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CAC 01. Mose Kp 12   Text .mp3 Youtube

Ein Überblick über das 1. Buch Mose

 

Hauptgedanken aus Wortbetrachtungen mit Charles Andrew Coates

 

 

 

Kapitel 12

 

Abram ist ein vorbildlicher Sohn Hebers. Die Berufung Gottes machte ihn zu einem Fremdling und Pilger auf Erden. Er maßte sich nicht an, eine Stadt zu bauen, sondern wartete auf eine solche. „Er erwartete die Stadt, welche Grundlagen hat, deren Baumeister und Schöpfer Gott ist“ (Heb. 11, 10). Er hatte eine Stadt vor sich, die, im vollkommenen Gegensatz zu Babel, mit Herrlichkeit Gottes erfüllt werden sollte.

Es ist sehr gesegnet, die Eigenart zu sehen, in der Gott ihm erscheint; Stephanus sagt uns als „Gott der Herrlichkeit“ (Apg. 7,2). Diese Herrlichkeit war es, die die Babelwelt in den Schatten stellte und die Ketten des Götzendienstes für ihn zerriss. Kein anderer Mensch verdient unsere Beachtung mehr als Abram, weil er unser Vater ist, der „Vater aller..., die ... glauben“ (Röm. 4, 11).

Der Gott der Herrlichkeit erschien ihm, als er in Mesopotamien war, und sprach: „Gehe aus deinem Lande und aus deiner Verwandtschaft und aus deines Vaters Hause, in das Land, das ich dir zeigen werde“ (V. 1).

Die Berufung Gottes ist etwas Wunderbares. Eine mächtige, kraftvolle Stimme aus der unsichtbaren Welt erreicht das Herz, und es kommt uns zum Bewusstsein, dass wir es mit Gott zu tun haben. Er fesselt unsere Aufmerksamkeit, lenkt sie von der Erde hinweg und bringt uns in Berührung mit einer Welt, wo göttliche Herrlichkeit wohnt.

Es ist klar, dass ein solcher Ruf Bewegung hervorbringt. So manche Seele empfängt die Vergebung der Sünden und geht nicht weiter als nach Mesopotamien; sie folgt der göttlichen Berufung nicht. Sogar Abram entsprach seiner Berufung nicht sofort. Augenscheinlich tat sein Vater den ersten Schritt und nicht Abram, obwohl der Gott der Herrlichkeit diesem erschienen war und zu ihm geredet hatte; Tarah tat den Schritt und nahm Abram mit sich.

Gott gebraucht manchmal die Umstände der Vorsehung, um uns in der rechten Richtung zu leiten, aber sehr oft werden sie uns dann ein Hindernis. Die Umstände der Vorsehung und natürliche Verwandtschaftsbeziehungen führen uns nie zu dem, was himmlisch ist. Tarah ging nicht über Haran hinaus, und Abram wurde dort aufgehalten bis zum Tode seines Vaters. Er verließ wohl sein Land und seine Verwandtschaft, aber er verließ seines Vaters Haus nicht eher, als bis Gott diesen im Tode hinwegnahm. Wie oft muss Gott in Zucht den Tod auf das bringen, was uns zurückhält, und uns so freimachen, Seiner Berufung zu entsprechen!

Es sei darauf hingewiesen, dass Abram nichts Schlechtes verlassen sollte. Die Welt war in der Tat eine schlechte Welt, sie wurde durch Weltherrschaftsgelüste (in Nimrod) gekennzeichnet, d.h. durch die Anmaßung dessen, was Christo gebührt, und durch Götzendienst und die menschliche Herrlichkeit Babels. Doch Jehova erwähnt nichts davon. Er berief Abram, aus seinem Lande, seiner Freundschaft und seines Vaters Hause zu gehen - d.h. aus dem, worin uns diese Erde in ihrer besten Gestalt entgegentritt - „in das Land, das ich dir zeigen werde“.

Die Berufung Gottes soll uns dazu führen, das eigentliche Teil des Glaubens gänzlich außerhalb der sichtbaren und natürlichen Dinge zu genießen. Sind wir bereit, im Geiste den Schauplatz des Sichtbaren zu verlassen, um ein Teil außerhalb der ganzen Welt des Sichtbaren und Betastbaren zu ererben, das von Natur den Menschen anzieht und fesselt?

Gott ruft Seine Heiligen vom Sichtbaren des Stofflichen hinweg, auf dass Seine Herrlichkeit und Sein Land und Seine Stadt vor ihnen sind. Dr. Hawker (Plymouth) wurde gefragt, ob er sich die Weltausstellung ansehen würde, und er antwortete: Ich habe den König in Seiner Schönheit gesehen und ein weithin offenes Land (Jes. 33, 17). - Das Beste, was die Welt hervorzubringen vermochte, war dort. Doch wer etwas unendlich Herrlicheres gesehen hatte, konnte dadurch nicht angezogen werden.

„Der Gott der Herrlichkeit“ war dem Abram erschienen. Im Neuen Testament wird Er der „Vater der Herrlichkeit“ genannt (Eph. 1, 17). Das besagt, dass Er eine ganze Welt der Herrlichkeit ins Dasein gerufen hat, und durch Gnade beruft Er nun den Menschen, sie zu sehen und darin zu leben, obschon sie noch unsichtbar ist.

Stephanus begann seine Ansprache in Apostelgeschichte 7 damit, dass er von dem Gott der Herrlichkeit redete, und am Ende sah er einen Menschen in der Herrlichkeit. Er wurde zu Tode gesteinigt, aber Saulus setzte sein Zeugnis fort und begann mit dem Lichte der Herrlichkeit und einem Menschen in der Herrlichkeit.

Es war ein Licht, das das prächtigste Licht der Natur in den Schatten stellte, „ein Licht, das den Glanz der Sonne übertraf“ (Apg. 26, 13). Der Prediger Salomo stellt alle die Eitelkeit dessen, was „unter der Sonne“ ist, bloß. Im Hohenlied jedoch kommen wir in Berührung mit dem, was geistlich über der Sonne steht, und zwar in einer Person, die „der Hervorragendste [wörtlich: wie ein erhobenes Banner] unter Zehntausenden“ und „ganz und gar lieblich“ ist (Kap. 5, 10 u. 16).

Das Land, das Jehova vorhatte, Abram zu zeigen, war ein Bild von einem himmlischen Erbe. Und jetzt bietet sich das Himmlische unseren Blicken völlig dar, denn Jesus ist verherrlicht in dem Himmel. Stephanus sah das, was man „die neue Hauptstadt“ genannt hat, etwas weit Größeres als Jerusalem. Und Paulus sah das himmlische Licht und hörte die himmlische Stimme, damit der Sohn Gottes in ihm geoffenbart werde, und er Ihn - den auferstandenen, aufgefahrenen Menschen - als eine frohe Botschaft den Nationen verkündige.

Die Annahme, die Stellung und Verwandtschaft des im Himmel verherrlichten Sohnes Gottes wird jetzt als eine frohe Botschaft der ganzen Welt verkündigt. Gott gedenkt den Menschen nichts Geringeres zu geben, als eine himmlische Segnung in Seinem Sohne und die Sohnschaft einer himmlischen Ordnung gemäß - das ist das Land, das Er uns zeigen möchte, das umfasst die volle Höhe des Evangeliums. Der Sohn Gottes im Himmel wird den Menschen als eine frohe Botschaft verkündigt. Durch die Gnade eines Heiland-Gottes soll ihnen nicht nur Vergebung und Rechtfertigung zuteil werden, Er möchte sie in die Stellung und Verwandtschaft bringen, die in Seinem Sohne, als dem verherrlichten Menschen im Himmel, ihren Ausdruck findet, und den Geist Seines Sohnes in ihre Herzen senden, auf dass darin der Ruf „Abba, Vater!“ als eine freie, glückselige Antwort auf eine solche erstaunliche Liebe hervorgebracht werde.

Das Teil des Glaubens ist in jenem „Land“, und wenn wir in der Glückseligkeit dessen leben, sind wir in Wahrheit „groß“. Die Erbauer von Babel sagten: „machen wir uns einen Namen“, doch Jehova sagte zu dem herausgerufenen Manne: „ich will dich zu einer großen Nation machen und dich segnen, und ich will deinen Namen groß machen; und du sollst ein Segen sein!“ (V. 2)

Gott will uns dadurch groß machen, dass Er uns die Größe und Kostbarkeit Christi kennenlernen lässt. Wie könnte es etwas Größeres geben, als die Erkenntnis und den Besitz des Sohnes Gottes im Himmel zu haben, und zu wissen, dass Seine Stellung und Verwandtschaft durch die unendliche Gnade und Liebe des glückseligen Gottes ewig unser Teil ist?

Maria war sich der ihr verliehenen göttlichen Größe bewusst, als sie sagte: „von nun an werden mich glückselig preisen alle Geschlechter“ (Luk. 1, 48). Ihre Größe beruhte auf der Tatsache, dass Gott sie zu dem begnadigten Gefäße gemacht hatte, Christum zur Welt zu bringen.

Gott macht uns dadurch groß, dass Er Christum brachte und Ihm einen Platz in unseren Herzen gibt und uns erkennen lässt, wie gesegnet wir in Ihm sind. Jeder vom geistlichen Samen Abrahams kann in Wahrheit sagen: „deine Herablassung machte mich groß“ (Ps. 18, 35).

Bei Abram lernen wir einen Grundsatz kennen, nach dem alle Nationen gesegnet werden können. „Die Schrift aber, voraussehend, dass Gott die Nationen aus Glauben rechtfertigen würde, verkündigte dem Abram die gute Botschaft zuvor: ‚in dir werden gesegnet werden alle Nationen‘“ (Gal. 3,8).

In Abram sehen wir den Glauben als ausgesprochenen Grundsatz der Segnung eingeführt, und er ist ein Grundsatz, der für einen jeden, ja für alle Nationen gilt. Glaube ist das Licht Gottes, das Licht von unsichtbaren Dingen, die durch göttliche Gnade in die Seele des Menschen gebracht werden. In Kap. 22, 18 ist die Segnung im Samen Abrams, d.h. in Christo; in Kap. 12, 2 u. 3 aber in Abram, d.h. sie wird, als auf dem Grundsatz des Glaubens gekommen, betrachtet.

Zu Babel wurden die Nationen im Gericht zerstreut, aber der Glaube ist ein Grundsatz, nach dem alle Nationen zur Segnung gebracht werden können. „Also werden die, welche aus Glauben sind, mit dem gläubigen Abraham gesegnet“ (Gal. 3, 9).

Dann ist der Anfang von Vers 3 wichtig: „ich will segnen, die dich segnen, und wer dir flucht, den werde ich verfluchen“. Die Menschen werden durch ihr Verhalten gegen das, was von Gott ist, geprüft. Das können wir in vollkommener Weise in Verbindung mit dem Herrn Selbst sehen. Er war die große Probe, und die Ihn segneten, waren gesegnet.

Dem Grundsatze nach hat das auch seine Anwendung auf die Heiligen, denn wenn sie von Gott gesegnet sind, indem sie Glauben haben, werden sie anderen eine Probe. Das sehen wir in Mat. 25, 40: „insofern ihr es einem der Geringsten dieser meiner Brüder getan habt, habt ihr es mir getan“. Die Gerechten hatten Seine Brüder gesegnet, und deshalb wurden sie gesegnet.

Tatsächlich wird alles, was von Gott ist, denen eine Probe, die damit in Berührung kommen. Es ist wichtig, dies zu beachten. Wenn Gott das, was aus Ihm ist, den Menschen nahebringt, so segnen oder verfluchen sie es in ihrem Herzen. Wenn Gott Licht über die Wahrheit bringt, so stellt uns das gleicherweise auf die Probe; es wird ein Prüfstein des Zustandes der Seele. Wenn Gott einen Dienst gibt, der von Ihm ist, so werden die, die Gutes davon reden - ihn also segnen - den Segen davon bekommen. Aber die, die übel reden, offenbaren dadurch ihren eigenen Zustand, und dem heiligen Walten Gottes gemäß können sie sogar das verlieren, was sie zuvor hatten. Wir können dies klar bei denen sehen, die das Licht, das in den letzten Tagen der Kirche gegeben worden ist, von sich wiesen und übel davon redeten.

Derselbe Grundsatz findet Anwendung auf das Evangelium: eine wunderbare Botschaft kommt, und die Leute segnen oder verfluchen sie. Jemand sagt: „Das ist es gerade, was meine arme Seele bedarf“, und ein anderer weist es von sich und verachtet es.

Als Abram in das Land kam bis nach Sichem, erschien ihm Jehova. Er empfing nach der Sprache des Neuen Testamentes eine Offenbarung. Der Herr sagt: „Wer meine Gebot hat und sie hält, der ist es, der mich liebt; wer aber mich liebt, wird von meinem Vater geliebt werden; und ich werde ihn lieben und mich selbst ihm offenbar machen“ (Joh. 14, 21).

Die Heiligen sollten über Offenbarungen mehr geübt sein und mehr Verlangen nach ihnen haben; man empfindet es sehr, dass sie nicht genossen, ja von vielen überhaupt nicht erwartet werden. Ich denke, dass jede Offenbarung der Seele ein Verständnis über den Herrn gibt, das sie vorher nicht gehabt hatte; ich glaube nicht, dass irgend etwas anderes uns dieselbe Art persönlicher Erkenntnis Christi geben könnte, wie eine Offenbarung von Ihm. Wahrscheinlich ist es eine der größten Ursachen geistlicher Schwachheit der gegenwärtigen Tage, dass so wenig persönliche Erkenntnis Christi unter denen, die an Ihn geglaubt haben, vorhanden ist.

Es ist eine große Ermutigung zu sehen, dass die Wirkung der ersten Erscheinung bei Abram war, dass er, obwohl er sich eine Zeit lang durch natürliche Einflüsse zurückhalten ließ, der göttlichen Berufung entsprach und wirklich sein Land, seine Verwandtschaft und seines Vaters Haus verließ und in das Land Kanaan ging, d.h. er machte sich die Art der Segnung zu Eigen, die Gott vorhatte, ihm zu geben. Die erste Erscheinung hinterließ bei ihm einen solchen Eindruck, dass sie schließlich alle Einflüsse Mesopotamiens überwand.

Als er dann das Land Kanaan betrat und es durchzog, fand er, „die Kanaaniter waren damals im Lande“ (V. 6). Ein feindliches Volk hatte also das Gebiet der Verheißung inne, was ein Bild der Einflüsse des Bösen ist, die in Wahrheit auf geistliche Mächte der Bosheit in den himmlischen Örtern zurückzuführen sind (Eph. 6, 12), und durch die Satan die Berufenen Gottes zu hindern sucht, in den geistlichen Besitz dessen zu gelangen, was, Gottes Vorsatz der Liebe gemäß, ihr Teil ist.

Angesichts dieser neuen Schwierigkeiten empfängt er eine andere Offenbarung: „Und Jehova erschien dem Abram und sprach: Deinem Samen will ich dieses Land geben“ (V. 7). Auf die erste Offenbarung hin war er ausgezogen, und angesichts einer anderen Form der Macht des Feindes gibt Gott ihm eine andere, um ihn zu ermutigen.

In diesem Zusammenhang dürfte es sehr lehrreich sein, die sieben Begebenheiten zu betrachten, bei denen Paulus Offenbarungen besonderer und segensreicher Art empfing. Wir finden sie in Apg. 9, 3; 18, 9; 22, 18; 23, 11; 1. Kor. 11, 23; 2. Kor. 12, 9 und 2. Tim. 4, 17. Jede dieser Offenbarungen hatte ihre besondere Eigenart und hinterließ einen ganz besonderen Eindruck bei diesem geliebten und geehrten Diener. Eine jede, mit Ausnahme der von 1. Kor. 11, 23, stand in besonderem Zusammenhange mit den Umständen und Übungen, die der Apostel zur Zeit hatte. Bei ihm standen die Erscheinungen und Mitteilungen in Beziehung zu seinem apostolischen Dienste; doch der Herr sagt einem jeden von uns: Du wirst dadurch als einer, der mich liebt, erkannt werden, dass du meine Gebote hast und sie hältst; und wenn du mich liebst, wirst du nach mir verlangen, und wenn du nach mir verlangst, werde ich mich dir offenbar machen. - Der Herr verbirgt Sich nicht vor dem Herzen, das Ihn liebt; das würde Ihm nicht ähnlich sein.

Abram „baute daselbst Jehova, der ihm erschienen war, einen Altar“ (V. 7). Sein Nahen zu Gott und seine Gemeinschaft floss aus der göttlichen Gunst, die er erfahren hatte. Unser Altar muss dem Maße unserer Erkenntnis Gottes entsprechen.

Die Offenbarung Gottes in Seinem Sohne ist jetzt völlig zum Abschluss gekommen und ohne Schranken, aber wir haben das Maß unserer Fähigkeit, sie zu schätzen, wohl zu beachten. Niemand kann über sein Maß hinaus Gott nahen, aber wir sollten sogar, wenn wir an unsere Segnung denken, nach dem Maße der göttlichen Gnade denken lernen, und diese besteht darin, dass wir den Geist, das Priestertum und die Sohnschaft empfangen haben, so dass unser Altar in Wahrheit sehr groß ist und eine erhabene und heilige Natur besitzt. Es ist sehr gesegnet, einen Altar zu bauen. Das deutet darauf hin, dass wir eine Stellung als Priester vor Gott einnehmen und Ihm Seinem Wohlgefallen gemäß dienen.

Es wurde schon oft darauf hingewiesen, dass alle Opfer in 1. Mose Brandopfer sind. Unter den Gläubigen hat man im Allgemeinen mehr vom Leviten als vom Priester gehalten, d.h. man hält im Allgemeinen, den Menschen zu dienen, für größer, als Gott priesterlich zu dienen. Von Aaron heißt es: „um mir den Priesterdienst auszuüben“ (2. Mose 28, 1 u. 4). Sowie wir daran denken, vor Gott einen Platz als Priester einzunehmen, entsteht die Frage, was sich vor Ihm ziemt. Wir sehen sie in der Kleidung des Priesters zum Ausdruck gebracht. Der Priesterdienst kann nicht ohne einen entsprechenden priesterlichen Seelenzustand ausgeübt werden.

Bei Abram gehörten das Zelt und der Altar zusammen. Wenn ich außerhalb kein Pilger bin, so kann ich innerhalb kein Priester sein. Jeder Gläubige hat das Recht, ein Priester zu sein, da er mit Christo verwandt ist. Alle Söhne Aarons hatten ein Anrecht auf das Priestertum, aber sie mussten mit priesterlichen Kleidern angetan und geweiht sein, ehe sie das Priestertum ausüben konnten. 1. Petrus 1 und 2 zeigen uns die geistlichen Eigenschaften, die zu einem heiligen Priestertum erforderlich sind.

Es ist lehrreich zu sehen, dass es in Israel ein Priestertum gab, noch ehe das amtliche Priestertum eingesetzt war. In 2. Mose 19, 22 ist von Priestern die Rede, die solche in sittlicher Hinsicht waren. Aaron war damals noch nicht berufen worden, es war noch kein Wort über die Priesterweihe gesprochen worden, und doch heißt es: „Und auch die Priester, die zu Jehova nahen, sollen sich heiligen“. Da haben wir den dem Priestertum zugrunde liegenden Gedanken. Seine Tätigkeit ist, Gott zu nahen. Nach 1. Pet. 3, 18 hat Christus für Sünden gelitten, „auf dass er uns zu Gott führe“, d.h. um uns eine Stellung als Priester zu geben. Durch die Erbauung des Altars nahm Abram eine priesterliche Stellung vor Gott ein.

Dann heißt es, Abram „rief den Namen Jehovas an“ (V. 8). Das weist auf den Geist der Abhängigkeit hin, in dem man in allem auf Gott geworfen ist, und dies besonders in Seinem Dienste und Zeugnis. Psalm 99, 6 sagt: „Mose und Aaron unter seinen Priestern, und Samuel unter denen, die seinen Namen anrufen, riefen zu Jehova, und er antwortete ihnen“.

Gebet ist der Ausdruck der Schwachheit und Abhängigkeit auf Seiten des Menschen, aber auch des Vertrauens auf Gott. Somit finden wir hier dreierlei, das die kennzeichnet, die im Zeugnis Gottes stehen, und es sollte für uns eine Übung sein, diese Wesenszüge, nämlich des Pilgers, des Priesters und des Gebets, zu wahren.

Es ist auffallend, dass, sowie Abram die Stellung eines Priesters vor Gott einnimmt, Bethel zum ersten Male erwähnt wird, dass da also das Haus Gottes angeführt wird. Die Zeit war noch nicht gekommen, Einzelheiten darüber, was Bethel bedeutete, zu bringen - das haben wir mehr in Jakobs Geschichte -, aber schon damals war es der Ort, wo der Glaube wohnte und anbetete.

Wir sollten mehr daran denken, Gott auf priesterliche Art zu dienen. Wie oft kommen wir zusammen und denken an kaum etwas anderes, als getröstet, erbaut und erfrischt zu werden. Die Hauptsache dagegen ist der Dienst Gottes. Dieserhalb ist es wichtig, nach außen hin die Züge eines Pilgers zu tragen. Wenn wir als Einzelne, nicht als Pilger wandeln, so wird, wenn wir zusammenkommen, nicht viel vom Priestertum zu sehen sein.

Das „Zelt“ erinnert uns auch an einen Haushalt. Wenn junge Gläubige heiraten, kommt mir oft der Gedanke, dass ein weiteres Zelt aufgerichtet wird, und die Übung ist, dass es ein „schönes“ Zelt sei. „Wie schön sind deine Zelte, Jakob, deine Wohnungen, Israel!“ (4. Mose 24, 5). Gott verbindet Sein Zeugnis vielfach mit einem Haushalt. Und es ist ein armseliger Haushalt, wo kein Morgen- und Abendopfer ist. Hiob nahm die Stellung eines Priesters vor seinem Hause ein und stellte alles auf den Boden des Brandopfers.

Es ist etwas Großes, die Umgegend Bethels nicht zu verlassen. Abrams Geschichte warnt uns vor dieser Gefahr. Es heißt: „Und Abram zog fort, immer weiter ziehend, nach dem Süden“ (V. 9). Zuerst sucht Satan überhaupt jede Bewegung unsererseits, solange er kann, zu verhindern. Wenn ihm das aber nicht mehr gelingt, so sucht er den Heiligen zu verlocken, zu weit zu gehen. Die Seelen beginnen manchmal mit dem ernsten Verlangen nach geistlichen Gütern, aber weil sie sich selbst nicht richten lernen, so gehen sie über das, was geistlich ist, hinaus und beschäftigen sich mit sich selbst und nicht mit Christo. So kommt dann eine Hungersnot über uns, die uns schließlich nach Ägypten bringt.

Zuerst suchte Satan Abram davon abzuhalten, in das Land einzugehen, und als er dann dort war, bewog er ihn, weiter zu gehen, nach dem Süden, und dann nach Ägypten. Doch das Verlassen Bethels schied Abram von der Stätte der Segnung, und bei dieser Gelegenheit wird die Hungersnot erwähnt.

Im Hause Gottes konnte keine Hungersnot sein, dort ist immer Brot. Der verlorene Sohn wusste, dass sogar die Tagelöhner in jenem Hause „Überfluss an Brot“ hatten (Luk. 15, 17). In späteren Tagen sagte Gott, dass wenn Sein Volk auf Ihn gehört und in Seinen Wegen gewandelt hätte, so würde Er sie „mit dem Fett des Weizens ... gespeist, und mit Honig aus dem Felsen ... gesättigt haben“ (Ps. 81, 16).

Wenn Mangel geistiger Nahrung eintritt, so kannst du sicher sein, dass du dich in falscher Richtung bewegt hast. Es gibt kaum eine bessere Probe dafür, wo du dich aufhältst, als die Nahrungsprobe.

Der Mangel an Speise war eine sehr ernste Sache, weil er die Seelen dahin führt, nach Ägypten hinabzuziehen. Dort gehen die Hungrigen hin. Wenn du dich von geistlicher Speise nährst, brauchst du die Speise der Welt nicht. Aber wenn du jene nicht bekommst, wirst du bald nach dieser verlangen. Wenn du den Mangel empfindest, o so wache auf, damit du siehst, wohin du gehst, und wende dich in die Nähe Bethels zurück. Jeder Schritt in falscher Richtung ist nicht nur verlorene Zeit, sondern bringt dich dahin, das wahre Zeugnis aufzugeben.

In denke, der Herr hat die Umstände und Schwierigkeiten der letzten Jahre dazu benutzt, in Seinen Heiligen mehr einen Pilger- und Priestergeist hervorzubringen. Vielen schweren Prüfungen musste ins Angesicht geschaut, sie mussten hingenommen werden, und Gottes Absicht war dabei, die dreifache Schnur, von der wir gesprochen haben, zu bilden und zu stärken, nämlich den Pilger-, Priester- und Gebetsgeist (Pred. 4, 12). Wahrscheinlich wird es nicht besser, sondern schlimmer werden, und der Herr wird fortfahren, in dieser Weise zu uns zu reden. Wenn dabei dieser Geist nicht zur Reife kommt, so werden wir nach Ägypten zurückkehren.

Die Folge davon, dass wir in jener Richtung gehen, ist, dass wir uns fürchten, unseren wahren geistlichen Beziehungen treu zu sein. Sobald Abram nach Ägypten ging, fürchtete er sich. Schon der Schatten Ägyptens (Jes. 30, 2.3) machte ihm, noch ehe er dahin kam, bange, die Beziehung, in der er zu Sarai stand, zu bekennen. Er dachte nur an sich selbst. Wie sehr ähnelt das dem: „alle suchen das ihrige!“ (Phi. 2, 21) Sein eigentlicher Platz war, Sarai zu beschützen, aber nun war er gesonnen, Sarai preiszugeben, um sich selbst zu schützen!

Abram stellt die Seite der Verantwortlichkeit dar, und in Sarai sehen wir ein Bild der Beziehung der Kirche zu Christo. Abram hätte sehr eifrig darum besorgt sein sollen, dass sie ihrer Beziehung zu ihm treu blieb und sie offen bekannte. Stattdessen war er voll von sich selbst und sagte: „sie werden mich erschlagen und dich leben lassen. Sage doch, du seiest meine Schwester, auf dass es mir wohlgehe um deinetwillen, und meine Seele am Leben bleibe deinethalben“ (V. 12 u. 13). So handelt einer, der das Seinige sucht, und das ist die Wirkung des Schattens Ägyptens.

Du wirst finden, dass wenn du dich auf den Boden der Welt hinabbegibst, wenn du dich mit den Menschen der Welt einsmachst, so wirst du dich sehr scheuen, deine wahre Beziehung zu Christo zu bekennen.

Und die Folge von Verleugnung dieser Beziehung war, dass Sarai in das Haus Pharaos kam. Welch ein Gegensatz zum Hause Gottes! „Und die Fürsten des Pharao sahen sie und priesen sie dem Pharao; und das Weib wurde in das Haus des Pharao geholt“ (V. 15).

Der Weg, von der Welt bewundert zu werden, besteht darin, deine Beziehung zu Christo zu verleugnen. Wenn du Christo untreu bist, wird man dich rühmen. Paulus eiferte um die Korinther mit Gottes Eifer und sagte: „ich habe euch einem Manne verlobt, um euch als eine keusche Jungfrau dem Christus darzustellen“ (2. Kor. 11, 2).

So hätte es um den Geist Abrams bestellt sein sollen, er sollte danach verlangt haben, dass Sarai nirgendwie ihre wahren Beziehungen verleugne. „Und er tat Abram Gutes um ihretwillen“ (V. 16).

Geradeso erging es der Kirche im Laufe ihrer Geschichte auf Erden, als sie Christo untreu war. Viele sagen: Ihr müsst unter die Welt gehen, und ihr werdet ihr dadurch eine Wohltat erweisen. - Keinesfalls; dann erweisen wir ihr nichts Gutes, sondern bringen nur Plagen über sie! „Und Jehova schlug den Pharao und sein Haus mit großen Plagen“ (V. 17).

Ich glaube, dass über die Welt viele Plagen um der Untreue des Volkes Gottes willen kommen. Wenn die Christen untreu sind, so hat Gott die Welt zu plagen, um Sein Volk aus ihr herauszubringen und sie von ihren Verbindungen mit ihr zu befreien. Untreue kann niemals irgend jemand zum Segen sein, und die Welt lernt uns durchaus nicht dadurch schätzen, dass wir zu ihr hinabgehen.

Das Ganze endete damit, dass Abram und Sarai gleichsam aus Ägypten ausgestoßen wurden. Gar oft geschieht es, dass sich dann, wenn sich Kinder Gottes in die Welt begeben, etwas ereignet, was sie hinaustreibt.

 

 

Abschrift Nicole F.