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Siehe auch  862   Entrückung: Er muss noch zweimal  kommen ! A=7.2.2003   

Die Einsicht von H.P. zur Entrückung widerspiegelt sich in folgendem Artikel von

OH sehr gut  WK

 

 

Lieber Martin und andere Forenteilnehmer,

 

 

Kurzfassung des Beitrags:

Die Kernfrage:
Findet die Entrückung der Gemeinde zum gleichen Zeitpunkt statt wie die Ankunft des Herrn für das Volk Israel auf die Erde ?

 

Gründe, weshalb der Herr viel früher die Gemeinde in den Himmel holt:

 

?         Irdische Ereignisse werden nur im Alttestamentlichen Zeitrahmen vorhergesagt

?         Er kann nicht gleichzeitig überraschend und erwartet kommen. Es heißt nicht, dass er für die Welt draußen wie ein Dieb und unerwartet kommt, sondern für uns . Andererseits sind nach Dan. 12 die Tage bis zu seiner Ankunft abzählbar (in einem Zeitraum von 75 Tagen)

?         Überwindet der Antichrist die Gemeinde (Offb. 13;7) oder nicht (Mt. 16;18) oder ist sie dann gar nicht da ?

?         Die Trübsalszeit wird in der Offenbarung aus der himmlischen Perspektive beschrieben, die Gemeindezeit sowie die Zeit nach der Ankunft des Herrn in Offb. 19 auf der Erde.

?         Wenn die Ältesten der Offenbarung nicht die Gemeinde repräsentieren, wen dann ? Meines Wissens nach werden Engel nie als “Älteste” in der Bibel bezeichnet.

?         Anker-Argumentation: 2. Thes 2: alternative Erklärungsmöglichkeit: Als Beweis gegen Entrückung vor Trübsal nicht heranziehbar, da wir die genauen Umstände, die Paulus zu diesem Abschnitt veranlasst haben, nicht kennen.

 

Die Lehre der Entrückung vor der Trübsal ist meiner Meinung nach kein “billiger Trost für laue, leidensscheue und wohlstandsverwöhnte Christen”. Ich teile Martins Sorge um die “billige Gnade” aus ganzem Herzen, ich gehe sogar noch weiter, dass viele bekennende Christen sich sehr erschrecken werden, wenn sie feststellen, dass sie bei der Entrückung nicht dabei waren. Aber auch wenn niemand entrückt wird und die Gemeinde auf der Erde bleibt: Wer kann den Treuen etwas anhaben ? Der Antichrist kann denen höchstens ihr Leben nehmen, aber nicht ihre Seele. Wir sollten unsere Situation nicht verallgemeinern, ein Leben der Christen ohne Verfolgung im Wohlstand ist kirchengeschichtlich außergewöhnlich, nicht normal. Unter Verfolgung ist es eigentlich gleichgültig, wer die Verfolger sind. Deshalb: “Nun aufwärts froh den Blick gewandt und vorwärst stehts den Blick, wir gehen an unseres Meisters Hand und unser Herr geht mit !”

 

 

Ausführliche Fassung:

 

Ich habe mir nun die Zeit genommen, Deine Beträge etwas eingehender zu studieren. Zugegebenermaßen war es von mir nicht fair, auf Deinen Beitrag zu antworten ohne ihn genauer gelesen zu haben. Da ich selbst auch schon Erfahrungen mit vielen Lehrsystemen gemacht habe, neige ich auch dazu, Fragen nur anhand der Schrift zu beantworten und nicht anhand eines theologischen Systems (z.B. Dispensationalismus). Auch wenn meiner Meinung nach der Dispensationalismus viele Fragen für mich schlüssig beantwortet, will ich vermeiden, mit dem Dispensationalismus zu argumentieren. Deshalb will ich die Frage, ob in den Evangelien die Entrückung erwähnt wird, nicht weiter erörtern. Die Kernfrage, um die es mir geht, ist:

 

Wie oft muss der Herr noch kommen ?

 

Nach Martins These kommt er sowohl für die Gemeinde als auch für das Volk Israel am Ende der Zeiten zu einem Zeitpunkt, meiner Meinung nach handelt es sich um zwei verschiedene Ereignisse zu unterschiedlichen Zeitpunkten.

 

Zum Einen möchte ich versichern, dass ich Martins Kritik nicht persönlich genommen habe, sondern ich halte das Forum für eine gute Möglichkeit, dass ein Mann einen anderen schleift (Spr. 27;17). Wie Hans-Peter schon geschrieben hat: Das Forum ist nicht für Mimosen. Ich möchte, dass auch meine Beiträge kritisch hinterfragt und geprüft werden mit dem Ziel, dass wir alle unserem gemeinsamen Herrn näher kommen und wir ihm ähnlicher werden.

 

Die Frage des Zeitpunkts der Entrückung wird meiner Meinung nach nicht so hieb- und stichfest beantwortet wie z.B. die Frage der Errettung des Menschen. Deshalb sollten wir uns einander zustehen, in dieser Frage unterschiedliche Sichten zu vertreten. Nach Lesen der Artikel und einigem Nachdenken möchte ich einige Punkte aufzeigen, weshalb es sich beim Kommen des Herrn in der Zukunft möglicherweise doch um zwei völlig unabhängige Ereignisse unter völlig verschiedenen Umständen handeln könnte. Jedenfalls kann ich die gegensätzlichen Beschreibungen der Umstände des Kommens des Herrn am Besten damit erklären, dass er noch zwei Mal kommen muss, und dass der erste Zeitpunkt völlig überraschend ohne jegliche Vorankündigung kommt. Hierbei komme ich meiner Meinung nach ohne ein theologisches System aus, sondern alleine aus der Schrift.

 

1. Irdische Ereignisse werden nur im alttestamentlichen Zeitrahmen vorhergesagt

 

Daniel erwähnt vier große Weltreiche: Babylon, Persien, Griechenland und Rom. Aber die Bibel schreibt kaum oder nichts über noch größere und bedeutendere Reiche der Weltgeschichte wie: China (nur ein Vers !), Mongolei, Arabisches Weltreich, das britische Empire, Spanien, USA und Russland (höchstens Hes. 38-39). Dies hat meiner Meinung nach nur einen Grund: Diese Reiche hatten ihre Blüte in der Gemeindezeit und hatten keinen Einfluss auf Gottes Heilshandeln für das Volk Israel. Es gibt einige Überscheidungen zu Beginn und zum Ende der Gemeindezeit: Die Zerstörung Jerusalems durch Titus wird in Dan. 9;26 angedeutet, die Sammlung des Volkes Israels, die an vielen Stellen im Alten Testament angedeutet ist.

 

Somit deckt die Alttestamentliche Prophetie die Zeit der 70 Jahrwochen ab: Zum Einen die Zeit bis zur Zerstörung des Zweiten Tempels sowie sieben noch in der Zukunft liegende Jahre mit dem anschließenden Friedensreich. Die Zeit zwischen der Zerstörung des Zweiten Tempels bis zum Beginn der sieben Jahre (Drangsal Jakobs) ist in der Prophetie völlig ausgeblendet, obwohl aus menschlicher Sicht diese Zeit in der Menschheitsgeschichte sehr bedeutsam war und ist. Weiterhin wird der Gemeinde im Neuen Testament vermittelt, dass sie auf der Erde Gäste und Fremdlinge sind und keine irdische Heimat haben. Wir werden ermahnt, nach droben zu schauen und nicht auf das, was auf der Erde ist (Kol. 3). Deshalb meine ich, dass auf wir keine prophetischen Ereignisse auf der Erde hingewiesen werden, die sich noch erfüllen müssen, sondern das Ende der Gnadenzeit unvermittelt und auch für uns überraschend eintritt: “Denn ihr wisst weder Tag noch Stunde” (Mt. 25; 13

 

 

2. Widerspruch: Kommt er überraschend oder erwartet ?

 

Martin schreibt: sowohl als auch. Das kann ich mir mit meinem Menschenverstand nicht erklären:

 

Dan. 12;11-12:

 

11 Und von der Zeit an, in der das regelmäßige Opfer abgeschafft wird, um den verwüstenden Greuel einzusetzen, sind es 1290 Tage.

12 Glücklich, wer ausharrt und 1335 Tage erreicht!

 

Mt. 24;42+50:

 

42 Wacht also! Denn ihr wisst nicht, an welchem Tag euer Herr kommt

 

50 so wird der Herr jenes Knechtes kommen an einem Tag, an dem er es nicht erwartet, und in einer Stunde, die er nicht weiß

 

Halte ich mich an die Aussagen von Daniel 12, so bedarf es keinerlei geistlichen Unterscheidungsvermögen, um die Ankunft des Herrn zu berechnen, sondern ich kann stur die Tage abzählen, sobald das regelmäßige Opfer in einem noch zu errichtendem Tempel abgeschafft wird. Einen weiteren Hinweis erhalte ich in Dan. 9;27, dass es noch ca. sieben Jahre dauert, wenn Israel einen Bund mit dem Nachfolger des Römischen Reiches eingeht. Lasse ich demgegenüber die Ermahnungen stehen, wachsam zu sein, weil wir weder Zeit noch Stunde wissen, dann sind diese Makulatur, wenn ich nur genau die Ereignisse im Nahen Osten verfolgen muss, um den Zeitpunkt zu errechnen.

 

Es gibt noch weitere Widersprüche wie folgt:

?         Frieden oder Krieg ? (Sach. 14 gegenüber Mt. 24;36-39 und 1. Thes 5;3)

?         Trübsal und Angst oder geregeltes Leben ?

 

3. Überwältigt der Antichrist die Gemeinde oder nicht ?

 

Mt. 16;18

 

Aber auch ich sage dir: Du bist Petrus, und auf diesem Felsen werde ich meine Gemeinde bauen, und des Hades Pforten werden sie nicht überwältigen.

 

Offb. 13;7

 

Und es wurde ihm gegeben, mit den Heiligen Krieg zu führen und sie zu überwinden; und es wurde ihm Macht gegeben über jeden Stamm und jedes Volk und jede Sprache und jede Nation.

 

Der Herr verheißt, dass die Gemeinde nicht überwältigt wird, aber der Antichrist wird die Heiligen überwinden. Es wird keinen Ort geben, wo sie sich zurückziehen können, denn der Antichrist hat Macht auf der ganzen Welt. Gut, mag sein, dass die Gemeinde das Weib in Offb. 12 repräsentiert und sich die Gemeinde in der Wüste versteckt. Aber ansonsten werden alle Heiligen überwindet werden. Das Weib kann jedoch sowohl das Volk Israel als auch die Versammlung sein, also widerlegt Offb. 12 die Entrückung vor der Trübsal nicht, belegt sie aber auch nicht.

 

4. Perspektive der Offenbarung

 

In der Offenbarung gibt es fünf Stellen, an denen etwas geöffnet wird:

 

?         Eine Tür geöffnet im Himmel (Offb. 4;1)

?         Das Buch (letztes Siegel) wird geöffnet (Offb 8;1) (Ein versiegeltes Buch kann dann aufgerollt werden, wenn das letzte Siegel offen ist)

?         Der Tempel Gottes wurde geöffnet (Offb. 11;19)

?         der Tempel des Zeltes des Zeugnisses wird geöffnet (Offb. 15;5)

?         Der Himmel ist geöffnet (Offb. 19;11)

 

Wende ich zusätzlich Offb. 1;19 (Schreibe nun, was du gesehen hast und was ist und was nach diesem geschehen wird) an, so kann man die Offenbarung in sieben Abschnitte wie folgt aufteilen:

 

?         “was du gesehen hast” (Offb 1)

?         “was ist” (Offb.2+3)

?         “was nach diesem geschehen wird” in weiteren fünf Abschnitten, in denen nacheinander eine Tür im Himmel, das Buch, der Tempel, der Tempel des Zeltes des Zeugnisses und schließlich der Himmel geöffnet wird,

 

Die Perspektive des Betrachters ändert sich in den jeweiligen Abschnitten: Die ersten beiden Abschnitte sind aus der Perspektive der Erde, der dritte bis sechste Abschnitt ist aus der Perspektive des Himmels beschrieben (dort, wo unsere himmlische Heimat ist) und der siebte Abschnitt bezieht sich wieder auf die Erde. Warum ist das für die Entrückung wichtig ?

 

Die Ereignisse beschreiben das Gerichtshandeln Gottes über eine unbußfertige Welt. Es ist nicht das Ziel der Offenbarung, einen lückenlosen Zeitplan zu erhalten, mit der wir “die Chronik der letzten sieben Jahre” schreiben können, wie es einige versuchen, sondern um Gottes Größe zu erkennen und zu bestaunen. Die Offenbarung ist ein Lied voller Lieder, die uns zum Singen ermutigen soll.

 

In Offb. 12;12 heißt es: Darum seid fröhlich, ihr Himmel, und die ihr in ihnen wohnt! Wehe der Erde und dem Meer! Denn der Teufel ist zu euch hinabgekommen und hat große Wut, da er weiß, dass er nur eine kurze Zeit hat.

 

Arme Gemeinde, die sich jetzt noch auf der Erde befindet ! Wenn sie nun gleichermaßen wie Johannes alles aus himmlischer Perspektive sehen, wird das eine große Freude und Anbetung im Himmel sein. Deshalb gibt meiner Meinung nach die einzigartige Perspektive der Prophetie, die von der irdischen Perspektive des Alten Testamentes abweicht einen guten Hinweis, dass die Gemeinde des Herrn schon im Himmel ist.

 

 

5. Wenn die Ältesten in Offenbarung nicht die Gemeinde sind: wer dann ?

 

In der Bibel ist bei den Ältesten immer von Menschen die Rede, nie von Engeln. Deshalb halte ich es für naheliegend, auch hier die Gemeinde anzunehmen, denn wer sollen sie sonst sein ?

 

6. 2. Thes 4: Die Anker-Argumentation gegen eine Entrückung vor der Trübsal

 

Hier beschreibt Paulus, dass der Tag des Herrn nicht eher kommt bis der Antichrist auftritt. Was ist aber der Tag des Herrn ? Mich würde gerne interessieren, von was die Thessalonicher ausgegangen sind. Haben sie gedacht, dass Jesus irgendwo auf der Erde erschienen ist ? Meinten sie, dass sie die Entrückung verpasst haben ? Leider erfahren wir hier nicht die genauen Probleme dieser Gemeinde. Ich lese hier daraus, dass wir keinen Messias zu erwarten haben, der uns als Zeitgenosse plötzlich erscheint und glaubhaft uns mitteilt, er sei Jesus Christus. Wir sollen den Herrn aus den Himmeln erwarten (1. Thes. 1;10, Phil. 3;20), die Blickrichtung, die wir generell im Leben einnehmen sollen (Kol 3).

 

Ich verstehe diese Stelle als einen wichtigen Hinweis, dass uns niemand kommen kann, dass er irgendwo Christus begegnet ist, der nun sein Reich auf der Erde aufrichten will. Jesus selbst warnt uns vor den falschen Christussen. Man hört immer wieder von Sekten und Gruppen, die sich heutzutage um einen selbsternannten Messias scharen. Da mag der Hinweis auf den Antichristen sinnvoll sein, dass Christus nicht auf die Erde kommt, bevor er erscheinen wird. Aber wir warten nicht auf Christus, der auf der Erde erscheint, sondern auf Christus, der uns im Himmel begegnet.

 

Beachte ich aus dem Gesamtkontext der Bibel, dass Jesus zum Einen aus dem Himmel für die Gemeinde kommt und zum anderen für das Volk Israel auf die Erde, so bereitet mir diese Stelle im Gesamtzusammenhang keine Not.

 

Praktische Schlussfolgerungen:

 

Auch ich habe mich gegen die Lehre der Entrückung der gesamten Gemeinde vor der großen Trübsal gesträubt, weil ich in ihr einen bequemen Weg für uns gesehen habe, der uns vor aller Trübsal und Leid rechtzeitig entfernt. Aber wir dürfen unsere aktuelle Situation in Westeuropa und den USA nicht mit dem Rest der Welt vergleichen, wo aktuell in über 60 Ländern dieser Erde Menschen um des Herrn willen verfolgt werden. Es ist eigentlich für den Betroffenen gleichgültig, ob er vom Antichristen selbst oder einer seiner Vorläufer verfolgt wird. Es ist der Normalzustand der Gemeinde, dass sie verfolgt wird und ich halte unsere aktuelle Situation für die große kirchengeschichtliche Ausnahme und nicht für den Regelzustand der Christen. Auch stimme ich Martin zu, dass heutzutage viele Menschen sich nur gefühlsmäßig bekehren, aber keinen echten, rettenden Glauben haben. Sie werden die Entrückung verpassen, gleichgültig, wann sie stattfindet. Ich gehe selbst davon aus, dass nach der Entrückung bestimmt fast alle Gemeinden weiterbestehen werden, eben mehr oder weniger gefüllt. Insofern halte ich die Vorentrückungslehre nicht für einen billigen Trost.

 

Sollen wir nun auswandern ? Dieser Hinweis richtet uns doch wieder auf die Erde, dass wir zusehen sollen, nun möglichst schnell aus dem künftigen Machtbereich des Antichristen zu verschwinden. Wenn unser Blick nach Oben gerichtet ist, was kann der Antichrist uns denn anhaben ? Er kann unser Leben nehmen, wenn wir doch nicht entrückt werden, aber nicht unsere Seele (Mt. 10;28). Ist unser Blick auf den Herrn in den Himmeln gerichtet, dann brauchen wir uns nicht vor dem Tod zu fürchten ! Egal, ob es Nero, die katholische Inquisition, Hitler, Stalin, Mao, die Moslems oder der Antichrist persönlich ist, der uns an den Kragen geht. Ich bete und wünsche mir dieses Sehnen nach dem Herrn, dass die Welt für mich im Vergleich dazu eine Wüste ist und ich diese Kraft haben werde, wenn es sein muss.

 

Letztendlich soll sich jeder Leser dieser Beiträge anhand der Schrift ernsthaft prüfen, wie es sich verhält. Auch ich will wie Martin niemand von meiner Sicht zur Entrückung überzeugen, sondern ermutigen, seinen Blick himmelwärts auf den Herrn zu richten.

 

Liebe Grüße und Gottes Segen

Fritz Wolf