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Eingesandt: 27.04.2019

Siehe  auch Forum Frage 94

Weisheit der Gemeinde

Diesen Artikel schrieb ein Pastor einer Freikirche. (Der Autor ist der Redaktion bekannt.)


Es gibt gute Christen, die glauben, dass sie den einzigen Weg in allen Dingen gefunden haben, sogar in Dingen, die nicht klar und deutlich geschrieben sind. Und sollte es jemanden geben, der eine andere Meinung hat, muss es sich um einen Irrlehrer handeln oder zumindest um jemanden, der Kompromisse in Glaubensfragen eingeht. Hier sind nicht Aspekte gemeint, die in der Heiligen Schrift klar und deutlich niedergeschrieben sind, wie z.B.:

Es ist keine Frage, dass die Heilige Schrift von Gott inspiriert worden ist. Das Wort Gottes selbst behauptet inspiriert zu sein, 2. Tim. 3, 16. 17; 2. Petr. 1, 21. Jesus Christus hat die Inspiration der Heiligen Schrift bestätigt in Matth, 4, 4; 5, 17; Lukas 24,44. Und dann gibt es die vielen (Hunderte) Prophezeiungen des Alten Testamentes, die im Neuen Testament buchstäblich erfüllt worden sind. in dieser Frage ist ein Kompromiss nicht möglich. Wenn die Bibel nicht von Gott inspiriert worden ist, dann wären Gott, der Vater, sowie Gott, der Sohn, Lügner, und wenn Jesus Christus ein Lügner wäre, hätten wir keinen Heiland, weil ER für Seine eigenen Sünden hätte sterben müssen. Nein! Es ist keine Frage, dass die Bibel inspiriert worden ist. Das ist ein Fundament des Glaubens. Ohne diese Lehre gäbe es kein Christentum.

Es ist keine Frage, dass Jesus Christus von der Jungfrau Maria geboren wurde (Jes. 7,14 und Matth. 1, 21 - 23). Wenn Jesus Christus nicht von der Jungfrau geboren wäre, hätte ER die sündige Natur Adams geerbt und wäre ein Sünder wie alle anderen Menschen, Röm. 5, 12. Und wenn ER ein Sünder wäre; wäre ER nicht fähig, für meine und Ihre Sünden zu sterben. Nein! Es ist gar keine Frage, ob Jesus Christus von der Jungfrau geboren wurde. Das ist ein Fundament des Glaubens. Ohne diese Lehre gäbe es kein Christentum.

Es ist keine Frage, dass Jesus Christus Gottes Sohn ist. Die Gottheit Jesu Christi ist klar und deutlich in der Bibel zu sehen, Jes. 9, 6-8; Matth. 1, 23; Joh. 1, 1 - 3. 14; 10, 31; 20, 28; 1. Tim. 3, 16 usw. Nein! Es ist keine Frage, ob Jesus Christus der Sohn Gottes ist, Das ist das Fundament des Glaubens. Ohne diese Lehre gäbe es kein Christentum.

Es ist keine Frage, dass Jesus Christus für die Sünden der Welt starb, Jes. 53, 6; Joh. 1, 29; 3, 16; 2. Kor 5, 21; Röm. 5, 6 - 8 usw. Nein! Es ist keine Frage, ob Jesus Christus stellvertretend für die Welt gestorben ist. Das ist ein Fundament des Glaubens. Ohne diese Lehre gäbe es kein Christentum.

Es ist gar keine Frage, dass Jesus Christus vom Tod auferstanden ist, Matth. 16, 21; 20, 19; Apostelgeschichte 26, 23; 1. Kor. 15 usw. Ohne diese Lehre gäbe es kein Christentum.

Es ist gar keine Frage, dass Jesus Christus der einzige Heiland dieser Welt ist, Joh. 14, 6; Apostelgeschichte 4, 12; 1. Tim. 2, 5 usw. Nein! Entweder ist Jesus Christus der einzige Weg zum Himmel oder ER ist ein Lügner und es gibt keinen Heiland. Ohne diese Lehre gäbe es kein Christentum.

Es gibt viele andere wunderbare Tatsachen, die nicht zu bestreiten sind, wenn man die Bibel als Autorität akzeptiert. Sicherlich, wenn jemand die Inspiration der Heiligen Schrift ablehnt, kann man außer Gebet nichts für solche Menschen tun. Wenn man aber die Genauigkeit der Heiligen Schrift, die erfüllten Prophezeiungen usw. betrachtet, muss man zugeben, dass die Bibel etwas besonderes ist.

Wie steht es jedoch mit unklaren Dingen? Wenn es nicht um ein Fundament des Glaubens geht und wenn die Heilige Schrift in diesem Punkt nicht klar und deutlich ist, oder wenn es einen guten Grund gibt, eine andere Meinung zu haben - wie sollten wir uns verhalten? Sollen wir darauf bestehen, dass alle Gläubigen unsere Meinung teilen oder sollten wir bereit sein, in solchen Dingen Menschen etwas Raum zu geben? Wäre das dann ein Kompromiss?

Unsere Gemeinde hat verschiedene Kulturen und zwar Russen, Deutsche, Amerikaner und Sintis. Bis jetzt war der HErr uns gnädig und hält die Gemeinde trotz der Verschiedenartigkeit zusammen. Jede Gruppe hat unterschiedliche Gewohnheiten, die sie aus ihren alten Gemeinden und Gesellschaften mitgebracht hat. Wenn sie jeweils darauf bestehen wurde, alles wie in alten Zeiten zu tun, wurde sich die Gemeinde spalten und von der stärksten Gruppe eingenommen worden.

 

Einige Themen, worüber in Gemeinden sich heutzutage oftmals streiten:

Können Christen einen Fernseher haben?

Können christliche Frauen etwas Schmuck tragen? Und Make up?

Können christliche Frauen Hosen tragen?

Können christliche Männer längeres Haar tragen?

Können Christen echten Wein beim Abendmahl trinken?

Können Christen sonntags ins Restaurant gehen?

Sollten Frauen ein Kopftuch tragen?

Es gibt sehr viele ähnliche Dinge, die Gemeinden spalten, weil einige in der Gemeinde darauf bestehen, ihren Weg zu gehen. Sie sind irgendwie mit ihren Gewohnheiten geprägt worden und denken, dass es ein Kompromiss wäre, neben jemandem zu sitzen, der eine andere Meinung hat. Das Ergebnis ist, dass die Gemeinde keine Ruhe hat, sich spaltet und nichts für den HErrn tut.

 

Der Teufel hat solch eine Gemeinde mit unwichtigen Dingen verführt, die nichts mit dem Heil zu tun haben.

Wir werden einige Verse aus dem folgenden Kapitel schrittweise betrachten und sehen, was Gott zu diesem Thema zu sagen hat. Wie können wir die Wahrheit verteidigen und gleichzeitig in solchen Dingen gnädig sein und Verständnis haben? Was sagt Gott dazu?

Römer 14, 1 - 23

V. 1 - 2: "Des Schwachen im Glauben nehmet euch an, doch nicht um über Meinungen zu streiten. Einer glaubt, alles essen zu dürfen; wer aber schwach ist, isst Gemüse."

In diesen Versen ist uns befohlen worden, die Schwachen anzunehmen. Das bedeutet, wir sollten solch eine Person nicht verachten oder ablehnen. Wir sollten die Meinungsverschiedenheiten nicht als Streitpunkt nutzen. Wir sollten sie in Liebe akzeptieren wie sie sind und nicht versuchen, sie zu ändern. Luther hat diesen Vers wie folgt übersetzt: "Den Schwachen im Glauben nehmet auf und verwirrt die Gewissen nicht."

Das bedeutet, wenn jemand überzeugt wäre, kein Fleisch zu essen und wir versuchen würden, ihn zu ändern, könnten wir ihn zur Sünde verfuhren. Wenn er in dieser Art erzogen wurde und denkt, dass es eine Sünde wäre, Fleisch zu essen und trotzdem, wegen des Drucks von uns, essen würde, hätte er ein schlechtes Gewissen und würde sündigen. Fleisch zu essen wäre für ihn eine Sünde, 14, 23. Es kann sein, wenn wir ihn in Ruhe lassen würden, würde der HErr ihn irgendwann in der Zukunft aus der Schrift überzeugen, dann könnte er Fleisch mit klarem Gewissen essen.

Es ist merkwürdig, wer in diesen Versen der Schwache ist: der Schwache ist derjenige, der strenger ist und kein Fleisch isst. Viele Menschen in unseren Gemeinden glauben, je strenger desto besser oder je strenger desto reifer. Streng zu sein, ist nicht immer ein Zeichen der Schwachheit, aber wenn es um unklare Dinge geht, ist es so. Eigentlich hat diese Person unrecht mit ihrem Fleisch. Christen dürfen alles essen, 1. Tim. 4, 3 - 4. Aber die Geschwister, die reifer im Glauben sind und biblisch handeln, werden diese Kleinigkeit nicht mit ihm durchstreiten, sondern ihn akzeptieren wie er ist. Dieses Prinzip passt auf alle solche Themen und zwar mit dem Fernsehen, mit den Haaren, mit dem Tuch, mit den Hosen usw. Es ist kein Kompromiss, in der Gemeinde neben jemandem zu sitzen, der in Nebensächlichkeiten eine andere Meinung hat. Lasst ihn einfach in Ruhe und vertraut auf den Geist Gottes, der ihn zu Seiner Zeit ändern wird. Im Gegensatz zum Kompromiss ist diese Art Benehmen ein Zeichen der geistlichen Reife. Ist Gott nicht mächtig genug, diese Person zu Seiner Ehre zu ändern? Wenn ja, lasst ihn, solange es nur um Kleinigkeiten geht.

V 3 - 4: "Wer isst, verachte den nicht, der nicht isst; und wer nicht isst, richte den nicht, der isst; denn Gott hat ihn angenommen. Wer bist du, dass du einen fremden Knecht richtest? Er steht oder fällt seinem Herrn. Er wird aber aufgerichtet werden; denn der Herr vermag ihn aufzurichten."

Gott spricht hier beide an und zwar den Schwachen und den anderen. Beide sollten den anderen akzeptieren, wie er ist. Wenn sie Jesus Christus angenommen haben, dann hat Gott sie angenommen. Die Kleinigkeiten des christlichen Lebens werden mit der Zeit gelernt werden und dann kann er mit klarem Gewissen handeln, aber bis dahin: Vertraue auf den HErrn und lass IHN arbeiten.

Es gibt Christen, die viele Jahre im Glauben sind und viele Änderungen im Leben erlebt haben. Dann gibt es Christen, die neu im Glauben sind und gerade zu wachsen anfangen. Die älteren Christen sollten die jüngeren nicht ablehnen und richten, wenn sie verschiedene Meinungen in solchen Kleinigkeiten haben. Häufig passiert es, dass junge Christen durch ständiges "Ermahnen" überladen und beleidigt werden. Wenn Christen der Sünde verfallen, sind wir verpflichtet, mit Sanftmut und Liebe zu handeln, Gal. 6, 1 - 3; Matth. 18, 15 - 17.

V. 5 - 6: „Dieser achtet einen Tag höher als den andern, jener hält alle Tage gleich; ein jeglicher sei seiner Meinung gewiss! Wer auf den Tag schaut, schaut darauf für den Herrn, und wer nicht auf den Tag schaut, schaut nicht darauf für den Herrn. Wer isst, der isst für den Herrn; denn er dankt Gott, und wer nicht isst, der isst nicht für den Herrn und dankt Gott.“

Es gibt Christen, die sich am Sonntag anders benehmen als am Montag oder Dienstag. Sie denken, dass der Sonntag etwas heiliger ist als die übrigen Tage der Woche. Dann gibt es Christen, die der Meinung sind, alle Tage sind gleich heilig vor dem HErrn. Wir sollten jeden Tag für den HErrn leben, jeden Tag ehrlich handeln, uns jeden Tag anständig anziehen, jeden Tag den HErrn anbeten usw. In solchen Dingen sollten wir den Geschwistern den Freiraum geben. Es ist kein Kompromiss, sondern ein Zeichen der Reife.

V. 10 - 12: „Du aber, was richtest du deinen Bruder? Oder du, was verachtest du deinen Bruder? Wir werden alle vor dem Richterstuhl Christi erscheinen; denn es steht geschrieben: ‚So wahr ich lebe, spricht der Herr, mir soll sich beugen jedes Knie, und jede Zunge wird Gott bekennen.’ So wird also ein jeglicher für sich selbst Gott Rechenschaft geben.“

Es würde uns gut tun, diesen Vers auswendig zu lernen. Manche Christen halten sich für eine Art geistliche Polizei, die auf alle Geschwister aufpassen sollte (wie Pharisäer in der Bibel). Es gibt immer zwei Gefahren: zu streng oder zu locker zu sein. Sollten wir nicht mehr auf den HErrn vertrauen und Menschen etwas Raum geben, bis ER sie auf den richtigen Weg bringt? Wenn sich Menschen nur wegen uns ändern und nicht wegen dem HErrn, werden sie es nicht von Herzen, nicht regelmäßig und nicht mit Freuden tun.


 

In Grundlagen sollten wir Einheit haben, in fraglichen Dingen sollten wir Freiheit haben und in allen Dingen sollten wir Liebe haben. Aus: Aktuell, Nr. 3. 2000