Beröa-Verlag, CH-8038 Zürich , Beröa-Verlag Zürich 1997
Mit freundlicher Genehmigung durch Ueli Furrer,
Sein Kommentar: "Wenn der Apostel Paulus ein © auf seine Briefe gemacht hätte, hätten wir keine Bibel!
herzlichen Dank!
Inhalt: Sinnlos
Seite 5 WOHER DER MENSCH KOMMT
Seite 7 Der Schöpfer und die Erschaffung des Menschen
Seite 8 Glauben, dass Gott ist!
Seite 10 Zeit, um nachzudenken?
«... aber die Wissenschaft
Seite 13 hat doch bewiesen dass ...»
Seite 16 Eine Stimme aus dem Radio
Seite 19 Geburt und Wiedergeburt
Seite 20 Zweimal geboren
Seite 22 Mein Weg zur Realität
Seite 27 Das verhängnisvollste Ereignis
Seite 28 Ausflüchte
Seite 31 WOZU DER MENSCH LEBT
Seite 33 Das Leben liegt vor uns
Seite 34 Welches ist Ihr Ziel?
Seite 37 Das Leben in dieser Welt
Seite 41 Ein neuer Name
Seite 45 Die Sünde wohnt im Menschen
Seite 46 Der Adler und die Otter
Seite 49 Die Sünde in uns
Seite 51 Wie schwer ist Sünde?
Seite 52 «Ich kann Gott nicht mehr lieben»
Seite 55 Soll und Haben
Seite 56 In unserer Zeit
Seite 58 Gute Papiere
Seite 64 Auf der Waagschale
Seite 64 Gott hat die Lösung
Seite 65 Wo ist Gott?
Seite 69 Die Gnade und ihr Ursprung
Seite 71 Gott, der den Gottlosen rechtfertigt
Seite 73 Rasche Entscheidung ist nötig
Seite 74 Die Jahre gehen schnell vorbei
Seite 77 Vorbild oder Retter?
Seite 80 Der letzte Schritt
Seite 82 Das Wort Gottes
Seite 83 Die Bibel - Gottes Wort
Seite 85 Die Bibel ist ein Wunder
Woher weiss man eigentlich, dass
Seite 87 «unser Glaube» der allein wahre ist?
Seite 92 Die Kraft des Wortes Gottes
Seite 96 Wie Gott uns sieht
Seite 97 «Erkenne dich selbst»
Seite 100 Durch Gott ins Licht geführt
Seite 103 Ihr Leben kann anders werden!
Seite 105 WOHIN DER MENSCH GEHT
Seite 107 Auf alle wartet der Tod
Was sagt die Bibel über
Seite 108 das Leben nach dem Tod?
Seite 112 Der Weg zum ewigen Haus
Seite 116 Es funktioniert!
Der Tod ist nicht der Schlusspunkt
Seite 119 - es folgt die Auferstehung
Seite 120 Die Toten werden alle auferstehen
Seite 123 Es gibt nur 2 Möglichkeiten: 1. Ewiges Leben
Seite 124 Von aller grösster Bedeutung
Seite 127 Schlafen Sie noch?
Seite 130 Es gibt nur 2 Möglichkeiten: 2. Ewiges Gericht
Seite 131 Sie tun, was Sie wollen!
Seite 134 Glas - eine ehrliche Verpackung
Seite 136 Geheilt
Die einen sagen: Wenn wir das wüssten!
Die anderen sind durch Glauben überzeugt: Wir wissen es!
Der Schöpfer
und die Erschaffung des Menschen
Nur Einer weiss wie!
Wissen wir wenigstens wozu?
Schau, wie es windet! Woher weisst du das?
Das kann man doch gut sehen. Kannst du den Wind denn sehen?
Nein, natürlich nicht, aber ich sehe doch,
wie sich die Zweige bewegen.
Jeder sagt: Ganz logisch.
Wie ist der Schöpfer doch mächtig!
Wie weisst du das?
Das kannst du doch gut sehen, wenn du um dich her blickst. Hast du den Schöpfer
denn gesehen?
Nein, natürlich nicht, aber ich sehe doch, was Er geschaffen hat. Das
haben doch nicht wir gemacht! Jeder sagt: Ganz logisch.
Ja, das sollte man meinen. Aber an diesem Punkt streikt auf einmal das logische
Denken.
Warum denn eigentlich? Beide Fälle sind doch denkbar einfach.
Wir schliessen ständig von den Auswirkungen auf die Ursachen und aus
Ursachen leiten wir die Folgen ab. In der ganzen Schöpfung erkennen wir
immer wieder das Gesetz von Ursache und Wirkung. Es gibt Menschen, die
durch eine Behinderung nicht logisch denken können. Aber schlimmer dran
ist, wer nicht logisch denken will. Er stemmt sich nämlich - ganz
unlogisch -gegen eine Macht, die er nicht leugnen kann: Er will sie nicht
anerkennen.
Solch eine Haltung ist nicht ehrlich. Das ist Unglaube, der sich nicht verbergen kann: Wo eine Schöpfung ist, muss auch ein Schöpfer sein.Wo Naturgesetze sind, muss auch ein Gesetzgeber sein.
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Im Portal einer Kirche sind die folgenden Worte angebracht:
Jeder Tag hat 1'440 Minuten.
Können Sie nicht fünf Minuten
davon nehmen, um nachzudenken -
über Gott, die Ewigkeit
und den Zustand Ihrer Seele?
Wir leben in einer gejagten Zeit. Jeder
wird gehetzt. Jede Minute muss so gut wie möglich ausgenützt werden. Zeit ist
doch Geld! Unsere Geschäfte,
unsere Arbeit nehmen uns völlig in Beschlag. Man will ja vieles erreichen im
Leben. Und wenn unser Tagewerk getan ist, fallen wir todmüde in einen
bequemen Sessel. Keine Energie mehr, um zu denken. Man streckt seine müden Beine
aus, um den Abend damit zu beschliessen, dass man sich das Fernsehprogramm
anschaut oder sich mit Musik berieseln lässt.
Da ist keine Zeit, um über den Sinn des Lebens nachzudenken, über das Ende
unseres Daseins auf der Erde. Solche Gedanken haben ja eine deprimierende
Wirkung, und das können wir sowieso nicht brauchen. Morgen müssen wir wieder fit
sein, um die Arbeit anpacken zu können.
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Ist das so ungefähr das Bild Ihres Lebens?
Dann liegen Sie aber ganz falsch! Dann gehen Sie ein enormes Risiko
ein, ein grösseres, als Sie in Ihren Geschäften, in Ihrer Arbeit oder
Ihrem Studium je auf sich nehmen würden.
In jenen Belangen haben Sie doch auch eine Vorausplanung? Sie haben
dabei doch auch ein bestimmtes Ziel vor Augen? Wer gleichgültig dahinlebt,
ohne an sein Ende zu denken, ist unvernünftig. Das ist zwar etwas grob
ausgedrückt, aber wenn Sie ehrlich überlegen, müssen Sie dies sicher zugeben.
Ist es nicht der Mühe wert, jetzt fünf
Minuten Zeit zu nehmen, um sich darauf zu besinnen, wie Sie Gott gegenüber
stehen?
Von Ihrer Antwort auf diese Frage hängt alles ab. Es geht um Ihr Leben.
Gott stellte einst Adam die Frage: "Wo
bist du?" Er wusste die Antwort wohl, aber Adam sollte dadurch zum Nachdenken
gebracht werden. Er möchte das auch bei Ihnen erreichen.
Gott redete mit Adam, weil dieser ungehorsam gewesen war und sein Gebot
übertreten hatte.
Darum wollte Er eine Unterredung mit ihm
haben. Es ging Ihm nicht darum, Adam zu verdammen, sondern um Gnade zu üben. Ihr
Zustand vor Gott - wie der jedes Menschen - ist nicht anders oder
besser als der von Adam. Alle Menschen haben gesündigt - ohne Ausnahme. Das hat
Folgen, denn der Lohn der Sünde ist der Tod, das ewige Gericht. Das wird auch
Ihr Teil sein, wenn
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Sie, ohne Ihr Ende zu bedenken, so
weiterleben, wenn Sie nur Zeit haben für Ihre Arbeit, Ihre Geschäfte,
Ihr Studium, Ihre Familie, Ihre Hobbys, Ihre Entspannung, und
so weiter. Wenn Sie an Gott denken, als an jemand, der sich als eine Art
Schreckgespenst benimmt, als jemand, der Ihr Unglück sucht, dann sind Sie
ganz falsch informiert. Es ist gerade umgekehrt. Gott hat Sie lieb, Er sucht
Sie, um Sie glücklicher zu machen, als Sie je gewesen sind. Er will Ihnen eine
unbesorgte Zukunft geben.
Gottes Liebe für Sie ist dadurch bewiesen, dass Er seinen eingeborenen Sohn in diese Welt gesandt hat und Ihn zuletzt am Kreuz von Golgatha sterben liess.
"Gott erweist seine Liebe gegen uns darin, dass Christus, da wir noch Sünder waren, für uns gestorben ist" (Römer 5, Vers 8). Es ist bestimmt keine verlorene Zeit, wenn Sie sich die Mühe nehmen, einige Minuten über das nachzudenken, was wir hier schreiben. Ihr wertvollster Besitz ist Ihre Seele. Wenn Sie diese vernachlässigen, gehen Sie für immer verloren.
Gott ruft Ihnen zu: "Lasst euch mit mir versöhnen!" Wenn Sie dazu bereit sind, indem Sie anerkennen, Gottes Strafe verdient zu haben, und Ihm Ihre Sünden bekennen, beginnt für Sie ein neues Leben.
Finden Sie es nicht der Mühe wert, diesen Entschluss zu fassen? Seite 13
Die alte Botschaft der Bibel, die Gott immer noch in der Welt verkündigen
lässt, stösst im Herzen des stolzen, eigenwilligen Menschen auf starken
Widerstand. Und er begrüsst jede Möglichkeit, seiner Ablehnung einen
wissenschaftlichen Anstrich zu geben, der ihn beruhigt und ihn in den
Augen anderer respektabel macht.
Gelingt es ihm, aufgrund solider wissenschaftlicher Feststellungen
nachzuweisen, dass die Aussagen der Bibel in einem wichtigen Punkt nicht
diesen sogenannten Tatsachen entsprechen, dann könnte die ganze "Heilige
Schrift" als unzuverlässig und überholt beiseite gelegt werden. So meint
er.
Ihre Warnungen wären dann nicht ernst zu nehmen. Ihre Weissagungen
von einem kommenden Tag des Gerichts und des Verderbens der gottlosen
Menschen gehörten dann ins Reich der Fabeln.
Die Ablehnung des Evangeliums, ja sogar die Leugnung eines
Schöpfer-Gottes, der den Menschen zur Verantwortung zieht, wäre dann
sanktioniert.
Einen solchen Punkt, von dem aus man die Welt der Bibel aus den Angeln
heben könnte, meinen viele schon auf dem ersten Blatt der Bibel, in der
Schöpfungsgeschichte, gefunden zu haben.
Nach diesem Bericht ist Gott der Schöpfer aller
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Dinge. Er hat die Welten gemacht und die Erde zu unserem Wohnplatz bereitet.
Er schuf die Pflanzen, die Tiere, jedes nach seiner Art, und den Menschen in seinem
Das Unsichtbare von Gott, sowohl seine ewige Kraft als auch seine
Göttlichkeit, können von Erschaffung der Welt an in dem Gemachten
wahrgenommen werden (Römer 1, Vers 20). Zahlreiche bedeutende
Naturforscher - auch der neuesten Zeit - haben sowohl im unendlichen
Weltenraum als auch unter dem Mikroskop viele Wunder Gottes entdeckt und
Ihm staunend Ehre gegeben.
Von diesem Schöpfungsbericht haben sich, besonders seit dem letzten
Jahrhundert, viele Fachgelehrte (anfänglich Lamarck und Darwin usw.)
distanziert. Sie legten sich ein anderes Weltbild zurecht, indem sie
überlegten, wie die bestehenden Welten ohne einen Schöpfer-Gott entstanden
sein könnten. In dieser Richtung betrieben sie auf breiter Basis
umfangreiche Forschungen.
Doch beachten wir, jeder Schritt, den sie auf diesem Weg taten und
tun, ist ein Schritt des Unglaubens, eine Abkehr vom lebendigen Gott,
der alles ins Dasein gerufen hat, eine Abkehr vom Wort Gottes, der Bibel.
Ist ihre Evolutionslehre, wonach sich unsere heutige komplizierte Welt im
Lauf von Millionen oder gar Milliarden von Jahren aus einem Urnebel oder
einer Urzelle entwickelt haben soll, unanfechtbar?
Mitnichten. Hunderte heute lebender, namhafter Gelehrter sind
gegenteiliger Meinung. Sie weisen nach, dass das Gebäude der
Entwicklungslehre auf Hypothesen aufgebaut ist, die nicht bewiesen werden
können.
Das hindert die Evolutionisten aber nicht, ihre
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Forschungen fortzusetzen und an ihrer Lehre festzuhalten. Evolution ist ihr Glaube,
dem sie anhangen wollen. Sie leben lieber ohne Gott, als mit Gott.
Traurig, überaus traurig ist vor allem, dass grosse Teile der
Bevölkerung diese Theorien des Unglaubens unbesehen übernehmen oder sich
davon beeinflussen lassen. Nur eine Anzahl Wissenschaftler sind es, die
ihre Forschungen auf die Evolution konzentrieren. Aber ihre Behauptungen
werden von Tausenden und Abertausenden aufgenommen, die nicht die
Möglichkeit haben, sie zu überprüfen. Denn wer den Evolutions-Glauben
übernimmt, gilt als modern und gebildet. Und als das möchte man doch
gelten!
Was aber sind die Folgen eines solchen Abfallens von Gott, der
Abwendung von seinem Wort und dem Heil, das Er uns Menschen in Christus
Jesus, seinem Sohn, anbietet? - Da bleibt keine Rettung mehr übrig. Da ist
nur noch ein furchtvolles Erwarten des Gerichts und der Eifer eines
Feuers, das die Widersacher verschlingen wird!
Wo stehen Sie? Welchen Weg wählen Sie? Was im Namen der Wissenschaft
dargereicht wird, ist oft gefährliches Gift. Christus allein ist es, der
Sie von den Folgen und der Macht der Sünde befreien und Ihnen wahren
Frieden geben kann. Er ist der Weg zu Gott, und die Wahrheit und das
Leben. Niemand kommt zum Vater, als nur durch Ihn (Johannes 14, Vers 6).
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In den Tagen, als die Radioapparate aufkamen und noch nicht tadellos
funktionierten, hatte eine Familie einen Verwandten für den Abend
eingeladen. Sie wollten mit ihm das Radioprogramm hören. Das war damals
noch etwas Ungewohntes. Aber schon bevor dieser kam, mussten sie
feststellen, dass der Apparat eine Störung hatte und stumm blieb.
Sie bemühten sich, den Defekt zu lokalisieren und zu beheben, aber
ohne Erfolg. Der erwartete Besuch traf pünktlich ein, aber nicht die
vorgesehene Abendunterhaltung. Sie versuchten dies und jenes, aber ihr
vereintes Herumbasteln führte zu nichts. Kein Ton kam heraus.
So liessen sie den Kasten schliesslich stehen und setzten sich in die
Sessel, um zu plaudern. Der Besucher war ein entschiedener Atheist, und
die Unterhaltung war noch nicht lange im Gang, als sich ihm Gelegenheit
bot, seine Ansichten zu äussern. Er begann gegen jeden Gedanken an Gott
loszuziehen und bekannte sich kühn zu seinem Unglauben, indem er die
Existenz eines solchen Wesens leugnete. Er machte sich eins mit dem
Menschen, der in Psalm 14 "Tor" genannt wird, weil auch er behauptete: "Es
ist kein Gott".
Kaum aber hatte sein Mund diese Worte ausgesprochen, als plötzlich
eine Stimme aus dem Radio ertönte. Klar und eindringlich sprach sie die
Worte aus:
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"Im Anfang schuf Gott ...". Und ebenso unerwartet, wie sie sich
gemeldet hatte, verstummte die Stimme wieder.
Warum der Apparat plötzlich in Aktion trat und ebenso plötzlich
wieder schwieg, können wir nicht sagen.
Was wir aber wissen ist dies, dass auf die vielen Worte, womit der
Atheist seinen Unglauben bezeugte, mit den vier Worten aus der Bibel
prompt die Antwort kam, und dass diese unerwartete Antwort aus dem Radio
eine verblüffende Wirkung hatte. Der Gottesleugner sagte kein Wort mehr,
sondern nahm schweigend seinen Hut und verliess das Haus und seine
Verwandten, die ebenso sprachlos, aber tief beeindruckt waren. Wir
zweifeln keineswegs, dass dieser Zwischenfall eine Fügung Gottes war. Nur
zwei Sekunden lang funktionierte der Apparat. Aber diese zwei Sekunden
waren zeitlich so eingefügt, dass im richtigen Augenblick die rechten
Worte ertönten.
Im Anfang ... GOTT. Gehen Sie in Ihrem Geist zum entferntesten Punkt in
der Vergangenheit zurück, den Sie sich denken können: Gott ist schon da.
Man kann mit seinen Gedanken nicht weiter zurück gehen. Und wenn Sie
vorwärts denken zum entferntesten Punkt in der Zukunft - auch dort ist Er.
Man kann nicht über Ihn hinausgehen. In der ewigen Zukunft ist Gott; und
Ihm müssen wir Rechenschaft ablegen.
Der Psalmist fragte: "Wohin sollte ich gehen vor deinem Geist, und
wohin fliehen vor deinem Angesicht?" Er hatte keine Schwierigkeit, die
Antwort zu finden: "O Herr! Du hast mich erforscht und erkannt ... Du
verstehst
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meine Gedanken von ferne ... und bist vertraut mit allen meinen Wegen."
Auch für uns alle ist das heute wahr. Keiner kann Gott entfliehen.
Weshalb sollten wir das wünschen? Warum diese Abneigung bei so vielen
Menschen, an Gott zu denken? Die Antwort ist einfach: Wir sind sündige
Kreaturen, und ein belastetes Gewissen macht aus seinen Besitzern
Feiglinge. Gott ist der Gott der Wahrheit und der Gerechtigkeit, und wer
kann in seiner heiligen Gegenwart bestehen? Nur wer durch das Blut Jesu
Christi erlöst ist. Wer sagen kann: "In welchem ich Erlösung habe durch
sein Blut, die Vergebung der Vergehungen, nach dem Reichtum seiner Gnade"
(Epheser 1, Vers 7), der hat kein Verlangen, vor Gott zu fliehen. Im
Gegenteil, für einen solchen ist jeder Gedanke an Ihn Freude. Denn er hat
Gott wirklich kennengelernt.
Jeder Mensch kann so zu Gott kommen. Aber das kann nur durch den
Herrn Jesus Christus geschehen. Er selbst hat gesagt: "
Ich bin der Weg und
die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater, als nur durch mich"
(Johannes 14, Vers 6).
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Wer nur einmal geboren wird,
stirbt zweimal,
wer zweimal geboren wird,
stirbt nur einmal
Seite 20
Nikodemus, ein sehr religiöser Mann, kam in Verlegenheit, als er über die
Worte Jesu nachdachte: "Ihr müsst von neuem geboren werden."
Es gibt viele Menschen, die dem Begriff "Wiedergeburt" eine ganz
andere Bedeutung geben, als was Gott damit sagen will.
Ich habe einer Anzahl von Menschen die Frage gestellt: "Sind Sie ein
Christ?"
Die Antworten waren verschieden.
Einige sagten: "Ja, ich denke schon."
"Warum meinen Sie das?" fragte ich weiter.
"Oh, ich gehe regelmässig in die Kirche!"
"Aber das sagt noch nichts. Satan selbst konnte sogar vor Gott
erscheinen ohne sich zu ändern. Sie können in die Kirche gehen und dabei
doch so gottlos und schlecht bleiben, wie nur möglich."
Andere sagten: "Ich bin getauft".
Aber die Taufe ist keine Wiedergeburt.
Eine grosse Anzahl Menschen antworteten auf meine Frage: "Mein Vater
und meine Mutter sind Christen, ich bin also auch als Christ geboren."
Aber Gottes Wort sagt: "
Was aus dem Fleisch geboren ist, ist Fleisch"
und: "Wie könnte ein Reiner aus einem Unreinen kommen?"
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Man hat schon gesagt: "Wer zweimal geboren wird, stirbt nur einmal; doch
wer nur einmal geboren wird, stirbt zweimal."
Die wichtigste Frage von allen ist daher: "Bin ich aus dem Geist
geboren?"
Christus sagte zu Nikodemus: "Es sei denn, dass jemand von neuem
geboren werde, so kann er das Reich Gottes nicht sehen" (Johannes 3, Vers 3).
Diese Frage ist von so grosser Wichtigkeit, dass es höchst gefährlich
ist, sich in diesem Punkt irreführen zu lassen.
"Von neuem geboren sein" wird in der Bibel auch "aus Gott geboren
sein" bezeichnet. Und dazu wird gesagt, dass dies etwas ganz anderes sei
als die natürliche Geburt des Menschen. Es ist eine Geburt von oben her.
Sie findet statt, wenn der Mensch den Herrn Jesus Christus als seinen
persönlichen Heiland annimmt. Das bedeutet, dass er erkennt, vor Gott ein
schuldiger Sünder zu sein, aber auch, dass er sich darauf stützt, dass der
Herr Jesus als sein Stellvertreter am Kreuz für ihn gerichtet worden ist.
Wer also diese Neugeburt nie erfährt, weil er den Herrn Jesus nie als
persönlichen Heiland aufgenommen hat, der stirbt zweimal. Damit ist zuerst
der leibliche Tod gemeint und dann der geistliche Tod. Das bedeutet ewiges
Getrenntsein von Gott, ewiges Gericht Gottes. "Da wird sein das Weinen und
das Zähneknirschen."
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Gibt es in dieser Welt voll Schein und Unsicherheiten, voll Halbwahrheiten
und Lügen, voll untreuer Menschen und gebrochener Versprechen, voll Krieg
und Aufruhr, voll Einsamkeit und Verdruss, voll Leid und Tod, so etwas wie
Realität? Etwas Echtes, etwas, woran wir uns festhalten können, etwas, das
sich nicht verändert oder vergeht? Etwas Sicheres?
Als junger Mann wanderte ich aus verschiedenen Gründen nach Kanada aus.
Tief drinnen in meinem Herzen war das nagende Verlangen nach diesem
"Etwas", nach Realität. Wie viele andere, versuchte ich dieses Gefühl mit
allerlei Dingen zu befriedigen. Wie unzählige sind es doch, die dies heute
versuchen: mit Alkohol, Sex, Drogen, oder vielleicht auch mit viel
Studieren, Geld verdienen oder Religion.
So war es auch bei mir. Kirchlichen Gottesdienst hatte ich schon gekannt
und von meinen Eltern übernommen, die immer treue Kirchgänger waren. Sie
hatten mich taufen lassen, und als ich alt genug war, wurde ich Mitglied
der Kirche, aber Realität fand ich dabei nicht. In Kanada versuchte ich es
mit vielen dieser anderen Dinge. Manchmal meinte ich, es gefunden zu
haben, um später zu erfahren, dass ich mich getäuscht hatte.
Seie 23
Das Leben schien sinnlos. Ich begann mich zu fragen: Gibt es nichts
anderes? Ist das alles, was mir das Leben zu bieten hat? Arbeiten,
heiraten, Kinder bekommen und sterben - mit allen Mühen, Kümmernissen und
Sorgen, die es mit sich bringt? Und hernach ...? Was dann ...? Noch mehr
Unsicherheit!
Ich fand eine alte Bibel und begann zu lesen - eigentlich mit Widerwillen.
Hatte ich das nicht schon früher probiert, ohne etwas zu finden? Doch ich
las weiter. Ich verstand nicht viel davon, aber ich fing an, mehr und mehr
zu fühlen, dass, wenn das alles wirklich wahr war, wenn es tatsächlich
einen Gott gab, Er viel mehr von mir verlangte als nur eine
verstandesmässige Kenntnis von Ihm und ab und zu in die Kirche zu gehen.
Ich begann einzusehen, dass Er totale Übergabe forderte. Ich sah auch ein,
dass ich es nicht mit einer Kirche oder Organisation oder etwas
Menschlichem zu tun hatte, sondern mit Gott selbst - mit Gott, meinem
Schöpfer. Auf einmal wurde mir klar, dass ich mein Leben lang meinen
eigenen Weg gegangen war und dass die Bibel das Sünde nennt:
"Wir alle irrten umher wie Schafe, wir wandten uns ein jeder auf
seinen Weg ..." (Jesaja 53, Vers 6).
Ich sah mich mehr und mehr vor eine Wahl gestellt. Ich verstand, dass ich
wählen musste: das eine oder das andere. Entweder ging ich meinen eigenen
Weg, ohne mich viel um Gott und sein Wort zu kümmern, oder ich ging Gottes
Weg. Die Bibel lehrte mich, was das Resultat ist, wenn ich meinen eigenen
Weg gehe: Leere,
Seite 24
Unbefriedigtsein, Verdruss und ewiges Verderben. Gottes
Weg dagegen, auch wenn er vielleicht nicht bequem ist, bedeutet: Freude,
Befriedigung, Erfüllung und ewiges Leben.
Mir wurde fast angst dabei. Denn, so dachte ich, wenn ich mich Gott ganz
übergebe, muss ich immer die Bibel lesen, beten, Gutes tun und mit einem
langen Gesicht herumlaufen. Dann werde ich ein langweiliger Tölpel - nur
das nicht!
Aber es liess mich nicht mehr los. Der innere Kampf ging weiter. Ich
war zeitweise ganz aufgewühlt. So konnte es nicht weitergehen!
Endlich kam ein Tag - ich war an der Arbeit auf dem Feld -, da konnte ich
es nicht länger aushalten und warf mich auf die Knie. Ich bekannte Gott
die Schuld meines Lebens. Ich klammerte mich im Glauben an Ihn und rief
aus: "Gott, hier bin ich, mache etwas mit meinem Leben." Und das tat Er.
Welch plötzliche Veränderung, welch eine Realität! Sie ist schwierig zu
beschreiben; Sie müssen es selbst erleben. Es war gerade, als sei auf
einmal das Licht durchgebrochen, als seien mit einem Schlag meine Augen
aufgetan worden. Ich fragte mich, warum ich das nicht schon früher so
gesehen hatte. Welch eine Freude erfüllte mein Herz!
Später begriff ich, dass es dies ist, was der Herr Jesus meinte, als Er
von der Wiedergeburt sprach:
"Wahrlich, wahrlich, ich sage dir. Es sei denn, dass
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jemand von neuem geboren werde, so kann er das Reich Gottes nicht sehen"
(Johannes 3, Vers 3).
Und dass es dies ist, was der Apostel Paulus meinte, als er sagte:
"Daher, wenn jemand in Christus ist, da ist eine neue Schöpfung; das
Alte ist vergangen, siehe, alles ist neu geworden" (2. Korinther 5, Vers 17).
Das Alte war vorbei, alles war neu. Das Leben fing erst richtig an! Und
welch eine Freiheit und Freude!
Sie mögen denken, dass ich nicht recht bei Trost sei. Sie werden mich
nie verstehen, bis Sie es selbst erfahren haben.
Ihr Ur-Urgrossvater würde Sie auch für verrückt erklären, wenn Sie ihm
erzählten, dass das Zimmer, in dem Sie sich in diesem Augenblick befinden,
voller Stimmen und Musik sei. Aber er müsste seine Worte zurücknehmen,
sobald Sie das Radio eingeschaltet hätten. Die Radiowellen sieht man
nicht, hört man nicht, fühlt man nicht, und doch gibt es sie. Das Radio
kann sie empfangen, aber wir nicht. Wir befinden uns, könnte man sagen,
auf einer andern Wellenlänge. So ist es auch mit Gott und uns. Die Sünde
hat uns sozusagen auf eine andere Wellenlänge gebracht, und wir können
Gott nicht sehen, hören oder fühlen.
In dem Augenblick aber, da wir uns vor Ihm beugen, uns von unseren
Sünden abwenden und Ihn anrufen, tritt Er bei uns ein. Der Herr sagt
selbst:
"Siehe, ich stehe an der Tür und klopfe an; wenn jemand meine Stimme
hört und die Tür auftut, zu dem werde ich eingehen" (Offenbarung 3, Vers 20).
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Und das geschieht wirklich. Das ist eine Realität. Jeder, der das
erfahren hat, kann es Ihnen bestätigen. Es dreht sich somit nicht um einen
Menschen, eine Kirche oder sonst etwas, sondern um die Person von Jesus
Christus. Wählen wir Ihn und seinen Weg - oder unseren eigenen Weg? Es
gibt nur ein Entweder-Oder. Einen "goldenen Mittelweg" gibt es nicht.
Jesus sagt: "Wer nicht mit mir ist, ist wider mich" (Matthäus 12, Vers 30).
Wo stehen Sie?
Auf der Seite der religiösen Führer in den Tagen Jesu, die riefen:
"Hinweg, hinweg" mit Ihm, (wir wollen Ihn nicht), oder beugen Sie sich vor
Ihm, wie der Jünger Thomas, und sagen: "Mein Herr und mein Gott!"?
Seit 27
Seite 28
- "Keine Zeit ..."
- "Ich bin gerade am Telefonieren ..."
- "Oh, ich habe schon drei Bibeln zu Hause, um mich steht es bestimmt gut ..."
- "Aber, was denken Sie, ich gehöre zu der und der Kirche; übrigens muss ich gerade weg ..."
- "Kein Interesse ..."
- "Kommen Sie ein andermal ..."
Das sind so die Reaktionen vieler Menschen, wenn sie gefragt werden, ob
sie bereit seien, Gott zu begegnen. Entmutigend?
Ja. Aber vor allem traurig. Und das um so mehr, wenn man bedenkt,
dass es keine "Heiden" sind, sondern Leute, die noch gelegentlich in die
Kirche gehen, regelmässig etwas für die Entwicklungshilfe geben und ab und
zu auch für die eine oder andere christliche Organisation etwas übrig
haben.
Manchmal, wenn man die Gelegenheit bekommt, etwas mehr zu sagen und
man sie dann fragt, ob sie meinen, dass sie denn dieses Verhalten in den
Himmel bringen werde, bekommt man zur Antwort: "Das weiss ich nicht, aber
das werden wir dann sehen!"
Wie denken Sie darüber? Es kann sein, dass Sie selber auch schon
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dergleichen gesagt haben, nur um einen unbequemen Frager loszuwerden.
Vielleicht darf ich doch mit diesem Buch bei Ihnen hereinkommen. Sie
können dann die Botschaft anhören, ohne Gefahr zu laufen, von Ihrem
Nachbarn ertappt zu werden, während Sie über den Glauben an den Herrn
Jesus lesen. Und Sie können die Botschaft auch in einem günstigen Moment
anhören, wenn Sie gut Zeit haben und fertig sind mit telefonieren.
Wahrscheinlich kennen Sie die Geschichte vom Sündenfall in 1. Mose 3. Dort
können Sie lesen, wie der erste Mensch und seine Frau sündigten, indem sie
von der Frucht assen, von der sie nicht essen sollten. Sie versteckten
sich dann vor Gott zwischen den Bäumen des Gartens.
Und wer ist es, der aufs neue Kontakt mit ihnen sucht?
Der Herr, Gott! Er ruft den Menschen zu sich und sagt: "Wo bist du?"
Und es ist heute nicht anders! Auch jetzt versteckt sich der Mensch
zwischen den Bäumen des heutigen "Paradieses". Ja, seien wir doch ehrlich.
Alle die Ausflüchte, die wir vorhin genannt haben, sind nichts anderes als
"Bäume", hinter denen man sich verkriecht. Aber auch jetzt ist es Gott,
der den Menschen sucht und ihm zuruft: "Wo bist du?"
Adam gab eigentlich Gott die Schuld, indem er sagte: "Die Frau, die du mir
gegeben hast, sie gab mir von dem Baum, und ich ass." Auch jetzt gibt der
Mensch Gott die Schuld, indem er zum Beispiel sagt: "Warum tust Du nichts
gegen all das Elend in der Welt ..." usw. Ja, ja, so
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sind wir: Zuerst verstecken wir uns wegen unserer eigenen Schuld mit allerlei Ausflüchten
vor Gott, und dann, wenn Gott uns entgegenkommt, geben wir Ihm die Schuld.
Aber die Gnade und Liebe Gottes sind immer grösser als unser Trotz
und unser widerspenstiges Herz. So wie Gott damals voraussagte, dass der
Erlöser kommen werde, und dies dadurch andeutete, dass Er die ersten
Menschen mit Tierfellen bekleidete - es ist somit unschuldiges Blut
geflossen! -, so hat Gott nun den Erlöser gegeben, und der Herr Jesus ist
in den Tod gegangen, den wir verdient haben.
Er hat das Lösegeld für die Sünden bezahlt. Er ist der Mittler
zwischen Gott und Menschen; und Er ist gekommen, um das Verlorene zu
suchen und zu erretten. Aber lassen Sie sich denn auch retten und laufen
Sie nicht länger weg! Verstecken Sie sich nicht länger, sondern bekennen
Sie Ihm Ihre Sünden und glauben Sie an Ihn, der einmal für die Sünden
gelitten hat, als "der Gerechte für die Ungerechten, damit er uns zu Gott
führe" (1. Petrusbrief 3, Vers 18).
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Geborenwerden hat seine Zeit, und Sterben hat seine Zeit;
Pflanzen hat seine Zeit, und das Gepflanzte Ausreißen hat seine Zeit;
Töten hat seine Zeit, und Heilen hat seine Zeit;
Abbrechen hat seine Zeit, und Bauen hat seine Zeit;
Weinen hat seine Zeit, und Lachen hat seine Zeit;
Klagen hat seine Zeit und Tanzen hat seine Zeit;
Steinewerfen hat seine Zeit, und Steinesammeln hat seine Zeit;
Umarmen hat seine Zeit, und vom Umarmen Sichfernhalten hat seine Zeit;
Suchen hat seine Zeit, und Verlieren hat seine Zeit;
Aufbewahren hat seine Zeit, und Fortwerfen hat seine Zeit;
Zerreißen hat seine Zeit, und Nähen hat seine Zeit;
Schweigen hat seine Zeit, und Reden hat seine Zeit;
Lieben hat seine Zeit, und Hassen hat seine Zeit;
Krieg hat seine Zeit, und Frieden hat seine Zeit.
Was für einen Gewinn hat der Schaffende bei dem, womit er sich abmüht?
Wir sind,
ohne dass wir sein wollten,
wir werden sein,
was wir sein wollen
Seite 33
Seite 34
Sie kennen doch die Geschichte Kains, des Sohnes von Adam und Eva? Wir
finden sie auf den ersten Blättern der Bibel.
Eines Tages wurde Kain aus Eifersucht wütend über seinen Bruder Abel
- und erschlug ihn kurzerhand. Dieser Brudermord war ein schweres
Vergehen, und Kain fügte noch ein ganzes Leben der Sünde hinzu, ohne je
nach Gottes Willen zu fragen. Er hielt es nicht einmal für nötig, Gott
seine Untat zu bekennen. Im Gegenteil! Er ging vom Angesicht Gottes hinweg
und wohnte im Land "Nod", was "Flucht" bedeutet. Er war nun ständig auf
der Flucht vor Ihm.
Scheinbar ging es ihm zwar gut in Nod. Mit seinen Nachkommen zusammen
baute er sich dort eine Welt ohne Gott auf. Da gab es Zeltbewohner und
Herdenbesitzer. Man verstand schon, Kupfer und Eisen aus dem Boden zu
gewinnen und allerlei Werkzeuge daraus zu fertigen. Einige erfanden Lauten
und Flöten und suchten ihre Freude in der Musik.
Wie sah es aber in all diesen Jahren - bei allem äusseren Erfolg - im
Innern Kains aus? Ach, auch für ihn galt das Wort: "Kein Friede den
Gesetzlosen!" (Jesaja 48, Vers 22). Sein Gewissen blieb belastet, und wie
schlecht konnte er den Gedanken an den heiligen Gott unterdrücken.
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Ja, Kain musste im negativen Sinn erfahren, was später der Dichter
des 139. Psalmes im Blick auf Gott erlebt hat:
"Wohin sollte ich gehen vor deinem Geist,
und wohin fliehen vor deinem Angesicht?
Führe ich auf zum Himmel, du bist da;
und bettete ich mir in dem Scheol,
siehe, du bist da.
Nähme ich Flügel der Morgenröte,
liesse ich mich nieder am äussersten Ende des Meeres,
auch daselbst würde ... deine Rechte mich fassen."
Aber warum will denn der Mensch vor Gott fliehen? Oder warum sucht er sich
einzureden, der allmächtige Schöpfer existiere gar nicht? Einerseits
fürchtet er sich vor dem Gericht, das ihn einmal wegen seiner Sünden
treffen muss. Und anderseits will er seinen eigenen Weg gehen, sich selbst
und seinen Begierden leben, tun, was ihm gefällt.
Aber wer so denkt und lebt, täuscht sich gewaltig. Er kann auf diesem Weg
dem göttlichen Richter nicht entfliehen. Er sollte gerade jetzt, während
Gott die Tür der Gnade noch offenhält, mit dem Bekenntnis seiner
Lebensschuld zu Ihm umkehren, um ein anderes Ziel zu erreichen.
Sie wissen doch, aufgrund welcher Tatsache Gott, der Heilige und
Gerechte, Sünden vergeben kann, auch die grossen und schweren? Weil sein
Sohn, Jesus Christus, als Mensch auf der Erde, für einen jeden, der an Ihn
glaubt, die Sünden am Kreuz getragen und vor Gott
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gesühnt hat.
Daher, "wenn du mit deinem Mund Jesus als Herrn bekennen und in deinem Herzen
glauben wirst, dass Gott ihn aus den Toten auferweckt hat, wirst du
errettet werden. Denn mit dem Herzen wird geglaubt zur Gerechtigkeit, und
mit dem Munde wird bekannt zum Heil" (Römer 10, Verse 9.10).
Sind Sie schon so zu Gott umgekehrt? Dann ist Er ja Ihr Vater geworden!
Dann hat Psalm 139 für Sie eine ganz andere Bedeutung bekommen. Sie sind
demzufolge nicht mehr auf der Flucht vor Ihm. Vielmehr freuen Sie sich
darüber, dass Er Kenntnis nimmt von all Ihren Umständen, dass Er Sie durch
jedes Jahr, an jedem Tag, begleitet, um Ihnen in Liebe und Gnade
beizustehen. Sie können jetzt voll Frieden mit dem Psalmdichter sagen:
"Herr! ... Du kennst mein Sitzen und mein Aufstehen,
Du verstehst meine Gedanken von ferne.
Du sichtest mein Wandeln und mein Liegen
und bist vertraut mit allen meinen Wegen."
Der gläubige Christ, der in Treue mit Gott zu wandeln begehrt, hat darum
den Wunsch:
"Erforsche mich, Gott, und erkenne mein Herz;
prüfe mich und erkenne meine Gedanken!
Und sieh, ob ein Weg der Mühsal bei mir ist,
und leite mich auf ewigem Wege!"
Dieser Weg führt nicht hinab, sondern hinauf, in die ewige Herrlichkeit
bei Gott.
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"Eitelkeit der Eitelkeiten! alles ist Eitelkeit", so rief vor bald 3'000
Jahren der König Salomo aus, als er das Leben der Menschen betrachtete.
Er war weltberühmt wegen seiner Weisheit, und wir tun gut, auf das zu
achten, was er im Buch des "Predigers" sagt.
"Alles ist Eitelkeit", das ist die Schlussfolgerung, die er zieht,
nachdem er das Tun der Menschen auf der Erde genau geprüft hat. Heute
würde er sich so ausdrücken: "Alles ist vergänglich. Alles ist nichtig.
Alles ist sinnlos!"
Mancher stimmt da zu, besonders Junge, die die Welt der Alten satt
haben. Sie finden darin keine Geborgenheit, nichts was sie anzieht, nur
ein Jagen nach Materiellem und selbstsüchtigen Genuss. Die Unzufriedenen
mehren sich, die diese Welt samt ihrer schönen Fassade am liebsten
zertrümmern möchten. Fenstereinschlagen und Wändeverschmieren stehen
symbolisch dafür.
Salomo begründet sein Urteil ausführlich und schildert, wohin der
irregeleitete Mensch gelangt, der ohne Gott dahinlebt.
Die Arbeit - an sich etwas Gutes - ist in seinem egoistischen Streben
ein Mittel, um seine eigenen Wünsche und Begierden zu stillen, oder
Schätze zu sammeln und Reichtum zu erwerben. Aber er wird nicht
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satt davon. Seine Tage sind voll Ärger, und seine Geschäftigkeit bringt ihm
Verdruss. Schliesslich fragt er sich: Bald muss ich abtreten, für wen mühe
ich mich denn eigentlich ab? für undankbare Erben? Ist das alles nicht
sinnlos und ein schlechtes Geschäft? Bei der Arbeit ist auch viel
Eifersucht des einen gegen den andern. Viele brauchen beide Ellbogen um
eine "gehobene Stellung" zu erreichen.
Überhaupt, "sich einen Namen machen", das ist ein Ziel, dem Unzählige
mit aller Anstrengung zustreben. "Aber da ist kein Andenken an die
früheren Menschen." Wer kennt schon die Namen all derer, die in den
vergangenen Geschlechtern auf der Erde gelebt haben? Die Geschichtsbücher
reden nur von einzelnen Personen, die einmal eine gute oder böse Rolle
gespielt haben. Die andern Millionen, mit ihrem ganzen Leben und Streben,
kennen wir nicht mehr. Wozu da all ihre Anstrengung, etwas zu sein? Ein
Stein, der ins Wasser geworfen wird, zieht einige Kreise - dann ist die
Fläche wieder ruhig. Wer erinnert sich zum Beispiel noch an die
Sportgrössen, die vor 10 oder 20 Jahren in den Zeitungen gerühmt wurden?
Salomo bekennt auch: "Ich habe mein Herz darauf gerichtet, Weisheit
zu erkennen, und Unsinn und Torheit zu erkennen: ich habe erkannt, dass
auch das ein Haschen nach Wind ist. Denn bei viel Weisheit ist viel
Verdruss; und wer Erkenntnis mehrt, mehrt Kummer." Warum ist das so? Weil
"das Krumme nicht gerade und das Fehlende nicht gezählt werden kann." Die
Sünde hat in der Welt überall Verderben angerichtet, kein Mensch kann es
ändern.
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Ja, ein solches Leben ohne Gott ist eitel und sinnlos. Es bringt den
Aufrichtigen, der es durchschaut, zur Verzweiflung.
Aber für jeden Menschen besteht ein Ausweg aus einem solchen Dasein,
ein einziger Ausweg, der immer aktuell ist.
Damit ist nicht das Absinken in Entmutigung und Oberflächlichkeit
gemeint, wo man zu Ersatzmitteln greift, zu Essen und Trinken, zu Alkohol
und sündigem Lebensgenuss, oder zu Drogen. Da gibt es ja immer wieder ein
böses Erwachen.
Der einzige wirkliche Ausweg ist Jesus Christus. Er, der
Auferstandene, der jetzt zur Rechten Gottes auf seinem Thron sitzt, hat
die Macht, den an Ihn Glaubenden aus dem gegenwärtigen bösen Zeitlauf
herauszunehmen und ihn auf einen ganz neuen Boden zu stellen. Das ist
keine äusserliche Milieuveränderung, sondern eine innere Umwandlung,
wodurch sich für ihn alles verändert.
Ich will versuchen, das deutlich zu machen. Bevor der Herr Jesus in
den Himmel auffuhr, hat Er für die Sünden derer, die an Ihn glauben
würden, gebüsst und sein Leben für sie hingegeben. Diese wissen daher,
dass alle ihre Sünden getilgt und vergeben sind. Noch mehr, sie sind auch
freigemacht worden von der Macht der Sünde, die das Leben verpfuscht. Sie
müssen nicht mehr sündigen.
Wer mit seinem unbefriedigten Herzen, mit seiner Lebensnot und Schuld
im Gebet zum auferstandenen Erlöser kommt und Ihm vertraut, wird von neuem
geboren, empfängt neues, ewiges Leben und wird von
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innen her durch Gottes Geist erneuert (Johannes 3, Verse 8.16; Titus 3, Vers 5).
Wer das erlebt hat, sieht das gegenwärtige Leben und auch die Zukunft
in einem ganz anderen Licht. Nicht die eigene Person, sondern Christus
steht jetzt bei ihm im Mittelpunkt. Im Glauben will er mit Ihm und für Ihn
leben. Der Gläubige ist in ein Kindschaftsverhältnis zu Gott gekommen; er
weiss, der Vater liebt mich so sehr, dass Er mich durch das ganze Leben
leitet und sich für all meine Gedanken, Worte und Taten interessiert.
Nehme ich unter den Menschen auch keinen grossen Platz ein, so weiss doch
Gott meine genaue Lebensgeschichte. Er will mich belohnen, wenn ich Ihm
Frucht gebracht habe.
Leben auch Sie noch ohne Gott und ohne Hoffnung in dieser Welt?
Wollen Sie nicht auch diesen Ausweg betreten?
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Als Napoleon auf den 19. August 1811 Befehl gab, dass jeder Niederländer
einen anderen Namen annehmen müsse, rechneten viele damit, dass es mit der
Macht Napoleons bald zu Ende sei und sie daher den angenommenen Namen
nicht behalten müssten. Aus Protest gegenüber dem fremden Herrscher
ersannen sie sich Spottnamen wie "Naaktgeboren" (Nacktgeboren), "Poepjes"
(Dreckklumpen) und ähnliche. Aber sie täuschten sich - ihre
Nachkommenschaft war lange mit diesen greulichen Namen belastet.
Jetzt kann etwas dagegen getan werden. Man kann sich an die Behörden
wenden, um einen anderen Namen zu bekommen. Seit einigen Jahren sind die
Möglichkeiten dazu erweitert worden. Nach offiziellen Angaben wird in
begrenztem Mass davon Gebrauch gemacht.
"Nomen est omen" sagt ein lateinisches Sprichwort. Gemeint ist damit: Der
Name hat eine Vorbedeutung, dieser Name sagt alles. In unserer Zeit legen
wir nicht soviel Wert darauf, aber früher wurde einem Namen sehr viel
Bedeutung beigemessen. Die meisten von uns tragen den Namen der Eltern.
Aber wir sind auch alles "Menschen", und diesen Namen haben wir von
unserem ältesten Vorfahren, Adam, geerbt. Adam bedeutet "Mensch". Wir
gehören
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durch unsere Geburt zu der Familie Adams. Und in diesem Fall hat
der Name sehr wohl etwas über den Charakter zu sagen: Wir geben alle den
Beweis davon, dass wir die Natur Adams in uns haben.
Erinnern Sie sich noch an diese Begebenheit? Adam war von Gott in die
idealsten Umstände auf dieser Erde gestellt worden. Es gab nur eines, was
er nicht tun durfte - und gerade das tat er, wodurch er Gott gegenüber
ungehorsam wurde: Er ass von dem verbotenen Baum. Ungehorsam ist Sünde.
Noch heute beweisen Sie und ich täglich, dass wir Menschen sind,
Nachkommen von Adam. Auch wir sind ungehorsam. Manchmal vielleicht
ungewollt, oft aber auch mutwillig. Und dann haben wir sofort unsere
Entschuldigungen bereit (wodurch wir uns eigentlich selbst verurteilen).
Wir sind eben auch nur Menschen, sagen wir dann. Irren ist menschlich!
Auch so ein Ausdruck, wodurch wir bezeugen, dass die Charaktermerkmale
Adams in uns zu Tage treten. Die Bibel sagt es so: "... dass durch einen
Menschen die Sünde in die Welt gekommen ist, und ... alle gesündigt
haben" (Römer 5, Vers 12).
Ja ja, wir sind so daran gewöhnt, dass es uns nicht mehr auffällt.
Aber Gott kann sich nicht daran gewöhnen, auch nicht nach
Tausenden von Jahren, während denen Menschen gesündigt haben. Denn Gott
ist heilig.
Er ist "zu rein von Augen, um Böses zu sehen, und Mühsal vermag er
nicht anzuschauen" (Habakuk 1, Vers 13). Wir mögen Gefallen an der Sünde
haben, aber Gott hat einen Abscheu davor.
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Doch es gibt noch eine andere Seite. Gott ist auch Liebe. Zwar ist es
wahr, dass Er die Sünde hasst, aber Er liebt die Menschen, obwohl sie
gesündigt haben. Trotz der Tatsache, dass wir Ihm ungehorsam und feindlich
gesinnt sind, hat Er uns lieb, uns, die ganze Menschenfamilie, die dem
schlechten Vorbild unseres Vorvaters Adam so konsequent gefolgt ist. Zu
uns, den Menschen, geht seine Liebe aus. Unbegreiflich, nicht wahr? So ist
Gott!
Und Gott hat seine Liebe in die Tat umgesetzt. Jesus Christus, sein Sohn,
kam auf diese Erde, als Mensch unter Menschen. Gott selbst wurde Mensch.
Inmitten von Sünde, Unreinheit und Feindschaft war da zum erstenmal ein
Mensch, der Gott vollkommen gehorsam war. Er tat in allem den Willen
Gottes - selbst als Ihn dieser Weg des Gehorsams schliesslich in den Tod
am Kreuz brachte.
Dort, am Kreuz, trug Er, der gerechte Mensch, den Zorn Gottes über
die Sünden von Millionen ungerechter Menschen, die an Ihn glauben würden.
Der Gehorsam von Christus blieb nicht ohne Folgen. Gott hat Ihn aus
den Toten auferweckt und Ihm den höchsten Platz zu seiner Rechten in der
Herrlichkeit gegeben.
Und wir? Wenn wir uns nicht länger hinter der Tatsache verbergen, dass wir
"eben nur Menschen sind", wenn wir unsere Sünden ehrlich bekennen und uns
im Glauben auf Christus stützen, macht Gott aus uns andere, neue Menschen!
"So werden auch durch den Gehorsam des Einen die vielen in die Stellung
von Gerechten gesetzt
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werden" (Römer 5, Vers 19). Dann bekommen wir einen
neuen Namen. "So viele ihn aber aufnahmen, denen gab er das Recht, Kinder
Gottes zu werden, denen, die an seinen Namen glauben" (Johannes 1, Vers
12).
Kind Gottes - so dürfen Sie fortan heissen, wenn Sie Christus als
Ihren Heiland annehmen. Liegt Ihnen nichts an dieser Namensänderung?
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Leider ist der sogenannt
"gute Kern im Menschen"
wurmstichig
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Auf einer Wanderung in den Bergen stand ich still, um die prächtige
Aussicht zu bewundern. Da konnte ich gerade beobachten, wie sich ein Adler
von einem Felsvorsprung weghob und in die Höhe schwang. Mit majestätischem
Flügelschlag schraubte er sich höher und höher hinauf. Aber was war das?
Plötzlich sah ich den prächtigen Vogel schwanken. Er schlug noch ein
paarmal wie verzweifelt mit seinen Flügeln und stürzte dann pfeilschnell
hinunter. Auf einer Felsplatte blieb er liegen. Diese war nicht so weit
von mir entfernt, und weil ich neugierig war, was wohl die Ursache für den
Absturz des Riesenvogels sein konnte, versuchte ich die Stelle, wo er lag,
zu erreichen. Dies gelang mir auch, und als ich in die Nähe kam, stellte
ich sogleich fest, dass der Adler tot war.
Ich trat an ihn heran und ergriff einen von den mächtigen Flügeln, um
ihn etwas aufzuheben. Wie erschrak ich, als eine kleine Otter darunter
hervorschoss und blitzschnell in einer Felsspalte verschwand. Verblüfft
stand ich da. Aber nun fand ich auch des Rätsels Lösung. Die giftige
Schlange hatte sich an dem Vogel festgebissen und ihm in seinem Flug einen
tödlichen Biss beigebracht.
Der Mensch wurde schon mit dem Adler verglichen, der sich über die
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Berggipfel hinaufschwingt, der Sonne entgegen. Höher, immer höher hinauf.
Aber es gibt auch eine Otter, die ihm mit ihrem Gift den tödlichen
Biss beibringt.
Die Otter ist ein Bild des Teufels, das Gift ist die Sünde.
Wir sind alle gebissen worden. Wir haben alle das Sündengift in uns.
Darum werden wir - gerade wie der Adler - hinunterstürzen.
In der Bibel wird uns von Menschen erzählt, die von Schlangen gebissen
worden sind. Das waren tödliche Bisse, Heilung war ausgeschlossen. Jeder
hätte sterben müssen.
Aber Gott gab ein Heilmittel. Kein Kraut und keine Medizin, um dem
Gift entgegenzuwirken oder das Blut der Patienten zu reinigen. Das wäre
die logische Methode gewesen.
Nein, Gott gab Befehl, eine Schlange von Erz zu machen und sie an
einer langen Stange zu befestigen, hoch genug, um von allen gesehen werden
zu können. Bei jedem, der auf diese Schlange schaute, hörte das Gift auf
zu wirken, und jeder, der das tat, wurde geheilt.
Der Herr Jesus nimmt auf diese Begebenheit Bezug, um zu illustrieren, was
mit Ihm geschehen und was Er vollbringen würde:
"Wie Mose in der Wüste die Schlange erhöhte, so
muss der Sohn des Menschen erhöht werden,
damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verlorengehe,
sondern ewiges Leben habe"
(Johannes 3, Verse 14.15).
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Damit wies Er auf sich selbst hin, und auf das Kreuz, an welchem Er
hangen sollte. Das ist das Heilmittel, das Gott gegen das Sündengift in
uns gegeben hat. Darum kann der Dichter sagen:
Ein Blick zu dem Kreuze, im Glauben getan,
bringt Leben und ewiges Glück;
komm, richte zur Stunde dein Auge dorthin
und wende dich ja nicht zurück!
Jedes andere Mittel, um den tödlichen Absturz zu verhindern, ist nutzlos.
Das Mittel, das Gott Ihnen gibt, heisst: im Glauben auf Jesus Christus und
sein Kreuz schauen.
"Wir aber predigen Christus als gekreuzigt, den Juden ein Ärgernis,
und den Nationen eine Torheit; den Berufenen selbst aber ... Gottes Kraft"
(1. Korintherbrief 1, Verse 23.24).
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Yehiel Dinur, ein Überlebender eines Konzentrationslagers, trat beim
Prozess gegen Eichmann in Tel Aviv als Zeuge auf. Ein Ausschnitt aus dem
Film dieses Prozesses von 1961 zeigt Dinur, wie er in den Gerichtssaal
tritt und plötzlich stehenbleibt, als er Eichmann zum erstenmal
wiedersieht, seit die Nazis ihn 18 Jahre zuvor nach Auschwitz gebracht
hatten. Dinur beginnt fassungslos zu schluchzen und fällt dann bewusstlos
zu Boden. Was war es, das Dinur so übermannte? Hass? Angst? Abscheuliche
Erinnerungen? Nein! Wie er später erklärte, wurde es ihm plötzlich
bewusst, dass Eichmann jetzt nicht der allgewaltige Offizier war, der so
viele in den Tod geschickt hatte. Dieser Eichmann war ja ein gewöhnlicher
Mensch. "Ich hatte Angst vor mir selbst", sagte Dinur. "Ich sah, dass auch
ich fähig wäre, so etwas zu tun. Ich bin ... genau so wie er."
Eine schreckliche Entdeckung! "Eichmann" ist in jedem von uns. So ist in
Wahrheit die menschliche Natur. Die Sünde ist in jedem von uns - nicht
nur die Möglichkeit, zu sündigen, sondern die Sünde selbst.
Charles Colson war Berater des einstigen Präsidenten der Vereinigten
Staaten von Amerika, Richard Nixon. Er war am berüchtigten
Watergate-Skandal von 1973 beteiligt.
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Colson erzählt: "In den turbulenten
Tagen von Watergate sass ich eines abends allein in meinem Wagen. Da sah
ich plötzlich, deutlich und schmerzhaft, meine eigenen Sünden vor mir
stehen - nicht nur schmutzige Politik, sondern den Hass und Trotz und das
Böse tief in mir verwurzelt. Zum erstenmal in meinem Leben. Ich fühlte
mich unrein. Und das Schlimmste von allem: Ich konnte nicht entrinnen. In
diesen Augenblicken plötzlicher Helle wurde ich unwiderstehlich in die
Arme des lebendigen Gottes getrieben. Als ich meine eigene Sünde sah,
schrie ich zu Gott und flehte um Vergebung aufgrund des Blutes von Jesus
Christus. Und so fand ich Frieden mit Gott. In den Jahren nach diesem
Abend bin ich mir meiner eigenen sündigen Natur noch mehr bewusst
geworden. Aber ich weiss auch ganz sicher, dass, wenn etwas Gutes in mir
ist, es allein daher kommt, dass ich den Herrn Jesus als meinen
persönlichen Heiland kennen darf."
Nur das Evangelium von Jesus Christus kann Herzen verändern.
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Ein Hippie fragte einen Pfarrer: "Sie sagen, dass unbekehrte Menschen das
Gewicht ihrer Sünden tragen. Ich fühle nichts. Wie schwer ist denn die
Sünde? Wiegt sie zehn oder vierzig Kilo?"
Der Pfarrer antwortete, indem er den jungen Mann fragte: "Wenn du
zweihundert Kilo auf eine Leiche legst, wird sie dann etwas fühlen?"
"Sie wird gar nichts fühlen, weil sie ja tot ist."
"Nun", sagte der Pfarrer, "die Seele, die das Gewicht der Sünde nicht
fühlt und unter ihrer Last gleichgültig ist und sich nichts daraus macht,
ist auch tot."
Der junge Mann schwieg betroffen!
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Im Buch von Sir Herbert Road: "The Philosophy of Modern Art" wird erzählt,
wie der berühmte Maler Paul Gauguin plötzlich seine Frau und seine vier
Kinder verliess, um sich nach Tahiti zu begeben. Zwanzig Jahre lang
kümmerte er sich nicht um das Wohl und Wehe seiner Familie. In Tahiti
erreichte ihn die Nachricht vom Tod seiner Tochter Aline. Darauf schrieb
er an seine Frau: "Ich habe meine Tochter verloren - ich kann Gott nicht
mehr lieben." Nach Empfang dieses Briefes sagte seine Frau: "Sein
schrecklicher Egoismus macht mich wütend, jedesmal, wenn ich daran denke!"
"Ich kann Gott nicht mehr lieben!" Gauguin ist nicht der einzige, der
diese Worte auf die Lippen nahm. Tausende sagen das gleiche, verbittert,
völlig zerschlagen durch das Böse, das sie in ihrem Leben erfahren müssen.
Warum, warum? Zahllose Fragezeichen bilden eine Mauer, in der sie sich bis
zum Ersticken eingeschlossen fühlen.
Wenn Gott so ist ...
"Ich kann Gott nicht mehr lieben." Dieser Ausspruch von Gauguin ist
eigentlich nicht einmal so sehr verwunderlich. Wen konnte er denn
eigentlich lieben? Seine eigene Frau und seine Kinder, die doch auf der
Erde zuallererst Anspruch auf seine Zuneigung hatten,
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scheinbar auch nicht. "Ich kann Gott nicht mehr lieben" - nein, aber Gauguin bereitet es
keine grosse Mühe, sich selbst zu lieben.
Gerade um das geht es. Denn was erwarten wir eigentlich von Gott? Wer
Ihn einem Kellner gleichstellt, dem man nur mit den Fingern zu knipsen
braucht, um sogleich nach den eigenen Wünschen bedient zu werden - der
wird enttäuscht. Doch oft überlegen wir ähnlich. Wenn in unserem Leben
Schwierigkeiten sind, muss Gott sie umgehend auflösen. Und wenn Er es
nicht tut - nun, dann haben wir auch keine Botschaft mehr an Ihn. Dann
können wir Ihn nicht mehr lieben. Punkt, Schluss. Eigentlich sehr
egoistisch, wenn wir so denken. Es läuft tatsächlich darauf hinaus, dass
wir keine Mühe haben, uns selbst zu lieben - ich, ich, ich und nochmals
ich, aber wenn Gott nicht alles tut, was wir wollen, so können wir Ihn
nicht mehr lieben, sagen wir.
Aber nun kommt das Wunder, das unglaublich grosse Wunder, dass Gott uns
trotzdem liebt! Solche kleinen, selbstsüchtigen, krankhaft egoistischen
Menschen, die an nichts anderes denken können, als an sich selbst und an
ihre eigenen Belange - zu solchen Menschen geht die Liebe des allmächtigen
Gottes aus. Können Sie das begreifen? Ich nicht. Aber die Bibel sagt es,
und Millionen haben dies als Wirklichkeit erfahren.
"Hierin ist die Liebe:
nicht dass wir Gott geliebt haben, sondern dass Er uns geliebt und seinen
Sohn gesandt hat als eine Sühnung für unsere Sünden" (1. Johannes 4, Vers10).
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Das ist, was die Bibel Gnade, unverdiente Liebe nennt. Aber um diese
Liebe zu erfahren, muss sich bei uns selbst etwas ändern. Solange wir uns
im kleinen Kreis unseres eigenen Ichs drehen, werden wir nie die Liebe
Gottes erfahren. Das wird nur geschehen, wenn wir uns wirklich zu Gott
bekehren.
Bekehrung ist eine totale, unbedingte Umkehr. Bekehrung bedeutet,
dass wir vom "hohen Ross", auf dem wir so gern sitzen, herabsteigen und
uns vor Gott tief beugen, im Bewusstsein der zahllosen Sünden, womit wir
Ihn gekränkt haben, (und von allen diesen Sünden sind unser Hochmut und
unsere Selbstsucht vielleicht die schlimmsten). Erst wenn der Mensch als
Sünder vor Gott niederkniet, im Bewusstsein, dass er anstatt Gottes Liebe
Gottes Gericht verdient hat, erst dann ist er so weit, dass Gott ihm Gnade
erweisen kann.
Wenn Sie dies tun, werden auch Sie erfahren, dass Er Sie liebt.
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In unserer Zeit folgt ein Fest dem andern. Eine Party hier, eine
Abendveranstaltung dort. Die Reklame fördert das alles prächtig und wirbt
für herrliche Leckerbissen, knuspriges Gebäck und erfrischende Getränke:
Man ist praktisch immer beschäftigt.
Bei einem geselligen Beisammensein ist es oft nicht einfach, ein
vernünftiges Gespräch in Gang zu bringen, weil bald einmal gespöttelt oder
zur Ironie gegriffen wird. Ein beliebter Gegenstand ist dabei der Glaube,
die Kirche oder das Kirchenpublikum. In grosser Gesellschaft bemühen sich
zahllose Kabarettisten, ihr Bestes herzugeben, um den Glauben und alles,
was damit zusammenhängt, ins Lächerliche zu ziehen; von den vielen
Theaterstücken und Filmen ganz zu schweigen. Man vergreift sich dabei an
den heiligsten Dingen, und Gott wird als einer verlacht, mit dem man gut
Spott treiben kann. Ja, so weit sind wir.
Vor langer Zeit, so berichtet der Prophet Daniel im 5. Kapitel seines
Buches, wurde in Babel ein solches Fest gefeiert. Als jede Art von
Lustbarkeit ausgekostet war, wurden die meisten geheiligten Gefässe, die
der König Nebukadnezar seinerzeit aus dem Tempel von Jerusalem weggenommen
hatte, herbeigeschafft,
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um Wein daraus zu trinken. Als das Gelage seinen
Höhepunkt erreichte - da griff Gott ein, indem Er sein "Mene, mene, tekel
upharsin" an die Wand schrieb. Allen war klar, dass sie es da mit einem
Höheren zu tun hatten.
Der Augenblick, da Gott in unserer Zeit eingreifen wird, mag wohl viel
näher liegen als Sie denken. Gott lässt sich nicht spotten!
Nun, beim Lesen dieses Artikels lachen Sie vielleicht auch über "dieses
fromme Getue". Sie mögen denken, das sei alles Unsinn und entbehre der
Wirklichkeit. Jetzt können Sie noch so denken - aber bald nicht mehr. Bald
wird Gott handeln und Sie werden sprachlos sein und erschrecken, gerade
wie der König Belsazar im Bericht aus Daniel 5.
Möchten Sie doch zur Einsicht kommen: "Ja, eigentlich feiern wir
Feste und spotten und meinen, alles tun zu dürfen; eigentlich rechnen wir
nicht mit Gott, aber ..." Wenn Sie zu diesen Menschen gehören, möchten wir
Ihnen gern sagen, dass es noch nicht zu spät ist. Sie können noch zu Gott
umkehren, indem Sie Ihre Sünden vor Ihm bekennen. Sie können und dürfen an
den Herrn Jesus Christus glauben, der auch Sie vor dem Gericht Gottes
retten will. Wenn Sie dies tun, brauchen Sie vor dem Eingreifen Gottes
nicht zu erschrecken.
Nun dürfen Sie "Fest feiern", weil Sie Frieden mit Gott haben, weil
Ihre Sünden vergeben sind. Nun dürfen Sie Ruhe und Freude geniessen. Und
bald wird bei Gott im Himmel ein ewiges Fest sein.
Dieses Glück und diese Freude wünschen wir Ihnen.
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Gute Papiere
Jahrelang war er auf einem grossen Landgut Wildhüter gewesen. Treu hatte
er die Aufsicht über das Jagdgebiet und die Fischgründe seines Meisters
ausgeübt. Kein Wilderer durfte es wagen, auf dem verbotenen Gebiet zu
jagen und zu fischen.
Er hatte so lang bei Nacht und jedem Wetter im Dienst gestanden, dass
er schliesslich, durch heftigen Rheumatismus geplagt, seine Arbeit
aufgeben musste. Oft klagte er über Schmerzen, fügte aber immer hinzu,
dass er es ja eigentlich gut habe, denn der Baron hatte ihm eine schöne
Pension gegeben, so dass er in seinen alten Tagen nicht zu sorgen
brauchte.
Nach dem Tod seiner Frau konnte er bei seiner verheirateten Tochter
wohnen, und sie sorgte gut für ihn. Er hatte sein eigenes Zimmer und auch
viel Freude am munteren Spielen seiner Enkel.
Schon hatte er die Achtzig überschritten; das Leben war gut und er
konnte es noch geniessen.
Ein alter Freund kam dann und wann zu einem Plauderstündchen. Das
Gespräch drehte sich oft um die Vergangenheit - ein beliebter Gegenstand
für ältere Menschen. Aber der Freund sprach auch von der Zukunft und wies
den ehemaligen Wildhüter darauf hin, dass auch er
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seine Tage zählen und an die Ewigkeit denken sollte.
Der Freund hörte den Erzählungen des Wildhüters still zu, und wenn
der Alte zu Ende war, sagte er oft: "Ja, du bist der beste und eifrigste
Kerl gewesen, aber was hast du in der Zukunft davon? Was du im Dienst für
deinen Herrn getan hast, das wird dir jetzt in deiner Pension ausbezahlt.
Das geht bis zu deinem Ende, wird aber nach dem Tod nicht fortgesetzt. Was
hast du dann von deinem Ansehen als Wildhüter?"
Der Alte gab sich nicht so schnell geschlagen und sagte: "Mann, du
musst einmal meine Zeugnisse lesen! Ich bin kein Wilderer gewesen, den
Gott verdammen muss. Natürlich auch kein Heiliger, aber doch ...
ich will dir meine Papiere zeigen."
Er rief seiner Tochter, und die trug sogleich eine Mappe voller
Dokumente herbei: Beweise von Fleiss, gutem Betragen, von Treue und
Ehrlichkeit.
Der Freund las sie Stück um Stück langsam vor. Der Alte wartete
geduldig, bis er sie alle gesehen hatte. Schweigend wurden die Papiere
zurückgegeben.
"Nun, was sagst du dazu? Sie lassen sich sehen, findest du nicht
auch?"
"Was ich dazu sage? Nun, ich finde, dass du diese Papiere eigentlich
mitnehmen solltest, wenn du stirbst. Vielleicht könntest du sie dann Gott
vorweisen. Wer weiss, vielleicht würde Er dich mit solchen Papieren in den
Himmel einlassen. Dann hättest du doch auch in der Zukunft etwas davon."
Der Alte schaute seinen Freund erstaunt an und sagte: "So meine ich
es natürlich nicht mit diesen Zeugnissen."
"Was meinst du denn?"
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Eine Weile war es still. Endlich kam die zögernde Antwort: "Nun ja,
ein bisschen Gnade werde ich auch noch nötig haben."
Schweigend versorgte er seine "guten Papiere" wieder in die Mappe. Da
waren sie wieder an ihrem Ort.
Der Freund sagte: "Ich behaupte nicht, dass du ein Pharisäer bist.
Doch will ich dir vorlesen, was ein Mann sagte, der mit sich selbst sehr
zufrieden war. Als er in den Tempel ging, um zu beten, rühmte er sich vor
Gott, dass er besser sei, als andere Menschen; er sei kein Räuber, kein
Ungerechter, kein Ehebrecher, usw. Im Gegenteil, er sei aussergewöhnlich
religiös. Die Beweise dafür könne er vorzeigen: Zweimal in der Woche faste
er und zehn Prozent seines Einkommens gebe er weg.
Weisst du, dieser Mann war zutiefst davon überzeugt, dass Gott ihn
auf Grund seines guten Lebens akzeptieren müsse.
Zur gleichen Zeit war da noch jemand im Tempel. Der war auch
gekommen, um zu beten. Aber dieser Mann konnte nicht stolz umherschauen.
Er schlug seine Augen schuldbewusst nieder und sagte nur: 'O Gott, sei
mir, dem Sünder, gnädig!' Ein ganz kurzes Gebet. Kein Wort zuviel, kein
Wort zuwenig. Der Mann mit dem kurzen Gebet war ein Zollbeamter. In der
Tat, er war moralisch nicht der Beste. Wahrscheinlich hatte er vieles auf
dem Kerbholz. Er versuchte das auch nicht zu verbergen, sondern brachte es
ehrlich an den Tag.
Der Herr Jesus hat von diesem gesagt, dass er nach seinem kurzen
Gebet gerechtfertigt nach Hause gegangen sei. Gott hatte ihn gehört und
erhört. Den Pharisäer nicht."
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Der Wildhüter hatte der Erzählung still zugehört. Nicht um sogleich, wie
sonst, einen Kommentar abzugeben. Das ganze Gespräch hatte ihn
nachdenklich gemacht. Von seinen Zeugnissen hat er nie mehr gesprochen.
Sie sind in der Mappe geblieben. Die Bereitschaft, um über die Ewigkeit zu
reden, kam später auch.
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Im Korridor kam mir die Krankenschwester entgegen. "Dort geht es schnell
zu Ende!" flüsterte sie und wies auf die Tür eines Zimmers, worin eine
Frau lag, die als Ärztin ihr ganzes Leben für andere eingesetzt hatte. Als
ich bei ihr am Bett sass, sagte sie: "Es fällt mir so schwer, hier hilflos
darniederzuliegen."
"Haben Sie viele Schmerzen?" fragte ich.
"Ja, aber das ist nicht das Schlimmste. Nach all der Unruhe in meinem
Leben habe ich nun so viel Zeit, um über mein Leben nachzudenken. Und dann
merkt man, wieviel Verkehrtes man getan und wieviel man zu tun versäumt
hat.
Und dann werde ich mit leeren Händen vor Gott stehen. Sehen Sie, das
ist wie mit einer Waage. Auf der einen Schale liegt das, was Gott von mir
erwartet hat, als Er mir das Leben gab. Auf der andern Schale aber liegt,
was ich gewesen bin. Und auf dieser Schale liegt - nichts!"
Immer wieder versuchte sie die Tränen, die ihr über die Wangen
liefen, wegzuwischen.
Da warf ich einen Blick auf meine eigene Waagschale und stellte fest,
dass es mit dieser genau gleich stand. So also sass ich am Krankenbett.
Zwei erschrockene Menschen waren wir.
Auf dem Nachttischchen lag ein Neues Testament.
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Ich nahm und öffnete
es. In Römer 4, Vers 5 fand ich das Wort: "
Dem aber, der nicht wirkt,
sondern an den glaubt, der den Gottlosen rechtfertigt, wird sein Glaube
zur Gerechtigkeit gerechnet."
Da wurde es licht.
Lassen wir doch auf unserer leeren Waagschale das Werk des Herrn
Jesus Christus liegen! Das ist genug. Einige Male las ich ihr dieses Wort
vor. Und dann haben wir unsere Hände gefaltet und dem Sohn Gottes, dem
Mann von Golgatha, gedankt, dass Er Sünder rettet, und dass wir an Ihn
glauben dürfen.
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So fragen die Menschen in ihrer Ratlosigkeit, in anklagendem Ton.
Sollte sich Gott nicht prompt zu unserer Verfügung halten, wenn wir
Ihn nötig haben?
Wenn Er das nicht tut, was haben wir dann eigentlich von Ihm?
Wenn Er nicht in der Lage ist, all den Schandtaten auf der Erde, die
doch offensichtlich gegen seinen Willen sind, ein Ende zu machen, dann
existiert Er nicht. Was haben wir von einem Gott, der uns nicht zu Hilfe
kommt?
Wo ist Er denn eigentlich?
Hat Ihn denn niemand gesehen?
Siehst du, Er besteht einfach nicht.
Lasst uns doch unsere Sachen selber in die Hände nehmen, in unsere
zitternden, machtlosen Hände! Lasst uns nur auf uns selbst vertrauen!
Das ist zwar nicht viel, um darauf zu vertrauen; aber es ist immer
noch besser, sich wenigstens auf etwas zu stützen, wie wenig es auch sei,
als auf etwas, das nicht besteht.
Das ist einmal mannhafte Sprache!
Ihnen aus dem Herzen gesprochen?
Was muss ich darauf antworten?
Seite 66
Dies: Ein solches Gerede zeugt von einer ganz falschen Einstellung.
Was wäre das für ein Gott, der sich von seinen Geschöpfen
herumkommandieren liesse!
Gott wäre nicht wirklich Gott, wenn Er uns erlaubte, so gegen Ihn
aufzutreten.
Wer sich in dieser Weise auslässt, verwechselt Gott mit der
Feuerwehr, mit der Polizei oder dem Notfallarzt. Diese Ämter oder Personen
können wir in der Tat zu Hilfe rufen, wenn wir in Not sind.
Wieso können wir das?
Weil dies Ämter oder Organisationen sind, die wir zu diesem Zweck
eingerichtet haben.
Aber Gott haben wir nicht gemacht. Er ist nicht das Produkt unserer
Hände oder unserer Intelligenz.
Dann wäre Er ja den Abgöttern gleich aus Holz oder Stein.
Nein, Er ist es, der uns geschaffen hat, nach seinem Bild.
Gott ist Gott.
Wir können Ihm kein Ultimatum stellen.
Wir haben nicht das Recht, Ihn zur Verantwortung zu ziehen, noch
weniger als ein Arbeitnehmer von seinem Patron Rechenschaft fordern kann.
Es ist doch umgekehrt: der Arbeitgeber kann den Angestellten zur
Aussprache herbeizitieren.
So ruft auch Gott uns zur Verantwortung.
Das ist sein gutes Recht, weil Er Gott ist und wir nur seine
Geschöpfe sind.
Aber wenn Gott uns einst zur Verantwortung ziehen wird, dann hat Er
zuerst etwas anderes getan. Er hat eine
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Tat vollbracht, eine Tat, die in
der Geschichte der Menschheit ohnegleichen ist.
Gott hat sich der Menschheit angenommen. Er hat seinen Sohn, Jesus
Christus gesandt, mitten unter uns Menschen.
Als Jesus Christus auf der Erde war, hat Er kundgetan, was Gott kann
und was Er tun will.
Er hat Kranke geheilt, Blinden das Sehvermögen zurückgegeben, Tote
auferweckt, Gebundene befreit. Tausende haben dies an sich erfahren.
Aber die grosse Masse hat gesagt: Wir wollen Ihn nicht. Man hat Ihn
verworfen, hat Ihn zum Tod verurteilt, gekreuzigt.
Dadurch hat der Mensch bewiesen, dass er ein Feind Gottes ist.
So ist die Lage, auch heute noch.
Viele denken noch genau so über Jesus Christus wie die Menschen in
der Zeit, als Er auf der Erde war. Gott wäre nicht Gott, wenn Er das alles
ohne weiteres zuliesse.
Jeder, der den Sohn verwirft, verachtet Gott. Aber jeder, der den
Herrn Jesus annimmt, als für ihn gekommen, für ihn gestorben, den wird
Gott als sein Kind annehmen.
Wer das einsehen lernt, wird anders denken, anders reden von Gott.
Die Liebe, Gnade und Barmherzigkeit Gottes gelten den Menschen, die
infolge ihrer Missetaten, ihrer bösen Gedanken und Worte und der
Übertretung seiner Gebote bei Ihm in Schuld stehen. Wer erkennt, dass auch
er vor Gott schuldig ist, sein Leben vor Ihm aufdeckt,
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sich zu Ihm bekehrt und glaubt, dass Jesus Christus für ihn gestorben ist, empfängt Vergebung
seiner Sünden und ein glückliches Leben.
Nicht Gott muss sich verändern, sondern wir selbst, in unserem Denken
über Ihn und seinen Sohn, den Herrn Jesus Christus.
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Gnade hat die Bedeutung, dass jemand völlig freiwillig, von Herzen und
ganz uneigennützig, einem anderen eine Gunst erweist.
Der einzige Beweggrund liegt also beim Geber selbst, der einen andern
teilhaben lassen will an dem, was er besitzt.
Menschen können einander Gnade erweisen, aber nicht gegenüber
Feinden. Wir bringen es nicht fertig, ihnen von Herzen etwas zu geben, um
sie glücklich zu machen.
Das kann nur Gott tun.
Er wird "der Gott aller Gnade" genannt (1. Petrus 5, Vers 10). Sein
Herz ist voll Gnade, um uns an seinem Reichtum Anteil zu geben.
Darum schuf Er Himmel und Erde, um sie uns zu geben: den Menschen,
die Er als gut erschaffen hat. Aber der Mensch wählte den Teufel zu seinem
Ratgeber, um glücklich zu sein. Und dieser beschuldigte Gott, dass Er ein
Lügner sei und keine Gnade kenne. Das Ergebnis dieser Wahl sehen wir im
Leidensweg der Menschheit.
Aber als der Mensch die Güte Gottes verachtete, war dann seine Gnade
erschöpft?
Wir sind kraftlos geworden und können seine Gebote nicht halten. Wir
sind Gottlose geworden, weil wir die Sünde vorziehen und tun. Wir sind
Feinde geworden,
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weil wir seine Wahrheit und Gnade nicht wollten und nicht
ertragen konnten. Wurde Gottes Gnade dadurch beschränkt und aufgehalten?
Nein!
Die Gnade Gottes ist nicht abhängig von denen, welchen Er Gnade
erweisen will. Sie ist so gross wie das Herz Gottes selbst.
Von unserer Seite war die Kluft zwischen Gott und uns unüberbrückbar.
Aber Gottes Gnade gab freiwillig seinen eingeborenen Sohn. Dieser hat uns
aufgesucht und unter uns gewohnt - voller Gnade und Wahrheit. Wir alle
haben gesündigt und können von uns aus nicht zu diesem heiligen Gott
kommen. Aber wir "werden umsonst gerechtfertigt durch seine Gnade, durch
die Erlösung, die in Christus Jesus ist", wenn wir an Ihn und an sein
Erlösungswerk glauben (Römerbrief 3, Verse 23.24).
Eine solche Gnade wird von dem Gott aller Gnade auch Ihnen angeboten.
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Wieviel Mühe haben wir doch, anzunehmen, dass unsere Sünden vergeben sind
oder vergeben werden! Wahrscheinlich auch darum, weil wir selber soviel
Mühe haben, anderen zu vergeben. Wir sind so gewaltig gerecht, wenn es um
andere geht, die uns unrecht getan haben. Dann können wir sehr hart sein.
Und dabei wissen wir doch sehr wohl, dass unsere Schuld Gott gegenüber
tausendmal grösser ist.
Wir kennen die Geschichte von Josef. Er wurde von seinen Brüdern für
zwanzig Silberstücke als Sklave nach Ägypten verkauft. - Zwanzig Jahre
später, als er Herrscher über Ägypten war, standen sie wieder vor ihm. Er
vergab ihnen ihre Schuld, als sie erkannten, dass Gott alle ihre Sünden
gefunden hatte. Und er bewies seine Vergebung dadurch, dass er siebzehn
Jahre lang für ihren und für den Unterhalt ihrer Kinder sorgte.
Als aber ihr Vater Jakob starb, wurde es den Brüdern angst, dass sich
Josef nun doch noch an ihnen rächen werde. Und wieder baten sie um
Vergebung. Das hat Josef betrübt. War er denn so veränderlich? War sein Ja
nicht ja? Hatte er es ihnen denn nicht bewiesen? Er hatte ihnen doch
vergeben, als er sehr gut wusste, wie sie waren und was sie getan hatten
(1. Mose 50, Verse 15-17).
Es betrübt Gott, der nicht lügen kann, wenn wir sein Wort der
Vergebung in Zweifel ziehen,
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wenn wir ungläubig sind. Denn der Glaube
vertraut allein auf sein Wort, weil Der es sagt, der unsere Herzen kennt.
Gott schätzt es, wenn ein sündiger Mensch auf sein Wort vertraut und es
als Wahrheit, als unveränderliche Wahrheit annimmt.
Einst nahm Gott in sternklarer Nacht den Abraham ins Freie hinaus und
forderte ihn auf: "Blicke doch gen Himmel und zähle die Sterne, wenn du
sie zählen kannst ...! Also wird deine Nachkommenschaft sein." Das war,
menschlich gesehen, unmöglich, weil er und seine Frau zu alt waren.
Aber Abraham glaubte, weil Gott es sagte. Und Gott rechnete es ihm
zur Gerechtigkeit. Durch Glauben an Gottes Wort war Abraham nun gerecht
vor Gott. Nun hatte er nichts mehr zu fürchten. Er glaubte an Gott, der
den Gottlosen rechtfertigt (Römer 4 und 5).
So handelt Gott heute noch. Er steht sozusagen beim Kreuz. Er sieht
jeden, der mit dem Bedürfnis dahin kommt, Vergebung seiner Sünden zu
empfangen. Er hört das Sündenbekenntnis an. Er sagt: "Glaube an die
Erlösung, die Christus Jesus zustande gebracht hat. Glaube, dass sein Blut
auch für dich vergossen worden ist." Und wer sich im Glauben darauf
stützt, wird gerechtfertigt, freigesprochen von der Sünde. Was wollen wir
noch mehr, wenn es Gott selbst ist, der dies tut? Können Sie anderswo eine
bessere Gewissheit erlangen? Nein, nur da, weil Gott es selber sagt.
(Lesen Sie Römer 3, Verse 21-26).
Dann wird die Nacht der Unsicherheit - wie bei Abraham - verwandelt
durch das Licht von Gottes Gnade und Vergebung.
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Wir rücken gegen das Jahr 2000 vor. Mit gemischten Gefühlen.
Wer schon manches Jahrzehnt auf dem Buckel herumträgt, wurzelt gerne noch
im Althergebrachten. Wehmütig schaut er auf die Zeit zurück, als es noch
Pferdefuhrwerke gab, als die Männer noch steife Strohhüte trugen und man
noch gemächlich durch Feld und Wald zu streifen pflegte.
Die Jungen allerdings finden die explosionsartige Entwicklung der Technik
"irrsinnig" interessant. Die normalen Eigenschaftswörter reichen nicht
aus, um ihrer Bewunderung für die Erfolge der Wissenschaftler und der
Techniker Ausdruck zu geben. Was gibt es Schöneres, als mit superschnellen
Wagen oder Motorrädern mit Gebrumm durch die Strassen zu flitzen?
Entfernungen? - die gibt es doch fast nicht mehr! Man denke nur an die
Flugzeuge, die mit mehrfacher Schallgeschwindigkeit den Erdball innerhalb
Tagesfrist umkreisen können. Der Mensch landet sogar binnen Tagen auf dem
Mond. - Von den Wundern der Elektronik und der Computer wollen wir schon
gar nicht reden. Bis zum Jahr 2000 wird die ganze Umwelt revolutioniert
sein, so prophezeit man.
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Einsichtige Leute stellen aber noch eine andere Entwicklung fest, die mit
Riesenschritten voranschreitet: die zunehmend Abkehr der Christenheit von
den Fundamenten des Glaubens, die uns in der Bibel gegeben sind. In seiner
Begleitung sehen sie einen katastrophalen sittlichen Zerfall: zunehmende
Auflehnung gegen jede Autorität im Elternhaus, in den Schulen, in der
menschlichen Gesellschaft, im Staat. Viele haben den Boden unter ihren
Füssen verloren. Sie sehen im Leben keinen andern Sinn mehr als den, den
Becher sündiger Vergnügungen bis zur Neige zu leeren, bis sie selbst im
Rausch ihrer Sinne erlöschen. - Dazu kommt noch die zunehmende Bedrohung
durch Umweltverschmutzung und die Angst vor einem Atomkrieg.
Oh, da brauchen wir ein Licht, das unser Inneres hell macht, das uns
in der kalten Welt erwärmt, das uns inmitten ihrer Trostlosigkeit Frieden,
Freude und Mut gibt. Wir brauchen eine sichere Hoffnung, die über den Tod
hinausgeht. Wir brauchen einen Lebenszweck, der unser Dasein lebenswert
macht.
Mit einem Wort: Wir brauchen Jesus Christus. Er sagt:
"Ich bin das Licht der Welt; wer mir nachfolgt, wird nicht in der
Finsternis wandeln, sondern wird das Licht des Lebens haben" (Johannes 8,
Vers 12).
"Wer an den Sohn glaubt, hat ewiges Leben; wer aber dem Sohn nicht
glaubt, wird das Leben nicht sehen, sondern der Zorn Gottes bleibt auf
ihm" (Johannes 3, Vers 36).
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"Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch" (Johannes 14, Vers
27).
"Es ist in keinem anderen das Heil, denn auch kein anderer Name ist unter
dem Himmel, der unter den Menschen gegeben ist, in welchem wir errettet
werden müssen" (Apostelgeschichte 4, Vers 12). Wir dürfen mit unseren
Sünden zu Ihm kommen und Vergebung erlangen, weil Er als unser
Stellvertreter am Kreuz dafür Sühnung getan hat.
"Christus hat sich für uns gegeben, damit Er uns loskaufte von aller
Gesetzlosigkeit und reinigte sich selbst ein Eigentumsvolk, eifrig in
guten Werken" (Titus 2, Vers 14).
Vielleicht haben Sie bis jetzt gedacht, Jesus Christus sei nur eine
Gestalt für die vergangenen Jahrhunderte. Er sei nicht mehr aktuell. Doch
gerade darum war es dunkel in Ihnen und um Sie her. Blieben Sie ohne Ihn,
würde es dunkel bleiben und finster werden. Aber mit Ihm kann nun ein
neuer, froher Lebensabschnitt anbrechen.
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Vorbild oder Retter?
Ein Zuhörer war nicht gerade zufrieden mit der Predigt des Pfarrers. Er
äusserte seine Kritik ungefähr wie folgt:
"Ich bin ganz einverstanden damit, dass der Mensch es nicht ohne
Religion machen kann. Ich bin auch davon überzeugt, dass die christliche
Religion die beste ist. Aber es sagt mir nicht zu, dass Sie soviel von der
Sünde reden und über das Sterben von Jesus Christus, dass Sie die
'Bluttheologie' so in den Mittelpunkt stellen und den Menschen mit der
Hölle und der Verdammnis angst machen. Ich halte dies für übertriebenen
Fanatismus. Warum sprechen Sie nicht über Jesus Christus als einen der
besten Lehrer, die je gelebt haben, und fordern die Menschen auf, seinem
Vorbild zu folgen? Ich glaube bestimmt, dass die Leute Ihren Ansprachen
dann viel lieber zuhörten und mehr davon hätten."
Als der Mann ausgeredet hatte, fragte der Prediger: "Wollten Sie
tatsächlich in allem ein Nachfolger von Jesus sein, wenn ich Ihn
ausschliesslich als ein Vorbild hinstellen würde?"
"O ja, ich wollte nichts lieber, als seinem Vorbild nachfolgen."
"Der erste Schritt dazu müsste sein, dass Sie ein sündloses Leben
führten; denn Christus ist das vollkommene Vorbild, weil Er ohne Sünde
war. Selbst die
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schärfsten Kritiker konnten in Ihm nichts Böses finden.
Könnten Sie auch so sündlos leben?"
"Nun, wenn ich ehrlich sein will, muss ich zugeben, dass ich manchmal
sündige."
"Sehen Sie, so wie mit Ihnen, steht es mit allen Menschen. Darum
haben Sie, gerade wie alle Menschen, einen Heiland, einen Erlöser nötig.
Jesus Christus ist vor allem dazu gekommen, die Sündenfrage für die
Menschen zu lösen. Darum sehen wir auch in allen Ansprachen und Briefen im
Neuen Testament, dass dem Erlösungswerk von Jesus Christus der zentrale
Platz gegeben wird.
Lesen wir nur einige Zitate:
'Gott aber hat also erfüllt, was er durch den Mund aller Propheten zuvor
angekündigt hat, dass sein Christus leiden sollte. So tut nun Busse und
bekehrt euch, dass eure Sünden ausgetilgt werden' (Apostelgeschichte 3,
Vers 19).
'Denn es ist kein Unterschied, denn alle haben gesündigt und erreichen
nicht die Herrlichkeit Gottes, und werden umsonst gerechtfertigt durch
seine Gnade, durch die Erlösung, die in Christus Jesus ist; welchen Gott
dargestellt hat zu einem Sühnmittel (Sühnungsmittel) durch den Glauben an
sein Blut' (Römer 3, Verse 23-25).
'Das Blut Jesu Christi, seines Sohnes, reinigt uns von aller Sünde'
(1. Johannes 1, Vers 7).
Gewiss ist es richtig zu sagen, dass Jesus Christus sich seinen Jüngern
als ein Beispiel hingestellt hat. Wir
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finden das in seinen eigenen Worten,
im Johannes-Evangelium, Kapitel 13, Vers 15: 'Denn ich habe euch ein
Beispiel gegeben, damit, wie ich euch getan habe, auch ihr tuet.'
Und Petrus sagt auch zu gläubigen Juden, dass Christus ihnen ein Beispiel
hinterlassen habe (1. Petrusbrief 2, Vers 21). Er schrieb das an Menschen,von denen er zuvor bezeugen konnte: '
Ihr wisst, dass ihr nicht mit
verweslichen Dingen, mit Silber oder Gold, erlöst worden seid von eurem
eitlen, von den Vätern überlieferten Wandel, sondern mit dem kostbaren
Blut Christi, als eines Lammes ohne Fehl und ohne Flecken' (1. Petrusbrief
1, Verse 18 und 19).
Für schuldige Menschen ist Jesus Christus der einzige Erlöser und Retter.
Für alle, die sich durch Ihn von ihren Sünden erlösen liessen, ist Er in
seinem Leben auf der Erde das vollkommene Vorbild."
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Einst sagte jemand zu mir: "Ich möchte wohl gerne glauben, aber ich komme
einfach nicht so weit."
Das ist wohl möglich, aber dann gebietet uns die Ehrlichkeit, dass
wir uns einmal die Frage stellen: "Warum ist das so?" Ich glaube, dass die
Antwort auf diese Frage nicht schwer zu finden ist. Sie lautet: Weil wir
den letzten Schritt nicht tun.
Ein Maler hatte ein eindrückliches Bild gemalt. Es stellte den Herrn
Jesus vor, wie Er wartend vor einer Tür steht. In der einen Hand hält Er
eine brennende Laterne und mit der anderen klopft Er an die Tür.
Als das Bild vollendet war, trat ein Freund ins Atelier. Er
betrachtete das Gemälde und fand es sehr schön. Aber dann sagte er zum
Künstler: "Ich bewundere das Bild, doch hat es einen Fehler."
"Was für ein Fehler? Ist am Kleid etwas falsch oder in der Haltung?"
"Nein", sagte der Besucher, "daran ist nichts auszusetzen, aber an
der Tür fehlt etwas. Du hast sie sehr gut gemalt, aber vergessen, die
Türklinke anzubringen." "Ich habe sie absichtlich weggelassen. Wäre an der
Tür eine Klinke gewesen, hätte der Herr sie niederdrücken und so öffnen
können. Aber das Menschenherz gleicht eben einer Tür ohne Klinke an der
Aussenseite. Sie kann nur von innen geöffnet werden."
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Es gibt so viele Menschen, die nie dazu kommen, diesen letzten
Schritt zu tun: selber öffnen, selber ihr Herz aufschliessen.
Der Sonnenschein ist eine der herrlichsten Naturerscheinungen, aber er hat
noch nie die geschlossenen Läden eines Hauses geöffnet. Das muss der
Bewohner selbst tun.
Das ist der Punkt, worin sich so viele täuschen. Sie warten, bis die
eine oder andere göttliche Kraft oder Wirksamkeit die Tür ihres Herzens
eindrücken und Gott mit Gewalt hereinkommen werde.
Dieser Augenblick wird nie kommen. Diesen letzten Schritt müssen
wir tun. Wir müssen öffnen und unser Herz weit auftun. Wir sind es,
die uns zu Gott umwenden müssen, um das Licht hereinfluten zu lassen. Und
wenn wir es tun, dürfen wir erfahren, wie sich unser Leben verändert und
wie uns durch diesen letzten Schritt, den wir im Glauben und Vertrauen auf
den Herrn Jesus tun, Frieden und Freude erfüllen.
Diesen letzten Schritt also - wollen wir ihn tun? Wollen wir die Tür
öffnen und Christus hereinkommen lassen, der allein das wahre Licht ist?
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Keine Information ohne Worte
keine Worte ohne Information
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Wenn wir sagen, die Bibel sei Gottes Wort, was meinen wir dann damit
eigentlich?
Geht es darum, dass die ganze Bibel - von der ersten bis zur letzten
Seite - das Wort Gottes ist und dass alle Mitteilungen, welcher Art sie
auch seien, vollkommen zuverlässig sind? Oder sind nur gewisse Teile der
Bibel göttlichen Ursprungs? Oder ist nur die Botschaft, die von der
Bibel zu uns kommt, Gottes Wort? Wer soll auf diese Fragen die
entscheidende Antwort geben? Nun, das tut die Bibel selbst. Wir haben es
dabei mit ihrer eigenen Aussage zu tun.
"Aber", wird da jemand sagen, "das muss man dann doch noch glauben."
Diesen Glauben können wir einander nicht geben. Doch es gibt Einen,
der das wohl kann, und das ist Gott selbst. Er tut das allein durch die
Bibel. Dort wird das so ausgedrückt:
- "Wie aber werden sie an den glauben, von welchem sie nicht gehört
haben?"
- "Also ist der Glaube aus der Verkündigung, die Verkündigung aber
durch Gottes Wort" (Römer 10, Verse 14-17).
Mit andern Worten: Sie müssen der Botschaft des Evangeliums zuhören
oder sie selbst lesen, um zum Glauben zu kommen.
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Wenn das geschehen ist, tauchen die Fragen auf, die oben gestellt
wurden. Und die Antwort darauf müssen weder Sie noch ich geben. Das tut
die Bibel selbst. Für viele, die durch die Bibel Gott kennengelernt und
Christus angenommen haben, sind die oben erwähnten Fragen beantwortet. Sie
nehmen die Bibel ohne weiteres als das absolut zuverlässige Wort Gottes
an, und zwar von der ersten bis zur letzten Seite. Aber oft tauchen solche
Fragen erst später auf. Und darum ist es gut, darüber nachzudenken. Ich
kann Ihnen versichern, dass die Bibel keinen Zweifel offen lässt, wie sie
aufgefasst werden will, nämlich als das absolute Wort Gottes, ohne
irgendwelche Einschränkung.
"Denn die Weissagung wurde niemals
durch den Willen des Menschen hervorgebracht,
sondern heilige Männer Gottes redeten,
getrieben vom Heiligen Geist."
(1. Petrus 1, Vers 21).
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Die Bibel ist ein einmaliges Buch. Sie ist zwar von Menschen geschrieben,
aber alles, was sie geschrieben haben, wurde ihnen durch den Geist Gottes
eingegeben. Somit ist jedes Wort göttlich und vollkommen.
Die Bibel umfasst 66 Bücher, die in einem Zeitraum von 1600 Jahren
verfasst wurden. Vierzig verschiedene Männer, von denen die wenigsten
einander kannten, schrieben diese Bücher. Unter ihnen waren Könige,
Hirten, Dichter, Denker, ein Arzt, Fischer und andere. Und doch finden wir
in diesem Buch eine auffallende Einheit.
Welches andere Buch wurde so zusammengestellt? Nehmen wir zum
Beispiel die 66 besten medizinischen Werke, die in den letzten 15
Jahrhunderten von vierzig der tüchtigsten Ärzte geschrieben wurden, fassen
sie in einem einzigen Buch zusammen und versuchen, mit dieser "Anleitung"
einen Kranken zu kurieren! Das Resultat würde gleich Null sein, denn die
beste Heilkunde und andere Werke sind innerhalb weniger Jahre veraltet.
Die Bibel allein verändert sich nicht. Gelehrte studieren sie,
vermögen aber nie die volle Tiefe ihrer Weisheit zu ergründen. Dennoch
können einfache Menschen sich uneingeschränkt an ihrem Inhalt erfreuen.
Wie kommt das?
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Tausende von Menschen könnten Ihnen bezeugen, dass sie elend, ohne Frieden
und ohne Hoffnung waren. Aus der Bibel allein haben sie die wunderbare
Kraft der Gnade von Gott in Christus Jesus kennengelernt. Dies hat ihr
Leben, ihr Herz und ihren Sinn verändert, nachdem sie in der Bibel gelesen
hatten, wer sie waren: "Da ist keiner, der Gutes tue, da ist auch nicht
einer."
Diese Aussage weckt die Feindschaft vieler Menschen gegen die Bibel.
Sie wollen nur deshalb nichts von ihr wissen, weil sie von ihr verurteilt
werden.
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Ja, wie weiss man das eigentlich? Man kann als Christ wohl behaupten, man
habe den rechten Glauben - aber das werden die Buddhisten auch tun. Und
die Mohammedaner können ebensogut sagen: "Wir haben die richtige Religion,
das Christentum ist Aberglaube, Allah ist Gott".
Wer entscheidet nun, dass wir recht haben? Die Moslems haben ja auch
eine 'Bibel', den Koran.
Auf diese Fragen können wir auf verschiedene Weise Antwort geben.
Erstens: Wie weiss man, ob jemand die Wahrheit spricht? Einfach,
indem man prüft, ob das, was er sagt, wahr ist. Nun also, die Bibel sagt
zum Beispiel, dass der Mensch ein Sünder sei, dass aus seinem Herzen
sündige Dinge kommen.
Der Herr Jesus sagt selber: "Aus dem Herzen kommen hervor böse
Gedanken, Mord, Ehebruch, Hurerei, Dieberei, falsche Zeugnisse,
Lästerungen" (Matthäus 15, Vers 19).
Stimmt denn diese Aussage? Unsere Erfahrung sagt: "ja", wenn wir im Blick
auf uns selbst ehrlich sein wollen. Alle anderen Religionen lehren, dass
tatsächlich noch etwas Gutes im Menschen sei. Da die Bibel
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in diesem grundlegenden Punkt recht hat, haben wir alle Ursache, ihr Vertrauen
entgegenzubringen.
Sie hat aber noch mehr überzeugende Antworten. Die Bibel hat vieles
vorausgesagt, was Stück um Stück in Erfüllung gegangen ist, historisch
unanfechtbar. Denken Sie nur an die Weissagungen über Christus. Er sollte
aus dem Geschlecht Abrahams kommen, aus dem Stamm Juda, aus der Familie
Davids. So geschah es buchstäblich. Er sollte in Bethlehem von einer
Jungfrau geboren werden - und so kam es. Auf einem Eselsfüllen sollte Er
in Jerusalem einziehen. - Er ritt tatsächlich auf einem Eselsfüllen nach
Jerusalem hinein. Er sollte im Grab eines Reichen begraben werden - und so
geschah es auch.
Die Tatsache, dass Israel, Gottes Volk, immer noch besteht, ist ein
Argument für sich.
Als Friedrich der Grosse seinen Hofprediger ersuchte, ihm einen
Beweis von der Echtheit des Gottes der Bibel zu geben, antwortete dieser
nur: "Majestät, die Juden".
Noch etwas. An den Früchten erkennt man den Baum, hat Christus
gesagt. Welche Religion spornt (ohne Einfluss vom Christentum oder
Judentum) zur Nächstenliebe an? Buddha? Keine Rede davon. Konfuzius?
Ebensowenig.
Aber noch wichtiger ist, wie sich Gott durch sein Wort im Christentum
offenbart hat. Im Christentum finden wir einen Gott, der sich zu den
Menschen herabneigt und seinen eigenen Sohn nicht verschonte, sondern Ihn
für Sünder dahingab. Jede andere Religion fordert vom Menschen, dass er
sich auf die eine oder andere Weise
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zu Gott emporarbeite. Einen Gott der Liebe kennen sie nicht.
Schliesslich aber ist die Sicherheit des Glaubens an Gott eine Sache
innerer Überzeugung. Die Bibel ruft uns auf, uns zu bekehren, mit Reue
unsere Schuld vor Gott zu bekennen und an den Herrn Jesus zu glauben. Wer
dies tut und auf das vertraut, was Gott in der Heiligen Schrift sagt,
empfängt auch innere Sicherheit. In Römer 8, Vers 16, steht geschrieben:
"Der Geist selbst zeugt mit unserem Geist, dass wir Kinder Gottes sind."
Auf den Glauben folgt die Glaubenserkenntnis oder die Glaubenserfahrung.
Diese folgt also auf die Annahme Gottes und seines Wortes. Wir bekommen
keine Sicherheit, bevor wir glauben. Das scheint ein Widerspruch zu sein:
Man muss glauben an etwas oder jemand, von dem man wissen möchte, ob man
ihm vertrauen kann. Vielleicht hilft folgende Illustration zum besseren
Verständnis:
Zur Zeit, als sich der Kommunismus in Russland verbreitete, wurde ein
Diskussionsabend abgehalten, wobei ein Atheist den Glauben an Gott
lächerlich machte und die Bibel als ein veraltetes Buch bezeichnete. Es
gab Gelegenheit zur Stellungnahme. Nach langem Warten kam schliesslich ein
Bauer nach vorn, der aus seiner Tasche einen Apfel hervorholte, Gnade von
Gott in Christus Jesus kennengelernt. Dies ihn ruhig schälte und zu essen
begann. Der Redner wurde ungeduldig und forderte den Bauern auf, sich zu
äussern. Als dieser den Apfel gegessen hatte, begann er zu sprechen und
fragte: "Mein Herr, wissen Sie, wie dieser Apfel geschmeckt hat?" -
"Natürlich nicht!", sagte der Atheist empört, "Sie haben ihn gekostet,
nicht ich."
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- "Genau", sagte der Bauer, "in der Bibel steht: 'Schmeckt und
seht, dass der Herr gütig ist.' Man kann einen Apfel in Stücke schneiden,
man kann ihn in alle seine Bestandteile zerlegen - und weiss doch nicht,
wie er schmeckt. Um das zu erfahren, muss man ihn essen."
So muss man die Bibel mit einem betenden Herzen lesen, und dann
offenbart Gott dem Lesenden durch sein Wort, dass Er, der Gott der Bibel,
wirklich Gott ist, dass Jesus Christus für Sünder gekommen und das Heil
eine Wirklichkeit ist. Lesen Sie im 1. Johannes-Brief, Kapitel 5, die
Verse 1-13 einmal aufmerksam durch:
"Jeder, der da glaubt, dass Jesus der Christus ist, ist aus Gott
geboren; und jeder, der den liebt, welcher geboren hat, liebt auch den,
der aus ihm geboren ist. Hieran wissen wir, dass wir die Kinder Gottes
lieben, wenn wir Gott lieben und seine Gebote halten. Denn dies ist die
Liebe Gottes, dass wir seine Gebote halten, und seine Gebote sind nicht
schwer. Denn alles, was aus Gott geboren ist, überwindet die Welt; und
dies ist der Sieg, der die Welt überwunden hat: unser Glaube. Wer ist es,
der die Welt überwindet, wenn nicht der, welcher glaubt, dass Jesus der
Sohn Gottes ist?
Dieser ist es, der gekommen ist durch Wasser und Blut, Jesus, der
Christus; nicht durch das Wasser allein, sondern durch das Wasser und das
Blut. Und der Geist ist es, der da zeugt, weil der Geist die Wahrheit ist.
Denn drei sind, die da zeugen: der Geist und das Wasser und das Blut, und
die drei sind einstimmig. Wenn wir das Zeugnis der Menschen annehmen, das
Zeugnis Gottes ist grösser; denn dies ist das Zeugnis Gottes, welches er
gezeugt hat über seinen Sohn. Wer an den Sohn Gottes glaubt, hat das
Zeugnis in sich selbst; wer Gott nicht glaubt, hat ihn zum Lügner gemacht,
weil er nicht geglaubt hat an das Zeugnis, welches Gott gezeugt hat über
seinen Sohn. Und dies ist das Zeugnis: dass Gott uns ewiges Leben gegeben
hat, und dieses Leben ist in seinem Sohn. Wer den Sohn hat, hat das Leben;
wer den Sohn Gottes nicht hat, hat das Leben nicht.
Dies habe ich euch geschrieben, auf dass ihr wisst, dass ihr ewiges
Leben habt, die ihr glaubt an den Namen des Sohnes Gottes."
Erst wenn Sie sich persönlich zu Gott bekehrt, ihre Sünden bekannt
und an Christus als Ihren Erlöser geglaubt haben, erst dann können Sie
erfahren, wer Gott ist. Dann erst werden Sie auch überzeugt sein, dass der
christliche Glaube der richtige ist.
Nein, besser gesagt, dass Christus alles ist!
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Missionar Hebich hatte lange Zeit unter den Einwohnern des ehemaligen
Britisch-Indien gearbeitet, aber er vergass dabei auch nicht das englische
Lager, das dorthin entsandt worden war. Dort waren Männer, die die
Botschaft des Evangeliums ebenso nötig hatten. Diese Offiziere und
Soldaten hatten unter dem subtropischen Klima viel zu leiden und waren
während eines grossen Teils des Tages nicht arbeitsfähig.
Eines Abends wurde an der Offizierstafel erzählt, dass Hebich in der
Nähe sei und gemäss seiner Gewohnheit vor ihnen stehen werde. Er lasse
sich nie anmelden. Einer der Offiziere, ein Neuling, der noch nie von
diesem Missionar gehört hatte, fragte seine Kollegen, was für Eigenheiten
dieser Mann denn habe. Er bekam zur Antwort: "Das wirst du bald erfahren;
ein so hartnäckiger Sünder wie du, braucht ihn dringend. Pass nur auf. Er
ist für die braunen Heiden hieher gekommen, aber macht sich auch an die
weissen heran." - "Nun", gab der Fragesteller zurück, "wenn er es wagt,
mich unangemeldet zu überfallen, werfe ich ihn kurzerhand zur Tür hinaus.
Er braucht mit seiner Religion nicht zu mir zu kommen."
Ein paar Tage später lag der besagte Offizier in der Hitze des Tages
in seinem Zimmer und rauchte eine Zigarette. Plötzlich hörte er Fusstritte
auf der Veranda;
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der Wächter schien zu schlafen. Nach kaum einer Minute
ging die Zimmertür auf, und vor ihm stand ein langer, hagerer Mann mit
einem grossen Sonnenschirm unter dem Arm. Die erste Reaktion des Offiziers
war, über die sonderbare Erscheinung zu lachen, aber die Augen des Mannes
hielten ihn davor zurück. Diese Blicke schienen ihn zu durchschauen. Das
musste bestimmt Missionar Hebich sein.
Der kam ein paar Schritte näher, reichte ihm die Hand hin und
wünschte ihm einen guten Tag. Der Offizier war zu verdutzt, um sein
Vornehmen auszuführen und den Besucher hinauszuwerfen. Er fühlte sich wie
ein Schuljunge vor seinem Lehrer.
Der Missionar nahm sich einen Stuhl und eröffnete das Gespräch in
Englisch, aber mit einem starken deutschen Akzent. Seine erste Frage war
mehr Befehl als Bitte. Er sagte nur: "Holen Sie einmal das Buch."
"Was mich bewog", so erzählte der Offizier später, "weiss ich nicht,
aber ich ging zu meinem Büchergestell, das voller Romane und Studienbücher
war, und liess meine Blicke über die Titel gleiten. Ich fand nichts, womit
ich diesem Sonderling unter die Augen kommen konnte, bis ich das Buch sah,
das zu jeder englischen Ausrüstung gehörte: die Bibel. Ich hatte sie bis
dahin nie geöffnet, aber ich nahm sie aus dem Gestell und legte sie auf
den Tisch. Es ging alles mechanisch vor sich. Nachdem ich wieder Platz
genommen hatte, schob mir Hebich das Buch zu und ersuchte mich, die ersten
Sätze der ersten Blattseite zu lesen. Wie ein gehorsamer Schuljunge begann
ich: 'Im Anfang schuf Gott die Himmel und die Erde. Und die Erde war wüst
und leer, und Finsternis war über der Tiefe; und der Geist Gottes schwebte
über den Wassern.'
'Bis soweit', tönte es jetzt. 'Wir werden nun zusammen beten.' Damit
kniete Hebich nieder, und ich wusste nichts Besseres, als dasselbe zu tun.
Was er betete, weiss ich nicht mehr. Nach dem Amen stand er gewohnten
Trott gekommen und wagte seinen Kollegen nicht unter die Augen zu treten.
Mit der Arbeit kam er gar nicht vorwärts.
Am folgenden Tag ruhte er wieder in seiner Kammer bei der Hitze des
Tages, unruhig und durch allerlei Gedanken verwirrt. Dann waren wieder
dieselben Fusstritte zu hören, wie am vorigen Tag, und aufs neue kam
Hebich unangemeldet herein. Aufgeregt sprang der Offizier auf seine Füsse,
aber der Missionar tat, als ob er nichts merke und sagte ruhig: "Holen Sie
mir das Buch." Er bat ihn freundlich, die gleichen Verse wie gestern zu
lesen. Nachdem der Offizier das getan hatte, kniete er aufs neue nieder
und betete.
Dieses Mal achtete der Jüngere auf das Gebet. Nie hatte er so beten
hören. Es war, als ob der Missionar ein intimes Gespräch mit einem Freund
führte, und der Gegenstand des Gesprächs war der Offizier. Hebich flehte
zu Gott, seinem Vater, Er möge machen, dass der Engländer sich selbst und
sein bisheriges Leben erkenne. Er betete eindringlich, Gott möge ihm den
Weg in die geöffneten Arme des Heilandes zeigen. Er verschwand auf
dieselbe Weise wie am vorigen Tag.
Diesmal stellte der Offizier das Buch nicht sogleich ins
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Büchergestell zurück. Er hatte das Bedürfnis, die Worte, die begonnen
hatten, eine solche Macht auf sein Herz auszuüben, noch einmal für sich zu
lesen. Dann sass er da und musste über vieles nachdenken. Die Worte "wüst,
leer, Finsternis" tönten in ihm nach, und er begann sie auf sich selbst zu
beziehen, auf das eigene Herz und Gewissen. Konnte das der Geist Gottes
sein, damit beschäftigt, dass er sich selbst kennenlernte? Wie hatte er
bis dahin gelebt? Seine Kollegen hatten ihn scherzhaft einen hartnäckigen
Sünder genannt, und das war er auch.
Am folgenden Tag erschien Hebich aufs neue. Und nun wurde er mit der
Frage empfangen: "Herr Hebich, was muss ich tun?"
"Den dritten Vers lesen: 'Es werde Licht, und es ward Licht.' Glauben
Sie an den Herrn Jesus, und Sie werden errettet werden."
Hierauf wies Hebich den beunruhigten Mann auf das Kreuz von Golgatha
und den Platz des Sünders hin. Als dann wiederum gebetet wurde, war es der
Offizier, der schliesslich ausrief: "O Gott, sei mir, dem armen Sünder,
gnädig!"
Dieser Ruf aus dem Herzen wurde gehört und erhört. Auch hier
erstrahlte das Licht von Gottes vergebender Liebe und Gnade.
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Am Apollo-Tempel in Delphi wurde einst die Inschrift angebracht: "Erkenne
dich selbst." Warum gerade diese Worte eingemeisselt wurden, wird niemand
mit Bestimmtheit sagen können. Vielleicht waren sie das Lebensprinzip des
einen oder anderen Weisen im alten Griechenland.
Aber auch heute noch ist dies nötig: sich selbst erkennen. Warum
denn?
Dass es nützlich ist, die Funktionen unseres Körpers zu kennen,
wird wohl jeder einsehen. Vor allem, wenn wir irgendwelche körperliche
Beschwerden empfinden, dann wollen wir wissen, wo es hapert. Wir suchen
Ärzte auf, die in ihrem Spezialgebiet auf der Höhe sind, und die mit
modernsten Apparaten auch verborgene Organe zuverlässig untersuchen
können.
Aber das genügt noch nicht. Nicht alles Leiden in unserem Leben ist
aus körperlichen Ursachen zu erklären. Da sind doch auch noch
Lebensmüdigkeit, Verdruss, Einsamkeit, ein Gefühl von Sinnlosigkeit, Durst
nach wahrem Leben, nach Freude, nach Ruhe, und im geheimen schliesslich
noch Angst, Furcht vor dem Tod. Darüber brauchen wir Ihnen ja nichts zu
erzählen. Merkwürdig ist aber, dass die meisten Menschen gar nicht auf den
Gedanken kommen, sich selber kennenzulernen und nach den Ursachen dieser
Leiden zu suchen.
"Ich schon", werden Sie vielleicht sagen, "ich stehe schon monatelang
in Behandlung eines Psychiaters, der mich ausfragt, um festzustellen, ob
aus einer unbewältigten Vergangenheit Einflüsse zurückgeblieben sind, die
jetzt noch mein Leben belasten."
Wie aber, wenn die Vergangenheit eines Menschen deshalb nicht
"bewältigt" ist, weil begangene Sünden, vorhandene Schuld das Gewissen
belasten und die eben genannten Reaktionen zur Folge haben?
Oh, da ist nicht ein menschlicher Arzt, sondern Gott selbst
zuständig. Ihm müssen wir das alles bekennen. Er selbst ladet uns ein,
dies zu tun:
"Kommt denn und lasst uns miteinander rechten, spricht der Herr. Wenn
eure Sünden wie Scharlach sind, wie Schnee sollen sie werden; wenn sie rot
sind wie Karmesin, wie Wolle sollen sie werden" (Jesaja 1, Vers 18).
Der König David war einst auch in einer solchen Lage. Es war ihm bewusst
geworden, dass sein Leben mit begangenen Übertretungen, Ungerechtigkeiten,
Sünden belastet war. In Psalm 32 sagt er uns, in welchem Mass dies Tag um
Tag auf seine Stimmung drückte: "Als ich schwieg, verzehrten sich meine
Gebeine durch mein Gestöhn den ganzen Tag."
Lange Zeit hatte er geschwiegen. Er war zu stolz, zu Gott zu gehen,
um Ihm alles zu sagen. Sein Hochmut liess es nicht zu, vor Ihm
niederzuknien. Aber Gott wollte ihm helfen und drängte ihn dazu: "Tag und
Nacht lastete auf mir deine Hand; verwandelt ward mein Saft in
Sommerdürre."
Da endlich gab er seinen Widerstand auf: "Ich tat dir kund meine Sünde und
habe meine Ungerechtigkeit nicht zugedeckt (wie bis anhin). Ich sagte: Ich
will dem Herrn meine Übertretungen bekennen."
Und was geschah dann?
"Und du, du hast vergeben die Ungerechtigkeit meiner Sünde!"
Gott konnte das in seiner göttlichen Gerechtigkeit tun, weil diese
Sünden Davids, die er im Vertrauen auf Ihn bekannte, einst durch Jesus
Christus am Kreuz gesühnt werden würden.
Beachten wir nun die Reaktion Davids. Im sicheren Bewusstsein, dass
Gott ihm vergeben hat, jubelt er:"Glückselig der, dessen Übertretung
vergeben, dessen Sünde zugedeckt ist! Glückselig der Mensch, dem der Herr
die Ungerechtigkeit nicht zurechnet, und in dessen Geist kein Trug ist!"
Die ganze Last war jetzt von seiner Seele gewichen, und rückblickend
konnte er sagen: "Viele Schmerzen hat der Gesetzlose; wer aber auf den
Herrn vertraut, den wird Güte umgeben."
Als W.P. Mackay vor vielen Jahren das elterliche Haus verliess, um zu
studieren, gab ihm seine Mutter eine Bibel mit. Auf das Schutzblatt
schrieb sie seinen Namen und ihren eigenen und einen Bibelvers.
Der begabte schottische Student wurde Arzt, und nach Verlauf einer
Zeit Chefarzt am grössten Krankenhaus in Edinburgh. Gleichzeitig wurde er
aber auch bekannt als Freidenker. Von der Vereinigung der Atheisten in der
Hauptstadt von Schottland wurde er zum Vorsitzenden gewählt. Er führte ein
ausgesprochen gottloses Leben.
Eines Tages wurde ein Schwerverwundeter ins Krankenhaus gebracht. Als Dr.
Mackay den arg verstümmelten Körper untersuchte, wurde er betroffen vom
Ausdruck des Friedens, der vom Gesicht dieses Mannes strahlte.
Unter Schmerzen fragte er den Doktor: "Was denken Sie von meinem
Zustand? Sie können mir ruhig die Wahrheit sagen. Ich fürchte mich nicht
zu sterben, denn ich vertraue auf das kostbare Blut von Jesus Christus,
der am Kreuz von Golgatha für meine Sünden die Strafe erduldet hat. Wenn
ich sterbe, gehe ich zum Herrn Jesus heim."
"Sie werden höchstens noch drei Stunden leben", war die Antwort des
Arztes. Aber das störte den Frieden des Patienten nicht.
"Kann ich noch etwas für Sie tun?", fragte Dr. Mackay. "Ja",
antwortete der Patient mit Mühe, "in der Innentasche meiner Jacke ist ein
Bankcheck. Lassen Sie den bitte meiner Vermieterin aushändigen und ihr
sagen, sie möge mir das Buch geben."
"Was für ein Buch?"
"Oh, das muss man ihr nicht sagen, das weiss sie schon."
Der Doktor gab sofort seine Anweisungen, um das zu ordnen und ging
dann zu andern Patienten im Krankenhaus. Aber stets kamen ihm die Worte
des sterbenden Mannes in den Sinn: "Ich bin bereit, ich werde beim Herrn
Jesus sein."
Ein paar Stunden später kam der Arzt in die Abteilung, in die er den
Verwundeten hatte bringen lassen. Auf seine Frage erklärte ihm die
Schwester, dass der Kranke vor ein paar Minuten gestorben sei. "Hat er das
Buch noch rechtzeitig bekommen?" "Ja, kurz bevor er starb."
"Was war es, sein Bankbuch?"
"Nein, es war kein Bankbuch. Aber es liegt noch dort, wenn Sie es
sehen wollen. Er starb mit diesem Buch unter seinem Kissen."
Dr. Mackay ging zum Bett und holte das Buch hervor. Es war eine
Bibel. Er öffnete sie und - las auf dem Schutzblatt seinen eigenen Namen,
den Namen seiner Mutter und einen Bibelvers, in der Handschrift seiner
Mutter! Es war dasselbe Buch, das er vor Jahren von ihr bekommen hatte,
aber dann in seiner Studentenzeit verpfändet hatte, um zu etwas Geld zu
kommen.
Von heftigen Eindrücken aus der Vergangenheit überwältigt, ging er in
sein Privatbüro, fiel auf seine Knie und flehte zum Gott seiner Mutter um
Gnade für seine Seele. Und Gott erhörte sein Gebet. Er fand Vergebung für
seine Sünden und Frieden mit Gott. Er wurde ein anderer Mensch. Er erfuhr
die Wahrheit der Worte in Epheser 4, Vers 24: "Ihr habt angezogen den
neuen Menschen, der nach Gott geschaffen ist in wahrhaftiger Gerechtigkeit
und Heiligkeit."
Auf einem merkwürdigen Weg hatte Gott es so geleitet, dass die Bibel
seiner Mutter wieder zu ihm zurückkam, um ihn zu Christus zu bringen.
Seiner Mutter einen Brief schreiben, war das erste, was Dr. Mackay
nach seiner Bekehrung tat. Er wollte ihr erzählen, was geschehen war. Wie
dankbar wird die liebende und betende Mutter gewesen sein, und wie wird
sie Gott dafür gepriesen haben!
Vielleicht haben auch Sie eine Mutter oder einen Vater, der für Sie betet.
Aber vor allem hat Gott Sie lieb und möchte, dass Sie sich bekehren und
sich durch Glauben an seinen Sohn, Jesus Christus, retten lassen.
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- Wissen Sie, aus was die allerbeste Qualität von reinem, weissem Papier
gemacht wird? Aus Lumpen! Wenn sie sähen, wie die schmutzigen,
ungeordneten Lumpen in die Papierfabrik kommen, würden Sie nicht vermuten,
dass daraus reines, weisses Papier gemacht werden kann. Und doch ist dies
eine Tatsache!
Gott tut etwas noch viel Grösseres! Er verwendet dazu noch viel
unreineres Material: Sünder, durch und durch verdorbene Menschen, wie Sie
und ich. Selbst die Allerbesten sollten erkennen: "Alle unsere
Gerechtigkeiten sind gleich einem unflätigen (befleckten) Kleid" (Jesaja
64, Vers 6). Aus solchen Menschen macht Gott - um es einmal so
auszudrücken - reines, weisses Briefpapier, worauf Er seinen Namen
schreiben kann. Das war mit den Christen in Korinth geschehen, denen
Paulus schrieb: "Ihr seid offenbar geworden, dass ihr ein Brief Christi
seid ... gekannt und gelesen von allen Menschen" (2. Korinther 3, Verse
2.3).
- Wissen Sie, aus was das harte Töpfergeschirr gemacht ist, wofür man an
den Versteigerungen antiker Gegenstände oft aussergewöhnlich hohe Preise
zu bezahlen hat? Aus Lehm, der auf den ersten Blick, bevor der Töpfer sein
Werk mit ihm tat, ganz schmutzig aussah. "Hat der Töpfer nicht Macht über
den Ton, aus der Masse ein Gefäss zur Ehre ... zu machen?" (Römer 9, Vers
21). Gott tut etwas noch viel Grösseres: Aus Menschen, die im Sumpf der
Sünde gelebt haben, macht Er Werkzeuge zu seiner Ehre!
Vielleicht kommt dieses Buch unter die Augen von jemand, der erkannt hat,
dass sein Leben völlig festgefahren ist. Ihm scheint keine Rettung mehr
möglich zu sein.
Lassen Sie es sich doch sagen: Für Gott gibt es keine hoffnungslosen
Fälle. Auch für Sie ist Rettung, ein neuer Anfang möglich, wenn Sie
erkennen, dass Sie ein Sünder sind, durch und durch sündig.
Wenn Sie Ihre Sünden mit Namen vor Gott nennen, aber auch an seinen
Sohn, Jesus Christus, glauben, dann kann Gott auch aus Ihrem Leben etwas
Schönes, Reines und Nützliches machen.
Seite 108
Die Bibel ist das einzige Buch, das hierüber gültige Antworten gibt. Um
keine menschlichen Meinungen zu äussern, lassen wir nur Aussprüche der
Bibel folgen.
Werden die Toten auferstehen?
"Wundert euch darüber nicht, denn es kommt die Stunde, in welcher alle,
die in den Gräbern sind, seine Stimme hören und hervorkommen werden"
(Johannes 5, Vers 28).
- "Was aber die Toten betrifft, dass sie auferstehen, habt ihr nicht
in dem Buch Moses gelesen, wie Gott zu ihm redete: 'Ich bin der Gott
Abrahams und der Gott Isaaks und der Gott Jakobs'? Er ist nicht der Gott
der Toten, sondern der Lebendigen. Ihr irret also sehr" (Markus 12, Verse
26.27).
- "Denn dies ist der Wille meines Vaters, dass jeder, der den Sohn
sieht und an ihn glaubt, ewiges Leben habe; und ich werde ihn auferwecken
am letzten Tage" (Johannes 6, Vers 40).
Wann und wie werden die Toten auferstehen?
- "Siehe, ich komme bald, und mein Lohn mit mir, um einem jeden zu
vergelten, wie sein Werk sein wird" (Offenbarung 22, Vers 12).
- "Alle, die in den Gräbern sind, werden seine Stimme hören und
hervorkommen: die (durch Glauben) das Gute getan haben, zur Auferstehung
des Lebens, die aber das Böse verübt haben, zur Auferstehung des Gerichts"
(Johannes 5, Verse 28.29).
- "Denn der Herr selbst wird mit gebietendem Zuruf, mit der Stimme
eines Erzengels und mit der Posaune Gottes herniederkommen vom Himmel; und
die Toten in Christus werden zuerst auferstehen" (1. Thessalonicher 4,
Vers 16).
Wo sind die Verstorbenen jetzt?
- "Es geschah aber, dass der Arme starb und von den Engeln getragen wurde
in Abrahams Schoss. Es starb aber auch der Reiche und wurde begraben. Und
in dem Hades seine Augen aufschlagend, als er in Qualen war, sieht er
Abraham von ferne" (Lukas 16, Verse 22.23).
- "Und Jesus sprach zu ihm (dem Übeltäter am Kreuz): Heute wirst du
mit mir im Paradies sein" (Lukas 23, Vers 43).
- "Abzuscheiden und bei Christus zu sein, ist weit besser" (Philipper1, Vers 23).
Gibt es eine Hölle?
- "Es ist dir besser, als Krüppel in das Leben einzugehen, als mit zwei
Händen in die Hölle hinabzufahren, in das unauslöschliche Feuer, wo ihr
Wurm nicht stirbt und das Feuer nicht erlischt" (Markus 9, Verse 43-47).
- "Und wenn jemand nicht geschrieben gefunden wurde in dem Buche des
Lebens, so wurde er in den Feuersee geworfen" (Offenbarung 20, Verse 15).
Gibt es ein Gericht?
- "Ist Gott etwa ungerecht, der Zorn auferlegt? Das sei ferne. Wie könnte
sonst Gott die Welt richten?" (Römer 3, Verse 5.6).
- "Es ist dem Menschen gesetzt, einmal zu sterben, danach aber das
Gericht" (Hebräer 9, Vers 27).
- "Und die Toten wurden nach dem gerichtet, was in den Büchern
geschrieben war, nach ihren Werken" (Offenbarung 20, Vers 12).
- "Denn der Vater richtet auch niemand, sondern das ganze Gericht hat
er dem Sohn gegeben, damit alle den Sohn ehren" (Johannes 5, Vers 22).
Was wissen wir vom Himmel?
- Christus sagt: "Vater, ich will, dass die, die du mir gegeben hast,
auch bei mir seien, wo ich bin, damit sie meine Herrlichkeit schauen,
... denn du hast mich geliebt vor Grundlegung der Welt" (Johannes 17, Vers
24).
- "In dem Hause meines Vaters sind viele Wohnungen ... Ich gehe hin,
euch eine Stätte zu bereiten. Und wenn ich hingehe und euch eine Stätte
bereite, so komme ich wieder und werde euch zu mir nehmen, damit, wo
ich bin, auch ihr seiet" (Johannes 14, Verse 2.3).
- "Und er wird jede Träne von ihren Augen abwischen, und der Tod wird
nicht mehr sein, noch Trauer, noch Geschrei, noch Schmerz wird mehr sein"
(Offenbarung 21, Vers 4).
Seite 112
Wir Menschen sind immer auf einem Weg: auf dem Weg zur Arbeit, auf dem Weg
zu Kaufläden, auf dem Weg zur Abwicklung unserer Geschäfte und
Angelegenheiten. Wir sind auf dem Weg zu einem Besuch oder machen uns auf
den Weg, um Erholung zu finden, in der Nähe oder in weiter Ferne. Und wer
ein trautes Heim hat, macht sich immer wieder gern auf den Weg nach Hause.
Denken wir aber auch immer daran, dass sich jeder von uns ausserdem
noch auf dem Weg zur Ewigkeit befindet? Die Bibel sagt uns: "Der Mensch
geht hin zu seinem ewigen Haus" (Prediger 12, Vers 5).
Daran können wir nichts ändern. Wer in diese Welt geboren wird,
befindet sich, ob er will oder nicht, auf dem Weg zu diesem Endziel. Da
gibt es kein Stillstehen oder Ausweichen. Jede Minute bringt uns ihm
unaufhaltsam ein Stück näher ...
Die Länge der Wege auf dieser Erde ist messbar. Die Anzahl Kilometer, von
ihrem Anfang bis zu ihrem Ende, ist leicht zu erfahren. - Aber keiner
kennt die Länge seines persönlichen Lebensweges; da sind keine
Kilometertafeln gesetzt. Unerwartet kann der Mensch in "seinem ewigen
Haus" anlangen.
Damit ist nicht etwa das irdische Grab gemeint, in welchem der Körper
der Abgeschiedenen bestattet wird. Dieses besteht nicht "ewig", ob es nun
das Grab eines Armen oder das prunkvolle Mausoleum eines Reichen ist. Es
geht um das ewige Haus für die unsterbliche Seele.
Die grosse Frage ist nun die: Werden alle Seelen der Abgeschiedenen in
dasselbe "Haus" aufgenommen? Welcher Mensch kann da eine gültige Antwort
geben? Bestimmt keiner! Gott selber ist es, der uns darüber genaue
Auskunft erteilt. Er gibt sie uns in seinem Wort, in der Bibel.
Wir lesen darin, "dass Gott Licht ist und gar keine Finsternis in Ihm
ist" (1. Johannes 1, Vers 5). "Heilig, heilig, heilig ist der Herr der
Heerscharen" (Jesaja 6, Vers 3). Unsere Missetaten und Sünden haben daher
eine Scheidung gemacht zwischen Ihm und uns (Jesaja 59, Vers 2), denn wir
alle haben gesündigt. Diese Scheidung zwischen dem heiligen Gott und den
Sündern ist schon in diesem Leben eine traurige Tatsache. Und sie bliebe
auch nach dem Tod bestehen, wenn wir in unseren Sünden sterben würden. Wir
alle kämen dann in das gleiche "ewige Haus" der Gottesferne, der tiefen
Finsternis.
Im Evangelium Lukas, Kapitel 16, wird uns das Schicksal eines solchen
Mannes beschrieben, der ohne Gott gelebt hat und ohne Gott gestorben ist.
"In dem Hades seine Augen aufschlagend, als er in Qualen war, rief er und
sprach: ... ich leide Pein in dieser Flamme!" Auch da bleibt er nun ohne
Gott.
Schaut Gott untätig zu, wenn Er sieht, wie die Menschen auf eigenen Wegen
diesem finsteren Ziel entgegenlaufen?
O nein! Er ist nicht nur Licht, sondern auch Liebe. Wohl muss Er in
seiner Heiligkeit für jede unserer Sünden Sühnung fordern und den Sünder
richten. Aber in seiner Güte und Menschenliebe hat Er für uns einen Ausweg
gesucht und gefunden:
"Hierin ist die Liebe: nicht dass wir Gott geliebt haben, sondern dass Er
uns geliebt und seinen Sohn gesandt hat als eine Sühnung für unsere
Sünden" (1. Johannes 4, Vers 10).
So ist denn der Sohn Gottes auf diese Erde gekommen und unter dem Namen
"Jesus" als Mensch geboren worden. Hier hat Er nach Gottes Heilsplan das
Erlösungswerk vollbracht.
Wohl waren es die Menschen, die Ihn, den Schuldlosen und Gerechten
aus Hass gegen Gott ans Kreuz schlugen, Ihn, der als Mensch Gott offenbart
hat auf der Erde. Aber sie konnten es nur tun, weil Gott es so gewollt
hat. Christus selbst sagte: "Der Sohn des Menschen muss in die Hände
sündiger Menschen überliefert und gekreuzigt werden und am dritten Tag
auferstehen." Und: "Darum liebt mich der Vater, weil ich mein Leben lasse,
damit ich es wiedernehme. Niemand nimmt es von mir, sondern ich lasse es
von mir selbst."
Das Sühnungswerk auf Golgatha hat nun vor Gott Gültigkeit.
Darum kann Jesus Christus, der jetzt die Sühnung ist für die Sünden
derer, die an Ihn glauben, uns Menschen zurufen:
"Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt
zum Vater, als nur durch mich" (Johannes 14, Vers 6).
Er allein ist der Weg, der zu einem andern Endziel leitet: zu Gott, als
dem Vater. Der mit Sünden Beladene empfängt durch Ihn nicht nur volle
Vergebung seiner Schuld, wenn er sie Ihm bekennt. Der Herr Jesus führt ihn
auch zu einem anderen "ewigen Haus", zu dem herrlichen Haus des Vaters im
Himmel, wo ewige Freude herrscht. Haben auch Sie sich Ihm schon übergeben
und voll Vertrauen seine Retterhand ergriffen?
Nur so können wir dem Gericht entfliehen. Einen anderen Weg zum
Himmel gibt es nicht.
Seite 116
Es war während des Bürgerkriegs in Amerika zwischen den Süd- und
Nordstaaten. Eine Epidemie brach aus und raffte manchen Soldaten dahin.
Sie war so schlimm, dass besondere Zelte aufgestellt werden mussten, um
alle Kranken aufzunehmen. Eines Nachts blieb der Krankenpfleger vor der
Schlafstelle eines schwerkranken Soldaten stehen, der nicht mehr als 17
Jahre alt sein mochte. Der Junge schaute ihn mit ergreifendem Ausdruck an
und sagte: "Wachtmeister, ich glaube, ich werde sterben. Ich bin kein
Christ. Meine Mutter ist keine Christin und mein Vater ist auch kein
Christ. Ich habe nie eine christliche Ausbildung gehabt. Ich bin nie zur
Kirche gegangen. Nur ein einziges Mal bin ich mit einem Freund in einer
Sonntagsschule gewesen. Die Lehrerin schien eine gute Frau zu sein. Sie
las uns etwas aus der Bibel vor von einem Mann - ich glaube, er hiess
Nikodemus. Er kam zu Jesus bei Nacht. Und Er sagte ihm, dass er von neuem
geboren werden müsse, um in den Himmel zu kommen. Ich bin nie von neuem
geboren worden und ich möchte nicht so sterben. Wollen Sie bitte den
Feldprediger holen, damit er mir sage, wie ich von neuem geboren werden
kann?"
Der Wachtmeister, der jede Wirklichkeit in göttlichen Dingen
leugnete, gab dem Jungen zur Antwort: "Du brauchst doch keinen
Feldprediger. Sei nur ruhig und reg dich nicht auf. Es ist schon in
Ordnung mit dir." Eine Stunde später schaute er wieder nach dem Kranken.
Der sah ihn aus tieftraurigen Augen an und bat: "Wachtmeister, wenn Sie
mir den Feldprediger nicht holen wollen, so rufen Sie bitte den Arzt. Ich
ersticke sonst."
Der Arzt kam und konnte dem Schwerkranken etwas Erleichterung
verschaffen. Der Junge war beiden so dankbar.
Nach einer Stunde kam der Krankenpfleger wieder zurück, in der
Meinung, einen Toten zu finden. Die Augen des jungen Mannes waren immer
noch offen, voll Todesangst. "Es nützt nichts, Wachtmeister," sagte er,
"ich muss sterben, und ich bin noch nicht von neuem geboren. Ob Sie daran
glauben oder nicht, wollen Sie nicht den Feldprediger suchen, damit er mir
sage, wie ich von neuem geboren werden kann?" Der Aufseher sah, wie
hilflos er an der Pforte des Todes stand. "Gut, ich gehe."
Doch kaum war er einige Schritte gegangen, drehte er sich um und kam
ans Lager des Soldaten zurück. "Junge, ich gehe nicht zum Feldprediger,
aber ich sage dir selbst, was zu tun ist. Ich glaube zwar nichts. Ich
weiss nicht, ob es einen Gott gibt. Ich weiss auch nicht, ob es einen
Himmel und eine Hölle gibt. Ich weiss nichts. Doch, eines weiss ich. Meine
Mutter war eine gute Frau. Wenn es einen Gott gibt, dann kannte meine
Mutter Ihn. Wenn es einen Himmel gibt, ist sie jetzt dort. Ich will dir
sagen, was mir meine Mutter erzählte. Du kannst es versuchen und sehen ob
es funktioniert. Ich lehre dich jetzt einen Vers aus der Bibel. Er heisst:
'Also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab,
damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verlorengehe, sondern ewiges Leben
habe.' Meine Mutter sagte, dass ich mich nicht selbst retten könne, doch
wenn ich an Ihn glaube, werde Er mich erretten."
Der Wärter forderte den Kranken auf, den Vers mit ihm zu sagen. Er
begann, und der Junge folgte mit schwacher, zitternder Stimme: "Also hat
Gott die Welt geliebt, ... also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen
eingeborenen Sohn gab, ... dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit
jeder, der an ihn glaubt, ... damit jeder, der an ihn glaubt, nicht
verlorengehe, ... nicht verlorengehe, sondern ewiges Leben habe, ...
sondern ewiges Leben habe."
"Meine Mutter sagte, dass, wenn jemand dem Herrn Jesus vertrauen
will, er nicht verlorengehe, sondern ewiges Leben habe." Der Wachtmeister
wollte noch mehr sagen, aber der Junge hatte schon die Augen geschlossen,
die Hände über der Brust gefaltet und flüsterte leise: "Also hat Gott die
Welt geliebt ... dass er seinen eingeborenen Sohn gab ... damit jeder,
jeder ... jeder, der an ihn glaubt, an ihn glaubt, an ihn glaubt." Dann
hielt er inne und mit klarer Stimme fuhr er fort: "Gott sei Dank,
Wachtmeister, es klappt. Ich glaube an Ihn! Ich werde nicht verlorengehen!
Ich habe ewiges Leben! Ich bin von neuem geboren! Ihre Mutter hatte recht.
Warum versuchen Sie es nicht? Tun Sie, was Ihre Mutter sagt. Es hilft
wirklich, Wachtmeister. Und nun bitte ich Sie noch um eines: Nehmen Sie
einen Kuss mit an meine Mutter und sagen Sie ihr, was Sie mir erzählt
haben. Sagen Sie ihr, dass ihr sterbender Sohn bezeugt hat: 'Es
funktioniert, es hilft'". Dann tat er seinen letzten Atemzug und hatte die
Erde verlassen.
Seite 120
Der bekannte Missionar Moffat hatte sehr oft Gespräche mit dem
afrikanischen Häuptling Macaba.
So kam Moffat eines Tages auch auf die Auferstehung zu reden.
"Was?" rief Macaba aufgeregt. "Was sagst du da von den Toten? dass
sie auferstehen werden?"
"Ja", antwortete Moffat, "alle Toten werden auferstehen."
"Mein Vater auch?"
"Gewiss."
"Werden alle, die im Kampf gefallen sind, auferstehen?"
"Das steht ausser allem Zweifel."
"Und alle, die von wilden Tieren zerrissen worden sind, werden sie
auch auferstehen?"
"Ja, und nicht allein das, diese alle werden auch gerichtet werden,
nach ihren Werken."
Macaba kehrte sich um, sah zu seinen Männern hin und fragte sie:
"Habt ihr schon je so etwas gehört?"
"Noch nie!" war die einstimmige Antwort.
Der Häuptling drehte sich wieder zu Moffat um und sagte: "Was du da
über die Auferstehung der Toten sagst, ist mir zu hoch. Ich will nichts
mehr davon hören. Die Toten können nicht auferstehen und sie werden
auch nicht auferstehen."
Erstaunt entgegnete der Missionar: "Warum soll ich denn nicht von der
Auferstehung reden?"
Macaba streckte seinen starken Arm aus, als ob er einen Speer werfen
wollte, und sagte: "Ich habe Tausende erschlagen und diese alle ..."
Er machte den Satz nicht fertig.
Nach einer kurzen Pause fügte er hinzu: "Sollte es möglich sein, dass
sie wieder auferstehen?"
Der Gedanke daran machte ihm angst. Werden alle die Gefallenen, an
denen er Unrecht und Gewalttat verübt hatte, wieder auferstehen und ihn
für alle seine Taten anklagen? Es war für ihn immer ein beruhigender
Gedanke gewesen, dass der Mund seiner Opfer für immer geschlossen bleiben
würde. Mit dieser Ruhe war es aus, wenn sie nur in dieser Zeit und auf der
Erde schwiegen.
Dieser Afrikaner mit seinem "primitiven" Denken reagierte eigentlich nicht
anders als der modern denkende Mensch von heute.
Es geraten viele Menschen in Harnisch, wenn von Auferstehung geredet
wird.
Um dies zu erklären, können drei Gründe angeführt werden:
1. will der menschliche Verstand die Tatsache der Auferstehung nicht
annehmen. Es ist doch ganz unmöglich, sagt man, dass Menschen, die schon
Tausende von Jahren tot sind, wieder einen Leib bekommen. Tot ist tot, der
Körper ist aufgelöst und kann nicht wieder lebendig werden.
2. ist es das Gewissen, das den Menschen zu denken veranlasst: "Es
darf keine Auferstehung geben." Jeder weiss, dass in seinem Leben
lange nicht alles gut gewesen ist. Wenn mit dem Tod alles aus wäre, dann
müsste man sich auch nicht für seine Worte und Taten verantworten. Wenn
aber nach dem Tod eine Abrechnung kommt, dann werden einst alle sündigen
Gedanken, Worte und Taten ans Licht kommen.
3. ist es der Teufel, der die Menschen zur Leugnung der Auferstehung
antreibt, um sie in eine falsche Sicherheit zu wiegen und um seine eigene
Niederlage zu verbergen.
Wenn das Bestehen des Menschen nicht mehr umfasst als nur die ihm auf
Erden zugeteilte Zeit von höchstens 70, 80 oder 90 Jahren, mit all der
Mühsal und den Sorgen, die dieses Leben mit sich bringt, dann ist es eine
armselige und zudem hoffnungslose Sache, ohne Aussicht auf eine bessere
Zukunft.
Ein Sterbender wurde einst gefragt, ob er sich nicht vor dem Tod fürchte.
Er gab zur Antwort: "Nein, aber ich fürchte mich vor der Auferstehung."
An einem bestimmten Tag wird jedes Grab leer sein, denn jeder Tote
wird auferstehen - einige bei der ersten Auferstehung, um das ewige Leben
zu geniessen - andere bei der Auferstehung zum Gericht.
Jesus Christus ist auferstanden und lebt jetzt zur Rechten Gottes.
Alle, die an Ihn glauben, werden mit Ihm die Herrlichkeit des Himmels
teilen.
"Wer an ihn glaubt, wird nicht gerichtet; wer aber nicht glaubt, ist
schon gerichtet, weil er nicht geglaubt hat an den Namen des eingeborenen
Sohnes Gottes" (Johannes 3, Vers 18).
Seite 124
Die Tatsache, dass Jesus lebt, ist von allergrösster Bedeutung.
Es hat zu aller Zeit Leute gegeben, die diese Tatsache geleugnet
haben, ohne sie jedoch widerlegen zu können.
Anderen ist es völlig egal, ob Jesus im Tod geblieben ist, oder ob Er
lebt. Zu diesen gehörte auch der römische Statthalter Festus, vor dem sich
der Apostel Paulus verantworten musste (Apostelgeschichte 25, Vers 19).
Nehmen wir nun die Hinweise auf das Sterben Jesu und seine
Auferstehung, die wir schon im Alten Testament finden, dazu alles, was das
ganze Neue Testament darüber sagt - dann steht und fällt mit seiner
Auferstehung die Wahrheit der Bibel und die Bedeutung des Christentums.
Wie Paulus in 1. Korinther 15, Verse 14-19, schreibt:
"Wenn aber Christus nicht auferweckt ist, so ist also auch unsere
Predigt vergeblich, aber auch euer Glaube vergeblich. Wir werden aber auch
als falsche Zeugen Gottes erfunden, weil wir in bezug auf Gott gezeugt
haben, dass er den Christus auferweckt habe, den er nicht auferweckt hat,
wenn wirklich Tote nicht auferweckt werden ... Wenn aber Christus nicht
auferweckt ist, so ist euer Glaube eitel; ihr seid noch in euren Sünden
... Wenn wir allein in diesem Leben auf Christus Hoffnung haben, so sind
wir die elendesten von allen Menschen."
Aber Jesus lebt! Die Tatsache seiner Auferstehung ist von vielen bestätigt
worden. Im oben erwähnten Kapitel der Bibel werden viele Zeugen genannt
(1. Korinther 15, Verse 3-8). Dort lesen wir, dass Er sogar mehr als 500
Brüdern auf einmal erschienen ist, und dass, als dies geschrieben wurde,
erst einige von ihnen entschlafen waren, die meisten also noch lebten. Es
handelt sich somit nicht um ein Zeugnis aus alter Vergangenheit, das nicht
mehr geprüft werden kann, sondern das zu jener Zeit gegeben wurde und von
dessen Zuverlässigkeit man sich überzeugen konnte.
Und dann war Paulus selbst einst der erbittertste Feind, der in aller
Aufrichtigkeit meinte, gegen die Verkündigung der Auferstehung von Jesus
Christus mit allen Kräften und Mitteln kämpfen zu müssen. Als Folge davon
wurden viele Christen ins Gefängnis geworfen und getötet. Und als er
unterwegs war, um sie auch in den ausländischen Städten zu verfolgen,
erschien ihm Jesus selbst in einem himmlischen Gesicht, mitten am Tag. Das
brachte ihn zu einer radikalen Umkehr, und fortan konnte er nicht anders
als von Dem zeugen, der aus den Toten auferstanden ist und in Ewigkeit
lebt.
Ja, Jesus lebt. Und seine Auferstehung bestätigt, dass Er der ewige
Sohn Gottes ist, der Mensch wurde, um durch seinen Tod und seine
Auferstehung die Versöhnung und Erlösung für Sünder zustande zu bringen.
Und seine Auferweckung ist gleichzeitig die Zusicherung von Gottes Seite,
dass Er im Opfer seines Sohnes völlige Befriedigung gefunden hat und nun
vom Sünder nichts anderes verlangt, als dass dieser seine Schuld und
Verlorenheit anerkennt und bekennt. Dann darf auch er auf dem
Erlösungswerk ruhen, das auf Golgatha vollbracht wurde.
Der Apostel Paulus hat den Athenern auch noch gesagt:
"Nachdem nun Gott die Zeiten der Unwissenheit übersehen hat, gebietet er
jetzt den Menschen, dass sie alle allenthalben Busse tun sollen, weil er
einen Tag gesetzt hat, an welchem er den Erdkreis richten wird in
Gerechtigkeit durch einen Mann, den er dazu bestimmt hat, und hat allen
den Beweis davon gegeben, indem er ihn auferweckt hat aus den Toten."
Wer Gott gehorcht, findet im lebendigen Heiland seinen Retter; alle
anderen werden Ihm einst als ihrem Richter begegnen müssen.
Jesus lebt! Und seine Auferstehung ist auch für Sie von allergrösster
Bedeutung - sei es zur ewigen Verdammnis oder zum ewigen Leben.
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Eines der Probleme, das die Menschen seit undenklichen Zeiten beschäftigt,
ist das Problem des Todes. Das scheint auch aus den Sagen hervorzugehen,
die in Asien und Afrika unter vielen Völkern die Runde machen, wovon viele
eine Erklärung für den Tod, diese unbegreifliche, beängstigende
Erscheinung, zu geben versuchen.
Sehr frappant ist eine Erzählung, die aus Afrika stammt und die man
in verschiedenen Varianten unter mehreren Völkern hören kann. Nach dieser
Sage hatte Gott den Plan, den Menschen ewiges Leben zu schenken. Er liess
dies in der Nacht ausrufen, aber, obwohl viele hörten, dass Gottes Stimme
durch den Urwald klang, kam niemand aus seinem Bett hervor, um darauf zu
hören. Man drehte sich noch einmal um und schlief weiter. Und so soll es
nach dieser alten Sage gekommen sein, dass die Menschen kein ewiges Leben
bekommen haben.
Wir lächeln über solch primitive Vorstellungen. Aber - obwohl die
afrikanischen Schwarzen, bei denen diese Sage entstanden ist, dies nicht
erkennen konnten - es steckt doch viel in dieser Erzählung, wenn man
darüber nachdenkt. Wir können sogar etwas daraus lernen, nicht nur in den
dunkeln Urwäldern Afrikas, sondern auch in unserer modernen Gesellschaft
des zwanzigsten Jahrhunderts.
Denn Gott hat das Wort vom ewigen Leben tatsächlich in dieser Welt
verkündigen lassen. Und Er tut es noch bis auf den heutigen Tag. "Wir
verkündigen euch das ewige Leben", schrieb der Apostel Johannes vor bald
neunzehnhundert Jahren (1. Johannes 1, Vers 2). Und an einer anderen
Stelle: "Wer an den Sohn glaubt, hat ewiges Leben" (Johannes 3, Vers 36).
Die Botschaft ertönt also auch heute noch in der dunklen Nacht dieser
Welt. Und dunkel ist es um uns herum. Jeden Tag sind die Zeitungen
voll von Berichten der grauenhaftesten Untaten. Die Führer der Welt ringen
verzweifelt die Hände, weil die wirtschaftliche Unsicherheit immer grösser
wird. Die Kunst und die Literatur sind durchdrungen vom
Verzweiflungsschrei des vereinsamten Menschen. In dieser dunklen Nacht
leben wir. Und in diese Nacht ruft Gottes Stimme: "Denn also hat Gott die
Welt geliebt, dass Er seinen eingeborenen Sohn gab, damit jeder, der an
ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe." (Joh. 3,16)
Ewiges Leben.
Wer sollte nicht aus seinem Bett herauskommen, wenn so etwas
verkündigt wird? Und es geht ja nicht nur um ein ewiges Fortbestehen auf
dieser Erde. Da hätten wir vielleicht nicht einmal allzuviel Interesse
daran. So gewaltig schön ist es hier unten ja auch wieder nicht. Aber:
"Dies ist das ewige Leben, dass sie dich, den allein wahren Gott, und den
du gesandt hast, Jesus Christus, erkennen" (Johannes 17, Vers 3). Wir
können unser Bett nicht verlassen. Wir drehen uns noch einmal um und
schlafen weiter!
Schlafen Sie auch noch? Oh, werden Sie doch wach! Die Botschaft, die Gott
in dieser dunklen Welt ausrufen lässt, ist zu wichtig. Sein Angebot ist
nur begrenzt gültig. "Wer an den Sohn glaubt, hat ewiges Leben; wer aber
dem Sohn nicht glaubt, wird das Leben nicht sehen, sondern der Zorn Gottes
bleibt auf ihm" (Johannes 3, Vers 36). Der Zorn Gottes ruht auf den
Menschen, wegen ihren Sünden - und doch bietet Er solchen Menschen wie wir
sind ewiges Leben an. Er kann dies tun, weil Christus für Sünder am Kreuz
von Golgatha gestorben ist.
Wenn Sie an Jesus Christus glauben, können auch Sie das ewige Leben
empfangen. Dann ist für Sie der Tod kein Feind mehr, sondern die Tür zur
ewigen Herrlichkeit im Haus des Vaters, in welchem Sie allezeit wohnen
werden.
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Sie tun mit jedermann, was Sie wollen - selbst mit Gott! Das ist schon
lange gut gegangen und wird gewiss auch so bleiben, denken Sie.
Tatsächlich scheint es, als könne der Mensch mit Gott machen, was er
will. Vor allem, als Gott seinen Sohn in diese Welt sandte, schien es so.
Gott übergab Ihn den Händen der Menschen.
Sie verlästerten Ihn,
sie spien Ihn an,
sie schlugen Ihn ins Gesicht,
sie nannten Ihn Beelzebub (d.h. Oberster der Dämonen),
sie geisselten Ihn und
verspotteten Ihn in aller Öffentlichkeit,
sie nagelten Ihn zwischen Himmel und Erde an ein Kreuz.
Und Gott schwieg! Sie konnten scheinbar mit Gott machen, was sie wollten.
So können Sie die Existenz Gottes leugnen, sein Wort eine Lüge
nennen, sein Erlösungswerk lächerlich machen, seinen Namen zum Fluchen
missbrauchen.
Er aber klopft weiter an Ihr Herz. Er fordert Sie auf, Ihr sündiges Leben
aufzugeben und sich für die Ewigkeit bereitzumachen. Er bietet Ihnen
Vergebung und Befreiung aus der Macht der Sünde an.
Sie können Ihn abweisen und über seine Botschaft lachen. Sie können
Ihn totschweigen oder bekämpfen. Das können Sie alles tun - heute noch!
Aber nicht immer! Vergessen Sie nicht: Gott hat einen Tag
festgesetzt, an dem Er Sie richten wird. Dann wird sein Sohn, der einst
hier verworfen wurde, als Richter der Lebendigen und der Toten auftreten.
Dann fallen Sie in seine Hände. Und was Er dann mit Ihnen tun
wird, hängt davon ab, was Sie mit Ihm getan haben. Dann wird es
"furchtbar sein, in die Hände des lebendigen Gottes zu fallen!"
(Hebräer 10, Vers 31).
Die Entscheidung liegt bei Ihnen. Sie können wählen: entweder die Ehre und
die Wertschätzung der Welt - oder den Frieden Gottes. Sie können die
Leidenschaften und Begierden wählen, die keine wahre Befriedigung geben,
- oder die Erlösung durch das Blut von Jesus Christus.
Es geht um Tod oder Leben. Sie werden es in jedem Fall mit Jesus
Christus zu tun haben: entweder jetzt mit Ihm, als dem Mittler zwischen
Gott und Menschen, der das Lösegeld bezahlt hat, - oder dann mit Ihm, als
dem Richter der Lebendigen und der Toten. Einen "goldenen Mittelweg" gibt
es nicht.
Dies ist der Tag, an dem Sie sich noch entscheiden können. An dem
Tag, den Gott zum Gericht bestimmt hat, wird es zu spät sein. Dann gibt es
nichts mehr zu wählen!
Niemand hat Sie so lieb wie Gott. Darum können Sie scheinbar mit Ihm
machen, was Sie wollen.
Niemand anders konnte sich selbst als Lösegeld für alle geben, ausser
dem Sohn Gottes.
Darum bietet Er Ihnen in seiner Geduld noch einmal Gnade und Frieden
durch das Blut seines Kreuzes an. Heute ist noch Ihr Tag!
Aber Gottes Tag kommt!
Vor mir fuhr ein grosser Lastwagen mit der Reklame-Aufschrift: "Glas,
eine ehrliche Verpackung". Sie kennen das wohl, allerlei Kräuter oder
Gemüse, in einem Glas verpackt. Sie können sehen, dass die Qualität gut
ist. Wenigstens - wenn auch wirklich etwas Gutes drin ist. Nun ist es wohl
schön, wenn die Verpackung ehrlich ist, aber Sie werfen diese doch weg,
zum mindesten ins Altglas! Es geht doch schliesslich darum, dass der
Inhalt ehrlich ist, oder nicht?
Das bringt mich zum Nachdenken, was der Mensch eigentlich ist. Wir
geben uns recht viel Mühe um unsere "Verpackung". Ein bisschen freundlich
zu den Nachbarn, dem Vorgesetzten gegenüber korrekt, hilfreich gegenüber
älteren Leuten ... und was der guten Taten mehr sind. Alles ist übrigens
oft noch gutgemeint und kommt von Herzen.
Aber wenn es um materielle Dinge geht - ja, überlegen Sie einmal! Ein
grösseres Haus, eine bessere Stellung, ein schöneres Auto, erstklassige
Kleider und noch vieles mehr - es hat alles mit unserer "Verpackung" zu
tun. Beweist das wirklich, was wir sind? Seien Sie nur froh, dass es kein
so durchsichtiges Glas ist!
Doch, ob wir es glauben wollen oder nicht, es kommt ein Moment, wo
selbst die beste Verpackung nichts mehr taugt, die beste Täuschung nicht
mehr hilft. Es ist der Augenblick, da wir vor Gott stehen müssen. Der
Apostel Paulus schreibt darüber: "Also wird nun ein jeder von uns für sich
selbst Gott Rechenschaft geben" (Römer 14, Vers 12). Den Menschen in der
Stadt Korinth schrieb er, dass wir einmal alle vor dem Richterstuhl des
Christus offenbar werden müssen. Ein anderer Bibelschreiber, der Prophet
Maleachi, wusste das auch sehr wohl, und als er darüber nachdachte, rief
er aus: "Wer wird bestehen bei seinem Erscheinen?"
"Es ist furchtbar, in die Hände des lebendigen Gottes zu fallen!" Der
lebendige Gott wird dann als Richter über das, was wir gesagt, gedacht und
getan haben, urteilen. Und alles wird offenbar werden. Der urteilende
Richter wird gleichzeitig der verurteilende Richter sein. Denn
Sündenschuld muss, so wie jede Schuld, bezahlt werden. Ja, wer kann dann
bestehen ...?
Wissen Sie, dass der gleiche Gott, den sein Wort als Richter beschreibt,
auch der Retter ist?
Das ist eine gewaltige Botschaft!
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M.R., ein hochgestellter französischer Beamter, litt seit langer Zeit an
einer unheilbaren Melancholie. Er war reich. Der Kreis seiner Familie war
überaus harmonisch. Die Laufbahn, die er sich erkoren hatte, entsprach in
jeder Beziehung seinen Fähigkeiten und Wünschen. Er war von allen
geachtet. Kurz, er hatte alles, was nach Meinung der Menschen auf der Erde
Glück vermitteln kann. Und doch war er nicht glücklich. Nichts vermochte
ihn zu befriedigen und von seinen traurigen Gedanken abzulenken. Ein
dunkler Schatten lag über seinem Leben.
Seine Familie suchte ihn mit allen Mitteln aufzuheitern. Man brachte
ihn mit den berühmtesten Ärzten in Verbindung, aber keines der
verschriebenen Mittel hatte auch nur die geringste Erleichterung gebracht.
So war er dazu gekommen, sich keiner weiteren Behandlung mehr zu
unterziehen, da sie ja doch ergebnislos blieben. Er wollte sich in Geduld
fassen, in der Hoffnung, dass die Zeit nach und nach sein Leiden mildern
würde. Aber auch darin wurde er in seiner Erwartung getäuscht. Sein
Zustand verschlimmerte sich von Tag zu Tag, und bald fühlte er sich
beinahe unfähig, seine tägliche Arbeit zu verrichten. Seine tiefbetrübte
Familie wusste keinen Rat mehr und fürchtete, dass er schliesslich in eine
Nervenheilanstalt eingewiesen werden müsse.
Da sandte ihm einer seiner Freunde die Adresse eines bekannten
englischen Arztes, der in der Behandlung von Neurasthenie bemerkenswerte
Erfolge zu verzeichnen hatte. Auf Anraten dieses Freundes entschloss sich
M.R., noch einen Versuch zu machen und reiste nach England, um diesen Arzt
zu konsultieren. Aber nachdem dieser seinen neuen Patienten mit der
grössten Sorgfalt untersucht hatte, erklärte er ihm, dass er physisch ganz
gesund und keines seiner Organe angegriffen sei, soviel er feststellen
könne.
- "Aber Doktor", rief M.R. aus, "was ist denn der Grund meiner
Leiden? Ich bin oft in einem derart traurigen Zustand, dass ich fürchte,
ich werde den Verstand verlieren. Helfen Sie mir. Sie müssen mein Übel
herausfinden, sonst weiss ich nicht, was aus mir werden wird."
- "Leiden Sie vielleicht an unbefriedigtem Streben?", fragte der
Arzt.
- "Nicht im geringsten! Ich bin zufrieden mit meiner Laufbahn, und
ich will nicht höher hinauf. Die Ursache, die wir suchen, liegt nicht in
dieser Richtung."
- "Und der Kreis Ihrer Familie? Haben Sie da vielleicht einen Anlass
zu Kummer und Sorge?"
- "Ganz im Gegenteil. Im Blick auf meine Familie kann ich mich so
glücklich schätzen, wie nicht gerade einer. Wir leben in engster
Vertrautheit, und noch nie hat mir der Tod einen der Meinen weggenommen."
- "Haben Sie vielleicht Feinde? Ernste Streitigkeiten?"
- "Nein, in dieser Hinsicht habe ich keinen Kummer."
- "Und Ihre finanziellen Angelegenheiten?"
- "Sie sind geordnet; meine Mittel nehmen sogar zu." Der Arzt
überlegte einen Augenblick. Aus der Unterredung ging klar hervor, dass man
die Melancholie von seinem Patienten nicht einer materiellen Ursache
zuschreiben konnte, sondern dass ihr Grund tiefer liegen musste. Nun wurde
die Untersuchung schwieriger; er musste jetzt zur Seele des Kranken
vordringen.
- "Welches sind Ihre religiösen Überzeugungen?" fragte er nun.
- "Was soll ich antworten? Um wahr zu sein: Ich zweifle an allem. Ich
habe viel über meine religiösen Pflichten nachgedacht, und ich finde
keinerlei Befriedigung in den äusserlichen Zeremonien meiner Kirche.
Alles, was man uns lehrt, ist so mysteriös, so dunkel, so unverständlich,
dass meine Vernunft sich dagegen auflehnt."
- "Diese Unterweisungen haben also keinen Eindruck auf Sie gemacht?"
- "Im allgemeinen haben sie mich wenig berührt. Um offen zu sein: Ich
glaube nicht an eine göttliche Offenbarung, und alle religiösen
Gewohnheiten, die die Menschen erfunden haben, um ihrem Gott zu dienen,
lassen mich kalt und gleichgültig. Da ist nur ein Kapitel der Bibel, das
mir zu denken gibt, das mich sogar beunruhigt. Und jedesmal, wenn ich mich
zu überzeugen suche, dass dies alles nur Einbildung sei, taucht dieses
Kapitel in meinem Gedächtnis auf. Das ist sogar zu einer Art
Sinnestäuschung geworden, derer ich mich nicht erwehren kann."
- "Welches Kapitel ist es, das Sie derart beunruhigt?"
- "Jenes, das vom letzten Gericht redet. Dieser ganze Bericht
beeindruckt mich so stark, dass ich oft meine, in Wirklichkeit daran
teilzunehmen. Ich sehe vor mir einen grossen weissen Thron, auf dem der
Richter sitzt. Die furchtbare Majestät dieses Richters lässt mich
erzittern. Dann höre ich, wie mein Name gerufen wird. Voller Angst suche
ich mich irgendwo zu verbergen, aber ich finde kein Zuflucht, denn die
Erde und der Himmel sind nicht mehr, und ich bin allein vor Gott.
Doktor, können Sie mich verstehen?"
Hier machte M.R. eine Pause und richtete einen Blick voller Angst und
Schrecken auf den Arzt. "Allein vor Gott", wiederholte er, während er
an den Gliedern fröstelte. "Allein unter diesem Blick, der einem
durchbohrt, allein vor dieser vollkommenen Heiligkeit. Und ich bleibe da
in einem tödlichen Schrecken, erwartend das Wort, das mich in einen
bodenlosen Abgrund stürzt."
- "Aber warum sollte ein solches Wort an Sie gerichtet werden? Was
meinen Sie?"
- "Ja, warum? Sehen Sie, Doktor, in aller Augen bin ich ein
ehrenwerter Mann, und niemand kann meine Lebensweise anfechten. In mehr
als einer Beziehung führe ich ein vorbildliches Leben. Aber wenn ich
diesen durchdringenden Blick voll göttlicher Reinheit auf mich gerichtet
fühle, o dann wird alles blossgelegt: nicht nur alles Böse, das ich getan
habe, sondern auch meine geheimsten Gedanken, meine verborgensten
Empfindungen. Keine Stunde meines Lebens ist vor diesem Richter
verborgen."
- "Sie halten also diese Eindrücke für eine Sinnestäuschung?" M.R.
zögerte einen Augenblick, bevor er antwortete.
- "Ich weiss es nicht, aber in letzter Zeit werden diese Eindrücke
immer häufiger. Oft rede ich mir ein, meine Einbildung sei krankhaft, aber
dann frage ich mich wieder voll Furcht, ob es nicht die wirkliche Wahrheit
sei, die meinen Geist dermassen beschäftigt. Das ist ein sonderbares
Eingeständnis von einem Mann, der sich als Ungläubiger ausgibt", fügte er
bei und versuchte dabei zu lächeln, "aber als Arzt müssen Sie alles
wissen."
Die medizinische Untersuchung war abgeschlossen. Der Arzt hatte
keinen Zweifel mehr über den Grund der Depression seines Patienten.
- "Ich habe hier ein altes Buch", sagte er, "das Heilmittel für Ihre
Leiden." Damit zog er aus seinem Pult einen abgenützten Band hervor,
blätterte darin, und nachdem er die gesuchte Stelle in Jesaja 53 gefunden
hatte, bat er seinen Patienten, diese Zeilen laut vorzulesen. So begann
denn dieser seine Lektüre:
"Wer hat unserer Verkündigung geglaubt, und wem ist der Arm des Herrn
offenbar geworden?"
- "Sie sehen", unterbrach ihn der Arzt, "dass Zweifel und Unglauben
schon lange bestehen und die Menschen seit mehr als 2'600 Jahren
beunruhigt haben."
M.R. fuhr mit dem Lesen fort: "Und er ist wie ein Reis vor ihm
aufgeschossen, und wie ein Wurzelspross aus dürrem Erdreich. Er hatte
keine Gestalt und keine Pracht; und als wir ihn sahen, da hatte er kein
Ansehen, dass wir seiner begehrt hätten." - "Von wem ist hier die Rede?",
fragte er, indem er im Lesen innehielt.
- "Vom Sohn Gottes, vom Herrn Jesus Christus, den der Vater auf die
Erde gesandt hat, damit Er der Heiland der Welt würde. Aber Er wird ein
zweites Mal kommen, um die Welt zu richten; denn Jesus ist es, der sich
auf den grossen weissen Thron setzen und alle jene richten wird, die Ihn
bei seinem ersten Erscheinen verworfen haben. Aber fahren Sie fort."
Das Interesse von M.R. hatte sich aufs höchste gesteigert. Er las
weiter: "Er war verachtet und verlassen von den Menschen, ein Mann der
Schmerzen und mit Leiden vertraut, und wie einer, vor dem man das
Angesicht verbirgt; er war verachtet, und wir haben ihn für nichts
geachtet."
- "Ja", sagte M.R. halblaut, "das stimmt. Ich schätzte Ihn nicht. Ich
habe sogar über Ihn gespottet. Wenn das alles wahr ist, so habe ich schwer
gesündigt gegen Ihn." - "Fürwahr, er hat unsere Leiden getragen, und
unsere Schmerzen hat er auf sich geladen ... Um unserer Übertretungen
willen war er verwundet, um unserer Missetaten willen zerschlagen. Die
Strafe zu unserem Frieden lag auf ihm, und durch seine Striemen ist uns
Heilung geworden." M.R. legte das Buch hin. Seine Züge drückten höchstes
Erstaunen aus.
- "Was will das alles sagen?"
- "Das bedeutet", antwortete der Doktor, "dass der Sohn Gottes die
Strafe erduldet hat, die wir durch unsere Sünden verdient haben. Wenn wir
im Glauben annehmen, was Sie soeben gelesen haben, so haben wir das ewige
Heil, eine sichere Zuflucht vor dem schrecklichen Gericht, vor dem wir
sonst zittern müssen."
- "Wie? Wollen Sie sagen, dass der Sohn Gottes an unserer Statt wie
ein Übeltäter gelitten hat?"
- "So ist es. Lesen Sie nur weiter."
- "Wir alle irrten umher wie Schafe, wir wandten uns ein jeder auf
seinen Weg, aber Gott hat ihn treffen lassen unser aller Ungerechtigkeit."
- "Er ist also an unserer Statt gestraft worden?"
- "Die Strafe zu unserem Frieden lag auf ihm", antwortete der Doktor.
M.R. schüttelte den Kopf. Alles was er hörte, war so
aussergewöhnlich, dass er es nicht verstehen konnte.
- "Ist das möglich?" rief er schliesslich. "Doch nein, das kann nicht
wahr sein, das wäre ja unerhört; das kann nicht wahr sein!"
- "Lesen Sie weiter und Sie können sich von der Wahrheit des
Geschriebenen überzeugen", sagte der Arzt, tief bewegt. M.R. ergriff die
Bibel und setzte die Lektüre mit zitternder Stimme fort: "Er wurde
misshandelt, aber er beugte sich und tat seinen Mund nicht auf, gleich dem
Lamm, welches zur Schlachtung geführt wird, und wie ein Schaf, das stumm
ist vor seinen Scherern; und er tat seinen Mund nicht auf ... Wegen der
Übertretung meines Volkes hat ihn Strafe getroffen."
- "War Er also tatsächlich ein Stellvertreter?", fragte M.R. "Aber
für wen? Wer ist das: mein Volk?"
- "Lesen Sie nur." Und M.R. fuhr fort zu lesen. Als er zu diesem Vers
kam: "Durch seine Erkenntnis wird mein gerechter Knecht die vielen zur
Gerechtigkeit weisen, und ihre Missetaten wird er auf sich laden", da
leuchteten seine bisher so traurigen Augen vor Freude auf.
- "Jetzt verstehe ich", rief er aus; "alles wird mir klar! Wer sich
erkennen und verurteilen lernt, findet in Jesus seine Rechtfertigung. Ich
habe vor dem Gericht gar nichts mehr zu fürchten, denn Jesus hat auch
meine Sünden getragen. Er ist auch mein Heiland."
"Wer an Jesus Christus glaubt, hat ewiges Leben", erwiderte der
Arzt. "Hören Sie noch seine eigenen Worte." Aus dem Johannes-Evangelium,
Kapitel 5, Vers 24, las er langsam: "Wer mein Wort hört und glaubt dem,
der mich gesandt hat, hat ewiges Leben und kommt nicht ins Gericht,
sondern er ist aus dem Tod in das Leben übergegangen."
M.R. sammelte sich einen Augenblick. Dann rief er voller Freude aus:
"Ich glaube, ich habe also ewiges Leben!"
Der Kranke war geheilt. Mit einem Herzen voll Lob und Dank gegenüber dem
Herrn verliess er die Praxis des Arztes und kehrte nach Hause zurück.
Fortan konnte man von ihm sagen, wie einst vom Kämmerer von Äthiopien: "Er
zog seinen Weg mit Freuden." Für ihn war alles neu geworden.