Home       Bibelkreis.ch


Antisemitismus - gestern und heute
 
"Sie sprechen: Kommt und lasst uns sie als Nation vertilgen, dass nicht mehr gedacht werde des Namens Israel!" Psalm 83, 5
 
Der Begriff
 
Der Ausdruck "Anti­semitismus" ist irreführend, denn er be­zeichnet nicht etwa die Feindschaft gegenüber allen Völkern semitischer Sprachen, sondern nur gegenüber dem kleinen Volk der Ju­den (ca. 12 Millionen), während die arabischen Völker (ca. 230 Millionen) nicht davon betroffen sind, selbst wenn ihre fundamenta­listischen Ver­treter durch Ter­ror die ganze Welt in Schre­cken versetzen. In der Sache aber ist Anti­semitismus, den man bes­ser Antijudais­mus oder Isra­elfeindschaft nennen sollte, ein uraltes Phänomen. Seitdem es Israel als Volk gibt, aus dem die Juden (hauptsächlich die Angehörigen des Stammes Juda) hervorgegan­gen sind, also seit ca. 3500 Jah­ren, müssen wir von dieser rätselhaften Feindschaft ge­genüber dem Volk Gottes sprechen. Waren dieser Hass auf Israel und der daraus folgende Antijudais­mus vor­nehmlich religiös bestimmt, wurde im 19. Jahrhundert die Abnei­gung gegenüber den Juden mehr und mehr politisch-ideo­logisch und schließlich rassisch begründet. Als Wilhelm Marr (1819-1904) 1879 in Deutschland seine "Antisemitenliga" gründete, war für die Judenfeindschaft ein Name geboren: Antisemitismus. Seit­dem wird Israelfeindschaft mit diesem irreführenden Be­griff umschrieben.
 
Die Zeit des Alten Testaments
 
In Ägypten entwickelte sich Israel aus einer Großfamilie zu einem Volk, und schon da­mals, gewissermaßen an sei­ner Wiege[,] finden wir Feindschaft und Vernichtungswillen ihm gegenüber, dekretierte doch der Pharao im Blick auf die Vermehrung des Volkes:
"Wenn ihr ... seht (bei der Ge­burt), dass es ein Sohn ist, dann tötet ihn!" (2. Mose 2,16) Zwangsarbeit und Genozid (Völkermord) waren schon vor 3500 Jahren die Mittel, die gegen das Volk Gottes einge­setzt wurden, und so zieht sich seitdem die Israelfeindschaft durch ­die gesamte Geschichte.
 
Was rief von Anfang an die­sen Hass gegen das unbedeu­tende Hirten- und Bauernvolk hervor? Es ist die menschliche Ur-Eigenschaft, das Anders­artige abzulehnen. Und Israel war anders als alle Völker der Alten Welt. Schon Bileam hat­te zur Zeit Moses geweissagt:
"Siehe, ein Volk, das abgesondert wohnt und sich nicht zu den Na­tionen rechnet." (4. Mose 23,9) In einer Welt von Tausenden von vielgestaltigen Göttern und bunten Götzenbildern betete allein Israel den einen wahren Gott an, der zudem ein unsichtbarer Gott ist, der Glauben erwartet. Außerdem war und ist Israel das "Volk des Buches", es lebte und verkündete die aufgeschriebe­nen Ordnungen Gottes, einen Sittenkodex, der der ganzen übrigen Welt entgegenstand.
 
Aber eine Gott entfremdete Welt konnte sich nur gegen diese Ordnungen wenden und das Volk dieser einzigartigen Botschaft hassen. Daher war und ist jede Feindschaft gegen Israel immer auch eine Feindschaft gegen Gott.
 
Schon 474 v. Chr. versuchte ein Minister unter der Regie­rung des Perserkönigs Xerxes (485-465; der Ahasveros der Bibel) namens Haman für die Juden im persischen Weltreich eine "Endlösung" herbeizu­führen, indem er sie beim Kö­nig denunzierte:
"Da gibt es ein Volk, verstreut und abgesondert unter den Völ­kern in allen Provinzen deines Königreiches! Und ihre Gesetze sind von denen jedes anderen Volkes verschieden, und die Ge­setze des Königs befolgen sie nicht; und es ist dem König nicht angemessen, sie gewähren zu las­sen. Wenn es dem König gefällt, werde eine Anordnung geschrie­ben, dass man sie ausrotte." (Ester 3,8f.) Die Bibel zeigt hier die typischen Merkmale antisemitischer Argumenta­tion auf:
· den Vorwurf: die Andersar­tigkeit; ein abgesondertes Volk mit eigenen religiösen Gesetzen.
· die Verleumdung: es befol­ge nicht die Staatsgesetze; eine Lüge; die in der Zer­streuung
lebenden Juden waren immer treue Staats­bürger;
· die Folgerung: Ausrottung.
 
In der griechisch-römischen Antike
 
Sicherlich sind die seit der Babylonischen Gefangenschaft im gesamten Mittelmeerraum lebenden Juden nicht bis zur Ausrottung verfolgt worden, aber der Vorwurf der Andersartigkeit und die Verleum­dung ihres religiösen Lebens können wir durchgehend in den literarischen Quellen des Altertums beobachten:
· Ihr Monotheismus beweise die Intoleranz allen anderen (polytheistischen) Völkern gegenüber;
· Durch die Beschneidung wollten sie sich von allen anderen Menschen unter­scheiden.
· Durch die Einhaltung des Sabbats vertäten sie ein Siebtel des Lebens mit Nichtstun.
· Als Atheisten und Men­schenhasser seien sie jeder zivilisierten Gesellschaft feind.
· Ihr Auszug aus Ägypten (ca.1500 v.Chr.) wurde als Vertreibung aussätziger
verbrecherischer Horden, die sich dann in Jerusalem niederließen, dargestellt.
· Im Tempel verehrten sie angeblich einen Eselskopf; an­dere legten die Weigerung, Schweinefleisch zu essen, dahin aus, dass sie das Schwein göttlich verehrten.
· Im Tempel brächten sie Menschenopfer mit eigens dafür gemästeten Nicht-
Juden dar.
 
Deutlich wird, dass man die Juden mindestens dem Spott preisgeben wollte, wenn man sie auch nicht gewalttätig ver­folgte, von wenigen örtlichen Pogromen abgesehen. Kaiser Augustus (31 v.-14 n.Chr), grundsätzlich den Juden wohlgesonnen, hatte bestätigt, "dass die Juden bei ihren Ein­richtungen und dem Gesetz der Väter zu belas­sen" seien, aber unter den Nach­folgern änderte sich dies bald. Schon unter Kaiser Claudius wurden die Ju­den 49 n.Chr. aus Rom zeit­weise vertrieben (vgl. Apostelgeschichte 18,2), und nach dem Jüdischen Krieg und der Zerstörung des Tempels (70 n.Chr.) mussten sie den Fiscus Judaicus, eine besondere Ju­densteuer, zahlen, wie ihnen überhaupt nach der Katastro­phe vom Jahr 70 vermehrter Hass entgegenschlug.
 
Im "christlichen" Europa
 
Keiner hat diesem kleinen, in der Zerstreuung ohnmäch­tigen Volk mehr Leid angetan als die Christen. Kaum waren sie selbst durch das Toleranz­edikt des Kaisers Konstantin (313 n.Chr.) von einer 250-jäh­rigen Verfolgung erlöst, wand­ten sie sich ihrerseits gegen die Juden als Mörder Christi, was sich noch verstärkte, als das Christentum im Römerreich Staatsreligion wur­de. Auch die sog. Kirchenväter bis hin zu Augustinus diskrimi­nierten die Juden in ihren Schriften. Einer der berühm­testen, Chrysostomos (ca. 347-407 n.Chr.) schrieb:
"Die jüdische Synagoge ist schlimmer als ein Bordell ..., sie ist eine Räuberhöhle und Lasterstätte für wilde Bestien ..., ein Haus der Wahnsinnigen. ... Was mich betrifft: Ich hasse die Juden."
 
Hatten die Juden mit ihrem Glauben an den einen Gott und mit der Befolgung des Gesetzes stets eine passive Intoleranz geübt, so ging das Chris­tentum sehr schnell zu aktiver Intoleranz über, indem es in den verschiedensten Ländern Europas durch die Jahrhunderte die Juden massiv verfolgte: Zwangsbekehrungen, Vertreibun­gen, Plünderungen, Massenmorde, z.B. im Zusammenhang mit den Kreuzzügen, kennzeichnen das Leid der Juden im "christlichen" Mittelalter.
 
Begründet wurde das alles mit dem Neuen Testament, und zwar unter grober Missachtung von Römer 9-11. Die Juden seien endgültig als halsstarrige Feinde Christi verworfen, und die Kirche sei nunmehr das "Israel des Neuen Bundes". Wenn Helmut Thielicke Recht hat, dass "das Christentum die Summe aller Irrtümer um Jesus Christus" sei, so war diese Lehre sicherlich einer der verhängnisvollsten Irrtümer.
 
Viele der üblichen Berufe wurden den Juden untersagt: sie durften keinen Grundbesitz haben und damit keine Landwirtschaft ausüben; auch die Handwerke, in Zünften organisiert, waren ihnen verschlossen. So mussten sie auf den Han­del und auf das Zinsnehmen, das den Christen untersagt war, ausweichen, womit wiederum dem pauschal ungerechten Bild des Wucher- und Schacherjuden Vorschub geleistet war.
 
Vorurteile über angebliche jüdische Verbre­chen hielten sich bis in die moderne Zeit. Viele mit Massakern und Plünderungen verbundene Pogrome wurden durch Verdächtigungen ausgelöst, indem man ihnen Hostienschändung, Brunnenvergiftung, die Schuld an den großen Pestseuchen des Spätmittelalters und immer wieder auch Ritualmorde (Schlachtung von Christenkindern beim Passahfest) vorwarf. Wurden sie geduldet, so zwang man sie, in abgeriegelten Wohnvierteln (Gettos) zu leben und sich durch die Kleidung als Juden kenntlich zu machen (Judenhut, roter Fleck oder Stern).
 
Der jüngere Martin Luther hatte 1523 noch großes Verständnis für das ungeheure Leid, das die Christenheit den Juden zufügte, und er kri­tisierte die Kirche scharf: "Unsere Narren, die Päpste, Bischöfe, Sophisten und Mönche - diese sturen Dummköpfe! - haben die Juden bisher behandelt, dass, wenn ich ein Jude gewesen wäre und solche Idioten und Dummköpfe den Christenglauben regieren und lehren gesehen hätte, ich lieber eine Sau geworden wäre als ein Christ, weil sie mit den Juden umgegangen sind, als wären es Hunde und nicht Menschen." 20 Jahre später passte er sich allerdings leider dem allgemeinen Trend an:
"Was wollen wir Christen nun mit dieser verdammten Rasse tun? Zum ersten sollten ih­re Synagogen verbrannt werden. Zum zweiten sollten ihre Häuser ebenso niedergerissen ­und zerstört werden. Zum dritten sollte man ihnen ihre Ge­betsbücher und Talmuds weg­nehmen. Zum vierten muss man den Rabbinern unter Androhung der Todesstrafe verbieten, weiter zu lehren. ... Wir sollten die erbärmli­chen Faulpelze aus unserem System aussondern - darum hinweg mit ihnen! Zum Schluss - verehrte Fürsten und Adlige, die ihr Juden in euren Gebieten habt - wenn dieser mein Ratschlag euch nicht zusagt, dann lasst euch etwas Besonderes einfallen und wir alle befreit werden von dieser unaussteh­lichen teuflischen Last."
 
400 Jahre später haben sich dann Deutsche mit der "Endlösung" etwas "Besonderes einfallen" lassen.
 
19. Jahrhundert: "Antisemitismus"
 
Die Aufklärung des 18. Jahrhunderts bewirk­te für das west- und mitteleuropäische Judentum allgemeine Toleranz, weil das religiöse Moment mehr und mehr in den Hintergrund trat. Mit der sog. "Judenemanzipation" wurden die Juden in den ein­zelnen Staaten gleichberechtig­te Bürger - in Preußen 1812 -[,] und viele Juden unterstützten diese Entwicklung, indem sie zum Christentum übertraten, um bürgerliche Vorbehalte ab­zubauen. Ihre wirtschaftlichen (als Bankiers), künstlerischen und wissenschaftlichen Erfol­ge wurden anerkannt; jüdische Ärzte waren sehr beliebt.
 
Der bürgerliche Aufstieg des Judentums rief aber auch Nei­der auf den Plan, die sich mit den Vertretern einer Rassen­ideologie verbanden und vor der Überfremdung durch die assimilierten Juden warnten. Gerade die national-konservativen Kreise machten die Ju­den für die Gesellschaftsthe­orien verantwortlich, die sie bekämpfen zu müssen mein­ten: Liberalismus, Materialis­mus, Kapitalismus, Sozialis­mus, Kommunismus. Erfolg­reiche jüdische Journalisten gaben dem Vorurteil Nahrung, dass das Judentum zersetzend wirke. Die von Osteuropa her geflüchteten Juden - in Russ­land fanden um 1900 mehrere Pogrome statt - verstärkten durch ihre äußerlich fremdar­tige Erscheinung das Gefühl fremdstämmiger Unterwan­derung, obwohl es völlig irra­tional war und objektiv be­trachtet keinerlei Berechtigung hatte.
 
Aber die Rassenideologie des "Antisemitismus" war damit geboren und, wie schon oben angedeutet, mit der "Antisemitenliga" von 1879 auch organisiert. Der Hofpre­diger Adolf Stöcker (1835-1909) schloss sich schon 1880 mit seiner "Berliner Bewe­gung" dem antisemitischen Kreuzzug an, womit er auch seine christliche Variante er­hielt; denn es zeigte sich, dass gerade bei den bewussten Christen das religiöse Vorur­teil nicht gestorben war Mit der Gründung der "Antisemi­tischen deutschen sozialen Partei" (1889) betrat die mo­derne Diskriminierung der Juden sogar die politisch-par­lamentarische Szene.
 
Auch in anderen europä­ischen Ländern war der Anti­semitismus nicht zu überse­hen, wie die offene Verfolgung in Russland und die Dreyfus-­Affäre in Frankreich (1894-1906) - ein jüdischer Haupt­mann wurde unschuldig ver­urteilt und erst nach zwölf Jahren rehabilitiert - bewiesen.
 
20. Jahrhundert: "Endlösung"
 
Mit der deutschen Nieder­lage 1918 nahm der Antisemi­tismus in Deutschland an Schärfe zu. Die Juden wurden als Bolschewisten, Landesver­räter und Novemberverbre­cher für die nationale Katas­trophe verantwortlich ge­macht. Die Juden, die sich mittlerweile als Deutsche empfanden und im Ersten Weltkrieg an allen Fronten mitgekämpft hatten, sahen sich plötzlich als gefährliche Fremdlinge diffamiert. Jüdi­sche Politiker wie Erzberger und Rathenau wurden ermor­det. Gerade an dem Außenminister Walther Rathenau, der kurz zuvor (1922) für das notleidende Deutschland einen politischen Erfolg er­rungen hatte, zeigte sich mit dem Aufruf "Schlagt tot den Walther Rathenau, die gottverdammte Judensau!" der völlig irrationale Hass irrege­leiteten Geistes.
 
Adolf Hitler benutzte in dieser Zeit der Weimarer Republik (1919-1933) den Antisemitismus, um politisch Karriere zu machen, und hetzte unermüdlich gegen die "Rassentuberkulose der Menschheit": ,,Die Juden sind unser Unglück!" Sein Chefideologe Alfred Rosenberg faselte von der "jüdischen Weltverschwö­rung" und legte als Beweis die von ihm gefälschten "Protokolle der Weisen von Zion" vor. Der Bolschewismus wur­de als jüdische Erfindung gebrandmarkt: "Moskau ist die Hölle, aber die Teufel in dieser Hölle sind die Juden." (Die Wirklichkeit sah anders aus: Stalin war kein Jude und ver­folgte die Juden bis zu seinem Tod.) Unter der NS-Herrschaft verlief die Entwicklung dann sehr folgerichtig: von den Nürnberger Gesetzen (Juden als Menschen 2. Klasse) über die "Reichskristallnacht" (Ge­walt gegen Juden) und die "Wannsee-Konferenz" (Pla­nung der "Endlösung der Ju­denfrage") in die Gaskam­mern der Vernichtungslager. Und dass die europäischen Staaten den Juden durch Ein­reiseverweigerung die Ret­tung versagten, als sie noch möglich war, ist nur die ande­re, zwar weniger gewalttätige, aber nicht minder herzlose, [sic] Seite des Antisemitismus. Die deutsche Schuld wird damit nicht beeinträchtigt. Vergeb­lich hatte Thomas Mann vom Ausland her die Deutschen beschworen[:] "Sie (die Juden) sind das wehrloseste, der Gewalt und der Bluttat abgeneigteste aller eurer Opfer. Selbst heute noch nicht sind sie eure Feinde; ihr seid nur ihre." (Rundfunkanspr. v. 27.9.1942/ 7 Manifeste, Melzer 1966)
 
Nach 1945: Antisemitismus weltweit
 
Natürlich hatte die Aufde­ckung der NS-Gräuel des Ho­locaust dazu geführt, dass der Antisemitismus zunächst in vielen Ländern geächtet wur­de, was allerdings nicht ver­hinderte, dass er im Bewusst­sein der Menschen weiterhin bestand. Religiöse, wirtschaft­liche und gesellschaftliche Vorbehalte sind fast überall noch zu finden, auch in den USA. Mit der Todfeindschaft des Islams - in früheren Jahr­hunderten war sie hinter der europäischen Verfolgung et­was zurückgetreten - erhält der Antisemitismus eine neue[,] weltweit gewalttätige Dimen­sion.
 
Die Gründung des Staates Israel (1948) und der Nahost-Konflikt tragen dazu bei, dass die Juden wieder einmal als Störenfriede der Weltpolitik betrachtet werden. Da jedes Einstehen für Israel die Feindschaft der arabischen Ölliefe­ranten zur Folge hat, gibt es kaum eine gerechte Beurtei­lung gegenüber dem Judenstaat. Die im Konflikt zwi­schen Israel und den sog. "Pa­lästinensern" völlig einseitige Berichterstattung der Medien zugunsten der Araber zeigt das sehr deutlich: Das kleine[,] um sein Überleben ringende Volk der Juden mit seinen 6 Millionen Menschen gegenüber den 230 Millionen Ara­bern bzw. mehr als einer Milli­arde Moslems wird als der böse Goliat hingestellt, der die hilflosen Araber vergewaltigt.
 
Die weltweit wachsende Gegnerschaft gegen den Staat Israel und damit auch gegen die Diaspora-Juden beweist die Wahrheit des propheti­schen Ausspruchs:
"Siehe, ich mache Jerusalem zu einer Taumelschale für alle Völker ringsum. Und auch über Juda. Es wird in Bedrängnis geraten zu­sammen mit Jerusalem." (Sacharja 12,2)
 
Die heutige Feindschaft ge­gen Israel ist wie schon im Al­tertum die Feindschaft gegen Gott, und in einer Zeit ver­stärkter Abwendung von Gott mehr denn je. Doch die Welt sollte nicht vergessen, wie Gott darüber urteilt!
"Ich mache Jerusalem zu einem Stemmstein für alle Völker: alle, die ihn hochstemmen wollen, werden sich wundreißen." (Sacharja 12,3) ,,Denn wer euch antastet, tastet meinen Augapfel an." (Sacharja 2,10) Wie viele Gerichte mögen schon über die Erde gegangen sein, die das, was dem Volk Gottes in blindem Hass angetan wurde, geahndet haben, vom Untergang der altorientalischen Reiche angefangen.
 
Antisemitismus und Gemeinde Jesu Christi
 
Christen sollten nie vergessen, dass der Jude Jesus von Nazareth, zugleich der Sohn Gottes, der Urheber ihres ewigen Heils ist. Sie sollten stets wissen, dass der Vater Jesu Christi und zugleich ihr himmlischer Vater auch der Gott Israels ist, dem er bis zum Ende aller Tage die Treue hält (Römer 11,25-29). Wenn er den Un­glauben seines Volkes zeitlich richtet, ist es nicht Sache der Christen, sich selbst zu Richtern zu machen. Gott wird jeden zur Rechenschaft zie­hen, der sich an seinem "Augapfel" vergreift. Jede Israelfeindschaft ist zutiefst antigöttlich und antichristlich.
 
Als Brüdergemeinden sollten wir unseren Vätern dankbar sein, dass sie einer mehr als ein Jahrtausend alten Kirchenlehre entgegengetreten sind, die die endgütige Verwerfung Israels zum Inhalt hatte und die Gemeinde an die Stelle Is­raels setzte. Diese Lehre war die Grundlage des christlichen Antisemitismus. Wenn wir uns be­wusst sind, dass Gott sowohl die Gemeinde wie auch Israel durch Jesus Christus einer herrlichen Zukunft entgegenführt, dürfen wir auch den heutigen Staat Israel als ein deutliches Zeugnis dieser Heilsökonomie Gottes begreifen. Als einem Objekt der Liebe Gottes sollte Israel auch unsere Liebe gehören, und wir sollten darum beten, dass das heute großenteils noch ungläu­bige Israel nach der Verheißung Gottes (Hese­kiel 36-37) zu ihm umkehrt.
 
Gott hat sein Volk 3500 Jahre lang durch Seg­nungen und durch Gerichte und Prüfungen hindurchgeleitet und wird es trotz aller widergött­lichen, antisemitischen Anstrengungen an das von ihm gesetzte Ziel bringen. Wie sagte schon Goethe von den Juden? "Es ist das beharrlichste Volk der Erde, es ist, es war, es wird sein, um den Namen Jehovas durch alle Zeiten zu ver­herrlichen." (Hamburger Ausg., Bd. 8, S.160)
 
Gerhard Jordy

aus: Perspektive Juli/August 2003, S. 54-57.