Home  Forum   Begriffserklärungen  Syngrammata  Lehre auf Youtube   Mal3.16 Website  Neben der Schrift

Entrückung biblisches Studium

Entrückung biblisches Studium

Gläubige aller Generationen haben stets voller Sehnsucht die Wiederkunft Christi erwartet. Es war von jeher Allgemeingut christlicher Erkenntnis, dass Christus auf die Erde zurückkommen und alle menschliche Sorge beenden werde. Nach einer allgemeinen Auferstehung und einem allgemeinen Gericht würde er einen neuen Himmel und eine neue Erde für die Ewigkeit schaffen. Obwohl in den Einzelheiten der Art und Weise der Wiederkunft des Herrn keine generelle Übereinstimmung gegeben sein mag, wurde und wird doch von nahezu allen gläubigen Christen der Glaube an sein zweites Kommen vertreten.

Mit dem Wiederaufleben des Studiums biblischer Prophetie zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurden sich manche beim Studium des prophetischen Wortes darüber klar, dass der Apostel Paulus in 1Thes 4,13-18 zuerst von einer Auferstehung jener spricht, die in Christus gestorben sind und dann von weiteren, die zusammen mit ihnen aufgenommen werden, um dem Herrn in der Luft zu begegnen. Die prominentesten Vertreter des Amillennialismus ignorierten den Gedanken, dass 1Thes 4 sich in irgendeiner Weise von anderen Textpassagen unterscheiden könnte, die von »dem Kommen« (parousia) Christi sprechen. Das Wort parousia selbst war für sie eine Art Sammelbegriff für die Lehre von nur einer Wiederkunft Jesu.

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts erbrachte eine sorgfältigere Auslegung den Gelehrten ein besseres Verständnis der Prophetie. Sie begriffen, (1) dass Gott in den verschiedenen Zeitaltern der biblischen Geschichte unterschiedlich wirkte, (2) dass das Ende aller Geschichte einen größeren prophetischen Rahmen umfasst, als ursprünglich gedacht, und (3) wie wichtig es ist, biblische Texte im Zusammenhang auszulegen, um die volle Reichweite der prophetischen Wahrheit zu erfassen.

Mit der Zeit wurde einigen Gelehrten durch das Textstudium im Zusammenhang zunehmend klar: Christi Kommen zur »Entrückung« der Gläubigen war ein völlig anderes Ereignis als sein Kommen zum Gericht der Sünder und zur Herrschaft im Tausendjährigen Reich. Viele große Bibellehrer dieser Zeit erkannten, dass beide Ereignisse als voneinander getrennte, buchstäbliche Kommen betrachtet werden müssen und nicht einfach vergeistlicht werden dürfen.

Durch Untersuchung verschiedener Textstellen wird deutlich, dass es in Verbindung mit der Rückkehr des Herrn zwei unterschiedliche Auferstehungen gibt. Zunächst die Auferstehung jener in Christus, die in die Herrlichkeit aufgenommen werden, ehe die Trübsal beginnt. Dann die Auferweckung der alttestamentlichen Gläubigen und der Glaubensmärtyrer der großen Trübsal, die sich der Segnungen der buchstäblichen tausendjährigen Herrschaft des Herrn in seinem Reich erfreuen werden. In diesen Textpassagen gibt es insgesamt elf Kategorien.

AUFERSTEHUNG.
 Obwohl die Auferstehung in Textpassagen über das zweite Kommen Christi erwähnt wird, enthüllen diese Verse und Kapitelabschnitte gewisse Besonderheiten, wenn sie in prophetischer Weise von denjenigen reden, die aus den Gräbern hervorkommen werden (1Kor 15,23-24.51-52; 1Thes 4,13-18; 5,1-11 ). HOFFNUNG UND TROST. Diese Passagen vermitteln Hoffnung und Trost, denn die Gläubigen in Christus werden weggenommen, um bei ihrem Herrn im Himmel zu sein (Joh 14,1-3; 1Kor 15,51-52; Phil 3,20-21; 1Thes 1,9-10; 2,17-19; 4,13-18; 5,1-11; 2Thes 2,1-2; Jak 5,7-9; 1Jo 3,2-3 ). DIE VERWANDLUNG. Ein neuer Leib wird sowohl den Auferstandenen als auch denen gegeben, die leben und plötzlich verwandelt werden, damit sie heimgehen können, um bei dem Herrn im Himmel zu sein (1Kor 15,51-52; Phil 3,20-21; 1Thes 4,13-18; 5,1-11; 1Jo 3,2-3 ). EINE RÜCKKEHR IN DEN HIMMEL (Joh 14,1-3; Phil 3,20; 1Thes 1,9-10; 3,13; 4,13-18; 5,1-11; 2Thes 2,1 ). ERSCHEINEN VOR DEM HERRN ODER PERSÖNLICHES GEGENÜBERTRETEN VOR CHRISTUS BEI SEINER ANKUNFT ( Joh 14,1-3; 1Thes 1,9-10; 2,17-19; 4,13-18; 5,1-11; 2Thes 2,1-2; Phil 3,20- 21; Jak 5,7-9; Tit 2,13; 1Jo 2,28; 3,2-3 ). EIN GOTTESFÜRCHTIGES LEBEN, WEIL ER WIEDERKOMMT ( 1Thes 5,1-11; 5,23; 1Tim 6,14; Tit 2,12-14; Jak 5,7-9; 1Jo 2,28; 3,2-3 ). DAS NAHE BEVORSTEHEN DER WIEDERKUNFT JESU. Die Pronomen wir , du und uns belegen, dass sich die Entrückung während der Generation des Paulus hätte ereignen können ( Joh 14,1-3; 1Kor 15,51-52; Phil 3,20-21; 1Thes 1,9-10; 2,17-19; 3,13; 4,13-18; 5,1-11; 5,23; 2Thes 2,1-2; 1Tim 6,14; Tit 2,13; Jak 5,7-9; 1Jo 2,28; 3,2-3 ). DIE VERWENDUNG DES SPREZIALBEGRIFFS parousia FÜR DIE ENTRÜCKUNG ( 1Thes 2,17-19; 3,13; 4,13-18; 2Thes 2,1-2; 1Kor 15,23-24; Jak 5,7-8; 1Jo 2,8; 3,2-3 ). ANDERE BEGRIFFE FÜR DAS KOMMEN DES HERRN ( Joh 14,1-3; 1Thes 4,16; 5,23-24; 2Thes 2,1-2; Tit 2,13; Jak 5, 7-9; 1Jo 2,8; 3,2-3 ). ZUM VATER GEBRACHT WERDEN ( Joh 14,1-3; 1Thes 3,13; Tit 2,13 ). »DIE IN CHRISTUS SIND« ODER ANSPIELUNGEN AUF DIE GEMEINDE ( 1Thes 2,17-19; 4,13-18; 5,1-11; 2Thes 2,1-2; 1Kor 15,23-24; 15,51-52; Tit 2,13 ). 

Erlösung und Entrückung

Die Auferstehung, die sich bei der Entrückung ereignet, hat mit den »Toten in Christus« zu tun. Dabei geht es um verstorbene Gläubige, die im gegenwärtigen Heilszeitalter Glieder am geistlichen Leib Christi geworden sind.

Vier Textpassagen verknüpfen unübersehbar die Auferstehung der Gläubigen des Gemeindezeitalters mit der Entrückung. In 1Thes 4,13-18 , der umfassendsten Textpassage über die Entrückung, spricht der Apostel Paulus von jenen, die in Christus entschlafen sind (Vers 14 ). Er bringt dieses »Wegreißen« (harpaz o) oder die Entrückung der lebenden Gläubigen mit der Auferstehung der Gläubigen des Gemeindezeitalters, die »in Christus« sind, in Zusammenhang: »Wir wollen euch aber, Brüder, nicht in Unkenntnis lassen über die Entschlafenen ... wird Gott ebenso die Entschlafenen durch Jesus mit ihm bringen ... denn der Herr selbst wird beim Befehlsruf, bei der Stimme eines Erzengels und bei [dem Schall] der Posaune Gottes herabkommen vom Himmel, und die Toten in Christus werden zuerst auferstehen; danach werden wir, die Lebenden, die übrigbleiben, zugleich mit ihnen entrückt werden in Wolken dem Herrn entgegen in die Luft« (Verse 13-14.16-17 ).

Die Gemeinde in Thessalonich scheint über den Tod jener besorgt gewesen zu sein, die Christus als ihren Retter angenommen hatten. Würden sie wieder zum Leben erweckt werden? Diese Frage blieb unbeantwortet, und sie trauerten wie die Heiden, die keine Garantie eines Lebens nach dem Tode haben (Vers 13 ). Die Antwort lautet, dass die Gläubigen, die gestorben sind, auf keinen Fall vom Segen der Wiederkunft des Herrn ausgeschlossen bleiben werden.

Paulus stellt fest: »Keineswegs, auf keine Weise werden wir denen vorangehen, die entschlafen sind« (meine eigene Übersetzung des Verses 15). Das Wort »vorangehen« (phthasomen ) beinhaltet eine doppelte Verneinung, die eine besondere Betonung beinhaltet: »In keinster Weise werden wir denen vorausgehen, die entschlafen sind!« Das ist eine Redewendung in der griechischen Sprache, die vollständig jede Befürchtung aufhebt, die in Christus Gestorbenen könnten zurückbleiben. Diese Redewendung trägt den Sinn einer bereits entschiedenen Zukunft: »Wenn die Zeit gekommen ist, ist dies die Abfolge der Ereignisse.« Die Toten in Christus werden zuerst auferstehen.

Diese Wachenden und Entschlafenen werden zusammen mit dem Christus leben.

In 1Thes 5,1-11 schreibt der Apostel Paulus vom kommenden Tag des Herrn (Vers 2 ) bzw. vom Zorn (Vers 9 ), der über die Verlorenen kommen wird, die »Friede« und »Sicherheit« rufen (Vers 3 ). In den Versen 2-7 stellt der Apostel die Geburtswehen der Plagen und Qualen dar, die plötzlich über die Verlorenen kommen. Sie sind in geistlicher Finsternis und werden dem Schrecken nicht entkommen, der über sie kommen wird wie ein Dieb (Verse 3-4 ).

In 1Thes 5,9-10 kommt Paulus zurück auf das Thema Entrückung, über das er in Kapitel 4,13-17 zu schreiben begonnen hat. Er greift erneut die Tatsache auf, dass die Entschlafenen (die Toten in Christus) und die Lebenden gemeinsam bei Jesus sein werden. Ihre Befürchtungen, die in ihrer Bedrängnis aufkamen, sollten zerstreut werden und der Irrtum, der sich offenbar bei ihnen eingeschlichen hatte, sollte korrigiert werden: dass nämlich jene, die bei seiner Ankunft lebendig vorgefunden würden, einen Vorteil hätten vor jenen, die zu diesem Zeitpunkt bereits entschlafen waren.

Vers 10 sagt aus: »[Christus] starb für uns, damit - ob wir in jenem Augenblick völlig wach sind oder ob wir in jenem Augenblick schlafend oder entschlafen sind - wir in der Zukunft, und zwar mit einem Mal und zur gleichen Zeit, mit ihm zusammen lebendig sind« (eigene Übersetzung). Der Ausdruck »in der Zukunft ... lebendig sind« sieht prophetisch die auferstandenen Gläubigen in Christus und jene entrückten Gläubigen eines Tages gemeinsam mit ihm leben. Die Betonung des Verbs kann auch bedeuten, dass wir »jetzt und für immer« mit ihm leben werden. Der Ausdruck »mit einem Mal und zur gleichen Zeit« wirft ein neues Licht auf diese Auferstehung und die Entrückung. Tatsächlich sind hier zwei Ausdrücke miteinander verbunden: »Zusammen mit« (hama ) und »mit ihm« (sun auto ). Barnes interpretiert dies so, dass »jene, die leben und jene, die entschlafen sind, zusammen sein werden oder gleichzeitig bei dem Herrn sein werden.« Hendricksen fügt hinzu: »Jene, die wachen, sind jene, die leben - die Überwinder. Es handelt sich um jene, die nach 1Thes 4,15 »bis zur Ankunft des Herrn übriggeblieben sind«.«

 

Erlösung und Entrückung

Zwei oder mehr Auferstehungen?

Sogar einige der früheren Bibelgelehrten, die nicht an eine Entrückung glaubten, erkannten in 1Kor 15,23-24 zwei Auferstehungen. Vom Kontext her kündigt Paulus hier eine Auferstehung an, in der in Christus alle lebendig gemacht werden (Vers 22 ). »Zur Verdeutlichung: Jeder [wird auferweckt werden] in seiner eigenen Ordnung: Christus als Erstlingsfrucht; dann als nächste jene [Gläubige], die bei der Ankunft Christi an ihn glaubend gefunden werden; danach [wird] die Vollendung [kommen], wann immer [Christus] [in der Zukunft] das Reich seinem Gott und Vater übergeben wird, [was bedeutet,] dass er zuvor alle Herrschaft und Autorität und Macht weggetan hat« (eigene Übersetzung).

Der ganze Zusammenhang ruht auf der Formulierung: »... in Christus lebendig gemacht werden.« Heilsgeschichtlich hat der Vers 23 eindeutig die Gläubigen des Gemeindezeitalters im Sinn. Er beschreibt nicht das Kommen Jesu, um als Sohn des Menschen die Herrschaft über Israel anzutreten, und auch nicht sein Kommen zum Weltgericht. Christus kommt wieder, um die Gemeinde zu sich zu holen. Da das Reich in Vers 24 ohne Frage vom Vers 23 abgetrennt ist, ist die Auferstehung zur Entrückung die einzige Erklärung für diese Textstelle.

»Es wird eine Abfolge bei der Auferstehung der Toten geben, und Paulus erläutert dies anhand von drei Gruppen: (1) Christus selbst, die Erstlingsfrucht; (2) die bei seiner Ankunft an Christus Gläubigen und (3) die ganze übrige Menschheit am Ende, wenn das Endgericht stattfindet. Über den Abstand dieser beiden Auferstehungen voneinander - über ihre Dauer oder darüber, wo oder wie sie stattfinden werden - wird hier nicht gesprochen. Es ist die einzige Aussage, die der Apostel über die Ordnung der Auferstehung trifft« (Ellicott).

Alford schreibt: »Die Auferstehung der übrigen Toten, hier überkleidet durch den allgemeinen Begriff to telos [das Ende], wird in dieser Erörterung nicht besonders behandelt, sondern nur die der Christen ... Es sollte überflüssig sein, den Lernenden auf die Unterscheidung zwischen der parousia [die Ankunft] für die in Christus und dem Endgericht hinzuweisen. Es ist hier von außerordentlicher Wichtigkeit, das im Sinn zu behalten.«

Auch Robertson und Plummer meinen, dass diese Textpassage auf ein Kommen Christi ausschließlich für sein Eigentum, die Gläubigen des Gemeindezeitalters, hinweist, das von einer weiteren Ankunft getrennt betrachtet werden muss. Bei diesem weiteren Kommen wird er die anderen Toten auferwecken: »Von diesen tagamata [jeder in seiner eigenen Ordnung] gibt es in der vorliegenden Textpassage zwei, die eindeutig gekennzeichnet sind - Christus, der bereits das Ziel der Auferstehung erreicht hat, und Christi Eigentum [die Gemeinde], die das Ziel erreichen wird, wenn er wiederkommt. Vielleicht denkt Paulus an eine dritte tagamata [Ordnung], irgendwann vor dem Ende. Aber hier an dieser Textstelle stehen die Ungläubigen und Gottlosen ganz im Hintergrund, falls überhaupt an sie gedacht wird.«

Christi Eigentum, die entschlafenen Gläubigen des Gemeindezeitalters, warten jetzt noch auf die Auferstehung. Diese Textpassage zeigt eine Abfolge dieser Auferstehung bei der Entfaltung der Ereignisse der Endzeit. Da Paulus hier ganz gezielt die Gemeinde anspricht, befasst er sich nicht mit den Einzelheiten aller weiteren Auferstehungen. Er konzentriert sich vielmehr auf die entschlafenen Gläubigen des Gemeindezeitalters und auf ihren Platz im Rahmen der ablaufenden Ereignisse.

 

Hoffnung und Trost

Nahezu alle Textstellen zur Entrückung sprechen vom Segen der Ankunft des Herrn für die Seinen oder, spezieller, der Wiederkunft Jesu Christi, um die Seinen zu sich in den Himmel heimzuholen. Das bedeutet Hoffnung und Trost für seine Gemeinde, und es ist gewiss ein anderes Szenario als jenes, wenn Christus wiederkommt, um auf der Erde zu richten, zu herrschen und als Messias zu regieren. Ein wirklicher Schlüssel zu den Textabschnitten, die von der Entrückung sprechen, ist diese Freude und Erwartung, nach Hause zu kommen.

 

Die Heimkehr

In Joh 14,1-3 versprach Jesus seinen Jüngern, ihnen eine Stätte zu bereiten. Nach dem griechischen Wortlaut könnte dieser Abschnitt folgendermaßen wiedergegeben werden: »Lasst euer Herz nicht beunruhigt werden. Ihr alle glaubt an Gott; in derselben Weise setzt euer Vertrauen weiter auf mich. In meines Vaters Haus sind viele Wohnungen. Falls es nicht so wäre, hätte ich es euch gesagt; denn ich gehe hin, einen Raum für euch vorzubereiten [dass ihr darin leben könnt] . Ich werde wiederkommen und euch [zu mir nach Hause] mitnehmen, damit, wo ich bin, ich und ihr zusammen seid« (eigene Übersetzung des Autors).

In diesem Abschnitt werden Hoffnung und Trost in Form einer Verneinung ausgedrückt: »Lasst eure Herzen nicht beunruhigt werden.« Warum nicht? Weil Christus eine Stätte für sie vorbereitet, und er wiederkommen wird, um sie zu sich zu nehmen. Diese Aussage bezieht sich auf die Entrückung, weil hier davon ausgegangen wird, dass sein Kommen noch zu Lebzeiten der Jünger hätte geschehen können. Obwohl sie den Tod erlebten, sollten ihre neuen Leiber zum Zeitpunkt der Entrückung mit nach Hause genommen werden.

Das »Haus« (oikos ) des Vaters ist nicht gleichzusetzen mit dem irdischen Reich, in dem Jesus herrschen wird. Nach seinem Sterben sollte Jesus bald in seines Vaters Haus zurückkehren, dann aber für die Seinen kommen und sie zu einem Ort hin mitnehmen, den er für sie vorbereitet hat. Jesus sagt nicht, dass seine Jünger einfach sterben und zum Haus des Vaters gehen werden (obgleich das natürlich mit ihren Seelen geschehen würde, wenn sie vor seinem Kommen sterben würden). Daher muss sich dieser Hinweis auf sein Kommen für sie entweder auf die Entrückung zu ihren Lebzeiten beziehen oder auf die leibliche Auferstehung, die parallel dazu stattfindet. »Die Toten in Christus werden zuerst auferstehen; danach werden wir, die Lebenden, die übrig bleiben, zugleich mit ihnen entrückt werden in Wolken dem Herrn entgegen in die Luft; und so werden wir allezeit beim Herrn sein« ( 1Thes 4, 16-17 ).

 

 

Standhaftes Warten

Abgesehen von den Worten des Herrn in Joh 14,1-3 dürfte Jak 5,7-9 einen der frühesten Hinweise auf die Entrückung enthalten. Über die Hoffnung und Erwartung könnte man die Verse 7-9 vom Wortlaut des griechischen Textes her folgendermaßen lesen: »So wartet denn standhaft, bis die Zeit der Heimsuchung [parousia ] gekommen ist. Siehe, der Bauer wartet auf die köstliche Frucht der Erde, er wartet geduldig auf sie ... auch ihr, wartet standhaft, macht eure Herzen entschlossen und standfest, denn die Ankunft des Herrn kommt fortschreitend näher.«

Die Redewendung »wartet standhaft« mahnt zu Geduld und Langmut. Zur Verdeutlichung wird das Bild vom Bauern, der »wartet«, herangezogen. Das griechische Ver b ekdechetai beinhaltet eine »freudige Erwartung«. Jakobus spornt seine Leser nicht nur zu einer freudigen Erwartung in Bezug auf das Kommen des Herrn an, sondern auch zu einer festen Entschlossenheit ihrer Herzen (kardia) .

Dieser Text über die Entrückung vermittelt Zuversicht und Hoffnung ungeachtet aller Verfolgungen, die die Gemeinde bedrängen. Der Bauer wartet voller Hoffnung auf erfrischende Regenfälle, die eine gute Ernte verheißen. In gleicher Weise können Gläubige das Kommen des Herrn erwarten. Barnes schreibt dazu: »So wie der Bauer zur rechten Zeit die Rückkehr des Regens erwartet, können wir der Befreiung von unseren Prüfungen entgegensehen.«

 

Errettet vor dem kommenden Zorn

1Thes 1,9-10 ist ein ausdrucksvoller Text über die Entrückung, der ebenfalls von einer Hoffnung in »freudiger Erwartung« spricht. Er vermittelt Hoffnung und Trost, weil er davon spricht, dass die Gläubigen vor dem Schrecken des kommenden Zorns weggerissen werden. Im Hinblick auf diese Hoffnung könnte der Text nach dem griechischen Wortlaut folgendermaßen übersetzt werden: »Ihr seid umgekehrt ... um nun einem lebendigen, treuen Gott zu dienen und jetzt gespannt seinen Sohn aus den Himmeln zu erwarten, den [Gott] aus den Toten auferweckt hat, Jesus, der uns wegreißen (retten) wird [hin zu sich selbst] vor dem Zorn, der da kommt« (Übersetzung des Autors).

Dem Verb »seid in gespannter Erwartung« (anameno ) wird durch die Präposition ana eine stärkere Intensität verliehen. Darunter ist eine fortdauernde oder geradlinige Entwicklung zu verstehen: ein anhaltendes Warten. Hendricksen äußert sich folgendermaßen zu dieser hoffnungsvollen Erwartung: »Die Ausdruckskraft des Verbs warten darf nicht außer Acht gelassen werden. Es bedeutet, einer Sache mit Geduld und Vertrauen entgegenzusehen ... Es beinhaltet ein Bereitsein für seine Wiederkunft ... Der Gedanke an sein Kommen hat ja für den Gläubigen nichts Erschreckendes ... Denn es ist ja Jesus, der uns errettet (dabei ist, uns zu erretten) vor dem Zorn, der kommen wird (dem kommenden Zorn).«

Barnes sagt: »Die Hoffnung auf seine Rückkehr zu unserer Welt, um die Toten aufzuerwecken und seine Erlösten in den Himmel mitzunehmen, ist die herrlichste und freudigste Aussicht für die Menschheit, und wir sollten zu jeder Zeit bereit sein, ihm als unserem zurückkehrenden Herrn zuzujubeln, und uns ihm als unserem herrlichen Erlöser in die Arme zu werfen.«

 

Unsere Hoffnung bei seinem Kommen

Paulus schreibt in 1Thes 2,19 : »Denn wer ist unsere Hoffnung oder Freude oder Ruhmeskranz - nicht auch ihr? - vor unserem Herrn Jesus bei seiner Ankunft?« Das ist eine ungewöhnliche Art, über Hoffnung und Trost zu sprechen. Aber Paulus will damit den Gläubigen in Thessalonich klar machen, wie sehr er sich über ihren engagierten Einsatz für das Evangelium freut. Leid und Verfolgung, die sie um des Namens Christi willen erleiden mussten, hatten ein beinahe unerträgliches Ausmaß erreicht. Deshalb erwähnt Paulus, dass diese Gläubigen in dem Augenblick, in dem sich die Entrückung ereignet, wenn er dem Herrn von Angesicht zu Angesicht gegenüber stehen wird, seine große Freude sein wird. Dieses Ereignis ist nicht das Kommen Christi zum Weltgericht, sondern die Entrückung, bei der der Herr die Seinen zu sich nimmt.

 

Einander Trösten

In dem wichtigsten Text über die Entrückung ( 1Thes 4,13-18 ) schreibt der Apostel Paulus an die Gemeinde in Thessalonich über dieses große, wunderbare Ereignis, damit sie sich nicht betrübt sind wie die »anderen, die keine Hoffnung haben« (Vers 13 ). Die Thessalonicher trauerten um ihre verstorbenen (entschlafenen) Glaubensgeschwister, weil sie meinten, dass nur sie als Lebende eine Hoffnung bei der Wiederkunft Christi hatten. Damit unterschieden sie sich praktisch nicht von der Unerlösten, die den Tod als endgültige Vernichtung betrachteten. Paulus wollte ihren Irrtum korrigieren und stellte die heidnische Welt als hoffnungslos dar, aber in Bezug auf die Gläubigen, ob lebend oder entschlafen, spricht er von der glückseligen christlichen Gewissheit der Auferstehung zur Herrlichkeit mit dem Herrn Jesus Christus.

In Vers 18 ermahnt Paulus die Gläubigen, in diesem Wort des Herrn über die Entrückung und die damit verbundene Auferstehung Trost zu suchen und zu finden. Die Wurzel des Wortes »Trost« (parakaleo ) kann bedeuten: »an die Seite rufen« oder »beraten«. »In gleicher Weise beratet einander mit diesen Worten.« Gegenwartsform und aktiver Modus werden im Griechischen gebraucht, um zu betonen, dass sie es jetzt nötig haben, sich gegenseitig zu trösten, aber auch weiterhin, bis der Herr wiederkommt. Durch diese Bewährung im Glauben wird die Gewissheit des endgültigen Sieges verdeutlicht.

Nachdem er über den Tag des Herrn ( 5,2 ) und den kommenden Zorn ( 5,9 ) geschrieben hat, schließt der Apostel mit der erneuten Aufforderung, einander zu trösten, weil Gott die Seinen nicht durch diese Tage des Schreckens gehen lassen wird, die über die Welt kommen werden. Nach dem Wortlaut des griechischen Textes schreibt Paulus in Kapitel 5,11 : »Deshalb ermahnt einander unablässig und erbaut einer den anderen, gerade so [und wie ich auch weiß], wie ihr es jetzt schon tut.«

Manche Gläubige waren in Jesus entschlafen ( 4,14-15 ). Andere werden am Leben sein, wenn sich die Entrückung ereignet ( 4,17 ), und sie alle werden ganz sicher nicht den schrecklichen Tag des Herrn miterleben, der über die Erde kommen wird ( 5,9 ). Deshalb besteht die große Hoffnung darin, dass die Gläubigen bei ihrem Erlöser sein werden - entweder durch Entrückung oder durch Auferstehung. Diese Worte enthalten einen wirklichen Trost.

 

t

Der Tag des Herrn ist noch nicht gekommen

Die meisten Ausleger sind der Auffassung, dass 2Thes 2,1 sich ausschließlich auf die Entrückung bezieht. Nach dem Wortlaut des griechischen Textes könnte der Vers lauten: »Nun bitte ich euch, Brüder, wegen der Ankunft unseres Herrn Jesus Christus, sogar [wegen] unserer Versammlung zu ihm« (Übersetzung des Autors).

A. T. Robertson betrachtet den ganzen Vers als »Hinweis auf die in 1Thes 4,15-17 erwähnte Entrückung.« Paulus schreibt weiter: »... dass ihr euch nicht schnell in eurem Sinn erschüttern, auch nicht erschrecken lasst« ( 2Thes 2,2 ). Obwohl hier nicht die Wörter Hoffnung oder Trost verwendet werden, spricht der Apostel den Thessalonichern mit dem Hinweis Trost zu, dass der Tag des Herrn noch nicht gekommen sei. Zuerst müsse der große Abfall kommen, und der Antichrist (der Mensch der Gesetzlosigkeit) müsse offenbar werden ( 2,3-4 ).

In seinen tröstenden Worten verwendet Paulus zwei Verneinungen: »Werdet nicht erschüttert« (saleuo ) in eurem Geist, »seid« auch nicht »entsetzt« (throe o), als ob der Tag des Herrn bereits gekommen sei (Vers 2 ). Paulus verweist auf die Entrückung in 1Thes 4,15-17 und bekräftigt die Zusicherung, dass die Gläubigen dem kommenden Zorn entgehen werden.

 

Die Auferstehung Christi gibt Hoffnung

In 1Kor 15 argumentiert Paulus, dass wir keine Hoffnung hätten, wenn Jesus nicht aus den Toten auferstanden wäre. »Also sind auch die, welche in Christus entschlafen sind, verloren gegangen. Wenn wir allein in diesem Leben auf Christus gehofft haben, so sind wir die elendesten von allen Menschen« ( 15,18-19 ). Er gibt den Gläubigen die wunderbare Zusicherung: »In Christus werden alle lebendig gemacht werden« (Vers 22 ). Und auf Christi Auferstehung folgt die Auferstehung der Gläubigen bei der Entrückung: »... sodann [nach der Auferstehung Jesu] die, welche Christus gehören bei seiner Ankunft« (Vers 23 ). Wie Jesus verheißen hat ( Joh 14,2-3 ) wird Christus für seine Gemeinde wiederkommen, und die Toten in Christus werden auferweckt werden ( 1Thes 4,16 ).

In 1Kor 15,49 setzt Paulus seine Hymne auf die Hoffnung in Bezug auf die Auferstehung fort: »Wie wir das Bild des Irdischen getragen haben, so werden wir auch das Bild des Himmlischen tragen.« Dem lässt er die hoffnungsvolle und frohe Beteuerung folgen: »Siehe, ich sage euch ein Geheimnis: Wir werden nicht alle entschlafen, wir werden aber alle verwandelt werden, in einem Nu, in einem Augenblick, bei der letzten Posaune; denn posaunen wird es, und die Toten werden auferweckt werden unverweslich, und wir werden verwandelt werden« ( 15,51-52 ).

Diese Verse drücken wirklich Hoffnung und Trost aus. Mit dem Wort »Siehe« gebraucht der Apostel einen kraftvollen Ausruf, um die Aufmerksamkeit des Lesers auf eine »bedeutungsvolle Offenbarung« zu richten, die er »besonders stark betont«. Paulus erwähnt zweimal, dass wir irgendwann in der Zukunft verwandelt werden. Das hier verwendete griechische Wort bedeutet »verändern«, oder in anderem Zusammenhang: »seine Gewohnheiten ändern«; aber auch: »eine neue Position einnehmen«, »ein Ding gegen ein anderes austauschen«, »auswechseln«.

Aufgrund der einzigartigen Stellung der Gemeinde und der Tatsache, dass die noch lebenden Gläubigen vor dem kommenden Zorn verwandelt und entrückt werden, verkündet Pulus mit großer Freude diese segensreiche »neue« Offenbarung. »Dass [Paulus] nicht die damaligen Empfänger seines Briefes meinte, geht aus der gesamten Argumentationsweise hervor, denn diese bezieht sich auf Christen allgemein, d. h. auf die Gemeinde als Ganzes.

 

Ein neues Bürgerrecht

Eine von Paulus hoffnungsvollsten Verkündigungen finden wir in Phil 3,20-21 : »Denn unser Bürgerrecht ist wirklich im Himmel, aus dem heraus wir einen Erlöser, den Herrn Jesus Christus, erwarten (um ihn willkommen zu heißen), der die Gestalt unseres Leibes, (der da hat) eine Begrenzung, verwandeln wird« (Übersetzung des Autors).

Wir »erwarten einen Erlöser« (apekdechoma i). Dieses Wort kann »empfangen« oder »willkommen heißen« bedeuten. Paulus schließt sich selbst in die Vorfreude ein. Alford formuliert es folgendermaßen: »Wir warten ... und rechnen damit, bis das Ereignis eintritt ...«. Diese Formulierung ist eine lebhafte Bezeichnung für die Vorfreude des Paulus auf das Kommen Christi als die normale Haltung eines Christen, der auf der Erde zu Gast und dessen Heimat im Himmel ist« (Alford).

 

Große Erwartungen

In Tit 2,13 schreit Paulus seine freudige Erregung über die Entrückung förmlich heraus. Nach dem Wortlaut des griechischen Textes könnte man diese Passage auch so lesen: »Wir erwarten fortwährend in Aufregung die glückselige Hoffnung und herrliche Erscheinung unseres großen Gottes, ja unseres Erlösers Christus Jesus« (Übersetzung des Autors).

»Fortwährend in Aufregung erwarten« wird oftmals einfach mit »erwarten« (prosdechoma i) übersetzt. Doch in Wirklichkeit macht die verwendete Gegenwartsform dieses »Erwarten« zu einer ununterbrochenen Hoffnung. »Dieser Ausruf beschreibt einen beständigen Zustand, eine fortwährende Haltung.« Die »glückselige Hoffnung« könnte auch mit »freudige Erwartung« übersetzt werden. Diese Erwartung ist nicht in Frage gestellt, sondern sie wird sich erfüllen, und sie bewirkt bei einem Menschen eine große innere Freude, die auf die endgültige Erlösung ausgerichtet ist. »Hier wird die große Erwartungshoffnung beschrieben, die im Leben von Menschen, die auf die Rückkehr ihres Herrn warten, der alles beherrschende Gedanke ist.«

 

Zuversichtlich sein, wenn er kommt

Christus könnte sich selbst zu jeder Zeit mit der Entrückung offenbaren. Der Apostel Johannes äußert in seinem Brief über die Liebe (1.Johannes) ähnliche Gedanken wie Paulus. In zwei unterschiedlichen Zusammenhängen spricht er von Zuversicht und Hoffnung im Blick auf das Kommen Jesu. Nach dem Wortlaut des griechischen Textes schreibt er: »Und nun bleibt in ihm, damit wir, wenn er geoffenbart werden wird, Zuversicht haben und uns nicht aus Scham vor ihm verbergen müssen bei seiner Ankunft« ( 2,28 ). »Wir werden ihm gleich sein, denn wir werden ihn sehen, wie er ist. Und jeder, der diese Hoffnung auf ihn hat, reinigt sich selbst, wie er rein ist« ( 3,2 ).

Manchmal kann »Zuversicht« (parousia ) als »Freude«, als »Beherztheit« oder als »Kühnheit« übersetzt werden. Durch die Verwendung des Pronomens »wir«, schließt Johannes die Möglichkeit ein, dass auch er selbst noch am Leben sein könnte, wenn Jesus wiederkommt, und dass seine Generation vielleicht nicht mehr sterben muss. Er ermutigt die Gläubigen, in enger Gemeinschaft mit Jesus zu leben, damit sie sich bei seinem Erscheinen nicht schämen müssen. Johannes meint hier nicht eine Erfahrung nach der Auferstehung, sondern ein Ereignis, das noch zu seinen Lebzeiten stattfinden könnte.

In Kapitel 3,2 erklärt Johannes Folgendes: Wenn ein Gläubiger die Rückkehr seines Herrn erwartet, wird dies eine reinigende Wirkung auf den inneren Menschen haben. »Einer, der seine Hoffnung im Glauben auf den Sohn Gottes setzt, erfährt eine inwendige Reinigung, die so vollständig ist wie die Reinheit Christi.«

 

Wenn sich die Entrückung ereignet, werden die Gläubigen unmittelbar neue, verherrlichte Leiber empfangen, die dem Auferstehungsleib des Christus gleichen, und die Auferstehung der in Christus Entschlafenen findet statt. Diese Verwandlung betrifft sowohl die Lebenden als auch die Toten und geschieht, damit sie in die Gegenwart des lebendigen Gottes und seines Sohnes versetzt werden können. Dies deutet Paulus erstmals in 1Thes 4,13-18 an.

 

 

Dem Herrn in der Luft begegnen

Natürlich können die Toten in Christus und wir, die wir leben, nicht »zugleich mit ihnen entrückt werden, in Wolken dem Herrn entgegen in die Luft« ( 4,17 ), ohne dass nicht beide zuvor mit Herrlichkeitsleibern ausgestattet werden. Der Apostel klärt dies abschließend mit der Folgerung: »So werden wir allezeit beim Herrn sein« ( 4,17 b).

 

Mit ihm zusammen leben

Da Gläubige in Christus nicht zum Zorn bestimmt sind ( 1Thes 5,9 ), sondern durch sein Opfer die Errettung erlangt haben, werden sie entrückt, um mit ihm zusammen mit ihm zu leben ( 5,10 ). Mit diesem Gedanken wird nochmals die Tatsache betont, dass Christen verwandelt werden müssen, damit sie beim Herrn leben können.

 

Jene, die Christus gehören

Nach einer solch tiefgehenden Erläuterung der Notwendigkeit einer Auferstehung ( 1Kor 15,12-21 ), fasst Paulus diese Gedanken mit folgenden Worten zusammen: »... in Christus werden alle lebendig gemacht« (Vers 22 ). Dann fügt er (nach dem Wortlaut des griechischen Textes) hinzu: »Zur Erklärung: Jeder aber [wird auferweckt werden] in seiner eigenen Ordnung: Christus, der Erstling; dann als nächste die, welche Christus gehören bei seiner Ankunft« (Vers 23 ). Wieder wird die Verwandlung an die Auferstehung geknüpft. Aber in 1.Korinther 15,51-54 bezieht Paulus auch die körperliche Umwandlung der lebenden Gläubigen in Christus mit ein: »Wir werden nicht alle entschlafen, wir werden aber alle verwandelt werden ... die Toten werden auferweckt werden unverweslich, und wir werden verwandelt werden. Denn dieses Verwesliche muss Unverweslichkeit anziehen und dieses Sterbliche Unsterblichkeit anziehen« (Verse 51-53 ).

Das griechische Wort für Verwandlung (allasso ) kann auch bedeuten »einen neuen Standpunkt einnehmen«, »ein Ding durch ein anderes austauschen«.

 

Die Gleichgestaltung unseres Leibes bei seiner Ankunft

Phil 3,21 enthält eine kraftvolle Erklärung für die notwendige, einschneidende Verwandlung unseres Leibes: »Christus wird unseren Leib, der begrenzt ist, umgestalten zur Gleichgestalt mit dem Leib seiner Herrlichkeit«. Dies vollbringt er durch die »wirksame Kraft, mit der er vermag, auch alle Dinge sich zu unterwerfen.«

Das Wort verändern oder modifizieren , oftmals mit »umgestalten« (metaschamatizo ) übersetzt, kann von der Wortbedeutung her auch heißen: »die Grundlagen verändern oder modifizieren«. Jesus wird den jetzigen Leib umwandeln in etwas Neues. Das Wort kann auch die vollständige Veränderung einer Person oder einer Sache ausdrücken, eine Verwandlung der Form, eine Veränderung der Konfiguration, einen Wechsel des Standpunkts oder Zustands.

Begrenzung oder Einschränkung wird oftmals als »niedriger Zustand« (tapeinoseos ) übersetzt. Das Wort kann Niedrigkeit bezeichnen, Verringerung, Erniedrigung, Degradierung oder Demütigung sowie Herabsetzung oder Schmälerung. Paulus spricht über einen Leib, der jetzt niedriger ist als »der Leib der Herrlichkeit«. Er ist irdisch, natürlich, fleischlich, vergänglich ( 1Kor 15 ). Die Sünde beherrscht alles, klagt an und bewirkt ein Seufzen nach Befreiung: »Auch wir selbst seufzen in uns selbst und erwarten die Sohnschaft: die Erlösung unseres Leibes« ( Röm 8,23 ).

Das Wort Gleichformung , oft mit »Gleichgestaltung« (summorphon) wiedergegeben, kann wörtlich mit »zusammengeformt« übersetzt werden. Homer Kent schreibt: »Der gegenwärtige Leib wird wörtlich als ���Leib der Niedrigkeit��� bezeichnet ... damit liegt die Betonung auf seiner Schwäche und Anfälligkeit für Verfolgung, Krankheit, sündhafte Neigungen und Tod. Beim Kommen Christi wird allerdings die irdische, vergängliche Erscheinung verwandelt werden, sowohl bei der Auferstehung der Toten als auch bei der Entrückung der Lebenden. Die Gläubigen werden verwandelt werden und empfangen Herrlichkeitsleiber, die angemessener ihr eigentliches Wesen als Kinder Gottes und Teilhaber des göttlichen Lebens in Christus zur Geltung bringen.«

 

Die Verwandlung

Wie Jesus sein

Obwohl es schwer ist, dies völlig zu erfassen, sagt Johannes: »Wir wissen mit Gewissheit, dass wir, wann auch immer er offenbart werden wird, wir eins mit ihm sein werden, denn wir werden ihn sehen, wie er ist« ( 1Jo 3,2 ; Übersetzung des Autors). »Wann auch immer« klingt ziemlich unsicher, aber die grammatikalische Konstruktion beinhaltet dennoch Gewissheit.« Dementsprechend wörtlich übersetzt, lautet der Text: »Gleichartige mit ihm werden wir sein.« Wir werden einen Leib und eine Konstitution besitzen, wie er sie hat! »Daraus geht deutlich hervor, dass der Anblick des Erlösers, wie er wirklich ist, unsere Umwandlung in sein Ebenbild bewirken wird.«

 

Eine Rückkehr in den Himmel

In vielen Texten über die Entrückung ist direkt oder indirekt von einer Rückkehr in den Himmel die Rede. In sieben unterschiedlichen Textzusammenhängen wird deutlich, dass unsere Bestimmung im Himmel ist. Diese Texte über ein »Wegnehmen« beziehen sich auf die Entrückung.

 

Eine Rückkehr in den Himmel

In das Haus meines Vaters

Jesus sagte zu seinen Jüngern: »Im Hause meines Vaters sind viele Wohnungen. Ich gehe hin, einen Raum für euch vorzubereiten [um darin zu leben]. Ich werde wiederkommen ... damit auch ihr seid, wo ich bin, ihr und ich [zusammen]« ( Joh 14,2-3 , eigene Übersetzung). Christus sagte wörtlich: »Wieder ich komme.« Vom Textzusammenhang her handelt es sich um eine noch unvollendete Gegenwart. »Ich werde wiederkommend sein.« Dieses Ereignis »wird als so gewiss betrachtet, dass es gedanklich als bereits im Geschehen begriffen angesehen wird.«

 

 

Eine Rückkehr in den Himmel

Errettet vor dem Zorn

In 1Thes 1,9-10 heißt es, dass wir den Sohn Gottes aus dem Himmel erwarten, »der uns errettet vor dem kommenden Zorn.« Daraus kann man schließen, dass wir von der Erde weggenommen werden, damit wir »allezeit bei dem Herrn sein werden« ( 4,17 ). Somit werden wir in den Himmel aufgenommen. Es geht hier wieder nicht um den Sohn des Menschen, der kommt, um auf der Erde zu herrschen, sondern darum, uns fort zu nehmen, wenn Gott die Bewohner der Erde mit noch nie dagewesenen Plagen heimsuchen wird.

 

Eine Rückkehr in den Himmel

Vor den Vater gebracht

In 1Thes 3,13 kündigt der Apostel an, dass wir beim Kommen unseres Herrn Jesus zusammen mit all seinen Gläubigen heilig und untadelig vor unserem Gott und Vater gestellt werden sollen. So wird in Kapitel 2,19 (die Gegenwart unseres Herrn Jesus bei seinem Kommen) das Wort »vor« für eine Begegnung von Angesicht zu Angesicht gebraucht. Man beachte die Parallele: »Vor (der Gegenwart von) unserem Herrn Jesus« ( 2,19 ) und »vor (der Gegenwart von) unserem Gott und Vater« ( 3,13 ). Diese Begegnung muss im Himmel stattfinden.

 

Allezeit bei dem Herrn

Kaum jemand kann bestreiten, dass Paulus sich auf den Himmel bezieht, wenn er sagt, dass wir allezeit bei dem Herrn sein werden ( 1Thes 4,17 ). Theologen aus allen Lagern der prophetischen Auslegung haben stets diese Auffassung von der Heimkehr der Gläubigen in den Himmel vertreten. Der griechische Grundtext verdeutlicht diesen Sachverhalt sogar noch stärker: Wir werden »entrückt werden in die Wolken zur Begegnung mit dem Herrn in der Luft. So werden wir selbst allezeit mit dem Herrn zusammen sein.« Viele Theologen stimmen auch weitestgehend überein, dass Paulus auf den Himmel anspielt, wenn er sagt, dass wir »ob wir wachen oder schlafen, zusammen mit ihm leben« werden ( 1Thes 5,10 ).

 

Zu ihm hin versammelt

Viele vertreten auch die Auffassung, dass der Apostel, wenn er von »der Ankunft unseres Herrn Jesus Christus« und »unserer Vereinigung mit ihm« schreibt, ebenfalls noch von unserer Heimkehr in den Himmel spricht ( 2Thes 2,1 ). Manchmal wird dieses Ereignis auch als »Musterung der Gläubigen für den Himmel« bezeichnet! In der Tat kann der Ausdruck »mit ihm« auch mit »zu ihm hinauf« übersetzt werden.

 

Bürgerschaft im Himmel

Es ist unstrittig, worüber Paulus in Phil 3,20 spricht. Auch wenn sie noch auf der Erde leben, haben Christen ihr Bürgerrecht woanders, und zwar im Himmel. Das steht im Gegensatz zu jenen, die ihre Gesinnung auf das Irdische richten ( 3,19 ): »Ihre [der Welt] Gedanken sind auf die Erde ausgerichtet; unsere Heimat ist im Himmel, und auch während unserer irdischen Pilgerreise sind wir mit unseren Empfindungen dort.«

 

Zum Herrn gebracht werden oder Christus von Angesicht zu Angesicht sehen

Dieses Ereignis bezieht sich nicht auf Jesus als den König Israels, den Messias, beim Antritt seiner Herrschaft auf der Erde. Aus dem Zusammenhang aller Verse über die Entrückung geht direkt oder indirekt hervor, dass es sich dabei um eine Heimkehr handelt, »um bei dem Herrn im Himmel zu sein«. Sie weisen aber auch darauf hin, dass die Gläubigen bei der plötzlichen Entrückung und Verwandlung der Lebenden oder durch die Auferstehung der entschlafenen Gläubigen Jesus unvermittelt sehen werden. Der Sinn dieses »Wegreißens« der Lebenden besteht darin, den Weg frei zu machen für den Zorn, der über die Erde kommen soll. Wenn Christus bei seinem zweiten Kommen erscheint, um zu herrschen, werden die Gläubigen der Gemeinde ihn begleiten.

 

Zum Herrn gebracht werden oder Christus von Angesicht zu Angesicht sehen

Wir werden sein, wo Jesus ist

In Joh 14,3 stellt Christus unzweifelhaft fest: »Ich werde wiederkommen und euch mit mir nehmen [zu meinem eigenen Heim], das, wo ich bin, ich und ihr [zusammen seid]« (Übersetzung des Autors). Die Jünger des Herrn hätten zu Lebzeiten ent rückt werden können, doch sie starben und ihre Seelen wurden in den Himmel aufgenommen. Deshalb wird die Rückkehr Christi für ihre Seelen die leibliche Auferstehung bringen, und ihre Seelen werden wieder mit ihren Leibern vereint werden. Dann werden die Jünger ihre neuen Leiber empfangen. Aber zu ihren Lebzeiten hätten sie weggerissen werden und ihrem Herrn plötzlich in der Luft begegnen können.

 

Zum Herrn gebracht werden oder Christus von Angesicht zu Angesicht sehen

Warten auf den Sohn Gottes

Gläubige sollen die Rückkehr des auferstandenen Jesus, des Sohnes Gottes, aus dem Himmel freudig erwarten ( 1Thes 1,10 ). Sie werden ihn von Angesicht zu Angesicht sehen! Das Wort »erwarten« (anameno) könnte auch übersetzt werden mit »anhaltend ausharren im Erwarten seines Sohnes«. »Die Ausdruckskraft des Verbs��� warten��� darf nicht außer acht gelassen werden. Es bedeutet, »mit Geduld und Zuversicht auf etwas harren ... bereit sein für seine Rückkehr« ... Der Gedanke an seine bevorstehende Ankunft hat für den Gläubigen jeden Schrecken verloren« (Hendrickson).

 

Zum Herrn gebracht werden oder Christus von Angesicht zu Angesicht sehen

Der Richter ist im Anmarsch

Wenn der Apostel Jakobus Christus als den kommenden Richter bezeichnet ( Jak 5,9 ), dann meint er damit nicht ein Gericht über unser ewiges Schicksal, sondern das Preisgericht (bema) über unsere Werke. »Denn wir müssen alle vor dem Richterstuhl [bemato s] Christi offenbar werden, damit jeder empfange, was er durch den Leib [vollbracht], dementsprechend, was er getan hat« ( 2Kor 5,10 ). Nach dem Wortlaut des griechischen Grundtextes sagt Jakobus: »Die Ankunft des Herrn nähert sich fortlaufend, sie kommt ständig näher« ( 5,8 ). Deshalb nähert sich Christus, unser Richter; er ist kurz davor, zu erscheinen.

 

Zum Herrn gebracht werden oder Christus von Angesicht zu Angesicht sehen

Jesus nimmt uns fort

Paulus schreibt von »Jesus, der uns errettet vor dem kommenden Zorn« ( 1Thes 1,10 ). Das griechische Deponens [A.d.Ü.: Ein Verb (Zeitwort) mit passiven Formen, aber aktiver Bedeutung] ruomai beinhaltet die Vorstellung von »befreien«, »erretten«. In einigen Textzusammenhängen wird es mit »errettet vor den Zähnen des Löwen« übersetzt ( 2Tim 4,17 ) beziehungsweise mit »errettet vor der Macht der Finsternis« ( Kol 1,13 ). Manche betrachten dies als eine Erklärung für das Amt Christi als unser Befreier. Es könnte auch als zeitloser Begriff für eine besondere Eigenschaft Jesu angesehen werden: Jesus, der als unser Erretter zurückkehren wird. Aus dem klassischen Griechisch kann das Wort erruo mit »aufnehmen« oder »fortnehmen« wiedergegeben werden. Vincent übersetzt ruomai mit dem kraftvollen Ausdruk: »zu sich selbst hin ziehen« mit dem besonderen Akzent der Rettung vor dem Bösen oder aus der Gefahr. Das Wort kann aber auch eine Bedeutung für die Zukunft haben: »Der, der uns [zu sich selbst hin] aufnimmt«, heraus aus dem kommenden Zorn.

 

Zum Herrn gebracht werden oder Christus von Angesicht zu Angesicht sehen

Weggerissen werden

In 1Thes 4,17 heißt es sinngemäß: »Wir werden in die Wolken hinein entrückt, hin zum Treffpunkt mit dem Herrn in die Luft.« Das Wort Entrückung kommt von dem griechischen Wort harpazo . Es hat die Grundbedeutung »geraubt«, »geschnappt« oder »entrissen« werden, und zwar durch eine Kraft, der man nicht widerstehen kann. Die Gläubigen werden der Welt entrissen, um den Herrn an einem verabredeten Platz in der Luft zu treffen. Der Begriff »Treffpunkt« (apantesin) hat in der Hellenistischen Welt eine Spezialbedeutung und bezieht sich auf Besuche von besonderen Würdenträgern. Solche Besucher wurden formell von den Bürgern oder von einer Abordnung der Bürger empfangen, die zu diesem Zweck aus der Stadt hinausgingen, dem Besucher entgegen. Der Empfangene wurde dann mit feierlichen Zeremonien in die Stadt hinein eskortiert. Bei der Entrückung wird uns Christus retten ( 1,10 ) und uns zu dem Treffpunkt in den Wolken hinwegreißen, ehe der Zorn Gottes über die Erde kommt ( 5,1-9 ). Verschiedene Textstellen sprechen über die Begegnung von Angesicht zu Angesicht mit dem Herrn ( 1Thes 2,19 ). Und »wir werden allezeit bei dem Herrn sein« ( 4,17 ). Andere, ähnliche Stellen machen deutlich: Wenn die Entrückung kommt, werden wir wirklich bei ihm sein: »Ob wir wachen oder schlafen, [wir werden] zusammen mit ihm leben« ( 5,10 ). »Unsere Vereinigung mit ihm« ( 2Thes 2,1 ); Wir erwarten gespannt »die glückselige Hoffnung und Erscheinung unseres großen Gottes und Heilandes Jesus Christus« ( Tit 2,13 ). »Bleibt in ihm, damit wir, wenn er geoffenbart werden wird, Freimütigkeit haben und nicht vor ihm beschämt werden bei seiner Ankunft« ( 1Jo 2,28 ). »Wir werden ihn sehen, wie er ist« ( 1Jo 3,2 ).

 

Sein Volk lebt anders

In einigen Textstellen wird mit der Entrückungshoffnung ein gottseliges Leben verbunden. Oft behaupten Kritiker der Entrückung, diese Lehre sei nur eine Ausflucht. Aber die Apostel Jakobus und Paulus spornen zu einem gottseligen Leben an, weil der Herr jeden Augenblick erscheinen kann, um uns zu sich zu nehmen.

 

Sein Volk lebt anders

Beschwert euch nicht übereinander

Jakobus bittet: »Seufzt nicht gegeneinander, Brüder, damit ihr nicht gerichtet werdet. Siehe, der Richter steht vor der Tür« ( Jak 5,9 ). Jakobus warnt auch vor dem Schwören und vor respektlosem oder entwürdigendem Verhalten. Der Herr könnte jeden Moment kommen: »Vor allem aber ... schwört nicht ... es sei aber euer Ja ein Ja und euer Nein ein Nein, damit ihr nicht unter ein Gericht fallt« ( 5,12 ).

 

 

Schlaft nicht, seid nüchtern

Im Zusammenhang mit seiner Lehre über die Entrückung und die damit einhergehende Auferstehung der entschlafenen Gläubigen erinnert Paulus die an Christus Gläubigen daran, dass sie nicht zum Zorn bestimmt sind ( 1Thes 5,9 ). Die Gläubigen werden dem Tag des Herrn entkommen ( 5,2 ), der mit plötzlichem Verderben über »sie« kommen wird, d. h. über jene, die nicht an Christus geglaubt haben und in Finsternis sind ( 5,3-7 ). Aber Paulus fordert die Gläubigen auch auf, ein gottseliges Leben zu führen. Er schreibt: »Wir aber, die dem Tag gehören, wollen nüchtern sein, angetan mit dem Brustpanzer des Glaubens und der Liebe und als Helm mit der Hoffnung des Heils« ( 5,8 ). Der Apostel sagt den Kindern des Lichts: »Schlaft nicht!« Wir sollen nüchtern sein ( 5,5-6 ). Paulus spricht eindeutig darüber, wie wir im Licht der jeden Augenblick möglichen Wiederkehr des Herrn für die, die in Christus sind, leben sollen.

Außerdem betet Paulus für die Thessalonicher, dass Gott sie im Blick auf die Wiederkunft Christi moralisch intakt und vollständig bewahren möge: »Er selbst aber, der Gott des Friedens, heilige euch völlig; und vollständig möge euer Geist und Seele und Leib untadelig bewahrt werden bei der Ankunft unseres Herrn Jesus Christus« ( 5,23 ). Das Wort »völlig« kann auch »vollständig« oder »durch und durch« bedeuten. »Sich zu konzentrieren, sich von den weltlichen Dingen abzusondern ... Nur hier im Neuen Testament bedeutet es »die Ganzheit eines jeden von euch«, »jeden Teil von euch«��� »durch und durch« (Luther), eher qualitativ als quantitativ.«

 

 

Unbefleckt leben

Paulus schreibt an den jungen Timotheus: »Dass du das Gebot unbefleckt, untadelig bewahrst bis zur Erscheinung (epiphaneias) unseres Herrn Jesus Christus« ( 1Tim 6,14 ). Der Wortstamm »Fleck-« kann sich auf eine verborgene Verschmutzung oder auf einen verunreinigenden Makel beziehen. »Ohne Vorwurf«, »untadelig« birgt in sich den Gedanken an ein einwandfreies Verhalten. Vom Textzusammenhang her scheint der Apostel hier auf den Umgang mit Geld und die Gefahren des Reichtums zu verweisen. Ohne Frage hat er ein tadelloses, moralisches Leben und den richtigen Gebrauch der materiellen Dinge im Blick, damit der Gläubige im geistlichen Sinn aufrecht stehen kann, wenn Jesus wiederkommt.

 

Die glückselige Hoffnung und das christliche Leben

Die Gnade Gottes und das mit ihr verbundene Heil sollte uns veranlassen, in Bezug auf einen gottseligen Lebenswandel genauestens unterwiesen zu sein und die glückselige Hoffnung zu erwarten ( Tit 2,12-13 ). Die Gnade Gottes hilft uns, die Gottlosigkeit und weltliche Begierden zu verleugnen und in dem gegenwärtigen Zeitalter vernünftig, rechtschaffen und gottselig zu leben. Und dies sollte die sehnsüchtige Erwartung der baldigen Rückkehr des Herrn hervorrufen. Wir lesen von den beiden Partizipien »unterrichten« (Vers 12 ) und »erwarten« (Vers 13 ): »Die Gnade Gottes ist erschienen ... uns unterrichtend [dass wir vernünftig leben sollen] ... [während wir] die glückselige Hoffnung erwarte n.«

 

ENTRÜCKUNG

biblisches Studium

Sein Volk lebt anders

Nicht zurückschrecken

Wie Paulus schärft auch der Apostel Johannes den Gläubigen ein, zuversichtlich zu sein und sich bei der Ankunft des Herrn nicht vor ihm zu schämen und zurückzuschrecken ( 1Jo 2,28 ). Wie für uns mag es auch für die frühen Christen leicht möglich gewesen sein, ihren Retter zu vergessen. Vielen von ihnen mag ihr Leben unvollkommen erschienen sein. Johannes (und Paulus) verknüpfen deshalb das Leben der Gläubigen mit der Hoffnung auf die Entrückung und spornen sie an, damit sie nicht als schuldig Gewordene vor seinem Angesicht zurückschrecken, wenn der Herr wiederkommt.

Johannes fügt hinzu, dass gerade die feste Hoffnung auf die Wiederkunft Jesu eine reinigende Wirkung auf das Kind Gottes ausübt ( 1Jo 3,3 ): »Jeder, der diese Hoffnung auf ihn hat, reinigt sich selbst« ... Einer, der seine Hoffnung im Glauben auf den Sohn Gottes setzt, erfährt eine inwendige Reinigung, die so vollkommen ist wie Christi eigene Reinheit.

 

ENTRÜCKUNG

biblisches Studium

Nahes Bevorstehen

Ganz ohne Zweifel, die frühe Gemeinde und die Apostel hofften auf die baldige Rückkehr des Christus. Der Gebrauch der Begriffe »wir«, »du« und »uns« sind ein Indiz dafür, dass Paulus die Entrückung in seiner eigenen Generation noch zu seinen Lebzeiten erwartete (Naherwartung). Wie bei manchen Verlöbnissen ist der Hochzeitstag noch nicht festgesetzt, doch Braut und Bräutigam erwarten trotzdem sehnsuchtsvoll ihre kommende Vereinigung. Die Jünger hatten auch diese Sehnsucht, aber sie erhielten keinen Hinweis auf den genauen Zeitpunkt der Entrückung. Sie geschah nicht zu ihren Lebzeiten, aber wir stellen weder ihre Hoffnung, noch die Offenbarung des Herrn oder die damit verbundene Lehre in Frage. Es bedeutet einfach, dass die Entrückung noch bevorsteht.

 

ENTRÜCKUNG

biblisches Studium

Der Gebrauch des Fachbegriffes Parousia zur Beschreibung der Entrückung

Dieser Abschnitt verfolgt nicht den Zweck, eine vollständige Untersuchung des Wortes parousia zu liefern. Es soll einfach festgestellt werden, dass dieses Wort ebenso auf die Entrückung der Gemeinde angewandt werden kann wie auf das Kommen Christi zur Aufrichtung des Tausendjährigen Reiches. Der Textzusammenhang liefert den Schlüssel dafür, welches Kommen jeweils im Blickfeld ist. Auch ist es wichtig festzustellen, dass das Wort parousia nicht einfach »ein Kommen«, »eine Ankunft« im allgemeinen Sinn bedeutet. Es kann im jeweiligen Textzusammenhang Anwesenheit bedeuten, eine Ankunft, eine Situation oder einfach das Erscheinen eines Würdenträgers zu einem offiziellen Besuch.

Wenn nun das Wort parousia in Entrückungstexten benutzt wird, darf es auf keinen Fall als ein Kommen verstanden werden, dem ein Bleiben folgt. Aber das Wort bezieht sich auch nicht automatisch auf das zweite Kommen Christi, das heißt auf seine Rückkehr auf die Erde zum Antritt seiner Herrschaft auf dem Thron Davids. Vom Kontext her könnte es also einfach mit »Ereignis«, »Erscheinen« oder »Besuch« übersetzt werden. Vor diesem Hintergrund werden nun die folgenden Textstellen zitiert.

Jak 5,7-9 : »Wartet nun unerschütterlich bis zu der Zeit, da der Besuch ankommt! ... Wartet nun unerschütterlich ... denn der Besuch des Herrn ist nahe herbeigekommen.«

1Thes 2,17-19 : »Seid nicht in Wirklichkeit ihr [unsere Freude], wenn wir unserem Herrn Jesus gegenüberstehen zur Zeit seines Erscheinens?«

1Thes 3,13 : »Dass er eure Herzen tadellos festigen wird ... in der Gegenwart unseres Gottes und Vaters bei der Ankunft unseres Herrn Jesus.«

 

Neben parousia beschreiben auch noch andere Wörter und Begriffe den Gedanken an eine Wiederkunft Christi zur Entrückung, um die Seinen von der Erde fortzunehmen. Sie bekräftigen die Lehre von der Entrückung.

 

ENTRÜCKUNG

biblisches Studium

Andere Ausdrücke für sein Kommen

»Ich werde zurückkehren«

Jesus sagte: »Ich werde wiederkommen und werde euch zu mir nehmen« ( Joh 14,3 ). Wörtlich heißt es: »Wieder bin ich kommend« (palin erchomai ). Aufgrund des Textzusammenhangs und wegen des Wortes »wieder« (palin) sollte dies als eine unvollendete Gegenwart betrachtet werden: »Ich werde wieder kommend sein.« Diese Aussage sollte man daher als ein klares Versprechen auffassen. »Dieser Gebrauch der Gegenwartsform kennzeichnet ein Ereignis, das noch nicht geschehen ist, das aber als so sehr gewiss betrachtet wird, dass es in Gedanken als bereits geschehen angesehen werden darf.« Da Jesus hier die Apostel persönlich ansprach, hätte sich diese Rückkehr durchaus ereignen können, während sie noch am Leben waren.

 

ENTRÜCKUNG

biblisches Studium

Andere Ausdrücke für sein Kommen

Das Kommen des Herrn steht nahe bevor

Dem Wort parousia fügt Jakobus die Feststellung hinzu, dass dieses Kommen Jesu nahe ist ( Jak 5,8 ). Vom Griechischen her könnte dieser Ausdruck »ist nahe« (engiz o) so gedeutet werden: »Das Kommen des Herrn ist nahe herbeigekommen, und es kommt näher und näher.« Das Wort trägt den Gedanken des »unmittelbaren Bevorstehens« in sich und könnte auch gedeutet werden als »an einem bestimmten Punkt angekommen sein«. Das Wort engizo ist verwandt mit einem Hauptwort, das die Bedeutung »in unmittelbarer Umgebung« oder »dicht daneben« wiedergibt.

Jakobus sieht außerdem den Richter vor der Tür stehen ( Jak 5,9 ). Christus ist bis vor die Tür gekommen. Indem er die Form der vollendeten Gegenwart benutzt, sagt der Apostel: »Er ist sozusagen gerade eben vor der Türe angekommen.«

 

ENTRÜCKUNG

biblisches Studium

Andere Ausdrücke für sein Kommen

Der Herr steigt vom Himmel herab

In 1Thes 4,16 bedeutet das Wort »herabsteigen« soviel wie »hernieder kommen« (katabaino) . »Er wird (Zukunftsform) herabkommen vom Himmel.« Die Folge ist, dass die Toten in Christus zuerst auferstehen werden, dann werden wir, die Lebendigen, die übrig geblieben sind, aufgenommen werden. Man beachte allerdings, dass Christus nicht hier auf der Erde bleiben wird. In der Tat werden wir zusammen mit den Auferstandenen mit ihm vereinigt werden.

 

ENTRÜCKUNG

biblisches Studium

Andere Ausdrücke für sein Kommen

Gemeinsam zu ihm hin versammelt

In 2Thes 2,1 verwendet der Apostel Paulus das Wort parousi a, um die kommende Entrückung durch Christus zu beschreiben. Er fügt dann aber hinzu: »... und unserer Vereinigung mit ihm.« Für manche Gelehrte und Kenner der griechischen Sprache steht das »Kommen« und die »Vereinigung« für das gleiche Ereignis. Diese Textstelle könnte demnach lauten: »... wegen der Ankunft (o. Kommen) unseres Herrn ..., eben unserer Vereinigung mit ihm ...«. Ellicott sieht in dieser Vereinigung dasselbe wie in der Aufnahme der Gläubigen dem Herrn entgegen in die Luft in 1Thes 4,14-17 . A. T. Robertson fügt hinzu: »Paulus bezieht sich auf die Entrückung, die in 1Thes 4, 15-17 erwähnt wird, und auf die darauf folgende ewige Gemeinschaft mit dem Herrn.«

 

ENTRÜCKUNG

biblisches Studium

Andere Ausdrücke für sein Kommen

Die glückselige Hoffnung seines Erscheinens

Obwohl der Begriff »Erscheinen« (epiphaneia) sich auf das zweite Kommen Jesu beziehen kann ( 2Thes 2,8 ), verweist er zweimal ebenso auf das Kommen des Herrn zur Entrückung ( 1Tim 6,14; Tit 2,13 ). Als Verb wird »erscheinen« zweimal für die Entrückung gebraucht - in 1Jo 2,28; 3,2 : »wenn er erscheint.«

In Tit 2,13 sagt Paulus, dass wir die glückselige Hoffnung und die Erscheinung der Herrlichkeit unseres großen Gottes und Heilandes Jesus Christus erwarten. »... der Herrlichkeit« ist ein beschreibender Genitiv, der oft als Adjektiv übersetzt wird: »die herrliche Erscheinung«. Das »und« zwischen den beiden Ausdrücken »hat eine erklärende Funktion; es definiert die Eigenart der Sache, auf die wir hoffen. Wir erwarten den Gegenstand dieser Hoffnung, eben das Erscheinen der Herrlichkeit. Das Griechische verbindet��� »die gesegnete Hoffnung und herrliche Erscheinung« durch einen gemeinsamen Artikel und legt dadurch den Gedanken nahe, dass es sich um ein Ereignis handelt, das aus zwei Blickwinkeln betrachtet wird. Der Hinweis auf den Herrn sollte so gelesen werden: »Der große Gott, eben der Heiland Christus Jesus.«

 

ENTRÜCKUNG

biblisches Studium

Zum Vater gebracht

Drei Texte verweisen direkt darauf, dass wir zum Vater hin entrückt werden. Die erste ist Joh 14,1-3 . »Im Hause meines Vaters sind viele Wohnungen ... Ich gehe hin, euch eine Stätte zu bereiten« (Vers 2 ). Dieses Haus kann keinen Ort im irdischen Reich Christi bezeichnen, von dem aus Christus herrschen wird. Jesus kehrt jetzt , im historischen Kontext und mit Hinweis auf das nahe Ereignis seines Todes in seines Vaters Haus zurück. Er wird für die Seinen wiederkommen und sie zu einem Ort im Himmel bringen, den er vorbereitet hat.

Es handelt sich hier also um eine besondere persönliche Verheißung für die Gemeinde Jesu in einem neuen Heilszeitalter. Christi Kommen für sie bedeutet entweder die leibliche Auferstehung oder die leibliche Verwandlung bei der Entrückung. Nun wissen wir natürlich, dass die Jünger starben und jetzt die Auferstehung ihrer neuen Leiber und die Verbindung ihrer Seelen mit diesen Leibern erwarten.

1Thes 3,13 stellt uns Gläubige in Christus vor Augen, die »in Heiligkeit [in der Gegenwart] unseres Gottes und Vaters bei der Ankunft unseres Herrn Jesus Christus mit allen seinen Gläubigen« sind. Paulus weist die Thessalonicher auf ihre Verpflichtung zu geistlichem und moralischem Wachstum hin, damit sie aufgrund ihrer Lebensweise freimütig vor Gott stehen können.

Im Titusbrief schreibt Paulus über das Erscheinen der Herrlichkeit unseres großen Gottes und Heilandes Jesus Christus ( Tit 2,13 ). Obwohl der Vater und der Sohn eigenständige Personen der Gottheit sind, teilen sie miteinander das gleiche Wesen und die gleichen Eigenschaften. Wir werden von Gott, dem Sohn, entrückt und in die Gegenwart Gottes, des Vaters, gebracht. Im gleichen Brief sagt Paulus: »Gott [ist] unser Heiland« ( 3,4 ) und »Christus [ist] unser Heiland« ( 3,6 ).

 

ENTRÜCKUNG

biblisches Studium

»Die in Christus sind« oder Anspielungen auf die Gemeinde

Die Entrückung hat mit dem Heilszeitalter der Gemeinde zu tun, mit denen, die »in Christus« sind. Das Gemeindezeitalter ist eine einzigartige Epoche mit besonderen Verheißungen. Die durch den Glauben in ihm sind, werden dem kommenden Zorn nicht ins Auge sehen müssen ( 1Thes 5,9 ). Es gab nichts der Entrückung Vergleichba res für die Gläubigen des Alten Testaments, und es wird nichts Vergleichbares für die Gläubigen der Trübsalszeit geben.

Die meisten Entrückungstexte erwähnen die Beziehung, die der Gläubige zu Jesus hat. Paulus spricht von unserem Herrn Jesus bei seiner Ankunft ( 1Thes 2,19 ) und von den Toten als von jenen, die in Jesus entschlafen sind ( 4,14 ) und die nun »die Toten in Christus« genannt werden. Sie werden zuerst auferstehen ( 4,17 ). Der Zweck der Entrückung liegt, wie Paulus sagt, darin, dass wir dem künftigen Zorn entgehen und durch unseren Herrn Jesus Christus das Heil erlangen ( 5,9 ). Wachend oder schlafend werden wir gemeinsam mit ihm leben ( 5,10 ). Der Apostel betont erneut die Beziehung zu unserem Erlöser, wenn er die verwirrten Thessalonicher an dieses Kommen unseres Herrn Jesus Christus und an unsere Vereinigung mit ihm erinnert ( 2Thes 2,1 ).

In dem großen Auferstehungs- und Entrückungstext des Paulus ( 1Kor 15,12-28 ) werden beide Ereignisse eng mit der geistlichen Stellung des Gläubigen in Christus verbunden. Er sagt, in Christus werden alle lebendig gemacht werden ( 15,21 ). Jesus ist die Erstlingsfrucht der Auferstehung, dann die, welche Christus gehören bei seiner Ankunft ( 15,23 ). Und nach der herrlichen Beschreibung der Verwandlung der Gläubigen bei der Entrückung und der Auferstehung der Toten schließt der Apostel mit der triumphalen Feststellung: »Gott aber sei Dank, der uns den Sieg gibt durch unseren Herrn Jesus Christus« ( 15,57 ; Hervorhebung durch den Autor).

Im Titusbrief nennt Paulus den Herrn »unseren großen Gott und Heiland Jesus Christus« ( 2,13 ). Er gab sich selbst für uns, und hat sich so selbst ein Eigentumsvolk gereinigt ( 2,14 ).

Diese Feststellungen sind wichtig, denn sie offenbaren die einzigartige Stellung, die die Gemeinde jetzt bei ihrem Herrn und Retter einnimmt und die sie vor dem kommenden Zorn bewahrt. »Wenn Gott seinem Zorn über die Erdenbewohner freien Lauf lässt ( Offb 6,16-17 ), wird der Leib Christi im Himmel sein - als Folge einer Reihe von Ereignissen, die in 1Thes 4,14-17 umrissen werden. Das ist Gottes Ziel« (Thomas).

»Bei der Ankunft Christi ... wird die irdische, vergängliche Erscheinung verwandelt, sowohl bei der Auferstehung der Entschlafenen als auch bei der Entrückung der Lebenden. Die Gläubigen werden umgestaltet und empfangen Herrlichkeitsleiber, die angemessener ihre grundlegende Eigenart widerspiegeln ... als Kinder Gottes und Teilhaber des göttlichen Lebens in Christus« (Kent).

 

ENTRÜCKUNG

biblisches Studium

Zusammenfassung

Aus diesen Entrückungstexten ergibt sich ein ganzes Netzwerk verwandter Themen, die erkannt und zusammengestellt werden können. Schlüsselverse bilden Schnittstellen zueinander und ergeben ein harmonisches Gesamtbild, das kaum noch in Frage gestellt werden kann. All die zusammengetragenen Informationen stärken die Lehre von der Entrückung und geben den Gläubigen Sicherheit. Diese Verse legen dar, dass die an Christus Gläubigen und zum Zeitpunkt der Entrückung Lebenden vom Herrn verwandelt und heimgeholt werden, ehe die schreckliche Epoche des Zorns beginnt. Sie offenbaren weiter, dass die Toten in Christus auferstehen werden, um einen neuen, ewigen Leib zu erhalten. Gemeinsam kehren wir mit dem Herrn heim und werden vor Gott, unseren Vater, gestellt.

Siehe auch: Entrückung, die Geschichte ihrer Lehre.

Mal Couch

Thomas D. Ice und Timothy Demy (Hrsg.), Wenn die Posaune erschallt (Pfäffikon: Verlag Mitternachtsruf, 2000), S. 31-62.

 

ENTRÜCKUNG

die Geschichte ihrer Lehre

Eine Geschichte der Lehre von der Entrückung ist außerordentlich wichtig für eine Geschichte der Lehre von der Vorentrückung, da die meisten anderen Sichtweisen nicht zwischen den beiden Phasen der Wiederkunft Christi unterscheiden - der Entrückung und dem zweiten Kommen Christi. Der Gedanke an eine Teilentrückung und Zwischenentrückung kam erst während der letzten hundert Jahre auf.

Es herrscht allgemein Übereinstimmung darüber, dass die frühesten Dokumente der Kirche der Antike außerhalb des neutestamentlichen Kanons unzweifelhaft die Sicht des Prämillennialismus widerspiegeln. Große Auseinandersetzungen ranken sich jedoch um das frühe Verständnis von der Entrückung im Zusammenhang mit der Trübsal. Vertreter der Vorentrückung verweisen auf den klar formulierten Glauben der frühen Kirche an das unmittelbare Bevorstehen der Wiederkunft Christi. Einige wenige Passagen in ein paar Dokumenten werden als Beweis angeführt, dass zumindest einige Gläubige in der Frühzeit der Gemeinde am Prätribulationismus festhielten.

Es ist typisch für jeden Bereich der Theologie innerhalb der jungen Kirche, dass gewisse prophetische Sichtweisen noch nicht entdeckt waren und sich manchmal auch widersprachen - eine Saat, aus der gegensätzliche und sich widersprechende theologische Positionen erwuchsen. Es ist sehr schwer, bei den Kirchenvätern klare, eindeutige Stellungnahmen für die Vorentrückung zu finden. Man findet allerdings eindeutig Elemente, die im Zusammenhang mit den sonstigen prophetischen Sichtweisen der Kirchenväter die Lehre von der Vorentrückung stützen und der Nachentrückung eine Absage erteilen.

Da das unmittelbare Bevorstehen der Ereignisse von Gelehrten wie John F. Walvoord als grundlegender Bestandteil der Ansicht von der Vorentrückung erachtet wird, ist es bemerkenswert, dass die Kirchenväter zwar im Sinn der Nachentrückung dachten, dabei jedoch gleichzeitig eben dieses nahe Bevorstehen lehrten. In der frühen Kirche war es üblich - ohne sich der Inkonsequenz bewusst zu sein -, theologische Positionen einzunehmen, die sich widersprachen. So kann es nicht überraschen, wenn man bemerkt, dass zur Zeit der Kirchenväter beide Sichtweisen gelehrt wurden. Larry Crutchfield bemerkt dazu: »Dieser Glaube an das unmittelbare Bevorstehen der Wiederkunft Christi vor dem Hintergrund zunehmender Verfolgung hat uns veranlasst, die Sichtweisen der frühesten Kirchenväter allgemein als »Erwartung einer unmittelbar bevorstehenden Entrückung mitten in der Trübsal« zu beschreiben.«

Bei den Kirchenvätern finden sich Äußerungen über das nahe Bevorstehen der Wiederkunft Christi im Überfluss. Klemens von Rom, Ignatius von Antiochia, die Didache, der Brief des Barnabas und der Hirte des Hermas - sie alle sprechen davon. Der Hirte des Hermas spricht darüber hinaus von der Vorstellung, der Trübsal zu entfliehen: »Dank eures Glaubens seid ihr der großen Trübsal entkommen, und weil ihr nicht an der Existenz eines solchen Tieres gezweifelt habt. Geht also hin und berichtet den Erwählten des Herrn seine großen Taten und sagt ihnen, dass dieses Tier ein Vorbild auf die kommende große Trübsal ist. Bereitet euch nun vor und bereut von ganzem Herzen und wendet euch zu dem Herrn hin. Dann wird es euch möglich sein zu entkommen, wenn eure Herzen rein und fleckenlos sind, und wenn ihr den Rest eures Lebens damit verbringt, dem Herrn tadellos zu dienen.«

Der Nachweis für Denken gemäß der Lehre der Vorentrückung im frühen Mittelalter findet sich in einer Predigt, die manche Ephraem dem Syrer zuschreiben und die den Titel trägt: »Predigt über die letzten Tage, über den Antichristen und das Ende der Welt.« Diese Predigt wurde irgend wann zwischen dem 4. und dem 6. Jahrhundert verfasst. Die dortige Aussage über die Entrückung lautet folgendermaßen: »Warum also weisen wir nicht jede Sorge um irdische Dinge von uns und bereiten uns auf das Zusammentreffen mit dem Herrn Christus vor, damit er uns der Verwirrung entreißt, die alle Welt überwältigt? ... Denn alle Heiligen und Erwählten Gottes werden vor der Trübsal, die kommen wird, versammelt zum Herrn hin genommen, damit sie nicht in die Verwirrung geraten, die die Welt wegen ihrer Sünden überwältigen wird.«

Diese Aussage beweist unzweifelhaft den Glauben, dass alle Christen durch das Eingreifen des Herrn der Trübsal entkommen werden. Wie könnte man das anders deuten, denn als gemäß der Lehre der Vorentrückung? Das spätere zweite Kommen Christi auf die Erde mit seinen Heiligen wird am Ende der Predigt erwähnt.

Um das 5. Jahrhundert gewann in der etablierten Kirche der Amillennialismus des Origenes und des Augustinus die Oberhand - im Osten wie im Westen. Möglicherweise gab es das ganze Mittelalter hindurch immer eine Form des Prämillennialismus, aber er hielt sich hauptsächlich unter der Oberfläche im Untergrund. Dorothy de F. Abrahamse schreibt: »Der Glaube an die nahe bevorstehende Apokalypse wurde im Mittelalter offiziell in die Rolle einer symbolistischen Theorie der Kirche zurückgedrängt. Bereits im 4. Jahrhundert hatte Augustinus erklärt, dass die Offenbarung des Johannes nicht wörtlich, sondern symbolisch auszulegen sei. Für die meisten mittelalterlichen Theologen und für die Konzile der mittelalterlichen Kirche galt so nur abstrakte Eschatologie als annehmbare Auslegung. Seit dem 19. Jahrhundert erkannten die Historiker allerdings, dass auch im Mittelalter buchstäbliche Apokalypsen weiter kursierten und dass sie bei der Enstehung wichtiger Strömungen des Denkens und Erklärens eine grundlegende Rolle spielten« (Hervorhebung durch den Autor).

Man glaubt, dass Sekten wie die Albigenser, die Lombardenser und die Waldenser sich vom prämillialen Vorstellungen angezogen fühlten, aber es ist wenig über die Einzelheiten ihres Glaubens bekannt, da die Katholiken ihre Werke zerstörten, wo sie sie antrafen.

An diesem Punkt muss festgehalten werden, dass die Verteidigung einer Vorentrückung für das Mittelalter außerordentlich unüblich ist, da der grundlegendere Glaube im Sinn des Prämillennialismus nahezu verschwunden war. Daher war natürlich die theologische Entrückungsfrage ähnlich gering geachtet. Das blieb so bis zur Zeit der Reformation, in der dann vieles in der Christenheit sich zu ändern begann.

Die Sichtweise des Prämillennialismus wurde als Folge von zumindest drei Faktoren wiederbelebt.

Die Reformatoren kehrten zu den Quellen zurück, zur Bibel und zu den Kirchenvätern. Das enthüllte ihnen eine regelrechte Lehre von der prämillennialistisch Sichtweise. Besonders bemerkenswert war in diesem Zusammenhang das Wiederauftauchen des gesamten Textes der Schrift Gegen die Irrlehren von Irenäus einschließlich der letzten fünf Kapitel, die einen konsequenten Futurismus (Erwartung eines noch zukünftigen Milleniums) vertraten und die siebte Jahrwoche Daniels in die Zukunft legten. Sie lehnten vieles, aber nicht alles von der die mittelalterliche Hermeutik beherrschende Methode der Allegorie ab. Sie gaben einer eher buchstäblichen Lösung der prophetischen Fragen den Vorzug, besonders im Bereich der historischen Auslegung. Viele Protestanten kamen mit Juden in Kontakt und lernten Hebräisch. Das rief weitgehende Übereinstimmung darüber hervor, ob vom Volk Israel handelnde Textpassagen historisch zu nehmen seien oder ob man fortfahren müsse, sie in der Tradition mittelalterlicher Theologie zu allegorisieren. Je mehr sie als historisch betrachtet wurden, desto stärker neigten die Reformatoren zu Auslegungen mit prämillennialistischem Charakter - ungeachtet der Tatsache, dass man sie deshalb oftmals als »Judaisierer« verspottete. Im späten 15. und frühen 16. Jahrhundert kehrte der Prämillennialismus als ein erkennbarer Faktor innerhalb der Hauptströmungen der Kirchengeschichte zurück, nachdem dort mehr als ein Jahrtausend der Amillennialismus geherrscht hatte. Mit dem Erblühen biblischer Auslegung während der späten Reformationsepoche begannen prämillennialistische Ausleger in Fülle den Protestantismus und ebenso die Entwicklung verwandter Themen wie die Entrückung zu beleben.

Man hat behauptet, dass manche die Entrückung vom zweiten Kommen Christi abgetrennt hätten, als erster Joseph Mede, der als der Vater des englischen Prämillennialismus betrachtet wird, und zwar in seinem weit verbreiteten Werk Clavis Apocalyptica (Schlüssel zur Apokalypse) (1627). Paul Boyer schreibt, es sei in dieser Zeit zunehmend die Lehre festzustellen, »dass die Heiligen zuvor »in die Luft erhoben werden« und so der umfassenden Feuersbrunst des Endes entkommen - eine frühe Formulierung der Entrückungslehre, die im 19. Jahrhundert umfassender ausgearbeitet wurde.« Was auch immer diese Männer zum Ausdruck zu bringen versuchten, es wird klar, dass die Anwendung wörtlicher Auslegung zu einer Unterscheidung zwischen der Entrückung und dem zweiten Kommen Christi als voneinander getrennt zu betrachtende Ereignisse führte.

Andere begannen, von der Entrückung zu sprechen. »Peter Jurieu lehrte in seinem Buch Approaching Deliverance of the Church (Die herannahende Befreiung der Gemeinde) (1687), dass Christus vor der Schlacht von Harmagedon in den Luftraum kommen werde, um die Heiligen zu entrücken und dann in den Himmel zurückzukehren. Er sprach von einer geheimen Entrückung vor seinem Kommen nach Harmagedon in Herrlichkeit und Gericht. Philip Doddridges Kommentar des Neuen Testaments (1738) und John Gills Kommentar des Neuen Testaments (1748) gebrauchen beide den Begriff Entrückung und bezeichnen sie als nahe bevorstehend. Es ist unzweifelhaft - diese Männer glaubten, dass dieses Kommen dem Erscheinen Christi auf der Erde und der Zeit des Gerichts vorausgehen wird. Der Zweck dieses Kommens sei, die Gläubigen vor der Gerichtsperiode zu bewahren. James Macknight (1763) und Thomas Scott (1792) lehrten, dass die Gerechten in den Himmel gebracht werden, wo sie sicher sein werden, bis das Gericht vorüber ist« (Benware).

Frank Marotta glaubt, dass Thomas Collier 1674 auf eine Entrückung vor der Trübsal hingewiesen hat. Er weist aber die Ansicht zurück, dies belege sein Wissen, dass eine derartige Sichtweise gelehrt worden sei.

Der vielleicht deutlichste Hinweis auf eine Entrückung vor der Trübsal, bevor Darby sie lehrte, kommt von dem Baptisten Morgan Edwards (dem Gründer der Brown-Universität), der in den Jahren 1742-1744 eine abgesonderte Entrückung dreieinhalb Jahre vor dem Beginn des Tausendjährigen Reiches lehrte.

Als der Futurismus begann, in den Kreisen der Prämillennialisten um 1820 den Historizismus zu verdrängen, betrat der moderne Befürworter eines heilsgeschichtlichen Denkens im Sinn der Vorentrückung die Szene. J. N. Darby behauptete, er sei zu seiner Sicht der Entrückung im Rahmen eines ausgedehnten Bibelstudiums gelangt, und zwar während eines Genesungsprozesses von Dezember 1826 bis Januar 1827. Er ist der Vordenker der modernen Version der Entrückungslehre.

Diese Lehre verbreitete sich weltweit durch die Brüderbewegung, mit der Darby und andere ähnlich gesinnte Christen verbunden waren. Es scheint so, als ob sich ihre Überzeugung von der Vorentrückung entweder durch ihre Schriften oder durch persönliche Besuche in Nordamerika unter den amerikanischen Evangelikalen ausgebreitet habe. Zu den frühesten Vertretern dieser Lehre gehören der Presbyterianer James H. Brookes und der Baptist J. R. Graves.

Die Entrückungslehre verbreitete sich weiter durch jährliche Bibelkonferenzen wie die Niagara Bible Conference (1878-1909), durch Publikationen zum Jahrhundertwechsel wie The Truth (Die Wahrheit) und Our Hope (Unsere Hoffnung), durch populäre Bücher wie Brookes Maranatha , William Blackstones Jesus Is Coming (Jesus ist nahe) und die Scofield-Bibel (1909). Viele der größten Bibellehrer der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts trugen dazu bei, die Lehre zu verbreiten - Männer wie Arno Gaebelein, C. I. Scofield, A. J. Gordon, James M. Gray, R. A. Torrey, Harry Ironside und Lewis S. Chafer.

In praktisch jedem Ballungsgebiet in Nordamerika wurden Bibelinstitute, Bibelschulen oder Bibelseminare gegründet, an denen eine heilsgeschichtliche Schau im Sinne der Lehre von der Vorentrückung gelehrt wurde. Schulen wie das Moody-Bible-institut, das Philadelphia Bibel-College, das Bibelinstitut von Los Angeles (BIO-LA) und das Theologische Seminar in Dallas lehrten und verteidigten diese Sichtweise. Diese Lehren fanden sich hauptsächlich in unabhängigen Gemeinden, Bibelgemeinden, Baptistengemeinden und in einer bemerkenswerten Zahl presbyterianischer Gemeinden. Um 1925 wurde die Lehre von der Vorentrückung von vielen Pfingstkirchen wie den Assemblies of God (Versammlungen Gottes) und dem Foursquare Gospel (Das vierfache Evangelium) angenommen. Die Überzeugung von der Vorentrückung war auch dominant unter den Charismatikern der 60er und 70er Jahre. Hal Lindseys Buch Late Great Planet Earth (Alter Planet Erde wohin?) förderte die Ausbreitung der Lehre von der Entrückung vor der Trübsal, da es nicht nur großen Einfluss auf die öffentliche amerikanische Kultur ausübte, sondern weltweit große Verbreitung fand. Auch viele Radio- und Fernsehprogramme lehrten die Vorentrückung.

Obgleich die Lehre von der Vorentrückung unter den Evangelikalen und den christlichen Fundamentalisten nach wie vor weithin populär ist, begann ihre Vorherrschaft zu schwinden, zuerst in einigen akademischen Kreisen der 50er- und 60er-Jahre. Der Niedergang unter Pfingstlern, Charismatikern und Evangelikalen begann in den 80ern als Folge der Verlagerung der Interessen hin zu größerer sozialer Verantwortung. Die Lehre von der Vorentrückung ist auch heute immer noch die am weitesten verbreitete Lehre, aber sie kann in vielen evangelikalen, charismatischen und fundamentalistischen Kreisen nicht mehr für selbstverständlich genommen werden, was eine Generation früher noch der Fall war.

Die Lehre von der Entrückung ist in der Kirchengeschichte nicht die vorherrschende Lehre gewesen. Allerdings hatte sie in den vergangenen zweitausend Jahren bemerkenswerte Verfechter. Wo auch immer im Sinn des Prämillennialismus gelehrt wurde, trat sie hervor, besonders bei Anwendung der wörtlichen Auslegung, des Futurismus, des heilsgeschichtlichen Denkens und der Unterscheidung zwischen Israel und der Gemeinde. Ungeachtet seiner Geschichte ist der Glaube an die Entrückung hauptsächlich von jenen verteidigt worden, die einer wortgetreuen Auslegung des biblischen Textes den Vorzug gaben.

Siehe auch: Entrückung, biblisches Studium.

Thomas D. Ice Roy A. Huebner, The Truth of the Pre-Tribulation Rapture Recovered (Millington, New Jersey 1976, Present Truth Publishers); Thomas D. Ice, Why the Doctrine of the Pretribulational Rapture Did Not Begin with Margaret Macdonal d, in: Bibliotheca Sacra, April-Juni 1990, S. 155-168; Thomas D. Ice und Timothy Demy, Wenn die Posaune erschallt (Verlag Mitternachtsruf, Pfäffikon 2000); Frank Marotta, Morgan Edwards: An Eighteenth Century Pretribulationist (Morganville, N.J. 1995, Present Truth Publishers); Frank Marotta, Precious Truths Revived and Defended Through J. N. Darby , Bd. 1 (Morganville, N. J. 1991, Present Truth Publishers); Richard R. Reiter, A History of the Development of The Rapture Positions in: The Rapture: Pre-, Mid-, or Post-Tribulational ?, Hrsg. Richard R. Reiter (Grand Rapids 1984, Zondervan); Charles C. Ryrie, Come Quickly, Lord Jesus: What You Need to Know about the Rapture (Eugene, Oreg. 1996, Harvest House); John F. Walvoord, The Blessed Hope and the Tribulation (Grand Rapids 1976, Zondervan); John F. Walvoord, The Rapture Question , revidierte Ausgabe (Grand Rapids 1955, Zondervan).

 

ENTRÜCKUNG

nach der Trübsal

Gewissenhafte Menschen haben die prophetischen Schriften studiert und sind zu unterschiedlichen Schlussfolgerungen darüber gekommen, wann sich die Entrückung in Beziehung zur großen Trübsal ereignen wird. Einige behaupten, dass die Gemeinde erst entrückt werde, wenn die große Trübsal vorüber sei, denn der Gemeinde ist Trübsal auf Erden verheißen ( Joh 16,1-2; Offb 12,12 ). Diese Ansicht kennen wir unter der Bezeichnung Posttribulationismu s. Andere behaupten, dass die Christen die erste Hälfte der Trübsal durchleben müssen, aber vor den letzten dreieinhalb Jahren entrückt werden. Diese Ansicht kennen wir als Intratribulationismus . Eine dritte Sichtweise glaubt an eine Entrückung vor der Trübsal und nimmt als Begründung dafür in Anspruch, dass verschiedene biblische Aussagen die Entrückung zu Beginn der großen Trübsal nahelegen (Prätribulationismu s).

In den heutigen prämillennialistischen Kreisen findet der größte Teil der Auseinandersetzung über die Entrückung zwischen dem posttribulationistischen und dem prätribulationistischen Standpunkt statt. (Unglücklicherweise ist diese Auseinandersetzung oftmals zu ungerechten und manchmal beleidigenden Anschuldigungen zwischen den Streitparteien entartet). Ryrie hat die grundlegenden Aussagen des Prätribulationismus und des Posttribulationismus gegenübergestellt und so folgende Tabelle erhalten.

 

 

ENTRÜCKUNG

nach der Trübsal

Entrückung nach der Trübsal

Der Posttribulationismus vertritt die Sichtweise, dass die Gemeinde durch die Große Trübsal gehen und bei deren Ende entrückt werden wird. Entrückung und zweites Kommen Christi werden als ein und dasselbe Ereignis betrachtet. »Die Gemeinde Christi wird nicht vor der Ankunft Christi am Ende des gegenwärtigen Zeitalters von der Erde weggenommen werden: Die Entrückung und sein Erscheinen ereignen sich zum selben Zeitpunkt; daher werden die Christen dieser Generation der letzten Trübsal unter dem Antichristen ausgesetzt sein« (Reese).

Autoren, die den Posttribulationismus vertreten, bieten mehrere Beweise für ihre Theorie an. Dabei ist festzuhalten, dass nicht jeder dieser Autoren unbedingt mit all diesen aufgelisteten Argumenten übereinstimmt, doch die folgende Auflistung kennzeichnet die Hauptargumente der führenden Köpfe in diesem theologischen Lager.

 

ENTRÜCKUNG

nach der Trübsal

Das historische Argument

Ein Argument wird von den Vertretern der Vorentrückungslehre in den Vordergrund gestellt: Die frühe Kirche habe ihre Sichtweise vertreten. Aus diesem Grund bezeichnen sie sich manchmal selbst als »historische Prämillennialisten«. Dieses Argument hat sowohl einen positiven als auch einen negativen Akzent. Den positiven stellt Gundry fest: »Bis hin zu Augustinus im 4. Jahrhundert hielt die frühe Kirche allgemein am prämillennialistischen Verständnis der Bibelauslegung fest. Der Chiliasmus erforderte eine futuristische Auslegung von Daniels siebzigster Jahrwoche, des Gräuels der Verwüstung und der Person des Antichristen. Und er vertrat die Sicht der Nachentrückung. Die Möglichkeit einer Vorentrückung scheint in der frühen Kirche niemandem jemals in den Sinn gekommen zu sein; sie wird weder diskutiert noch erwähnt.«

Im Hinblick auf diese Kritik an der Position der Vorentrückung müssen zwei Punkte genauer untersucht werden.

Es ist fraglich, und es wird kaum jemand nachweisen können, ob es überhaupt eine ausgearbeitete, eschatologische Position gab, die in der frühen Kirche gelehrt wurde. Das bedeutet aber, dass die frühe Gemeinde nicht eindeutig an die Vor- oder Nachentrückung glaubte. »Die frühe Gemeinde glaubte an die Trübsal, an das nahe Bevorstehen der Ankunft Christi und an ein darauf folgendes Tausendjähriges Reich. Die frühe Gemeinde war eindeutig prämillennialistisch, vertrat aber weder eindeutig die Vorentrückung noch eindeutig die Nachentrückung, wenn man das Maß heutiger Lehren dafür anlegt« (Ryrie). Der Zeitpunkt der Entrückung war für die frühen Kirchenväter kein Thema. Sie wussten, dass die Ankunft Christi nahe bevorstand. Die Entrückung wurde erst vor rund hundert Jahren ein Thema. Irgendjemand hat einmal gesagt, dass jede Generation ihre eigenen theologischen Schlachten schlägt. Damit ist gemeint, dass sich die Gemeinde nicht umfassend mit einem Thema beschäftigt, solange nicht ein Umstand erwächst, der Aufmerksamkeit erfordert. Dann wird das Thema diskutiert, bis es systematisch formuliert ist. Es scheint, dass in unterschiedlichen Epochen der Kirchengeschichte unterschiedliche Lehren diskutiert wurden. In den zwei Jahrhunderten nach Christus war die Christologie das Thema. Im frühen 16. Jahrhundert wurde die Auseinandersetzung über die Lehre der Rechtfertigung von Martin Luther wieder aufgenommen. Im 18. Jahrhundert betonte John Wesley die Heiligung. Im 20. Jahrhundert war die Lehre von der Eschatologie der Dreh- und Angelpunkt der theologischen Diskussion. Daher ist es nur natürlich, dass die Abfolge von künftigen Ereignissen so tiefgreifend untersucht worden ist wie nie zuvor in der Geschichte des Christentums. Pentecost unterstützt diese Schlussfolgerung: »Man darf nicht aus den Augen verlieren, dass jede Epoche der Kirchengeschichte mit einer besonderen Lehrfrage beschäftigt gewesen ist, die zum Objekt der Diskussion, der Korrektur und der Neuformulierung wurde, bis es zu einer allgemeinen Akzeptanz darüber kam, was die Heilige Schrift darüber lehrt. So wurden alle Bereiche der Theologie durch die Epochen hindurch formuliert. Der Bereich der Eschatologie war vor dem vergangenen Jahrundert niemals ein Thema, dem sich die Aufmerksamkeit der Gemeinde zugewandt hätte.«

 

ENTRÜCKUNG

nach der Trübsal

Das Argument gegen das nahe Bevorstehen der Ankunft Christi

Man kann nicht das Neue Testament lesen und dann zu dem Schluss kommen, die Schreiber der neutestamentlichen Texte hätten nicht an eine unmittelbar bevorstehende Wiederkunft Christi geglaubt. Die Christen werden ermahnt, in dieser Erwartung zu wachen ( 1Thes 5,1-8; 2Petr 3, 8-10 ) und darauf zu warten ( 1Kor 1,7; 1Thes 1,9-10; Tit 2,13 ). Diese Aufforderungen waren im ersten Jahrhundert so bedeutungsvoll und so anwendbar wie heute. Auch wenn es Voraussetzungen und deren Erfüllung anzeigende Zeichen hinsichtlich der Endzeit gibt, hinderte das nicht den Glauben an die unmittelbar bevorstehende Rückkehr Christi. Zeichen sind kein absoluter Maßstab im Bezug auf seine Rückkehr, aber sie kennzeichnen die allgemeinen Bedingungen auf der Erde, wenn er wiederkommt. Unmittelbarkeit bedeutet: Er kann jederzeit kommen.

Das Argument gegen die unmittelbar bevorstehende Wiederkunft Christi gründet sich normalerweise auf eine Reihe von Zeichen, die erfüllt sein müssten, ehe er wiederkommen kann. Es wird auch argumentiert, dass gewisse Ereignisse wie der Fall Jerusalems oder der Tod des Petrus geschehen müssten, ehe Jesus wiederkommen kann. Daher konnte er nicht wiedergekommen sein, ehe diese Dinge geschehen sind, und wurde deshalb vor diesen Ereignissen auch nicht von der Gemeinde erwartet. MacPherson listet die folgenden zwölf Argumente gegen das unmittelbare Bevorstehen auf.

Die Erfüllung des großen Missionsauftrages setzt eine lange Zeitepoche voraus. Das Wachstum der Frucht in Mt 13 ist ein zeitaufwendiger Prozess. Paulus erwartete in 2Tim 4,6-8 seinen Tod, nicht seine Entrückung. Jesus sagte in Joh 21,18-19 das Martyrium von Petrus voraus. Die Zeichen von Mt 24 müssen sich zuerst ereignen. Ein großer Zeitraum zwischen Christi Himmelfahrt und seiner Rückkehr beinhaltet die Zerstreuung der Juden unter alle Völker ( Lk 21 ); ein Mann reist in ein fernes Land, und erst nach langer Zeit kommt der Herr dieser Diener ( Mt 25 ). Der große Abfall der letzten Tage braucht Zeit, um sich zu entwickeln. Der Bräutigam im Gleichnis von den zehn Jungfrauen verzieht sein Kommen. Die Pastoralbriefe lehren den anhaltenden Dienst der Gemeinde, was Zeit erfordert. Paulus sagt, Christi Rückkehr steht nicht nahe bevor ( 2Thes 2,1-3 ), denn zuvor müssen Abfall und Antichrist kommen. Die Erwartung von sieben Phasen der Kirchengeschichte (die sieben Gemeinden in Offb 2; 3 ) erfordert einen langen Zeitlauf und bringt Vertreter der Vorentrückung in Schwierigkeiten: Könnte Christus vor der letzten Phase wiederkommen? Ermahnungen, zu wachen und bereit zu sein, sind an eine so genannte »zweite Bühne«, an einen Hintergrund in Mt 24 und 25; 1Kor 1,7; Kol 3,4; 1Thes 3,13; 2Thes 1,7-10; 1Petr 1,13; 1Petr 4,13 und 1Jo 2,28 geknüpft. Auf den ersten Blick mögen diese Argumente schlüssig erscheinen, aber im Licht der biblischen Lehre über das nahe Bevorstehen bedürfen sie einer genaueren Bewertung. Hat man diese vorgenommen, dann offenbart die Liste mindestens sieben grundlegende Irrtümer in der Interpretation.

MacPherson unterlässt es, die Heilige Schrift vor dem Hintergrund der Offenbarung auszulegen. Konservative Gelehrte sind sich allgemein darüber einig, dass Johannes die Prophetie über den Märtyrertod des Petrus vielleicht mehr als dreißig Jahre nach dem Tod des Petrus berichtete. Es ist nur schwer nachzuvollziehen, wie dies die frühen Christen, die dieses Evangelium zuerst lasen, in ihrem Glauben an die nahe bevorstehende Rückkehr Christi hätte entmutigen können. Der Textzusammenhang, in dem diese Prophetie steht, deutet an, dass manche Leser geglaubt haben könnten, Christus werde sogar noch vor dem Tod des alternden Apostels Johannes wiederkommen ( Joh 21,23 ). Ein zweites hermeneutisches Problem der Liste besteht in dem Fehler, Bibeltexte nicht in ihrem biblischen Zusammenhang auszulegen. Das zeigt sich besonders deutlich in der Behauptung, dass Paulus seinen Tod und nicht seine Entrückung erwartet habe. Es war Paulus, der die Lehre von einer nahe bevorstehenden Entrückung der Gemeinde am weitesten entwickelt hat ( 1Kor 15; 1Thes 4 ). Seinem Lebensende nahe, sprach er vom Tod als von einer realistischen Möglichkeit. Das bedeutet nicht notwendigerweise, dass er die Lehre vom nahem Bevorstehen der Wiederkunft Christi geleugnet hätte. MacPherson unterstellt gewisse Schlussfolgerungen, die der frühen Gemeinde nicht in den Sinn gekommen wären. Die Erfüllung des großen Missionsauftrages erfordert nicht notwendigerweise einen langen Zeitraum. Die frühen Christen wurden bereits in ihrer Generation beschuldigt, die Welt auf den Kopf gestellt zu haben ( Apg 17,8 ). Paulus selbst behauptete, das Evangelium sei während seiner Lebenszeit »in der ganzen Welt« gepredigt worden ( Kol 1,5-6 ). Mac-Pherson mag annehmen, der Abfall benötige Zeit, um sich zu entwickeln, aber das war keineswegs die Erfahrung oder Gesinnung der frühen Kirche. Noch ehe das Evangelium außerhalb der Stadtgrenzen von Jerusalem gepredigt wurde, hatte die Gemeinde mit dem Problem der Entartung zu kämpfen ( Apg 5,1-11 ). Die ganze Betonung bei der biblischen Lehre vom Abfall liegt auf der Tatsache, dass sein Wachstum rasend schnell ist (vgl. 2Jo 1,8; Jud 1,1; 1Kor 15,33 f; Gal 3,1-5 ). Ein viertes Problem mit dieser Liste besteht in ihrer Anlehnung an Gleichnisse. MacPherson lässt Gleichnisse mehr sagen, als Jesus mit ihnen zu sagen beabsichtigte. Jesus lehrte das Gleichnis von den zehn Jungfrauen nicht, um seine Zuhörer zu überzeugen, der Bräutigam habe im Sinn, spät zu kommen. Vielmehr lehrte er sie zu wachen, weil er jeden Augenblick kommen könnte. Jesus lehrte auch nicht das Gleichnis vom Sämann, um den Zeitraum darzustellen, den der Same zum Keimen benötigt, sondern um zu zeigen, dass die Ernte (das Gericht) unausweichlich kommen wird. Vertreter der Nachentrückungslehre neigen dazu, den Unterschied zwischen der Entrückung und dem zweiten Kommen auszublenden. Das wird deutlich in den Argumenten 5, 10 und 12 der vorliegenden Liste. Die biblische Unterscheidung zwischen der Entrückung und dem zweiten Kommen Christi ist ein grundlegendes Argument für die Entrückung vor der Trübsal. Ein weiterer Irrtum in MacPhersons Liste besteht darin, dass er die Lehre vom unmittelbaren Bevorstehen der Wiederkunft Christi und ihre Anwendung auf das christliche Leben missversteht. Zweifellos lehrt die Heilige Schrift dieses nahe Bevorstehen und die frühe Gemeinde glaubte daran. Jene Gläubige, die verstanden, dass Christus jeden Moment zurückkommen kann, gingen nicht in weißen Kleidern in die Berge, um dort auf die Entrückung zu warten. Die Christen gehorchten vielmehr der Ermahnung, fleißig und gewissenhaft ihre Arbeiten zu verrichten, damit sie bei seiner Rückkehr nicht untätig würden. »Die Lehre des nahen Bevorstehens seiner Ankunft wird in der Heiligen Schrift an vielen Stellen gelehrt, etwa in Joh 14,2-3; 1Kor 1-7; Phil 3,20-21; 1Thes 1,9-10; 4,16-17; 5,5-9; Tit 2,13; Jak 5,8-9; Offb 3,10 ... Die frühe Gemeinde glaubte an die Lehre vom nahen Bevorstehen« (Pentecost). Wenn man sie genau untersucht, ist keine der von MacPherson aufgelisteten Einwendungen gegen das nahe Bevorstehen der Rückkehr Christi überzeugend - vielleicht mit Ausnahme seines elften Arguments, das die historische Interpretation der sieben Gemeinden in Offb 2-3 beinhaltet. Diese Interpretation ist allerdings nicht der einzige Standpunkt von Prämillennialisten in dieser Frage (die Ryrie-Studienbibel kennzeichnet sie als »Gemeindetypen in allen Generationen«). Es ist eine sehr schwache Basis, um darauf die Leugnung einer klar ausgeführten, biblischen Lehre aufzubauen. Diese typische Auslegung wurde nur im 20. Jahrhundert populär, und nur wenigen Theologen käme es in den Sinn, auf dieser einen Auslegung ein theologisches Gebäude errichten zu wollen.

 

ENTRÜCKUNG

nach der Trübsal

Die Gemeinde in der Trübsal

Eine weitere Behauptung der Verfechter der Nachentrückung besteht darin, dass die Gemeinde durch die Große Trübsal gehen wird. Dazu werden Bibelverse zitiert wie Hi 15,17-19; Joh 16,1-2.33; Apg 8,1-4 oder Röm 12,12 , die zeigen, dass den Christen Trübsal verheißen ist, nicht Bewahrung vor der Trübsal. Die Anhänger dieses Standpunktes argumentieren, diese Trübsal seien einfach die im Lauf der Jahre von Christen erfahrenen Prüfungen, die sie mit den Leidenden der Großen Trübsal gleichstellen. Andere meinen, es gebe eine künftige Trübsal, während der Christen leiden werden, ohne dabei jedoch Gegenstand des Zornes Gottes zu sein. Dies scheint die grundlegende Annahme der zeitgenössischen Lehrer der Nachentrückung zu sein. »Es ist keine Streitfrage, ob die Gemeinde jemals Gottes vergeltenden Zorn erleiden wird. Sie wird es nicht ( Joh 3,36; 5,24; Röm 5,9; 8,1; Eph 2,3; 5,6; 1Thes 1,10; 5,9 ). Und es gibt eindeutige Hinweise im Buch der Offenbarung, dass die Schalen des göttlichen Zorns die Heiligen nicht antasten werden - Hinweise zusätzlich zu der theologischen Notwendigkeit, dass Gottes Zorn keinen erretteten Menschen betrifft ... Wie jetzt auch wird die Gemeinde während der Trübsal Verfolgung leiden, aber kein Heiliger kann unter dem göttlichen Zorn leiden« (Gundry).

In ähnlicher Weise argumentiert Harold Ockenga, dass die Gemeinde durch die Trübsal gehen wird. Darüber hinaus erkennt er an, dass dieses Argument die Identifizierung der Trübsal mit dem Zorn Gottes im Grunde unmöglich macht. »Die Gemeinde wird dem Zorn der Menschen unterworfen sein, aber nicht unter dem Zorn Gottes leiden. Diese Unterscheidung, die sehr hilfreich für mich war, wird von den Verfechtern der Vorentrückung allgemein übersehen. ... Sie setzen die Trübsal mit dem Zorn Gottes gleich. Falls das nicht widerlegt werden kann, bleibt uns nur der Glaube, dass die Gemeinde vor der Trübsal aus der Welt herausgenommen wird, da es keine Verdammnis für jene gibt, die in Christus Jesus sind.«

Diese Argumentationsweise ist insofern irrig, weil sie mindestens drei Unterschiede in Gebrauch und Interpretation des Wor t es Trübsal und dem Begriff der »Großen Trübsal«, wie sie in der Heiligen Schrift beschrieben wird, nicht erkennt.

Da ist zunächst das Argument von Absicht und Erfüllung . Wenn die Große Trübsal und das Leiden der Heiligen miteinander verquickt werden, dann erfordert dies logischerweise, dass jede Generation ihre eigene Große Trübsal erfährt. Joh 16,33 kommentierend, merkt Mauro an: »Wenn der Herr im Sinn hatte, dass die Große Trübsal den Seinen bestimmt sei, dann würden etwa drei »Große Trübsale« in jedem Jahrhundert benötigt - wenigstens bis zur Gegenwart - um diese Absicht zu erfüllen.«

Das nächste Argument berücksichtigt die Beobachtung, dass die Große Trübsal überall in der Heiligen Schrift als eine Sache von weitgehend jüdischem Charakter beschrieben wird, und vom Zorn Gottes und nicht so sehr vom menschlichen Zorn gekennzeichnet ist. »Es wird uns ein ganzes Stück weiterhelfen, wenn wir zunächst einmal sehen, dass die Große Trübsal die Epoche der Trübsal Jakobs ist und nicht die der Trübsal der Gemeinde. Sie kann nicht beginnen, ehe nicht die Zwischenzeit beendet ist, die zwischen Daniels neunundsechzigster und siebzigster Jahrwoche liegt, denn während dieser ganzen Zeit macht Gott keinen Unterschied zwischen den Juden und den Nationen. Erst nachdem die Gemeinde die Szene verlassen hat, wird er Israel wieder als ein Volk in besonderer Bundesbeziehung mit ihm selbst anerkennen. Dann wird Israels letzte Prüfungszeit beginnen« (Pentecost).

Die Wesensmerkmale der Großen Trübsal weiter zusammenfassend, bemerkt Thiessen: »Wir wissen natürlich, dass die Gläubigen durch »viele Trübsale in das Reich Gottes eingehen« müssen ( Apg 14,22 ), aber neben dieser Alltagserfahrung der Christen gibt es eine künftige Trübsalsperiode . In Dan 12,1 wird von ihr als von der »Großen Trübsal« gesprochen; Lk 21,34-36 nennt sie »diesen Tag«, der im vorangehenden Teil des Kapitels geschildert wird. In Offb 3,10 wird sie die »Stunde der Versuchung« genannt, »die über den ganzen Erdkreis kommen wird, um die zu versuchen, die auf der Erde wohnen«. Und in Offb 7,14 lesen wir von einer großen Volksmenge, die »aus der Großen Trübsal gekommen« ist. Im Alten Testament wird unter der Bezeichnung »Tag der Drangsal Jakobs« auf die Große Trübsal Bezug genommen ( Jer 30,4-7 ) und dort ist sie die Zeit der Empörung Gottes über die Bewohner der Erde ( Jes 24, 17-21; 26,20-21; 31,1-3; Sach 14,1-3 ). Dass sich die Trübsalszeit zwischen den beiden Kommen Christi ereignet, ergibt sich aus einer Untersuchung des ganzen vorausgesagten Ablaufs der Zukunft. Man beachte besonders, dass Mt 24,29 aussagt, dass die Trübsal mit Christi Kommen in Herrlichkeit endet, das heißt mit seiner Offenbarung.«

 

ENTRÜCKUNG

nach der Trübsal

Dan 9,24-27

Manche Verfechter der Nachentrückung glauben an eine historische Erfüllung von Dan 9,24-27 einschließlich der siebzigsten Woche dieser Prophetie. Sie glauben, die siebzig Wochen seien eine andauernde, fortlaufende, ununterbrochene Periode von Jahren, die mit dem Tod des Stephanus oder mit der Zerstörung von Jerusalem endete. Ganz typisch für diese Interpretation schreibt Rose: »Wenn es darin »Sprünge« oder »Unterbrechungen« gäbe, dann wäre die Prophetie undeutlich, irreführend und trügerisch ... Die »62 Wochen« sind unmittelbar mit den »sieben Wochen« verbunden, und diese »69 Wochen« dauern, »bis der Messias kommt«. Über seine Geburt hinaus, aber nicht bis zu seinem »triumphalen Einzug«; nur »bis zu seiner öffentlichen Salbung«. Da gibt es keinen Sprung zwischen der neunundsechzigsten und der siebzigsten Jahrwoche ... Die »eine Woche« der prophetischen »siebzig Wochen« begann mit Johannes dem Täufer. Mit seiner ersten öffentlichen Verkündigung des Reiches Gottes begann die Heilszeit des Evangeliums. Wenn man diese sieben Jahre zu den 483 Jahren hinzu addiert, vervollständigt das die 490 Jahre ... so dass sich die ganze Prophetie von den Zeiten und den damit verbundenen Ereignissen her bis auf den letzten Buchstaben erfüllt hat ... Alle Belege des Neuen Testaments und der christlichen Erfahrung stimmen mit den größten Lehrern der christlichen Gemeinde darin überein, dass sich die siebzigste Woche von Daniels Prophetie vor mehr als 1900 Jahren erfüllt hat. Das lässt keine künftige siebzigste Woche übrig, die sich noch in »der Großen Trübsal« nach der Entrückung erfüllen könnte.«

Es sollte hier beachtet werden, dass nicht alle Vertreter der Nachentrückung an eine historisch vollzogene Erfüllung von Daniels siebzigster Jahrwoche glauben. In einer Widerlegung der Nachentrückungslehre von Barton Payne betont Gundry den Zukunftscharakter der siebzigsten Jahrwoche und vermerkt dabei im Einzelnen: »Wir können den Ausdruck »dein Volk« (Vers 24 ) nicht in ein geistliches Israel einschließlich der Nationen abstrahieren, ohne dem klar zutage liegenden Sinn dieser Textpassage Gewalt anzutun. Die Zerstörung Jerusalems zum Beispiel, von der in der Prophetie hauptsächlich die Rede ist, betrifft Israel als Nation . Und doch, da in der siebzigsten Woche die in Vers 24 angesprochenen Ziele erfüllt werden müssen, können die siebzig Wochen noch nicht gänzlich vergangen sein, denn das Ende der Übertretungen Israels, die Reinigung von seiner Sünde und der Empfang seiner ewigen Rechtfertigung sind noch nicht abgeschlossen. Paulus schreibt darüber als noch zukünftig für Israel ( Röm 11,25-27 ).«

Es gibt fünf grundlegende Schulen der Auslegung des Themas von Daniels siebzigster Jahrwoche. Die Verfechter der Vorentrückung legen diese Textpassage als noch zukünftig aus. Walvoord fasst die anderen Sichtweisen zusammen: »Im Gegensatz zu der futuristischen Auslegung haben mindestens vier andere Positionen Raum gewonnen: (1) die liberale Position, dass sich die siebzigste Jahrwoche mit den Ereignissen unmittelbar nach der Makkabäischen Verfolgung verwirklicht habe geradeso wie auch die neunundsechzig vorausgegangenen; (2) die Ansicht der jüdischen Gelehrten, dass sich die siebzigste Jahrwoche bei der Zerstörung Jerusalems im Jahr 70 n.Chr. erfüllt hat; (3) der Standpunkt, dass es sich bei der siebzigsten Jahrwoche Daniels um eine unbestimmte Periode handelt, die mit Christus beginnt und sich bis zum Ende hin erstreckt; und (4) die Vorstellung, dass es sich bei der siebzigsten Jahrwoche um sieben buchstäbliche Jahre handelt, die mit dem öffentlichen Dienst Christi beginnen und etwa dreieinhalb Jahre nach seinem Tod enden.«

 

ENTRÜCKUNG

nach der Trübsal

Die Lehre von der Auferstehung

Das vielleicht stärkste Argument, das Verfechter der Nachentrückung vorbringen, ist die Lehre von der Auferstehung. Im Hinblick auf dieses Argument müsste die Entrückung nach der Trübsal stattfinden, weil sich auch die Auferstehung nach der Trübsal ereignet. Die Wichtigkeit dieses Arguments zeigt sich in zahlreichen Aussagen einschlägiger Publikationen, z. B. Mac-Pherson: »Die Auferstehung der verstorbenen Heiligen findet eindeutig bei der Entrückung der Gemeinde statt ( 1Thes 4,16 ). Daher: »Zu dem Zeitpunkt, zu dem die Auferstehung stattfindet, ereignet sich auch die Entrückung.« Eine Untersuchung der Texte, die von der Auferstehung der entschlafenen Heiligen sprechen, von der ersten Auferstehung ( Offb 20,5-6 ), zeigt uns, dass diese erste Auferstehung mit dem Kommen des Herrn in Verbindung steht ( Jes 26,19 ), mit der Bekehrung Israels ( Röm 11,15 ), mit der Aufrichtung des Reiches ( Lk 14,14-15; Offb 20,4-6 ) und mit dem Empfang von Belohnungen ( Offb 11,15-16 ). Die Große Trübsal geht dem voraus ( Dan 12,1-3 )« (MacPherson).

Ladd betrachtet dieses Argument als das einzige, dass sich auf eine ausdrückliche Aussage der Heiligen Schrift gründet, und erklärt: »Der Autor wird zugeben, dass mit Ausnahme einer Textstelle der Heiligen Schrift nirgendwo ausdrücklich festgestellt wird, dass die Gemeinde durch die Große Trübsal geht. Ja, Gottes Volk wird in der Trübsal gesehen, aber es wird dort nicht Gemeinde genannt, sondern »die Erwählten« oder »die Heiligen«. Auch platziert das Wort Gottes die Entrückung nicht ausdrücklich ans Ende der Trübsal. Bei den meisten Hinweisen auf diese Endzeitereignisse fehlen chronologische Angaben ... An einer Stelle allerdings, in Offb 20 , wird die Auferstehung mit der Wiederkunft Christi in Herrlichkeit in Zusammenhang gebracht. Das ist mehr als eine bloße Schlussfolgerung.«

Das Argument der Auferstehung gründet sich auf die Vorstellung, dass es sich bei dem in Offb 20,5-6 als »die erste Auferstehung« bezeichneten Ereignis, um den gleichen Vorgang handelt, auf den in 1Thes 4,16 hingewiesen wird. Die möglicherweise systematisch ausgefeilteste Darstellung dieses Arguments ist die von Reese. Seine Position zusammenfassend, schreibt Stanton: »Reeses Argumentation nimmt die Form eines Syllogismus (Schlussfolgerung vom Allgemeinen auf das Besondere) an. Die Hauptthese lautet (1): Die alttestamentlichen Schriften belegen, dass die Auferstehung der Gläubigen des AT bei der Offenbarung Christi stattfindet, unmittelbar vor dem Tausendjährigen Reich. Der Untersatz lautet (2): Alle Darbyisten stimmen darin überein, dass die Gläubigen der Gemeinde gleichzeitig mit den alttestamentlichen Gläubigen auferstehen. Daraus ergibt sich die Schlussfolgerung (3): Die Auferstehung der Gemeinde legt das Ereignis der Entrückung auf einen Zeitpunkt nach der Trübsal fest.«

Die grundlegende Schwäche dieser Argumentation liegt darin, dass die erste Auferstehung ( Offb 20,5-6 ) oder die der alttestamentlichen Gläubigen mit der Auferstehung gleichgesetzt wird, die sich bei der Entrückung ereignet. Die Heilige Schrift spricht von mindestens vier zu unterscheidenden Auferstehungen, wobei die erste chronologisch gesehen die Auferstehung Christi ist ( Mt 28,1-7 ). Der Ausdruck »erste Auferstehung« kann daher nur im unmittelbaren Kontext der Schriftstelle verstanden werden, da die Auferstehung Christi ja zuerst stattgefunden hat. Die in Offb 20 erwähnte Auferstehung wird als erstes bezeichnet, weil sie sich tausend Jahre vor der vierten und letzten Auferstehung ereignet. Sie ist also die dritte Auferstehung, denn sie folgt der Auferstehung Christi und der Auferstehung der Gläubigen, die mit der Entrückung einhergeht.

Walvoord fragt sich, ob es weise von Darby war, eine solche Aussage über die Auferstehung der alttestamentlichen Gläubigen zu machen und sie mit den entschlafenen Gläubigen der Gemeinde bei der Entrückung gleichzusetzen. Er sagt dazu weiter: »Die alttestamentlichen Heiligen werden nirgendwo mit der Bezeichnung »in Christus« gekennzeichnet. Die Tatsache, dass die »Stimme des Erzengels« - des Beschützers Israels - bei der Entrückung gehört wird, ist kein schlüssiger Beweis dafür, dass Israel zu diesem Zeitpunkt auferweckt wird. Die Neigung der Schüler Darbys, die Auferstehung in Dan 12,1-2 als bloße Wiederherstellung Israels zu vergeistlichen, um ihren posttribulationalen Charakter zu widerlegen, bedeutet, das Prinzip der wörtlichen Auslegung zu verlassen, um »einen Punkt« zu machen - ein ziemlich kostspieliges Zugeständnis für Prämillennialisten, die sich auf die buchstäbliche Auslegung der Prophetie stützen. Die beste Antwort auf Reese und Ladd besteht darin einzuräumen, dass sich die Auferstehung der alttestamentlichen Heiligen nach der Trübsal ereignet, sie aber völlig von der Umgestaltung und Auferstehung der Gemeinde zu trennen. Reeses sorgfältig aufgebautes Argument beweist dann nur noch, dass Darby übereilt die Auferstehung der alttestamentlichen Heiligen auf den Zeitpunkt der Umgestaltung der Gemeinde gelegt hat. Wenn diese Umgestaltung ein gänzlich anderes Ereignis ist, beweist Reese mit seinem Argument gar nichts.«

Schließlich bedeutet das Wort »erste« vielleicht nicht zuerst im zeitlichen Sinn, sondern zuerst in der Art. Das hieße dann, diese Auferstehung würde das Volk Gottes betreffen (ob vor oder nach der Trübsal). Die zweite Auferstehung (von anderer Art) beträfe dann die Unerlösten.

 

ENTRÜCKUNG

nach der Trübsal

Das Gleichnis vom Weizen und Unkraut

Ein weiteres Argument gründet sich auf das Gleichnis vom Weizen und vom Unkraut. Es wird manchmal dazu herangezogen, um die Lehre von der Nachentrückung zu verteidigen. Dabei wird nahegelegt, Christus habe Weizen und Unkraut bis zur Ernte zusammen aufwachsen lassen wollen ( Mt 13,30 ) und ein allgemeines Gericht für das Ende des Zeitalters angekündigt.

»Bis zur Epoche des zweiten Kommens Christi und der gerichtlichen Scheidung der Gerechten und der Gottlosen darf kein Versuch gemacht werden, eine solche Scheidung herbeizuführen. Diesen Grundsatz darf man allerdings nicht bis hin zu einer Rechtfertigung dafür dehnen, dass man Personen, die öffentlich Ärgernis erregen, gestattet, in der Gemeinschaft der Gemeinde zu bleiben. Das würde bedeuten, die Lehre dieses Gleichnisses zum Gegenteil seiner eigentlichen Absicht zu verdrehen und den apostolischen Verfügungen in den Arm zu fallen ( 1Kor 5 )« (Brown).

Man muss sich jedoch in Erinnerung rufen, dass der Zweck der Königreichsgleichnisse in Mt 13 nicht eine Chronik der Kirchengeschichte ist, sondern vielmehr der Geschichte des Reiches als ein Geheimnis, das ist das Christentum.

»In dieser Reihe von Gleichnissen erläutert Jesus den Weg des Evangeliums in die Welt. Wenn Israel ihn als König angenommen hätte, wären die Segnungen von Jerusalem aus bis zu den Enden der Erde geflossen. Aber das Volk verwarf ihn, und Gott musste ein neues Programm für die Erde einrichten. Während dieses gegenwärtigen Zeitalters ist »das Reich Gottes« eine Mischung von wahr und falsch, von gut und böse, wie es in diesen Gleichnissen dargestellt wird. Es ist »Christentum«, das sich zu einer Gefolgschaft des Königs bekennt, in der doch noch vieles enthalten ist, was den Prinzipien des Königs entgegensteht« (Wiersbe).

 

ENTRÜCKUNG

nach der Trübsal

Schlussfolgerung

Das wichtigste Ereignis des Zeitalters der Gnade wird sich erst noch ereignen müssen. Obwohl es Argumente dafür gibt, dass dieses Ereignis am Ende dieses Zeitalters stattfindet, genauer gesagt am Ende der siebenjährigen Trübsal, zeigt eine nähere Untersuchung jedoch, dass die Auswertung des vorhandenen Materials Probleme bereitet und diese Position nicht stützt. Auch wenn sich Menschen guten Willens in der Auslegung unterscheiden, so stim men doch alle darin überein, dass die Erwartung dieses Ereignisses eine glückselige Hoffnung ist, und sie alle beten daher miteinander: »Komm, Herr Jesus.«

Siehe auch: Entrückung, biblisches Studium.

Elmer L. Towns David Brown, The Four Gospels (London 1969, Banner of Truth Trust); Robert Gundry, The Church and the Tribulation (Grand Rapids 1973, Zondervan); Henry A. Ironside, Why the Church Will Not Go Through the Great Tribulation in: The Sure Word of Prophecy , hrsg. von John W. Bradbury (New York 1943, Revell); George Eldon Ladd, The Blessed Hope (Grand Rapids 1956, Eerdmans); Norman S. Mac-Pherson, Triumph through Tribulation (Otego, N.Y. 1944, Selbstverlag); Philip Mauro, Looking for the Saviour (London o.J., Samuel E. Roberts, Publishers); Harold J. Ockenga, Will the Church Go Through the Tribulation? Yes in: Christian Life (Februar 1955); J. Dwight Pentecost, Bibel und Zukunft (CV Dillenburg 1993); Bernard Ramm: Protestant Biblical Interpretation (Grand Rapids 1974, Baker); Alexander Reese, The Approaching Advent of Christ (London o.J., Marshall, Morgan & Scott); George L. Rose, Tribulation Till Translation (Glendale, Calif. 1943, Rose Publishing); Charles C. Ryrie, What You Need to Know about the (Chicago 1981, Moody Press); Gerald B. Stanton, Kept from the Hour (Grand Rapids 1956, Zondervan); John R. W. Stott, Guard the Gospel: The Message of 2 Timothy (London 1973, InterVarsity Press); Henry Clarence Thiessen, Lectures in Systematic Theology (Grand Rapids 1951, Eerdmans); John F. Walvoord, The Rapture Question , revidierte Ausgabe (Grand Rapids 1972, Zondervan); Warren W. Wiersbe, Meet Your King (Wheaton 1980, Victor Books).

 

ENTRÜCKUNG

Teil-

Die Teilentrückungslehre, die nur von einem geringen Teil der Vertreter der Vorentrückung gelehrt wird, geht davon aus, dass die Entrückung und die Auferstehung der Gläubigen nur für jene stattfindet, die wachend die Rückkehr Christi erwarten. Nicht alle Gläubigen werden also entrückt, sondern nur jene, die einen gewissen Grad geistlichen Lebens erreicht haben, der sie der Entrückung würdig macht. So ist bei dieser Lehre der betroffene Personenkreis und nicht der Zeitpunkt im Blickfeld. Echte und nicht bloß bekennende Christen bilden diesen Personenkreis. Die Entrückung wird als Belohnung betrachtet und nicht als Vorrecht.

Nach der einleitenden Entrückung aller richtig vorbereiteten Gläubigen bei Christi Rückkehr in die Luft werden verschiedene Gruppen während der Trübsal entrückt - je nachdem, welchen geistlichen Stand sie erreicht haben. Die Trübsal soll die zurückgebliebenen Gläubigen von ihrer Sünde und Fleischlichkeit reinigen (beruhend auf Offb 7,9-14; 12,5; 16,15 ). Wenn sich solche Gläubige allerdings während der Trübsal überhaupt nicht ändern, werden sie sogar das zweite Kommen und das Tausendjährige Reich verpassen und erst am Ende dieses Millenniums auferweckt werden ( Offb 20,5 ).

Ein Hauptzweck der Trübsal ist die Prüfung der lauen, oberflächlichen, laodicäischen Christen. Wie die törichten Jungfrauen werden sie zurückgelassen, denn sie waren nicht wachsam.

Diese einschränkende Sicht der Entrückung wurde zuerst um die Mitte des 19. Jahrhunderts von einer kleinen Gruppe englischer Vertreter der Vorentrückungslehre formuliert. Ihre Hauptpublikation war eine Schrift mit dem Titel Dawn [Die Dämmerung]. Der erste Befürworter der modernen Theorie der Teilentrückung war Robert Govett (1853), aber ihr fähigster Verteidiger war G. H. Lang. Führungspersönlichkeiten wie D. M. Panton (Herausgeber der Schrift Dawn), Govett, G. H. Pember, J. A. Seiss, Austin Sparks und einige andere dachten wirklich so und lehrten die Theorie von Herzen. Sie wurden aber von anderen Vertreteren der Vorentrückung weitgehend als Irrlehrer erachtet.

Als biblische Referenzen führen die Vertreter der Teilentrückungslehre unter anderem folgende Stellen an: 1. Mt 24,41-42 : »zwei Frauen werden an dem Mühlstein mahlen, eine wird genommen«; 2. Lk 21,36 : »wacht nun ... dass ihr würdig geachtet werdet, diesem allem, was geschehen soll, zu entfliehen«; 3. 1.Korinther 15,23 : »jeder aber in seiner eigenen Ordnung«, was Unterschiede im Rang der Gläubigen anzuzeigen scheint; 4. Philipper 3,11 , wo sogar Paulus selbst Zweifel über seine eigene Auferstehung zum Ausdruck bringt; 5. 2.Timotheus 4,8 : »allen, die seine Erscheinung lieben«; 6. Hebräer 9,28 : »so wird auch der Christus ... zum zweiten Male ... denen zum Heil erscheinen, die ihn erwarten«; 7. Offb 3,10 : »weil du das Wort vom Harren auf mich bewahrt hast, werde auch ich dich bewahren vor der Stunde der Versuchung«.

Die meisten Evangelikalen weisen die Teilentrückungslehre aus den im Folgenden aufgeführten Gründen zurück.

Die meisten der Referenztexte werden fälschlicherweise mit der Entrückung in Zusammenhang gebracht, obwohl sie sich mit dem zweiten Kommen Christi befassen. Andere beschreiben einfach den Grad der persönlichen Heiligung jedes Gläubigen. Die Textpassage aus dem Philipperbrief beschreibt den Wunsch des Paulus, bei der Entrückung nicht einfach anwesend zu sein, sondern sich auszuzeichnen.

Die Teilentrückungslehre gründet sich auf das Prinzip der Werkgerechtigkeit. Sie steht im Widerspruch zur Soteriologie (Heilslehre). Normalerweise übertragen Evangelikale den uneingeschränkten Glauben an das Heil allein aus Gnade auf die Entrückungserfahrung.

Die Heilige Schrift beschreibt den Leib Christi als eine Einheit. Wenn eine Unterscheidung angezeigt ist, dann üblicherweise zwischen wahren und bloß bekennenden (falschen) Gläubigen. Aber die Verfechter der Teilentrückungslehre unterscheiden darüber hinaus zwischen würdigen und unwürdigen Gläubigen. Das spaltet den Leib Christi.

Die Entrückungstexte weisen einen Geltungsbereich aus, der alle Gläubigen einschließt: 1Kor 15,51 - »wir ... alle«; 1Thes 4,14 - »wenn wir glauben, dass Jesus gestorben und auferstanden ist«: ein grundsätzlicher Glaube; Vers 16 - »die Toten in Christus«; 1Thes 1,9-10; 2,19; 5,4-11 .

1Thes 5,9-10 : »ob wir wachen oder schlafen« kann vom Textzusammenhang her auch so übersetzt werden: ob wir wachen oder nicht wachsam sind.

Wenn unvorbereitet lebende Gläubige durch die Trübsal gehen müssten, dann müssten sich unvorbereitet gestorbene Gläubige logischerweise in einer Art Fegefeuer befinden. Und die Bibel lehrt nirgendwo ein Fegefeuer.

Siehe auch: Entrückung, biblisches Studium.

Paul Lee Tan

R. Govett, Entrance into the Kingdom (London: Charles J. Thynne, 1923); G.H. Lang, Firstborn Sons Their Rights and Risks (London: Oliphants Ltd.,1943); D. M. Panton, The Letters to the Seven Churches (London: R. F. Hunger Printer, 1912); G. H. Pember, The Great Prophecies (London: Revell, 1912); George L. Rose, Tribulation Till Translation (Glendale, Calif.: Rose Publishing, 1943); Charles H. Welch, The Testimony of the Lord's Prisoner (London: Fred P. Brininger, o.J.).

 

ENTRÜCKUNG

vor dem kommenden Zorn Gottes

Eine Beschreibung des Standpunktes

Die Anschauung von der Entrückung vor dem kommenden Zorn lehrt, dass die siebzigste Jahrwoche in Dan 9 drei Teile hat.

Die erste Abteilung wird im Beginn der Geburtswehen bestehen ( Mt 24, 4-8 ) bzw. die ersten vier Siegel ( Offb 6,1-8 ) beinhalten und sich über die erste Hälfte der siebzigsten Jahrwoche erstrecken. Die zweite Abteilung besteht aus der Großen Trübsal ( Mt 24,21 ) bzw. wird das fünfte Siegel ( Offb 6,9-11 ) bilden. Sie wird in der Mitte der siebzigsten Jahrwoche beginnen und irgenwann zwischen ihrer Mitte und ihrem Ende abbrechen. Das sechste Siegel mit seinen großen kosmischen Störungen und Erdbeben wird eine Vorwarnung für die Unerlösten sein, dass nun bald die dritte Abteilung, der Tag des Herrn, beginnen wird ( Offb 6,12-17 ). Die Gemeinde (die große Volksmenge aus Offb 7,9-17 ) wird zwischen dem sechsten und siebten Siegel von der Erde entrückt werden (nach der Großen Trübsal und vor dem Tag des Herrn), wenn Christus bei seinem zweiten Kommen in Herrlichkeit vom Himmel herabkommt. So wird die Entrückung kein vom zweiten Kommen getrenntes Ereignis sein. Die dritte Abteilung der siebzigsten Jahrwoche wird im Tag des Herrn bestehen. Sie wird mit dem Brechen des siebten Siegels beginnen ( Offb 8,1 ) und bis zum Ende der Jahrwoche dauern. Doch der Tag des Herrn wird nicht vor dem Brechen des siebten Siegels irgendwann zwischen der Mitte und dem Ende der siebzigsten Jahrwoche beginnen. Der Beginn der Geburtswehen (Siegel 1-4) und die Große Trübsal (fünftes Siegel) sind keine Äußerungen des Zornes Gottes. Sie sind vollständig durch den menschlichen Zorn gekennzeichnet. So wird es während der ersten Hälfte und während eines erheblichen Teils der zweiten Hälfte der siebzigsten Jahrwoche keinen göttlichen Zorn geben. Der Zorn Gottes wird nicht beginnen, ehe zwischen der Mitte und dem Ende der Jahrwoche mit dem Brechen des siebten Siegels der Tag des Herrn beginnt. Die Gemeinde wird auf der Erde durch die ganze erste Hälfte der siebzigsten Jahrwoche und durch die Große Trübsal hindurchgehen müssen. Das bedeutet, dass sie dem menschlichen Zorn ausgesetzt sein wird, einschließlich dem des Antichristen, der sich im Beginn der Geburtswehen (den ersten vier Siegeln) und in der Großen Trübsal austoben wird. Die Gemeinde wird jedoch nicht dem Zorn Gottes ausgesetzt werden. Sie wird von der Erde entrückt, bevor der Tag des Herrn mit dem Ausgießen des Zornes Gottes beginnt. So wird die Gemeinde eine Entrückung vor dem Zorn erfahren.

ENTRÜCKUNG

vor dem kommenden Zorn Gottes

Die Probleme des Standpunktes

Die Anschauung von der Entrückung vor dem Zorn bringt eine Reihe von Problemen mit sich.

 

ENTRÜCKUNG

vor dem kommenden Zorn Gottes

Die Probleme des Standpunktes

Die Trübsal und der Tag des Herrn

Diese Sichtweise erfordert eine grundlegende Unterscheidung zwischen der Großen Trübsal und dem Tag des Herrn. Sie muss darauf bestehen, dass sich beide an keiner Stelle überlappen, dass die Große Trübsal ausschließlich menschlichem Zorn vorbehalten ist, dass erst der Tag des Herrn den Zorn Gottes zutage bringt und dass die Heilige Schrift an keiner Stelle die Trübsal mit dem Tag des göttlichen Zorns in einen Zusammenhang bringt. Es gibt wenigstens drei Schwierigkeiten mit dieser Unterscheidung. (1) Die Bibel kennzeichnet sowohl den Tag des Herrn ( Joe 2,1-2 ) als auch die Große Trübsal ( Dan 12,1; Mt 24,21 ) als eine beispiellose Zeit der Bedrängnis. Dass es natürlich nur eine solch beispiellose Zeit geben kann, veranlasst zu der Schlussfolgerung, dass die Große Trübsal nicht völlig vom Tag des Herrn getrennt werden kann. (2) Ganz sicher ist der Zorn Gottes weitaus schlimmer als der menschliche Zorn. Wie kann die Große Trübsal im Hinblick darauf die beispiellose Zeit der Beschwernis sein, wenn sie ausschließlich dem menschlichen Zorn vorbehalten ist? (3) Die Heilige Schrift verbindet die Trübsal mit dem Tag des göttlichen Zorns. Das gleiche hebräische Wort, das die Vorstellung der Trübsal oder Bedrängnis zum Ausdruck bringt, wurde sowohl für die Große Trübsal ( Dan 12,1 ) verwendet als auch für den Tag des Herrn ( Zeph 1,15 ). Paulus assoziierte die Trübsal mit »dem Tag des Zorns und der Offenbarung der gerechten Gerichte Gottes« ( Röm 2, 5-9 ).

 

ENTRÜCKUNG

vor dem kommenden Zorn Gottes

Die Probleme des Standpunktes

Das sechste Siegel

Diese Auffassung, die Entrückung ereigne sich vor dem Zorn Gottes, nimmt für sich in Anspruch, das sechste Siegel sei eine Vorwarnung für die Unerlösten, dass der Tag des Herrn nun bald beginnen werde. Im Gegensatz dazu erklärt Paulus, dass der Tag des Herrn kommen wird wie ein Dieb in der Nacht ( 1Thes 5,2 ). Geradeso, wie ein Dieb seinem Opfer keine Vorwarnung gibt, so wird auch den Unerlösten keine Vorwarnung gegeben, wenn der Tag des Herrn beginnt.

 

ENTRÜCKUNG

vor dem kommenden Zorn Gottes

Die Probleme des Standpunktes

Die große Volksmenge

Die Auffassung, die Entrückung ereigne sich vor dem göttlichen Zorn, besagt, dass die große Volksmenge aus allen Nationen, Stämmen, Völkern und Sprachen die Gemeinde ist, die soeben in Verbindung mit dem zweiten Kommen Christi in der Zeit zwischen dem sechsten und dem siebten Siegel entrückt worden sei. Diese Identifikation wirft zwei Probleme auf.

Einer der vierundzwanzig Ältesten zeigt an, dass die Menschen, die die große Volksmenge bilden, aus der Großen Trübsal kommen ( Offb 7,13-14 ). Das heißt, dass alle die Menschen, die die große Volksmenge bilden, während der Großen Trübsal auf der Erde sein werden - das würde eine Teilentrückung der Gemeinde voraussetzen. Diese Teilentrückung würde nur jene Gläubigen aus der Gemeinde einschließen, die während der Großen Trübsal auf der Erde leben. Sie würde all jene Gläubigen nicht einschließen, die vor der Großen Trübsal leben und sterben und die deshalb niemals hineinkommen. Im Gegensatz dazu zeigt die Bibel an, dass alle Gläubigen der Gemeinde gemeinsam als ein Leib zur gleichen Zeit entrückt werden ( 1Thes 4,13-18 ). Die griechische Gegenwartsform des Hauptverbs in der Feststellung des Ältesten zeigt an, dass die Menschen, die die große Volksmenge bilden, nicht alle gleichzeitig zu einem bestimmten Zeitpunkt als eine Gruppe aus der Großen Trübsal kommen, sondern jeder für sich im Laufe der Dauer der Großen Trübsal, offenbar durch ihren Tod. Das steht wiederum im Gegensatz zu der Art und Weise, wie die Gemeinde von der Erde entrückt werden wird.

ENTRÜCKUNG

vor dem kommenden Zorn Gottes

Die Probleme des Standpunktes

Die Entrückung und das zweite Kommen Christi

Der Standpunkt, die Entrückung ereigne sich vor dem göttlichen Zorn, lehrt, dass die Gemeinde in Verbindung mit dem zweiten Kommen Christi entrückt werden wird. Deshalb werde die Entrückung kein vom zweiten Kommen abzutrennendes Ereignis sein. Im Gegensatz dazu zeigt die Lehre Jesu an, dass die Abläufe bei seinem zweiten Kommen genau umgekehrt sein werden wie die Abläufe bei der Entrückung. Bei der Entrückung werden alle Gläubigen von der Erde weggenommen und zum Himmel gebracht, und alle lebenden Ungläubigen werden auf der Erde gelassen, um in die nächste Geschichtsepoche einzutreten. Beim zweiten Kommen Christi werden alle lebenden Ungläubigen im Gericht von der Erde weggerafft, und alle Gläubigen werden auf der Erde gelassen, um in die nächste Geschichtsepoche (das Tausendjährige Reich) einzutreten. Jesus lehrte mehr als einmal diesen Ablauf der Ereignisse bei seinem zweiten Kommen. In seinen Gleichnissen vom Unkraut ( Mt 13,24-30.36-43 ) und vom Fischernetz ( Mt 13,47-50 ) zeigte er beispielsweise an, dass er am Ende dieses Zeitalters seine Engel in die Welt senden werde, um alles Unkraut bzw. die schlechten Fische (die Unerlösten) von der Erde wegzunehmen und sie zu einem schrecklichen Ort des Gerichts zu bringen. Aber der Weizen bzw. die guten Fische (die Erlösten) werden gelassen, um des Reiches teilhaftig zu werden. In der Bergpredigt lehrte Jesus, dass die Abläufe bei seinem zweiten Kommen unmittelbar nach der Großen Trübsal die gleichen sein werden wie in den Tagen Noahs ( Mt 24,21.29-30.37-39 ). Geradeso, wie in den Tagen Noahs die Flut im göttlichen Gericht alle Unerlösten hinwegraffte und die Erlösten (Noah und seine Familie) auf der Erde ließ, damit sie in eine neue Geschichtsepoche eintreten, so wird es auch beim zweiten Kommen Christi sein. Jesus illustrierte dies mit zwei Bildern. Von zwei Menschen auf dem Feld wird der Ungläubige im Gericht von der Erde genommen, aber der Gläubige wird auf dem Feld gelassen. Von zweien, die an der Mühle mahlen, wird die Ungläubige im Gericht fortgenommen, aber die Gläubige wird an der Mühle gelassen ( Mt 24,40-41 ). Die Weggenommenen werden dorthin gebracht, wo sich Aas fressende Vögel versammeln, um die Leichen zu verzehren ( Lk 17,37 ).

 

ENTRÜCKUNG

vor dem kommenden Zorn Gottes

Die Probleme des Standpunktes

Das nahe Bevorstehen der Rückkehr Christi

Die Auffassung, die Entrückung ereigne sich vor dem göttlichen Zorn, leugnet das nahe Bevorstehen der Wiederkehr Christi. Im Gegensatz dazu erklären zahlreiche Gelehrte - sogar manche, die nicht die Sichtweise der Vorentrückung vertreten - das Neue Testament lehre, dass Christus jeden Augenblick zurückkommen kann. Sie behaupten auch, dass Gott uns dies gelehrt hat, um uns zu einer gottseligen Lebensweise und zu einem kämpferischen Einsatz im Dienst anzuspornen. Im Neuen Testament finden wir nicht weniger als sechzehn Textpassagen, die sich mit dem unmittelbaren Bevorstehen der Wiederkunft Christi befassen. Eine davon zeigt an, dass die Gläubigen in Thessalonich fortwährend in der Erwartungshaltung lebten, dass Christus vom Himmel herab wiederkommt, und sie waren zuversichtlich, dass er jeden Augenblick kommen könne ( 1Thes 1,10 ). Durch den Gebrauch des griechischen Perfekts bei den Verben ( Jak 5,8-9 ) bringt Jakobus zweierlei zum Ausdruck.

Das Kommen des Herrn kam näher, ehe Jakobus seinen Brief schrieb, und sein Kommen näherte sich auch weiterhin ( Jak 5,8 ). Christus als Richter hatte begonnen, vor der Tür des Himmels zu stehen, ehe Jakobus schrieb, und er stand auch weiter dort (Vers 9 ). Daraus folgt, dass Christus jeden Moment durch die Tür des Himmels schreiten und die Gläubigen der Gemeinde zu sich vor ihm am Richterstuhl holen könnte. Somit steht Christi Kommen vom Himmel herab nahe bevor.

ENTRÜCKUNG

vor dem kommenden Zorn Gottes

Die Probleme des Standpunktes

Die Siegel und die Heiligen

Die Auffassung, die Entrückung ereigne sich vor dem göttlichen Zorn, behauptet, die Siegel in Offb 6 hätten die Funktion, den Gläubigen der Gemeinde auf der Erde in dieser Zeit Sicherheit zu geben. Es ist richtig, dass Siegel die Funktion haben, etwas zu versiegeln, aber hier sollten zwei Dinge bachtet werden. (1) Siegel bringen nur die Dinge unter Verschluss und verwehren den Zugriff nur dort, wo sie angebracht werden. Die Siegel waren an der Schriftrolle angebracht, die Gott in seiner Hand hielt ( Offb 5,1-9 ), und nicht an Menschen. So versiegelten die Siegel in Offenbarung 6 diese Schriftrolle und nicht die Gläubigen der Gemeinde. (2) Siegel versiegeln nur so lange, wie sie intakt bleiben. Christus ( Offb 6 ) aber bricht die Siegel und beendet damit ihre versiegelnde Funktion.

 

ENTRÜCKUNG

vor dem kommenden Zorn Gottes

Die Probleme des Standpunktes

Die Siegel und der Zorn Gottes

Die Auffassung, die Entrückung ereigne sich vor dem Zorn, besteht darauf, dass der Tag des göttlichen Zorns nicht vor dem Brechen des siebten Siegels ( Offb 8,1 ) beginnt. Daher gebe es keinen Zusammenhang zwischen dem Zorn Gottes und den ersten sechs Siegeln, die die erste Hälfte der siebzigsten Jahrwoche und die Große Trübsal beträfen. Mit diesen Siegeln werden nur Auswirkungen menschlichen Zorns beschrieben.

Ein Hauptproblem dieser Lehre besteht darin, dass es Christus ist, der die Siegel bricht und damit die Dinge entfesselt, die dahinter verborgen sind. Die Auffassung, die Entrückung ereigne sich vor dem göttlichen Zorn, begegnet diesem Einwand auf zweierlei Weise. Zunächst wird behauptet, das Brechen des ersten Siegels ( Offb 6,1-2 ) gebe den Weg für den Antichristen in der Welt frei. Dann wird aber gesagt, dass der Antichrist gewiss nicht von Christus, sondern von Gottes großem Feind, Satan, angetrieben und gelenkt wird. Eine solche Handlungsweise wäre Gott gegenüber kontraproduktiv. Allerdings wäre ein solches Handeln Christi dann nicht kontraproduktiv gegenüber Gott, wenn es seinen souveränen Zielen dienen würde. Handelte Gott nicht beispielsweise mit dem Pharao seiner Souverenität entsprechend, als er ihn ���erweckte» und dieser dann sein Volk Israel so sehr in Bedrängnis brachte ( 2Mo 9,16; Röm 9,17 )? Und ebenso als er das Herz verstockte, so dass er Gottes Befehl, das Volk Israel ziehen zu lassen, den Gehorsam verweigerte ( 2Mo 9,1.12; 10,1 )? Ebenso kündigte Gott an ( Sach 11,15-17 ), er werde den törichten, götzendienerischen Hirten (den Antichris ten) über die Welt bringen, der das Volk Israel wegen seiner eigenen egoistischen Ziele verwüsten werde (vgl. Dan 9,27; Mt 24,15-23 ). Außerdem beinhaltet das fünfte Siegel ( Offb 6,9-11 ) das Martyrium der Gläubigen. Die Auffassung, die Entrückung ereigne sich vor dem göttlichen Zorn argumentiert nun, dass Christus sicher nicht die Tötung seiner eigenen Nachfolger verursachen werde. Als Christus allerdings das fünfte Siegel brach, sah Johannes nicht dem Märtyrertod unterworfene Gläubige, sondern die entkörperlichten Seelen der Gläubigen, die getötet worden waren, ehe das fünfte Siegel gebrochen wurde. Die griechische Perfektform des Verbs, das mit »waren geschlachtet worden« übersetzt wird, zeigt an, dass diese Gruppe von Gläubigen bereits ermordet worden war, ehe Johannes ihre Seelen unter dem Altar sah. Als Christus das fünfte Siegel brach, setzte er also nicht das Martyrium seiner Nachfolger in Gang.

Es gibt noch ein weiteres Problem mit der Auffassung, die Entrückung ereigne sich vor dem göttlichen Zorn. Sie behauptet ja, der Zorn Gottes würde während der ersten sechs Siegel keine Auswirkung zeigen. Mehrere biblische Faktoren zeigen jedoch an, dass diese Siegel sehr wohl eine Ausgießung des göttlichen Zorns beinhalten, und zwar schon beginnend beim ersten. Paulus lehrte, dass der Tag des Herrn plötzlich kommen werde - gerade zu dem Zeitpunkt, da die Unerlösten sagen werden: Friede und Sicherheit ( 1Thes 5,2-3 ). Der Tag des Herrn wird also eindeutig zu einer Zeit beginnen, in der die Welt davon überzeugt ist, dass es keinen Krieg mehr geben wird. Die Zuversicht der Welt, dass die Zeit der Kriege vorüber ist, wird mit dem Brechen der ersten Siegels erschüttert. Dieses gibt nämlich einem mächtigen Krieger den Weg frei, der ausziehen wird - »siegend und um zu siegen« ( Offb 6,1-2 ). Das Brechen des zweiten Siegels wird den Frieden von der Erde nehmen, und die Menschen werden einander umbringen ( Offb 6,3-4 ). Aus der Heiligen Schrift geht hervor, dass die Kriege der Völker oftmals Instrument des Zornes Gottes sind ( Jes 10,5-6; Jer 50,9-13.25 ), und dass die Siegel einmal gebrochen werden ( Offb 6-20 ). Es wird für die Welt keinen Frieden und keine Sicherheit geben, ehe Christus nach seinem zweiten Kommen auf die Erde das Tausendjährige Reich aufgerichtet haben wird. Im Licht dieser Dinge betrachtet, wird also der Tag des Herrn mit der Ausgießung des Zornes Gottes beim Brechen des ersten Siegels beginnen.

Zweitens wird das Brechen des dritten Siegels eine Hungersnot über die Erde kommen lassen ( Offb 6,5-6 ). Hier ist es wichtig zu bedenken, dass entweder Gott oder Christus (einer, der von dem Thron inmitten der vier lebendigen Wesen her spricht; vgl. Offb 4,6-5,6 ) diese Hungersnot verordnet und der Preis für die Nahrung und das Ausmaß der Hungersnot bestimmt. Die Bibel lehrt, dass Hungersnöte Ausdruck des Zornes Gottes sein können ( Jer 42,17-18; 44,8.11-13; Hes 5,11-17; 7,14-15 ).

Drittens wird ein Viertel der Weltbevölkerung durch Schwert, Hunger, Pest und wilde Tiere sterben, wenn Christus das vierte Siegel bricht ( Offb 6,7-8 ). Durch den Propheten Hesekiel sagt Gott, dass er Hunger, wilde Tiere, Pestilenz und Schwert als Ausdruck seines Grimms und seiner Wut senden wird ( Hes 5,15-17 ), und er nennt diese Instrumente des Todes »meine vier bösen Gerichte« ( Hes 14,21 ).

Viertens lässt das Brechen des fünften Siegels die entkörperlichten Seelen der im Märtyrertod gestorbenen Gläubigen unter dem Altar erscheinen ( Offb 6,9-11 ). So offenbart der Siegelbruch einen weiteren Grund, warum die Werkzeuge Satans es verdient haben, dass mit den verbleibenden Siegeln, Trompeten und Schalen noch mehr göttlicher Zorn über sie ausgegossen wird.

Fünftens werden durch das Brechen des sechsten Siegels Erschütterungen des Weltalls und Erdbeben hervorgerufen ( Offb 6,12-17 ). Deren Stärke lässt den Schluss zu, dass es sich hierbei um einen schrecklichen Ausdruck des Zornes Gottes und nicht um Menschenwerk handelt. Die Reaktion der Unerlösten auf diese Phänomene zeigt an, dass sie sie als Ausdruck des Zornes Gottes erkennen. Außerdem hat Jesaja das sechste Siegel vorhergesagt ( Jes 2,10-22 ) und mit dem Tag des Herrn in Verbindung gebracht (Vers 12 ). Damit bringt er das sechste Siegel mit dem Tag des göttlichen Zorns in Zusammenhang.

Jesus hat die Umstände beschrieben ( Mt 24 ), die in der Welt vor dem Gräuel der Verwüstung in der Mitte der siebzigsten Jahrwoche herrschen werden, und er nannte diese Umstände den »Anfang der Wehen« ( Mt 24,4-8 ). Die Tatsache, dass Jesus auf diese Geburtswehen vor dem Gräuel der Verwüstung zur Mitte der Jahrwoche hinwies, belegt, dass der Anfang der Wehen in der ersten Hälfte der siebzigsten Jahrwoche eintreten wird. Ein Vergleich des Anfangs der Wehen mit den ersten vier Siegeln in Offb 6 zeigt, dass es sich um dieselbe Sache handelt. Wenn sich also der Anfang der Wehen in der ersten Hälfte der siebzigsten Jahrwoche ereignet, muss dies auch bei den ersten vier Siegel so sein.

Siehe auch: Entrückung, biblisches Studium.

Renald E. Showers

Tim LaHaye, No Fear of the Storm (Sisters, Oreg. 1992, Multnomah Press); Marvin J. Rosenthal, The Pre-Wrath Rapture of the Church (Nashville 1990, Thomas Nelson); Renald E. Showers, Maranatha, Our Lord, Come (Bellmayr, N.J. 1995, The Friends of Israel Gospel Ministry); Gerald B. Stanton, Kept from the Hour (Miami Springs 1992, Schoettle Publishing Co.); Robert VanKampen, The Sign (Wheaton 1992, Crossway Books).