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Lieber Matthias
 
Auch ich bin der Meinung, dass es besser wäre, unsere Diskussion hier zu beenden. Es ist tatsächlich keine gemeinsame Basis vorhanden, die eine konstruktive Diskussion ermöglichen würde. Was mich jedoch traurig stimmt, ist der eher überhebliche Ton, den Du in Deinen letzten Antworten gewählt hast. Zudem glaube ich aus Deiner Antwort heraus zu erkennen, dass Du nicht wirklich verstanden hast, um was es mir geht (auch wieder typisch für Agnostiker. Ich könnte auch behaupten, sie würden mich absichtlich missverstehen). Wir Menschen neigen ja dazu, auf alles herab zu sehen, das nicht unserem eigenen (vermeintlich hohen) Niveau entspricht. In dieser Phase steckst Du momentan.
 
Ja, ich kenne den Objektivismus sehr gut. Er ist eigentlich schon implizit im Agnostizismus enthalten. Ich würde es aber so formulieren, dass der Objektivismus (wie der Agnostizismus auch) den Verstand zu Gott erhebt. Das gibst Du ja selber zu, indem Du sagst, im Objektivismus sei der Verstand (bzw. das rationale Denken) das einzig Absolute. Da per Definition Gott das einzige Absolute ist, ist somit der Verstand = Gott. Sehr interessant. Aber auch wieder eine reine Behauptung, die nicht bewiesen werden kann. Du wirst dies im Verlaufe Deines Lebens mit der Zeit auch erkennen, dann wirst Du das, was ich sagen wollte, vielleicht auch ein wenig besser verstehen. Ich wünsche Dir auf jeden Fall viel Glück dabei, eine Frau zu finden, die Du rein verstandesmässig wirst verstehen können ;-).
 
Als kleiner Hinweis: Du kennst vielleicht das Buch "Contact" von Carl Sagan, das mit Jodie Foster und Matthew McConaughey verfilmt wurde. Auch Carl Sagan, der ja ein sehr bekannter und geschätzter Wissenschaftler war, war sich dessen bewusst, dass, neben dem Verstand, Gefühl und Glaube zwei weitere, sehr wesentliche Faktoren im Kontakt mit anderen Wesen sein könnten. Warum? Weil der Verstand alleine einfach nicht ausreicht, um alle Aspekte des Lebens zu beschreiben. Mir ist aber auch völlig klar, dass Gefühl und Glaube alleine ebenfalls nicht ausreichen. Dies wäre auch wieder zu einseitig. Kennst Du folgendes Lied von Manni Matter:
 
Was gsehn i? seit's Vreni zum Stini, Du treisch ja Mini-Bikini.
Die Bikini sin nid Dini, sind mini, seits Stini.
Das gsehn i, seits Vreni,
s'treit keni so weni wie Du.
 
Dieses (wirklich geniale) kleine Lied kann man nicht wirklich "verstehen", wenn man nur den Text rein verstandesmässig analysiert. Hier spielen zu viele andere Faktoren mit, die mit Verstand überhaupt nichts zu tun haben. Doch ist der Verstand sicher eines der Werkzeuge, die wir verwenden können, um uns dabei zu helfen. Wollen wir uns aber auf den Verstand beschränken, werden wir den tieferen Sinn dieses Liedes niemals erkennen.
 
Desgleichen, wenn Du ein Werk von Goethe, oder sonst einem Schriftsteller liesest. Die schönsten Werke und Gedichte können nicht gewürdigt werden, wenn Du sie nur mit Deinem Verstand liesest und das Gefühl, wie auch andere Wesensmerkmale des Menschen, nicht mitspielen dürfen. Ich nehme also an, dass Du Musik ebenfalls nur mit Deinem Verstand hörst. Dabei ist gerade die Musik in erster Linie keine Sprache des Verstandes, sondern der Gefühle, obwohl sie sehr wohl Träger einer verstandesmässigen Botschaft sein kann. Selbstverständlich sind bei Gotteserfahrungen, gleichgültig in welcher Religion, bei uns Menschen immer ähnliche Gefühle im Spiel. Darum ist es ja so wichtig, dass wir auch die anderen Aspekte des Menschenseins mitschwingen lassen, wozu der Verstand ebenfalls gehört.
 
Du sagst also: "Lieber Herr Goethe, ich bin nur bereit, Deinen 'Werther' als Dein Werk anzuerkennen, wenn Du es gemäss den Regeln schreibst, die ich aufstelle, damit ich es auch verstehen kann." Der liebe Herr Goethe würde Dir ins Gesicht lachen. Er schreibt nicht, um Deinem Verstand zu genügen, sondern um das auszudrücken, was er will. Auch Gott ging so vor, als Er veranlasste, dass die Bibel geschrieben wurde. Er sagt das, was Er will, und zwar so, wie Er will. Die Bibel ist ja dazu da, dass wir Ihn besser verstehen lernen und nicht, um sich dem Menschen und seinen Vorstellungen anzupassen. Darum sagt Er ja:
 
"Ich will die Weisheit der Weisen vernichten, und den Verstand der Verständigen will ich verwerfen."
 
Selbstverständlich kann ich Dir nicht "beweisen", dass die Bibel Gottes Wort ist. Dies ist und bleibt eine Frage des Glaubens. Ich wollte Dir dies aber auch nie beweisen, sondern Dir nur zeigen, wie mangelhaft Deine ganze "Beweisführung" ist, denn Du willst ja mit Deinem Verstand beweisen, dass die Bibel NICHT Gottes Wort ist, was m.E. genauso unsinnig ist. Dein Gott ist Dein Verstand, und die Bibel befriedigt diesen Gott nicht. Da mein Verstand nicht mein Gott ist, habe ich auch keine Probleme mit Dingen in der Bibel, die ich nicht verstehe, weil ich weiss, dass meinem Verstand zu viele Grenzen gesetzt sind. Ich will meinen Verstand nicht zu meinem Gott erheben, was Du aber von mir verlangst. Ende der Diskussion.
 
Trotzdem wünsche ich Dir noch alles Gute und vor allem wünsche ich Dir, dass Du tatsächlich in der Erkenntnis, in der Weisheit und im Verstehen wachsen darfst.
 
Einen lieben Gruss
 
Peter