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Brinkmann
Die verschiedenen Taufen im Neuen
Testament
Wenn wir uns mit den Aussagen über Taufen im Neuen Testament
auseinander setzen, dann stellen wir sehr schnell fest, dass es zu
diesem Thema eine große Anzahl an Meinungen gibt und dass es in
Deutschland durchaus Zeiten gab, da wurde eine abweichende Meinung
mit dem Tod bestraft. Die Liste der Taufmärtyrer ist sehr lang.
Auch heute gibt es immer noch unterschiedliche Taufauffassungen.
Ohne Anspruch auf Vollständigkeit der praktizierten Varianten gibt
es im Umfeld der Brüderbewegung Kleinkindertaufe, die Taufe von
Kindern, sobald diese erstmals behaupten sich bekehrt zu haben und
die Taufe Erwachsener. Die Kleinkindertaufe trägt dabei durchaus
sakramentale Züge.
Dieser verwirrende Zustand geht auf unterschiedliche
Auslegungsschwerpunkte zurück, wobei die meisten sich durchaus
bewusst sind, dass sie mit Ihren Praktiken und Lehren in einem
Widerspruch zu einem Teil der Bibelstellen stehen, die die Taufe
behandeln stehen.
Ein Herr, ein Glaube, eine Taufe – mit dem Heiligen Geist
„Ein Herr, ein Glaube, eine Taufe,“ Eph. 4,5
„Und ich kannte ihn nicht; aber der mich gesandt hat, mit Wasser
zu taufen, der sprach zu mir: Auf wen du sehen wirst den Geist
herabfahren und auf ihm bleiben, dieser ist es, der mit Heiligem
Geist tauft.“ Joh. 1,33
„(obwohl Jesus selbst nicht taufte, sondern seine Jünger),“ Joh.
4,2
Der Herr Jesus tauft mit dem Heiligen Geist. Niemand anders kann mit
dem Heiligen Geist taufen, Menschen taufen immer nur mit Wasser, der
Herr Jesus hat nie mit Wasser getauft.
Taufe in den Evangelien
Neben der Taufe Johannes des Täufers finden wir in den Evangelien
Bibelstellen in denen der Herr Jesus über „Taufe“ spricht. Hier soll
jetzt nicht auf die Taufe in Lukas 12,50 eingegangen werden, sondern
das Augenmerk auf solche Taufen gelenkt werden, die vielleicht heute
zu praktizieren sind. Dafür kommen eventuell zwei Bibelstellen in
Frage (Matt. 28,19 und Markus 16,16), die wir später noch näher
betrachten wollen.
Es ist sicher hilfreich, wenn wir zunächst die Frage beantworten,
welche Charakter der Dienst des Herrn Jesus hier auf der Erde hatte.
Wir wollen zunächst festhalten, dass sich das Wirken des Herrn Jesus
aus geographischer Sicht fast ausschließlich auf Israel konzentriert
hat. Auch aus heilsgeschichtlicher Sicht gibt es eine bemerkenswerte
Aussage.
„Denn ich sage, dass [Jesus] Christus ein Diener der Beschneidung
geworden ist um der Wahrheit Gottes willen, um die Verheißungen der
Väter zu bestätigen;“ Röm. 15,8
Der Herr Jesus ist in seinem irdischen Dienst Diener der
Beschneidung. Der HERR richtet sich an das irdische Volk. Am Ende
seines Dienstes hat ER ihnen noch viel zu sagen (über die
Versammlung) aber sie können es noch nicht tragen.
„Noch vieles habe ich euch zu sagen, aber ihr könnt es jetzt
nicht tragen.“ Joh 16,12
Ganz wichtig ist dabei, dass der Herr Jesus betont, dass seine
Jünger durch den Heiligen Geist in die ganze Wahrheit eingeführt
werden würden. Wir haben in den Evangelien nur allgemein gültige
Belehrungen oder spezielle Belehrungen, wie sie für die Beschneidung
von Bedeutung sind.
Die Jünger erwarten noch immer die Errichtung eines irdischen
Königreiches und der Herr Jesus tadelt sie auch Apostelgeschichte 1
nicht für diese Erwartungshaltung.
„Sie nun, als sie zusammengekommen waren, fragten ihn und sagten:
Herr, stellst du in dieser Zeit dem Israel das Reich wieder her?“
Apg. 1,6
Dann kündigt der Herr Jesus, genau wie Johannes 16 die Ausgießung
des Heiligen Geistes an. Wenden wir uns jetzt den beiden Stellen
über die Taufe zu, die der Herr Jesus zum Ende seines irdischen
Dienstes ausspricht.
„[18] Und Jesus trat herzu und redete mit ihnen und sprach: Mir
ist alle Gewalt gegeben im Himmel und auf der Erde. [19] Geht [nun]
hin und macht alle Nationen zu Jüngern und tauft sie auf den Namen
des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes [20] und lehrt
sie, alles zu bewahren, was ich euch geboten habe. Und siehe, ich
bin bei euch alle Tage bis zur Vollendung des Zeitalters.“ Matt.
28,18-20
Ich denke wir können hier schon aus dem Wortlaut erkennen, dass
diese Bibelstelle auch heute noch prophetisch ist. Dem Herrn Jesus
ist eben jetzt noch nicht alle Gewalt im Himmel und auf der Erde
gegeben. Als der Sohn des Menschen wartet er noch darauf. Der
Missionsbefehl in Vers 19 ist ganz sicher kein Befehl für die
Gnadenzeit. Es würde auch zu einem völligen Widerspruch führen, wenn
man berücksichtigt, dass der Apostel und Lehrer der Nationen gar
nicht gesandt ist zu taufen (1. Kor. 1,17). Man muss weiter
berücksichtigen, dass die anderen Apostel, die ursprünglich Jünger
Jesu waren, auch gar nicht zu den Nationen gegangen sind. Der Herr
hat großen Aufwand zu betreiben, bis Petrus überhaupt zu Kornelius
geht und anschließend wird Petrus von den übrigen angefeindet. Vers
20 verspricht eine sichtbare Anwesenheit des Herrn Jesus bis zur
Vollendung des Zeitalters, ganz offensichtlich noch eines
zukünftigen Zeitalters in dem die Juden, die Beschneidung, eine
besondere hervorgehobene Rolle spielen.
Es ist extrem unwahrscheinlich, dass man eine Taufformel, mit der
zukünftig Nationen zu Jüngern gemacht werden schon jetzt anwenden
soll, zumal wir in der Apostelgeschichte und in den Briefen
überhaupt kein Beispiel dafür finden, ganz im Gegenteil. Tatsächlich
scheint auch dies eine Einführung des Konzils von Nicäa 325 zu sein.
Ganz konkret kann man diese Taufformel auf das Westminsterbekenntnis
Artikel 28.2 zurückführen. Über diesen Weg dürfte diese Taufformel
auch in die Brüderbewegung gelangt sein.
Bei der zweiten „Taufstelle“ in den Evangelien
„[15] Und er sprach zu ihnen: Geht hin in die ganze Welt und
predigt das Evangelium der ganzen Schöpfung. [16] Wer da glaubt und
getauft wird, wird errettet werden; wer aber nicht glaubt, wird
verdammt werden.“ Markus 16,15+16
wird Taufe in Ihrer Wirkung auf gebürtige Juden beschrieben.
Dies kommt auch bei den praktisch an Juden durchgeführten Taufen zum
Ausdruck, die Taufe hat bei einem gebürtigen Juden immer rettenden
Charakter hat. Zumindest in dem historischen Zeitraum des Neuen
Testamentes finden wir nichts Anderes. Bei gebürtigen Juden finden
wir immer erst nach der Taufe die Versiegelung mit dem Heiligen
Geist. (Apg. 2,38-41; Apg. 9,18; Apg. 19,5; Apg. 22,16; 1. Petr.
3,21).
Bei Nationen findet die Versiegelung mit dem Heiligen Geist statt
und dann wird die Taufe angewandt.
Diese Unterschiede drücken sich auch in unterschiedlichen Evangelien
aus. Petrus hat das Evangelium der Beschneidung und Paulus hat das
Evangelium der Vorhaut.
„[2] Ich zog aber hinauf zufolge einer Offenbarung und legte
ihnen das Evangelium vor, das ich unter den Nationen predige, im
Besonderen aber den Angesehenen, damit ich nicht etwa vergeblich
laufe oder gelaufen wäre; [3] (aber auch Titus, der bei mir war,
wurde, obwohl er ein Grieche war, nicht gezwungen, sich beschneiden
zu lassen) [4] es war aber der nebeneingeführten falschen Brüder
wegen, die nebeneingekommen waren, um unsere Freiheit
auszukundschaften, die wir in Christus Jesus haben, damit sie uns in
Knechtschaft brächten; [5] denen wir auch nicht eine Stunde durch
Unterwürfigkeit nachgegeben haben, damit die Wahrheit des
Evangeliums bei euch verbliebe. [6] Von denen aber, die in Ansehen
standen, – was irgend sie auch waren, das macht keinen Unterschied
für mich, Gott nimmt keines Menschen Person an – denn mir haben die
Angesehenen nichts hinzugefügt [7] sondern im Gegenteil, als sie
sahen, dass mir das Evangelium der Vorhaut anvertraut war, wie
Petrus das der Beschneidung, [8] (denn der, der in Petrus für das
Apostelamt der Beschneidung gewirkt hat, hat auch in mir in Bezug
auf die Nationen gewirkt) [9] und als sie die Gnade erkannten die
mir gegeben ist, gaben Jakobus und Kephas und Johannes, die als
Säulen angesehen wurden, mir und Barnabas die Rechte der
Gemeinschaft, damit wir unter die Nationen, sie aber unter die
Beschneidung gingen;“ Gal. 2,2-9
Spätestens Galater 2 lässt überhaupt keinen Raum mehr für die
Annahme, dass sich Matt. 28 auf die Verkündigung während der so
genannten Gnadenzeit beziehen könnte. Wenn sich Matt. 28 auf unsere
Zeit beziehen würde, dann wäre Galater 2 die Dokumentation eines
schier unglaublichen Ungehorsams.
Wir verstehen aber auf Grund der Tatsache das Petrus und die anderen
Apostel unter die Beschneidung gingen sehr gut, dass Petrus sehr
häufig tauft und auch bis in seinen ersten Brief hinein immer wieder
den rettenden Charakter der Taufe betont.
Wogegen der Apostel Paulus kaum tauft, uns aber die besondere
Bedeutung und Wirkung der Taufe erklärt. Hier macht es Sinn, sich
die Stellen in den Briefen in der Reihenfolge vorzunehmen, in der
der Heilige Geist sie inspiriert hat.
„[27] Denn so viele euer auf Christus getauft worden sind, ihr
habt Christus angezogen. [28] Da ist nicht Jude noch Grieche, da ist
nicht Sklave noch Freier, da ist nicht Mann und Frau; denn ihr alle
seid einer in Christus Jesus.“ Gal. 3,27+28
Hier wird deutlich, dass durch die Taufe auf Christus zum Ausdruck
kommt, dass Christus angezogen wurde. Dies trifft sowohl auf Juden
als auch auf Griechen zu, beides ist nicht mehr, auch Mann und Frau
nicht, sondern alle sind eins in Christus.
„[13] Ist der Christus zerteilt? Ist etwa Paulus für euch
gekreuzigt, oder seid ihr auf Paulus' Namen getauft worden? [14] Ich
danke Gott, dass ich niemand von euch getauft habe, außer Krispus
und Gajus, [15] damit nicht jemand sage, dass ich auf meinen Namen
getauft habe. [16] Ich habe aber auch das Haus des Stephanas
getauft; sonst weiß ich nicht, ob ich jemand anders getauft habe.
[17] Denn Christus hat mich nicht ausgesandt zu taufen, sondern das
Evangelium zu verkündigen; nicht in Redeweisheit, damit nicht das
Kreuz Christi zunichtegemacht werde.“ 1. Kor. 1,13-17.
In dieser Stelle ist interessant, wen Paulus in Korinth getauft hat
und wen nicht. Paulus tauft Gläubige aus den Juden, ähnlich wie in
Apg. 19 in Ephesus, wo er ausdrücklich auf den Namen des Herrn Jesus
tauft. Stephanas war der Erstling von Achaja (1. Kor. 16,15). Da
Paulus immer zuerst in die örtliche Synagoge ging, kam der Erstling
von Achaja aus den Juden. Krispus ist der erste Synagogenvorsteher
(Apg. 18,8) der in Korinth zum Glauben kommt. Allein von Gajus
können wir die Herkunft nicht so einfach herleiten, allerdings hat
Paulus den zweiten Synagogenvorstehers der sich bekehrt hat,
Sosthenes (Apg. 18,17 und 1. Kor. 1,1) schon nicht mehr getauft,
dass haben offensichtlich schon andere übernehmen können. Sosthenes
hätte Paulus sicher daran erinnert, schließlich hat er den Brief mit
verfasst.
„Denn auch in einem Geist sind wir alle zu einem Leib getauft
worden, es seien Juden oder Griechen, es seien Sklaven oder Freie,
und sind alle mit einem Geist getränkt worden.“ 1. Kor. 12,13
Diese Stelle behandelt wieder die Taufe mit dem Heiligen Geist durch
den Herrn Jesus. Dies ist in den Paulusbriefen fast wichtiger als
die Wassertaufe, wir können das gut verstehen, wenn wir den Auftrag
des Herrn Jesus an Paulus berücksichtigen.
„Was werden sonst die tun, die für die Toten getauft werden, wenn
überhaupt Tote nicht auferweckt werden? Warum werden sie auch für
sie getauft?“ 1. Kor. 15,29
Diese Stelle betont erstmals den Aspekt der Auferstehung, die in der
Taufe ebenfalls zum Ausdruck kommt. Offensichtlich waren in Korinth
Gläubige heimgegangen, bevor die Möglichkeit gegeben war sie zu
taufen. Dann hatten andere sich an ihrer Stelle taufen lassen und
dadurch öffentlich die Hoffnung der Verstorbenen auf die
Auferstehung zum Ausdruck gebracht.
„[2] Das sei ferne! Wir, die wir der Sünde gestorben sind, wie
sollen wir noch in derselben leben? [3] oder wisst ihr nicht, dass
wir, so viele auf Christus Jesus getauft worden, auf seinen Tod
getauft worden sind? [4] So sind wir nun mit ihm begraben worden
durch die Taufe auf den Tod, damit, wie Christus aus den Toten
auferweckt worden ist durch die Herrlichkeit des Vaters, so auch wir
in Neuheit des Lebens wandeln.“ Röm. 6,2-4
Hier haben wir einen weiteren Aspekt. Durch die Taufe kommt zum
Ausdruck, dass der Täufling gestorben ist. Dies und die Tatsache das
er dann an der Auferweckung teilnehmen wird, soll dazu führen, dass
der Wandel in Neuheit des Lebens entsprechend dem Neuen Leben
stattfindet.
„[9] Denn in ihm wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig;
[10] und ihr seid vollendet in ihm, der das Haupt jedes Fürstentums
und jeder Gewalt ist; [11] in dem ihr auch beschnitten worden seid
mit einer nicht mit Händen geschehenen Beschneidung, in dem
Ausziehen des Leibes des Fleisches, in der Beschneidung des Christus
[12] mit ihm begraben in der Taufe, in der ihr auch mitauferweckt
worden seid durch den Glauben an die wirksame Kraft Gottes, der ihn
aus den Toten auferweckt hat.“ Kol.,2,9-12
Diese Stelle ist von einigen missverstanden worden, als würde die
Taufe eine Art Ersatzbeschneidung sein und tatsächlich das Ausziehen
des Leibes des Fleisches bewirken. Dies ist aber schon vor der Taufe
geschehen und wird in der Taufe nur zum Ausdruck gebracht.
Interessant ist das der Heilige Geist Petrus benutzt um diese These
in einem Nebensatz zu widerlegen.
„welches Gegenbild auch euch jetzt errettet, das ist die Taufe,
(nicht ein Ablegen der Unreinigkeit des Fleisches, sondern das
Begehren eines guten Gewissens vor Gott) durch die Auferstehung
Jesu Christi,“ 1. Petr. 3,21
Durch die Taufe wird eben nicht die Unreinigkeit des Fleisches
abgelegt. Bemerkenswert ist darüber hinaus, dass Petrus von Babylon
aus schreibt (1. Petrus 5,13). Die jüdische Gemeinde dort war zur
Apostelzeit die größte Ansammlung von Juden überhaupt, weit größer
als die der Juden im Land Kanaan oder im Raum Alexandrien. Wir
finden keinerlei Hinweis darauf, dass Petrus und die anderen Jünger
des Herrn zu den Nationen gegangen sind.
Taufformel
Eine Taufformel im Sinne des Konzils von Nicäa und des
Westminsterbekenntnisses kann man aus den geschilderten Taufen oder
den Ausführungen in den Briefen nicht ableiten. Es kommt aber
durchaus zum Ausdruck, dass die Taufen auf den Namen des Herrn, auf
den Namen Jesu Christi, auf den Namen des Herrn Jesus bzw. auf den
Christus stattfanden.
Jeder Taufende sollte für sich selbst, vor dem Herrn Jesus eine
Überzeugung finden wie er tauft und welche Formulierung er benutzt.
Einfach Matt. 28,19 zu nehmen scheint unangebracht.
herzliche Grüße
Ulrich