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Frage 260       169     1664

Was die Charismatiker im einzelnen lehren weis ich noch nicht, werde es aber schnellstens nachholen. Ich war nur bei meiner Suche zweimal bei denen und mir viel auf, dass sie den "Heiligen Geist" anrufen, anbeten und dieser "Geist" (für mich nicht der Heilige Geist Gottes) ihnen wichtiger ist als der Herr.

Deshalb auch die Frage: "Ist das ein Ansatz der Charismatiker, bzw. wird durch diesen Satz nicht die Ansicht der Charismatiker gestärkt, dass der Heilige Geist hier das Wichtigste ist?"
 
In IHM verbunden
Rainer

Lieber Rainer,

eine einheitliche Grund-Theologie, die alle Charismatiker verbindet,
existiert m.E. nicht. Die modernen Charismatiker haben ihre geistlichen
Wurzeln in der Heiligungsbewegung des 19. Jahrhunderts. Einige Gruppen
und Gemeinden strebten nach sündloser Vollkommenheit, sie glaubten,
dass es möglich ist, als wiedergeborener Christ einen sündlosen Zustand
zu erreichen (Lehre des reinen Herzens). Darauf aufbauend glaubten
einige, dass nach dem Erlangen des "reinen Herzens" es möglich ist,
vollkommen mit dem heiligen Geist erfüllt zu werden, der Nachweis
dieser "Erfüllung" ist das Reden in neuen Sprachen. Die alten
Pfingstgemeinden lehren noch dieses dreistufige Konzept, dass zur
Erlangung der Geistestaufe erst der sündlose Zustand der Vollkommenheit
erreicht sein muss. 
Im Nachhinein erkannte man wohl, dass man selbst als "Geistgetaufter"
nicht vor Sünde gefeit ist und man entfernte die zweite Stufe, so dass
man als Widergeborener die Geistestaufe empfangen muss, das "reine
Herz" jedoch nicht mehr Voraussetzung ist.

So entstand die heutige traditionelle Lehre der Pfingstgemeinde, dass
ein wiedergeborener Christ zwar den heiligen Geist empfängt, jedoch
erst durch eine nachfolgende "Geistestaufe" mit dem heiligen Geist
erfüllt wird. Der Nachweis dieser Geistestaufe ist nach der
Pfingstlehre das Reden in neuen Sprachen. Aber die Pfingstler sind
stramme Vertreter, dass man gerettet ist durch Glauben allein. Mitte
letzten Jahrhunderts entstand eine neue Bewegung innerhalb der
traditionellen Kirchen und Denominationen, dass man sich unabhängig der
Grundlehre seiner Kirche bzw. Gemeinde sich für den heiligen Geist
öffnet und sich von ihm erfüllen lässt. Nicht schlecht haben die
traditionellen Pfingstler gestaunt, dass u.a. auch Katholiken, die sich
keinstenfalls von den falschen Erlösungslehren der Kirche abgewendet
haben, nach deren Verständnis vom heiligen Geist erfüllt wurden, weil
sie in Zungen redeten und weissagten. Während anfänglich die Pfingstler
dieser neuen Bewegung eher kritisch gegenüberstanden, sagt man heute
eher: Wo Gott handelt, da muss der Mensch schweigen. So kann man m.E.
auch verstehen, weshalb man Lehrfragen innerhalb der charismatischen
Bewegung nicht so wichtig nimmt. 

Heute gibt es alle Varianten: ökumenische Charismatiker, die alles in
allem vereinigen wollen, sehr exklusive Charismatiker, die letztendlich
niemanden außer die eigene Gruppe anerkennen, traditionelle Pfingstler,
sogar noch Altpfingstler, die noch am Dreistufen-Konzept festhalten.
Insofern ist m.E. das auffälligste Merkmal die Vielfalt unter den
Charismatikern deren Vielfalt und Uneinigkeit untereinander. Einig ist
man sich nur, dass man sich nach der "Geistesfülle" in irgendeiner Form
ausstreckt, die bei den Pfingstlern "Geistestaufe" und bei den Kirchen
"Erneuerungserfahrung" genannt wird, da man ja nach deren Verständnis
durch die Taufwiedergeburt sich ja bereits als Baby bekehrt hat. Die
klare pfingstliche Aussage, dass Zungenreden der Nachweis der
Geistesfülle ist, wurde auch etwas aufgeweicht. Aber man ist sich
darüber einig, dass Gott heute noch in übernatürlicher Weise wirkt,
redet und singt in Zungen, spricht Prophetien aus, hat Träume und
Visionen und wartet auf die große Erweckung.

Ich war selbst über 10 Jahre Teil dieser Bewegung, stehe ihr heute
jedoch distanziert gegenüber, weil das Wirken des Geistes der
charismatischen Bewegung nicht dem göttlich-biblischen Maßstab
entspricht, denn:

1. Wenn der charismatische Geist der heilige Geist ist, dann
widerspricht er sich selbst


Das habe ich anfangs ausgeführt, es gibt unter allen existierenden
Gruppen tatsächlich kaum einen nennenswerten gemeinsamen theologischen
Nenner. 

2. Wenn der charismatische Geist der heilige Geist ist, dann
widerspricht er der Bibel

Nach der Bibel wird man allein durch Glauben errettet, Jesus starb für
unsere Schuld am Kreuz und opferte sich an unsrer Stelle. "Aus Glauben
seid ihr errettet, und das nicht aus euch, Gottes Gabe ist es" schreibt
Paulus. Demgegenüber schließt die katholische Kirche denjenigen aus,
der bzgl. seines Heils einzig und allein auf das Opfer Jesu Christi am
Kreuz hofft (Konzil zu Trient). Es gibt viele weitere Lehren und
Praktiken, die der Bibel widersprechen wie: An Maria gerichtete Gebete,
Papsttum, Ablässe, Rosenkranz, Fegefeuer, Integration heidnischer Kulte
wie z.B. Karneval, usw. Nach der Bibel ist jemand, der ein anderes
Evangelium lehrt als die Apostel, die es damals verkündigt haben,
verflucht.

Wie kann Gott Menschen mit seinem Geist erfüllen, die nicht auf dem
Boden des Evangeliums stehen, sogar im Gegensatz dazu ? Es gibt auch
viele populäre Lehren und Praktiken der charismatischen Bewegung, die
selbst unbiblisch sind, wie Geistliche Kampfführung, dämonenzentrierte
Okkultseelsorge, Innere Heilung, Toronto-Segen, herausragende Stellung
des Leiters (Tastet meine Gesalbten nicht an), Wohlstandsevangelium,
usw.

3. Wenn der charismatische Geist der heilige Geist ist, dann sagt er
nicht immer die Wahrheit

Man nehme eine Charisma-Zeitung, die 10-15 Jahre alt ist und lese nach,
was der Herr in der nächsten Zeit alles tun will. Als Israel ins
verheißene Land einzog, sagte man, dass keines der Worte, dahingefallen
ist, sondern alles ist wie verheißen eingetroffen. Hier sieht man
schnell ein Beispiel, dass so gut wie nichts von dem eingetroffen ist,
was verheißen wurde. Wo sind die Ende der 80er Jahre angekündigten
Erweckungen ? 

Ein weiteres Beispiel von Falschprophetie ist das Buch: "Die Vision"
von David Wilkerson
, was er in den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts
geschrieben hat. Nach seinen Worten zeigte Gott wenig, was über das
folgende Jahrzehnt hinausgeht, so dass das allermeiste, was Wilkerson
gesehen hat, sich bis spätestens 1989 zu zutragen müsste. Franz
Stuhlhofer stellte in seinem Buch: "Das Ende naht" dar, dass sich von
der Vision so gut wie nichts erfüllt hat und das, was sich erfüllt
hatte, ein wachsamer Zeitgenosse damals schon absehen konnte.

Leider werden Falschprophetien renommierter Persönlichkeiten schnell
"unter den Teppich" gekehrt und geht weiter zur Tagesordnung über. Ich
ermutige jeden Charismatiker, alle wichtigen Prophetien aufzuzeichnen
und nach entsprechender Zeit zu prüfen, ob und was eingetroffen ist.

Zusammenfassend kann ich nur betonen, dass in der charismatischen
Bewegung der heilige Geist nicht am Werk ist und demnach durchaus
Abstand von dieser Bewegung angebracht ist. Letztendlich wird in der
charismatischen Bewegung der Mensch erhöht und der Herr Jesus
erniedrigt. Ich verweise an dieser Stelle an meinen Beitrag zur Frage
169 in diesem Forum vom 31.7.2001.

Herzliche Grüße

Fritz Wolf


4.12.04

Lieber Rainer!
Nachdem ich 10 Jahre aktiv in der Charismatik dabei war, möchte ich einige Gedanken hierzu äußern.
Ich unterscheide zwischen einem geistlichem Evangelium, - vom Wort Gottes her und einem, - ich will es einmal ein "seelisches" Evangelium nennen.
Die Wortverkündigung kann sehr gut sein. Aber was nebenbei geschieht, -da wird es gefährlich.
Dominant ist hier der Heilige Geist. Nirgendwo in der Schrift steht geschrieben, daß der HG. eine solche Stellung einnimmt, wie sie von der char. Seite her betont wird.
Anbetungswürdig ist immer nur der Vater und der Sohn. Der HG. hat die "Mittlerfunktion".
Er stellt die Verbindung her zwischen Mensch und Gott. Aber er genießt nicht die Priorität.
Beharre ich aber in dieser Stellung, verlasse ich den biblischen Boden. Und damit  - ich sage es einmal salopp,-  handle ich mir den "anderen Geist" ein. Das bedeutet, ich bin mit dem Erlösungswerk Jesu, das ja vollkommen ist, nicht zufrieden. Ich brauche eine "Erfahrung". Und dann "strecke" ich mich danach und prompt bekomme ich sie. Das läßt sich der Teufel nicht nehmen. Das nutzt er aus.
Moment, damit wir uns nicht falsch verstehen: ich sage nicht, daß die Charismatiker "vom Teufel" sind. Da gibt es sehr wohl wiedergeborene Christen, aber sie wissen nicht, daß sie einem gefährlichen Irrtum erliegen. Ihr Glaubensleben wird vom Gefühl her bestimmt.
Und das ist immer subjektiv. Ich spüre meinen Glauben nicht. Ich weiß es, daß ich am 7. 9. 74 ein Kind Gottes geworden bin. Dazu brauche ich kein "gutes Gefühl"
Mit freundlichem Gruß - Berndt