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Auslegung zum 1. Buche Moses

von Benedikt Peters Arbon

1. Mose Kapitel 1

1. Mose Kapitel 2

1. Mose Kapitel 3

1. Mose Kapitel 4

1. Mose Kapitel 5

1. Mose Kapitel 6-8

1. Mose  Kapitel 9-11

 

 

1.     Mose 3  

Die Sünde und die Vertreibung aus dem Garten      1Mo 3

 

Der Bericht von der Versuchung und dem Fall des Menschen ist der traurigste, den wir in der ganzen Bibel finden. So traurig er ist, fällt aber doch ein mildes Licht auf die darin beschriebenen Ereignisse; denn inmitten des Unheils kündigt er kommendes Heil an, das Heil in Christus, das inzwischen allen Menschen gepredigt worden ist. Es ist allein das Wissen um das in Gottes Rat feststehende Heil in Christus, das das Wissen um das furchtbare geschehen erträglich macht. Man müsste sonst an Gottes Heiligkeit, Allmacht und Liebe zweifeln, ja, irre werden; denn wir lesen vom Eindringen des Verführers, wir lesen von der Unterredung, die die Frau mit ihm führte, von der fatalen Entscheidung der Frau und wie der Mann ihr willig folgte. Dabei wissen wir, dass der alles wissende und alles sehende Gott die ganze Zeit das Tun der beiden verfolgte – und doch nicht eingriff, und dass es damit eben so kam, wie es kommen musste.

          Dieser schlimme Bericht ist unerlässlich, wollen wir das Rätsel Mensch verstehen, wollen wir begreifen, wie denn der Mensch auf der einen Seite Gott so ähnlich sein kann, und auf der anderen Seite und zur gleichen Zeit dem Teufel noch ähnlicher ist. Es gibt dafür keine andere Erklärung als die, dass erstens der Mensch gefallen ist, und dass er zweitens dem ähnlich wurde, der ihn in diesen Fall hineinlockte und herunterriss, dem Teufel.

          Gott hat uns im ganzen Bericht vom Fall des Menschen so viel gesagt, wie wir wissen müssen, um die Bosheit des Menschen, aber auch um Gottes Gerechtigkeit und Gottes Gnade  zu erkennen. Es wird uns nicht gesagt, woher der Versucher kam, oder wie Böses überhaupt in Gottes Schöpfung hineinkommen konnte. Paul Humburg, reformierter Pfarrer und standhaftes Mitglied der Bekennenden Kirche in der NS–Zeit, hat dazu einmal folgendes geschrieben:

         

”Wie kam in Gottes gute Welt die Sünde hinein? Ich glaube, es gehört zum Wesen der Sünde, dass wir sie nicht erklären können. Weil wir in der Sünde sind, ist unser Verstand von ihr verdunkelt, so dass wir auf diese Fragen keine Antwort wissen. Es ist ein unerklärbarer und für unsere Vernunft unverständlicher Tatbestand, dass die Sünde in Gottes Welt hineingekommen ist. Es muss wohl unerklärt bleiben, denn wenn man sie erklären könnte, dann wäre ja die Sünde nicht eine Durchbrechung von Gottes Welt” (Paul Humburg: Ewige Erwählung).

 

Das vorliegende Kapitel lässt sich in folgende sieben Abschnitte unterteilen:

 

1.) Der Mensch in Unschuld wird versucht  – 3:1–5

2.) Der Mensch fällt in Sünde –   3:6,7

3.) Gott sucht und überführt den Menschen – 3:8–13

4.) Fluch über denVerführer und Verheißung des Befreiers – 3:14,15

5.) Der Mensch wird bestraft und der Erdboden verflucht – 3:16-19

6.) Leben aus dem Tod – 3:20,21

7.) Der Mensch wird aus dem Garten vertrieben – 3:22–24

 

 1.) Der Mensch in Unschuld wird versucht  – 3:1–5

”Die Schlange”: Das ist der Teufel; er ist der Versucher und Verführer, der Satan und die alte Schlange (2Kor 11:3; Off 12:9). Der Mann und die Frau waren zusammen ein Mensch; so hatte die ganze Menschheit, die zu verderben der Verderber entschlossen war, «gewissermaßen nur eine Gurgel» (Matthew Henry), und in diese eine Gurgel schlug die Schlange ihre giftigen Zähne.

          Da die Glückseligkeit des Menschen in seiner Abhängigkeit vom Schöpfer lag, suchte der Verführer ihn von dieser glücklichen Abhängigkeit wegzulocken. Dies zu erreichen, bediente er sich der List, und das heißt der süßen Worte und einschmeichelnden Reden. Er schmeichelte dem Menschen, indem er ihn groß machte; er verleumdete Gott, und säte so dem Menschen Misstrauen ins Herz. Die ganze Schöpfung und die Bestimmung, die Gott dem Menschen darin gegeben hatte, bewies Seine Liebe zum Menschen. Nun aber flüstert der Böse dem Menschen ein, Gott liebe ihn nicht; sonst hätte Er ihm ja nicht etwas vorenthalten, ja, das Beste vorenthalten, um es für sich allein zu behalten. Gott wolle nicht, dass der Mensch werden sollte wie Er. Zudem habe Gott gelogen; der Mensch werde keineswegs sterben, wenn er vom Baum der Erkenntnis äße.

          Damit leugnete die Schlange in direkter Weise die beiden sittlichen Eigenschaften Gottes, die Sein ganzes Wesen ausmachen. Gott ist Licht (1Joh 1:5), und Gott ist Liebe (1Joh 4:16). Darum kann Gott nicht lügen und darum  kann Er dem Menschen nie anderes als das Beste wollen.

          Das ganze war eine furchtbare Lüge; aber noch furchtbarer ist, dass der Mensch ihr glaubte und damit vor aller Schöpfung, vor Gott und vor allen Engeln Gott zu Lügner machte. Das ist entsetzlich.

         

 

2.) Der Mensch fällt in Sünde     3:6,7

Die Frau sah plötzlich, wie gut der Baum zu Speise und wie lieblich er für die Augen war. Das lässt uns fragen: Hatte sie denn all die  Bäume des Gartens nicht gesehen, die alle gut zur Speise und eine Lust für die Augen waren (Kap 2:9)? Waren denn all die Gaben des Schöpfers nicht gut genug. Hatten die Menschen nicht gute Speise, so viel sie wollten? Waren alle Bäume des Gartens nicht lieblich genug anzuschauen? Aber die Frau hat jetzt nur noch Augen für diesen einen Baum; und so lange sie nicht von ihm gegessen hat, ist ihr alle Herrlichkeit des Gartens nichts mehr. Welche Beleidigung des Gebers aller guten Gaben! Welch schnöde Antwort auf alle Liebe und Fürsorge eines unendlich freundlichen Schöpfers!

          Und die Frau fand, der Baum sei ”begehrenswert, um Einsicht zu geben”. Mochte die Frau nicht der Weisheit, dem Urteil und den Entscheidungen ihres Schöpfers trauen? Musste sie zuerst Einsicht bekommen in Sein Tun und in Seine Absichten, bevor sie bereit war, ihm ferner zu vertrauen? Welche Beleidigung der Güte und der Weisheit Gottes!

          Als sie ”nahm und aß” tat sie dieses eine  Böse, das nur deshalb böse war, weil Gott es dem Menschen verboten hatte. Es war eine Sünde gegen Gott, und darum war diese Sünde groß. John Bunyan sagte ganz richtig:

 

”Keine Sünde gegen Gott kann klein sein, denn sie ist gegen den großen Gott des Himmels und der Erde. Wenn hingegen der Sünder einen kleinen Gott ausfindig machen kann, dann wird er vielleicht kleine Sünden ausfindig machen.” (John Bunyan)

 

Kaum hat die Frau gegessen, ”gab sie auch ihrem Mann”. So ähnlich war sie dem Verführer schon geworden. Wie dieser Urheber alles Bösen einem unstillbaren Drang folgt und andere ins Böse ziehen muss – zuerst die Engel, dann auch den Menschen –, so drängt es jetzt die Frau, ihren Mann in ihre Übertretung hineinzuziehen.

          Warum hörte Adam auf seine Frau? Was brachte ihn zu Fall? Er liebte die von Gott gegebene Gabe mehr als den Geber der Gabe. Er wollte die Frau um keinen Preis verlieren, und war dafür bereit, seinen Schöpfer zu verlieren. Diese Ursünde haftet uns seither an: Wir geben dem Geschaffenen mehr Ehre und Aufmerksamkeit als dem Schöpfer (Röm 1:25).

          Adam folgte der Frau aus Angst, er könne sie verlieren. So verlor er seinen Gott – und damit verlor er auch seine Frau. Es ist immer so: Wenn wir den Geber verlieren, haben wir auch die Gaben verloren. Adam verlor mit seiner Sünde die Frau, die schönste Gabe des Schöpfers.  Nicht, dass sie ihm auf der Stelle starb, aber er verlor die Frau, die er bisher noch gekannt hatte. Sie war jetzt nicht mehr das, was sie vorher gewesen war; und auch er: Er war ihr nicht mehr der gleiche. Sie waren jetzt beide Sünder geworden; nicht mehr Liebe, sondern Eigenliebe trieb sie von jetzt an; nicht mehr Heiligkeit, sondern Sünde dominierte ihr Tun. Was es heißt, wenn selbstverliebte Menschen zusammensein müssen, wissen wir nur zu gut.

          Jetzt ”erkannten sie, dass sie nackt waren”. In der Tat, sie gewannen Erkenntnis des Bösen, aber nicht so, wie sie es sich vorgestellt hatten, nicht als unbeteiligte Betrachter und Beurteiler des Bösen, sondern indem sie selbst vom Bösen befallen wurden. Es ist außerordentlich wichtig, dass wir das verstehen. Der Mensch steht nicht als ein unbeteiligter Schiedsrichter des sittlichen Bösen und Guten zwischen diesen beiden, sondern er hat das Böse in sich und er ist selbst im Bösen drin. Er hat nur noch Wissen vom Guten, aber keine Fähigkeit  mehr zum Guten. Er ist an die Sünde gebunden. Der Mensch ist ein Sklave der Sünde geworden (Röm 6:17; Joh 8:32).

 

 

3.) Gott sucht und überführt den Menschen       3:8–13

Was das Menschenpaar hier tut, tut der Sünder seither. Gottes Gegenwart wird ihm unerträglich. Gott naht sich ihm in Gnade, aber er flieht vor Gott, denn ”ich fürchtete mich”.

          Der Sünder hasst das Licht und kommt nicht zum Licht, damit sein Tun nicht offenbar wird. Die Finsternis ist nun sein Element geworden, und dahin geht er. Er liebt die Finsternis mehr als das Licht (Joh 3:19,20).

 

Gott, der HERR, rief den Menschen”: Er, der in keiner Weise verpflichtet war, Adam zurückzurufen, rief ihn zurück; und  Er rief ihn mit wirksamem Ruf, nicht vergeblich rief Er ihn, denn Adam antwortet.

 

Gottes 1. Frage:

”Adam, wo bist du?” Er, der Adam besser kennt als Adam selbst, weiß wo er ist und was er getan hat. Und Er ruft so, dass Adam hört und gar nicht anders kann, als zu gehorchen und zu kommen. Hätte Gott Adam gehen lassen, wohin dieser wollte, wäre Adam mitsamt seiner Nachkommenschaft ewig verloren gewesen. Hätte der Schöpfer sein Geschöpft ”dahingegeben” (Röm 1:24) und dorthin gehen lassen, wo er wollte, wäre der Mensch, seiner Natur folgend, immer in der Gottesferne geblieben. Nichts in der Welt hätte ihn je dazu bewegen können, umzukehren und Gott zu suchen. Er war ja jetzt Gottes Feind geworden, und seine Gedanken waren finster und er sah in Gott einen Feind, einen bösen Gott, der ihm Böses wollte. Das hatte er vom Verführer gelernt, und das war jetzt in seinem Herzen. Es musste etwas oder jemand an ihm wirken, der Stärker war als seine Abneigung gegen Gott und sein Widerwille gegen das Licht. Dieser jemand konnte nur Gott sein; stärker als seine Sünde konnte nur  Gottes Gnade werden: ”Wo die Sünde mächtig geworden ist, da ist die Gnade noch mächtiger geworden” (Rö 3:20).

          Als Gott Adam rief, rief Er mit der gleichen Macht, mit der Er damals in die Finsternis gerufen hatte, und es war Licht geworden (1Mo 1:3). Ebenso hat Er mit Macht in unsere Herzen geboten und so das Dunkel vertrieben. Er hat die Decke von unseren Augen genommen, so dass wir jetzt im Angesicht Christi Gottes Herrlichkeit erkennen (2Kor 4:3–6).

          Gottes Ruf traf Adam wie ein Lichtkegel auf dunkler Bühne. Er musste sich jetzt im Licht Gottes sehen, und er konnte und wollte jetzt nicht mehr weiterfliehen. Wir haben alle dies alten Dokumentarfilme der späten Kriegsjahre gesehen. Ganze Garben von Scheinwerferstrahlen tasten hastig den Nachthimmel ab, bis plötzlich einer etwas trifft. Blitzschnell fahren alle Schweinwerfen auf diesen einen Punkt. Das feindliche Flugzeug ist im Licht wie festgenagelt, es kann nicht mehr davon. Wie muss es dabei den Insaßen zu Mute gewesen sein? Sie wussten: ”Jetzt hat’s uns erwischt!”

          Gott stellt Adam aber nicht ins Licht, um ihn zu verderben, sondern um ihn zu retten. David muss oft daran gedacht haben, sonst hätte er nicht sagen können: ”Der HERR ist mein Licht und mein Heil” (Ps 27:1). Gott hatte auch David eines Tages ins Licht gestellt. Und Er hatte es getan, um ihm Heil und Leben zu geben. Und als der Herr in Synagoge den Mann mit der verkrüppelten Hand bat, sich in die Mitte zu stellen und ihm dann befahl, seine Hand auszustrecken, was wollte Er mit dem armen Mann? Er rief ihn ins Licht, um ihn heil zu machen (Mk 3:1–5; vgl. auch die blutflüssige Frau Mk 5:25–33).

          Adam bekennt: ”Ich hörte dein Schreiten im Garten und ich fürchtete mich.” Er erkennt und bekennt jetzt, dass er Angst hat vor Gott, und das zu Recht. Er hat gesündigt; er hat sich als Gottes Feind erwiesen, sollte er sich da nicht fürchten?  Aber gerade diese Angst zu vertreiben, kommt Gott zu ihm, wie wir noch sehen werden. Diese Angst zu vertreiben hat Gott Heil gewirkt: ”Die (am Kreuz von Golgatha geoffenbarte) Liebe treibt die Frucht aus” (1Jo 4:18).

          Adam bekennt: ”Ich bin nackt.” Er erkennt, durch Gottes Wort ins Licht gestellt, seinen schamwürdigen Zustand und bekennt, wie eitel sein Tun gewesen war (Heb 9:14); denn trotz seiner selbstgefertigten Schürze steht er nackt vor Gott (Off 3:17).

          Adam bekennt: ”Ich versteckte mich.” Adam erkennt, wie erbärmlich und wie feige er gehandelt hatte. Wer etwas angestellt hat, und dann flüchtet, ist feige. Wer auf der Flucht bleibt, ist ein Feigling. Von diesen sagt das letzte Buch der Bibel: ”Den Feigen aber... ihr Teil ist im See, der mit Feuer und Schwefel  brennt” (Off 21:8).

 

Gottes 2. Frage:

”Wer hat dir kundgetan, dass du nackt bist?” Auf Gottes erste Frage hatte Adam eine dreifache Antwort gegeben. Auf diese Frage muss er nicht antworten, denn er weiß es nur zu gut. Gott nimmt ihm mit Seiner nächsten Frage die Antwort ab:

 

Gottes 3. Frage:

”Hast du gegessen von dem Baum, von dem ich dir verboten habe, davon zu essen?” Mit dieser Frage hat Gott Adam dahin zurückgeführt, wo Adam hin muss, will er Vergebung finden. Er muss seine Übertretung bekennen. Gott stellt die Frage aus diesem einzigen Grund, Adam zu diesem Bekenntnis zu bewegen. Und wohl ihm! Er bekennt und erlebt: ”Wer seine Übertretungen verbirgt, wird kein Gelingen haben; wer sie aber bekennt und lässt, wird Barmherzigkeit erlangen” (Spr 28:13).

Gott fragt: ”Hast du gegessen”, und Adam bekennt: ”ich aß”. Er tut damit genau das, was das griechische Wort für ”bekennen”, homologeo, eigentlich bedeutet: ”das selbe sagen”.

          ”Wenn wir unsere Sünden bekennen (homologeo), ist Gott treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt” (1Joh 1:9).

          Adam bekennt: ”Ich aß.” Er verbarg seine Übertretung nicht, er leugnete seine Missetat nicht. Er beschreibt vor Gottes Angesicht auch den Weg, auf dem er zur Missetat schritt: ”Die Frau, die du mir gegeben hast, sie bar mir von dem Baume, und ich aß.” Es gehört zu Gottes Werk der Überführung des Sünders, dass er den ganzen Weg zurückschreiten muss, den er bei seiner Sünde gegangen war. Es war für Adam äußerst beschämend, dass er Gottes beste Gabe an ihn, die Frau, zum Anlass genommen hatte, gegen Gott zu sündigen. Wie schlimm war das! Und das sagte er jetzt Gott. Er hält nichts zurück.

 

Gottes Frage an die Frau:

”Was hast du da getan?” Hatte Gott Adam an den Ausgangspunkt der Sünde zurückgeführt und ihn den ganzen Weg zur Sünde abschreiten lassen, wird nun auch die Frau dahin geführt.

          Die Frau bekennt: ”Ich aß.” Auch sie muss bekennen, und sie muss einsehen, auf welch schändlichem Weg sie zu ihrer Missetat geschritten war. Wie kam denn die Frau überhaupt dazu, das Verbotene zu tun und dann ihren Mann zum verbotenen Tun anzustiften? ”Die Schlange betrog mich...” Das war für die Frau furchtbar demütigend; sie musste bekennen, dass sie sich betrügen ließ. Und sie bekannt auch, wer es war, dem sie ihr Ohr lieh: Es war die Schlange, es war der Feind Gottes.

 

 

4.) Fluch über den Verführer  und Verheißung des Befreiers       3:14,15

Gott hat vier Fragen an Adam und an die Frau gerichtet. An die Schlage richtet Er keine Fragen. Warum dieser Unterschied? In Seiner Gnade will er den Menschen seiner Sünde übeführen; denn Er will ihm vergeben. In Seiner Heiligkeit will Er die Schlange richten; denn für sie gibt es keine Vergebung.

 

Gottes erster Urteilsspruch:

 ”Weil du dies getan hast, sollst du verflucht sein.” Die Schlange wird zuerst verflucht; dann erst wird der Erdboden verflucht. Der Mensch wird hingegen nicht verflucht; das ist eine wichtige Unterscheidung. Die beiden Menschen bekennen: ”Ich aß.” Von der Schlage hören wir kein solches Bekenntnis; denn der Böse wird nie bekennen, dass er böse ist und Böses getan hat. Daher fällt der Schiedspruch sofort und ohne vorherigen Dialog.

         

Gottes zweiter Urteilsspruch:

”Auf dem Bauch sollst du kriechen.” Für seine Auflehnung gegen Gott wird er noch weiter erniedrigt. Je höher er hinauswollte, desto tiefer erniedrigt ihn Gott in Seiner Gerechtigkeit (Jes 14:12; vgl. Off 18:7).

 

Gottes dritter Urteilsspruch:

”Staub sollst du fressen.” Der Satan ist in allem seinen Begierden gefolgt; er wird damit gestraft werden, dass keine erfüllte Begierde ihm Genuss bereiten wird. Es wird ihm alles so widerlich schmecken wie Staub. Der Menschenmörder wird die Wonne und die Süßigkeit des Lebens (Pred 11:7) nie genießen, sondern wird sich in alle Ewigkeit an der Bitterkeit des Todes” (1Sam 15:32) sättigen müssen.

          Das ist das Los aller, die nach seinen Begierden tun (Joh 8:44). Alles, was Gott ihnen zum Genuss bereitet hatte, wird ihnen zum Ekel (Pred 2:1, 25; Ps 107:17,18), und am Ende wird der zweite Tod sie haben und nie mehr loslassen (Off 20:14,15).

 

Gottes vierter Urteilsspruch:

”Ich werde Feindschaft setzen zwischen dir und der Frau und zwischen deinen Nachkommen und ihrem Nachkommen.” Gott verordnet und setzt Feindschaft zwischen dem Licht und der Finsternis und deren Kindern. Ein unablässiger Krieg herrscht, so lange diese Weltzeit noch dauert (2Mo 17:16). Der Gerecht bleibt von Feinden umgeben, er hat einen Kampf wider die Mächte der Bosheit in den himmlischen Örtern zu kämpfen (Eph 6:12), so lange diese Welt besteht.

 

 

Gottes fünfter Urteilsspruch:

”Er wird dir den Kopf zermalmen.” Das ist der endgültige Lohn der Sünde Satans am Menschen: Er hatte den Menschen zur Auflehnung gegen Gott verleitet; durch einen Menschen wird er vernichtet werden (Heb 2:14). Er hatte dem Menschen Macht und Größe versprochen; ein Mensch wird ihm die Macht über die Menschen entreißen (Jes 53:12; Lk 11:21, 22). Das Böse, das Satan tat, wendet sich gegen ihn. Gotte kann  nicht vom Thron gestürzt werden. Darum muss das Böse dem Bösen auf seinen eigenen Kopf zurückfallen.

 

 

5.) Der Mensch wird bestraft und der Erdboden verflucht      3:16-19

 

Gottes Spruch über die Frau:

Obwohl der Mensch gefallen ist, bleibt der Auftrag bestehen: Er soll fruchtbar sein und die Erde erfüllen (1Mo 1:28; 9:1). Aber der Auftrag muss jetzt und erschwerten Bedingungen erfüllt werden: Die Schwangerschaft wird zur Mühsal.

 

"mit Schmerzen”. Statt Lust, wie die Schlange der Frau versprochen hatte, findet sie Schmerzen. Und sie, die in der Sünde dem Mann vorangegangen und sich in der Verführung über ihn gestellt hatte, muss nun vernehmen, dass er über sie ”herrschen” werde. Es war ein böses Verlangen gewesen, dass die Frau angetrieben hatte, ihren Mann zum Mittäter zu machen. Dieses Verlangen, zu bestimmen und den Mann zu dominieren, wird sie nicht mehr verlassen, und sie bekommt es fortan zu spüren, dass dieses Verlangen ihr Kummer und Leid bringt. Es wird nämlich den Mann, den sie erfolgreich zur Sünde verleitet hat und der nun ein Sünder ist, nur dazu provozieren, sie unter seine Hand zu beugen. Hatte Gott sie einst an die Seite eines Mannes gestellt, der in Heiligkeit und Liebe vollkommen war, beugt Gott sie nun unter die Hand eines Mannes, der unheilig geworden ist und von Eigenliebe getrieben wird.

 

Gottes Spruch über den Mann

Nicht der Mensch wird verflucht, sondern der Erdboden. Es ist wichtig, das zu beachten. Wie bei der Frau, so auch beim Mann: Er muss seinen vom Schöpfer gegebenen Auftrag erfüllen, aber unter unendlich erschwerten Bedingungen. Die Schöpfung wurde ”um deinetwillen” verflucht. Als der Mensch der Sünde und dem Tod verfiel, fiel auch die Welt unter die Macht des Todes (Röm 8:19–23).

          ”Du wirst das Kraut des Feldes essen.”  Das, was zunächst für die Tiere bestimmt gewesen war (1:30), wird zur Speise des Menschen. Der Mensch nähert sich der Stufe des Tieres; und er muss noch tiefer hinabsteigen: ”Staub bist du, und zum Staube wirst du zurückkehren.” Der Mensch wird, was seinen Leib betrifft, der Materie unterworfen. Der Tod hat ihn im Griff; statt ein freier Herr zu sein, ist er ein dienstbarer Sklave geworden.

          Der Lohn der Sünde ist der Tod (Röm 6:23). Was ist Tod? Wir haben weiter oben gesehen, dass Leben eine Summe von Beziehungen ist. Tod ist nichts anderes als die Auflösung dieser Beziehungen: Die Beziehung zum Schöpfer ist unterbrochen, und dieser Bruch bewirkt, dass die Beziehung zur Umwelt, zur Arbeit und zum Nächsten mit großen Problemen behaftet wird. Wir wissen, wie der Mensch einerseits unter den Launen der Natur, wie er sie nennt, oder unter den Naturgewalten immer wieder leidet. Stürme verwüsten seine Städte, Wälder und Felder, Dürren zerstören die Ernten, Überschwemmungen reißen seine Häuser nieder raffen Menschen hinweg. Andererseits zerstört der Mensch selbst seine Umwelt. Er verunreinigt das Wasser, vergiftet den Boden und verpestet die Luft.

            Auch ist ihm die Arbeit nicht mehr eine reine Quelle der Freude. Ein schweißtreibendes Geschäft ist sie allemal, oft ist sie frustrierend, manchmal sogar nur sinnlose Plackerei. 

            Am aller meisten leidet der Mensch unter  den sehr schwer gewordenen Beziehungen zum Nächsten. Neid, Verachtung, Bedrückung, Auflehnung, Hass und Krieg sind die üblen Früchte seines Bruches mit Gott:

 

”Woher kommen Kriege und woher Streitigkeiten unter euch? Nicht daher, aus euren Lüsten, die in euren Gliedern streiten? Ihr gelüstet und habt nichts; ihr tötet und neidet und könnt nichts erlangen; ihr streitet und führt Krieg” (Jak 4:1,2).

 

Die Ehe, das Schönste, das Gott dem Menschen zugedacht hatte, ist unzähligen Menschen zur Quelle der schlimmsten Pein geworden.

 

 

6.) Leben aus dem Tod – 3:20,21

Zum zweiten Mal gibt ”der Mensch seiner Frau” einen Namen. Zuerst hatte er sie ”Männin” genannt und damit gesagt, sie sei ihm gleich (Kap 2:23). Hier nun gibt er ihr einen Namen, der etwas über ihre Rolle bezüglich des ganzen Menschengeschlechts sagt. Überraschender hätte der Name nicht sein können, wenn wir bedenken, welches das letzte Wort gewesen ist, das Adam eben aus dem Mund Gottes vernommen hat. Gott hatte zuletzt von Tod geredet, und Adam nennt sie, kaum hat er das Urteil des Todes über sich gehört, ”Eva”, chawwâh, ”Lebensmutter”. Als Adam seine Frau nicht etwas ”Mutter aller Toten” nannte, sondern ”Mutter aller Lebendigen”, bewies er, dass er an die Verheißung vom kommenden Befreier glaubte. Der Tod sollte nicht das letzte Wort haben. Der Mensch würde von der Sünde und vom Tod befreit werden und wieder das Leben finden.

          ”Gott, der HERR, machte Adam und seiner Frau Röcke von Fell.”. Der Schöpfer sorgt für Seine gefallenen Kinder, indem Er ihnen Kleider gibt, die mehr taugen als ihre selbstgefertigten Schürzen. Nun sind sie nicht mehr nackt, denn Gott selbst hat ihre Blöße zugdeckt.

 

Gott muss Tiere töten, um das Menschenpaar in deren Fell kleiden zu können. Das muss für die ersten Menschen eine erschütternde Erfahrung gewesen sein. Sie hatten noch nie Tod gesehen. Tiere waren um sie umhergehüpft, in denen das warme Lebensblut floss. Und nun lagen plötzlich Kadaver da, und Blut war auf die Erde geflossen. Das war ein entsetzlicher Anblick, aber er war heilsam. Sie sahen so mit ihren eigenen Augen: Der Lohn der Sünde ist der Tod. Sie werden auch geahnt haben, dass Unschuldige sterben mussten, damit sie bekleidet werden konnten. Sie verstanden damit: Gott ist gerecht. Gott bestraft Sünde. Sünde hat erschütternde Folgen.

         

Gott deckte mit den Fellen die Blöße der Menschen zu. Sie werden dabei auch etwas von Gottes Gnade gespürt haben. Ja, Gott ist gut, und Er meint es gut mit dem Menschen. Er ist gerecht, darum straft Er Sünde; und Er ist Liebe, darum tut Er dem Menschen unverdient Gutes.

 

”Gott ist Licht” (1. Joh. 1:5) , und ”Gott ist Liebe” (1. Joh. 4:16). Das ist die Botschaft, die die ganze Bibel, im Alten und im Neuen Testament, in aller Klarheit verkündet.

 

 

7.) Der Mensch wird aus dem Garten vertrieben – 3:22–24

In diesem Abschnitt werden uns die Folgen des Sündenfalles noch einmal vor Augen geführt.

          Gott sagt: Der Mensch wollte ”werden wie unser einer”. Das war seine Sünde gewesen. Er hatte trotz des Verbotes vom Baum der Erkenntnis gegessen. Darum musste er das Leben verlieren, und das wurde damit besiegelt, dass er  von der Frucht des Baumes des Lebens nicht mehr essen durfte. Der Zugang zum ewigen Leben war ihn fortan versperrt. Cherubim haben dem Menschen den Zugang zum Paradies verschlossen bis auf den heutigen Tag.

           Gott trieb den Menschen aus dem Garten der Wonne, denn die Quelle seiner Wonne war in Gott, seinem Schöpfer, von dem er sich aber losgesagt hatte. Gott stieß den Menschen indessen nicht in die ewige Finsternis, sondern beließ ihn auf der Erde, damit er unter erschwerten Bedingungen seinen von Gott gegebenen Auftrag erfülle.

         

Wie freundlich ist Gott. Er ”schickte ihn aus dem Garten, den Erdboden zu bebauen”:

 

         Er hätte ihn mit allem Recht aus der Welt jagen können (vgl. Hi 18:18), aber er schickt ihn nur aus dem Garten.

         Er hätte ihn in die Hölle werfen können, wie die Engel, die gesündigt hatten (2Pet 2:4).

         Er schickte ihn an einen Ort der Arbeit, nicht der Qual,

          in die Werkstatt, nicht ins Gefängnis,

          auf die Felder, nicht ins Grab,

         den Pflug zu halten, nicht die Kette zu schleppen

 

Die Wonnen des Gartens durften sie nicht mehr genießen, aber die Menschen wurden doch nicht in die Nacht der ewigen Verdammnis gestoßen. Statt dessen wies Gott ihnen einen Platz auf der Erde, in der sie ihr Leben verbringen, Familien Gründen und weiterhin arbeiten durften. Hier sollten sie auf den Befreier warten, der in die Welt kommen und sie auf immer von der Macht der Sünde und vom Tod befreien sollte. Dieser würde ihnen den Zugang zum Baum des Lebens wieder öffnen:

 

Glückselig, die ihre Kleider waschen, damit sie Anrecht bekommen am Baum des Lebens” (Off 22:14).