude oder Nichtjude, ein Sünder ist und die Gerechtigkeit Gottes nicht erlangt. Danach wird uns vor Augen gestellt, was Gott getan hat, um dem Menschen Gerechtigkeit verleihen zu können. Am Ende von Kapitel 8, wo Paulus seine Theologie der Gerechtigkeit Gottes zusammenfasst, stellt er heraus, dass im Lichte all dessen, was Gott in der Rechtfertigung, Heiligung und Verherrlichung für den Gläubigen getan hat, uns nichts trennen kann von der Liebe Gottes.

Im Allgemeinen widmet sich Paulus zuerst der Theologie eines bestimmten Themas und wendet sich dann der praktischen Anwendung zu. Doch im Römerbrief ist dies anders. Stattdessen schiebt er zwischen der Theologie der Gerechtigkeit Gottes in den Kapiteln 1-8 und der Anwendung der Gerechtigkeit Gottes in den Kapiteln 12-16 drei Kapitel ein, in denen er sich mit der Gerechtigkeit Gottes in Bezug auf Sein Volk Israel bezieht. Er will damit 3 Fragen beantworten: Warum werden so wenige Juden errettet, wo doch das Evangelium den Juden zuerst gelten soll? Wie können die Nicht-Juden Gott vertrauen, wenn Er doch Seine Verheißungen gegenüber Israel nicht erfüllt hat? Hat das Evangelium die Verheißungen Gottes an Israel ungültig gemacht?

I. Die Theologie der Ablehnung Israels 9,1-29

Paulus leitet das Thema der Theologie Israels ein, indem er auf seine Betrübnis hinweist. Da er einen stark jüdisch-pharisäischen Hintergrund hatte, hielt er es für notwendig, die Wahrheit durch zwei oder drei Zeugen zu bestätigen. Deshalb nennt er zwei Zeugen, die belegen, dass er über die Ablehnung des Messias durch Israel tief betrübt war. Der erste Zeuge war sein Gewissen und der Zweite der Heilige Geist. Paulus drückt in Vers 3 sein Verlangen aus: er war bereit, selbst in die Hölle oder den Feuersee zu gehen, wenn er dadurch die Errettung Israels hätte bewirken können. Dieser Wunsch galt nicht den Verlorenen im Allgemeinen, sondern im Besonderen dem jüdischen Volk, den Brüdern des Paulus nach dem Fleisch. Aber er wusste, dass dies nicht auf diesem Wege erreicht werden konnte. Er verleiht hier einfach nur einem persönlichen Verlangen Ausdruck und sein Gewissen und der Heilige Geist bezeugten hier, dass dies nicht nur leere Worte waren, sondern dass er wirklich dazu bereit gewesen wäre.

Als Nächstes (Römer 9,4-5) listet Paulus die Vorrechte auf, um zu zeigen, dass Israel den Messias hätte annehmen sollen, es aber nicht tat. Es war also ihre Schuld und nicht Gottes. Wenn sie nicht persönlich zum Glauben kämen, würden ihre Vorrechte ihnen im Hinblick auf ihre Errettung nichts nützen. Insgesamt nennt Paulus hier 8 Dinge:

[i]„Nicht aber als ob das Wort Gottes hinfällig geworden wäre; denn nicht alle, die aus Israel sind, die sind Israel.“ ([/i]Römer 9,6). Das griechische Wort, welches hier mit „hinfällig“ übersetzt wird, bedeutet soviel wie „herausfallen“ oder „von etwas fallen“.  Es wird in Bezug auf  verwelkende Blumen (Jakobus 1,11; 1Petrus 1,24) und für das Abweichen von einem geraden Kurs (Apg.27,17.26.29) gebraucht. Hier wird also betont, dass das Wort Gottes nicht vom geraden Kurs abgewichen oder aus dem Plan Gottes herausgefallen ist. Durch die Ablehnung Israels ist Gottes Plan nicht plötzlich zunichte gemacht worden. Dann erklärt Paulus und stellt dem, wie so oft den Partikel „Denn“ voran. Die Erklärung ist: Nicht alle, die aus Israel sind, sind Israel. Es ist wichtig, dass dieser Vers nicht missverstanden wird. Paulus unterscheidet hier nicht zwischen Israel und der Gemeinde und auch nicht zwischen Juden und Nichtjuden. Vielmehr unterscheidet er zwischen Juden, die an den messianischen Anspruch Jesu glauben und denen, die es nicht tun, oder anders gesagt, zwischen dem Überrest und dem Nicht-Überrest. Der zweite Ausdruck „sind Israel“, bezieht sich auf den gläubigen, jüdischen Überrest, also die gläubigen, natürlichen Nachkommen Israels. Der erste Ausdruck „aus Israel“ bezieht sich auf die gesamte Nation, also alle natürlichen Nachkommen Abrahams. Es gibt ein Israel, welches aus dem gesamten Volk besteht und innerhalb dieses Volkes gibt es ein geistliches Israel. Das geistliche Israel wird in der Heiligen Schrift nirgendwo mit der Gemeinde gleichgesetzt, sondern bezieht sich immer auf die gläubigen Juden innerhalb des gesamten Volkes. Dies ist eine Verfeinerung der Aussage, die Paulus in Kapitel 2,28-29 machte.

[i]Nachdem er aufgezeigt hat, dass es zwei Israel gibt und er den Unterschied zwischen Israel als Volk im Gesamten und dem gläubigen Überrest erklärt hat, gibt uns Paulus zwei Illustrationen aus dem Alten Testament. Durch diese Veranschaulichungen in den Versen 6-13 stellt Paulus 4 Dinge heraus. Erstens, das Wort Gottes hat nicht versagt, obwohl Israel versagt hat. Der Plan Gottes wird nach wie vor vollendet und alles verläuft genau wie vorgesehen. Zweitens, die Segnungen werden nicht durch die körperliche Abstammung oder persönlichen Verdienste eines Menschen erreicht. Drittens, die Segnungen erfolgen auf Grundlage der Gnade Gottes allein durch Gottes Willen. Viertens, die körperliche Abstammung allein reicht nicht aus, um die Verheißungen in Anspruch nehmen zu können, sondern die Abstammung zusammen mit der persönlichen, geistlichen Anwendung. Paulus sagt hier nicht, dass die Verheißungen Israels weggenommen und der Gemeinde gegeben wurden. Er stellt vielmehr klar, dass diese Verheißungen immer noch dem physischen Israel gegeben werden, aber nur dem Teil des körperlichen Israels, welcher gläubig ist. Maßschlaggebend ist also nicht allein die Abstammung, sondern die Abstammung gepaart mit der persönlichen, geistlichen Anwendung.

[/i]In den Versen 14-29 erklärt Paulus die Ablehnung des Messias durch Israel im Lichte biblischer Prinzipien. Paulus stellt zwei Fragen und gibt dann jeweils die Antworten. Die erste Frage: “Ist Gott ungerecht?   Der Vers 14 beginnt mit: [i]„Was sollen wir nun sagen?“[/i] Immer, wenn Paulus eine Frage mit diesen Worten einleitet, ist es etwas, was er zu widerlegen versucht. Die Frage ist: [i]„Ist etwa Ungerechtigkeit bei Gott?“[/i]  Ist Gott ungerecht, indem Er die jüdischen Gläubigen anstatt der ganzen Nation wählte? Ist Gott ungerecht, weil Er nur den Teil Israels wählte, der glaubte, und nicht Israel als Ganzes? Die erste Antwort ist: [i]„Das sei ferne!“. [/i]In der zweiten Antwort zitiert er 2.Mose 33,19, wo verdeutlicht wird, dass Gott das uneingeschränkte Recht besitzt, Barmherzigkeit zu zeigen, so wie Er es will. Das Erbarmen ist nicht von dem „Wollenden“ oder dem „Laufenden“ abhängig. Mit anderen Worten, Barmherzigkeit basiert nicht auf menschlichen Werken, sondern allein auf der Gnade Gottes.  In Vers 17 ist die dritte Antwort ein Zitat aus 2.Mose 9,16. Hier stellt Paulus einige weitere Schriftstellen vor, um das freie und uneingeschränkte Handeln Gottes mit den Menschen zu belegen. An Mose sehen wir die Güte Gottes, am Pharao die Härte Gottes.

Die zweite Frage, die Paulus stellt, kommt vom menschlichen Standpunkt aus: [i]„Du wirst nun zu mir sagen: Warum tadelt er noch? Denn wer hat seinem Willen widerstanden?“[/i] (Römer 9,19). Die Frage ist: Wenn Gott Herzen verhärtet, wie kann Er sie dann beschuldigen, das getan zu haben, was Er für sie wollte? Das Wort Willen bezieht sich auf den Beschluß oder Ratschluß Gottes. Paulus beantwortet diese Frage nirgends direkt, sondern widmet sich der Herzenseinstellung, die hinter dieser Frage steht. Sie zeugt von einer völligen Missachtung der Beziehung des Geschöpfes gegenüber seinem Schöpfer, der Beziehung zwischen Mensch und Gott. Er gibt hierzu eine Illustration bezüglich des Töpfers und des Tons. Hierdurch soll der Mensch in die rechte Beziehung zu seinem Schöpfer gesetzt werden.  Wenn Gott nicht erwählt, würde niemand errettet werden: “ da ist keiner, der Gott sucht.“ (Römer 3,11). Menschen sind nicht verloren, weil sie verhärtet sind, sondern sie sind verhärtet, weil sie bereits verloren sind. Sie erlangen nicht die gerechten Maßstäbe Gottes und sie sind verloren, weil sie Sünder sind und Gott nicht suchen. Obwohl sich Paulus hier mit zwei Gruppen von Juden beschäftigt (die, die an den Messias Jesus glauben und die, welche dies nicht tun), wendet er sich nun den Nicht-juden zu, um aufzuzeigen, dass Gott auch unter ihnen einige zum Heil berufen hat (Römer 9,24). Deshalb gibt es sowohl unter Juden wie Nichtjuden Gefäße der Barmherzigkeit und Gefäße des Zorns.

 

II. Die Erklärung zur Ablehnung Israels – 9,30-10,21

In diesem Abschnitt widmet sich Paulus der Ablehnung Israels gegenüber ihrem Messias Jesus vom Standpunkt der menschlichen Verantwortlichkeit gesehen. [i]„Was wollen wir nun sagen? Daß die Nationen, die nicht nach Gerechtigkeit strebten, Gerechtigkeit erlangt haben, eine Gerechtigkeit aber, die aus Glauben ist. Israel aber, das einem Gesetz der Gerechtigkeit nachstrebte, ist nicht zum Gesetz gelangt.“[/i] (Römer 9,30-31). Der Grund, warum sie Gottes Gerechtigkeit nicht erlangten, obwohl sie ihr nachjagten, ist, dass sie dies nicht auf Grundlage des Glaubens taten. Es war also das Vernachlässigen des Glaubens und das Beharren auf Werken, was das Problem verursachte. Warum? Weil es nicht aus Glauben, sondern aus Werken geschah. (Römer 9,32a). Ihre Einstellung, die Gerechtigkeit durch Werke erlangen zu wollen beinhaltete auch die ablehnende Einstellung gegenüber dem Messias. Errettung erfolgt durch den Glauben an den Messias ohne irgendein Dazutun. Wenn aber jemand sagt, “Ich versuche meine Errettung durch Werke zu bewirken“, lehnt er damit automatisch auch den Messias selbst ab.

Israel suchte die Gerechtigkeit durch das Gesetz zu erlangen und sie strauchelten.  Paulus zitiert hier Jesaja 8,14, was die doppelte Einstellung des „Anstoß nehmens“ und der Ablehnung ausdrückt. Das Angebot Jesu der Errettung durch alleinigen Glauben an Ihn, unter Ausschluss von Werken, erwies sich als „Stein des Anstoßes“ und „Fels des Ärgernisses“. Sie stießen sich an der Lehre der Errettung aus Gnaden durch Glauben allein und nahmen dann Anstoß daran. –In Bezug auf die Gläubigen zitiert Paulus Jesaja 28,16. Sie schämen sich dieser Lehre der Errettung aus Gnaden durch Glauben allein. Der jüdische Überrest nahm keinen Anstoß an der Person Jesu. Wiederum sehen wir, dass Paulus sich in diesen Versen nicht zwischen Israel und der Gemeinde oder zwischen Juden und Nicht-Juden unterscheidet, sondern zwischen Juden, die glaubten und Juden, die nicht glaubten, zwischen dem Überrest und dem Nicht-Überrest.

 

 

 

II. Die Erklärung für die Ablehnung Israels  Römer 9,30-10,21

Nachdem sich Paulus mit dem Anstoß beschäftigt hat, spricht er nun die Hintergründe hierzu an. ihre Unwissenheit gegenüber dem Weg der Errettung. In 10,2 bezeugt Paulus, dass das jüdische Volk für Gott eifert. Aber genau dieser Eifer ist die Ursache ihres Leidens. Das Problem liegt darin, dass ihr Eifer nicht nach der Erkenntnis ist, denn Ernsthaftigkeit allein reicht nicht aus. Ernsthaftigkeit alleine rettet niemanden. Dieser Vers wird zum Schlüssel des gesamten Kapitels. Der Schlüssel zum ersten Hauptabschnitt (Die Theologie der Ablehnung Israels) ist Römer 9,6 und der Schlüssel zum zweiten Hauptabschnitt (Die Erklärung der Ablehnung Israels) ist  Römer 10,2: [i]„Denn ich gebe ihnen Zeugnis, daß sie Eifer für Gott haben, aber nicht mit rechter Erkenntnis.“[/i] Das jüdische Volk hatte eine gewisse Erkenntnis Gottes, erkannte aber Gott im Messias nicht an, obwohl dies die Voraussetzung zur Errettung ist.

In Römer 10,3-5 stellt Paulus wiederum das Versagen Israels heraus, indem er zwischen gesetzesmäßiger Gerechtigkeit und der Gerechtigkeit des Glaubens unterscheidet. Das griechische Wort, welches in Vers 4 („[i]denn Christus ist des Gesetzes Ende[/i]“) mit „Ende“ übersetzt wird, ist „telos“. Es bedeutet entweder „Aufhebung“ oder „Ziel“. In diesem Zusammenhang könnte Paulus jede dieser beiden Bedeutungen gemeint haben und anhand anderer Bibelstellen wird deutlich, dass tatsächlich beide zutreffend sind. Der Messias war das Ziel des Gesetzes, nämlich Menschen zum Glauben zu führen (Gal.3,10-4,7). Der Tod Jesu brachte das Gesetz zu einem Ende (Heb.7,11-18, 2.Kor.3,1-18). In der Gesamtheit gesehen, versagte Israel in beiden Fällen. Israel erkannte nicht, dass das Ziel des Gesetzes Glaube an den Messias war und dass das Gesetz ein Ende gefunden hatte. Das Gesetz wurde aufgehoben, weil der Messias  derjenige sein sollte, durch den ein Mensch Gerechtigkeit erlangt. Bis heute erkennen die Ungläubigen nicht, dass [i]„Christus das Ende des Gesetzes ist, jedem Glaubenden zur Gerechtigkeit.“[/i]

Um das Gesagte zu belegen, zitiert Paulus in Vers 5 3.Mose 18,5, was aufzeigt, dass selbst Mose erkannte, dass es unmöglich war, das Gesetz zu halten. In diesem Abschnitt liegt der Kontrast nicht auf Gesetz und Glaube, sondern zwischen Gerechtigkeit, die aus dem Gesetz hervorgeht und der Gerechtigkeit, welche aus dem Glauben entspringt. Durch das, was dem Gesetz entspringt, erlangt kein Mensch irgendeine Gerechtigkeit, weil er das Gesetz nicht vollkommen hält. Deshalb kann der Mensch nur auf Grundlage des Glaubens gerechtfertigt werden.

„Denn es ist kein Unterschied zwischen Jude und Grieche, denn er ist Herr über alle, und er ist reich für alle, die ihn anrufen; denn jeder, der den Namen des Herrn anrufen wird, wird errettet werden.“ (Römer 10,12-13)

In den früheren Kapiteln hat Paulus belegt, daß die Errettung im Alten Testament denen galt, die glaubten und nicht auf menschlichen Werken oder Anstrengungen beruhte. Hier erklärt Paulus, dass die Errettung allen Glaubenden gilt und sowohl Juden wie Griechen frei zur Verfügung steht. Was also den Weg der Errettung angeht, gibt es keinen Unterschied.  In Römer 3,22 stellte er heraus, dass alle Menschen, Juden und Nichtjuden, Sünder sind. Nun betont er, dass alle errettet werden können, Juden wie Nichtjuden. Der Herr der Juden ist auch Herr der Nichtjuden. Er ist der gleiche Herr. Dieser Herr ist reich an Barmherzigkeit und wendet sich gnädig jedem zu, der ihn anruft. Um dies zu belegen, zitiert Paulus Joel 2,3: [i]„jeder, der den Namen des Herrn anrufen wird, wird errettet werden.“[/i]

Paulus sagt nicht, dass damit alle Unterschiede zwischen Juden und Nichtjuden verschwunden sind. Dies kann nicht zutreffen, weil Paulus in anderen Abschnitten deutlich auf diese Unterschiede verweist. Der Punkt, den er hier herauszustellen versucht, ist, dass es im Hinblick auf die Errettung keinen Unterschied zwischen Juden und Nichtjuden gibt. Alle werden auf die gleiche Art und Weise errettet: aus Gnade durch Glauben. Aber die Unwissenheit Israels über das allumfassende Wesen der Errettung hat zu ihrem Straucheln in Bezug auf den Glauben an den messianischen Anspruch Jesu geführt. Weil das Gesetz den Juden, nicht den Nichtjuden gegeben wurde, zog das jüdische Volk daraus irrtümlicher Weise den Schluss,  dass Gott die Juden, aber nicht die Nationen erretten wollte. Sie meinten, dass den Nichtjuden die Errettung nur dann offen stand, wenn diese sich dem Gesetz und seinen Werken unterstellen würden..  Doch die Errettung geschah niemals auf Grundlage des Gesetzes, sondern immer aus Gnade durch  Glauben. Dies gilt sowohl für Juden wie auch Nichtjuden.

In Römer 10,14-21 zeigt Paulus die Unwissenheit Israels gegenüber der allumfassenden Verkündigung des Evangeliums auf. Das Wesen der Errettung, welches er zuvor dargelegt hat, führt dazu, dass es ohne Unterschied verkündigt werden muß. Ein allgemein gültiges Evangelium ist der zwangsläufige Begleiter einer allumfassenden Errettung und dies setzt voraus, dass das Evangelium ausnahmslos allen gepredigt wird. Aber Israel lehnte diese Verkündigung ab und die Ursache für diese Ablehnung war Unwissenheit. Paulus zitiert Jesaja 52,7: [i]„Wie lieblich sind die Füße derer, die Gutes verkündigen!“[/i], um aufzuzeigen, dass die Botschaft zwar verkündigt, aber einfach nicht geglaubt worden war. [i]„Aber nicht alle haben dem Evangelium gehorcht. Denn Jesaja sagt: „Herr, wer hat unserer Verkündigung geglaubt?“[/i] Dieser Abschnitt ist ein weiterer Beleg, dass Israel selbst die Schuld an seinem Straucheln trug und nicht Gott. Paulus verweist auf das Versäumnis Israels, dem Evangelium zu gehorchen. Das Wort „gehorchen“ spricht von einer „freiwilligen Unterordnung“. Sie ordneten sich also nicht aus freien Stücken den Anforderungen des Evangeliums unter. Der Abschnitt aus dem Buch Jesaja, den Paulus hier gebraucht, bezieht sich auf die Ablehnung Israels gegenüber dem messianischen Anspruch Jesu.

[i]„Zu Israel aber sagt er: Den ganzen Tag habe ich meine Hände ausgestreckt zu einem ungehorsamen und widersprechenden Volk.“[/i]

Römer 10,21 zeigt, dass. Obwohl Israel Gott abgelehnt hatte, war Seine Einstellung Israel gegenüber dennoch immer noch von Liebe geprägt. Gott streckt Seine Hände weiterhin aus und wenn Israel sich Ihm zuwendet, wird Er es annehmen. Israel hat den Herrn abgelehnt, aber der Herr wartet weiterhin auf die Umkehr Israels.

III. Der Trost über Israels Ablehnung 11,1-36

In Kapitel 9 hatte Paulus gezeigt, dass Gott das Recht hat, Israel zu züchtigen, wenn dies notwendig sein sollte. In Kapitel 10 nannte Paulus die Fakten, um zu zeigen, dass diese Züchtigung tatsächlich nötig war. In Kapitel 11 verdeutlicht er nun, dass Gottes Plan Sein Ziel nicht verfehlt hat, sondern so verläuft, dass er die Errettung der Menschheit im Allgemeinen und die Errettung Israels im Besonderen zur Folge hat.

A. Die Ablehnung ist nicht völlig 11,1-10

[i]„Ich sage nun: Hat Gott etwa sein Volk verstoßen? Das ist ausgeschlossen! Denn auch ich bin ein Israelit aus der Nachkommenschaft Abrahams, vom Stamm Benjamin. Gott hat sein Volk nicht verstoßen, das er vorher erkannt hat.“

[/i]In diesen Versen lehrt Paulus, dass die Ablehnung Israels weder endgültig noch völlig ist, weil auch jetzt noch jüdische Menschen zur rettenden Erkenntnis des Messias Jesus kommen. Um dies zu belegen, nimmt sich Paulus selbst als Beispiel. Er sagt in Vers 2a:“[i] Gott hat sein Volk nicht verstoßen“[/i]. Wenn dies so wäre, hätte dies zur Folge, dass kein einziger Jude je errettet werden könnte. Die Tatsache, dass Paulus selbst gläubig war, zeigte zwei Dinge: Erstens, dass die Ablehnung Israels gegenüber dem Messias nicht völlig war. Zweitens, dass Gott im Gegenzug Sein Volk nicht abgelehnt oder verworfen hat. Ansonsten hätte Paulus nicht errettet werden können. Die Beziehung zwischen Gott und Seinem Volk wird von Vorhersehung bestimmt. In Seiner Vorhersehung wählte Gott sich Israel aus, obwohl Er bereits wusste, dass Israel den Messias ablehnen würde. Die Tatsache, dass Gott alles vorhersah und Israel dennoch erwählte, verdeutlicht, dass Er sie nicht verworfen hat.

Um aufzuzeigen, dass er mit seinem jüdischen Glauben an den Messias Jesus nicht alleine dastand, behandelt Paulus als nächstes in den Versen 2b bis 10 das Thema des Überrestes. Paulus gibt Elia als historisches Beispiel an, um aufzuzeigen, dass Gott zu jeder Zeit einen gläubigen Überrest hatte. Obwohl dieser Überrest manchmal sehr klein war (Zur Zeit Elias bestand er nur aus 7000 Männern), war er doch immer vorhanden.

[i]„So ist nun auch in der jetzigen Zeit ein Überrest nach Auswahl der Gnade entstanden.“[/i]

Indem er erklärt, dass dies durch die Erwählung aus Gnaden geschieht, nennt Paulus hier den Maßstab, durch den dieser Überrest ins Leben gerufen wird. Paulus gebraucht die griechische, abgeschlossene Zeitform, um zu zeigen, dass der Überrest in der Vergangenheit existiert und noch immer existiert.

[i]„Wenn aber durch Gnade, so nicht mehr aus Werken; sonst ist die Gnade nicht mehr Gnade.“ [/i](Römer 11,6)

Paulus liefert uns die Erklärung und stellt heraus, dass Werke und Gnade sich gegenseitig ausschließen. Errettung kann nicht auf Werken beruhen. Dann wäre Gnade nicht länger Gnade. Niemand, auch kein Jude kann von Gott irgendetwas einfordern. Gott errettet nur aus Gnaden durch Glauben – sowohl Juden wie Nichtjuden. In Vers 7 nennt Paulus den Unterschied zwischen den Juden, die an den Messias Jesus glauben und solchen, die dies nicht tun. Die Unterscheidung bezieht sich nicht auf Israel und die Gemeinde und auch nicht auf Juden und Nichtjuden. Obwohl Israel als Ganzes gesehen die Gerechtigkeit Gottes nicht erlangte, so gibt es innerhalb Israels dennoch einen Überrest, der sie ergriff. Dies ist der Überrest, die jüdischen Gläubigen, die das Israel Gottes darstellen.

B. Die Ablehnung ist nicht endgültig 11,11-32

Im zweiten Abschnitt von Kapitel 11 stellt Paulus heraus, dass die Ablehnung Israels gegenüber dem messianischen Anspruch Jesu nicht endgültig ist. Es wird einmal ein Tag kommen, wo die gesamte Nation Ihn als ihren Messias annehmen wird. In den Versen 11-15 nennt Paulus den Zweck, den die Ablehnung Israels gegenüber dem Messias im Gottes Heilsplan hat. Vers 11 besagt:[i]“ Ich sage nun: Sind sie etwa gestrauchelt, damit sie fallen sollten? Das ist ausgeschlossen! Sondern durch ihren Fall ist den Nationen das Heil geworden, um sie zur Eifersucht zu reizen.“[/i]

Wiederum stellt Paulus eine Frage, die nur zurückgewiesen werden kann.  War das Straucheln Israels, welches er in Kapitel 9,30-33 erwähnt hat, geschehen, damit Israel fallen sollte? Geschah dies, damit Gott Sein Volk verwerfen und fallen lassen konnte? Paulus bezieht sich hier auf die Mehrheit des Volkes, die strauchelte. War ihr Straucheln ein unumkehrbarer Fall? Sollte das Straucheln Israels dazu führen, dass Israel unwiederbringlich fallen und nie wieder aufstehen würde? Paulus gibt die Antwort darauf selbst: Dies mag niemals geschehen! Im Lichte der Treue Gottes ist dies unvorstellbar. Sie waren gestrauchelt, aber nicht um unwiederbringlich zu fallen. Gott nutzte das Straucheln Israels, um den Nationen das Heil zu bringen.

Dies führt uns zu einigen wichtigen Punkten. Erstens, sollen die Juden hierdurch zur Eifersucht gereizt werden ( Verse 14-16) Durch seinen Fall sollte Israel  zur Wiederherstellung geführt werden. Einer von vielen Gründen, warum Gott heute Nichtjuden errettet ist, um die Juden zur Eifersucht zu reizen. In der jüdischen Geschichte seit der Zeit Jesu sind die Nichtjuden aber eher schuldig geworden, die Juden zum Zorn zu reizen und nicht zur Eifersucht.

In Vers 15 finden wir den zweiten wichtigen Punkt: All dies wird letztlich zum Segen für Israel führen.  Paulus sagt, wenn das Straucheln und Beiseitesetzen Israels  der Welt Versöhnung brachte, wie dies in den Versen 12-14 ausgedrückt wird, dann wird die Annahme Israels nicht weniger als Leben aus den Toten bedeuten. Dies drückt die Stellung aus, mit der Gott Israel segnen möchte. Ihre Fülle bezieht sich auf Israels völlige Wiederherstellung.

Paulus gründet sich hier auf Jesaja 49,1-13, wo der Prophet das Gleiche ausdrückt: Der Messias würde zu Israel kommen; Israel würde ihn ablehnen und als Folge würde er eine Zeit lang   zum Licht der Nationen werden, aber letztendlich würde Israel zu Ihm umkehren. Paulus lehrt hier also nichts Neues, sondern zeigt nur auf, wie sich Jesaja 49 heute erfüllt.

In den Versen 16-24 gibt Paulus eine Warnung an die nicht-jüdischen Gläubigen und einen Beleg für die Wiederherstellung Israels. Er beginnt, indem er in Vers 16 zunächst das Prinzip und dann die Veranschaulichung hierzu nennt.  Die Illustration gebraucht die Begriffe Erstlingsgarben, Teig, Wurzel und Zweige. Die Erstlingsgarben und die Wurzel beziehen sich auf Abraham und den Abrahamsbund. Sie sind heilig, weil sie von Gott für Seine Ziele abgesondert und geheiligt wurden. Israel als Nation gesehen stellt die natürlichen Zweige dar. Das Prinzip, welches sich auf 4.Mose 15,17-21 gründet ist hier, dass die Heiligung der Erstlingsgarben und der Wurzel an den Teig und die Zweige weitergereicht wird. So wie die Erstlingsgarben die gesamte Ernte oder den Teig heiligen, ebenso wird auch eines Tages ganz Israel geheiligt werden. Die Erstlingsgarben beziehen sich auf die Patriarchen: Abraham, Isaak und Jakob und auf den Abrahamsbund, welcher die Grundlage für die Erwartung einer zukünftigen, nationalen Errettung Israels bildet.. Der Teig und die natürlichen Zweige beziehen sich auf das jüdische Volk. Die wilden Ölbaumzweige in Vers 17 sind die Nichtjuden oder Nationen. Paulus benutzt hier das Bild des Einpfropfens von einem wilden Ölbaumzweig in einen guten Ölbaum. Es ist ein ungewöhnlicher Prozess, aber genau dies wird hier herausgestellt. Gott handelt hier auf sehr unnatürliche Weise. Er führt Nichtjuden zum Segen und dies auf Grundlage der jüdischen Bündnisse.

Der Ölbaum in Römer 11,17 repräsentiert weder Israel noch die Gemeinde, sondern, einen Ort des Segens. Die Wurzel dieses Baumes ist der Abrahamsbund. Paulus stellt hier das Gleiche heraus, wie auch in Epheser 2,11-16 und 3,5-6. Die Nicht-Juden oder Nationen sind nun Teilhaber der jüdischen, geistlichen Segnungen geworden, wie sie im Abrahamsbund dargelegt sind. Die Nichtjuden sind nicht „Ablöser“ dieser geistlichen, jüdischen Segnungen geworden, sondern sie sind Teilhaber der Segnungen geworden, die dieser Baum repräsentiert.

Als Nächstes spricht Paulus in den Versen 18-22 eine Warnung aus: Die Grundlage, auf der die Nichtjuden gesegnet werden, ist Glaube und nicht Verdienst. Wenn die Nichtjuden am Ort der Segnung verbleiben wollen, dann müssen sie auch im Glauben verbleiben. Als Nation gesehen standen die Juden einst an diesem Ort der Segnungen, doch sie wurden aufgrund ihres Unglaubens herausgebrochen.  Nun finden sich die Nichtjuden an diesem Ort der Segnung wieder, aber wenn sie nicht im Glauben bleiben, werden auch sie wieder herausgebrochen.

[i]„Denn ich will nicht, Brüder, daß euch dieses Geheimnis unbekannt sei, damit ihr nicht euch selbst für klug haltet: Verstockung ist Israel zum Teil widerfahren, bis die Vollzahl der Nationen hineingekommen sein wird; und so wird ganz Israel errettet werden.“[/i](Römer 11,25-26a)

Die Tatsache, dass jüdische Menschen zum rettenden Glauben kommen, belegt, dass die Verhärtung nur teilweise erfolgt ist. Das griechische Wort, welches manchmal mit „Fülle“ übersetzt wird, bedeutet „Vollzahl“. In anderen Worten, Gott hat eine Zahl von Nichtjuden festgelegt, die zur Gemeinde, dem Leib Christi gehören sollen.  hat die Anzahl von Nichtjuden festgelegt, die an den Ort der Segnung – dem Ölbaum aus den Versen 14-24- gelangen. Wenn diese Zahl erreicht ist, wird der Leib Christi vollständig sein und durch die Entrückung von dieser Erde weggenommen werden. Nachdem also die Vollzahl der Nationen eingegangen ist, wird ganz Israel errettet werden. Obwohl es auch in diesem Zeitalter einen jüdischen Überrest gibt, der zum Glauben kommt, sammelt Gott auch unter den Nationen ein Volk zu Seinem Namen (Apg.15,14).

Wenn Paulus von „ganz Israel“ spricht, meint er damit alle Juden, die zu diesem Zeitpunkt leben und nicht alle Juden, die jemals gelebt haben. In manchen Kreisen wird der Vers 26 fälschlicherweise dahingehend ausgelegt, dass Mission und Evangelisation unter Juden unnötig seien, da Gott ohnehin eines Tages ganz Israel erretten würde. Doch dies sagt der Vers nicht aus. Zum Beispiel spricht die Bibel davon, das „ganz Israel“ aus Ägypten auszog, was sich natürlich auf das damalig lebende jüdische Volk bezieht und nicht auf alle Juden zu allen Zeiten. So sollte auch der Vers 26 verstanden werden.

C Der Lobpreis

„[i]O Tiefe des Reichtums, sowohl der Weisheit als auch der Erkenntnis Gottes! Wie unerforschlich sind seine Gerichte und unaufspürbar seine Wege! Denn wer hat des Herrn Sinn erkannt, oder wer ist sein Mitberater gewesen? Oder wer hat ihm vorher gegeben, und es wird ihm vergolten werden? Denn aus ihm und durch ihn und zu ihm hin sind alle Dinge! Ihm sei die Herrlichkeit in Ewigkeit! Amen.“[/i]

Paulus schließt mit einem großartigen Lobpreis, der sich auf den Reichtum der Weisheit Gottes beruft. Und wenn wir Gottes Handeln und Plan an und mit Israel wirklich verstehen und die Dinge aus Gottes Sicht schätzen lernen, werden wir mit Paulus einstimmen: „[i]O Tiefe des Reichtums, sowohl der Weisheit als auch der Erkenntnis Gottes!“.

[/i][i]

[color=blue][/i][url=https:///index.htm]Home[/url][/color][color=red]       [url=https:///]Bibelkreis.ch[/url]

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Frage 1313    [url=https:///nt/roemerei.htm]Römerbrief Einführung[/url]

Lieber Hans Peter, seit Jahren habe ich zwei Fragen zum Römerbrief, aber bisher konnte mir niemand diese beantworten. Auch alle Kommentare zur Bibel gehen nicht auf diese Fragen ein.
Meine Fragen:

1) Was besagt Röm 5 Vers 13 ?

Röm 5,13 (denn bis zu dem Gesetz war Sünde in der Welt; Sünde aber wird nicht zugerechnet, wenn kein Gesetz ist.

Sünde wird ohne Gesetz nicht zugerechnet, also keine Verurteilung ? In Röm 2 Vers 12

Röm 2,12 Denn so viele ohne Gesetz gesündigt haben, werden auch ohne Gesetz verloren gehen; und so viele unter Gesetz gesündigt haben, werden durch Gesetz gerichtet werden,

 

 wird gesagt, daß alle ,die ohne Gesetz gesündigt haben, auch ohne Gesetz verloren gehen .Diese beiden Bibelstellen verstehe ich nicht richtig, da scheinbar die Stelle Röm 5 der Stelle Röm 2 widerspricht. Da es keine Widersprüche geben kann, bitte ich um eine Erklärung.

2) In Röm 7 steht, Verse 7 und 8, daß das Gesetz in uns die Sünde erregt. Paulus wußte nichts von der Begierde bevor ihm das Gesetz sagte, er solle nicht begehren.

Röm 7,7 Was sollen wir nun sagen? Ist das Gesetz Sünde? Das sei ferne! Aber die Sünde hätte ich nicht erkannt, als nur durch Gesetz. Denn auch von der Lust hätte ich nichts gewußt, wenn nicht das Gesetz gesagt hätte: "Laß dich nicht gelüsten".
Röm 7,8 Die Sünde aber, durch das Gebot Anlaß nehmend, bewirkte jede Lust in mir; denn ohne Gesetz ist die Sünde tot.

Nun ist doch auch in uns Begierde vorhanden, ohne daß wir oder andere vom Gesetz gehört haben. Was also meint Paulus damit? Sündigen Menschen nicht auch ohne daß das Gesetz die Sünde erregt? Für die Beantwortung der Fragen wäre ich sehr dankbar.
Liebe Grüße  Detlef H
Lieber Detlef
Zunächst einige kleinere  Hinweise zum Römerbrief, die ich alle irgendwann und wo zusammengelesen -hört und in meine Bibel gekritzelt  habe.

1.1-15

1.16-2.17

2.18-3.20

3.21-31

4

5.1-21

6

7

8

9

10

11

12

13

14-15.13

15.14-16

E
I
N
L
E
I
T
U
N
G
 

L e h r e

Geschichte

Leben

Das G a n z e

D e r E i n z e l n e

Das Ganze

Der Einzelne

Keine
Gerechtigkeit

Geschenkte Gerechtigkeit

Ausgewirkte  Gerechtigkeit

Angewandte Gerechtigkeit

Fruchtbare Gerechtigkeit

Sünde

Rechtfertigung

Heiligung

Verwerfung und Annahme

Wandel

ohne Christus Christus für mich ich mit Christus

Christus in mir

Christus über allen

Christus durch mich

Eigenes tun

Glaube

Hoffnung

Entscheid: Ja / Nein

Liebe

 

 

 

 

 

 

 

 

Der Lehrbeweis:

12

13

14

 

 

 

 

 

 

der Mensch in Adam

der Mensch
 in Christo

Der Christ im Fleisch

Der
Christ im
Geist

Israel in der Ver- gangen-heit

Israel
 in der Gegen-wart

Israel in der Zukunft

praktisch

Seid nieman-dem etwas schuldig

Den Schwa-chen nehmet auf

 

Im Gerichtsaal:
1)Zuerst richtet sich die Anklage an den Menschen ohne geschrieben Gottesoffenbarung. Gott hat ihm 2 Zeugen gegeben,
     a) die Schöpfung  1.18 -32
     b) Ihr Gewissen, Kp 2
2) Urteil über den der richtig Urteilt weil er dasselbe tut. 
3) Dann steht der religiöse Jude auf , "Ich stütze mich auf das Gesetz und gehöre zum Volke Gottes" --> umso schlimmer,
      Du hast Gottes Licht empfangen aber nicht danach gelebt.
4) Der schlau argumentierende: Wenn durch meine Ungerechtigkeit Gottes Gerechtigkeit nur noch deutlicher zutage tritt, was hat Gott denn auszusetzen? Urteil über solche: "Das Urteil über sie ist gerecht.
5) Im Gerichtsaal ist es nun still, die ganze Welt ist vor Gott schuldig, 3.19 alle haben gesündigt, 3.23  

--> Der Gedankengang im Römerbrief wird oft durch Fragen unterbrochen:
2,3; 3.1; 3,3; 3,31: 4,1; 6,1; 7,7; 8,81; 8,33; 8,34; 9,11; 9,32; 10,14; 10,15; 10,19, 11,11;

Thema Gerechtigkeit

--> Keine Gerechtigkeit weder bei den Nationen noch Juden  1,16 - 3,20.
--> Geschenkte Gerechtigkeit als Gabe Gottes für Juden und Heiden 3,21 -5,21.
--> Ausgewirkte Gerechtigkeit ist das Leben des Sieges und der Freiheit zu dem der Erlöste berufen ist. 6 - 8.
--> Ausgewirkte Gerechtigkeit erkennen wir in der Geschichte des Volkes Israel und der Heiden, 9 - 11.
-->  Fruchtbare Gerechtigkeit können wir den Glaubenswandel nennen, indem die geschenkte Gerechtigkeit praktisch ausgelebt wird.  12 - 15.13.
---> Sünde   1.16- 3.20
---> Rechtfertigung: 3.21  - 5.21
---> Heiligung   6-8
---> Verwerfung und Annahme  9- 11
--->  Wandel   12 - 15.13

Thema Befreiung

1,16 - 4,25   Befreiung von der Macht der Schuld der Sünde  (alle!)                      )viel vermischen Bekehrung und Heiligung
5.1  -  8.17   Befreiung von der Macht der Sünde   (nicht alle  nur die Bekehrten!) (haltet euch der Sünde für gestorben.
8.18 - 8.39   Befreiung von der Gegenwart der Sünde  (Ganze Kreatur)
 
Lieber Detlef, wenn wir uns nun das Wort (Begriff)  "Sünde" anhand dieser einfachen Unterteilungen etwas anschauen ,dann sehen wir dass es je nach Zusammenhang eine unterschiedliche Bedeutung hat.  Ich werde da mal weitermachen.

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Technischer Überblick:

 

Unterschiede der diversen  Lehrschreiber im Neuen Testament:

[i][list=1][*]Paulus[/i] zeigt die Rettung durch den Glauben

[i][*]Johannes[/i] zeigt die Gewissheit durch den Glauben

[i][*]Jakobus[/i] Werke des Glaubens

[i][*]Petrus [/i]Bewahrung durch den Glauben

[i][list][*][/list]Was ist Glaube[/i] ?---> Die leere Hand, die bereit ist , von Gott zu empfangen und tut , was Er will, weil man Vertrauen zu Gott hat, und Erfahrungen mit Gott macht , weil Er nie enttäuscht.

[*]Was ist das Evangelium ?---> Gottes Kraft, die Menschen von der ganzen Macht des Bösen freizubekommen

[*]Was Ist Gerechtigkeit ? ---> Gerechtigkeit heisst, von jeder Schuld befreit

[*]Was ist Gesetz ?---> Prinzip (nomos) z.B. Gesetz Moses [url=https:///nt/roemer.htm]Rö 3,19;[/url] Gesetz des Glaubens; [url=https:///nt/roemer.htm]Rö 3,27[/url]

[*]Was ist Erkenntnis der Sünde ?---> durch das Gesetz, wie das Lot an einer krummen Mauer [url=https:///nt/roemer.htm]Rö 3,20[/url]

[*]Was sind Werke ?---->

[*]Was ist Gnade ?---> Gnade 1) Lieblichkeit bzw. Anmut, d. was Freude oder Gefallen erregt: Schönheit oder gnadenvolle Worte Lk 4:22 Kol 4:6 2) Wohlwollen, Freundlichkeit, Gunst bzw. Huld welche Gott d. Menschen oder d. Menschen sich untereinander gewähren; d. Gnadenerweis

[*]Was ist Rechtfertigung ?---> Von den Übertretungen sind wir gerechtfertigt, als Feinde sind wir versöhnt. Rechtfertigung verhindert jede Zurechnung von Schuld. Wenn Gott rechtfertigt, tut er das in Bezug auf eine andere Welt.[url=https:///nt/roemer.htm] Kp 5,1[/url] Rechtfertigung im Römerbrief = das was Gott sieht, im Jakobus Brief das was der Mensch sieht.

[*]Was heisst Verdammnis ?---> endgültige und ewige Verwerfung

[*]Was ist Sühnung ?---> Der Weg zu Gott ist gebahnt - jeder Sünder kann zu Ihm kommen!

[*]Was ist Stellvertretung ? ---> Der Herr Jesus hat "nur" die Sünden der Seinen getragen

[*]Was ist Versöhnung ?---> Der Gläubige ist schon in seinen Beziehungen zu Gott wiederhergestellt; der Zustand der Dinge wird es noch werden! Versöhnen: [url=https:///nt/roemer.htm]Rö 5.10[/url] 1. Kor 7.11 2. Kor 5,18;19;20; Eph, 2,16; Kol. 1,20,21 ; Mt 5,24

[*]Was ist Allversöhnung ? ---> Die erste Lüge Satans : 1. Mo 3,4 Mitnichten werdet ihr sterben

[*]Was ist Rettung ?---> 
a) Eingreifen Gottes vor der Macht des Bösen ; 2. Mose 14.13 +13 Und Mose sprach zu dem Volke: Fürchtet euch nicht! Stehet und sehet die Rettung Jehovas, die er euch heute schaffen wird; denn die Ägypter, die ihr heute sehet, die werdet ihr hinfort nicht mehr sehen ewiglich. 

b) Eingreifen Gottes wegen unsrer Schwachheit: 2. Mose 15, 1 Damals sangen Mose und die Kinder Israel dieses Lied dem Jehova und sprachen also: Singen will ich Jehova, denn hoch erhaben ist er; das Roß und seinen Reiter hat er ins Meer gestürzt. 2. Mose 15, 2 Meine Stärke und mein Gesang ist Jah, denn er ist mir zur Rettung geworden; dieser ist mein Gott, und ich will ihn verherrlichen, meines Vaters Gott, und ich will ihn erheben 2. Mose 15,14 Jehova wird für euch streiten, und ihr werdet stille sein.

[*]Was ist Taufe ?---> [i]Im Römerbrief[/i]: Das Zeichen dass wir mit Christus gekreuzigt, mit Christus begraben und nun in der Neuheit des Lebens wandeln.

[/list] 

Weitere Einteilungsmöglichkeit des Römerbriefes:

 

1. Rechtfertigung aus Glauben, geoffenbart im Evangelium [url=https:///nt/roemer.htm]Kp 1.1-17[/url]

2. Die Notwendigkeit der Rechtfertigung aus Glauben [url=https:///nt/roemer.htm]Kp 1.18-3.20[/url]

3. Wie wir gerechtfertigt werden [url=https:///nt/roemer.htm]Kp 3.21 -31[/url]

4. Rechtfertigung ist keine neue Lehre[url=https:///nt/roemer.htm] Kp 4[/url]

5. Segnungen die der Rechtfertigung folgen [url=https:///nt/roemer.htm]Kp 5[/url]

6. Rechtfertigung aus Glaube und die Frage der Sünde [url=https:///nt/roemer.htm]Kp 6[/url]

7. Kämpfe der Gerechten [url=https:///nt/roemer.htm]Kp 7[/url]

 

8. Freiheit und Vorrechte der Gerechtfertigten [url=https:///nt/roemer.htm]Kp 8[/url]

9. Rechtfertigung und der gläubige Jude [url=https:///nt/roemer.htm]Kp 9[/url] in der Vergangenheit in der Gegenwart [url=https:///nt/roemer.htm]Kp 10[/url] in der Zukunft [url=https:///nt/roemer.htm]Kp 11[/url]

10. Pflichten der Gerechtfertigten

a) Gott gegenüber [url=https:///nt/roemer.htm]Kp 12.1[/url]

b) gegen sich selbst [url=https:///nt/roemer.htm]Kp 12.3[/url]

c) der Versammlung (Gemeinde) gegenüber [url=https:///nt/roemer.htm]Kp 12. 4-8[/url]

d) anderen Christen gegenüber [url=https:///nt/roemer.htm]12.9-13[/url]

e) Den Feinden gegenüber [url=https:///nt/roemer.htm]12,14-21[/url]

f) [url=https:///nt/roemer.htm]Kp 13.1[/url] der Obrigkeit

g) Nächsten [url=https:///nt/roemer.htm]Kp 13,8-14[/url]

h) schwachen Brüdern [url=https:///nt/roemer.htm]Kp 14 -15,7[/url]

i) Allen Achtung geben [url=https:///nt/roemer.htm]Kp 15.14[/url]

 

[list=1][*]In den Briefen finden wir die Auslegungen des Werkes des Herrn Jesus

[*]Bei Paulus : Die Grundlage auf der ein Mensch wahrhaftig gerecht sein kann. ---> ( Die Gerechtigkeit Gottes, da der Mensch ein Sünder ist

[*]Bei Petrus: Christliches Leben auf Erden in der Nachfolge Christi --> Der Christ als Pilger

[*]Bei Johannes: Das ewige Leben kundgetan und mitgeteilt

[*]Bei Jakobus: Das sittliche Leben auf Erden, als wahre Darstellung des Glaubenslebens auf Erden. ---> Die Richtigstellung eines leblosen Bekenntnisses

[*]Bei Judas : Der Abfall, der Verfall und der Tod der Christenheit im allgemeinen

[*]Im Römerbrief: (1. Brief) die Grundlage unseres Glaubens --> (14. Brief) [url=https:///nt/hebraeer.htm]Hebräer Brief[/url]: Die absolute Überlegenheit des christlichen Glaubens

[list][*][/list]Paulus: Versammlung Gottes

[*]Johannes : Familie Gottes

[*]Petrus: Reich Gottes

[/list]


Der Brief an die Römer des Apostel Paulus

nach Robert Lee, Ernst Paulus Verlag Neustadt/Weinstrasse Beröa Verlag Zürich


 Schlüsselvers: K[url=https:///nt/roemer.htm]p. 1,16 -17.[/url]

Botschaft: Rechtfertigung aus Glauben, das "wie" und das Ergebnis.

Der Brief:

Dieser Brief wurde von Korinth aus wohl im Jahre 58 an die Christen in Rom geschrieben. Er wurde von Paulus, dem Tertius als Schreiber diente[url=https:///nt/roemer.htm] (Kap. 16,22[/url]), in dem Hause eines wohlhabenden Gläubigen in Korinth, namens Gajus, diktiert ([url=https:///nt/roemer.htm]Kap. 16, 23[/url]).

Meinungen:

Der Brief ist immer als Pauli Meisterstück angesehen worden, ob man ihn vom geistigen oder geistlichen Standpunkt aus betrachtet. Grosse Menschen haben ihn immer ganz besonders geschätzt. Chrysostomus soll diesen Brief wöchentlich einmal für sich gelesen haben. Der Dichter Coleridge soll ihn als "das tiefste W e r k, das je geschrieben wurde", betrachtet haben. Calvin sagt: . E r öffnet die Tür zu allen Schätzen der Heiligen Schrift.; Luther erklärte ihn als "Das Handbuch des Neuen Testaments und das reinste Evangelium" und Melanchthon schrieb ihn, um vollkommen mit ihm vertraut zu werden, zweimal mit eigener Hand ab. Godet bezeichnet ihn als den Hochbau des christlichen Glaubens.

Zweck:

Dieser Brief beantwortet die Frage der Zeitalter: "Wie könnte ein Mensch gerecht sein vor Gott". (Hiob 9,2). Niemand kann gerecht sein, der nicht mit seinem Schöpfer in Ordnung gekommen ist. Dieser Brief offenbart und erklärt Gottes Weg der Rechtfertigung. Seine Schlüsselverse finden wir in Kapitel[url=https:///nt/roemer.htm] 1,16 - 17[/url], die man als Text und andere des Briefes als die Predigt betrachten könnte.

Gliederung

Da sind zwei Abschnitte: Als weiser Prediger gibt Paulus zunächst die Lehre (Kp. 1 -11), dann macht er die Anwendung davon (Kap. [url=https:///nt/roemer.htm]12[/url] -16).

Unterabschnitte

A. Belehrung (KAPITEL 1 - 11)

[color=red]1. Rechtfertigung aus Glauben, geoffenbart im Evangelium[/color]

Kp 1,1 -17

1. Nach dem Eingangsgruss tut Paulus seinen Wunsch kund, Rom zu besuchen,

a) um das Verlangen seines Herzens zu stillen,

b) um das Mittel des Segens für sie zu werden,

c) um eine Schuld abzutragen, indem er dort das Evangelium predigen wollte.

2. Dann legt er dar, dass dieses Evangelium Gottes Weise offenbare, Gerechtigkeit zu gewähren, also Gottes Weg zur Rechtfertigung des Sünders zeigt

[color=red]2. Die allgemeine Notwendigkeit der Rechtfertigung aus Glauben[/color]

(Kapitel [url=https:///nt/roemer.htm]1,18[/url] - bis Kapitel [url=https:///nt/roemer.htm]3,20[/url])

1. In diesem Abschnitt wird gezeigt, dass das ganze Menschengeschlecht ausnahmslos der rechtfertigenden Gnade bedarf.

2. Er zeigt zunächst, wie die Nationen sich von Gott abkehrten, sowie die schrecklichen Folgen, die sich daraus ergaben (Kp [url=https:///nt/roemer.htm]1,28[/url] -32).

3. Dann beweist er, wie der Jude die gleiche Gnade nötig hat (Kapitel [url=https:///nt/roemer.htm]2[/url])

 

[color=red]3. Wie wir gerechtfertigt werden (Kp. [url=https:///nt/roemer.htm][/color]3, 21[/url][color=red]- 31)[/color] 

1. Die Quelle der Rechtfertigung ist die Gnade (Vers [url=https:///nt/roemer.htm]24[/url])

2. Ihr F u n d a m e n t ist das Blut (Vers [url=https:///nt/roemer.htm]25[/url] und Kap. 5, 9)

3. Ihr K a n a l ist der Glaube (Verse [url=https:///nt/roemer.htm]22[/url]. 26. 28)

4. Der B e w e i s ist die Auferweckung Christi (Kap. [url=https:///nt/roemer.htm]4, 25[/url])

5. Ihr sichtbares Zeugnis sind die Werke (siehe [url=https:///nt/jakobus.htm]Jak. 2,14 -26[/url]).

Beachte Kap. [url=https:///nt/roemer.htm]3, 23[/url]: Es sind nicht alle Menschen gleiche Sünder, aber alle sind gleicherweise Sünder.

 

[color=red][b]4. Rechtfertigung aus Glauben ist keine neue Lehre ([/b][url=https:///nt/roemer.htm][/color]Kap. 4[/url][b][color=red])[/color] 

[/b]1. Ist sie nicht ein neuer Gedanke? Keineswegs!

2. Abraham wurde durch Glauben gerechtfertigt.

3. Und sogar David beschreibt die Glückseligkeit im Zustande der Rechtfertigung.[b] 

[color=red][/b]5. Segnungen, die der Rechtfertigung folgen ([url=https:///nt/roemer.htm][/color]Kapitel 5[/url][color=red])[/color]

1. Friede (Vers 1)

2. Zugang zu Gott (Vers 2)

3. Rahmen in der Trübsal (Vers 3)

4. Liebe Gottes im Herzen (Vers 5)

5. In Adam sind alle unter dem Todesurteil, in Christo alle, die da glauben, lebendig gemacht (Verse 12&emdash;21)

[color=red]6. Rechtfertigung aus Glauben und die Frage der Sünde ([url=https:///nt/roemer.htm][/color]Kp. 6[/url][color=red])[/color]

Hier wird gezeigt, dass die Rechtfertigung aus Glauben keine Ermunterung ist, in der Sünde zu verharren. Im Gegenteil, mit Christo ist der alte Mensch gestorben und mit Ihm ein neuer Mensch auferweckt, um nun nicht sich selbst, sondern Christus und Gott zu leben. Beachte Vers 2: "Wir, die wir der Sünde gestorben sind". Statt "Alter Mensch" könnte man auch sagen: "Altes Ich".

[color=red]7. Kämpfe und Seufzer des Gerechtfertigten ([url=https:///nt/roemer.htm][/color]Kapitel 7[/url][color=red])[/color]

Zweifellos haben wir hier die Erfahrung eines wiedergeborenen Menschen, obgleich sicherlich mancher erweckte, aber noch unbekehrte Mensch ähnliche Erfahrungen machen kann. Es ist die Erfahrung eines noch nicht befreiten Menschen. Auch behandelt Paulus die Frage des Verhältnisses des Gläubigen zum Gesetz Moses. Er ist durch den Tod Christi demselben gestorben, also befreit.

[color=red]8. Freiheit und Vorrechte des Gerechtfertigten [url=https:///nt/roemer.htm][/color](Kapitel 8[/url][color=red])[/color]

1. In diesem Kapitel haben wir das gelobte Land, das von Milch und Honig fliesst, als ein Besitztum für alle.

2. Welch ein Unterschied gegenüber dem vorigen Kapitel

3. Dieses Kapitel beginnt mit "keine Verdammnis" und endet mit "nichts kann uns scheiden"! Wie herrlich sind die Segnungen: Keine Verdammnis (Vers 1); Leben und Auferweckung (Verse 9 -11); Sohnschaft und Erbschaft (Verse 12 -17); Hoffnung und Führung bis zur Herrlichkeit (Verse 18 -30); keine Scheidung mehr von der Liebe Gottes (Verse 31 -39).

[color=red]9. Rechtfertigung und der gläubige Jude (Kapitel [url=https:///nt/roemer.htm][/color]9[/url][color=red] -11)[/color]

Aber was wird aus Israel? Kapitel 9 rechtfertigt die Freiheit Gottes, Seine Pläne gemäss Seiner Vorkenntnis zu machen. Israel empfängt die Verheissung nur durch Glauben. Kap. 10 zeigt, warum Israel verworfen wurde und dass durch den Unglauben Israels das Heil jetzt zu den Nationen (Heiden) gekommen ist. Kap. 11 sagt uns, dass Israels Verwerfung nur eine zeitliche, also nicht eine dauernde ist, denn infolge Unglaubens wird auch die Namenchristenheit weggetan und Israel noch der verheissenen, herrlichen Zukunft zugeführt.

 

[color=red]B. Praxis ([url=https:///nt/roemer.htm][/color]Kapitel 12[/url][color=red] -16)[/color]

Die Pflichten des Gerechtfertigten 

1. Gott gegenüber: uns selbst Ihm zu weihen (Kap. 12,1), keine Gleichförmigkeit mit der Welt (Kap. 12, 2).

2. Gegen uns selbst: nicht eingebildet zu sein (Kap. 12, 3)

3. Dem Leibe (Gemeinde) gegenüber: unsere Gaben zu gebrauchen (Kap. 12, 4 -8).

4. Andern Christen gegenüber: die Liebe soll in verschiedener Weise bewiesen werden (Kap. 12, 9 -13).

5. Dem Feinde gegenüber: "Vergeltet niemand Böses mit Bösem". usw. (Kap. 12, 14 -21).

6. Der Obrigkeit gegenüber: unterwürfig zu sein usw. ([url=https:///nt/roemer.htm]Kapitel 13,1[/url] -7))

7. Den Nächsten gegenüber: Seid niemand irgend etwas schuldig (Kap. 13, 8 -14).

8. Dem schwachen Bruder gegenüber: Nachsicht zu üben ([url=https:///nt/roemer.htm]Kap. 14[/url] bis Kap. 15,7).

9. Allen gegenüber: sich der gegenseitigen Achtung zu befleissigen ([url=https:///nt/roemer.htm]Kap. 15[/url],14 bis zum Schluss).

Weitere Gedanken zum Schlüsselvers [url=https:///nt/roemer.htm]Rö 1,16[/url]:

Gerechtigkeit Gottes, nicht wie bei Luther: Die Gerechtigkeit die vor Gott gilt; sondern [url=https:///nt/johannev.htm]Joh 16.10[/url]

(Joh 16.10 von Gerechtigkeit aber, weil ich zu meinem Vater gehe, und ihr mich nicht mehr sehet;)

Darin besteht die Gerechtigkeit, dass der VATER den Menschen Jesus Christus in seine eigene Herrlichkeit erhob, die er bei Ihm hatte, ehe die Welt war. [url=https:///nt/johannev.htm]Joh 17,24 +25[/url]

([url=https:///nt/johannev.htm]Joh 17,24[/url] Vater, ich will, daß die, welche du mir gegeben hast, auch bei mir seien, wo ich bin, auf daß sie meine Herrlichkeit schauen, die du mir gegeben hast, denn du hast mich geliebt vor Grundlegung der Welt.

[url=https:///nt/johannev.htm]Joh 17, 25[/url] Gerechter Vater! Und die Welt hat dich nicht erkannt; ich aber habe dich erkannt, und diese haben erkannt, daß du mich gesandt hast.)


Nachsatz 27.04.02

Römer 2, 5 –7

Röm 2,5 Nach deiner Störrigkeit und deinem unbußfertigen Herzen aber häufst du dir selbst Zorn auf am Tage des Zorns und der Offenbarung des gerechten Gerichts Gottes,
Röm 2,6 welcher einem jeden vergelten wird nach seinen Werken:
Röm 2,7 denen, die mit Ausharren in gutem Werke Herrlichkeit und Ehre und Unverweslichkeit suchen, ewiges Leben;

Liebe Geschwister

In der fortlaufenden Wortbetrachtung in der Versammlung in Frauenfeld sind wir in Römer 2 angelangt.

Zu den oben einkopierten Versen nun meine Fragen: 
a) Der Tag des Zorns, ist er identisch mir dem „Tag des Herrn“ in 2. Petrus 3,10, oder anders herumgefragt, ist mit „Tag des Zorns“ in Rö 2 und der  „Tag des Herrn“ in 2. Petrus 3 und der „grosse weisse Thron„ in Offenbarung  20.11 immer der selbe Tag / Moment / Ort gemeint?

b) Könnte es sein, dass in den Versen 6+7 die Unmöglichkeit des Empfanges  des ewigen Lebens auf Grund von eigenen Werken einfach nicht explizit erwähnt wird? Oder, dass, wenn jemand vor dem Grossen weissen Throne erscheinen würde, der die Kennzeichen von Vers 7 aufweist, er das ewige Leben empfängt?

c) Wird mit dem Ausdruck hier: „ewiges Leben,“ gemeint, dass solche  allenfalls auch ins Vaterhaus kommen und zur Braut des Lammes gerechnet werden?

Mit brüderlichen Grüssen

Hans Peter


Lieber Hans Peter, liebe Freunde

Vielleicht hilft es, wenn man sich immer den Gedankengang des Apostels in diesem Kapitel vor Augen hält. Paulus spricht jetzt nicht - wie im ersten Kapitel - von den im Evangelium speziell offenbarten Wahrheiten, sondern ganz allgemein von den unverändert gültigen und unbedingt gerechten Grundsätzen und Wegen Gottes mit allen Menschen, unabhängig davon, in welcher Haushaltung sie leben. Unabhängig auch davon, ob sie Juden oder  Heiden sind.
Er sagt in Vers 1: "Deshalb bist du nicht zu entschuldigen, o MENSCH..."

Niemand, der nicht Buße tut, wird letztlich dem Gericht Gottes entfliehen. Das ist die so ernste Aussage des Apostels. Der "Tag seines Zorns" und die  "Offenbarung des gerechten Gerichts Gottes" wird für jeden Menschen kommen,  aber nicht für jeden zum gleichen Zeitpunkt. Einen ähnlichen Gedanken äußert  Paulus in 2. Kor 5, 10. Auch dort macht er klar, dass letztendlich "ALLE  vor dem Richterstuhl des Christus offenbar werden müsse (auch Gläubige, allerdings nicht, um dort gerichtet zu werden, denn ihr Gericht hat ja schon der Herr Jesus getragen), damit jeder empfange, was er in dem Leib getan hat, nachdem er gehandelt hat, es sei Gutes oder Böses". Der Zeitpunkt des  "offenbar -werdens" ist ,wie gesagt, nicht immer der Gleiche, aber der  Endpunkt ist sicherlich dann Offenbarung 20,11 ff.  Ewiges Leben wird am "Grossen Weißen Thron" allerdings niemand mehr  empfangen, denn dort werden ausschließlich Ungläubige erscheinen. Ewiges  Leben empfängt der Mensch durch die "Neue Geburt", durch Wasser und Geist  (Joh 3) und niemals aufgrund von Werken, oder gewissen "Kennzeichen". Die Kennzeichen von Vers 7 GEBEN also nicht Ewiges Leben, sondern sind der  BEWEIS, dass dieses Leben bereits vorhanden ist, denn ein nicht Wiedergeborener "sucht" diese Dinge nicht, er könnte es auch gar nicht.   "Herrlichkeit, Ehre und Unverweslichkeit" sind übrigens alles Segnungen, die  nur durch die Annahme des Evangeliums erlangt werden können. Insofern wird  hier also "stillschweigend" vorausgesetzt, dass, wer diese Dinge sucht, nur  von neuem geboren sein kann. 
Paulus hat übrigens auch an anderen Stellen diese Sichtweise, dass der  Wiedergeborene erst am Ende seines Weges, im Himmel, in den vollen Genuss  des Ewigen Lebens eintreten wird. (Z.B. Titus 1,2).
Johannes zeigt uns  dagegen ausschließlich, dass jeder Wiedergeborene diese Leben schon jetzt besitzt. Beide Wahrheiten widersprechen sich nicht, sondern ergänzen einander. Wer dieses Leben besitzt, hat dann natürlich auch alle Segnungen,  die damit verbunden sind. Er gehört zur Braut des Lammes und wird auch  einmal im Vaterhaus sein, wie du schreibst.  Hier in Rö 2 hat Paulus aber einen anderen Gegenstand vor Augen, nämlich den, dass jeder Mensch gerichtet (oder beurteilt) wird, nach dem, was er getan hat, "nach seinen Werken". Das ist, wie gesagt, ein allgemeiner Grundsatz Gottes.  Übrigens zeigt uns kaum ein anderes Kapitel der Schrift in so konzentrierter Form die Prinzipien des Gerichtes Gottes. Es ist:

Der Wahrheit gemäß V 2

Absolut gerecht V 5

Persönlich V5+6

Nach den Taten eines jeden V 6

Ohne Ansehen der Person V 11

Gemäß der offenbarten Wahrheiten, die jemand besitzt V 11 - 15

Letztlich durch Jesus Christus V 16