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Lieber Hans Peter,

 

mit meinen Gedanken zu Esau und Pharao befinde ich mich, so weit mir bewusst ist, zum ersten Mal in einem offensichtlichen und auch grundsätzlichen Widerspruch zu den Ausführungen, die JND in der Synopsis macht. JND lässt durchaus Ansätze zu dem erkennen, was wir als reformierte Theologie oder als Kalvinismus ablehnen!

 

Das Römer 9 ein schwieriges Kapitel ist und bleibt, daran wird sich sicher nichts ändern! Die Sicht, die mir meiner Meinung nach deutlich geworden ist, weicht aber völlig von dem ab, was JND schreibt und was auch H.P. Medema in seiner 1985 geschriebenen Betrachtung [1992 bei CLV erschienen] schreibt. Es verursacht nicht nur wenig Angst so etwas zu bemerken. Es besteht durchaus die Gefahr, dass hier menschliche Überlegungen wirken, die mit der Ratio und nicht durch den Geist geleitet an den Bibeltext gehen. Darum kann nur an jeden Leser dieser Zeilen die Bitte ergehen, dass Gesagte ernsthaft vor dem Herrn zu prüfen.  

 

Henk Medema erkennt folgende Schlüsselworte in den Kapiteln 9-11: Auswahl, Erbarmung, Begnadigung, Gnade und Güte. Mir kommt das fast wie ein ursprüngliches Abschreiben von TULIP und dann einer schlechten Übersetzung vom Holländischen ins Deutsche vor. Auf der anderen Seite würden sicherlich viele Brüder diese Ausführung unterschreiben.

 

Nun kommt aber das Wort Auswahl überhaupt nur zweimal in den genannten Kapiteln vor (Rö. 9,11 + Rö. 11,28)

 

Ich denke, dass die Verse 1-5 keine besondere Schwierigkeit machen. Sie zeigen uns, dass Paulus, genau wie Mose eine überaus große Liebe für sein Volk hat. Mose war bereit aus dem Buch gelöscht zu (2. Mo. 32,32), Paulus hätte wünschen können, dass ihm ähnliches widerfährt.

 

Es stellt sich hier unweigerlich die Frage, wie wir empfinden, wenn Menschen offensichtlich in die Irre, ins ewige Verderben gehen. Natürlich ist Paulus bekannt, dass seine Trennung von Christus den Juden nicht helfen würde. Hier stellt sich aber ganz unmittelbar die Frage, ob Paulus eine so unendliche Liebe für Gefäße hat, die von Anfang an zur Verdammnis bestimmt sind.

 

Wir sollten hier auch im Gedächtnis behalten, welche hervorragenden Segnungen die Israeliten hatten:

In Vers 6+7 haben wir Ismael [ohne das dieser hier namentlich genannt wird] und Isaak. Wenn die beiden in 1. Mose 17 genannt werden, dann wird doch ganz offensichtlich, dass beide gesegnet sind. Ich sehe hier allein die Ankündigung, dass aus Isaak der Retter, der Heiland, der Christus kommen wird. Weder aus den beiden Versen hier in Römer 9 noch aus 1. Mo. 17 kann ich ableiten, dass Ismael von der Errettung abgeschnitten und zur Verdammnis bestimmt ist. Es gibt Segen für Ismael und zwar kommt dieser Segen nicht aus ihm selbst, dieser Segen kommt aus dem Samen Abrahams aus Isaak.

 

Bei der Nennung der Begebenheit mit Rebekka in 1. Mo. 25 und auch in Römer 9, geht es immer nur darum, was der Ältere tun soll. Es geht überhaupt nicht darum, wozu oder zu was Jakob vorher bestimmt war, sondern nur darum, was Esau tun sollte. Esau sollte von Anfang an dem Jüngeren dienen! Dadurch würde Esau in den Genuss der Gnade kommen. Wir haben hier ganz allein eine Anweisung an Esau, nämlich, wie es hier wörtlich heißt, dem Kleineren zu dienen. Natürlich wird uns bei einer genaueren Betrachtung von Hebr. 11 deutlich, dass Jakob für Gnade steht. Jakob kommt als Person auf Grund der Gnade in eine Beziehung zu dem geopferten Eingebornen, dass ist vorbildlich Isaak. Hier geht es aber allein darum, wie Esau in eine Beziehung zu dem geopferten Eingeborenen kommen konnte. Esau sollte dem Kleineren dienen. Menschlich gesprochen war die Familie von Isaak und Rebekka natürlich eine Katastrophe. Wenn wir allerdings die Liebe sehen, die Isaak für Esau hat und wir weiter betrachten, wie gerne Esau seinen Eltern, ganz besonders aber Isaak gefallen wollte, dann wird es zur Tragödie, dass Esau den einzig möglichen, von Gott geheißenen Weg, nämlich dem Kleineren zu dienen nicht beschritten hat.

 

Dass Gott den Jakob geliebt und den Esau gehasst hat, sagt Gott erst im Propheten Maleachi. Esau wollte den Segen, er suchte ihn reichlich mit Tränen, fand aber keinen Raum für die Buße. Ohne Buße kein Segen! Nur wenn man Buße tut kommt man unter den Segen den Gott dem Abraham verheißen hat. Nur dann kommt man dazu, dass man dem Jüngeren dient, denn der Christus kommt dem Fleische nach aus Israel. Israel ist Jakob, Jakob ist der Jüngere, aus Israel ist dem Fleische nach der Christus (Rö. 9,5) wer dem Jüngeren dient dient dem Christus.

 

In Vers 14 stellt Paulus sofort die Frage, ob den Ungerechtigkeit bei Gott ist. Bei oberflächlichem Lesen könnte man zu dem Schluss kommen, dass sowohl Ismael als auch Esau keine Chance hatten. Oberflächlich betrachtet haben wir von Vers 6-13 einen relativ willkürlichen Gott. Der oberflächliche Leser muss zu dem Schluss kommen, dass Ungerechtigkeit bei Gott ist. "Das sei ferne!"

 

In Vers 15 sagt: "Ich werde begnadigen, wen ich begnadige, und werde mich erbarmen, wessen ich mich erbarme". Viele machen hier offensichtlich den Denkfehler, dass sie Begnadigung oder Erbarmung mit Errettung gleichsetzen. Dazu gibt meiner Meinung nach weder diese Stelle, noch 2. Mose 33,19 einen Anlass.

 

Ich denke auch, dass die Bibel eindeutig lehrt, dass Gnade und Glauben[sgehorsam] zur Errettung notwendig sind. "Denn durch die Gnade seid ihr errettet, mittels des Glaubens; und das nicht aus euch, Gottes Gabe ist es;" (Eph. 2,8) "Denn auch uns ist eine gute Botschaft verkündigt worden, gleichwie auch jenen; aber das Wort der Verkündigung nützte jenen nicht, weil es bei denen, die es hörten, nicht mit glauben vermischt war." (Hebr. 4,2) Auch am Ende von Römer 9 sehen wir, dass das entscheidende Defizit bei Israel nicht die fehlende Gnade Gottes, sondern der fehlende Glaube bei ihnen war. (Vers 32)

 

Spannend finde ich dann den Vers 16 "Also liegt es nun nicht an dem Wollenden, noch an dem Laufenden, sondern an dem begnadigenden Gott." Hier wird uns einfach mitgeteilt, dass Wollende vorhanden sind, solche die einen Willen haben, es gibt auch Laufende, solche die sich bewegen und verändern. Hier geht es überhaupt nicht darum, dass der Wille durch Unfreiheit neutralisiert wird. Hier wird uns gesagt, dass Wille allein nicht hilft. Wir denken wieder an Esau, er wollte den Segen, so wie heute viele Menschen, man kann eigentlich sagen alle, Segen haben wollen. Sie wollen auch viel dafür tun, sie laufen, sie mühen sich ab. Esau suchte den Segen eifrig! Nur wenn der Mensch das Gnadenangebot Gottes annimmt, dann wird er durch SEINE Gnade gerechtfertigt. Dazu ist allerdings eine willentliche Annahme der Gnade Gottes notwendig, eine Anerkenntnis des gerechten Gerichtes Gottes über mich und die Annahme des stellvertretenden Opfers Christi.

 

Wir werden weiter unten noch sehen, dass Gott alle Menschen so ZUVORBEREITET hat, dass sie grundsätzlich die Fähigkeit haben eine Willensentscheidung in Übereinstimmung mit dem Willen Gottes zu treffen. Natürlich ist der Einwand völlig richtig dass der Mensch von Natur aus der Sünde Knecht ist. In Rö. 5 haben wir den hoffnungslosen Zustand des Menschen von Natur aus: Gottlos, kraftlos, Sünder, Feinde. Nicht fähig sich zu helfen und sich zu befreien. Jetzt ist aber der HERR Jesus in das Haus des Starken eingedrungen, ER hat ihn gebunden. Der HERR stellt jeden Menschen in die Situation willentlich eine Entscheidung für Gott zu fällen. Wir werden noch weiter sehen das die ZUBEREITUNG zum Zorn, hier auf der Erde durch den Menschen selbst stattfindet und Gott damit überhaupt nichts zu tun hat. 

 

Warum die reformierten Theologen aus Vers 17 die Vorausbestimmung des Pharao zum Gericht ableiten ist nicht nachvollziehbar. Noch in 2. Mose 9,7 finden wir nach der fünften Plage, dass sich das Herz des Pharao verstockte [Hier könnte man so eine Art Automatismus vermuten, den aber der Pharao eindeutig selbst in Gang gesetzt hat]. Erst nach der sechsten Plage lesen wir in Vers 12 davon, dass Jehova das Herz des Pharao verhärtete. Dann erst kommt das Zitat aus Vers 16, welches in Rö. 9,17 angeführt wird. Pharao hatte mindestens fünf Mal die Chance zu gehorchen. Er hat den Dienst für Gott, im übertragenen und wortwörtlichen Sinn den Dienst dem Jüngeren verweigert.

 

Ismael verdeutlicht, dass Segen nur durch den göttlich gewiesenen Weg kommen kann. Esau und Pharao verdeutlichen beide, dass man, um in den Genuss des Segens zu kommen, die Aufforderung erhält dem Jüngeren zu dienen. Erst wenn der Mensch vollkommen deutlich gemacht hat, dass er dem Jüngeren nicht dienen will, wird aus einem Gefäß, dass Gnade und Erbarmung erfahren kann, ein Gefäß des Zornes.

 

Der Wille Gottes ist, dass alle Menschen gerettet werden, dass er allen Gnade erweisen kann. "Denn dieses ist gut und angenehm vor unserem Heiland-Gott, welcher will, dass alle Menschen errettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen." (1. Tim. 2,3+4)

 

Nur der Mensch kann sich selbst, so wie Esau und Pharao es taten, in eine Situation hineinbringen, in der er von Gott verhärtet wird. Es gibt keine Entscheidung Gottes in der Ewigkeit auch nur einen einzigen Menschen zu verhärten!

 

In Vers 19 geht der Apostel dann noch einmal auf ein letztes Gegenargument ein. Nachdem er ausgeführt hat, dass Gott immer gerecht handelt, ist das letzte Argument seiner Gegner, dass doch der souveräne und erhabene Wille Gottes in Erfüllung gehen muss. Damit hätte dann der Wille Gottes letztendlich die Gefäße des Zornes im Voraus bestimmt.

 

Wir müssen hier allerdings mehr als nur genau lesen. Paulus stellt in den folgenden Versen fast ausschließlich Fragen! Er macht kaum Aussagen. Paulus muss quasi schon die diejenigen vor Augen haben, die aus einem Geschöpf im Bilde Gottes eine willenlose Marionette machen:

Hier muss man meiner Meinung nach die Fragen sehr sorgfältig beantworten. Die sechs Fragen sind nichts anderes als der fortlaufende Bibeltext von Vers 19 bis Vers 23. Ich will zum Abschluss dieser Arbeit versuchen mögliche Antworten und mögliche Ursachen dieser Fragen darzustellen.

 

  1. Zubereitet spricht von einem Vorgang, von einem Prozess in dessen Folge ein Veränderung stattfindet. Das dies so ist können wir schon an der Tatsache ablesen, dass Gott willens war, diese Gefäße des Zorns zuvor in Langmut zu ertragen. Während Gott diese Gefäße in Langmut erträgt, werden diese zum Verderben zubereitet. Die Zubereitung findet jetzt, hier auf der Erde in dieser Schöpfung statt. Wenn du einen solchen Zubereitungsprozess sehen willst, dann lies wieder bei Pharao in 2. Mose nach. Gott bietet in Langmut immer wieder Gnade an. Erst wenn der Mensch völlig deutlich gemacht hat, dass er Gott nicht gehorchen will, kommt der Zorn Gottes über ihn wegen aller Ungerechtigkeiten der Menschen.
  2. Zuvorbereitet spricht tatsächlich von einer aktiven Handlung Gottes. Es ist eine einmalige Handlung. Der Schöpfungsakt Gottes. Er will den Reichtum seiner Herrlichkeit an den Gefäßen der Begnadigung, die er zur Herrlichkeit zuvorbereitet hat kundtun! Alle Geschöpfe Gottes sind zuvorbereitet damit an Ihnen die Herrlichkeit Gottes durch die Begnadigung kundgetan werden sollte! Auch Pharao und Esau war so zuvorbereitet. Wer behauptet, dass auch die Gefäße des Zorns zuvorbereitet seien, der hat einfach nicht genau gelesen. Jeder Mensch ist zuvorbereitet um ein Gefäß zur Ehre zu zu sein. Nur auf Grund einer Willensentscheidung eines Menschen, nämlich durch die Entscheidung Gott nicht zu gehorchen, durch die Entscheidung dem Kleineren/Jüngeren nicht zu dienen, kommt es zu einer Zubereitung eines Gefäßes zu Zorn. Die Zubereitungsprozess erträgt Gott aber noch in großer Langmut, weil er will das alle zur Erkenntnis der Wahrheit kommen.

Natürlich steckt auch in den Versen 24 - 33 noch eine ganze Menge an Wahrheiten über den begnadigenden Gott. Diese Verse enthalten keinen Widerspruch zu dem bisher Gesagten. Vielmehr glaube ich, dass der Geist Gottes den Apostel Paulus hier an den Aussagen der Verse 1-5 anknüpfen lässt. Gott hat sich schon ununterbrochen bemüht den Gefäßen, die zur Herrlichkeit zuvorbereitet sind, seine Herrlichkeit zu zweigen. Der Höhepunkt war ohne Frage das Kommen des Christus. Johannes schreibt davon in seinem Evangelium in Kapitel 1 „Und wir haben seine Herrlichkeit angeschaut, eine Herrlichkeit als eines Eingeborenen vom Vater, voller Gnade und Wahrheit“. Gott hat alles getan, was er konnte. Er hat nichts zurückgehalten. In dem Herrn Jesus hat Gott die Gnade noch einmal deutlich, wie er es nie zuvor getan hat, vorgestellt. Sie konnten seine Herrlichkeit sehen.

 

Gleiches finden wir am Ende von Apg. 7 durch die Predigt des Stephanus. Immer und immer wieder haben sie nicht gewollt. Gott hat auch die Juden nicht willkürlich zu Gefäßen der Ehre und der Herrlichkeit bestimmt. Er hat ihnen in seiner Langmut immer wieder Gnade und Herrlichkeit vorgestellt. Sie haben nicht gewollt. Sie brachten es durch ihren Unglauben und Ungehorsam (Vers 32) zum Ausdruck. Sie wollten etwas tun! „Da antwortet das ganze Volk insgesamt und sprach: Alles, was Jehova geredet hat, wollen wir tun! Und Mose brachte die Worte des Volkes zu Jehova zurück.“ (2. Mo. 19,8) Dann haben sie genau das Gegenteil getan, denn sie haben die Gnade abgelehnt und wollten Werke tun. „Ohne Glauben aber ist es unmöglich, ihm wohlzugefallen; denn wer Gott naht, muss glauben, dass er ist, und denen, die ihn suchen, ein Belohner ist.“ (Hebr. 11,6)

 

 Ich bin völlig damit einverstanden, wenn jemand sagt, dass der Glaube ein Werk ist, denn der Herr selbst sagt: „Dies ist das Werk Gottes, dass ihr an den glaubet, den er gesandt hat.“ (Joh. 6,29) Das ist auch völlig in Übereinstimmung mit Eph. 2,10 „Denn wir sind sein Werk, geschaffen in Christo Jesu zu guten Werken, welche Gott zuvor bereitet hat, auf dass wir in ihnen wandeln sollen.“ Ohne den Tode des Herrn, ohne dass er Satan besiegt und bindet, hätte Gott mir weder das Werk des Glaubens, noch alle anderen von ihm zuvor bereiteten Werke anbieten können. Nur das Werk des Herrn bildet dazu die Grundlage. Ohne das Werk des Herrn hätte ich keinen Nutzen davon, dass ich zuvorbereitet bin zur Herrlichkeit. Ich hätte sie trotz allem nicht erreichen können. Es entspricht allerdings der Heiligkeit und der Gerechtigkeit Gottes, dass ich ihm willentlich gehorche, wenn er diesen Gehorsam von mir fordert. Er schafft alle Voraussetzungen, aber entlässt keinen Menschen aus seiner Verantwortung.

 

Gott ist weder Allversöhner noch willkürliches Monster. Gott ist Heiligkeit, Gerechtigkeit und Liebe! Das muss ich glauben, verstehen kann ich es nicht.

 

herzliche Grüße

 

Ulrich