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BUNDESSCHLÜSSE
Ein Bundesschluss ist eine Vereinbarung
zwischen zwei Parteien und repräsentiert
Beziehungen zwischen Gott und Mensch, zwei
Menschen oder Nationen. In der Heiligen
Schrift gibt es zwei Arten von
Bundesschlüssen: bedingte und
bedingungslose. Ein bedingter Bund ist zu
seiner Erfüllung für beide Parteien
verbindlich, das heißt, die Erfüllung des
Vertrages auf Seiten des Bündnisgebers ist
abhängig von der Erfüllung auf Seiten des
Bündnisnehmers, mit dem der Vertrag
geschlossen wird. Im Gegensatz dazu ist ein
unbedingtes Bündnis nur verbindlich für den
Bündnisgeber. Gewisse Segnungen, die mit dem
unbedingten Bündnis zusammenhängen, können
allerdings erfordern, dass der Bündnisnehmer
auf den Bündnisgeber eingeht, damit er den
Segen empfangen kann. Es gibt vier
charakteristische Merkmale von
Bundesschlüssen, die beachtet werden müssen:
(1) sind sie buchstabengetreu, (2) sind sie
ewig gültig, (3) sind sie ganz und gar
abhängig von der Integrität Gottes und (4)
wurden sie mit dem Bundesvolk Israel
geschlossen.
Ehe man sich mit den biblischen
Bundesschlüssen befasst, müssen drei
theologische Bündnisse betrachtet werden.
Die Vertreter der Bündnistheologie gehen
davon aus, dass man in den Zeitaltern der
Geschichte die fortschreitende Erfüllung des
Bündnisses erkennen kann, das Gott mit den
Sündern geschlossen hat und durch das alle,
die im Glauben zu ihm kommen, errettet
werden.
Diese drei theologischen Bündnisse
sind:
1. Der Erlösungsbund (
Tit 1,2; Hebr 13, 20
), den die Personen
der Gottheit vor Beginn der Zeit eingegangen
sind und in dem jede dieser Personen ihren
Anteil am Erlösungsplan hat, wie es im Wort
Gottes dargelegt ist. Dieser Bund wird in
erster Linie durch die Tatsache belegt, dass
er vernünftig und notwendig zu sein scheint.
2. Der Werkebund sieht gewisse Segnungen
Gottes in Abhängigkeit von menschlichen
Verdiensten vor. Er hat seinen Ursprung in
der amillennialistischen Theologie.
3. Der Gnadenbund ist zu verstehen als
Hinweis auf alle Aspekte der göttlichen
Gnade gegenüber der Menschheit durch alle
Zeitalter hindurch.
Biblische Belege für den ersten dieser
Bunde, den Erlösungsbund, sind nur schwach
vorhanden; die beiden übrigen sind biblisch
unbelegt. Sie alle gründen sich
hauptsächlich auf menschliche Vernunft und
werden kaum oder gar nicht durch die Bibel
bestätigt.
Es gibt sechs biblische Bündnisse, von denen
nur eines, das mosaische, bedingt ist.
Die
übrigen fünf sind bedingungslos, was
bedeutet, dass Gott sie unabhängig von
Gegenleistungen zu irgendeinem Zeitpunkt in
der Zukunft erfüllen wird.
1. Der Noah-Bund (
1Mo 9,1-18 ). Hierbei handelt es sich um
eine mit Noah geschlossene immerwährende
Vereinbarung, in der Gott zusagt, die Erde
nie wieder durch eine Flut zu verwüsten.
Diese Vereinbarung ist bedingungslos.
2. Der Mose-Bund (
2Mo 20,1-31,18
). Die Erfüllung dieses
bedingten Vertrages gründet sich auf
menschlichen Gehorsam und menschliche Treue
gegenüber Gott. Dieses Bündnis wurde nahezu
unmittelbar nach seiner Vereinbarung
gebrochen (
2Mo 32,15-29
).
3. Der Abraham-Bund (
1Mo 12,1-15, 17
). Dieser unbedingte
Vertrag wird fortschreitend erfüllt und
besteht aus drei Teilen oder Subverträgen:
dem Landverheißungs-, dem Davids- und dem
Neuen Bund. Diese drei Subverträge enthalten
die Prophetien über das Land, über die
Nachkommenschaft und über die künftigen
Segnungen für Abraham und seine Nachkommen.
4. Der Landverheißungs-Bund (
5Mo 28- 30 ). Dieser Vertrag garantiert
Israel den Besitz des verheißenen Landes. Er
ist bedingungslos.
5. Der David-Bund (
2Sam 7,4-16; 1Chr 17,3-15
). Dieser
bedingungslose Vertrag verheißt, dass Davids
Thron, sein Geschlecht und sein Reich ewig
sein werden. Er garantiert das
Tausendjährige Reich, in dem Christus auf
der Erde herrschen wird.
6. Der Neue Bund (
Jer 31,31-33
). Viele der älteren
Vertreter der Lehre von den Heilszeiten
lehrten, dass es zwei Neue Bündnisse gebe:
eines für Israel im Reich und
eines für die
Gemeinde.
Dieser bedingungslose Vertrag
findet seine Erfüllung im Tausendjährigen
Reich.
Er wurde zuerst mit dem Volk Israel
geschlossen (
Jer 31,31 ) und wird den Mose-Bund
ersetzen, der vom Volk Israel gebrochen
wurde und nicht erfüllt werden konnte (
Jer 31,32 ). Beim Passahmahl mit seinen
Jüngern gab Jesus die Begründung, die in
seinem bevorstehenden Opfer lag: »Dies ist
mein Blut des Bundes, das für viele
vergossen wird« (
Mk 14,24 ).
Am Pfingsttag wurde der Neue
Bund eingeführt und durch das Kommen des
Heiligen Geistes seine Rechtskraft
bestätigt. [??????]
Jetzt kommt das Opfer Christi den
Gläubigen in der gegenwärtigen Heilszeit der
Gemeinde zugute. In
2Kor 3,5-9 stellt der Apostel Paulus den
Neuen Bund dem Gesetzesbund gegenüber und
schreibt: »Gott, der uns auch tüchtig
gemacht hat zu Dienern des neuen Bundes,
nicht des Buchstabens, sondern des Geistes.
Denn der Buchstabe tötet, der Geist aber
macht lebendig. Wenn aber [schon] der Dienst
des Todes, mit Buchstaben in Steine
eingegraben [der Moses-Bund], in
Herrlichkeit geschah ... wie wird nicht
vielmehr der Dienst des Geistes [der Neue
Bund] in Herrlichkeit bestehen? Denn wenn
der Dienst der Verdammnis [das Mosaische
Gesetz] Herrlichkeit ist, so ist der Dienst
der Gerechtigkeit [der Neue Bund] noch viel
reicher an Herrlichkeit.«
Nur weil sowohl Israel im Reich als auch
gegenwärtig die Gemeinde Nutzen aus dem
Neuen Bund zieht, bedeutet dies noch keine
Verquickung von Reich und Gemeinde. Sie
begründen zwei gänzlich unterschiedliche
Heilslinien. Und in beiden Heilslinien
werden die Menschen durch den Glauben
errettet, wie dies auch in allen anderen
Perioden der Geschichte Gültigkeit hatte.
Rick Bowman
Lewis Sperry Chafer,
Major Bible Themes
(Grand Rapids:
Zondervan, 1974) und
Systematic Theology
(Grand Rapids:
Kregel, 1993); Paul Enns,
The Moody Handbook of Theology
(Chicago:
Moody Press, 1989).
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