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Verfasser Roger Liebi

Musik und Bibel

Musik in der Urgesellschaft der Menschheit

Die erste Stelle in der Bibel, die über Musik spricht, findet sich in 1.Mo 4,21. Dieser Vers handelt von Jubal, einem kreativen Musiker aus der Anfangszeit der Menschheitsgeschichte. Jubal gehörte zur sechsten Generation nach Kain, dem Brudermörder. Leider erwies sich die Nachkommenschaft Kains als höchst unerfreulich. Die Kainiter entwickelten eine Kultur, in der Gott, der Schöpfer und Erhalter aller Dinge, weitgehend überflüssig gemacht werden sollte. Wie bewerkstelligten sie dies? Durch erstaunliche Entwicklungen auf allen möglichen Gebieten des menschlichen Strebens: Städtische Zivilisation (4,17), wirtschaftliche Neuerungen (4,20), Technologie (4,22), Musik (4,21) und Gewalt verherrlichende Dichtung (4,23.24). In diesem Zusammenhang entwickelten sie auch eine von Gott losgelöste Ethik (Wertung von Gut und Böse): Lamech führte die Polygamie ein, indem er sich einfach zwei Frauen nahm (4,19). Des weiteren versuchte er auf elegante, poetische Art, einen brutalen Mord auf eigenwillige Art zu rechtfertigen.

 

Zur Kraft und Gewalt der Musik

Kain hatte sich völlig von Gott entfremdet. Er ging weg von dem Angesicht des HERRN (4,16). Seine Nachkommen folgten ihm darin. Natürlich entstand dadurch eine innere Leere. Dieses Gefühl der inneren Friedelosigkeit versuchte man mit den eben genannten Errungenschaften zu überspielen. Dazu war die Musik ganz besonders gut geeignet. Weshalb? Musik vermag den Menschen in seiner Ganzheit anzusprechen: Der Mensch ist eine Einheit von Geist, Seele und Körper (1. Thes 5,23). Der formale Aufbau der Musik, der darin zum Ausdruck kommende künstlerische Ideenreichtum und der Text (falls es einen gibt) spricht insbesondere den forschenden und nach Erkenntnis trachtenden Geist des Menschen an (vgl. zum Begriff "Geist" Ps 77,6). Die Melodik und Harmonik in der Musik vermag die seelischen Empfindungen und Gefühle in Wallung zu bringen (vgl. zum Begriff "Seele" Ps 42,5). Der Rhythmus spricht den Körper an und drängt dazu, ihn in Bewegung zu bringen (Ps 150,4).

Es gibt nur wenige Dinge im Leben, die wie die Musik den Menschen derart in seiner Ganzheit anzusprechen vermögen. Die Musik vermag daher leicht den täuschenden Eindruck einer die Leere verdrängenden Erfüllung zu vermitteln. Diese Tatsache erklärt auch die der Musik innewohnende packende und mitreißende Gewalt und Kraft.

 

Musik ist älter als die Sünde

Gott offenbart uns in der Bibel, daß es Musik schon vor Jubal gegeben hat. In Hes 28,1-10 wird über den Fürsten von Tyrus gesprochen. In den Versen 11 ff. geht es aber um den König von Tyrus, den Satan, der im Herzen des Fürsten von Tyrus wohnte und herrschte. Dieser "König" war ein Engel, "ein gesalbter Cherub", der einst von Gott vollkommen erschaffen worden war. Später fiel dieser mächtige Engel in Sünde und wurde zum "Satan". Dieser Sündenfall fand natürlich noch vor dem Sündenfall des Menschen statt (1.Mo 3). Hesekiel teilt uns mit, daß dieser Engel noch vor seinem Fall ein Künstler auf dem Gebiet der Musik gewesen war, insbesondere auf dem Gebiet der Schlag- und Blasinstrumente (vgl. den Ausdruck "Tamburine", "Pfeifen" kann man auch mit "Flöten" übersetzen). Am Tag der Erschaffung dieses Engels waren auch seine Musikinstrumente bereitgestellt worden.

Diese Enthüllungen haben uns viel zu sagen: Musik ist älter als die Sünde. Sie spricht von der herrlichen Zeit, als es das Böse noch gar nicht gab. Diese Einsichten können uns sehr behilflich sein, um zu einer unverkrampften, guten biblischen Haltung und Einschätzung im Blick auf die Musik zu gelangen.

 

Musik in der Versammlung Gottes

Gemäß Eph 5,18-20, Kol 3,16 und Jak 5,13 kommt dem Gesang in der Versammlung des lebendigen Gottes eine sehr große Bedeutung zu. Die Erlösten des Herrn drücken damit Anbetung, Dank, Ermutigung, Ermahnung und Belehrung aus, und dies auf eine Art, die den ganzen Menschen mit Geist, Seele und Körper fordert. (Wenn ich den Körper in diesem Zusammenhang ausdrücklich er wähne, sollte man doch beachten, welche zahlreichen Funktionen des Körpers beim Singen aktiv werden!)

 

Biblische Musik erobert Europa

Der Gesang der ersten Christen leitete sich vom Synagogengesang und von der Tempelmusik in Jerusalem her. Durch die Ausbreitung des Evangeliums kam die Musikkultur des alten Israel u.a. auch nach Europa. Die manchen Lesern vielleicht nicht ganz unbekannten einstimmigen Gregorianischen Choräle (um 600 n. Chr.) gehen, mindestens zu wesentlichen Teilen, auf die alttestamentliche, jüdische Musik zurück!

Diese logozentrische (d. h. das Wort ins Zentrum stellende) Musik verdrängte die griechisch-römische Musik des Heidentums mit ihren z.T. ekstatischen und rhythmusüberbetonten Auswüchsen mehr und mehr. (Die Bibel lehnt ekstatische, trancehafte Erfahrungen entschieden ab; vgl. 1.Kor 15,34; 1.Thes 5,6.8; 1.Tim 3,2.11; 2.Tim 2,26; 4,5; Tit 2,2; 1.Pet 1,13; 4,7; 5,8).

Als nicht ganz unwichtige Nebenbemerkung sei noch darauf hingewiesen, daß die Art und Weise, wie alt- kirchliche Gesänge heute vorgetragen werden (nämlich abgeklärt und freudlos), nicht den Schluß zulassen, daß die ersten Christen auch so gesungen hätten. Ein und dieselbe Melodie kann ja prinzipiell derart verschieden interpretiert werden, daß Welten dazwischen liegen. Ich bin überzeugt, daß der Gesang der ersten Christen von Freude und Leben gekennzeichnet war. Es fehlt aber das direkte Beweismaterial, weil zur Zeit der Apostelgeschichte noch keine digitalen Aufzeichnungen auf Kassetten gemacht worden sind.

 

Christentum und europäische Kunstmusik

Angetrieben durch den Wunsch, das Lob Gottes zu erhöhen, entwickelte man in Europa während Jahrhunderten aus der Gregorianik die mehrstimmige Musik bis hin zum vierstimmigen Choralsatz (bei J.S. Bach besonders eindrücklich ausgebildet). Der vierstimmige Tonsatz (dazu gehören auch die heute gesungenen vierstimmigen Versammlungs- und Kirchenlieder) bildet die Grundlage für die gesamte konzertante und symphonische Musik Europas. Diese Art der mehrstimmigen Musik hat sich in keiner Kultur der Welt entwickelt außer in Europa, und zwar unter direktem Antrieb und Einfluß des Christen- tums. Diese Tatsache verdient unsere ganz besondere Beachtung.

 

Moderne E-Musik 1

Ungefähr um die Jahrhundertwende, einer Zeit also, in der sich die westliche Welt immer deutlicher zu entchristianisieren begann, wurde die von Gott naturgesetzlich in der physikalischen Struktur der Oberton-reihen vorgegebene harmonische Musik zunehmend verworfen und ins Abseits gestellt, um der atonalen, dodekaphonen (Zwölfton-) und seriellen Musik 2 sowie vielen weiteren Richtungen Platz zu schaffen. Die moderne klassische Musik des 20. Jahrhunderts ist ein beredter Spiegel einer im tiefsten hoffnungslosen und Gott entfremdeten Kultur, deren Blick für eine Beziehung der Harmonie mit dem Schöpfer auf der Grundlage des Evangeliums verfinstert worden ist.

 

Moderne U-Musik 3

Ebenso um die Zeit der Jahrhundertwende entstand in Amerika der Jazz, eine Verknüpfung aus afrikanischer ekstatischer Rhythmik mit europäischer Harmonik. Daraus entstand vor vierzig Jahren der Rock'n' Roll. Diese Art von Musik ist gekennzeichnet durch lautstarken und monotonen Rhythmus (wie er in der afrikanischen Götzenkultmusik seit Menschengedenken üblich ist). Sie besitzt daneben noch viele weitere erregende und steigernde Stilmittel, die in ihrer Zusammenwirkung und intensiven Anwendung den Hörer in Trance versetzen kann. Durch solche Erfahrungen wird der Mensch aber sensibilisiert und empfänglich für dämonische Einflüsse. Viele Rockstars haben sich ganz offen zum Okkultismus, zur östlichen Mystik und zur Dämonie bekannt. Ihr Lebensstil hat Millionen von Menschen geprägt. Die Rock- musik war ein wesentliches Mittel, um die Drogen- und die Pornowelle auszulösen (insbesondere in den 60er Jahren) und zu fördern, indem diese Dinge in den Texten z.T. ganz offen propagiert wurden/werden. Diese Musikkultur hat viel zur Gottentfremdung des modernen Menschen beigetragen.

 

Musik und der Untergang des Abendlandes

Wohin wird das alles führen? In Offb 16-19 wird das Gericht Gottes über unsere sterbende westliche Kultur beschrieben. In Verbindung mit ihrem Untergang heißt es in Offb 18,22.23 "Und die Stimme der Harfensänger und Musiker und Flötenspieler und Trompeter wird nie mehr in dir gehört werden ...; denn durch deine Zauberei (griech."Pharmakeia" = Drogenmißbrauch und Okkultismus aller Art) sind alle Nationen verführt worden."

 

Musik zur Ehre Gottes bleibt

Musik nach dem Sinn Gottes wird jedoch in alle Ewigkeit bestehen bleiben. Sie wird bestehen bleiben, um zur Herrlichkeit und Würde der Anbetung des Erlöser-Gottes gebührlich beizutragen (vgl. Offb 5,8-10).

 

Schlußgedanken

Uns allen, die wir heute in einer täglichen Beziehung zu dem ewigen Gott leben, wird dies alles wohl zu denken geben. Haben wir nicht einen Auftrag, um gerade in unserer verfinsterten Gesellschaft auch auf dem Gebiet der Musik zeugnishaft zu leuchten? Wir haben gesehen, daß sich die Musik durch alle Jahrhunderte und Jahrtausende hindurch stets gewandelt hat. Zu allen Zeiten gab es Gott ehrende und Gott verunehrende Musik. Man kann daher nicht sagen, "wirklich Gott gemäße" Musik sei etwa speziell der Choralgesang des 17. und 18. Jahrhunderts. Nein, jede Zeit hat auch ihre eigene Musik. Aber damit die Musik einer bestimmten Zeit den Herrn ehren kann, muß sie sich an biblische Normen halten. Sobald Musik z.B. ekstatisch wird, steht sie im Widerspruch zu göttlichen Geboten. Ein "Musik-Problem" hat es immer gegeben. Es ist nicht eine ausschließlich moderne Erscheinung. Aber man muß sagen, daß die Musik wohl kaum je im Leben des einzelnen, allein schon zeitlich gesehen, eine derart große und gefährliche Rolle gespielt hat. Wir sind daher in besonderer Weise herausgefordert, um nicht als Massenmenschen dem Zeitgeist nachzulaufen, sondern vom Evangelium her gebotene glaubwürdige und ansprechende "Kontrapunkte" christlicher Musik" zu setzen.

 


1 Oberbegriff für klassische ("ernste") oder Kunstmusik

2 Serielle Musik ist eine konsequente Weiterführung des Grundprinzips der Zwölftonmusik. Es werden nicht nur Reihen der Tonhöhe aufgestellt, sondern auch Reihen weiterer Parameter wie Tonstärke, Tondauer, Tonfarbe und Artikulation.

3 Oberbegriff für Unterhaltungsmusik


    



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E-Mail Stand 16.10.97   Mit freundlicher Genehmigung von R. Liebi.

Veröffentlicht in Zeit & Schrift 3/98 zeit.schrift@gmx.de

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