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Entrückung biblisches Studium
Entrückung biblisches Studium Gläubige aller Generationen haben stets voller
Sehnsucht die Wiederkunft Christi erwartet. Es war von jeher
Allgemeingut christlicher Erkenntnis, dass Christus auf die Erde
zurückkommen und alle menschliche Sorge beenden werde. Nach einer
allgemeinen Auferstehung und einem allgemeinen Gericht würde er einen
neuen Himmel und eine neue Erde für die Ewigkeit schaffen. Obwohl in den
Einzelheiten der Art und Weise der Wiederkunft des Herrn keine generelle
Übereinstimmung gegeben sein mag, wurde und wird doch von nahezu allen
gläubigen Christen der Glaube an sein zweites Kommen vertreten. Mit dem Wiederaufleben des Studiums biblischer
Prophetie zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurden sich manche beim Studium
des prophetischen Wortes darüber klar, dass der Apostel Paulus in 1Thes
4,13-18 zuerst von einer Auferstehung jener spricht, die in Christus
gestorben sind und dann von weiteren, die zusammen mit ihnen aufgenommen
werden, um dem Herrn in der Luft zu begegnen. Die prominentesten
Vertreter des Amillennialismus ignorierten den Gedanken, dass 1Thes 4
sich in irgendeiner Weise von anderen Textpassagen unterscheiden könnte,
die von »dem Kommen« (parousia) Christi sprechen. Das Wort parousia
selbst war für sie eine Art Sammelbegriff für die Lehre von nur einer
Wiederkunft Jesu. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts erbrachte eine
sorgfältigere Auslegung den Gelehrten ein besseres Verständnis der
Prophetie. Sie begriffen, (1) dass Gott in den verschiedenen Zeitaltern
der biblischen Geschichte unterschiedlich wirkte, (2) dass das Ende
aller Geschichte einen größeren prophetischen Rahmen umfasst, als
ursprünglich gedacht, und (3) wie wichtig es ist, biblische Texte im
Zusammenhang auszulegen, um die volle Reichweite der prophetischen
Wahrheit zu erfassen. Mit der Zeit wurde einigen Gelehrten durch das
Textstudium im Zusammenhang zunehmend klar: Christi Kommen zur
»Entrückung« der Gläubigen war ein völlig anderes Ereignis als sein
Kommen zum Gericht der Sünder und zur Herrschaft im Tausendjährigen
Reich. Viele große Bibellehrer dieser Zeit erkannten, dass beide
Ereignisse als voneinander getrennte, buchstäbliche Kommen betrachtet
werden müssen und nicht einfach vergeistlicht werden dürfen. Durch Untersuchung verschiedener Textstellen
wird deutlich, dass es in Verbindung mit der Rückkehr des Herrn zwei
unterschiedliche Auferstehungen gibt. Zunächst die Auferstehung jener in
Christus, die in die Herrlichkeit aufgenommen werden, ehe die Trübsal
beginnt. Dann die Auferweckung der alttestamentlichen Gläubigen und der
Glaubensmärtyrer der großen Trübsal, die sich der Segnungen der
buchstäblichen tausendjährigen Herrschaft des Herrn in seinem Reich
erfreuen werden. In diesen Textpassagen gibt es insgesamt elf
Kategorien. AUFERSTEHUNG. Erlösung und Entrückung Die Auferstehung, die sich bei der Entrückung
ereignet, hat mit den »Toten in Christus« zu tun. Dabei geht es um
verstorbene Gläubige, die im gegenwärtigen Heilszeitalter Glieder am
geistlichen Leib Christi geworden sind. Vier Textpassagen verknüpfen unübersehbar die
Auferstehung der Gläubigen des Gemeindezeitalters mit der Entrückung. In
1Thes 4,13-18 , der umfassendsten Textpassage über die Entrückung,
spricht der Apostel Paulus von jenen, die in Christus entschlafen sind
(Vers 14 ). Er bringt dieses »Wegreißen« (harpaz o) oder die Entrückung
der lebenden Gläubigen mit der Auferstehung der Gläubigen des
Gemeindezeitalters, die »in Christus« sind, in Zusammenhang: »Wir wollen
euch aber, Brüder, nicht in Unkenntnis lassen über die Entschlafenen ...
wird Gott ebenso die Entschlafenen durch Jesus mit ihm bringen ... denn
der Herr selbst wird beim Befehlsruf, bei der Stimme eines Erzengels und
bei [dem Schall] der Posaune Gottes herabkommen vom Himmel, und die
Toten in Christus werden zuerst auferstehen; danach werden wir, die
Lebenden, die übrigbleiben, zugleich mit ihnen entrückt werden in Wolken
dem Herrn entgegen in die Luft« (Verse 13-14.16-17 ). Die Gemeinde in Thessalonich scheint über den
Tod jener besorgt gewesen zu sein, die Christus als ihren Retter
angenommen hatten. Würden sie wieder zum Leben erweckt werden? Diese
Frage blieb unbeantwortet, und sie trauerten wie die Heiden, die keine
Garantie eines Lebens nach dem Tode haben (Vers 13 ). Die Antwort
lautet, dass die Gläubigen, die gestorben sind, auf keinen Fall vom
Segen der Wiederkunft des Herrn ausgeschlossen bleiben werden. Paulus stellt fest: »Keineswegs, auf keine
Weise werden wir denen vorangehen, die entschlafen sind« (meine eigene
Übersetzung des Verses 15). Das Wort »vorangehen« (phthasomen )
beinhaltet eine doppelte Verneinung, die eine besondere Betonung
beinhaltet: »In keinster Weise werden wir denen vorausgehen, die
entschlafen sind!« Das ist eine Redewendung in der griechischen Sprache,
die vollständig jede Befürchtung aufhebt, die in Christus Gestorbenen
könnten zurückbleiben. Diese Redewendung trägt den Sinn einer bereits
entschiedenen Zukunft: »Wenn die Zeit gekommen ist, ist dies die Abfolge
der Ereignisse.« Die Toten in Christus werden zuerst auferstehen. Diese Wachenden und Entschlafenen werden
zusammen mit dem Christus leben. In 1Thes 5,1-11 schreibt der Apostel Paulus vom
kommenden Tag des Herrn (Vers 2 ) bzw. vom Zorn (Vers 9 ), der über die
Verlorenen kommen wird, die »Friede« und »Sicherheit« rufen (Vers 3 ).
In den Versen 2-7 stellt der Apostel die Geburtswehen der Plagen und
Qualen dar, die plötzlich über die Verlorenen kommen. Sie sind in
geistlicher Finsternis und werden dem Schrecken nicht entkommen, der
über sie kommen wird wie ein Dieb (Verse 3-4 ). In 1Thes 5,9-10 kommt Paulus zurück auf das
Thema Entrückung, über das er in Kapitel 4,13-17 zu schreiben begonnen
hat. Er greift erneut die Tatsache auf, dass die Entschlafenen (die
Toten in Christus) und die Lebenden gemeinsam bei Jesus sein werden.
Ihre Befürchtungen, die in ihrer Bedrängnis aufkamen, sollten zerstreut
werden und der Irrtum, der sich offenbar bei ihnen eingeschlichen hatte,
sollte korrigiert werden: dass nämlich jene, die bei seiner Ankunft
lebendig vorgefunden würden, einen Vorteil hätten vor jenen, die zu
diesem Zeitpunkt bereits entschlafen waren. Vers 10 sagt aus: »[Christus] starb für uns,
damit - ob wir in jenem Augenblick völlig wach sind oder ob wir in jenem
Augenblick schlafend oder entschlafen sind - wir in der Zukunft, und
zwar mit einem Mal und zur gleichen Zeit, mit ihm zusammen lebendig
sind« (eigene Übersetzung). Der Ausdruck »in der Zukunft ... lebendig
sind« sieht prophetisch die auferstandenen Gläubigen in Christus und
jene entrückten Gläubigen eines Tages gemeinsam mit ihm leben. Die
Betonung des Verbs kann auch bedeuten, dass wir »jetzt und für immer«
mit ihm leben werden. Der Ausdruck »mit einem Mal und zur gleichen Zeit«
wirft ein neues Licht auf diese Auferstehung und die Entrückung.
Tatsächlich sind hier zwei Ausdrücke miteinander verbunden: »Zusammen
mit« (hama ) und »mit ihm« (sun auto ). Barnes interpretiert dies so,
dass »jene, die leben und jene, die entschlafen sind, zusammen sein
werden oder gleichzeitig bei dem Herrn sein werden.« Hendricksen fügt
hinzu: »Jene, die wachen, sind jene, die leben - die Überwinder. Es
handelt sich um jene, die nach 1Thes 4,15 »bis zur Ankunft des Herrn
übriggeblieben sind«.« Erlösung und Entrückung Zwei oder mehr Auferstehungen? Sogar einige der früheren Bibelgelehrten, die
nicht an eine Entrückung glaubten, erkannten in 1Kor 15,23-24 zwei
Auferstehungen. Vom Kontext her kündigt Paulus hier eine Auferstehung
an, in der in Christus alle lebendig gemacht werden (Vers 22 ). »Zur
Verdeutlichung: Jeder [wird auferweckt werden] in seiner eigenen
Ordnung: Christus als Erstlingsfrucht; dann als nächste jene [Gläubige],
die bei der Ankunft Christi an ihn glaubend gefunden werden; danach
[wird] die Vollendung [kommen], wann immer [Christus] [in der Zukunft]
das Reich seinem Gott und Vater übergeben wird, [was bedeutet,] dass er
zuvor alle Herrschaft und Autorität und Macht weggetan hat« (eigene
Übersetzung). Der ganze Zusammenhang ruht auf der
Formulierung: »... in Christus lebendig gemacht werden.«
Heilsgeschichtlich hat der Vers 23 eindeutig die Gläubigen des
Gemeindezeitalters im Sinn. Er beschreibt nicht das Kommen Jesu, um als
Sohn des Menschen die Herrschaft über Israel anzutreten, und auch nicht
sein Kommen zum Weltgericht. Christus kommt wieder, um die Gemeinde zu
sich zu holen. Da das Reich in Vers 24 ohne Frage vom Vers 23 abgetrennt
ist, ist die Auferstehung zur Entrückung die einzige Erklärung für diese
Textstelle.
»Es wird eine Abfolge bei der Auferstehung der
Toten geben, und Paulus erläutert dies anhand von drei Gruppen: (1)
Christus selbst, die Erstlingsfrucht; (2) die bei seiner Ankunft an
Christus Gläubigen und (3) die ganze übrige Menschheit am Ende, wenn das
Endgericht stattfindet. Über den Abstand dieser beiden Auferstehungen
voneinander - über ihre Dauer oder darüber, wo oder wie sie stattfinden
werden - wird hier nicht gesprochen. Es ist die einzige Aussage, die der
Apostel über die Ordnung der Auferstehung trifft« (Ellicott). Alford schreibt: »Die Auferstehung der übrigen
Toten, hier überkleidet durch den allgemeinen Begriff to telos [das
Ende], wird in dieser Erörterung nicht besonders behandelt, sondern nur
die der Christen ... Es sollte überflüssig sein, den Lernenden auf die
Unterscheidung zwischen der parousia [die Ankunft] für die in Christus
und dem Endgericht hinzuweisen. Es ist hier von außerordentlicher
Wichtigkeit, das im Sinn zu behalten.« Auch Robertson und Plummer meinen, dass diese
Textpassage auf ein Kommen Christi ausschließlich für sein Eigentum, die
Gläubigen des Gemeindezeitalters, hinweist, das von einer weiteren
Ankunft getrennt betrachtet werden muss. Bei diesem weiteren Kommen wird
er die anderen Toten auferwecken: »Von diesen tagamata [jeder in seiner
eigenen Ordnung] gibt es in der vorliegenden Textpassage zwei, die
eindeutig gekennzeichnet sind - Christus, der bereits das Ziel der
Auferstehung erreicht hat, und Christi Eigentum [die Gemeinde], die das
Ziel erreichen wird, wenn er wiederkommt. Vielleicht denkt Paulus an
eine dritte tagamata [Ordnung], irgendwann vor dem Ende. Aber hier an
dieser Textstelle stehen die Ungläubigen und Gottlosen ganz im
Hintergrund, falls überhaupt an sie gedacht wird.« Christi Eigentum, die entschlafenen Gläubigen
des Gemeindezeitalters, warten jetzt noch auf die Auferstehung. Diese
Textpassage zeigt eine Abfolge dieser Auferstehung bei der Entfaltung
der Ereignisse der Endzeit. Da Paulus hier ganz gezielt die Gemeinde
anspricht, befasst er sich nicht mit den Einzelheiten aller weiteren
Auferstehungen. Er konzentriert sich vielmehr auf die entschlafenen
Gläubigen des Gemeindezeitalters und auf ihren Platz im Rahmen der
ablaufenden Ereignisse.
Hoffnung und Trost Nahezu alle Textstellen zur Entrückung sprechen
vom Segen der Ankunft des Herrn für die Seinen oder, spezieller, der
Wiederkunft Jesu Christi, um die Seinen zu sich in den Himmel
heimzuholen. Das bedeutet Hoffnung und Trost für seine Gemeinde, und es
ist gewiss ein anderes Szenario als jenes, wenn Christus wiederkommt, um
auf der Erde zu richten, zu herrschen und als Messias zu regieren. Ein
wirklicher Schlüssel zu den Textabschnitten, die von der Entrückung
sprechen, ist diese Freude und Erwartung, nach Hause zu kommen. Die Heimkehr In Joh 14,1-3 versprach Jesus seinen Jüngern,
ihnen eine Stätte zu bereiten. Nach dem griechischen Wortlaut könnte
dieser Abschnitt folgendermaßen wiedergegeben werden: »Lasst euer Herz
nicht beunruhigt werden. Ihr alle glaubt an Gott; in derselben Weise
setzt euer Vertrauen weiter auf mich. In meines Vaters Haus sind viele
Wohnungen. Falls es nicht so wäre, hätte ich es euch gesagt; denn ich
gehe hin, einen Raum für euch vorzubereiten [dass ihr darin leben könnt]
. Ich werde wiederkommen und euch [zu mir nach Hause] mitnehmen, damit,
wo ich bin, ich und ihr zusammen seid« (eigene Übersetzung des Autors). In diesem Abschnitt werden Hoffnung und Trost
in Form einer Verneinung ausgedrückt: »Lasst eure Herzen nicht
beunruhigt werden.« Warum nicht? Weil Christus eine Stätte für sie
vorbereitet, und er wiederkommen wird, um sie zu sich zu nehmen. Diese
Aussage bezieht sich auf die Entrückung, weil hier davon ausgegangen
wird, dass sein Kommen noch zu Lebzeiten der Jünger hätte geschehen
können. Obwohl sie den Tod erlebten, sollten ihre neuen Leiber zum
Zeitpunkt der Entrückung mit nach Hause genommen werden. Das »Haus« (oikos ) des Vaters ist nicht
gleichzusetzen mit dem irdischen Reich, in dem Jesus herrschen wird.
Nach seinem Sterben sollte Jesus bald in seines Vaters Haus
zurückkehren, dann aber für die Seinen kommen und sie zu einem Ort hin
mitnehmen, den er für sie vorbereitet hat. Jesus sagt nicht, dass seine
Jünger einfach sterben und zum Haus des Vaters gehen werden (obgleich
das natürlich mit ihren Seelen geschehen würde, wenn sie vor seinem
Kommen sterben würden). Daher muss sich dieser Hinweis auf sein Kommen
für sie entweder auf die Entrückung zu ihren Lebzeiten beziehen oder auf
die leibliche Auferstehung, die parallel dazu stattfindet. »Die Toten in
Christus werden zuerst auferstehen; danach werden wir, die Lebenden, die
übrig bleiben, zugleich mit ihnen entrückt werden in Wolken dem Herrn
entgegen in die Luft; und so werden wir allezeit beim Herrn sein« (
1Thes 4, 16-17 ).
Standhaftes Warten Abgesehen von den Worten des Herrn in Joh
14,1-3 dürfte Jak 5,7-9 einen der frühesten Hinweise auf die Entrückung
enthalten. Über die Hoffnung und Erwartung könnte man die Verse 7-9 vom
Wortlaut des griechischen Textes her folgendermaßen lesen: »So wartet
denn standhaft, bis die Zeit der Heimsuchung [parousia ] gekommen ist.
Siehe, der Bauer wartet auf die köstliche Frucht der Erde, er wartet
geduldig auf sie ... auch ihr, wartet standhaft, macht eure Herzen
entschlossen und standfest, denn die Ankunft des Herrn kommt
fortschreitend näher.« Die Redewendung »wartet standhaft« mahnt zu
Geduld und Langmut. Zur Verdeutlichung wird das Bild vom Bauern, der
»wartet«, herangezogen. Das griechische Ver b ekdechetai beinhaltet eine
»freudige Erwartung«. Jakobus spornt seine Leser nicht nur zu einer
freudigen Erwartung in Bezug auf das Kommen des Herrn an, sondern auch
zu einer festen Entschlossenheit ihrer Herzen (kardia) . Dieser Text über die Entrückung vermittelt
Zuversicht und Hoffnung ungeachtet aller Verfolgungen, die die Gemeinde
bedrängen. Der Bauer wartet voller Hoffnung auf erfrischende Regenfälle,
die eine gute Ernte verheißen. In gleicher Weise können Gläubige das
Kommen des Herrn erwarten. Barnes schreibt dazu: »So wie der Bauer zur
rechten Zeit die Rückkehr des Regens erwartet, können wir der Befreiung
von unseren Prüfungen entgegensehen.«
Errettet vor dem kommenden Zorn 1Thes 1,9-10 ist ein ausdrucksvoller Text über
die Entrückung, der ebenfalls von einer Hoffnung in »freudiger
Erwartung« spricht. Er vermittelt Hoffnung und Trost, weil er davon
spricht, dass die Gläubigen vor dem Schrecken des kommenden Zorns
weggerissen werden. Im Hinblick auf diese Hoffnung könnte der Text nach
dem griechischen Wortlaut folgendermaßen übersetzt werden: »Ihr seid
umgekehrt ... um nun einem lebendigen, treuen Gott zu dienen und jetzt
gespannt seinen Sohn aus den Himmeln zu erwarten, den [Gott] aus den
Toten auferweckt hat, Jesus, der uns wegreißen (retten) wird [hin zu
sich selbst] vor dem Zorn, der da kommt« (Übersetzung des Autors). Dem Verb »seid in gespannter Erwartung«
(anameno ) wird durch die Präposition ana eine stärkere Intensität
verliehen. Darunter ist eine fortdauernde oder geradlinige Entwicklung
zu verstehen: ein anhaltendes Warten. Hendricksen äußert sich
folgendermaßen zu dieser hoffnungsvollen Erwartung: »Die Ausdruckskraft
des Verbs warten darf nicht außer Acht gelassen werden. Es bedeutet,
einer Sache mit Geduld und Vertrauen entgegenzusehen ... Es beinhaltet
ein Bereitsein für seine Wiederkunft ... Der Gedanke an sein Kommen hat
ja für den Gläubigen nichts Erschreckendes ... Denn es ist ja Jesus, der
uns errettet (dabei ist, uns zu erretten) vor dem Zorn, der kommen wird
(dem kommenden Zorn).« Barnes sagt: »Die Hoffnung auf seine Rückkehr
zu unserer Welt, um die Toten aufzuerwecken und seine Erlösten in den
Himmel mitzunehmen, ist die herrlichste und freudigste Aussicht für die
Menschheit, und wir sollten zu jeder Zeit bereit sein, ihm als unserem
zurückkehrenden Herrn zuzujubeln, und uns ihm als unserem herrlichen
Erlöser in die Arme zu werfen.« Unsere Hoffnung bei seinem Kommen Paulus schreibt in 1Thes 2,19 : »Denn wer ist
unsere Hoffnung oder Freude oder Ruhmeskranz - nicht auch ihr? - vor
unserem Herrn Jesus bei seiner Ankunft?« Das ist eine ungewöhnliche Art,
über Hoffnung und Trost zu sprechen. Aber Paulus will damit den
Gläubigen in Thessalonich klar machen, wie sehr er sich über ihren
engagierten Einsatz für das Evangelium freut. Leid und Verfolgung, die
sie um des Namens Christi willen erleiden mussten, hatten ein beinahe
unerträgliches Ausmaß erreicht. Deshalb erwähnt Paulus, dass diese
Gläubigen in dem Augenblick, in dem sich die Entrückung ereignet, wenn
er dem Herrn von Angesicht zu Angesicht gegenüber stehen wird, seine
große Freude sein wird. Dieses Ereignis ist nicht das Kommen Christi zum
Weltgericht, sondern die Entrückung, bei der der Herr die Seinen zu sich
nimmt.
Einander Trösten In dem wichtigsten Text über die Entrückung (
1Thes 4,13-18 ) schreibt der Apostel Paulus an die Gemeinde in
Thessalonich über dieses große, wunderbare Ereignis, damit sie sich
nicht betrübt sind wie die »anderen, die keine Hoffnung haben« (Vers 13
). Die Thessalonicher trauerten um ihre verstorbenen (entschlafenen)
Glaubensgeschwister, weil sie meinten, dass nur sie als Lebende eine
Hoffnung bei der Wiederkunft Christi hatten. Damit unterschieden sie
sich praktisch nicht von der Unerlösten, die den Tod als endgültige
Vernichtung betrachteten. Paulus wollte ihren Irrtum korrigieren und
stellte die heidnische Welt als hoffnungslos dar, aber in Bezug auf die
Gläubigen, ob lebend oder entschlafen, spricht er von der glückseligen
christlichen Gewissheit der Auferstehung zur Herrlichkeit mit dem Herrn
Jesus Christus. In Vers 18 ermahnt Paulus die Gläubigen, in
diesem Wort des Herrn über die Entrückung und die damit verbundene
Auferstehung Trost zu suchen und zu finden. Die Wurzel des Wortes
»Trost« (parakaleo ) kann bedeuten: »an die Seite rufen« oder »beraten«.
»In gleicher Weise beratet einander mit diesen Worten.« Gegenwartsform
und aktiver Modus werden im Griechischen gebraucht, um zu betonen, dass
sie es jetzt nötig haben, sich gegenseitig zu trösten, aber auch
weiterhin, bis der Herr wiederkommt. Durch diese Bewährung im Glauben
wird die Gewissheit des endgültigen Sieges verdeutlicht. Nachdem er über den Tag des Herrn ( 5,2 ) und
den kommenden Zorn ( 5,9 ) geschrieben hat, schließt der Apostel mit der
erneuten Aufforderung, einander zu trösten, weil Gott die Seinen nicht
durch diese Tage des Schreckens gehen lassen wird, die über die Welt
kommen werden. Nach dem Wortlaut des griechischen Textes schreibt Paulus
in Kapitel 5,11 : »Deshalb ermahnt einander unablässig und erbaut einer
den anderen, gerade so [und wie ich auch weiß], wie ihr es jetzt schon
tut.« Manche Gläubige waren in Jesus entschlafen (
4,14-15 ). Andere werden am Leben sein, wenn sich die Entrückung
ereignet ( 4,17 ), und sie alle werden ganz sicher nicht den
schrecklichen Tag des Herrn miterleben, der über die Erde kommen wird (
5,9 ). Deshalb besteht die große Hoffnung darin, dass die Gläubigen bei
ihrem Erlöser sein werden - entweder durch Entrückung oder durch
Auferstehung. Diese Worte enthalten einen wirklichen Trost. t Der Tag des Herrn ist noch nicht gekommen Die meisten Ausleger sind der Auffassung, dass
2Thes 2,1 sich ausschließlich auf die Entrückung bezieht. Nach dem
Wortlaut des griechischen Textes könnte der Vers lauten: »Nun bitte ich
euch, Brüder, wegen der Ankunft unseres Herrn Jesus Christus, sogar
[wegen] unserer Versammlung zu ihm« (Übersetzung des Autors). A. T. Robertson betrachtet den ganzen Vers als
»Hinweis auf die in 1Thes 4,15-17 erwähnte Entrückung.« Paulus schreibt
weiter: »... dass ihr euch nicht schnell in eurem Sinn erschüttern, auch
nicht erschrecken lasst« ( 2Thes 2,2 ). Obwohl hier nicht die Wörter
Hoffnung oder Trost verwendet werden, spricht der Apostel den
Thessalonichern mit dem Hinweis Trost zu, dass der Tag des Herrn noch
nicht gekommen sei. Zuerst müsse der große Abfall kommen, und der
Antichrist (der Mensch der Gesetzlosigkeit) müsse offenbar werden (
2,3-4 ). In seinen tröstenden Worten verwendet Paulus
zwei Verneinungen: »Werdet nicht erschüttert« (saleuo ) in eurem Geist,
»seid« auch nicht »entsetzt« (throe o), als ob der Tag des Herrn bereits
gekommen sei (Vers 2 ). Paulus verweist auf die Entrückung in 1Thes
4,15-17 und bekräftigt die Zusicherung, dass die Gläubigen dem kommenden
Zorn entgehen werden. Die Auferstehung Christi gibt Hoffnung In 1Kor 15 argumentiert Paulus, dass wir keine
Hoffnung hätten, wenn Jesus nicht aus den Toten auferstanden wäre. »Also
sind auch die, welche in Christus entschlafen sind, verloren gegangen.
Wenn wir allein in diesem Leben auf Christus gehofft haben, so sind wir
die elendesten von allen Menschen« ( 15,18-19 ). Er gibt den Gläubigen
die wunderbare Zusicherung: »In Christus werden alle lebendig gemacht
werden« (Vers 22 ). Und auf Christi Auferstehung folgt die Auferstehung
der Gläubigen bei der Entrückung: »... sodann [nach der Auferstehung
Jesu] die, welche Christus gehören bei seiner Ankunft« (Vers 23 ). Wie
Jesus verheißen hat ( Joh 14,2-3 ) wird Christus für seine Gemeinde
wiederkommen, und die Toten in Christus werden auferweckt werden ( 1Thes
4,16 ). In 1Kor 15,49 setzt Paulus seine Hymne auf die
Hoffnung in Bezug auf die Auferstehung fort: »Wie wir das Bild des
Irdischen getragen haben, so werden wir auch das Bild des Himmlischen
tragen.« Dem lässt er die hoffnungsvolle und frohe Beteuerung folgen:
»Siehe, ich sage euch ein Geheimnis: Wir werden nicht alle entschlafen,
wir werden aber alle verwandelt werden, in einem Nu, in einem
Augenblick, bei der letzten Posaune; denn posaunen wird es, und die
Toten werden auferweckt werden unverweslich, und wir werden verwandelt
werden« ( 15,51-52 ). Diese Verse drücken wirklich Hoffnung und Trost
aus. Mit dem Wort »Siehe« gebraucht der Apostel einen kraftvollen
Ausruf, um die Aufmerksamkeit des Lesers auf eine »bedeutungsvolle
Offenbarung« zu richten, die er »besonders stark betont«. Paulus erwähnt
zweimal, dass wir irgendwann in der Zukunft verwandelt werden. Das hier
verwendete griechische Wort bedeutet »verändern«, oder in anderem
Zusammenhang: »seine Gewohnheiten ändern«; aber auch: »eine neue
Position einnehmen«, »ein Ding gegen ein anderes austauschen«,
»auswechseln«. Aufgrund der einzigartigen Stellung der
Gemeinde und der Tatsache, dass die noch lebenden Gläubigen vor dem
kommenden Zorn verwandelt und entrückt werden, verkündet Pulus mit
großer Freude diese segensreiche »neue« Offenbarung. »Dass [Paulus]
nicht die damaligen Empfänger seines Briefes meinte, geht aus der
gesamten Argumentationsweise hervor, denn diese bezieht sich auf
Christen allgemein, d. h. auf die Gemeinde als Ganzes. Ein neues Bürgerrecht Eine von Paulus
hoffnungsvollsten Verkündigungen finden wir in Phil 3,20-21 : »Denn
unser Bürgerrecht ist wirklich im Himmel, aus dem heraus wir einen
Erlöser, den Herrn Jesus Christus, erwarten (um ihn willkommen zu
heißen), der die Gestalt unseres Leibes, (der da hat) eine Begrenzung,
verwandeln wird« (Übersetzung des Autors). Wir »erwarten einen Erlöser« (apekdechoma i).
Dieses Wort kann »empfangen« oder »willkommen heißen« bedeuten. Paulus
schließt sich selbst in die Vorfreude ein. Alford formuliert es
folgendermaßen: »Wir warten ... und rechnen damit, bis das Ereignis
eintritt ...«. Diese Formulierung ist eine lebhafte Bezeichnung für die
Vorfreude des Paulus auf das Kommen Christi als die normale Haltung
eines Christen, der auf der Erde zu Gast und dessen Heimat im Himmel
ist« (Alford). Große Erwartungen In Tit 2,13 schreit Paulus seine freudige
Erregung über die Entrückung förmlich heraus. Nach dem Wortlaut des
griechischen Textes könnte man diese Passage auch so lesen: »Wir
erwarten fortwährend in Aufregung die glückselige Hoffnung und herrliche
Erscheinung unseres großen Gottes, ja unseres Erlösers Christus Jesus«
(Übersetzung des Autors). »Fortwährend in Aufregung erwarten« wird
oftmals einfach mit »erwarten« (prosdechoma i) übersetzt. Doch in
Wirklichkeit macht die verwendete Gegenwartsform dieses »Erwarten« zu
einer ununterbrochenen Hoffnung. »Dieser Ausruf beschreibt einen
beständigen Zustand, eine fortwährende Haltung.« Die »glückselige
Hoffnung« könnte auch mit »freudige Erwartung« übersetzt werden. Diese
Erwartung ist nicht in Frage gestellt, sondern sie wird sich erfüllen,
und sie bewirkt bei einem Menschen eine große innere Freude, die auf die
endgültige Erlösung ausgerichtet ist. »Hier wird die große
Erwartungshoffnung beschrieben, die im Leben von Menschen, die auf die
Rückkehr ihres Herrn warten, der alles beherrschende Gedanke ist.« Zuversichtlich sein, wenn er kommt Christus könnte sich selbst zu jeder Zeit mit
der Entrückung offenbaren. Der Apostel Johannes äußert in seinem Brief
über die Liebe (1.Johannes) ähnliche Gedanken wie Paulus. In zwei
unterschiedlichen Zusammenhängen spricht er von Zuversicht und Hoffnung
im Blick auf das Kommen Jesu. Nach dem Wortlaut des griechischen Textes
schreibt er: »Und nun bleibt in ihm, damit wir, wenn er geoffenbart
werden wird, Zuversicht haben und uns nicht aus Scham vor ihm verbergen
müssen bei seiner Ankunft« ( 2,28 ). »Wir werden ihm gleich sein, denn
wir werden ihn sehen, wie er ist. Und jeder, der diese Hoffnung auf ihn
hat, reinigt sich selbst, wie er rein ist« ( 3,2 ). Manchmal kann »Zuversicht« (parousia ) als
»Freude«, als »Beherztheit« oder als »Kühnheit« übersetzt werden. Durch
die Verwendung des Pronomens »wir«, schließt Johannes die Möglichkeit
ein, dass auch er selbst noch am Leben sein könnte, wenn Jesus
wiederkommt, und dass seine Generation vielleicht nicht mehr sterben
muss. Er ermutigt die Gläubigen, in enger Gemeinschaft mit Jesus zu
leben, damit sie sich bei seinem Erscheinen nicht schämen müssen.
Johannes meint hier nicht eine Erfahrung nach der Auferstehung, sondern
ein Ereignis, das noch zu seinen Lebzeiten stattfinden könnte. In Kapitel 3,2 erklärt Johannes Folgendes: Wenn
ein Gläubiger die Rückkehr seines Herrn erwartet, wird dies eine
reinigende Wirkung auf den inneren Menschen haben. »Einer, der seine
Hoffnung im Glauben auf den Sohn Gottes setzt, erfährt eine inwendige
Reinigung, die so vollständig ist wie die Reinheit Christi.« Wenn sich die Entrückung ereignet, werden die
Gläubigen unmittelbar neue, verherrlichte Leiber empfangen, die dem
Auferstehungsleib des Christus gleichen, und die Auferstehung der in
Christus Entschlafenen findet statt. Diese Verwandlung betrifft sowohl
die Lebenden als auch die Toten und geschieht, damit sie in die
Gegenwart des lebendigen Gottes und seines Sohnes versetzt werden
können. Dies deutet Paulus erstmals in 1Thes 4,13-18 an. Dem Herrn in der Luft begegnen Natürlich können die Toten in Christus und wir,
die wir leben, nicht »zugleich mit ihnen entrückt werden, in Wolken dem
Herrn entgegen in die Luft« ( 4,17 ), ohne dass nicht beide zuvor mit
Herrlichkeitsleibern ausgestattet werden. Der Apostel klärt dies
abschließend mit der Folgerung: »So werden wir allezeit beim Herrn sein«
( 4,17 b). Mit ihm zusammen leben Da Gläubige in Christus nicht zum Zorn bestimmt
sind ( 1Thes 5,9 ), sondern durch sein Opfer die Errettung erlangt
haben, werden sie entrückt, um mit ihm zusammen mit ihm zu leben ( 5,10
). Mit diesem Gedanken wird nochmals die Tatsache betont, dass Christen
verwandelt werden müssen, damit sie beim Herrn leben können. Jene, die Christus gehören Nach einer solch tiefgehenden Erläuterung der
Notwendigkeit einer Auferstehung ( 1Kor 15,12-21 ), fasst Paulus diese
Gedanken mit folgenden Worten zusammen: »... in Christus werden alle
lebendig gemacht« (Vers 22 ). Dann fügt er (nach dem Wortlaut des
griechischen Textes) hinzu: »Zur Erklärung: Jeder aber [wird auferweckt
werden] in seiner eigenen Ordnung: Christus, der Erstling; dann als
nächste die, welche Christus gehören bei seiner Ankunft« (Vers 23 ).
Wieder wird die Verwandlung an die Auferstehung geknüpft. Aber in
1.Korinther 15,51-54 bezieht Paulus auch die körperliche Umwandlung der
lebenden Gläubigen in Christus mit ein: »Wir werden nicht alle
entschlafen, wir werden aber alle verwandelt werden ... die Toten werden
auferweckt werden unverweslich, und wir werden verwandelt werden. Denn
dieses Verwesliche muss Unverweslichkeit anziehen und dieses Sterbliche
Unsterblichkeit anziehen« (Verse 51-53 ). Das griechische Wort für Verwandlung (allasso )
kann auch bedeuten »einen neuen Standpunkt einnehmen«, »ein Ding durch
ein anderes austauschen«. Die Gleichgestaltung unseres Leibes bei seiner
Ankunft Phil 3,21 enthält eine kraftvolle Erklärung für
die notwendige, einschneidende Verwandlung unseres Leibes: »Christus
wird unseren Leib, der begrenzt ist, umgestalten zur Gleichgestalt mit
dem Leib seiner Herrlichkeit«. Dies vollbringt er durch die »wirksame
Kraft, mit der er vermag, auch alle Dinge sich zu unterwerfen.« Das Wort verändern oder modifizieren , oftmals
mit »umgestalten« (metaschamatizo ) übersetzt, kann von der
Wortbedeutung her auch heißen: »die Grundlagen verändern oder
modifizieren«. Jesus wird den jetzigen Leib umwandeln in etwas Neues.
Das Wort kann auch die vollständige Veränderung einer Person oder einer
Sache ausdrücken, eine Verwandlung der Form, eine Veränderung der
Konfiguration, einen Wechsel des Standpunkts oder Zustands. Begrenzung oder Einschränkung wird oftmals als
»niedriger Zustand« (tapeinoseos ) übersetzt. Das Wort kann Niedrigkeit
bezeichnen, Verringerung, Erniedrigung, Degradierung oder Demütigung
sowie Herabsetzung oder Schmälerung. Paulus spricht über einen Leib, der
jetzt niedriger ist als »der Leib der Herrlichkeit«. Er ist irdisch,
natürlich, fleischlich, vergänglich ( 1Kor 15 ). Die Sünde beherrscht
alles, klagt an und bewirkt ein Seufzen nach Befreiung: »Auch wir selbst
seufzen in uns selbst und erwarten die Sohnschaft: die Erlösung unseres
Leibes« ( Röm 8,23 ). Das Wort Gleichformung
, oft mit »Gleichgestaltung« (summorphon) wiedergegeben, kann wörtlich
mit »zusammengeformt« übersetzt werden. Homer Kent schreibt: »Der
gegenwärtige Leib wird wörtlich als ���Leib der Niedrigkeit���
bezeichnet ... damit liegt die Betonung auf seiner Schwäche und
Anfälligkeit für Verfolgung, Krankheit, sündhafte Neigungen und Tod.
Beim Kommen Christi wird allerdings die irdische, vergängliche
Erscheinung verwandelt werden, sowohl bei der Auferstehung der Toten als
auch bei der Entrückung der Lebenden. Die Gläubigen werden verwandelt
werden und empfangen Herrlichkeitsleiber, die angemessener ihr
eigentliches Wesen als Kinder Gottes und Teilhaber des göttlichen Lebens
in Christus zur Geltung bringen.« Die Verwandlung Wie Jesus sein Obwohl es schwer ist,
dies völlig zu erfassen, sagt Johannes: »Wir wissen mit Gewissheit, dass
wir, wann auch immer er offenbart werden wird, wir eins mit ihm sein
werden, denn wir werden ihn sehen, wie er ist« ( 1Jo 3,2 ; Übersetzung
des Autors). »Wann auch immer« klingt ziemlich unsicher, aber die
grammatikalische Konstruktion beinhaltet dennoch Gewissheit.«
Dementsprechend wörtlich übersetzt, lautet der Text: »Gleichartige mit
ihm werden wir sein.« Wir werden einen Leib und eine Konstitution
besitzen, wie er sie hat! »Daraus geht deutlich hervor, dass der Anblick
des Erlösers, wie er wirklich ist, unsere Umwandlung in sein Ebenbild
bewirken wird.« Eine Rückkehr in den Himmel In vielen Texten über die Entrückung ist direkt
oder indirekt von einer Rückkehr in den Himmel die Rede. In sieben
unterschiedlichen Textzusammenhängen wird deutlich, dass unsere
Bestimmung im Himmel ist. Diese Texte über ein »Wegnehmen« beziehen sich
auf die Entrückung. Eine Rückkehr in den Himmel In das Haus meines Vaters Jesus sagte zu seinen Jüngern: »Im Hause meines
Vaters sind viele Wohnungen. Ich gehe hin, einen Raum für euch
vorzubereiten [um darin zu leben]. Ich werde wiederkommen ... damit auch
ihr seid, wo ich bin, ihr und ich [zusammen]« ( Joh 14,2-3 , eigene
Übersetzung). Christus sagte wörtlich: »Wieder ich komme.« Vom
Textzusammenhang her handelt es sich um eine noch unvollendete
Gegenwart. »Ich werde wiederkommend sein.« Dieses Ereignis »wird als so
gewiss betrachtet, dass es gedanklich als bereits im Geschehen begriffen
angesehen wird.« Eine Rückkehr in den Himmel Errettet vor dem Zorn In 1Thes 1,9-10 heißt es, dass wir den Sohn
Gottes aus dem Himmel erwarten, »der uns errettet vor dem kommenden
Zorn.« Daraus kann man schließen, dass wir von der Erde weggenommen
werden, damit wir »allezeit bei dem Herrn sein werden« ( 4,17 ). Somit
werden wir in den Himmel aufgenommen. Es geht hier wieder nicht um den
Sohn des Menschen, der kommt, um auf der Erde zu herrschen, sondern
darum, uns fort zu nehmen, wenn Gott die Bewohner der Erde mit noch nie
dagewesenen Plagen heimsuchen wird. Eine Rückkehr in den Himmel Vor den Vater gebracht In 1Thes 3,13 kündigt der Apostel an, dass wir
beim Kommen unseres Herrn Jesus zusammen mit all seinen Gläubigen heilig
und untadelig vor unserem Gott und Vater gestellt werden sollen. So wird
in Kapitel 2,19 (die Gegenwart unseres Herrn Jesus bei seinem Kommen)
das Wort »vor« für eine Begegnung von Angesicht zu Angesicht gebraucht.
Man beachte die Parallele: »Vor (der Gegenwart von) unserem Herrn Jesus«
( 2,19 ) und »vor (der Gegenwart von) unserem Gott und Vater« ( 3,13 ).
Diese Begegnung muss im Himmel stattfinden. Allezeit bei dem Herrn Kaum jemand kann bestreiten, dass Paulus sich
auf den Himmel bezieht, wenn er sagt, dass wir allezeit bei dem Herrn
sein werden ( 1Thes 4,17 ). Theologen aus allen Lagern der prophetischen
Auslegung haben stets diese Auffassung von der Heimkehr der Gläubigen in
den Himmel vertreten. Der griechische Grundtext verdeutlicht diesen
Sachverhalt sogar noch stärker: Wir werden »entrückt werden in die
Wolken zur Begegnung mit dem Herrn in der Luft. So werden wir selbst
allezeit mit dem Herrn zusammen sein.« Viele Theologen stimmen auch
weitestgehend überein, dass Paulus auf den Himmel anspielt, wenn er
sagt, dass wir »ob wir wachen oder schlafen, zusammen mit ihm leben«
werden ( 1Thes 5,10 ). Zu ihm hin versammelt Viele vertreten auch die Auffassung, dass der
Apostel, wenn er von »der Ankunft unseres Herrn Jesus Christus« und
»unserer Vereinigung mit ihm« schreibt, ebenfalls noch von unserer
Heimkehr in den Himmel spricht ( 2Thes 2,1 ). Manchmal wird dieses
Ereignis auch als »Musterung der Gläubigen für den Himmel« bezeichnet!
In der Tat kann der Ausdruck »mit ihm« auch mit »zu ihm hinauf«
übersetzt werden. Bürgerschaft im Himmel Es ist unstrittig, worüber Paulus in Phil 3,20
spricht. Auch wenn sie noch auf der Erde leben, haben Christen ihr
Bürgerrecht woanders, und zwar im Himmel. Das steht im Gegensatz zu
jenen, die ihre Gesinnung auf das Irdische richten ( 3,19 ): »Ihre [der
Welt] Gedanken sind auf die Erde ausgerichtet; unsere Heimat ist im
Himmel, und auch während unserer irdischen Pilgerreise sind wir mit
unseren Empfindungen dort.« Zum Herrn gebracht werden oder Christus von
Angesicht zu Angesicht sehen Dieses Ereignis bezieht sich nicht auf Jesus
als den König Israels, den Messias, beim Antritt seiner Herrschaft auf
der Erde. Aus dem Zusammenhang aller Verse über die Entrückung geht
direkt oder indirekt hervor, dass es sich dabei um eine Heimkehr
handelt, »um bei dem Herrn im Himmel zu sein«. Sie weisen aber auch
darauf hin, dass die Gläubigen bei der plötzlichen Entrückung und
Verwandlung der Lebenden oder durch die Auferstehung der entschlafenen
Gläubigen Jesus unvermittelt sehen werden. Der Sinn dieses »Wegreißens«
der Lebenden besteht darin, den Weg frei zu machen für den Zorn, der
über die Erde kommen soll. Wenn Christus bei seinem zweiten Kommen
erscheint, um zu herrschen, werden die Gläubigen der Gemeinde ihn
begleiten. Zum Herrn gebracht werden oder Christus von
Angesicht zu Angesicht sehen Wir werden sein, wo Jesus ist In Joh 14,3 stellt Christus unzweifelhaft fest:
»Ich werde wiederkommen und euch mit mir nehmen [zu meinem eigenen
Heim], das, wo ich bin, ich und ihr [zusammen seid]« (Übersetzung des
Autors). Die Jünger des Herrn hätten zu Lebzeiten ent rückt werden
können, doch sie starben und ihre Seelen wurden in den Himmel
aufgenommen. Deshalb wird die Rückkehr Christi für ihre Seelen die
leibliche Auferstehung bringen, und ihre Seelen werden wieder mit ihren
Leibern vereint werden. Dann werden die Jünger ihre neuen Leiber
empfangen. Aber zu ihren Lebzeiten hätten sie weggerissen werden und
ihrem Herrn plötzlich in der Luft begegnen können. Zum Herrn gebracht werden oder Christus von
Angesicht zu Angesicht sehen Warten auf den Sohn Gottes Gläubige sollen die
Rückkehr des auferstandenen Jesus, des Sohnes Gottes, aus dem Himmel
freudig erwarten ( 1Thes 1,10 ). Sie werden ihn von Angesicht zu
Angesicht sehen! Das Wort »erwarten« (anameno) könnte auch übersetzt
werden mit »anhaltend ausharren im Erwarten seines Sohnes«. »Die
Ausdruckskraft des Verbs��� warten��� darf nicht außer acht gelassen
werden. Es bedeutet, »mit Geduld und Zuversicht auf etwas harren ...
bereit sein für seine Rückkehr« ... Der Gedanke an seine bevorstehende
Ankunft hat für den Gläubigen jeden Schrecken verloren« (Hendrickson).
Zum Herrn gebracht werden oder Christus von
Angesicht zu Angesicht sehen Der Richter ist im Anmarsch Wenn der Apostel Jakobus Christus als den
kommenden Richter bezeichnet ( Jak 5,9 ), dann meint er damit nicht ein
Gericht über unser ewiges Schicksal, sondern das Preisgericht (bema)
über unsere Werke. »Denn wir müssen alle vor dem Richterstuhl [bemato s]
Christi offenbar werden, damit jeder empfange, was er durch den Leib
[vollbracht], dementsprechend, was er getan hat« ( 2Kor 5,10 ). Nach dem
Wortlaut des griechischen Grundtextes sagt Jakobus: »Die Ankunft des
Herrn nähert sich fortlaufend, sie kommt ständig näher« ( 5,8 ). Deshalb
nähert sich Christus, unser Richter; er ist kurz davor, zu erscheinen. Zum Herrn gebracht werden oder Christus von
Angesicht zu Angesicht sehen Jesus nimmt uns fort Paulus schreibt von »Jesus, der uns errettet
vor dem kommenden Zorn« ( 1Thes 1,10 ). Das griechische Deponens
[A.d.Ü.: Ein Verb (Zeitwort) mit passiven Formen, aber aktiver
Bedeutung] ruomai beinhaltet die Vorstellung von »befreien«, »erretten«.
In einigen Textzusammenhängen wird es mit »errettet vor den Zähnen des
Löwen« übersetzt ( 2Tim 4,17 ) beziehungsweise mit »errettet vor der
Macht der Finsternis« ( Kol 1,13 ). Manche betrachten dies als eine
Erklärung für das Amt Christi als unser Befreier. Es könnte auch als
zeitloser Begriff für eine besondere Eigenschaft Jesu angesehen werden:
Jesus, der als unser Erretter zurückkehren wird. Aus dem klassischen
Griechisch kann das Wort erruo mit »aufnehmen« oder »fortnehmen«
wiedergegeben werden. Vincent übersetzt ruomai mit dem kraftvollen
Ausdruk: »zu sich selbst hin ziehen« mit dem besonderen Akzent der
Rettung vor dem Bösen oder aus der Gefahr. Das Wort kann aber auch eine
Bedeutung für die Zukunft haben: »Der, der uns [zu sich selbst hin]
aufnimmt«, heraus aus dem kommenden Zorn. Zum Herrn gebracht werden oder Christus von
Angesicht zu Angesicht sehen Weggerissen werden In 1Thes 4,17 heißt es sinngemäß: »Wir werden
in die Wolken hinein entrückt, hin zum Treffpunkt mit dem Herrn in die
Luft.« Das Wort Entrückung kommt von dem griechischen Wort harpazo . Es
hat die Grundbedeutung »geraubt«, »geschnappt« oder »entrissen« werden,
und zwar durch eine Kraft, der man nicht widerstehen kann. Die Gläubigen
werden der Welt entrissen, um den Herrn an einem verabredeten Platz in
der Luft zu treffen. Der Begriff »Treffpunkt« (apantesin) hat in der
Hellenistischen Welt eine Spezialbedeutung und bezieht sich auf Besuche
von besonderen Würdenträgern. Solche Besucher wurden formell von den
Bürgern oder von einer Abordnung der Bürger empfangen, die zu diesem
Zweck aus der Stadt hinausgingen, dem Besucher entgegen. Der Empfangene
wurde dann mit feierlichen Zeremonien in die Stadt hinein eskortiert.
Bei der Entrückung wird uns Christus retten ( 1,10 ) und uns zu dem
Treffpunkt in den Wolken hinwegreißen, ehe der Zorn Gottes über die Erde
kommt ( 5,1-9 ). Verschiedene Textstellen sprechen über die Begegnung
von Angesicht zu Angesicht mit dem Herrn ( 1Thes 2,19 ). Und »wir werden
allezeit bei dem Herrn sein« ( 4,17 ). Andere, ähnliche Stellen machen
deutlich: Wenn die Entrückung kommt, werden wir wirklich bei ihm sein:
»Ob wir wachen oder schlafen, [wir werden] zusammen mit ihm leben« (
5,10 ). »Unsere Vereinigung mit ihm« ( 2Thes 2,1 ); Wir erwarten
gespannt »die glückselige Hoffnung und Erscheinung unseres großen Gottes
und Heilandes Jesus Christus« ( Tit 2,13 ). »Bleibt in ihm, damit wir,
wenn er geoffenbart werden wird, Freimütigkeit haben und nicht vor ihm
beschämt werden bei seiner Ankunft« ( 1Jo 2,28 ). »Wir werden ihn sehen,
wie er ist« ( 1Jo 3,2 ). Sein Volk lebt anders In einigen Textstellen wird mit der
Entrückungshoffnung ein gottseliges Leben verbunden. Oft behaupten
Kritiker der Entrückung, diese Lehre sei nur eine Ausflucht. Aber die
Apostel Jakobus und Paulus spornen zu einem gottseligen Leben an, weil
der Herr jeden Augenblick erscheinen kann, um uns zu sich zu nehmen. Sein Volk lebt anders Beschwert euch nicht übereinander Jakobus bittet: »Seufzt nicht gegeneinander,
Brüder, damit ihr nicht gerichtet werdet. Siehe, der Richter steht vor
der Tür« ( Jak 5,9 ). Jakobus warnt auch vor dem Schwören und vor
respektlosem oder entwürdigendem Verhalten. Der Herr könnte jeden Moment
kommen: »Vor allem aber ... schwört nicht ... es sei aber euer Ja ein Ja
und euer Nein ein Nein, damit ihr nicht unter ein Gericht fallt« ( 5,12
). Schlaft nicht, seid nüchtern Im Zusammenhang mit seiner Lehre über die
Entrückung und die damit einhergehende Auferstehung der entschlafenen
Gläubigen erinnert Paulus die an Christus Gläubigen daran, dass sie
nicht zum Zorn bestimmt sind ( 1Thes 5,9 ). Die Gläubigen werden dem Tag
des Herrn entkommen ( 5,2 ), der mit plötzlichem Verderben über »sie«
kommen wird, d. h. über jene, die nicht an Christus geglaubt haben und
in Finsternis sind ( 5,3-7 ). Aber Paulus fordert die Gläubigen auch
auf, ein gottseliges Leben zu führen. Er schreibt: »Wir aber, die dem
Tag gehören, wollen nüchtern sein, angetan mit dem Brustpanzer des
Glaubens und der Liebe und als Helm mit der Hoffnung des Heils« ( 5,8 ).
Der Apostel sagt den Kindern des Lichts: »Schlaft nicht!« Wir sollen
nüchtern sein ( 5,5-6 ). Paulus spricht eindeutig darüber, wie wir im
Licht der jeden Augenblick möglichen Wiederkehr des Herrn für die, die
in Christus sind, leben sollen. Außerdem betet Paulus
für die Thessalonicher, dass Gott sie im Blick auf die Wiederkunft
Christi moralisch intakt und vollständig bewahren möge: »Er selbst aber,
der Gott des Friedens, heilige euch völlig; und vollständig möge euer
Geist und Seele und Leib untadelig bewahrt werden bei der Ankunft
unseres Herrn Jesus Christus« ( 5,23 ). Das Wort »völlig« kann auch
»vollständig« oder »durch und durch« bedeuten. »Sich zu konzentrieren,
sich von den weltlichen Dingen abzusondern ... Nur hier im Neuen
Testament bedeutet es »die Ganzheit eines jeden von euch«, »jeden Teil
von euch«��� »durch und durch« (Luther), eher qualitativ als
quantitativ.« Unbefleckt leben Paulus schreibt an den jungen Timotheus: »Dass
du das Gebot unbefleckt, untadelig bewahrst bis zur Erscheinung
(epiphaneias) unseres Herrn Jesus Christus« ( 1Tim 6,14 ). Der Wortstamm
»Fleck-« kann sich auf eine verborgene Verschmutzung oder auf einen
verunreinigenden Makel beziehen. »Ohne Vorwurf«, »untadelig« birgt in
sich den Gedanken an ein einwandfreies Verhalten. Vom Textzusammenhang
her scheint der Apostel hier auf den Umgang mit Geld und die Gefahren
des Reichtums zu verweisen. Ohne Frage hat er ein tadelloses,
moralisches Leben und den richtigen Gebrauch der materiellen Dinge im
Blick, damit der Gläubige im geistlichen Sinn aufrecht stehen kann, wenn
Jesus wiederkommt. Die glückselige Hoffnung und das christliche
Leben Die Gnade Gottes und das mit ihr verbundene
Heil sollte uns veranlassen, in Bezug auf einen gottseligen Lebenswandel
genauestens unterwiesen zu sein und die glückselige Hoffnung zu erwarten
( Tit 2,12-13 ). Die Gnade Gottes hilft uns, die Gottlosigkeit und
weltliche Begierden zu verleugnen und in dem gegenwärtigen Zeitalter
vernünftig, rechtschaffen und gottselig zu leben. Und dies sollte die
sehnsüchtige Erwartung der baldigen Rückkehr des Herrn hervorrufen. Wir
lesen von den beiden Partizipien »unterrichten« (Vers 12 ) und
»erwarten« (Vers 13 ): »Die Gnade Gottes ist erschienen ... uns
unterrichtend [dass wir vernünftig leben sollen] ... [während wir] die
glückselige Hoffnung erwarte n.« ENTRÜCKUNG biblisches Studium Sein Volk lebt anders Nicht zurückschrecken Wie Paulus schärft auch der Apostel Johannes
den Gläubigen ein, zuversichtlich zu sein und sich bei der Ankunft des
Herrn nicht vor ihm zu schämen und zurückzuschrecken ( 1Jo 2,28 ). Wie
für uns mag es auch für die frühen Christen leicht möglich gewesen sein,
ihren Retter zu vergessen. Vielen von ihnen mag ihr Leben unvollkommen
erschienen sein. Johannes (und Paulus) verknüpfen deshalb das Leben der
Gläubigen mit der Hoffnung auf die Entrückung und spornen sie an, damit
sie nicht als schuldig Gewordene vor seinem Angesicht zurückschrecken,
wenn der Herr wiederkommt. Johannes fügt hinzu, dass gerade die feste
Hoffnung auf die Wiederkunft Jesu eine reinigende Wirkung auf das Kind
Gottes ausübt ( 1Jo 3,3 ): »Jeder, der diese Hoffnung auf ihn hat,
reinigt sich selbst« ... Einer, der seine Hoffnung im Glauben auf den
Sohn Gottes setzt, erfährt eine inwendige Reinigung, die so vollkommen
ist wie Christi eigene Reinheit. ENTRÜCKUNG biblisches Studium Nahes Bevorstehen Ganz ohne Zweifel, die frühe Gemeinde und die
Apostel hofften auf die baldige Rückkehr des Christus. Der Gebrauch der
Begriffe »wir«, »du« und »uns« sind ein Indiz dafür, dass Paulus die
Entrückung in seiner eigenen Generation noch zu seinen Lebzeiten
erwartete (Naherwartung). Wie bei manchen Verlöbnissen ist der
Hochzeitstag noch nicht festgesetzt, doch Braut und Bräutigam erwarten
trotzdem sehnsuchtsvoll ihre kommende Vereinigung. Die Jünger hatten
auch diese Sehnsucht, aber sie erhielten keinen Hinweis auf den genauen
Zeitpunkt der Entrückung. Sie geschah nicht zu ihren Lebzeiten, aber wir
stellen weder ihre Hoffnung, noch die Offenbarung des Herrn oder die
damit verbundene Lehre in Frage. Es bedeutet einfach, dass die
Entrückung noch bevorsteht. ENTRÜCKUNG biblisches Studium Der Gebrauch des Fachbegriffes Parousia zur
Beschreibung der Entrückung Dieser Abschnitt verfolgt nicht den Zweck, eine
vollständige Untersuchung des Wortes parousia zu liefern. Es soll
einfach festgestellt werden, dass dieses Wort ebenso auf die Entrückung
der Gemeinde angewandt werden kann wie auf das Kommen Christi zur
Aufrichtung des Tausendjährigen Reiches. Der Textzusammenhang liefert
den Schlüssel dafür, welches Kommen jeweils im Blickfeld ist. Auch ist
es wichtig festzustellen, dass das Wort parousia nicht einfach »ein
Kommen«, »eine Ankunft« im allgemeinen Sinn bedeutet. Es kann im
jeweiligen Textzusammenhang Anwesenheit bedeuten, eine Ankunft, eine
Situation oder einfach das Erscheinen eines Würdenträgers zu einem
offiziellen Besuch. Wenn nun das Wort parousia in Entrückungstexten
benutzt wird, darf es auf keinen Fall als ein Kommen verstanden werden,
dem ein Bleiben folgt. Aber das Wort bezieht sich auch nicht automatisch
auf das zweite Kommen Christi, das heißt auf seine Rückkehr auf die Erde
zum Antritt seiner Herrschaft auf dem Thron Davids. Vom Kontext her
könnte es also einfach mit »Ereignis«, »Erscheinen« oder »Besuch«
übersetzt werden. Vor diesem Hintergrund werden nun die folgenden
Textstellen zitiert. Jak 5,7-9 : »Wartet nun unerschütterlich bis zu
der Zeit, da der Besuch ankommt! ... Wartet nun unerschütterlich ...
denn der Besuch des Herrn ist nahe herbeigekommen.« 1Thes 2,17-19 : »Seid nicht in Wirklichkeit ihr
[unsere Freude], wenn wir unserem Herrn Jesus gegenüberstehen zur Zeit
seines Erscheinens?« 1Thes 3,13 : »Dass er eure Herzen tadellos
festigen wird ... in der Gegenwart unseres Gottes und Vaters bei der
Ankunft unseres Herrn Jesus.« Neben parousia beschreiben auch noch andere
Wörter und Begriffe den Gedanken an eine Wiederkunft Christi zur
Entrückung, um die Seinen von der Erde fortzunehmen. Sie bekräftigen die
Lehre von der Entrückung. ENTRÜCKUNG biblisches Studium Andere Ausdrücke für sein Kommen »Ich werde zurückkehren« Jesus sagte: »Ich werde wiederkommen und werde
euch zu mir nehmen« ( Joh 14,3 ). Wörtlich heißt es: »Wieder bin ich
kommend« (palin erchomai ). Aufgrund des Textzusammenhangs und wegen des
Wortes »wieder« (palin) sollte dies als eine unvollendete Gegenwart
betrachtet werden: »Ich werde wieder kommend sein.« Diese Aussage sollte
man daher als ein klares Versprechen auffassen. »Dieser Gebrauch der
Gegenwartsform kennzeichnet ein Ereignis, das noch nicht geschehen ist,
das aber als so sehr gewiss betrachtet wird, dass es in Gedanken als
bereits geschehen angesehen werden darf.« Da Jesus hier die Apostel
persönlich ansprach, hätte sich diese Rückkehr durchaus ereignen können,
während sie noch am Leben waren. ENTRÜCKUNG biblisches Studium Andere Ausdrücke für sein Kommen Das Kommen des Herrn steht nahe bevor Dem Wort parousia fügt Jakobus die Feststellung
hinzu, dass dieses Kommen Jesu nahe ist ( Jak 5,8 ). Vom Griechischen
her könnte dieser Ausdruck »ist nahe« (engiz o) so gedeutet werden: »Das
Kommen des Herrn ist nahe herbeigekommen, und es kommt näher und näher.«
Das Wort trägt den Gedanken des »unmittelbaren Bevorstehens« in sich und
könnte auch gedeutet werden als »an einem bestimmten Punkt angekommen
sein«. Das Wort engizo ist verwandt mit einem Hauptwort, das die
Bedeutung »in unmittelbarer Umgebung« oder »dicht daneben« wiedergibt. Jakobus sieht außerdem den Richter vor der Tür
stehen ( Jak 5,9 ). Christus ist bis vor die Tür gekommen. Indem er die
Form der vollendeten Gegenwart benutzt, sagt der Apostel: »Er ist
sozusagen gerade eben vor der Türe angekommen.« ENTRÜCKUNG biblisches Studium Andere Ausdrücke für sein Kommen Der Herr steigt vom Himmel herab In 1Thes 4,16 bedeutet das Wort »herabsteigen«
soviel wie »hernieder kommen« (katabaino) . »Er wird (Zukunftsform)
herabkommen vom Himmel.« Die Folge ist, dass die Toten in Christus
zuerst auferstehen werden, dann werden wir, die Lebendigen, die übrig
geblieben sind, aufgenommen werden. Man beachte allerdings, dass
Christus nicht hier auf der Erde bleiben wird. In der Tat werden wir
zusammen mit den Auferstandenen mit ihm vereinigt werden. ENTRÜCKUNG biblisches Studium Andere Ausdrücke für sein Kommen Gemeinsam zu ihm hin versammelt In 2Thes 2,1 verwendet der Apostel Paulus das
Wort parousi a, um die kommende Entrückung durch Christus zu
beschreiben. Er fügt dann aber hinzu: »... und unserer Vereinigung mit
ihm.« Für manche Gelehrte und Kenner der griechischen Sprache steht das
»Kommen« und die »Vereinigung« für das gleiche Ereignis. Diese
Textstelle könnte demnach lauten: »... wegen der Ankunft (o. Kommen)
unseres Herrn ..., eben unserer Vereinigung mit ihm ...«. Ellicott sieht
in dieser Vereinigung dasselbe wie in der Aufnahme der Gläubigen dem
Herrn entgegen in die Luft in 1Thes 4,14-17 . A. T. Robertson fügt
hinzu: »Paulus bezieht sich auf die Entrückung, die in 1Thes 4, 15-17
erwähnt wird, und auf die darauf folgende ewige Gemeinschaft mit dem
Herrn.« ENTRÜCKUNG biblisches Studium Andere Ausdrücke für sein Kommen Die glückselige Hoffnung seines Erscheinens Obwohl der Begriff »Erscheinen« (epiphaneia)
sich auf das zweite Kommen Jesu beziehen kann ( 2Thes 2,8 ), verweist er
zweimal ebenso auf das Kommen des Herrn zur Entrückung ( 1Tim 6,14; Tit
2,13 ). Als Verb wird »erscheinen« zweimal für die Entrückung gebraucht
- in 1Jo 2,28; 3,2 : »wenn er erscheint.« In Tit 2,13 sagt
Paulus, dass wir die glückselige Hoffnung und die Erscheinung der
Herrlichkeit unseres großen Gottes und Heilandes Jesus Christus
erwarten. »... der Herrlichkeit« ist ein beschreibender Genitiv, der oft
als Adjektiv übersetzt wird: »die herrliche Erscheinung«. Das »und«
zwischen den beiden Ausdrücken »hat eine erklärende Funktion; es
definiert die Eigenart der Sache, auf die wir hoffen. Wir erwarten den
Gegenstand dieser Hoffnung, eben das Erscheinen der Herrlichkeit. Das
Griechische verbindet��� »die gesegnete Hoffnung und herrliche
Erscheinung« durch einen gemeinsamen Artikel und legt dadurch den
Gedanken nahe, dass es sich um ein Ereignis handelt, das aus zwei
Blickwinkeln betrachtet wird. Der Hinweis auf den Herrn sollte so
gelesen werden: »Der große Gott, eben der Heiland Christus Jesus.«
ENTRÜCKUNG biblisches Studium Zum Vater gebracht Drei Texte verweisen direkt darauf, dass wir
zum Vater hin entrückt werden. Die erste ist Joh 14,1-3 . »Im Hause
meines Vaters sind viele Wohnungen ... Ich gehe hin, euch eine Stätte zu
bereiten« (Vers 2 ). Dieses Haus kann keinen Ort im irdischen Reich
Christi bezeichnen, von dem aus Christus herrschen wird. Jesus kehrt
jetzt , im historischen Kontext und mit Hinweis auf das nahe Ereignis
seines Todes in seines Vaters Haus zurück. Er wird für die Seinen
wiederkommen und sie zu einem Ort im Himmel bringen, den er vorbereitet
hat. Es handelt sich hier also um eine besondere
persönliche Verheißung für die Gemeinde Jesu in einem neuen
Heilszeitalter. Christi Kommen für sie bedeutet entweder die leibliche
Auferstehung oder die leibliche Verwandlung bei der Entrückung. Nun
wissen wir natürlich, dass die Jünger starben und jetzt die Auferstehung
ihrer neuen Leiber und die Verbindung ihrer Seelen mit diesen Leibern
erwarten. 1Thes 3,13 stellt uns Gläubige in Christus vor
Augen, die »in Heiligkeit [in der Gegenwart] unseres Gottes und Vaters
bei der Ankunft unseres Herrn Jesus Christus mit allen seinen Gläubigen«
sind. Paulus weist die Thessalonicher auf ihre Verpflichtung zu
geistlichem und moralischem Wachstum hin, damit sie aufgrund ihrer
Lebensweise freimütig vor Gott stehen können. Im Titusbrief schreibt Paulus über das
Erscheinen der Herrlichkeit unseres großen Gottes und Heilandes Jesus
Christus ( Tit 2,13 ). Obwohl der Vater und der Sohn eigenständige
Personen der Gottheit sind, teilen sie miteinander das gleiche Wesen und
die gleichen Eigenschaften. Wir werden von Gott, dem Sohn, entrückt und
in die Gegenwart Gottes, des Vaters, gebracht. Im gleichen Brief sagt
Paulus: »Gott [ist] unser Heiland« ( 3,4 ) und »Christus [ist] unser
Heiland« ( 3,6 ). ENTRÜCKUNG biblisches Studium »Die in Christus sind« oder Anspielungen auf
die Gemeinde Die Entrückung hat mit dem Heilszeitalter der
Gemeinde zu tun, mit denen, die »in Christus« sind. Das
Gemeindezeitalter ist eine einzigartige Epoche mit besonderen
Verheißungen. Die durch den Glauben in ihm sind, werden dem kommenden
Zorn nicht ins Auge sehen müssen ( 1Thes 5,9 ). Es gab nichts der
Entrückung Vergleichba res für die Gläubigen des Alten Testaments, und
es wird nichts Vergleichbares für die Gläubigen der Trübsalszeit geben. Die meisten Entrückungstexte erwähnen die
Beziehung, die der Gläubige zu Jesus hat. Paulus spricht von unserem
Herrn Jesus bei seiner Ankunft ( 1Thes 2,19 ) und von den Toten als von
jenen, die in Jesus entschlafen sind ( 4,14 ) und die nun »die Toten in
Christus« genannt werden. Sie werden zuerst auferstehen ( 4,17 ). Der
Zweck der Entrückung liegt, wie Paulus sagt, darin, dass wir dem
künftigen Zorn entgehen und durch unseren Herrn Jesus Christus das Heil
erlangen ( 5,9 ). Wachend oder schlafend werden wir gemeinsam mit ihm
leben ( 5,10 ). Der Apostel betont erneut die Beziehung zu unserem
Erlöser, wenn er die verwirrten Thessalonicher an dieses Kommen unseres
Herrn Jesus Christus und an unsere Vereinigung mit ihm erinnert ( 2Thes
2,1 ). In dem großen Auferstehungs- und
Entrückungstext des Paulus ( 1Kor 15,12-28 ) werden beide Ereignisse eng
mit der geistlichen Stellung des Gläubigen in Christus verbunden. Er
sagt, in Christus werden alle lebendig gemacht werden ( 15,21 ). Jesus
ist die Erstlingsfrucht der Auferstehung, dann die, welche Christus
gehören bei seiner Ankunft ( 15,23 ). Und nach der herrlichen
Beschreibung der Verwandlung der Gläubigen bei der Entrückung und der
Auferstehung der Toten schließt der Apostel mit der triumphalen
Feststellung: »Gott aber sei Dank, der uns den Sieg gibt durch unseren
Herrn Jesus Christus« ( 15,57 ; Hervorhebung durch den Autor). Im Titusbrief nennt Paulus den Herrn »unseren
großen Gott und Heiland Jesus Christus« ( 2,13 ). Er gab sich selbst für
uns, und hat sich so selbst ein Eigentumsvolk gereinigt ( 2,14 ). Diese Feststellungen sind wichtig, denn sie
offenbaren die einzigartige Stellung, die die Gemeinde jetzt bei ihrem
Herrn und Retter einnimmt und die sie vor dem kommenden Zorn bewahrt.
»Wenn Gott seinem Zorn über die Erdenbewohner freien Lauf lässt ( Offb
6,16-17 ), wird der Leib Christi im Himmel sein - als Folge einer Reihe
von Ereignissen, die in 1Thes 4,14-17 umrissen werden. Das ist Gottes
Ziel« (Thomas). »Bei der Ankunft Christi ... wird die irdische,
vergängliche Erscheinung verwandelt, sowohl bei der Auferstehung der
Entschlafenen als auch bei der Entrückung der Lebenden. Die Gläubigen
werden umgestaltet und empfangen Herrlichkeitsleiber, die angemessener
ihre grundlegende Eigenart widerspiegeln ... als Kinder Gottes und
Teilhaber des göttlichen Lebens in Christus« (Kent). ENTRÜCKUNG biblisches Studium Zusammenfassung Aus diesen Entrückungstexten ergibt sich ein
ganzes Netzwerk verwandter Themen, die erkannt und zusammengestellt
werden können. Schlüsselverse bilden Schnittstellen zueinander und
ergeben ein harmonisches Gesamtbild, das kaum noch in Frage gestellt
werden kann. All die zusammengetragenen Informationen stärken die Lehre
von der Entrückung und geben den Gläubigen Sicherheit. Diese Verse legen
dar, dass die an Christus Gläubigen und zum Zeitpunkt der Entrückung
Lebenden vom Herrn verwandelt und heimgeholt werden, ehe die
schreckliche Epoche des Zorns beginnt. Sie offenbaren weiter, dass die
Toten in Christus auferstehen werden, um einen neuen, ewigen Leib zu
erhalten. Gemeinsam kehren wir mit dem Herrn heim und werden vor Gott,
unseren Vater, gestellt. Siehe auch: Entrückung, die Geschichte ihrer
Lehre. Mal Couch Thomas D. Ice und Timothy Demy (Hrsg.), Wenn
die Posaune erschallt (Pfäffikon: Verlag Mitternachtsruf, 2000), S.
31-62. ENTRÜCKUNG die Geschichte ihrer Lehre Eine Geschichte der Lehre von der Entrückung
ist außerordentlich wichtig für eine Geschichte der Lehre von der
Vorentrückung, da die meisten anderen Sichtweisen nicht zwischen den
beiden Phasen der Wiederkunft Christi unterscheiden - der Entrückung und
dem zweiten Kommen Christi. Der Gedanke an eine Teilentrückung und
Zwischenentrückung kam erst während der letzten hundert Jahre auf. Es herrscht allgemein Übereinstimmung darüber,
dass die frühesten Dokumente der Kirche der Antike außerhalb des
neutestamentlichen Kanons unzweifelhaft die Sicht des Prämillennialismus
widerspiegeln. Große Auseinandersetzungen ranken sich jedoch um das
frühe Verständnis von der Entrückung im Zusammenhang mit der Trübsal.
Vertreter der Vorentrückung verweisen auf den klar formulierten Glauben
der frühen Kirche an das unmittelbare Bevorstehen der Wiederkunft
Christi. Einige wenige Passagen in ein paar Dokumenten werden als Beweis
angeführt, dass zumindest einige Gläubige in der Frühzeit der Gemeinde
am Prätribulationismus festhielten. Es ist typisch für jeden Bereich der Theologie
innerhalb der jungen Kirche, dass gewisse prophetische Sichtweisen noch
nicht entdeckt waren und sich manchmal auch widersprachen - eine Saat,
aus der gegensätzliche und sich widersprechende theologische Positionen
erwuchsen. Es ist sehr schwer, bei den Kirchenvätern klare, eindeutige
Stellungnahmen für die Vorentrückung zu finden. Man findet allerdings
eindeutig Elemente, die im Zusammenhang mit den sonstigen prophetischen
Sichtweisen der Kirchenväter die Lehre von der Vorentrückung stützen und
der Nachentrückung eine Absage erteilen. Da das unmittelbare Bevorstehen der Ereignisse
von Gelehrten wie John F. Walvoord als grundlegender Bestandteil der
Ansicht von der Vorentrückung erachtet wird, ist es bemerkenswert, dass
die Kirchenväter zwar im Sinn der Nachentrückung dachten, dabei jedoch
gleichzeitig eben dieses nahe Bevorstehen lehrten. In der frühen Kirche
war es üblich - ohne sich der Inkonsequenz bewusst zu sein -,
theologische Positionen einzunehmen, die sich widersprachen. So kann es
nicht überraschen, wenn man bemerkt, dass zur Zeit der Kirchenväter
beide Sichtweisen gelehrt wurden. Larry Crutchfield bemerkt dazu:
»Dieser Glaube an das unmittelbare Bevorstehen der Wiederkunft Christi
vor dem Hintergrund zunehmender Verfolgung hat uns veranlasst, die
Sichtweisen der frühesten Kirchenväter allgemein als »Erwartung einer
unmittelbar bevorstehenden Entrückung mitten in der Trübsal« zu
beschreiben.« Bei den Kirchenvätern finden sich Äußerungen
über das nahe Bevorstehen der Wiederkunft Christi im Überfluss. Klemens
von Rom, Ignatius von Antiochia, die Didache, der Brief des Barnabas und
der Hirte des Hermas - sie alle sprechen davon. Der Hirte des Hermas
spricht darüber hinaus von der Vorstellung, der Trübsal zu entfliehen:
»Dank eures Glaubens seid ihr der großen Trübsal entkommen, und weil ihr
nicht an der Existenz eines solchen Tieres gezweifelt habt. Geht also
hin und berichtet den Erwählten des Herrn seine großen Taten und sagt
ihnen, dass dieses Tier ein Vorbild auf die kommende große Trübsal ist.
Bereitet euch nun vor und bereut von ganzem Herzen und wendet euch zu
dem Herrn hin. Dann wird es euch möglich sein zu entkommen, wenn eure
Herzen rein und fleckenlos sind, und wenn ihr den Rest eures Lebens
damit verbringt, dem Herrn tadellos zu dienen.« Der Nachweis für Denken gemäß der Lehre der
Vorentrückung im frühen Mittelalter findet sich in einer Predigt, die
manche Ephraem dem Syrer zuschreiben und die den Titel trägt: »Predigt
über die letzten Tage, über den Antichristen und das Ende der Welt.«
Diese Predigt wurde irgend wann zwischen dem 4. und dem 6. Jahrhundert
verfasst. Die dortige Aussage über die Entrückung lautet folgendermaßen:
»Warum also weisen wir nicht jede Sorge um irdische Dinge von uns und
bereiten uns auf das Zusammentreffen mit dem Herrn Christus vor, damit
er uns der Verwirrung entreißt, die alle Welt überwältigt? ... Denn alle
Heiligen und Erwählten Gottes werden vor der Trübsal, die kommen wird,
versammelt zum Herrn hin genommen, damit sie nicht in die Verwirrung
geraten, die die Welt wegen ihrer Sünden überwältigen wird.« Diese Aussage beweist unzweifelhaft den
Glauben, dass alle Christen durch das Eingreifen des Herrn der Trübsal
entkommen werden. Wie könnte man das anders deuten, denn als gemäß der
Lehre der Vorentrückung? Das spätere zweite Kommen Christi auf die Erde
mit seinen Heiligen wird am Ende der Predigt erwähnt. Um das 5. Jahrhundert gewann in der etablierten
Kirche der Amillennialismus des Origenes und des Augustinus die Oberhand
- im Osten wie im Westen. Möglicherweise gab es das ganze Mittelalter
hindurch immer eine Form des Prämillennialismus, aber er hielt sich
hauptsächlich unter der Oberfläche im Untergrund. Dorothy de F.
Abrahamse schreibt: »Der Glaube an die nahe bevorstehende Apokalypse
wurde im Mittelalter offiziell in die Rolle einer symbolistischen
Theorie der Kirche zurückgedrängt. Bereits im 4. Jahrhundert hatte
Augustinus erklärt, dass die Offenbarung des Johannes nicht wörtlich,
sondern symbolisch auszulegen sei. Für die meisten mittelalterlichen
Theologen und für die Konzile der mittelalterlichen Kirche galt so nur
abstrakte Eschatologie als annehmbare Auslegung. Seit dem 19.
Jahrhundert erkannten die Historiker allerdings, dass auch im
Mittelalter buchstäbliche Apokalypsen weiter kursierten und dass sie bei
der Enstehung wichtiger Strömungen des Denkens und Erklärens eine
grundlegende Rolle spielten« (Hervorhebung durch den Autor). Man glaubt, dass Sekten wie die Albigenser, die
Lombardenser und die Waldenser sich vom prämillialen Vorstellungen
angezogen fühlten, aber es ist wenig über die Einzelheiten ihres
Glaubens bekannt, da die Katholiken ihre Werke zerstörten, wo sie sie
antrafen. An diesem Punkt muss festgehalten werden, dass
die Verteidigung einer Vorentrückung für das Mittelalter außerordentlich
unüblich ist, da der grundlegendere Glaube im Sinn des
Prämillennialismus nahezu verschwunden war. Daher war natürlich die
theologische Entrückungsfrage ähnlich gering geachtet. Das blieb so bis
zur Zeit der Reformation, in der dann vieles in der Christenheit sich zu
ändern begann. Die Sichtweise des Prämillennialismus wurde als
Folge von zumindest drei Faktoren wiederbelebt. Die Reformatoren kehrten zu den Quellen zurück,
zur Bibel und zu den Kirchenvätern. Das enthüllte ihnen eine regelrechte
Lehre von der prämillennialistisch Sichtweise. Besonders bemerkenswert
war in diesem Zusammenhang das Wiederauftauchen des gesamten Textes der
Schrift Gegen die Irrlehren von Irenäus einschließlich der letzten fünf
Kapitel, die einen konsequenten Futurismus (Erwartung eines noch
zukünftigen Milleniums) vertraten und die siebte Jahrwoche Daniels in
die Zukunft legten. Sie lehnten vieles, aber nicht alles von der die
mittelalterliche Hermeutik beherrschende Methode der Allegorie ab. Sie
gaben einer eher buchstäblichen Lösung der prophetischen Fragen den
Vorzug, besonders im Bereich der historischen Auslegung. Viele
Protestanten kamen mit Juden in Kontakt und lernten Hebräisch. Das rief
weitgehende Übereinstimmung darüber hervor, ob vom Volk Israel handelnde
Textpassagen historisch zu nehmen seien oder ob man fortfahren müsse,
sie in der Tradition mittelalterlicher Theologie zu allegorisieren. Je
mehr sie als historisch betrachtet wurden, desto stärker neigten die
Reformatoren zu Auslegungen mit prämillennialistischem Charakter -
ungeachtet der Tatsache, dass man sie deshalb oftmals als »Judaisierer«
verspottete. Im späten 15. und frühen 16. Jahrhundert kehrte der
Prämillennialismus als ein erkennbarer Faktor innerhalb der
Hauptströmungen der Kirchengeschichte zurück, nachdem dort mehr als ein
Jahrtausend der Amillennialismus geherrscht hatte. Mit dem Erblühen
biblischer Auslegung während der späten Reformationsepoche begannen
prämillennialistische Ausleger in Fülle den Protestantismus und ebenso
die Entwicklung verwandter Themen wie die Entrückung zu beleben. Man hat behauptet, dass manche die Entrückung
vom zweiten Kommen Christi abgetrennt hätten, als erster Joseph Mede,
der als der Vater des englischen Prämillennialismus betrachtet wird, und
zwar in seinem weit verbreiteten Werk Clavis Apocalyptica (Schlüssel zur
Apokalypse) (1627). Paul Boyer schreibt, es sei in dieser Zeit zunehmend
die Lehre festzustellen, »dass die Heiligen zuvor »in die Luft erhoben
werden« und so der umfassenden Feuersbrunst des Endes entkommen - eine
frühe Formulierung der Entrückungslehre, die im 19. Jahrhundert
umfassender ausgearbeitet wurde.« Was auch immer diese Männer zum
Ausdruck zu bringen versuchten, es wird klar, dass die Anwendung
wörtlicher Auslegung zu einer Unterscheidung zwischen der Entrückung und
dem zweiten Kommen Christi als voneinander getrennt zu betrachtende
Ereignisse führte. Andere begannen, von der Entrückung zu
sprechen. »Peter Jurieu lehrte in seinem Buch Approaching Deliverance of
the Church (Die herannahende Befreiung der Gemeinde) (1687), dass
Christus vor der Schlacht von Harmagedon in den Luftraum kommen werde,
um die Heiligen zu entrücken und dann in den Himmel zurückzukehren. Er
sprach von einer geheimen Entrückung vor seinem Kommen nach Harmagedon
in Herrlichkeit und Gericht. Philip Doddridges Kommentar des Neuen
Testaments (1738) und John Gills Kommentar des Neuen Testaments (1748)
gebrauchen beide den Begriff Entrückung und bezeichnen sie als nahe
bevorstehend. Es ist unzweifelhaft - diese Männer glaubten, dass dieses
Kommen dem Erscheinen Christi auf der Erde und der Zeit des Gerichts
vorausgehen wird. Der Zweck dieses Kommens sei, die Gläubigen vor der
Gerichtsperiode zu bewahren. James Macknight (1763) und Thomas Scott
(1792) lehrten, dass die Gerechten in den Himmel gebracht werden, wo sie
sicher sein werden, bis das Gericht vorüber ist« (Benware). Frank Marotta glaubt, dass Thomas Collier 1674
auf eine Entrückung vor der Trübsal hingewiesen hat. Er weist aber die
Ansicht zurück, dies belege sein Wissen, dass eine derartige Sichtweise
gelehrt worden sei. Der vielleicht deutlichste Hinweis auf eine
Entrückung vor der Trübsal, bevor Darby sie lehrte, kommt von dem
Baptisten Morgan Edwards (dem Gründer der Brown-Universität), der in den
Jahren 1742-1744 eine abgesonderte Entrückung dreieinhalb Jahre vor dem
Beginn des Tausendjährigen Reiches lehrte. Als der Futurismus begann, in den Kreisen der
Prämillennialisten um 1820 den Historizismus zu verdrängen, betrat der
moderne Befürworter eines heilsgeschichtlichen Denkens im Sinn der
Vorentrückung die Szene. J. N. Darby behauptete, er sei zu seiner Sicht
der Entrückung im Rahmen eines ausgedehnten Bibelstudiums gelangt, und
zwar während eines Genesungsprozesses von Dezember 1826 bis Januar 1827.
Er ist der Vordenker der modernen Version der Entrückungslehre. Diese Lehre verbreitete sich weltweit durch die
Brüderbewegung, mit der Darby und andere ähnlich gesinnte Christen
verbunden waren. Es scheint so, als ob sich ihre Überzeugung von der
Vorentrückung entweder durch ihre Schriften oder durch persönliche
Besuche in Nordamerika unter den amerikanischen Evangelikalen
ausgebreitet habe. Zu den frühesten Vertretern dieser Lehre gehören der
Presbyterianer James H. Brookes und der Baptist J. R. Graves. Die Entrückungslehre verbreitete sich weiter
durch jährliche Bibelkonferenzen wie die Niagara Bible Conference
(1878-1909), durch Publikationen zum Jahrhundertwechsel wie The Truth
(Die Wahrheit) und Our Hope (Unsere Hoffnung), durch populäre Bücher wie
Brookes Maranatha , William Blackstones Jesus Is Coming (Jesus ist nahe)
und die Scofield-Bibel (1909). Viele der größten Bibellehrer der ersten
Hälfte des 20. Jahrhunderts trugen dazu bei, die Lehre zu verbreiten -
Männer wie Arno Gaebelein, C. I. Scofield, A. J. Gordon, James M. Gray,
R. A. Torrey, Harry Ironside und Lewis S. Chafer. In praktisch jedem Ballungsgebiet in
Nordamerika wurden Bibelinstitute, Bibelschulen oder Bibelseminare
gegründet, an denen eine heilsgeschichtliche Schau im Sinne der Lehre
von der Vorentrückung gelehrt wurde. Schulen wie das
Moody-Bible-institut, das Philadelphia Bibel-College, das Bibelinstitut
von Los Angeles (BIO-LA) und das Theologische Seminar in Dallas lehrten
und verteidigten diese Sichtweise. Diese Lehren fanden sich
hauptsächlich in unabhängigen Gemeinden, Bibelgemeinden,
Baptistengemeinden und in einer bemerkenswerten Zahl presbyterianischer
Gemeinden. Um 1925 wurde die Lehre von der Vorentrückung von vielen
Pfingstkirchen wie den Assemblies of God (Versammlungen Gottes) und dem
Foursquare Gospel (Das vierfache Evangelium) angenommen. Die Überzeugung
von der Vorentrückung war auch dominant unter den Charismatikern der
60er und 70er Jahre. Hal Lindseys Buch Late Great Planet Earth (Alter
Planet Erde wohin?) förderte die Ausbreitung der Lehre von der
Entrückung vor der Trübsal, da es nicht nur großen Einfluss auf die
öffentliche amerikanische Kultur ausübte, sondern weltweit große
Verbreitung fand. Auch viele Radio- und Fernsehprogramme lehrten die
Vorentrückung. Obgleich die Lehre von der Vorentrückung unter
den Evangelikalen und den christlichen Fundamentalisten nach wie vor
weithin populär ist, begann ihre Vorherrschaft zu schwinden, zuerst in
einigen akademischen Kreisen der 50er- und 60er-Jahre. Der Niedergang
unter Pfingstlern, Charismatikern und Evangelikalen begann in den 80ern
als Folge der Verlagerung der Interessen hin zu größerer sozialer
Verantwortung. Die Lehre von der Vorentrückung ist auch heute immer noch
die am weitesten verbreitete Lehre, aber sie kann in vielen
evangelikalen, charismatischen und fundamentalistischen Kreisen nicht
mehr für selbstverständlich genommen werden, was eine Generation früher
noch der Fall war. Die Lehre von der Entrückung ist in der
Kirchengeschichte nicht die vorherrschende Lehre gewesen. Allerdings
hatte sie in den vergangenen zweitausend Jahren bemerkenswerte
Verfechter. Wo auch immer im Sinn des Prämillennialismus gelehrt wurde,
trat sie hervor, besonders bei Anwendung der wörtlichen Auslegung, des
Futurismus, des heilsgeschichtlichen Denkens und der Unterscheidung
zwischen Israel und der Gemeinde. Ungeachtet seiner Geschichte ist der
Glaube an die Entrückung hauptsächlich von jenen verteidigt worden, die
einer wortgetreuen Auslegung des biblischen Textes den Vorzug gaben. Siehe auch: Entrückung, biblisches Studium. Thomas D. Ice Roy A. Huebner, The Truth of the
Pre-Tribulation Rapture Recovered (Millington, New Jersey 1976, Present
Truth Publishers); Thomas D. Ice, Why the Doctrine of the
Pretribulational Rapture Did Not Begin with Margaret Macdonal d, in:
Bibliotheca Sacra, April-Juni 1990, S. 155-168; Thomas D. Ice und
Timothy Demy, Wenn die Posaune erschallt (Verlag Mitternachtsruf,
Pfäffikon 2000); Frank Marotta, Morgan Edwards: An Eighteenth Century
Pretribulationist (Morganville, N.J. 1995, Present Truth Publishers);
Frank Marotta, Precious Truths Revived and Defended Through J. N. Darby
, Bd. 1 (Morganville, N. J. 1991, Present Truth Publishers); Richard R.
Reiter, A History of the Development of The Rapture Positions in: The
Rapture: Pre-, Mid-, or Post-Tribulational ?, Hrsg. Richard R. Reiter
(Grand Rapids 1984, Zondervan); Charles C. Ryrie, Come Quickly, Lord
Jesus: What You Need to Know about the Rapture (Eugene, Oreg. 1996,
Harvest House); John F. Walvoord, The Blessed Hope and the Tribulation
(Grand Rapids 1976, Zondervan); John F. Walvoord, The Rapture Question ,
revidierte Ausgabe (Grand Rapids 1955, Zondervan). ENTRÜCKUNG nach der Trübsal Gewissenhafte Menschen haben die prophetischen
Schriften studiert und sind zu unterschiedlichen Schlussfolgerungen
darüber gekommen, wann sich die Entrückung in Beziehung zur großen
Trübsal ereignen wird. Einige behaupten, dass die Gemeinde erst entrückt
werde, wenn die große Trübsal vorüber sei, denn der Gemeinde ist Trübsal
auf Erden verheißen ( Joh 16,1-2; Offb 12,12 ). Diese Ansicht kennen wir
unter der Bezeichnung Posttribulationismu s. Andere behaupten, dass die
Christen die erste Hälfte der Trübsal durchleben müssen, aber vor den
letzten dreieinhalb Jahren entrückt werden. Diese Ansicht kennen wir als
Intratribulationismus . Eine dritte Sichtweise glaubt an eine Entrückung
vor der Trübsal und nimmt als Begründung dafür in Anspruch, dass
verschiedene biblische Aussagen die Entrückung zu Beginn der großen
Trübsal nahelegen (Prätribulationismu s). In den heutigen prämillennialistischen Kreisen
findet der größte Teil der Auseinandersetzung über die Entrückung
zwischen dem posttribulationistischen und dem prätribulationistischen
Standpunkt statt. (Unglücklicherweise ist diese Auseinandersetzung
oftmals zu ungerechten und manchmal beleidigenden Anschuldigungen
zwischen den Streitparteien entartet). Ryrie hat die grundlegenden
Aussagen des Prätribulationismus und des Posttribulationismus
gegenübergestellt und so folgende Tabelle erhalten. ENTRÜCKUNG nach der Trübsal Entrückung nach der Trübsal Der Posttribulationismus vertritt die
Sichtweise, dass die Gemeinde durch die Große Trübsal gehen und bei
deren Ende entrückt werden wird. Entrückung und zweites Kommen Christi
werden als ein und dasselbe Ereignis betrachtet. »Die Gemeinde Christi
wird nicht vor der Ankunft Christi am Ende des gegenwärtigen Zeitalters
von der Erde weggenommen werden: Die Entrückung und sein Erscheinen
ereignen sich zum selben Zeitpunkt; daher werden die Christen dieser
Generation der letzten Trübsal unter dem Antichristen ausgesetzt sein«
(Reese). Autoren, die den Posttribulationismus
vertreten, bieten mehrere Beweise für ihre Theorie an. Dabei ist
festzuhalten, dass nicht jeder dieser Autoren unbedingt mit all diesen
aufgelisteten Argumenten übereinstimmt, doch die folgende Auflistung
kennzeichnet die Hauptargumente der führenden Köpfe in diesem
theologischen Lager. ENTRÜCKUNG nach der Trübsal Das historische Argument Ein Argument wird von den Vertretern der
Vorentrückungslehre in den Vordergrund gestellt: Die frühe Kirche habe
ihre Sichtweise vertreten. Aus diesem Grund bezeichnen sie sich manchmal
selbst als »historische Prämillennialisten«. Dieses Argument hat sowohl
einen positiven als auch einen negativen Akzent. Den positiven stellt
Gundry fest: »Bis hin zu Augustinus im 4. Jahrhundert hielt die frühe
Kirche allgemein am prämillennialistischen Verständnis der
Bibelauslegung fest. Der Chiliasmus erforderte eine futuristische
Auslegung von Daniels siebzigster Jahrwoche, des Gräuels der Verwüstung
und der Person des Antichristen. Und er vertrat die Sicht der
Nachentrückung. Die Möglichkeit einer Vorentrückung scheint in der
frühen Kirche niemandem jemals in den Sinn gekommen zu sein; sie wird
weder diskutiert noch erwähnt.« Im Hinblick auf diese Kritik an der Position
der Vorentrückung müssen zwei Punkte genauer untersucht werden. Es ist fraglich, und es wird kaum jemand
nachweisen können, ob es überhaupt eine ausgearbeitete, eschatologische
Position gab, die in der frühen Kirche gelehrt wurde. Das bedeutet aber,
dass die frühe Gemeinde nicht eindeutig an die Vor- oder Nachentrückung
glaubte. »Die frühe Gemeinde glaubte an die Trübsal, an das nahe
Bevorstehen der Ankunft Christi und an ein darauf folgendes
Tausendjähriges Reich. Die frühe Gemeinde war eindeutig
prämillennialistisch, vertrat aber weder eindeutig die Vorentrückung
noch eindeutig die Nachentrückung, wenn man das Maß heutiger Lehren
dafür anlegt« (Ryrie). Der Zeitpunkt der Entrückung war für die frühen
Kirchenväter kein Thema. Sie wussten, dass die Ankunft Christi nahe
bevorstand. Die Entrückung wurde erst vor rund hundert Jahren ein Thema.
Irgendjemand hat einmal gesagt, dass jede Generation ihre eigenen
theologischen Schlachten schlägt. Damit ist gemeint, dass sich die
Gemeinde nicht umfassend mit einem Thema beschäftigt, solange nicht ein
Umstand erwächst, der Aufmerksamkeit erfordert. Dann wird das Thema
diskutiert, bis es systematisch formuliert ist. Es scheint, dass in
unterschiedlichen Epochen der Kirchengeschichte unterschiedliche Lehren
diskutiert wurden. In den zwei Jahrhunderten nach Christus war die
Christologie das Thema. Im frühen 16. Jahrhundert wurde die
Auseinandersetzung über die Lehre der Rechtfertigung von Martin Luther
wieder aufgenommen. Im 18. Jahrhundert betonte John Wesley die
Heiligung. Im 20. Jahrhundert war die Lehre von der Eschatologie der
Dreh- und Angelpunkt der theologischen Diskussion. Daher ist es nur
natürlich, dass die Abfolge von künftigen Ereignissen so tiefgreifend
untersucht worden ist wie nie zuvor in der Geschichte des Christentums.
Pentecost unterstützt diese Schlussfolgerung: »Man darf nicht aus den
Augen verlieren, dass jede Epoche der Kirchengeschichte mit einer
besonderen Lehrfrage beschäftigt gewesen ist, die zum Objekt der
Diskussion, der Korrektur und der Neuformulierung wurde, bis es zu einer
allgemeinen Akzeptanz darüber kam, was die Heilige Schrift darüber
lehrt. So wurden alle Bereiche der Theologie durch die Epochen hindurch
formuliert. Der Bereich der Eschatologie war vor dem vergangenen
Jahrundert niemals ein Thema, dem sich die Aufmerksamkeit der Gemeinde
zugewandt hätte.« ENTRÜCKUNG nach der Trübsal Das Argument gegen das nahe Bevorstehen der
Ankunft Christi Man kann nicht das Neue Testament lesen und
dann zu dem Schluss kommen, die Schreiber der neutestamentlichen Texte
hätten nicht an eine unmittelbar bevorstehende Wiederkunft Christi
geglaubt. Die Christen werden ermahnt, in dieser Erwartung zu wachen (
1Thes 5,1-8; 2Petr 3, 8-10 ) und darauf zu warten ( 1Kor 1,7; 1Thes
1,9-10; Tit 2,13 ). Diese Aufforderungen waren im ersten Jahrhundert so
bedeutungsvoll und so anwendbar wie heute. Auch wenn es Voraussetzungen
und deren Erfüllung anzeigende Zeichen hinsichtlich der Endzeit gibt,
hinderte das nicht den Glauben an die unmittelbar bevorstehende Rückkehr
Christi. Zeichen sind kein absoluter Maßstab im Bezug auf seine
Rückkehr, aber sie kennzeichnen die allgemeinen Bedingungen auf der
Erde, wenn er wiederkommt. Unmittelbarkeit bedeutet: Er kann jederzeit
kommen. Das Argument gegen die unmittelbar
bevorstehende Wiederkunft Christi gründet sich normalerweise auf eine
Reihe von Zeichen, die erfüllt sein müssten, ehe er wiederkommen kann.
Es wird auch argumentiert, dass gewisse Ereignisse wie der Fall
Jerusalems oder der Tod des Petrus geschehen müssten, ehe Jesus
wiederkommen kann. Daher konnte er nicht wiedergekommen sein, ehe diese
Dinge geschehen sind, und wurde deshalb vor diesen Ereignissen auch
nicht von der Gemeinde erwartet. MacPherson listet die folgenden zwölf
Argumente gegen das unmittelbare Bevorstehen auf. Die Erfüllung des großen Missionsauftrages
setzt eine lange Zeitepoche voraus. Das Wachstum der Frucht in Mt 13 ist
ein zeitaufwendiger Prozess. Paulus erwartete in 2Tim 4,6-8 seinen Tod,
nicht seine Entrückung. Jesus sagte in Joh 21,18-19 das Martyrium von
Petrus voraus. Die Zeichen von Mt 24 müssen sich zuerst ereignen. Ein
großer Zeitraum zwischen Christi Himmelfahrt und seiner Rückkehr
beinhaltet die Zerstreuung der Juden unter alle Völker ( Lk 21 ); ein
Mann reist in ein fernes Land, und erst nach langer Zeit kommt der Herr
dieser Diener ( Mt 25 ). Der große Abfall der letzten Tage braucht Zeit,
um sich zu entwickeln. Der Bräutigam im Gleichnis von den zehn
Jungfrauen verzieht sein Kommen. Die Pastoralbriefe lehren den
anhaltenden Dienst der Gemeinde, was Zeit erfordert. Paulus sagt,
Christi Rückkehr steht nicht nahe bevor ( 2Thes 2,1-3 ), denn zuvor
müssen Abfall und Antichrist kommen. Die Erwartung von sieben Phasen der
Kirchengeschichte (die sieben Gemeinden in Offb 2; 3 ) erfordert einen
langen Zeitlauf und bringt Vertreter der Vorentrückung in
Schwierigkeiten: Könnte Christus vor der letzten Phase wiederkommen?
Ermahnungen, zu wachen und bereit zu sein, sind an eine so genannte
»zweite Bühne«, an einen Hintergrund in Mt 24 und 25; 1Kor 1,7; Kol 3,4;
1Thes 3,13; 2Thes 1,7-10; 1Petr 1,13; 1Petr 4,13 und 1Jo 2,28 geknüpft.
Auf den ersten Blick mögen diese Argumente schlüssig erscheinen, aber im
Licht der biblischen Lehre über das nahe Bevorstehen bedürfen sie einer
genaueren Bewertung. Hat man diese vorgenommen, dann offenbart die Liste
mindestens sieben grundlegende Irrtümer in der Interpretation. MacPherson unterlässt es, die Heilige Schrift
vor dem Hintergrund der Offenbarung auszulegen. Konservative Gelehrte
sind sich allgemein darüber einig, dass Johannes die Prophetie über den
Märtyrertod des Petrus vielleicht mehr als dreißig Jahre nach dem Tod
des Petrus berichtete. Es ist nur schwer nachzuvollziehen, wie dies die
frühen Christen, die dieses Evangelium zuerst lasen, in ihrem Glauben an
die nahe bevorstehende Rückkehr Christi hätte entmutigen können. Der
Textzusammenhang, in dem diese Prophetie steht, deutet an, dass manche
Leser geglaubt haben könnten, Christus werde sogar noch vor dem Tod des
alternden Apostels Johannes wiederkommen ( Joh 21,23 ). Ein zweites
hermeneutisches Problem der Liste besteht in dem Fehler, Bibeltexte
nicht in ihrem biblischen Zusammenhang auszulegen. Das zeigt sich
besonders deutlich in der Behauptung, dass Paulus seinen Tod und nicht
seine Entrückung erwartet habe. Es war Paulus, der die Lehre von einer
nahe bevorstehenden Entrückung der Gemeinde am weitesten entwickelt hat
( 1Kor 15; 1Thes 4 ). Seinem Lebensende nahe, sprach er vom Tod als von
einer realistischen Möglichkeit. Das bedeutet nicht notwendigerweise,
dass er die Lehre vom nahem Bevorstehen der Wiederkunft Christi
geleugnet hätte. MacPherson unterstellt gewisse Schlussfolgerungen, die
der frühen Gemeinde nicht in den Sinn gekommen wären. Die Erfüllung des
großen Missionsauftrages erfordert nicht notwendigerweise einen langen
Zeitraum. Die frühen Christen wurden bereits in ihrer Generation
beschuldigt, die Welt auf den Kopf gestellt zu haben ( Apg 17,8 ).
Paulus selbst behauptete, das Evangelium sei während seiner Lebenszeit
»in der ganzen Welt« gepredigt worden ( Kol 1,5-6 ). Mac-Pherson mag
annehmen, der Abfall benötige Zeit, um sich zu entwickeln, aber das war
keineswegs die Erfahrung oder Gesinnung der frühen Kirche. Noch ehe das
Evangelium außerhalb der Stadtgrenzen von Jerusalem gepredigt wurde,
hatte die Gemeinde mit dem Problem der Entartung zu kämpfen ( Apg 5,1-11
). Die ganze Betonung bei der biblischen Lehre vom Abfall liegt auf der
Tatsache, dass sein Wachstum rasend schnell ist (vgl. 2Jo 1,8; Jud 1,1;
1Kor 15,33 f; Gal 3,1-5 ). Ein viertes Problem mit dieser Liste besteht
in ihrer Anlehnung an Gleichnisse. MacPherson lässt Gleichnisse mehr
sagen, als Jesus mit ihnen zu sagen beabsichtigte. Jesus lehrte das
Gleichnis von den zehn Jungfrauen nicht, um seine Zuhörer zu überzeugen,
der Bräutigam habe im Sinn, spät zu kommen. Vielmehr lehrte er sie zu
wachen, weil er jeden Augenblick kommen könnte. Jesus lehrte auch nicht
das Gleichnis vom Sämann, um den Zeitraum darzustellen, den der Same zum
Keimen benötigt, sondern um zu zeigen, dass die Ernte (das Gericht)
unausweichlich kommen wird. Vertreter der Nachentrückungslehre neigen
dazu, den Unterschied zwischen der Entrückung und dem zweiten Kommen
auszublenden. Das wird deutlich in den Argumenten 5, 10 und 12 der
vorliegenden Liste. Die biblische Unterscheidung zwischen der Entrückung
und dem zweiten Kommen Christi ist ein grundlegendes Argument für die
Entrückung vor der Trübsal. Ein weiterer Irrtum in MacPhersons Liste
besteht darin, dass er die Lehre vom unmittelbaren Bevorstehen der
Wiederkunft Christi und ihre Anwendung auf das christliche Leben
missversteht. Zweifellos lehrt die Heilige Schrift dieses nahe
Bevorstehen und die frühe Gemeinde glaubte daran. Jene Gläubige, die
verstanden, dass Christus jeden Moment zurückkommen kann, gingen nicht
in weißen Kleidern in die Berge, um dort auf die Entrückung zu warten.
Die Christen gehorchten vielmehr der Ermahnung, fleißig und gewissenhaft
ihre Arbeiten zu verrichten, damit sie bei seiner Rückkehr nicht untätig
würden. »Die Lehre des nahen Bevorstehens seiner Ankunft wird in der
Heiligen Schrift an vielen Stellen gelehrt, etwa in Joh 14,2-3; 1Kor
1-7; Phil 3,20-21; 1Thes 1,9-10; 4,16-17; 5,5-9; Tit 2,13; Jak 5,8-9;
Offb 3,10 ... Die frühe Gemeinde glaubte an die Lehre vom nahen
Bevorstehen« (Pentecost). Wenn man sie genau untersucht, ist keine der
von MacPherson aufgelisteten Einwendungen gegen das nahe Bevorstehen der
Rückkehr Christi überzeugend - vielleicht mit Ausnahme seines elften
Arguments, das die historische Interpretation der sieben Gemeinden in
Offb 2-3 beinhaltet. Diese Interpretation ist allerdings nicht der
einzige Standpunkt von Prämillennialisten in dieser Frage (die
Ryrie-Studienbibel kennzeichnet sie als »Gemeindetypen in allen
Generationen«). Es ist eine sehr schwache Basis, um darauf die Leugnung
einer klar ausgeführten, biblischen Lehre aufzubauen. Diese typische
Auslegung wurde nur im 20. Jahrhundert populär, und nur wenigen
Theologen käme es in den Sinn, auf dieser einen Auslegung ein
theologisches Gebäude errichten zu wollen. ENTRÜCKUNG nach der Trübsal Die Gemeinde in der Trübsal Eine weitere Behauptung der Verfechter der
Nachentrückung besteht darin, dass die Gemeinde durch die Große Trübsal
gehen wird. Dazu werden Bibelverse zitiert wie Hi 15,17-19; Joh
16,1-2.33; Apg 8,1-4 oder Röm 12,12 , die zeigen, dass den Christen
Trübsal verheißen ist, nicht Bewahrung vor der Trübsal. Die Anhänger
dieses Standpunktes argumentieren, diese Trübsal seien einfach die im
Lauf der Jahre von Christen erfahrenen Prüfungen, die sie mit den
Leidenden der Großen Trübsal gleichstellen. Andere meinen, es gebe eine
künftige Trübsal, während der Christen leiden werden, ohne dabei jedoch
Gegenstand des Zornes Gottes zu sein. Dies scheint die grundlegende
Annahme der zeitgenössischen Lehrer der Nachentrückung zu sein. »Es ist
keine Streitfrage, ob die Gemeinde jemals Gottes vergeltenden Zorn
erleiden wird. Sie wird es nicht ( Joh 3,36; 5,24; Röm 5,9; 8,1; Eph
2,3; 5,6; 1Thes 1,10; 5,9 ). Und es gibt eindeutige Hinweise im Buch der
Offenbarung, dass die Schalen des göttlichen Zorns die Heiligen nicht
antasten werden - Hinweise zusätzlich zu der theologischen
Notwendigkeit, dass Gottes Zorn keinen erretteten Menschen betrifft ...
Wie jetzt auch wird die Gemeinde während der Trübsal Verfolgung leiden,
aber kein Heiliger kann unter dem göttlichen Zorn leiden« (Gundry). In ähnlicher Weise argumentiert Harold Ockenga,
dass die Gemeinde durch die Trübsal gehen wird. Darüber hinaus erkennt
er an, dass dieses Argument die Identifizierung der Trübsal mit dem Zorn
Gottes im Grunde unmöglich macht. »Die Gemeinde wird dem Zorn der
Menschen unterworfen sein, aber nicht unter dem Zorn Gottes leiden.
Diese Unterscheidung, die sehr hilfreich für mich war, wird von den
Verfechtern der Vorentrückung allgemein übersehen. ... Sie setzen die
Trübsal mit dem Zorn Gottes gleich. Falls das nicht widerlegt werden
kann, bleibt uns nur der Glaube, dass die Gemeinde vor der Trübsal aus
der Welt herausgenommen wird, da es keine Verdammnis für jene gibt, die
in Christus Jesus sind.« Diese Argumentationsweise ist insofern irrig,
weil sie mindestens drei Unterschiede in Gebrauch und Interpretation des
Wor t es Trübsal und dem Begriff der »Großen Trübsal«, wie sie in der
Heiligen Schrift beschrieben wird, nicht erkennt. Da ist zunächst das Argument von Absicht und
Erfüllung . Wenn die Große Trübsal und das Leiden der Heiligen
miteinander verquickt werden, dann erfordert dies logischerweise, dass
jede Generation ihre eigene Große Trübsal erfährt. Joh 16,33
kommentierend, merkt Mauro an: »Wenn der Herr im Sinn hatte, dass die
Große Trübsal den Seinen bestimmt sei, dann würden etwa drei »Große
Trübsale« in jedem Jahrhundert benötigt - wenigstens bis zur Gegenwart -
um diese Absicht zu erfüllen.« Das nächste Argument berücksichtigt die
Beobachtung, dass die Große Trübsal überall in der Heiligen Schrift als
eine Sache von weitgehend jüdischem Charakter beschrieben wird, und vom
Zorn Gottes und nicht so sehr vom menschlichen Zorn gekennzeichnet ist.
»Es wird uns ein ganzes Stück weiterhelfen, wenn wir zunächst einmal
sehen, dass die Große Trübsal die Epoche der Trübsal Jakobs ist und
nicht die der Trübsal der Gemeinde. Sie kann nicht beginnen, ehe nicht
die Zwischenzeit beendet ist, die zwischen Daniels neunundsechzigster
und siebzigster Jahrwoche liegt, denn während dieser ganzen Zeit macht
Gott keinen Unterschied zwischen den Juden und den Nationen. Erst
nachdem die Gemeinde die Szene verlassen hat, wird er Israel wieder als
ein Volk in besonderer Bundesbeziehung mit ihm selbst anerkennen. Dann
wird Israels letzte Prüfungszeit beginnen« (Pentecost). Die Wesensmerkmale der Großen Trübsal weiter
zusammenfassend, bemerkt Thiessen: »Wir wissen natürlich, dass die
Gläubigen durch »viele Trübsale in das Reich Gottes eingehen« müssen (
Apg 14,22 ), aber neben dieser Alltagserfahrung der Christen gibt es
eine künftige Trübsalsperiode . In Dan 12,1 wird von ihr als von der
»Großen Trübsal« gesprochen; Lk 21,34-36 nennt sie »diesen Tag«, der im
vorangehenden Teil des Kapitels geschildert wird. In Offb 3,10 wird sie
die »Stunde der Versuchung« genannt, »die über den ganzen Erdkreis
kommen wird, um die zu versuchen, die auf der Erde wohnen«. Und in Offb
7,14 lesen wir von einer großen Volksmenge, die »aus der Großen Trübsal
gekommen« ist. Im Alten Testament wird unter der Bezeichnung »Tag der
Drangsal Jakobs« auf die Große Trübsal Bezug genommen ( Jer 30,4-7 ) und
dort ist sie die Zeit der Empörung Gottes über die Bewohner der Erde (
Jes 24, 17-21; 26,20-21; 31,1-3; Sach 14,1-3 ). Dass sich die
Trübsalszeit zwischen den beiden Kommen Christi ereignet, ergibt sich
aus einer Untersuchung des ganzen vorausgesagten Ablaufs der Zukunft.
Man beachte besonders, dass Mt 24,29 aussagt, dass die Trübsal mit
Christi Kommen in Herrlichkeit endet, das heißt mit seiner Offenbarung.« ENTRÜCKUNG nach der Trübsal Dan 9,24-27 Manche Verfechter der Nachentrückung glauben an
eine historische Erfüllung von Dan 9,24-27 einschließlich der
siebzigsten Woche dieser Prophetie. Sie glauben, die siebzig Wochen
seien eine andauernde, fortlaufende, ununterbrochene Periode von Jahren,
die mit dem Tod des Stephanus oder mit der Zerstörung von Jerusalem
endete. Ganz typisch für diese Interpretation schreibt Rose: »Wenn es
darin »Sprünge« oder »Unterbrechungen« gäbe, dann wäre die Prophetie
undeutlich, irreführend und trügerisch ... Die »62 Wochen« sind
unmittelbar mit den »sieben Wochen« verbunden, und diese »69 Wochen«
dauern, »bis der Messias kommt«. Über seine Geburt hinaus, aber nicht
bis zu seinem »triumphalen Einzug«; nur »bis zu seiner öffentlichen
Salbung«. Da gibt es keinen Sprung zwischen der neunundsechzigsten und
der siebzigsten Jahrwoche ... Die »eine Woche« der prophetischen
»siebzig Wochen« begann mit Johannes dem Täufer. Mit seiner ersten
öffentlichen Verkündigung des Reiches Gottes begann die Heilszeit des
Evangeliums. Wenn man diese sieben Jahre zu den 483 Jahren hinzu
addiert, vervollständigt das die 490 Jahre ... so dass sich die ganze
Prophetie von den Zeiten und den damit verbundenen Ereignissen her bis
auf den letzten Buchstaben erfüllt hat ... Alle Belege des Neuen
Testaments und der christlichen Erfahrung stimmen mit den größten
Lehrern der christlichen Gemeinde darin überein, dass sich die
siebzigste Woche von Daniels Prophetie vor mehr als 1900 Jahren erfüllt
hat. Das lässt keine künftige siebzigste Woche übrig, die sich noch in
»der Großen Trübsal« nach der Entrückung erfüllen könnte.«
Es sollte hier beachtet werden, dass nicht alle
Vertreter der Nachentrückung an eine historisch vollzogene Erfüllung von
Daniels siebzigster Jahrwoche glauben. In einer Widerlegung der
Nachentrückungslehre von Barton Payne betont Gundry den
Zukunftscharakter der siebzigsten Jahrwoche und vermerkt dabei im
Einzelnen: »Wir können den Ausdruck »dein Volk« (Vers 24 ) nicht in ein
geistliches Israel einschließlich der Nationen abstrahieren, ohne dem
klar zutage liegenden Sinn dieser Textpassage Gewalt anzutun. Die
Zerstörung Jerusalems zum Beispiel, von der in der Prophetie
hauptsächlich die Rede ist, betrifft Israel als Nation . Und doch, da in
der siebzigsten Woche die in Vers 24 angesprochenen Ziele erfüllt werden
müssen, können die siebzig Wochen noch nicht gänzlich vergangen sein,
denn das Ende der Übertretungen Israels, die Reinigung von seiner Sünde
und der Empfang seiner ewigen Rechtfertigung sind noch nicht
abgeschlossen. Paulus schreibt darüber als noch zukünftig für Israel (
Röm 11,25-27 ).« Es gibt fünf grundlegende Schulen der Auslegung
des Themas von Daniels siebzigster Jahrwoche. Die Verfechter der
Vorentrückung legen diese Textpassage als noch zukünftig aus. Walvoord
fasst die anderen Sichtweisen zusammen: »Im Gegensatz zu der
futuristischen Auslegung haben mindestens vier andere Positionen Raum
gewonnen: (1) die liberale Position, dass sich die siebzigste Jahrwoche
mit den Ereignissen unmittelbar nach der Makkabäischen Verfolgung
verwirklicht habe geradeso wie auch die neunundsechzig vorausgegangenen;
(2) die Ansicht der jüdischen Gelehrten, dass sich die siebzigste
Jahrwoche bei der Zerstörung Jerusalems im Jahr 70 n.Chr. erfüllt hat;
(3) der Standpunkt, dass es sich bei der siebzigsten Jahrwoche Daniels
um eine unbestimmte Periode handelt, die mit Christus beginnt und sich
bis zum Ende hin erstreckt; und (4) die Vorstellung, dass es sich bei
der siebzigsten Jahrwoche um sieben buchstäbliche Jahre handelt, die mit
dem öffentlichen Dienst Christi beginnen und etwa dreieinhalb Jahre nach
seinem Tod enden.« ENTRÜCKUNG nach der Trübsal Die Lehre von der Auferstehung Das vielleicht stärkste Argument, das
Verfechter der Nachentrückung vorbringen, ist die Lehre von der
Auferstehung. Im Hinblick auf dieses Argument müsste die Entrückung nach
der Trübsal stattfinden, weil sich auch die Auferstehung nach der
Trübsal ereignet. Die Wichtigkeit dieses Arguments zeigt sich in
zahlreichen Aussagen einschlägiger Publikationen, z. B. Mac-Pherson:
»Die Auferstehung der verstorbenen Heiligen findet eindeutig bei der
Entrückung der Gemeinde statt ( 1Thes 4,16 ). Daher: »Zu dem Zeitpunkt,
zu dem die Auferstehung stattfindet, ereignet sich auch die Entrückung.«
Eine Untersuchung der Texte, die von der Auferstehung der entschlafenen
Heiligen sprechen, von der ersten Auferstehung ( Offb 20,5-6 ), zeigt
uns, dass diese erste Auferstehung mit dem Kommen des Herrn in
Verbindung steht ( Jes 26,19 ), mit der Bekehrung Israels ( Röm 11,15 ),
mit der Aufrichtung des Reiches ( Lk 14,14-15; Offb 20,4-6 ) und mit dem
Empfang von Belohnungen ( Offb 11,15-16 ). Die Große Trübsal geht dem
voraus ( Dan 12,1-3 )« (MacPherson). Ladd betrachtet dieses Argument als das
einzige, dass sich auf eine ausdrückliche Aussage der Heiligen Schrift
gründet, und erklärt: »Der Autor wird zugeben, dass mit Ausnahme einer
Textstelle der Heiligen Schrift nirgendwo ausdrücklich festgestellt
wird, dass die Gemeinde durch die Große Trübsal geht. Ja, Gottes Volk
wird in der Trübsal gesehen, aber es wird dort nicht Gemeinde genannt,
sondern »die Erwählten« oder »die Heiligen«. Auch platziert das Wort
Gottes die Entrückung nicht ausdrücklich ans Ende der Trübsal. Bei den
meisten Hinweisen auf diese Endzeitereignisse fehlen chronologische
Angaben ... An einer Stelle allerdings, in Offb 20 , wird die
Auferstehung mit der Wiederkunft Christi in Herrlichkeit in Zusammenhang
gebracht. Das ist mehr als eine bloße Schlussfolgerung.« Das Argument der Auferstehung gründet sich auf
die Vorstellung, dass es sich bei dem in Offb 20,5-6 als »die erste
Auferstehung« bezeichneten Ereignis, um den gleichen Vorgang handelt,
auf den in 1Thes 4,16 hingewiesen wird. Die möglicherweise systematisch
ausgefeilteste Darstellung dieses Arguments ist die von Reese. Seine
Position zusammenfassend, schreibt Stanton: »Reeses Argumentation nimmt
die Form eines Syllogismus (Schlussfolgerung vom Allgemeinen auf das
Besondere) an. Die Hauptthese lautet (1): Die alttestamentlichen
Schriften belegen, dass die Auferstehung der Gläubigen des AT bei der
Offenbarung Christi stattfindet, unmittelbar vor dem Tausendjährigen
Reich. Der Untersatz lautet (2): Alle Darbyisten stimmen darin überein,
dass die Gläubigen der Gemeinde gleichzeitig mit den alttestamentlichen
Gläubigen auferstehen. Daraus ergibt sich die Schlussfolgerung (3): Die
Auferstehung der Gemeinde legt das Ereignis der Entrückung auf einen
Zeitpunkt nach der Trübsal fest.« Die grundlegende Schwäche dieser Argumentation
liegt darin, dass die erste Auferstehung ( Offb 20,5-6 ) oder die der
alttestamentlichen Gläubigen mit der Auferstehung gleichgesetzt wird,
die sich bei der Entrückung ereignet. Die Heilige Schrift spricht von
mindestens vier zu unterscheidenden Auferstehungen, wobei die erste
chronologisch gesehen die Auferstehung Christi ist ( Mt 28,1-7 ). Der
Ausdruck »erste Auferstehung« kann daher nur im unmittelbaren Kontext
der Schriftstelle verstanden werden, da die Auferstehung Christi ja
zuerst stattgefunden hat. Die in Offb 20 erwähnte Auferstehung wird als
erstes bezeichnet, weil sie sich tausend Jahre vor der vierten und
letzten Auferstehung ereignet. Sie ist also die dritte Auferstehung,
denn sie folgt der Auferstehung Christi und der Auferstehung der
Gläubigen, die mit der Entrückung einhergeht. Walvoord fragt sich, ob es weise von Darby war,
eine solche Aussage über die Auferstehung der alttestamentlichen
Gläubigen zu machen und sie mit den entschlafenen Gläubigen der Gemeinde
bei der Entrückung gleichzusetzen. Er sagt dazu weiter: »Die
alttestamentlichen Heiligen werden nirgendwo mit der Bezeichnung »in
Christus« gekennzeichnet. Die Tatsache, dass die »Stimme des Erzengels«
- des Beschützers Israels - bei der Entrückung gehört wird, ist kein
schlüssiger Beweis dafür, dass Israel zu diesem Zeitpunkt auferweckt
wird. Die Neigung der Schüler Darbys, die Auferstehung in Dan 12,1-2 als
bloße Wiederherstellung Israels zu vergeistlichen, um ihren
posttribulationalen Charakter zu widerlegen, bedeutet, das Prinzip der
wörtlichen Auslegung zu verlassen, um »einen Punkt« zu machen - ein
ziemlich kostspieliges Zugeständnis für Prämillennialisten, die sich auf
die buchstäbliche Auslegung der Prophetie stützen. Die beste Antwort auf
Reese und Ladd besteht darin einzuräumen, dass sich die Auferstehung der
alttestamentlichen Heiligen nach der Trübsal ereignet, sie aber völlig
von der Umgestaltung und Auferstehung der Gemeinde zu trennen. Reeses
sorgfältig aufgebautes Argument beweist dann nur noch, dass Darby
übereilt die Auferstehung der alttestamentlichen Heiligen auf den
Zeitpunkt der Umgestaltung der Gemeinde gelegt hat. Wenn diese
Umgestaltung ein gänzlich anderes Ereignis ist, beweist Reese mit seinem
Argument gar nichts.« Schließlich bedeutet das Wort »erste«
vielleicht nicht zuerst im zeitlichen Sinn, sondern zuerst in der Art.
Das hieße dann, diese Auferstehung würde das Volk Gottes betreffen (ob
vor oder nach der Trübsal). Die zweite Auferstehung (von anderer Art)
beträfe dann die Unerlösten. ENTRÜCKUNG nach der Trübsal Das Gleichnis vom Weizen und Unkraut Ein weiteres Argument gründet sich auf das
Gleichnis vom Weizen und vom Unkraut. Es wird manchmal dazu
herangezogen, um die Lehre von der Nachentrückung zu verteidigen. Dabei
wird nahegelegt, Christus habe Weizen und Unkraut bis zur Ernte zusammen
aufwachsen lassen wollen ( Mt 13,30 ) und ein allgemeines Gericht für
das Ende des Zeitalters angekündigt. »Bis zur Epoche des zweiten Kommens Christi und
der gerichtlichen Scheidung der Gerechten und der Gottlosen darf kein
Versuch gemacht werden, eine solche Scheidung herbeizuführen. Diesen
Grundsatz darf man allerdings nicht bis hin zu einer Rechtfertigung
dafür dehnen, dass man Personen, die öffentlich Ärgernis erregen,
gestattet, in der Gemeinschaft der Gemeinde zu bleiben. Das würde
bedeuten, die Lehre dieses Gleichnisses zum Gegenteil seiner
eigentlichen Absicht zu verdrehen und den apostolischen Verfügungen in
den Arm zu fallen ( 1Kor 5 )« (Brown). Man muss sich jedoch in Erinnerung rufen, dass
der Zweck der Königreichsgleichnisse in Mt 13 nicht eine Chronik der
Kirchengeschichte ist, sondern vielmehr der Geschichte des Reiches als
ein Geheimnis, das ist das Christentum. »In dieser Reihe von Gleichnissen erläutert
Jesus den Weg des Evangeliums in die Welt. Wenn Israel ihn als König
angenommen hätte, wären die Segnungen von Jerusalem aus bis zu den Enden
der Erde geflossen. Aber das Volk verwarf ihn, und Gott musste ein neues
Programm für die Erde einrichten. Während dieses gegenwärtigen
Zeitalters ist »das Reich Gottes« eine Mischung von wahr und falsch, von
gut und böse, wie es in diesen Gleichnissen dargestellt wird. Es ist
»Christentum«, das sich zu einer Gefolgschaft des Königs bekennt, in der
doch noch vieles enthalten ist, was den Prinzipien des Königs
entgegensteht« (Wiersbe). ENTRÜCKUNG nach der Trübsal Schlussfolgerung Das wichtigste Ereignis des Zeitalters der
Gnade wird sich erst noch ereignen müssen. Obwohl es Argumente dafür
gibt, dass dieses Ereignis am Ende dieses Zeitalters stattfindet,
genauer gesagt am Ende der siebenjährigen Trübsal, zeigt eine nähere
Untersuchung jedoch, dass die Auswertung des vorhandenen Materials
Probleme bereitet und diese Position nicht stützt. Auch wenn sich
Menschen guten Willens in der Auslegung unterscheiden, so stim men doch
alle darin überein, dass die Erwartung dieses Ereignisses eine
glückselige Hoffnung ist, und sie alle beten daher miteinander: »Komm,
Herr Jesus.« Siehe auch: Entrückung, biblisches Studium. Elmer L. Towns David Brown, The Four Gospels
(London 1969, Banner of Truth Trust); Robert Gundry, The Church and the
Tribulation (Grand Rapids 1973, Zondervan); Henry A. Ironside, Why the
Church Will Not Go Through the Great Tribulation in: The Sure Word of
Prophecy , hrsg. von John W. Bradbury (New York 1943, Revell); George
Eldon Ladd, The Blessed Hope (Grand Rapids 1956, Eerdmans); Norman S.
Mac-Pherson, Triumph through Tribulation (Otego, N.Y. 1944,
Selbstverlag); Philip Mauro, Looking for the Saviour (London o.J.,
Samuel E. Roberts, Publishers); Harold J. Ockenga, Will the Church Go
Through the Tribulation? Yes in: Christian Life (Februar 1955); J.
Dwight Pentecost, Bibel und Zukunft (CV Dillenburg 1993); Bernard Ramm:
Protestant Biblical Interpretation (Grand Rapids 1974, Baker); Alexander
Reese, The Approaching Advent of Christ (London o.J., Marshall, Morgan &
Scott); George L. Rose, Tribulation Till Translation (Glendale, Calif.
1943, Rose Publishing); Charles C. Ryrie, What You Need to Know about
the (Chicago 1981, Moody Press); Gerald B. Stanton, Kept from the Hour
(Grand Rapids 1956, Zondervan); John R. W. Stott, Guard the Gospel: The
Message of 2 Timothy (London 1973, InterVarsity Press); Henry Clarence
Thiessen, Lectures in Systematic Theology (Grand Rapids 1951, Eerdmans);
John F. Walvoord, The Rapture Question , revidierte Ausgabe (Grand
Rapids 1972, Zondervan); Warren W. Wiersbe, Meet Your King (Wheaton
1980, Victor Books). ENTRÜCKUNG Teil- Die Teilentrückungslehre, die nur von einem
geringen Teil der Vertreter der Vorentrückung gelehrt wird, geht davon
aus, dass die Entrückung und die Auferstehung der Gläubigen nur für jene
stattfindet, die wachend die Rückkehr Christi erwarten. Nicht alle
Gläubigen werden also entrückt, sondern nur jene, die einen gewissen
Grad geistlichen Lebens erreicht haben, der sie der Entrückung würdig
macht. So ist bei dieser Lehre der betroffene Personenkreis und nicht
der Zeitpunkt im Blickfeld. Echte und nicht bloß bekennende Christen
bilden diesen Personenkreis. Die Entrückung wird als Belohnung
betrachtet und nicht als Vorrecht. Nach der einleitenden Entrückung aller richtig
vorbereiteten Gläubigen bei Christi Rückkehr in die Luft werden
verschiedene Gruppen während der Trübsal entrückt - je nachdem, welchen
geistlichen Stand sie erreicht haben. Die Trübsal soll die
zurückgebliebenen Gläubigen von ihrer Sünde und Fleischlichkeit reinigen
(beruhend auf Offb 7,9-14; 12,5; 16,15 ). Wenn sich solche Gläubige
allerdings während der Trübsal überhaupt nicht ändern, werden sie sogar
das zweite Kommen und das Tausendjährige Reich verpassen und erst am
Ende dieses Millenniums auferweckt werden ( Offb 20,5 ). Ein Hauptzweck der Trübsal ist die Prüfung der
lauen, oberflächlichen, laodicäischen Christen. Wie die törichten
Jungfrauen werden sie zurückgelassen, denn sie waren nicht wachsam. Diese einschränkende Sicht der Entrückung wurde
zuerst um die Mitte des 19. Jahrhunderts von einer kleinen Gruppe
englischer Vertreter der Vorentrückungslehre formuliert. Ihre
Hauptpublikation war eine Schrift mit dem Titel Dawn [Die Dämmerung].
Der erste Befürworter der modernen Theorie der Teilentrückung war Robert
Govett (1853), aber ihr fähigster Verteidiger war G. H. Lang.
Führungspersönlichkeiten wie D. M. Panton (Herausgeber der Schrift
Dawn), Govett, G. H. Pember, J. A. Seiss, Austin Sparks und einige
andere dachten wirklich so und lehrten die Theorie von Herzen. Sie
wurden aber von anderen Vertreteren der Vorentrückung weitgehend als
Irrlehrer erachtet. Als biblische Referenzen führen die Vertreter
der Teilentrückungslehre unter anderem folgende Stellen an: 1. Mt
24,41-42 : »zwei Frauen werden an dem Mühlstein mahlen, eine wird
genommen«; 2. Lk 21,36 : »wacht nun ... dass ihr würdig geachtet werdet,
diesem allem, was geschehen soll, zu entfliehen«; 3. 1.Korinther 15,23 :
»jeder aber in seiner eigenen Ordnung«, was Unterschiede im Rang der
Gläubigen anzuzeigen scheint; 4. Philipper 3,11 , wo sogar Paulus selbst
Zweifel über seine eigene Auferstehung zum Ausdruck bringt; 5.
2.Timotheus 4,8 : »allen, die seine Erscheinung lieben«; 6. Hebräer 9,28
: »so wird auch der Christus ... zum zweiten Male ... denen zum Heil
erscheinen, die ihn erwarten«; 7. Offb 3,10 : »weil du das Wort vom
Harren auf mich bewahrt hast, werde auch ich dich bewahren vor der
Stunde der Versuchung«. Die meisten Evangelikalen weisen die
Teilentrückungslehre aus den im Folgenden aufgeführten Gründen zurück. Die meisten der Referenztexte werden
fälschlicherweise mit der Entrückung in Zusammenhang gebracht, obwohl
sie sich mit dem zweiten Kommen Christi befassen. Andere beschreiben
einfach den Grad der persönlichen Heiligung jedes Gläubigen. Die
Textpassage aus dem Philipperbrief beschreibt den Wunsch des Paulus, bei
der Entrückung nicht einfach anwesend zu sein, sondern sich
auszuzeichnen. Die Teilentrückungslehre gründet sich auf das
Prinzip der Werkgerechtigkeit. Sie steht im Widerspruch zur Soteriologie
(Heilslehre). Normalerweise übertragen Evangelikale den
uneingeschränkten Glauben an das Heil allein aus Gnade auf die
Entrückungserfahrung. Die Heilige Schrift beschreibt den Leib Christi
als eine Einheit. Wenn eine Unterscheidung angezeigt ist, dann
üblicherweise zwischen wahren und bloß bekennenden (falschen) Gläubigen.
Aber die Verfechter der Teilentrückungslehre unterscheiden darüber
hinaus zwischen würdigen und unwürdigen Gläubigen. Das spaltet den Leib
Christi. Die Entrückungstexte weisen einen
Geltungsbereich aus, der alle Gläubigen einschließt: 1Kor 15,51 - »wir
... alle«; 1Thes 4,14 - »wenn wir glauben, dass Jesus gestorben und
auferstanden ist«: ein grundsätzlicher Glaube; Vers 16 - »die Toten in
Christus«; 1Thes 1,9-10; 2,19; 5,4-11 . 1Thes 5,9-10 : »ob wir wachen oder schlafen«
kann vom Textzusammenhang her auch so übersetzt werden: ob wir wachen
oder nicht wachsam sind. Wenn unvorbereitet lebende Gläubige durch die
Trübsal gehen müssten, dann müssten sich unvorbereitet gestorbene
Gläubige logischerweise in einer Art Fegefeuer befinden. Und die Bibel
lehrt nirgendwo ein Fegefeuer. Siehe auch: Entrückung, biblisches Studium. Paul Lee Tan R. Govett, Entrance into the Kingdom (London:
Charles J. Thynne, 1923); G.H. Lang, Firstborn Sons Their Rights and
Risks (London: Oliphants Ltd.,1943); D. M. Panton, The Letters to the
Seven Churches (London: R. F. Hunger Printer, 1912); G. H. Pember, The
Great Prophecies (London: Revell, 1912); George L. Rose, Tribulation
Till Translation (Glendale, Calif.: Rose Publishing, 1943); Charles H.
Welch, The Testimony of the Lord's Prisoner (London: Fred P. Brininger,
o.J.). ENTRÜCKUNG vor dem kommenden Zorn Gottes Eine Beschreibung des Standpunktes Die Anschauung von der Entrückung vor dem
kommenden Zorn lehrt, dass die siebzigste Jahrwoche in Dan 9 drei Teile
hat. Die erste Abteilung wird im Beginn der
Geburtswehen bestehen ( Mt 24, 4-8 ) bzw. die ersten vier Siegel ( Offb
6,1-8 ) beinhalten und sich über die erste Hälfte der siebzigsten
Jahrwoche erstrecken. Die zweite Abteilung besteht aus der Großen
Trübsal ( Mt 24,21 ) bzw. wird das fünfte Siegel ( Offb 6,9-11 ) bilden.
Sie wird in der Mitte der siebzigsten Jahrwoche beginnen und irgenwann
zwischen ihrer Mitte und ihrem Ende abbrechen. Das sechste Siegel mit
seinen großen kosmischen Störungen und Erdbeben wird eine Vorwarnung für
die Unerlösten sein, dass nun bald die dritte Abteilung, der Tag des
Herrn, beginnen wird ( Offb 6,12-17 ). Die Gemeinde (die große
Volksmenge aus Offb 7,9-17 ) wird zwischen dem sechsten und siebten
Siegel von der Erde entrückt werden (nach der Großen Trübsal und vor dem
Tag des Herrn), wenn Christus bei seinem zweiten Kommen in Herrlichkeit
vom Himmel herabkommt. So wird die Entrückung kein vom zweiten Kommen
getrenntes Ereignis sein. Die dritte Abteilung der siebzigsten Jahrwoche
wird im Tag des Herrn bestehen. Sie wird mit dem Brechen des siebten
Siegels beginnen ( Offb 8,1 ) und bis zum Ende der Jahrwoche dauern.
Doch der Tag des Herrn wird nicht vor dem Brechen des siebten Siegels
irgendwann zwischen der Mitte und dem Ende der siebzigsten Jahrwoche
beginnen. Der Beginn der Geburtswehen (Siegel 1-4) und die Große Trübsal
(fünftes Siegel) sind keine Äußerungen des Zornes Gottes. Sie sind
vollständig durch den menschlichen Zorn gekennzeichnet. So wird es
während der ersten Hälfte und während eines erheblichen Teils der
zweiten Hälfte der siebzigsten Jahrwoche keinen göttlichen Zorn geben.
Der Zorn Gottes wird nicht beginnen, ehe zwischen der Mitte und dem Ende
der Jahrwoche mit dem Brechen des siebten Siegels der Tag des Herrn
beginnt. Die Gemeinde wird auf der Erde durch die ganze erste Hälfte der
siebzigsten Jahrwoche und durch die Große Trübsal hindurchgehen müssen.
Das bedeutet, dass sie dem menschlichen Zorn ausgesetzt sein wird,
einschließlich dem des Antichristen, der sich im Beginn der Geburtswehen
(den ersten vier Siegeln) und in der Großen Trübsal austoben wird. Die
Gemeinde wird jedoch nicht dem Zorn Gottes ausgesetzt werden. Sie wird
von der Erde entrückt, bevor der Tag des Herrn mit dem Ausgießen des
Zornes Gottes beginnt. So wird die Gemeinde eine Entrückung vor dem Zorn
erfahren. ENTRÜCKUNG vor dem kommenden Zorn Gottes Die Probleme des Standpunktes Die Anschauung von der Entrückung vor dem Zorn
bringt eine Reihe von Problemen mit sich. ENTRÜCKUNG vor dem kommenden Zorn Gottes Die Probleme des Standpunktes Die Trübsal und der Tag des Herrn Diese Sichtweise erfordert eine grundlegende
Unterscheidung zwischen der Großen Trübsal und dem Tag des Herrn. Sie
muss darauf bestehen, dass sich beide an keiner Stelle überlappen, dass
die Große Trübsal ausschließlich menschlichem Zorn vorbehalten ist, dass
erst der Tag des Herrn den Zorn Gottes zutage bringt und dass die
Heilige Schrift an keiner Stelle die Trübsal mit dem Tag des göttlichen
Zorns in einen Zusammenhang bringt. Es gibt wenigstens drei
Schwierigkeiten mit dieser Unterscheidung. (1) Die Bibel kennzeichnet
sowohl den Tag des Herrn ( Joe 2,1-2 ) als auch die Große Trübsal ( Dan
12,1; Mt 24,21 ) als eine beispiellose Zeit der Bedrängnis. Dass es
natürlich nur eine solch beispiellose Zeit geben kann, veranlasst zu der
Schlussfolgerung, dass die Große Trübsal nicht völlig vom Tag des Herrn
getrennt werden kann. (2) Ganz sicher ist der Zorn Gottes weitaus
schlimmer als der menschliche Zorn. Wie kann die Große Trübsal im
Hinblick darauf die beispiellose Zeit der Beschwernis sein, wenn sie
ausschließlich dem menschlichen Zorn vorbehalten ist? (3) Die Heilige
Schrift verbindet die Trübsal mit dem Tag des göttlichen Zorns. Das
gleiche hebräische Wort, das die Vorstellung der Trübsal oder Bedrängnis
zum Ausdruck bringt, wurde sowohl für die Große Trübsal ( Dan 12,1 )
verwendet als auch für den Tag des Herrn ( Zeph 1,15 ). Paulus
assoziierte die Trübsal mit »dem Tag des Zorns und der Offenbarung der
gerechten Gerichte Gottes« ( Röm 2, 5-9 ). ENTRÜCKUNG vor dem kommenden Zorn Gottes Die Probleme des Standpunktes Das sechste Siegel Diese Auffassung, die Entrückung ereigne sich
vor dem Zorn Gottes, nimmt für sich in Anspruch, das sechste Siegel sei
eine Vorwarnung für die Unerlösten, dass der Tag des Herrn nun bald
beginnen werde. Im Gegensatz dazu erklärt Paulus, dass der Tag des Herrn
kommen wird wie ein Dieb in der Nacht ( 1Thes 5,2 ). Geradeso, wie ein
Dieb seinem Opfer keine Vorwarnung gibt, so wird auch den Unerlösten
keine Vorwarnung gegeben, wenn der Tag des Herrn beginnt. ENTRÜCKUNG vor dem kommenden Zorn Gottes Die Probleme des Standpunktes Die große Volksmenge Die Auffassung, die Entrückung ereigne sich vor
dem göttlichen Zorn, besagt, dass die große Volksmenge aus allen
Nationen, Stämmen, Völkern und Sprachen die Gemeinde ist, die soeben in
Verbindung mit dem zweiten Kommen Christi in der Zeit zwischen dem
sechsten und dem siebten Siegel entrückt worden sei. Diese
Identifikation wirft zwei Probleme auf. Einer der vierundzwanzig Ältesten zeigt an,
dass die Menschen, die die große Volksmenge bilden, aus der Großen
Trübsal kommen ( Offb 7,13-14 ). Das heißt, dass alle die Menschen, die
die große Volksmenge bilden, während der Großen Trübsal auf der Erde
sein werden - das würde eine Teilentrückung der Gemeinde voraussetzen.
Diese Teilentrückung würde nur jene Gläubigen aus der Gemeinde
einschließen, die während der Großen Trübsal auf der Erde leben. Sie
würde all jene Gläubigen nicht einschließen, die vor der Großen Trübsal
leben und sterben und die deshalb niemals hineinkommen. Im Gegensatz
dazu zeigt die Bibel an, dass alle Gläubigen der Gemeinde gemeinsam als
ein Leib zur gleichen Zeit entrückt werden ( 1Thes 4,13-18 ). Die
griechische Gegenwartsform des Hauptverbs in der Feststellung des
Ältesten zeigt an, dass die Menschen, die die große Volksmenge bilden,
nicht alle gleichzeitig zu einem bestimmten Zeitpunkt als eine Gruppe
aus der Großen Trübsal kommen, sondern jeder für sich im Laufe der Dauer
der Großen Trübsal, offenbar durch ihren Tod. Das steht wiederum im
Gegensatz zu der Art und Weise, wie die Gemeinde von der Erde entrückt
werden wird. ENTRÜCKUNG vor dem kommenden Zorn Gottes Die Probleme des Standpunktes Die Entrückung und das zweite Kommen Christi Der Standpunkt, die Entrückung ereigne sich vor
dem göttlichen Zorn, lehrt, dass die Gemeinde in Verbindung mit dem
zweiten Kommen Christi entrückt werden wird. Deshalb werde die
Entrückung kein vom zweiten Kommen abzutrennendes Ereignis sein. Im
Gegensatz dazu zeigt die Lehre Jesu an, dass die Abläufe bei seinem
zweiten Kommen genau umgekehrt sein werden wie die Abläufe bei der
Entrückung. Bei der Entrückung werden alle Gläubigen von der Erde
weggenommen und zum Himmel gebracht, und alle lebenden Ungläubigen
werden auf der Erde gelassen, um in die nächste Geschichtsepoche
einzutreten. Beim zweiten Kommen Christi werden alle lebenden
Ungläubigen im Gericht von der Erde weggerafft, und alle Gläubigen
werden auf der Erde gelassen, um in die nächste Geschichtsepoche (das
Tausendjährige Reich) einzutreten. Jesus lehrte mehr als einmal diesen
Ablauf der Ereignisse bei seinem zweiten Kommen. In seinen Gleichnissen
vom Unkraut ( Mt 13,24-30.36-43 ) und vom Fischernetz ( Mt 13,47-50 )
zeigte er beispielsweise an, dass er am Ende dieses Zeitalters seine
Engel in die Welt senden werde, um alles Unkraut bzw. die schlechten
Fische (die Unerlösten) von der Erde wegzunehmen und sie zu einem
schrecklichen Ort des Gerichts zu bringen. Aber der Weizen bzw. die
guten Fische (die Erlösten) werden gelassen, um des Reiches teilhaftig
zu werden. In der Bergpredigt lehrte Jesus, dass die Abläufe bei seinem
zweiten Kommen unmittelbar nach der Großen Trübsal die gleichen sein
werden wie in den Tagen Noahs ( Mt 24,21.29-30.37-39 ). Geradeso, wie in
den Tagen Noahs die Flut im göttlichen Gericht alle Unerlösten
hinwegraffte und die Erlösten (Noah und seine Familie) auf der Erde
ließ, damit sie in eine neue Geschichtsepoche eintreten, so wird es auch
beim zweiten Kommen Christi sein. Jesus illustrierte dies mit zwei
Bildern. Von zwei Menschen auf dem Feld wird der Ungläubige im Gericht
von der Erde genommen, aber der Gläubige wird auf dem Feld gelassen. Von
zweien, die an der Mühle mahlen, wird die Ungläubige im Gericht
fortgenommen, aber die Gläubige wird an der Mühle gelassen ( Mt 24,40-41
). Die Weggenommenen werden dorthin gebracht, wo sich Aas fressende
Vögel versammeln, um die Leichen zu verzehren ( Lk 17,37 ). ENTRÜCKUNG vor dem kommenden Zorn Gottes Die Probleme des Standpunktes Das nahe Bevorstehen der Rückkehr Christi Die Auffassung, die Entrückung ereigne sich vor
dem göttlichen Zorn, leugnet das nahe Bevorstehen der Wiederkehr
Christi. Im Gegensatz dazu erklären zahlreiche Gelehrte - sogar manche,
die nicht die Sichtweise der Vorentrückung vertreten - das Neue
Testament lehre, dass Christus jeden Augenblick zurückkommen kann. Sie
behaupten auch, dass Gott uns dies gelehrt hat, um uns zu einer
gottseligen Lebensweise und zu einem kämpferischen Einsatz im Dienst
anzuspornen. Im Neuen Testament finden wir nicht weniger als sechzehn
Textpassagen, die sich mit dem unmittelbaren Bevorstehen der Wiederkunft
Christi befassen. Eine davon zeigt an, dass die Gläubigen in
Thessalonich fortwährend in der Erwartungshaltung lebten, dass Christus
vom Himmel herab wiederkommt, und sie waren zuversichtlich, dass er
jeden Augenblick kommen könne ( 1Thes 1,10 ). Durch den Gebrauch des
griechischen Perfekts bei den Verben ( Jak 5,8-9 ) bringt Jakobus
zweierlei zum Ausdruck. Das Kommen des Herrn kam näher, ehe Jakobus
seinen Brief schrieb, und sein Kommen näherte sich auch weiterhin ( Jak
5,8 ). Christus als Richter hatte begonnen, vor der Tür des Himmels zu
stehen, ehe Jakobus schrieb, und er stand auch weiter dort (Vers 9 ).
Daraus folgt, dass Christus jeden Moment durch die Tür des Himmels
schreiten und die Gläubigen der Gemeinde zu sich vor ihm am Richterstuhl
holen könnte. Somit steht Christi Kommen vom Himmel herab nahe bevor. ENTRÜCKUNG vor dem kommenden Zorn Gottes Die Probleme des Standpunktes Die Siegel und die Heiligen Die Auffassung, die Entrückung ereigne sich vor
dem göttlichen Zorn, behauptet, die Siegel in Offb 6 hätten die
Funktion, den Gläubigen der Gemeinde auf der Erde in dieser Zeit
Sicherheit zu geben. Es ist richtig, dass Siegel die Funktion haben,
etwas zu versiegeln, aber hier sollten zwei Dinge bachtet werden. (1)
Siegel bringen nur die Dinge unter Verschluss und verwehren den Zugriff
nur dort, wo sie angebracht werden. Die Siegel waren an der Schriftrolle
angebracht, die Gott in seiner Hand hielt ( Offb 5,1-9 ), und nicht an
Menschen. So versiegelten die Siegel in Offenbarung 6 diese Schriftrolle
und nicht die Gläubigen der Gemeinde. (2) Siegel versiegeln nur so
lange, wie sie intakt bleiben. Christus ( Offb 6 ) aber bricht die
Siegel und beendet damit ihre versiegelnde Funktion. ENTRÜCKUNG vor dem kommenden Zorn Gottes Die Probleme des Standpunktes Die Siegel und der Zorn Gottes Die Auffassung, die Entrückung ereigne sich vor
dem Zorn, besteht darauf, dass der Tag des göttlichen Zorns nicht vor
dem Brechen des siebten Siegels ( Offb 8,1 ) beginnt. Daher gebe es
keinen Zusammenhang zwischen dem Zorn Gottes und den ersten sechs
Siegeln, die die erste Hälfte der siebzigsten Jahrwoche und die Große
Trübsal beträfen. Mit diesen Siegeln werden nur Auswirkungen
menschlichen Zorns beschrieben. Ein Hauptproblem dieser
Lehre besteht darin, dass es Christus ist, der die Siegel bricht und
damit die Dinge entfesselt, die dahinter verborgen sind. Die Auffassung,
die Entrückung ereigne sich vor dem göttlichen Zorn, begegnet diesem
Einwand auf zweierlei Weise. Zunächst wird behauptet, das Brechen des
ersten Siegels ( Offb 6,1-2 ) gebe den Weg für den Antichristen in der
Welt frei. Dann wird aber gesagt, dass der Antichrist gewiss nicht von
Christus, sondern von Gottes großem Feind, Satan, angetrieben und
gelenkt wird. Eine solche Handlungsweise wäre Gott gegenüber
kontraproduktiv. Allerdings wäre ein solches Handeln Christi dann nicht
kontraproduktiv gegenüber Gott, wenn es seinen souveränen Zielen dienen
würde. Handelte Gott nicht beispielsweise mit dem Pharao seiner
Souverenität entsprechend, als er ihn ���erweckte» und dieser dann sein
Volk Israel so sehr in Bedrängnis brachte ( 2Mo 9,16; Röm 9,17 )? Und
ebenso als er das Herz verstockte, so dass er Gottes Befehl, das Volk
Israel ziehen zu lassen, den Gehorsam verweigerte ( 2Mo 9,1.12; 10,1 )?
Ebenso kündigte Gott an ( Sach 11,15-17 ), er werde den törichten,
götzendienerischen Hirten (den Antichris ten) über die Welt bringen, der
das Volk Israel wegen seiner eigenen egoistischen Ziele verwüsten werde
(vgl. Dan 9,27; Mt 24,15-23 ). Außerdem beinhaltet das fünfte Siegel (
Offb 6,9-11 ) das Martyrium der Gläubigen. Die Auffassung, die
Entrückung ereigne sich vor dem göttlichen Zorn argumentiert nun, dass
Christus sicher nicht die Tötung seiner eigenen Nachfolger verursachen
werde. Als Christus allerdings das fünfte Siegel brach, sah Johannes
nicht dem Märtyrertod unterworfene Gläubige, sondern die
entkörperlichten Seelen der Gläubigen, die getötet worden waren, ehe das
fünfte Siegel gebrochen wurde. Die griechische Perfektform des Verbs,
das mit »waren geschlachtet worden« übersetzt wird, zeigt an, dass diese
Gruppe von Gläubigen bereits ermordet worden war, ehe Johannes ihre
Seelen unter dem Altar sah. Als Christus das fünfte Siegel brach, setzte
er also nicht das Martyrium seiner Nachfolger in Gang. Es gibt noch ein weiteres Problem mit der
Auffassung, die Entrückung ereigne sich vor dem göttlichen Zorn. Sie
behauptet ja, der Zorn Gottes würde während der ersten sechs Siegel
keine Auswirkung zeigen. Mehrere biblische Faktoren zeigen jedoch an,
dass diese Siegel sehr wohl eine Ausgießung des göttlichen Zorns
beinhalten, und zwar schon beginnend beim ersten. Paulus lehrte, dass
der Tag des Herrn plötzlich kommen werde - gerade zu dem Zeitpunkt, da
die Unerlösten sagen werden: Friede und Sicherheit ( 1Thes 5,2-3 ). Der
Tag des Herrn wird also eindeutig zu einer Zeit beginnen, in der die
Welt davon überzeugt ist, dass es keinen Krieg mehr geben wird. Die
Zuversicht der Welt, dass die Zeit der Kriege vorüber ist, wird mit dem
Brechen der ersten Siegels erschüttert. Dieses gibt nämlich einem
mächtigen Krieger den Weg frei, der ausziehen wird - »siegend und um zu
siegen« ( Offb 6,1-2 ). Das Brechen des zweiten Siegels wird den Frieden
von der Erde nehmen, und die Menschen werden einander umbringen ( Offb
6,3-4 ). Aus der Heiligen Schrift geht hervor, dass die Kriege der
Völker oftmals Instrument des Zornes Gottes sind ( Jes 10,5-6; Jer
50,9-13.25 ), und dass die Siegel einmal gebrochen werden ( Offb 6-20 ).
Es wird für die Welt keinen Frieden und keine Sicherheit geben, ehe
Christus nach seinem zweiten Kommen auf die Erde das Tausendjährige
Reich aufgerichtet haben wird. Im Licht dieser Dinge betrachtet, wird
also der Tag des Herrn mit der Ausgießung des Zornes Gottes beim Brechen
des ersten Siegels beginnen. Zweitens wird das Brechen des dritten Siegels
eine Hungersnot über die Erde kommen lassen ( Offb 6,5-6 ). Hier ist es
wichtig zu bedenken, dass entweder Gott oder Christus (einer, der von
dem Thron inmitten der vier lebendigen Wesen her spricht; vgl. Offb
4,6-5,6 ) diese Hungersnot verordnet und der Preis für die Nahrung und
das Ausmaß der Hungersnot bestimmt. Die Bibel lehrt, dass Hungersnöte
Ausdruck des Zornes Gottes sein können ( Jer 42,17-18; 44,8.11-13; Hes
5,11-17; 7,14-15 ). Drittens wird ein Viertel der Weltbevölkerung
durch Schwert, Hunger, Pest und wilde Tiere sterben, wenn Christus das
vierte Siegel bricht ( Offb 6,7-8 ). Durch den Propheten Hesekiel sagt
Gott, dass er Hunger, wilde Tiere, Pestilenz und Schwert als Ausdruck
seines Grimms und seiner Wut senden wird ( Hes 5,15-17 ), und er nennt
diese Instrumente des Todes »meine vier bösen Gerichte« ( Hes 14,21 ). Viertens lässt das Brechen des fünften Siegels
die entkörperlichten Seelen der im Märtyrertod gestorbenen Gläubigen
unter dem Altar erscheinen ( Offb 6,9-11 ). So offenbart der Siegelbruch
einen weiteren Grund, warum die Werkzeuge Satans es verdient haben, dass
mit den verbleibenden Siegeln, Trompeten und Schalen noch mehr
göttlicher Zorn über sie ausgegossen wird. Fünftens werden durch das Brechen des sechsten
Siegels Erschütterungen des Weltalls und Erdbeben hervorgerufen ( Offb
6,12-17 ). Deren Stärke lässt den Schluss zu, dass es sich hierbei um
einen schrecklichen Ausdruck des Zornes Gottes und nicht um Menschenwerk
handelt. Die Reaktion der Unerlösten auf diese Phänomene zeigt an, dass
sie sie als Ausdruck des Zornes Gottes erkennen. Außerdem hat Jesaja das
sechste Siegel vorhergesagt ( Jes 2,10-22 ) und mit dem Tag des Herrn in
Verbindung gebracht (Vers 12 ). Damit bringt er das sechste Siegel mit
dem Tag des göttlichen Zorns in Zusammenhang. Jesus hat die Umstände beschrieben ( Mt 24 ),
die in der Welt vor dem Gräuel der Verwüstung in der Mitte der
siebzigsten Jahrwoche herrschen werden, und er nannte diese Umstände den
»Anfang der Wehen« ( Mt 24,4-8 ). Die Tatsache, dass Jesus auf diese
Geburtswehen vor dem Gräuel der Verwüstung zur Mitte der Jahrwoche
hinwies, belegt, dass der Anfang der Wehen in der ersten Hälfte der
siebzigsten Jahrwoche eintreten wird. Ein Vergleich des Anfangs der
Wehen mit den ersten vier Siegeln in Offb 6 zeigt, dass es sich um
dieselbe Sache handelt. Wenn sich also der Anfang der Wehen in der
ersten Hälfte der siebzigsten Jahrwoche ereignet, muss dies auch bei den
ersten vier Siegel so sein. Siehe auch: Entrückung, biblisches Studium. Renald E. Showers Tim LaHaye, No Fear of the Storm (Sisters,
Oreg. 1992, Multnomah Press); Marvin J. Rosenthal, The Pre-Wrath Rapture
of the Church (Nashville 1990, Thomas Nelson); Renald E. Showers,
Maranatha, Our Lord, Come (Bellmayr, N.J. 1995, The Friends of Israel
Gospel Ministry); Gerald B. Stanton, Kept from the Hour (Miami Springs
1992, Schoettle Publishing Co.); Robert VanKampen, The Sign (Wheaton
1992, Crossway Books). |