Der grosse Versöhnungstag – 3.Mose 16
Das 3. Buch Mose
- Schlüsselworte: Heiligkeit,
heilig (123x vdq), Sühnung,
sühnen (49x rpK), Reinheit,
rein (74x rhej'), Blut (88x)
Gemeinschaft siehe
Kp 1:1 „Zelt der Zusammenkunft“ (49x),
- Thema:
1. Das Nahen des Menschen zu Gott durch die Opfer (Kp 1-16)
2. Das Leben in Heiligkeit vor Gott durch Absonderung (Kp 17-27).
- Einteilung:
1. Der Inhalt unserer Gemeinschaft mit
Gott – Opfer (Kp 1-7)
2. Die Vermittlung zur Gemeinschaft –
das Priestertum (Kp 8-9)
3. Die Bedingungen für die Gemeinschaft
– Reinheit (Kp 10-15)
4. Die Grundlage der Gemeinschaft –
Versöhnungstag (Kp 16)
5. Das Bewahren der Gemeinschaft –
Gehorsam, Heiligung (Kp 17-25)
- Besonderheiten:
Das 3. Buch Mose besteht grösstenteils aus direkten Reden Gottes. Die
Selbstoffenbarung Gottes „Ich bin Jehova“ kommt in diesem Buch häufiger
vor als in jedem anderen (49x von insgesamt 78x). Das 3. Buch Mose
schliesst sich inhaltlich dem 2. Buch an. Während das 2. Buch Mose
beschreibt, wie Gott ein geknechtetes und dem Tode geweihtes Volk
(Israel) erlöst und zu sich bringt (2.Mo 3:12; 4:23), zeigt uns das 3.
Buch Mose, wo und wie dieses erlöste Volk Gott dienen soll.
Der grosse Versöhnungstag 3.Mo 16
Der grosse Versöhnungstag (Jom Kippur) ist auch heute noch der
wichtigste jüdische, religiöse Feiertag. Die zentrale Frage, wie ein
heiliger und gerechter Gott mit einem sündigen, unreinen Volk
Gemeinschaft haben kann, wird darin beantwortet. Der Ausdruck Sühnung,
der 16x in diesem Kapitel genannt wird, stellt dabei einen
Schlüsselbegriff dar, weshalb auch die Bezeichnung Sühnungstag
treffender wäre als Versöhnungstag.
Sühnung
Der Begriff Sühnung wird im Hebräischen vorwiegend mit den Worten
„kappar, kipper, kopper“ ausgedrückt, die auf den Wortstamm „kpr“
zurückgeführt werden, der die Bedeutung von „bedecken, verhüllen,
tilgen“ hat. Folgende Gedanken stehen im AT mit diesem Wort in
Verbindung: 1.Mo 6:14 (verpichen und Harz), 1.Mo 32:20/Sp 6:34-35/16:14
(versöhnen im Sinn von beschwichtigen oder beruhigen), 3.Mo 17:11
(Sühnung tun), 5.Mo 21:8/Jer 18:23 (vergeben), Jes 28:18
(zunichtewerden), 2.Sam 31:3 (sühnen im Sinn von „günstig stimmen“), Jes
27:9 (Ungerechtigkeit sühnen = Sünden hinwegnehmen), Lösegeld (Ps 49:7).
In Verbindung mit den Opfergesetzen werden 2 Aspekte deutlich sichtbar:
1) im Blick auf Gott bezeichnet es Genugtuung und Wiederherstellung
seiner beleidigten Ehre und Beschwichtigung, resp. Abwendung seines
gerechten und heiligen Zornes (nicht Feindschaft) über die Sünde und den
Sünder. Siehe z.B. 2.Mo 30:12; 4.Mo 16:46; Hiob 33:24; Ps 49:7.
2) im Blick auf den Menschen, resp. seine Sünden beinhaltet es den
Gedanken der Tilgung und Vergebung der Sünden und des Reinigens und
„Passendmachens“ des Sünders für die Gegenwart Gottes. Siehe z.B. 3.Mo
1:3-4; 4:20.26.31; 16:30; Ps 32:1.5; 65:3; 78:38; Neh 4:5; Dan 9:24; Jer
18:23.
In der Sühnung verschafft sich Gott
eine Grundlage, auf derer er dem Sünder Gnade erweisen kann und zwar
unter Abwendung seines Zornes und seiner gerechten Strafe mittels eines
blutigen Opfers, das an die Stelle des Schuldigen tritt.
Der Zorn Gottes – die Liebe Gottes
• Gottes Zorn ist ebenso wie Gottes Liebe eine
Eigenschaft Gottes, die uns in der ganzen Bibel bezeugt wird (z.B. Röm
1:18; 2:5.8; 3:5; 5:9; 9:22; Joh 3:36; Kol 3:6; Of 6:16-17 u.a.).
• Gottes Zorn ist jedoch absolut gerecht und berechenbar (Ps
7:11; 145:17; Röm 2:5; 1:18-20.32) und hat nichts mit der heidnischen
Vorstellung eines blutrünstigen, unberechenbaren Monsters zu tun.
• Gottes zürnende Gerechtigkeit fordert
Genugtuung für die Sünden, seine Liebe verschafft
dem Sünder jedoch das Mittel zu dieser Genugtuung. Siehe Röm
5:8-9; 8:3; Eph 2:3-4; 2.Kor 5:21; 1.Joh 4:10.
• Liebe schliesst Feindschaft aus –
darum ist auch nicht Gott der Feind des Menschen, sondern der Mensch der
Feind Gottes und folglich muss der Mensch mit Gott und nicht Gott mit
dem Menschen versöhnt werden – Liebe schliesst jedoch nicht Zorn aus.
Mk 3:5; Hos 14:4; Micha 7:18
• Auch wenn Gottes Gerechtigkeit die Bestrafung des Sünders fordert, so
bereitet es Gott nie Freude, das Gericht über den sündigen Menschen
auszuführen. Gott liebt den Menschen grundsätzlich. Siehe z.B. Tit 3:4;
Joh 3:16; Klgl 3:33; Hes 33:11; Luk 19:41; 1.Mo 6:6; 1.Tim 2:3-4; 2.Pet
3:9; 2.Kor 5:20.
Was geschah am Versöhnungstag?
• Die Initiative der Sühnung geht von
Gott aus. Es selbst bestimmt das „wie“ und liefert alles Notwendige
dazu.
• Es soll Sühnung getan werden durch ein
Opfer, das aus einem separaten Sünd- und Brandopfer für Aaron und sein
Haus und für die Gemeinde Israels bestand. V.6.10.24.27. Das Blut ist
das eigentliche Sühnungsmittel (3.Mo
17:11).
• Das Sündopfer der 2 Ziegenböcke für das Volk zeigt 2 unterschiedliche Aspekte
in der Sühnung. Im 1. Bock (für Jehova) wird die Seite im Blick auf
Gott gezeigt, d.h. es wird den heiligen und gerechten Anforderungen
Gottes entsprochen. Im 2. Bock (für Asasel [=Abwendung]) wird die Seite
im Blick auf den Menschen gezeigt, d.h. wie die Sünden durch Bekennen
auf den Kopf des Opfertieres beseitigt werden.
• Die Sühnung geschieht für a) Aaron
und sein Haus, b) die ganze Versammlung Israels, c) das Heiligtum, das
Zelt der Zusammenkunft und den (Brandopfer-) Altar, d.h. für Personen
und Gegenstände V.33
• Die Sühnung ist erforderlich wegen a)
Unreinigkeiten, b) Übertretungen, c) Sünden u.ä. V.16
• Die Sühnungshandlung wird durch den
gesalbten und geweihten (Hohen-) Priester ausgeführt. V.32
• Das gesamte Volk musste seine Seele kasteien, d.h.
sich vor Gott demütigen. 3.Mo 23:29
Der Hebräerbrief – Kommentar zu 3.Mose 16
Der Hebräerbrief (besonders die Kapitel 9 und 10) liefert den Schlüssel
zum Verständnis dieses Kapitels.
Folgende Übereinstimmungen und Gegensätze zwischen 3.Mose 16 und der
Erfüllung in Jesus Christus werden deutlich:
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3. Mose 16 - Vorbild
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Hebräerbrief -
Wirklichkeit
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Bibelstellen
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Opferhandlungen durch...
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Hoherpriester Aaron
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Jesus Christus unserer Hoherpriester
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Heb 2:17; 4:14-10; 7:1-8:2; 9:11
|
Kleidung des
Hohenpriesters
|
Linnene Kleider anstatt der
hohen-priesterlichen Würdekleidung
|
Christus, der Sohn Gottes wird wahrer,
gehorsamer Mensch
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2.Mo 28:2; Heb 2:9-14; 5:7-8; Phil
2:5-8
|
Haus Aarons
|
Priesterfamilie
|
Christus und sein Haus, die Gemeinde
|
Heb 3:6; 10:19-22;
1.Pet 2:5.9; Of 1:6
|
Unterschiede von
Aaron - Christus
|
• Aaron ist sterblich
• Aaron hat eigene
Sünden
• Aaron ist ohne
Eidschwur Priester geworden
• Aarons Dienst ist endlos und
vermag Sünden nicht wirklich hinwegzunehmen
• Aarons Dienst
geschieht in einem irdischen und verschlossenen Heiligtum,
in das nur er einmal im Jahr mit
tierischem Blut eintreten durfte
|
• Christus lebt
ewig und hat ein ewiges Priestertum
• Christus
ist sündlos
• Christus ist mit
Eidschwur Priester geworden
• Christi Opferdienst
ist abgeschlossen und das Sündenproblem
ist endgültig gelöst
• Christus ist mit
seinem eigenen Blut in den Himmel selbst
gegangen, der jetzt für die Seinen offen ist
und wo ER sie ständig vertritt
|
• Heb 7:23-25
• Heb 4:15; 7:26-28
• Heb 7:20-22
• Heb 9:9-10.25.26;
10:1-4; 10:11-18
• Heb 9:6-11.24.26;
4:14-16; 7:25; 10:19-22
|
Heiligtum
|
• Stiftshütte - weltlich,
mit Händen gemacht, Abbild, Schatten himmlischer Dinge
• Bundeslade mit
Sühnungsdeckel
• Scheidevorhang
|
• Der Himmel selbst
• Thron Gottes
• Fleisch Christi
|
• Heb 8:5; 9:1.11.24
• Heb 4:16; 8:1-2
• Heb 10:20
|
Opferart
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Unschuldige, reine
Tiere
|
Christus, der sündlose
Mensch stirbt am Kreuz von Golgatha
|
Heb 9:12-14.23.25-28
Heb 10:1-10.14
|
Opferhandlungen
|
• Sämtliche
Opfervorschriften sind symbolischer Natur und stehen in
Verbindung mit den Abbildern (Vorbild, Beispiel) der himmlischen
Dinge (Wirklichkeit).
|
• Das Opfer Christi ist
die Erfüllung der AT-Opfersymbolik und bildet die Wirklichkeit.
|
Heb 8:5; 9:9.24
Heb 10:1
|
Folgen des Opfers
|
• Heiligung, die zur
Reinheit des Fleisches führt, d.h. nur äusserlich ist. Der
Zugang in Gottes Gegenwart bleibt verschlossen
• Sünden werden nicht
wirklich hinweggenommen
• Der Opfernde kennt
keinen Frieden mit Gott und wird durch die Opfer an die Sünden
erinnert
|
• Reinigung des
Gewissens, d.h. die Heiligung befähigt den Menschen Gott zu
nahen und sondert ihn vom Ort des Gerichts völlig ab (ausserhalb
des Lagers)
• Die Sünde wird
abgeschafft, die Sünden vergeben, die Folgen sind ewig gültig
• Der Opfernde hat kein
Sündenbewusstsein mehr. Er hat wirklich Frieden mit Gott
|
• Heb 9:8-14
Heb 10:10
Heb 10:19-22
Heb 13:11-13
• Heb 9:12.15.26.28;
10:14-18
• Heb 9:14.28; 10:2
10:14-22
|
Weitere Hinweise auf das Sühnungswerk Christi
Unterschiedliche Opfer
für Aaron und sein Haus und die Gemeinde Israel
• Das grössere Opfer (Farre
nicht Ziegenbock) für Aaron und sein Haus weist hin auf die tiefere
geistliche Einsicht in das Werk Christi von Seiten der Versammlung à Rö
16:25, 1.Kor 2:7, Kol 1:26-27, Eph 3:3ff., 2.Tim 1:9-10
• Der eine Farre (im Gegensatz zu den zwei Ziegenböcken) für Aaron und
sein Haus macht deutlich, dass die Versammlung im Gegensatz zu Israel
bereits jetzt schon die Gewissheit der Sündenvergebung hat. Die
Versammlung besitzt diese Gewissheit nachdem der Herr Jesus sein Werk am
Kreuz vollbracht hat und in den Himmel eingegangen ist, Israel dagegen
erst, wenn Er aus dem Himmel zurückgekehrt sein wird à Heb
9:24-28; Jes 53; Sach 12:10-13:2; Dan 9:24.
Sünd- und Brandopfer haben beide sühnenden Charakter
• Im Sündopfer wird gezeigt, wie unsere Sünden und alles was damit in
Verbindung steht, auf das Opfer „abgewälzt“ und in diesem von Gott
gerichtet werden.
• Im Brandopfer wird gezeigt, wie die Vollkommenheit des Opfers
sozusagen auf den Opfernden übertragen wird und er dadurch in der ganzen
Wohlannehmlichkeit des Opfers vor Gott steht (vgl. 3.Mo 1:3-4; Eph 1:6).
Zwei Ziegenböcke als Sündopfer (2 Tiere – ein Opfer)
• Der 1. Bock
stellt vor allem die Wahrheit der Genugtuung (Sühnung)
vor, d.h. das, was für Gott nötig ist
(3.Mo 16:8), damit er unter Wahrung seiner Heiligkeit und Gerechtigkeit,
Sünden vergeben kann.
• Der 1. Bock spricht zudem davon, wie die Sünde als
Macht generell beseitigt wird. Das Blut dieses Bockes
wird gesprengt:
a) auf den Sühnungsdeckel,
d.h. vor Gottes Angesicht, als Genugtuung für seine beleidigte Ehre
(2.Mo 12:13).
b) vor die Bundeslade, d.h. als Sühnung für das Heiligtum (das Heiligtum
symbolisiert den Himmel; Heb 9:23-28).
c) an den Altar im Vorhof der Stiftshütte (2.Mo 30:10), d.h. als Sühnung
für den Altar (der Vorhof symbolisiert die Erde)
• Der 2. Bock stellt vor
allem die Wahrheit der Einsmachung mit
und die Stellvertretung durch den
Sündenträger dar, d.h. das, was für den Gläubigen nötig ist,
damit er die göttliche Vergebung empfängt.
• Der 2. Bock verdeutlicht auch die Wahrheit des konkreten
Bekennens der sündigen Taten.
• Das Bekennen der Sünden des Volkes geschah durch den Hohenpriester.
Doch war jeder einzelne Israelit verpflichtet, seine Seele zu kasteien, d.h.
sich unter Fasten wegen seiner Sünden vor Gott zu demütigen und Busse zu
tun (3.Mo 23:29; Ps 35:13).
• Der 2. Bock ist für oder als Asasel (=
„Abwendung“ od. „der entfernt/wegträgt“, 3Mo 16:10.22), was auf die Beseitigung der
von Gott vergebenen Sünden hinweist.
Siehe Ps 103:3.12; Jes 38:17; 44:22; 55:7; Mi 7:18-19.
1. Ziegenbock für den
HERRN
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Erfüllung im Opfer Christi
|
Folgen
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SÜHNUNG als Genugtuung
für GOTT
(Das
Blut wird in die Gegenwart Gottes gebracht und auf den Deckel
der Bundeslade gesprengt).
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Das
Opfer Christi ist primär für Gott
Heb 9:14; Eph 5:2; Röm 3:24-26; 8:3-4 (vgl.
auch das Löse-/Sühnegeld, das an Gott bezahlt werden musste 2.Mo
30:12; Hiob 33:24; Ps 49:7)
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Der Weg ins Heiligtum zu einem
ge-rechten und heiligen Gott ist geöffnet (Heb
10:19).
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SÜNDE als
MACHT wird gesühnt
(Das Blut dient zur Sühnung der Sünde in einem allgemeinen Sinn,
d.h. die Sünde als Macht oder Prinzip steht im Blickfeld).
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Durch das Opfer Christi ist Gott im Blick auf die Sünde vollkommen
befriedigt (Joh 1:29; 1.Joh 2:2; Heb 9:26; Röm
3:24-26).
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Gott kann aufgrund des Opfers Christi allen Menschen Gnade und
Errettung anbieten (1.Tim
2:4-6; Tit 2:11; 2.Kor 5:18-21; 2.Pet 3:9; Of 22:17).
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VERSÖHNUNG aller geschaffenen DINGE
(Das Blut wird vor die Lade und an die Hörner des Altars
gesprengt zur Sühnung, resp. Reinigung des ganzen Heiligtums und
des Altars [Vorhof])
|
Durch
das Opfer Christi werden einmal alle Dinge im
Himmel und auf Erden versöhnt, d.h. gereinigt und in Harmonie
mit Gott gebracht (Kol 1:20; Heb 9:23).
|
Die ganze Schöpfung (nicht alle
Menschen) wird einmal wieder-hergestellt werden (Apg
3:21; Heb 1:12; Röm 8:19-23).
|
2. Ziegenbock für Asasel
(=Abwendung)
|
|
|
SÜHNUNG als Sündentilgung
für Menschen
(Die Sünden der Menschen, die sie bekennen, d.h. Busse tun,
werden vergeben und beseitigt
à STELLVERTRETUNG,
IDENTIFIKATION)
|
Christus starb stellvertretend für die
Sünden derer, die sie Gott bekannt, die Busse getan und Gott
geglaubt haben (1.Kor 15:3; Gal 1:4; 2:20; Luk
24:47; Apg 3:19; 10:43 u.a.).
|
Die
Folgen des Sühnungswerkes Christi gelten nicht allen Menschen,
sondern nur denen, die Busse getan und geglaubt haben, „den
Vielen“, „uns“ (Mt 20:28; Jes 53:12; Heb 9:28:
1.Pet 2:24; Röm 5:19).
|
SÜNDEN als TATEN werden
gesühnt
(Der mit den Sünden beladene Ziegenbock wird fortgeschickt in
ein ödes Land, d.h. an den Ort des Todes, um nie mehr zu
erscheinen)
|
Der
Sünden, die durch das Opfer Christi gesühnt sind, wird Gott nie
mehr gedenken (Heb 10:14-18, 9:12).
|
Vollständige und ewig-gültige Sünden-vergebung (1.Joh
1:7.9; Apg 3:19; Ps 51:9; 103:12; Jes 38:17; 43:25; 44:22; Jer
50:20; Micha 7:18).
|
VERSÖHNUNG aller gläubigen MENSCHEN
(Alle Menschen in Israel, die ihre Seelen kasteiten und
keinerlei Arbeit taten, erfuhren Reinigung sämtlicher Sünden;
vgl. 3.Mo 16:29-30; 23:29-30)
|
Durch
das Opfer Christi ist jeder Gläubige mit Gott versöhnt, d.h. die
feindliche Gesinnung des Menschen ist beseitigt worden und er
lebt „in Harmonie“ mit Gott (Röm 5:10-11; Kol
1:21-22).
|
Der gläubige Mensch wird passend gemacht für die Gegenwart
Gottes (Kol
1:21-22; Röm 5:1-2; Eph 1:6; Of 1:7).
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Der Versöhnungstag und das Jubeljahr (3.Mo
25:9-10)
• Wiederherstellung und
(Er-) Lösung
aufgrund des Sühnopfers Christi. 1. für
Israel Jes 35:10, vgl. Ruth 2. für
den Gläubigen heute Luk 4:18; Gal 5:1; 1.Pet 2:25 3. für
den Gläubigen in Zukunft Röm 8:19-23 4. für
die Schöpfung Apg 3:21; Heb 1:12.
Aus www.Soundwords.de
Leitvers: 1.
Johannes 2,2
Ist Christus für die Sünden der ganzen Welt gestorben?
Wir müssen hier
jedoch noch etwas anderes beachten. Der Apostel sagt,
daß Christus nicht nur die Sühnung für unsere Sünden
ist, »sondern auch für die ganze Welt«. Die Sühnung der
Sünden bezieht sich in der ganzen Schrift immer
ausdrücklich auf diejenigen, die glauben,
neutestamentlich also auf die Kinder Gottes. Christus
ist zwar die Sühnung für die ganze Welt in einem
allgemeinen Sinn, aber im engeren Sinn nur »für unsere
Sünden«. Wenn von der Welt die Rede ist, wird stets ein
deutlicher Unterschied gemacht. Man geht also weiter als
Gottes Wort, wenn man den Satz ergänzt: »sondern auch
für die Sünden der ganzen Welt«. Der Hinweis auf »die
Sünden« der Welt ist in diesem Satz durchaus unrichtig.
Wenn der Herr die Sünden der ganzen Welt gesühnt hätte,
so würde die ganze Welt auch in den Himmel kommen! Wenn
Er ihre Sünden in der gleichen Weise wie die unsrigen
getragen hätte, was hätte Gott dann noch an der Welt
auszusetzen? Nein, Er ist die Sühnung für unsere Sünden;
Er hat sie auf ewig hinweggetan, ausgetilgt durch Sein
Blut. Gelte dies auch für die Welt, so wäre sie ja mit
Gott im reinen!
Die Calvinisten
zeigen auch in diesem Punkt eine oberflächliche, harte
und falsche Auffassung. Sühnung gilt nicht nur für die
Kinder Gottes. Unabhängig von unserer Errettung mußte
Gott im Blick auf die Sünde verherrlicht und Seine Liebe
selbst hinsichtlich Seiner ärgsten Feinde erwiesen
werden. Wir finden diese beiden Wahrheiten im Bilde des
großen Versöhnungstages (3. Mose 16) dargestellt. Das
Volk Israel mußte an diesem Tage zwei Ziegenböcke
darbringen. Einer davon war für Jahwe, der andere für
das Volk. Aber nur auf den Bock, der für das Volk war,
wurden alle ihre Sünden bekannt. Bei dem ersten Bock war
das nicht der Fall; er wurde als Sündopfer dargebracht.
Der wichtige Unterschied liegt darin, daß der erste Bock
für Jahwe dazu diente, Seine Herrlichkeit, die in dieser
Welt durch die Sünde verdunkelt worden ist, ans Licht zu
bringen und Seine Forderungen in Gnade zu erfüllen. Gott
mußte im Blick auf die Sünde unbedingt verherrlicht
werden. Damit war aber noch nicht die Frage der Schuld
des Sünders geregelt. Um Vergebung zu erlangen, mußten
die Sünden ausdrücklich bekannt werden. Das tat Aaron,
indem er seine beiden Hände auf den zweiten, lebendigen
Bock, der für das Volk war, legte. Der erste Bock wurde
geschlachtet, sein Blut in das Heiligtum gebracht und
innerhalb und außerhalb des Zeltes gesprengt. Hier haben
wir im Vorbild die Sühnung, die sich insoweit auf die
ganze Welt erstreckt, als nun jedem Sünder die Frohe
Botschaft verkündet werden kann. Diese Lehre finden wir
auch an anderen Stellen der Heiligen Schrift, aber durch
dieses Vorbild wird der Unterschied besonders deutlich.
Das Opfer Christi hat Gottes Natur vollkommen
verherrlicht, so daß Er jetzt in Seiner Unumschränktheit
der ganzen Schöpfung das Evangelium verkündigen lassen
kann. Aber um gerettet zu werden, ist für den Sünder
mehr erforderlich. »Christus hat ihre Sünden an seinem
Leibe auf dem Holz getragen« (l. Petr. 2, 24). Das wird
niemals in bezug auf die Welt gesagt; das Wort ist sehr
genau in den diesbezüglichen Aussagen. Aber da Gott
durch das Opfer Christi im Blick auf die Sünde
vollkommen verherrlicht worden ist, kann Er durch Seine
Diener sogar Seine Feinde bitten und ermahnen lassen:
»Laßt euch versöhnen mit Gott!« Gottes Liebe ist die
Triebfeder, Christi Tod der Weg und die Grundlage für
die Frohe Botschaft des Heils. Das besagt nicht, daß die
ganze Schöpfung tatsächlich gerettet werden wird, aber
daß Gott in Christus verherrlicht worden ist. Selbst
wenn keine einzige Seele errettet würde, so ist Gott
doch durch den duftenden Wohlgeruch Christi und Seines
Werkes verherrlicht worden.
Zwischen diesen
beiden Tatsachen besteht ein großer und wichtiger
Unterschied. Wenn Gott dem Menschen alles überlassen
hätte, hätte niemand gerettet werden können. Nur durch
die Gnade sind wir gerettet worden. Gott bewirkt den
Glauben in den Auserwählten, und erst dann wird die
Sühnung unserer Sünden wirksam. Kein gottesfürchtiger
Mensch nimmt an, daß alle Menschen gerettet werden, oder
aber leugnet, daß die Gnade den Unterschied zwischen
einem Gläubigen und einem Ungläubigen ausmacht. Der
große Versöhnungstag bezeugt uns, daß die Verherrlichung
Gottes an erster Stelle steht und unabhängig von der
Sühnung der Sünden Seines Volkes ist. Von größerer
Wichtigkeit war, daß Seine Wahrheit, Heiligkeit und
Gerechtigkeit, Seine Liebe und Majestät durch das Kreuz
Christi unter Beweis gestellt wurden. Hier trafen wie
nie zuvor Gut und Böse aufeinander. Das Ergebnis war
Gericht und Sieg über das Böse und der Triumph des
Guten, wodurch nicht nur alle Glaubenden, sondern auch
alle Dinge (nicht alle Menschen!) mit Gott versöhnt
werden und die Grundlage für neue Himmel und eine neue
Erde von ewigem Bestand gelegt wurde. Diese Grundlage
wird uns durch den geschlachteten Bock, der für Jehova
war, angedeutet. Um das Volk aber von seinen Sünden zu
befreien, stellte Gott Seine große Barmherzigkeit unter
Beweis. So sehen wir, daß die Sünden des Volkes
ausdrücklich bekannt und auf den lebendigen Bock gelegt
wurden, der sie in ein ödes Land trug, damit ihrer nie
mehr gedacht würde. Darin besteht der Unterschied
zwischen Sühnung und Stellvertretung.
Der Herr Jesus
ist, wie wir hier lesen, die Sühnung für unsere Sünden,
»nicht allein aber für die unseren, sondern auch für die
ganze Welt«. Die »Kinder Gottes« und die »Welt« werden
dabei sorgfältig unterschieden. Deshalb ist es nicht
richtig, wenn man übersetzt: »für die Sünden der ganzen
Welt«. Es ist gefährlich, den Worten der Schrift etwas
hinzuzufügen; wir sollen aber nur ihren klaren Worten
Glauben schenken. Durch menschliche Zusätze entstehen
Schwierigkeiten, die durch das Festhalten am Wort Gottes
vermieden werden können. Dieses Wort genügt, um der
ganzen Welt die Barmherzigkeit Gottes zu verkünden, Sein
Wesen und Seine Liebe zu rechtfertigen. Es bezeugt allen
Menschen, daß Er ein Heiland‑Gott ist. Gott läßt Seine
Botschaft der Gnade zu allen Menschen ausgehen und
gebietet ihnen allenthalben, Buße zu tun. Um gerettet zu
werden, bedarf es nach dem Gnadenratschluß Gottes zuerst
des Rufes an den Sünder, danach der Wirksamkeit des
Heiligen Geistes im Herzen des Glaubenden, damit er
Christus ergreift. Das kann aber nicht von der »ganzen
Welt« gesagt werden, und es ist müßig, diese Tatsache
leugnen zu wollen. Gottes Wort erklärt uns das deutlich.
Zu jemand, der an
den Herrn Jesus glaubt, dürfen wir aufgrund des Wortes
sagen: »Er hat deine Sünden getragen.« Wir haben aber
nicht das Recht, einem Ungläubigen oder der »ganzen
Welt« diese Zusicherung zu geben. Nur der Glaube hat ein
Anrecht darauf.
Der große
Versöhnungstag gibt uns tatsächlich ein besonders
deutliches Zeugnis für einen großen Grundsatz im Wort
Gottes, der in der Lehre des Neuen Testaments klar
erläutert wird. Denken wir an den Unterschied, der
zwischen »Erlösung« (Eph. 1, 7) und »Erkaufen« (2. Petr.
2, 1) besteht. Diese beiden Wahrheiten werden oft
miteinander verwechselt (z. B. von den Calvinisten und
Arminianern), so daß Wahrheit und Irrtum vermengt
werden. Durch Seinen Tod hat der Herr die ganze
Schöpfung einschließlich aller Menschen, auch der
falschen Lehrer, »erkauft«. Wer Seine Rechte leugnet und
sich gegen seinen göttlichen Gebieter auflehnt, tut dies
zu seinem ewigen Verderben. Doch nur diejenigen werden
»erlöst«, die durch den Glauben an Sein Blut die
Vergebung ihrer Vergehungen empfangen. Sowohl die
»Erlösung« des einzelnen als auch das »Erkaufen« der
ganzen Welt werden in der Schrift gelehrt, aber es
entsteht ein großer Irrtum, wenn beide Wahrheiten
miteinander vermengt oder verwechselt werden. Durch
Seinen Tod am Kreuz fügte der Herr Seinen Rechten als
Schöpfer einen weiteren Anspruch auf alle Kreatur hinzu,
indem Er den unermeßlichen Kaufpreis für sie bezahlte.
Alle gehören nun Ihm und nicht mehr sich selbst, wenn
auch nur der Gläubige dies völlig anerkennt. Durch die
Erlösung werden wir von Satan und Sünden befreit, doch
dies ist nur das Teil des Glaubens.
Die gleiche
Wahrheit finden wir in anderen Worten in Hebräer 2, 9.
10. Durch Gottes Gnade schmeckte Christus den Tod für
alles (griech.: hyper pantos), auch für alle Menschen
(vergl. V. 7 und 8); alle wurden erkauft. Aber wir
finden eine ganz andere Ausdrucksweise in Vers 10, wo
uns mitgeteilt wird, daß Gott, indem Er »viele Söhne«
zur Herrlichkeit brachte, den Anführer ihrer Errettung
durch Leiden vollkommen machte. Bringt man diese beiden
Wahrheiten durcheinander, so geht nicht nur die
Genauigkeit des Wortes Gottes verloren. Auch die
Wahrheit wird beeinträchtigt, einerseits durch das
mangelnde Verständnis über den für alles bezahlten
Kaufpreis, andererseits durch eine geringe Wertschätzung
der Erlösung des einzelnen.
Möge Gott die
betrachteten Wahrheiten zur Verherrlichung Seines Sohnes
an uns segnen.
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