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Entrückung  nach der Drangsalszeit?

Entrückung nach der Drangsalszeit?

ENTRÜCKUNG

nach der Trübsal???

Das Argument gegen das nahe Bevorstehen der Ankunft Christi

Man kann nicht das Neue Testament lesen und dann zu dem Schluss kommen, die Schreiber der neutestamentlichen Texte hätten nicht an eine unmittelbar bevorstehende Wiederkunft Christi geglaubt. Die Christen werden ermahnt, in dieser Erwartung zu wachen ( 1Thes 5,1-8; 2Petr 3, 8-10 ) und darauf zu warten ( 1Kor 1,7; 1Thes 1,9-10; Tit 2,13 ). Diese Aufforderungen waren im ersten Jahrhundert so bedeutungsvoll und so anwendbar wie heute. Auch wenn es Voraussetzungen und deren Erfüllung anzeigende Zeichen hinsichtlich der Endzeit gibt, hinderte das nicht den Glauben an die unmittelbar bevorstehende Rückkehr Christi. Zeichen sind kein absoluter Maßstab im Bezug auf seine Rückkehr, aber sie kennzeichnen die allgemeinen Bedingungen auf der Erde, wenn er wiederkommt. Unmittelbarkeit bedeutet: Er kann jederzeit kommen.

Das Argument gegen die unmittelbar bevorstehende Wiederkunft Christi gründet sich normalerweise auf eine Reihe von Zeichen, die erfüllt sein müssten, ehe er wiederkommen kann. Es wird auch argumentiert, dass gewisse Ereignisse wie der Fall Jerusalems oder der Tod des Petrus geschehen müssten, ehe Jesus wiederkommen kann. Daher konnte er nicht wiedergekommen sein, ehe diese Dinge geschehen sind, und wurde deshalb vor diesen Ereignissen auch nicht von der Gemeinde erwartet. MacPherson listet die folgenden zwölf Argumente gegen das unmittelbare Bevorstehen auf.

Die Erfüllung des großen Missionsauftrages setzt eine lange Zeitepoche voraus. Das Wachstum der Frucht in Mt 13 ist ein zeitaufwendiger Prozess. Paulus erwartete in 2Tim 4,6-8 seinen Tod, nicht seine Entrückung. Jesus sagte in Joh 21,18-19 das Martyrium von Petrus voraus. Die Zeichen von Mt 24 müssen sich zuerst ereignen. Ein großer Zeitraum zwischen Christi Himmelfahrt und seiner Rückkehr beinhaltet die Zerstreuung der Juden unter alle Völker ( Lk 21 ); ein Mann reist in ein fernes Land, und erst nach langer Zeit kommt der Herr dieser Diener ( Mt 25 ). Der große Abfall der letzten Tage braucht Zeit, um sich zu entwickeln. Der Bräutigam im Gleichnis von den zehn Jungfrauen verzieht sein Kommen. Die Pastoralbriefe lehren den anhaltenden Dienst der Gemeinde, was Zeit erfordert. Paulus sagt, Christi Rückkehr steht nicht nahe bevor ( 2Thes 2,1-3 ), denn zuvor müssen Abfall und Antichrist kommen. Die Erwartung von sieben Phasen der Kirchengeschichte (die sieben Gemeinden in Offb 2; 3 ) erfordert einen langen Zeitlauf und bringt Vertreter der Vorentrückung in Schwierigkeiten: Könnte Christus vor der letzten Phase wiederkommen? Ermahnungen, zu wachen und bereit zu sein, sind an eine so genannte »zweite Bühne«, an einen Hintergrund in Mt 24 und 25; 1Kor 1,7; Kol 3,4; 1Thes 3,13; 2Thes 1,7-10; 1Petr 1,13; 1Petr 4,13 und 1Jo 2,28 geknüpft. Auf den ersten Blick mögen diese Argumente schlüssig erscheinen, aber im Licht der biblischen Lehre über das nahe Bevorstehen bedürfen sie einer genaueren Bewertung. Hat man diese vorgenommen, dann offenbart die Liste mindestens sieben grundlegende Irrtümer in der Interpretation.

MacPherson unterlässt es, die Heilige Schrift vor dem Hintergrund der Offenbarung auszulegen. Konservative Gelehrte sind sich allgemein darüber einig, dass Johannes die Prophetie über den Märtyrertod des Petrus vielleicht mehr als dreißig Jahre nach dem Tod des Petrus berichtete. Es ist nur schwer nachzuvollziehen, wie dies die frühen Christen, die dieses Evangelium zuerst lasen, in ihrem Glauben an die nahe bevorstehende Rückkehr Christi hätte entmutigen können. Der Textzusammenhang, in dem diese Prophetie steht, deutet an, dass manche Leser geglaubt haben könnten, Christus werde sogar noch vor dem Tod des alternden Apostels Johannes wiederkommen ( Joh 21,23 ). Ein zweites hermeneutisches Problem der Liste besteht in dem Fehler, Bibeltexte nicht in ihrem biblischen Zusammenhang auszulegen. Das zeigt sich besonders deutlich in der Behauptung, dass Paulus seinen Tod und nicht seine Entrückung erwartet habe. Es war Paulus, der die Lehre von einer nahe bevorstehenden Entrückung der Gemeinde am weitesten entwickelt hat ( 1Kor 15; 1Thes 4 ). Seinem Lebensende nahe, sprach er vom Tod als von einer realistischen Möglichkeit. Das bedeutet nicht notwendigerweise, dass er die Lehre vom nahem Bevorstehen der Wiederkunft Christi geleugnet hätte. MacPherson unterstellt gewisse Schlussfolgerungen, die der frühen Gemeinde nicht in den Sinn gekommen wären. Die Erfüllung des großen Missionsauftrages erfordert nicht notwendigerweise einen langen Zeitraum. Die frühen Christen wurden bereits in ihrer Generation beschuldigt, die Welt auf den Kopf gestellt zu haben ( Apg 17,8 ). Paulus selbst behauptete, das Evangelium sei während seiner Lebenszeit »in der ganzen Welt« gepredigt worden ( Kol 1,5-6 ). Mac-Pherson mag annehmen, der Abfall benötige Zeit, um sich zu entwickeln, aber das war keineswegs die Erfahrung oder Gesinnung der frühen Kirche. Noch ehe das Evangelium außerhalb der Stadtgrenzen von Jerusalem gepredigt wurde, hatte die Gemeinde mit dem Problem der Entartung zu kämpfen ( Apg 5,1-11 ). Die ganze Betonung bei der biblischen Lehre vom Abfall liegt auf der Tatsache, dass sein Wachstum rasend schnell ist (vgl. 2Jo 1,8; Jud 1,1; 1Kor 15,33 f; Gal 3,1-5 ). Ein viertes Problem mit dieser Liste besteht in ihrer Anlehnung an Gleichnisse. MacPherson lässt Gleichnisse mehr sagen, als Jesus mit ihnen zu sagen beabsichtigte. Jesus lehrte das Gleichnis von den zehn Jungfrauen nicht, um seine Zuhörer zu überzeugen, der Bräutigam habe im Sinn, spät zu kommen. Vielmehr lehrte er sie zu wachen, weil er jeden Augenblick kommen könnte. Jesus lehrte auch nicht das Gleichnis vom Sämann, um den Zeitraum darzustellen, den der Same zum Keimen benötigt, sondern um zu zeigen, dass die Ernte (das Gericht) unausweichlich kommen wird. Vertreter der Nachentrückungslehre neigen dazu, den Unterschied zwischen der Entrückung und dem zweiten Kommen auszublenden. Das wird deutlich in den Argumenten 5, 10 und 12 der vorliegenden Liste. Die biblische Unterscheidung zwischen der Entrückung und dem zweiten Kommen Christi ist ein grundlegendes Argument für die Entrückung vor der Trübsal. Ein weiterer Irrtum in MacPhersons Liste besteht darin, dass er die Lehre vom unmittelbaren Bevorstehen der Wiederkunft Christi und ihre Anwendung auf das christliche Leben missversteht. Zweifellos lehrt die Heilige Schrift dieses nahe Bevorstehen und die frühe Gemeinde glaubte daran. Jene Gläubige, die verstanden, dass Christus jeden Moment zurückkommen kann, gingen nicht in weißen Kleidern in die Berge, um dort auf die Entrückung zu warten. Die Christen gehorchten vielmehr der Ermahnung, fleißig und gewissenhaft ihre Arbeiten zu verrichten, damit sie bei seiner Rückkehr nicht untätig würden. »Die Lehre des nahen Bevorstehens seiner Ankunft wird in der Heiligen Schrift an vielen Stellen gelehrt, etwa in Joh 14,2-3; 1Kor 1-7; Phil 3,20-21; 1Thes 1,9-10; 4,16-17; 5,5-9; Tit 2,13; Jak 5,8-9; Offb 3,10 ... Die frühe Gemeinde glaubte an die Lehre vom nahen Bevorstehen« (Pentecost). Wenn man sie genau untersucht, ist keine der von MacPherson aufgelisteten Einwendungen gegen das nahe Bevorstehen der Rückkehr Christi überzeugend - vielleicht mit Ausnahme seines elften Arguments, das die historische Interpretation der sieben Gemeinden in Offb 2-3 beinhaltet. Diese Interpretation ist allerdings nicht der einzige Standpunkt von Prämillennialisten in dieser Frage (die Ryrie-Studienbibel kennzeichnet sie als »Gemeindetypen in allen Generationen«). Es ist eine sehr schwache Basis, um darauf die Leugnung einer klar ausgeführten, biblischen Lehre aufzubauen. Diese typische Auslegung wurde nur im 20. Jahrhundert populär, und nur wenigen Theologen käme es in den Sinn, auf dieser einen Auslegung ein theologisches Gebäude errichten zu wollen.

 

ENTRÜCKUNG

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Das Gleichnis vom Weizen und Unkraut

Ein weiteres Argument gründet sich auf das Gleichnis vom Weizen und vom Unkraut. Es wird manchmal dazu herangezogen, um die Lehre von der Nachentrückung zu verteidigen. Dabei wird nahegelegt, Christus habe Weizen und Unkraut bis zur Ernte zusammen aufwachsen lassen wollen ( Mt 13,30 ) und ein allgemeines Gericht für das Ende des Zeitalters angekündigt.

»Bis zur Epoche des zweiten Kommens Christi und der gerichtlichen Scheidung der Gerechten und der Gottlosen darf kein Versuch gemacht werden, eine solche Scheidung herbeizuführen. Diesen Grundsatz darf man allerdings nicht bis hin zu einer Rechtfertigung dafür dehnen, dass man Personen, die öffentlich Ärgernis erregen, gestattet, in der Gemeinschaft der Gemeinde zu bleiben. Das würde bedeuten, die Lehre dieses Gleichnisses zum Gegenteil seiner eigentlichen Absicht zu verdrehen und den apostolischen Verfügungen in den Arm zu fallen ( 1Kor 5 )« (Brown).

Man muss sich jedoch in Erinnerung rufen, dass der Zweck der Königreichsgleichnisse in Mt 13 nicht eine Chronik der Kirchengeschichte ist, sondern vielmehr der Geschichte des Reiches als ein Geheimnis, das ist das Christentum.

»In dieser Reihe von Gleichnissen erläutert Jesus den Weg des Evangeliums in die Welt. Wenn Israel ihn als König angenommen hätte, wären die Segnungen von Jerusalem aus bis zu den Enden der Erde geflossen. Aber das Volk verwarf ihn, und Gott musste ein neues Programm für die Erde einrichten. Während dieses gegenwärtigen Zeitalters ist »das Reich Gottes« eine Mischung von wahr und falsch, von gut und böse, wie es in diesen Gleichnissen dargestellt wird. Es ist »Christentum«, das sich zu einer Gefolgschaft des Königs bekennt, in der doch noch vieles enthalten ist, was den Prinzipien des Königs entgegensteht« (Wiersbe).