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Lieber Matthias

Du blangest ja schon lange darauf, dass wir damit beginnen, die einzelnen Bibelstellen, die Du in Deinem Text von Deiner Warte aus untersucht hast, miteinander zu betrachten. Also, lass uns einmal unsere geistigen Klingen kreuzen. Ich mache dies, obwohl ich von Dir noch keine Antwort auf meine Fragen bekommen habe. Ich vertraue Dir aber, dass Du dies noch nachholen wirst, damit wir uns über unsere jeweiligen Grundlagen einig sind.

Ich wiederhole nochmals, dass ich NICHT davon ausgehen, dass die Bibel ein abgeschlossenes System darstellt, d.h. dass sie die GANZE Wahrheit beinhaltet. Ich sage nur, dass ich glaube, dass die Aussagen, die sie macht, wahr sind.

 

 

**Wiederkunft Jesu**

Über die Wiederkunft Jesu habe ich ja schon etwas weniges bemerkt. Bevor ich mehr dazu sage, will ich Deine Antwort abwarten, sonst drehen wir uns im Kreis.

 

 

**Gebetserhörung**

Hier kommen wir zu einem sehr interessanten Thema. Nur muss ich etwas weiter ausholen, weil uns zur Diskussion noch einige Grundlagen fehlen. Du sagst folgendes:

"Man kann hier hinzufügen - die Gebete müssen Gottes Willen entsprechen, man darf Gott nicht versuchen, Gott hat unverständliche Wege. All das steht nicht da!"

Was meinst Du nun: Wenn jemand in einem Kapitel in einem Buch über die Informatik etwas über Algorithmen schreibt, muss er in diesem Kapitel wieder erklären, was ein bubble sort oder ein binary search ist und wie die funktionieren? D.h. muss sich der Autor jedesmal mit sämtlichen Voraussetzungen und Grundlagen zu seinen Darlegungen ebenfalls wieder auseinandersetzen? Da gehst Du doch sicher mit mir einig, dass ein Leser, der dies verlangt, nicht mehr ganz bei Trost ist. Und doch verlangst Du genau dies von der Bibel. Das finde ich aber gar nicht vernünftig.

Da wir es bei der Bibel im Wesentlichen nicht mit einem "textbook" (Schulbuch) zu tun haben, welches uns Themen schön systematisch auseinandersetzt, können wir auch nicht verlangen, dass sie ihre Informationen in dieser Form präsentiert. Hier besteht also die Gelegenheit, unsere intellektuellen Fähigkeiten zu nutzen, und die nötigen Informationen und Grundlagen im zu untersuchenden Text, nämlich der Bibel, zusammenzutragen. Ich kann also Deine Argumente nicht akzeptieren. Wenn wir aber die entsprechenden Stellen in der Bibel bezüglich Gebet und Gebetserhörung zusammentragen, kommen wir zu einem anderen Ergebnis. Da ich hier keine vollständige Bibelarbeit darüber machen kann, nur einige Punkte:

Im Jakobusbrief steht (Jak. 4, 2c-3): "Ihr habt nichts, weil ihr nicht bittet; ihr bittet und empfangt nichts, weil ihr übel bittet, um es in euren Lüsten zu vergeuden."

Im Johannesbrief steht (1. Joh. 5, 14): "Und dies ist die Zuversicht, die wir haben, dass er uns hört, wenn wir etwas nach seinem Willen bitten."

Hinzu kommt die Definition des Glaubens. Da diese Themen zusammenhängen, wird das ganze sehr komplex.

"Und alles, was immer ihr im Gebet glaubend begehrt, werdet ihr empfangen" (Matth. 21.22).

Glaubend begehren können wir es nur, wenn wir Gottes Antwort bereits erhalten haben. Wir können um etwas bitten, Gott sagt uns, dass Er die Bitte gewährt, und wir begehren es dann "glaubend". Dies habe ich schon etliche Male erlebt. Wir haben gebetet, wir haben deutlich gehört, dass Gott unsere Bitte gewähren möchte, die Bitte ist anschliessend in Erfüllung gegangen. Ich habe noch nie erlebt, dass dies nicht funktioniert hätte. Könnte es sein, dass Du vielleicht nie gelernt hast, Gottes Stimme zu hören und deshalb in dieser Hinsicht zu einem falschen Ergebnis gekommen bist?

 

 

**Die Gnadenzeit**

Hier habe ich ein Verständnisproblem. Worin liegt genau Dein Vorwurf? Liegt es in der Verwendung des Begriffes "Gnadenzeit"? Dieser Begriff wurde eingeführt, damit man sich gegenseitig versteht, wenn man davon redet. Es ist aber gut möglich, dass der Begriff selber irreführend ist. Wir müssten deshalb konkret darüber reden, was wir unter Gnade verstehen. Zudem kommen hier noch Wesenszüge Gottes mit ins Spiel, die wir uns nur sehr schwer vorstellen können, wie Ewig, Allwissend, Allgegenwärtig. Zudem vermischest Du das ganze noch mit Deiner persönlichen Vorstellung der Wiederkunft Jesu. Das gibt einen ziemlichen Salat. Könntest Du mir helfen, den ein wenig zu entwirren?

 

 

** Der Heilsweg **

Ja, Du hast Recht, wenn Du sagst, die Bibel offeriert uns verschiedene Wege zum Heil. Leider ist Deine Liste aber noch nicht einmal vollständig! Ist es deshalb aber weniger wahr? Wenn Gott uns hier mehrere Lösungen anbietet, darf Er das doch. Oder etwa nicht? Das Problem liegt aber darin, dass einige dieser Wege nicht sehr gangbare Wege sind. Wir werden deshalb im NT dazu aufgefordert, den für uns Menschen einfachere Weg einzuschlagen. Die Wege sind aber nicht, wie Du sagst, widersprüchlich. Sie sind einfach anders. Dazu sagst Du noch folgendes:

"Dieses Evangelium war am Anfang nicht Teil der Bibel, sondern ein abgeschlossener Bericht und sollte auch alleine für sich stehen können."

Das ist nun eine reine Behauptung. Du willst damit sagen, das Matthäusevangelium muss sämtliche Informationen enthalten, die auch im Rest der Bibel verfügbar sind. Unter dem Thema "Gebetserhörung" bin ich bereits darauf eingegangen, dass das ziemlich absurd ist. Findest Du nicht auch?

Halte die Gebote:
Richtig! Steht ja schon etliche Male im AT (z.B. 3. Mose 18, 5): "Meine Ordnungen und meine Rechtsbestimmungen sollt ihr halten. Durch sie wird der Mensch, der sie tut, Leben haben." Was ist nun daran auszusetzen, wenn Jesus diesen Weg nochmals bestätigt? Er sagt ja selber, Er sei nicht gekommen, das Gesetz aufzulösen, sondern zu erfüllen (Mtth. 5, 17). Damit deutet Er bereits den im NT angebotenen Heilsweg an.

Nun hast Du aber einige Verse angeführt, die nicht in diese Liste gehören, weil sie ein völlig anderes Thema ansprechen, z.B. Matth. 25, 46, welches meiner Meinung nach eine Heilskategorie für sich bildet.

Jak. 2, 14 hast Du nun wirklich aus dem Zusammenhang herausgerissen. Ich will hier nicht darauf eingehen, weil es einfach zu kompliziert wird, aber Du kannst gerne unsere Forumsdiskussion darüber auf der HP ansehen. Hier aber vielleicht ein Beispiel dazu: Eine Frau sieht eine Rose, bewundert die rote Blüte und den herrlichen Duft und betrachtet sie als wunderschöne Blume. Ein Mann bekommt die Rose nur von unten zu sehen und meint, eine Rose sei ein grüner Strauch, weil er die Blüte von unten durch die Blätter hindurch nicht sehen kann. Ein Blinder greift sich die Rose und wird gestochen. Er meint dazu, eine Rose sei ein stacheliges Unkraut, vor dem man sich in Acht nehmen sollte. Wer hat jetzt recht? So geht das nun viel in der Bibel zu. Wir haben mehrere Autoren, die Einzelheiten je aus einer anderen Sicht betrachten. Für uns manchmal sehr verwirrend und scheinbar widersprüchlich. Trotdem sind alle Standpunkte wahr.

Alles verkaufen und Jesus nachfolgen:
Dieser "Heilsweg" beinhaltet bereits den Glauben an Jesus und beschreibt nur die praktische Nachfolge, d.h. die praktischen Folgen unseres Glaubens. Ich betrachte ihn deshalb nicht als Heilsweg, sondern als Resultat daraus.

Es ist alles vorherbestimmt:
Auch hier kein expliziter Heilsweg. Dieses Thema ist aber so komplex, dass wir bereits ganze Seiten in den Foren damit gefüllt haben. Deine Meinung dazu betrachte ich nur als eine weitere unter vielen. Woher siehst Du darin aber einen Heilsweg?

An Jesus oder Gott glauben:
Dies ist jetzt natürlich der neutestamentliche Heilsweg. Dem habe ich eigentlich nichts beizufügen.

"Kein Wunder gibt es unzählige christliche Glaubensrichtungen und Sekten!" Deine Bemerkung ist leider nur allzu wahr. Über die Ursachen könnten wir jetzt auch nochmals jahrelang diskutieren. Die Bibel sagt ja aber bereits von sich selber, dass sie ein gefährliches Buch ist (z.B.. 2. Petr. 3, 15-16). Dass sollten wir, glaube ich, ernst nehmen.

Nun muss ich wieder an die Arbeit und werde mich später zu diesen Themen wieder melden.

Ganz liebe Grüsse

Peter