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Frage2766    

Die Echtheit der letzten zwölf Verse

des Markusevangeliums

 

 

          In der englischen Revised Version von 1881 wurde in Markus 16 zwischen dem Ende des achten Verses und dem Beginn von Vers 9 ein Zwischenraum gelassen, und eine Randbemerkung teilt uns mit: "Die beiden ältesten griechischen Manuskripte sowie einige andere Zeugen lassen von Vers 9 bis zum Ende alles aus. Noch andere Zeugen haben einen anderen Schluss des Evangeliums." Eine ganze Reihe anderer Bibelübersetzungen jüngeren Datums haben eine ähnliche Fußnote, und als Ergebnis davon sind viele heutige Leser geneigt zu glauben, diese Verse seien unecht.

 

          Seit der Zeit von Griesbachs zweiter Auflage des Neuen Testaments (1806) wurde es bei den Bibelgelehrten mehr und mehr Mode, die Echtheit von Markus 16,9-20 in Frage zu stellen. Es wird behauptet, das Zeugnis der griechischen Manuskripte sowie das der frühchristlichen Schreiber mache es unmöglich, diese Verse als von Markus stammend zu betrachten. Außerdem wird argumentiert, Unterschiede bei Vokabular und Stil führe zu der gleichen Schlussfolgerung.

 

          Man nimmt an, der letzte Teil des Evangeliums sei schon früh verloren gegangen und eine spätere Hand habe das jetzige Ende hinzu gefügt. Vor Griesbach ließen die Gelehrten diese Verse im Text stehen und verteidigten ihre Echtheit, z. B. Mill 1707, Bengel 1734, Wetstein 1751 und Alter 1787. Birch stellte sie 1788 zur Diskussion, behielt sie aber in seinem Text bei. Matthaei verteidigte sie 1788 eifrig. Griesbach nahm an, der heutige Schluss sei noch vor dem Ende des zweiten Jahrhunderts von einem unbekannten Schreiber hinzu gefügt worden und eine ganze Manuskriptfamilie sei von dieser Quelle entsprungen. Gemäß Griesbach existierten andere Handschriften ohne diese Verse und führten zum Entstehen der Manuskriptgruppe, die das Evangelium mit den Worten: "denn sie fürchteten sich" enden lässt. Nur diese Handschriften repräsentieren seiner Meinung nach den autentischen Text.

 

          Hug (1808) und Scholz (1830) verteidigten beide die Echtheit der Verse, die Griesbach verwarf. Lachmann nahm das Prinzip des sich Stützens auf eine kleine Gruppe der ältesten Manuskripte an (ungeachtet des nicht zufrieden stellenden Charakters dieser Zeugen) und ließ alles spätere Beweismaterial unbeachtet. Sein Text erschien 1842 ohne die diskutierten Verse, weil der Codex Vaticanus und einige andere alte Handschriften sie nicht aufweisen. Ihm folgten Tischendorf, Tregelles und Dekan Alford. Tregelles debattierte nicht ihre Inspiration, leugnete aber, dass sie ein Teil des ursprünglichen Evangeliums sind - eine unmögliche Haltung!

 

          Erzbischof Thompson in seinem "biblischen Wörterbuch", T. S. Green in seiner "weiterentwickelten Kritik", Professor Norton in seinem Werk: "Die Echtheit der Evangelien", Professor Westcott in seiner "Einführung ins Studium der Evangelien" und Meyer in seinem "kritischen Kommentar" - sie alle leugnen die Echtheit dieser Verse. Ihrem Beispiel folgten viele Gelehrte des 20. Jahrhunderts, und deren feindliche Beurteilung wird von vielen ohne Rückfragen übernommen, die bekennen, evangelikale Christen zu sein und eine ehrfürchtige Beziehung zur Inspiration und Autorität der Heiligen Schrift zu haben.

 

          Eine erneute Prüfung des Beweismaterials zeigt auf, dass ihre Beurteilung falsch ist und dass die diskutierten Verse mit Fug und Recht ihren angestammten Platz im Markusevangelium haben. Es ist ganz offensichtlich, dass irgend ein Abschreiber eine Abschrift des Markusevangeliums im dritten Jahrhundert unbeendet ließ und dass diese unvollkommene Handschrift die Ursache für eine kleine Anzahl beschädigter Abschriften ist, die bis in unsere Zeit hinein erhalten geblieben sind. Die überwältigende Mehrheit aller Manuskripte enthält die fraglichen Verse.

 

Das Zeugnis der frühchristlichen Schriftsteller

 

          Außer einiger Fragmente stammen die ältesten Manuskripte aus dem vierten Jahrhundert. Es sind aber noch die Schriften von hundert oder mehr Schriftstellern eines viel früheren Zeitabschnittes vorhanden, die den Inhalt von Handschriften des Neuen Testaments bezeugen, die viel älter sind als alles, was wir heute besitzen. Aus der Zeit von 300 bis 600 n. Chr. besitzen wir verhältnismäßig wenig Handschriften des Neuen Testaments. Ungefähr 200 Schriftsteller aus dem gleichen Zeitabschnitt zitieren aber aus Manuskripten, die zu ihrer Zeit vorhanden waren, aber nicht überlebt haben.

 

          Es ist wahr, dass viele von ihnen frei und aus dem Gedächtnis heraus zitieren, aber selbst eine ganz allgemeine Anspielung auf unsere Verse wäre schon ein ausreichender Beweis dafür, dass der frühe Schriftsteller mit ihren Worten vertraut war und dass er sie in Handschriften vorfand, die damals im Gebrauch waren. Solche Anspielungen findet man z. B. in den Schriften von Papias (100 n. Chr.) und Justin dem Märtyrer. Justin zitiert 151 n. Chr. den letzten Vers unseres Abschnittes. Man beachte: Dies geschieht innerhalb von 50 Jahren nach dem Tod des letzten Apostels. Irenäus zitiert und kommentiert 180 n. Chr. Vers 19. Hippolyt zitiert in der Zeit zwischen 190 und 227 n. Chr. die Verse 17 und 18. Vincentius zitiert auf dem siebten Konzil zu Karthago 256 n. Chr. im Beisein von 87 afrikanischen Bischöfen die Verse 17 und 18. Ungefähr 150 Jahre später zitiert Augustin den gleichen Abschnitt. Das "Evangelium des Nikodemus" enthält die Verse 15, 16, 17 und 18. Die "Apostolischen Konstitutionen" aus dem dritten oder vierten Jahrhundert zitieren Vers 16 so, wie er im Textus Receptus steht. Eusebius war 325 n. Chr. mit den letzten 12 Versen vertraut. Die Homilie des Aphraates (337 n. Chr.) zitiert die Verse 16, 17 und 18. Ambrosius, der Bischof von Mailand, zitiert 374 bis 397 n. Chr. die Verse 15, 16, 17, 18 und 20. Chrysostomus zitiert 400 n. Chr. die Verse 19 und 20 und fügt hinzu: "Dies ist das Ende des Evangeliums." Hieronymus (331-420 n. Chr.) behält den fraglichen Abschnitt bei. Der Irrlehrer Nestorius zitiert Vers 20, und Cyrill von Alexandria nimmt das Zitat auf und kommentiert es kurz vor 430 n. Chr. Und Viktor von Antiochien bezeugt 425 n. Chr. ausdrücklich die Echtheit unseres Abschnittes.

 

          Diese Zeugen gehören jedem Teil der alten Kirche an, und wenigstens sieben von ihnen sind älteren Datums als unsere ältesten Manuskripte.

          Viele heutige Kritiker führen Gregor von Nyssa, Hesychius, Severus von Antiochien, Eusebius, Viktor von Antiochien und Hieronymus als Markus 16,9-20 feindlich gegenüber stehend an. Gregor und Severus zitieren aber lediglich die Worte von Hesychius. Viktor zitiert Eusebius und widerlegt ihn, und Hieronymus übersetzt nur, ohne den Worten Eusebius' beizupflichten. So steht Eusebius noch allein da, und eine Überprüfung seines Zeugnisses belegt, dass er das Vorhandensein der fraglichen Verse in vielen Manuskripten seiner Zeit nicht leugnet. Eusebius erwähnt, dass einige Leute aufgrund der scheinbaren Diskrepanzen zwischen den abschließenden Teilen der Evangelien geneigt sind, den Schlussvers von Markus auszuschließen. Viktor weist deutlich darauf hin, dass die Worte in der palästinensischen Markusabschrift standen.

 

Das Zeugnis der frühen Bibelübersetzungen

 

          Das Neue Testament wurde schon in einem sehr frühen Zeitabschnitt auf syrisch, lateinisch, gotisch, äthiopisch usw. übersetzt. Einige dieser Übersetzungen wurden von griechischen Handschriften angefertigt, die älter waren als alles, was wir heute besitzen. Aus diesem Grund können sie uns auch erzählen, was die Gelehrten vor der Zeit unserer ältesten Manuskripte in ihrem Neuen Testament vorfanden. In der syrischen Peschitta aus dem zweiten Jahrhundert, im Cureton-Syrer aus dem dritten Jahrhundert, im philoxenianischen Syrer aus dem fünften Jahrhundert, in der lateinischen Übersetzung des Hieronymus aus dem vierten Jahrhundert, in der altlateinischen Übersetzung aus dem zweiten Jahrhundert, in der gotischen Bibel aus dem vierten Jahrhundert, in der äthiopischen Übersetzung aus dem vierten oder fünften Jahrhundert, in der Übersetzung von Theben aus dem dritten Jahrhundert, in Handschriften der armenischen Bibel aus dem fünften Jahrhundert - in all diesen alten Übersetzungen finden wir den Beweis dafür, dass die Übersetzer die fraglichen Verse in den griechischen Handschriften, die ihnen zur Verfügung standen, vorfanden. Die meisten dieser alten Übersetzungen wurden lange vor der Niederschrift der Codici Vaticanus und Sinaiticus hergestellt. Die griechischen Handschriften, die von den Übersetzern im zweiten und dritten Jahrhundert benutzt wurden, enthielten die letzten zwölf Verse des Markusevangeliums, wohingegen die griechischen Handschriften, die die Schreiber der Codici Vaticanus und Sinaiticus benutzten, unvollständig waren.

 

Das Zeugnis der griechischen Manuskripte

 

          Die überwältigende Mehrheit aller Manuskripte enthält die fraglichen Verse, während sie von zwei sehr alten Handschriften ausgelassen werden, nämlich dem Codex Vaticanus und dem Codex Sinaiticus, die beide aus dem vierten Jahrhundert stammen. Im 19. Jahrhundert untersuchte ein Gelehrter 20 alte Manuskripte in Unzialschrift und ungefähr 600 Manuskripte in Kursivschrift und stellte fest, das nur die beiden gerade erwähnten Manuskripte vom Textus Receptus abweichen.

 

          Der Codex Alexandrinus und der Codex C, die vielleicht 50 Jahre später als die beiden schon erwähnten Manuskripte niedergeschrieben wurden, enthalten unsere Verse. Der Codex Bezae (D), der mit den beiden schadhaften Manuskripten oft übereinstimmt, trennt sich an dieser Stelle von ihnen und nimmt die Verse auf. Es ist ganz offensichtlich, dass die Codici Sinaiticus und Vaticanus an dieser Stelle, wie das auch in vielen anderen Abschnitten der Fall ist, einen verstümmelten Text darbieten.

 

          Diese beiden Manuskripte sind trotz ihres Alters in vielerlei Hinsicht schadhaft und wenig vertrauenswürdig. Sie wurden unsorgfältig und mit zahlreichen Auslassungen niedergeschrieben. Der Codex Vaticanus lässt allein in den Evangelien 1.491mal Wörter und Satzteile aus, wobei sich der größte Anteil dieser Auslassungen im Markusevangelium findet. Der Codex Sinaiticus ist "nicht in einem beispiellosen, aber glücklicherweise in einem für Dokumente erstklassiger Bedeutung ungewöhnlichen Ausmaß mit Lese- und Schreibfehlern" angefüllt. Diese beiden Dokumente weisen Merkmale eines gemeinsamen Ursprungs in einer früheren schadhaften Handschrift auf.

 

Falsche Zeugen

 

          Der Codex Vaticanus hört am Ende von Vers 8 abrupt auf, aber der Schreiber lässt einen freien Raum, der groß genug ist, um die fehlenden Verse unter zu bringen. Es ist sehr wahrscheinlich, dass er wusste, dass in der Handschrift, die er vor sich hatte, ein Teil fehlte.

 

          Im Codex Sinaiticus wurde die Doppelseite, die das Ende des Markusevangeliums und den Anfang des Lukasevangeliums enthielt, zu einem frühen Zeitpunkt entfernt und mit den vier Seiten ersetzt, die unter Ausschluss von Markus 16,9-20 neu geschrieben wurden. Indem der Schreiber die Buchstaben und Zwischenräume ein bisschen größer machte, war er in der Lage, seine verkürzte Fassung bis an den Anfang der Spalte hinzuziehen, die Lukas 1 voraus geht. Den Rest seiner letzten Zeile füllte er mit einer Ornamentverzierung auf, um sicher zu stellen, dass keine weitere Hinzufügung gemacht werden kann, ohne dass dies sofort auffällt. Tischendorf, der Entdecker des Codex Sinaiticus, behauptete, diese Seiten seien von dem Schreiber des Codex Vaticanus verfasst worden. Das Beweismaterial deutet aber schlicht nur darauf hin, dass einige frühe Manuskripte so endeten und dass die Abschreiber selbst sich der Auslassung bewusst waren. Somit wird also aufgezeigt, dass es sich bei diesen beiden Manuskripten um falsche Zeugen handelt.

 

Die Randbemerkungen in alten Handschriften

 

          Die Kritiker versichern uns, dass viele alte Manuskripte eine Randbemerkung enthalten, die besagt, dass Markus 16,9-20 in vielen anderen Handschriften fehlt. Man findet Gelehrte, die ihre Vorgänger zitieren, ohne dass sie sie auf die Richtigkeit ihrer Aussagen überprüft haben. So behauptet z. B. Tregelles, dass eine Randbemerkung in 25 Handschriften darauf hinweist, dass diese Verse in den zuverlässigtsten Handschriften fehlen. Allem Anschein nach wurde diese Aussage aus zweiter Hand von Griesbach und Scholz 1830 zitiert. Scholz zitiert Griesbach falsch, und Griesbach zitiert Wetstein (1751) und Birch falsch.

 

          So macht Scholz Griesbach nach, der sagt, zwei Manuskripte in Rom enthielten ein Sternchen gegen Markus 16,9-20. Nachforschungen ergeben, dass dort kein Sternchen steht, sondern ein Kreuzchen, das den Leser auf eine Randbemerkung auf einer anderen Seite verweist, auf der sich eine ähnliche Markierung befindet, unter der klar und deutlich dargelegt wird, dass der Abschnitt echt ist. Dort befindet sich auch eine Randbemerkung, die besagt, dass der Text in Jerusalem mit alten und anerkannten Handschriften verglichen wurde.

 

          Scholz behauptet, die Codici Nr. 23, 34, 39 und 41 würden eine Randbemerkung von Severus von Aniochien enthalten, die besagt, dass die "zuverlässigeren Handschriften mit Vers 8 enden". Dieser Behauptung sind andere blindlings gefolgt. Nummer 23 enthält eine solche Randbemerkung nicht. Nummer 41 hat eine Randbemerkung mit einem gegenteiligen Effekt - dass nämlich die zuverlässigeren Handschriften diese Verse enthalten. Nummer 34 und 39 enthalten überhaupt keine Randbemerkung dieser Art. Wenn uns Tischendorf, Tregelles und ihre Nachfolger und Imitatoren nun vor machen, 30 Manuskripte würden eine Randmerkung enthalten, die Markus 16,9-20 in Zweifel zieht, dann wiederholen sie nur die Fehler von anderen. Die meisten dieser Manuskripte, auf die man sich bezieht, enthalten eine Randbemerkung, die bestätigt, dass die Verse zum Markusevangelium gehören. Die Kritiker können kein Beweismaterial vorlegen, dass das Markusevangelium, so wie es aus der Hand seines Autors hervor ging, unvollkommen oder unvollendet war.

 

Das Argument von Stil und Wortgebrauch

 

          Einige moderne Gelehrte weisen uns darauf hin, dass die charakteristischen Züge des Stils und Wortgebrauchs von Markus in unserem Abschnitt fehlen. Sie liegen alle vollständig daneben! Es ist vermessen, anhand von nur zwölf Versen eine Abschätzung des "Stils" des Schreibers vorzunehmen, besonders dann, wenn der Gegenstand einzigartig ist und nicht mit früheren Abschnitten über das gleiche Thema verglichen werden kann. So sind z. B. die ersten fünf Verse von Lukas ganz anders als der gesamte Rest seines Evangeliums. Das gleiche kann auch von den ersten fünf Versen von Johannes gesagt werden. Kein einziger Kritiker ist berechtigt, aufgrund eines solch dürftigen Beweismaterials ein Urteil zu fällen!

 

          Die Kritiker stellen sich vor, dass der Wechsel von einer detailierten Beschreibung zu locker miteinander verbundenen Notizen in Markus 16,9-20 darauf hinweist, dass nun ein anderer Autor schreibt. Warum nur? Ganz gewiss kann doch ein Schreiber, der eine detailierte Beschreibung eines Wunders geben kann, auch eine kurze Zusammenschau von Ereignissen darbieten, die auf die Kreuzigung folgten, wenn es dabei viele ganz unterschiedliche Punkte gibt, die gestreift werden müssen. Es ist zum Beispiel möglich, in Markus 16,9-20 und Markus 1,9-20 große Ähnlichkeiten im Stil aufzuzeigen.

 

1) Alford verweist uns auf 16,9: PROOTE SABBATOU für den ersten Tag der Woche im Vergleich mit MIAS SABBATOON in 16,2. Wenn wir aber Lukas 6,1.2.5.6.7 und 9 zum Vergleich heran ziehen, dann finden wir dreimal EN... SABBATOO, zweimal TOIS SABBASIN und einmal TOU SABBATOU. Ähnliche Fälle könnten ohne weiteres reichlich angeführt werden.

          Es sollte auch beachtet werden, dass MIAS SABBATOON in Markus 16,2 in jedem Evangelium nur einmal vorkommt. Dies war in Palästina ein ganz gewöhnlicher Ausdruck, der aber in Rom und anderswo nicht so verbreitet war. Man nimmt an, dass Markus seinen Bericht in Rom schrieb, und es scheint wahrscheinlich, dass er vom Heiligen Geist dahin geführt wurde, beide Ausdrücke zu benutzen, wobei einer den anderen erläutert.

 

2) 16,9: "Von der er sieben Dämonen ausgetrieben hatte". Es wird darauf hingewiesen, dass Maria Magdalena dreimal ohne diese Feststellung erwähnt wird und dass der Verfasser das Festgestellte Lukas 8,2 entnommen habe. Bei Lukas ist die Reihenfolge aber anders. Außerdem wurde Lukas später als Markus geschrieben. Vergleichen Sie dazu bitte Johannes 21,7, wo sich Johannes kommentarlos als "der Jünger, den Jesus lieb hatte" bezeichnet. In Johannes 21,20 fügt er dann noch hinzu: "der sich auch beim Abendmahl an seine Brust gelehnt... hatte".

 

3) 16,10.12.15: POREUESTHAI erscheint in Markus 16,9-20 dreimal (ging hin, sich... begaben, geht hin), aber nirgendwo sonst im Markusevangelium. Aus diesem Grund wird uns gesagt, dieser Abschnitt könne nicht von Markus geschrieben worden sein. Markus gebraucht aber zusammen gesetzte Formen dieses Verbes 24mal, verglichen mit nur 19mal in Matthäus, Lukas und Johannes zusammen genommen. Der Gebrauch dieses Wortes in diesen drei Versen am Ende von Kapitel 16 sollte als Beweis für ihre Echtheit angesehen werden.

 

4) 16,15: "der ganzen Schöpfung". Die Kritiker behaupten, ein derartiges Griechisch sei paulinisch. Paulus gebraucht diese Formulierung aber nur ein einziges Mal in Römer 8,22. Warum sollte sie Markus dann nicht auch nur ein einziges Mal in Kapitel 16,15 gebrauchen? Das Wort für "Schöpfung" wird von Markus in Kapitel 10,6 und in Kapitel 13,19 gebraucht, nicht aber von Matthäus, Lukas oder Johannes. Sein Vorhandensein an dieser Stelle beweist die Echtheit unseres Abschnittes.

 

5) 16,19.20: "der Herr". Es wird behauptet, diese Formulierung sei Markus fremd und deshalb unecht. Markus nennt ihn aber nur ein einziges Mal "Jesus Christus" (in Kapitel 1,1). Das gleiche gilt auch für Matthäus und Johannes, aber niemand bezweifelt die Echtheit der entsprechenden Kapitel, nur weil sie einen einzigartigen Ausdruck enthalten.

 

6) 16,19: "wurde aufgenommen". Dieses griechische Verb, so wird uns versichert, erscheint nirgendwo sonst in den Evangelien. Markus gebraucht aber insgesamt 74 Verben, die sonst in den Evangelien an keiner Stelle erscheinen, und dieses ist eins von ihnen. Auf jeden Fall beschreibt Markus etwas, auf das vorher noch nicht Bezug genommen wurde, und deshalb ist dieses Wort auch für die Himmelfahrt unseres Herrn angemessen.

 

7) Die Abwesenheit von EUTHEOOS (alsbald) und PALIN (wieder), die beide im Markusevangelium häufig vorkommen, werden als Beweis dafür angeführt, dass unser Abschnitt unecht sein soll. Dieses Argument ist wertlos, denn "alsbald" erscheint 12mal in Kapitel 1, 6mal in Kapitel 5, 5mal in den Kapiteln 4 und 6, aber nur einmal in den Kapiteln 3, 8, 10 und 15 und nicht ein einziges Mal in den Kapiteln 12, 13 und 16.

 

          "Wieder" steht 6mal in Kapitel 14, 5mal in Kapitel 10 usw., aber nur einmal in den Kapiteln 4 und 5 und überhaupt nicht in den Kapiteln 1, 6, 9, 13 und 16. Müssen wir denn nun alle diese Kapitel verwerfen, nur weil sie diese kleinen Wörter nicht enthalten? Die Kritiker schlagen nicht vor, dass wir dies tun sollten. Sie bestehen aber darauf, dass wir Markus 16,9-20 aufgrund einer solch bedeutungslosen Beweisführung verwerfen.

 

Die charakteristischen Wörter von Markus, die in

diesen Versen stehen

 

8) "Früh" 16,9. Markus gebraucht dieses griechische Wort sechsmal und wesentlich häufiger als Matthäus oder Johannes. Lukas gebraucht es nie.

 

9) "Predigt das Evangelium" 16,15. Markus und Matthäus gebrauchen den Ausdruck viermal, Lukas und Johannes überhaupt nicht.

 

          "Predigt" (KERÜSSEIN). Markus benutzt dieses Wort zweimal häufiger als Matthäus und dreimal so häufig wie Lukas.

 

          "Evangelium" (EUANGELION) steht im Markusevangelium zweimal häufiger als im Matthäusevangelium.

 

10) "Offenbarte" 16,12.14 (FANEROUSTHAI). Dieses Wort wird von Markus auch in Kapitel 4,22 benutzt, aber nie von Matthäus oder Lukas.

 

11) "Ihres Herzens Härtigkeit" 16,14. Diese Formulierung benutzt Lukas oder Johannes nie, Matthäus nur einmal und Markus zweimal, diesen Vers inbegriffen.

 

12) "Überall" 16,20 (PANTACHOU) wird von Matthäus oder Johannes nie, von Lukas nur einmal und von Markus zweimal, diesen Vers mit eingeschlossen, gebraucht. Markus gebraucht darüber hinaus in Kapitel 1,45 noch ein verwandtes Wort.

 

13) "Sie werden sich wohl befinden" 16,18 (KALOOS ECHOUSIN) ist charakteristisch für Markus.

 

14) "Wird verdammt werden" 16,16 (KATAKRINOO, nicht KRINOO). Die einfache Form wird von den anderen Evangelisten oft benutzt (28mal), aber nie von Markus, der häufiger als alle anderen die zusammengefügte Form des Verbes gebraucht. So finden wir es auch in Kapitel 16,16 vor, und so ist es charakteristisch für Markus.

 

          Es könnten noch andere Beispiele angeführt werden. Diese sind aber ausreichend, um aufzuzeigen, dass die Argumente von Stil und Vokabular gegen die Echtheit unseres Abschnittes jeglicher Grundlage entbehren. Das Beweismaterial belegt seine Echtheit.

 

Ein Vergleich von Markus 16,9-20 mit 1,9-20

 

          Es besteht ein wesentlicher Parallelismus zwischen Markus 16,9-20 und Markus 1,9-20, des Offenbarwerdens unsers Herrn vor der Welt, seines Sieges über Satan, der Gaben des Heiligen Geistes, der Predigt des Evangeliums, des Reiches Gottes und der Berufung zum Dienst. Dies alles ist ein Hinweis darauf, dass der Heilige Geist der Urheber des Schlusses wie auch des Anfangs des Evangeliums ist und dass Markus beides niedergeschrieben hat.

 

Die Lektionare

 

          In frühesten Zeiten war es gängige Praxis, die Abschnitte der Evangelien zu markieren, die für die Lesung im öffentlichen Gottesdienst bestimmt waren. Es ist ganz offensichtlich, dass Handschriften der Evangelien, die so markiert waren und die die fraglichen Verse enthielten, vor dem Konzil zu Nicäa in der gesamten christlichen Welt im Gebrauch waren und dass diese zwölf Verse für die Lesung am Ostersonntag und Himmelfahrtstag vorgesehen waren. Viele Handschriften wurden speziell für die öffentliche Lesung hergestellt, und andere gewöhnliche Handschriften enthalten am Anfang und am Ende jeder Lesung ein Hinweiszeichen am Rand.

 

          So enthalten zum Beispiel einige alte Handschriften von Lukas einen Hinweis am Rand, der den öffentlichen Vorleser belehrt, er solle die Verse 43 und 44 von Kapitel 22 auslassen, wenn er den Abschnitt für den Dienstag nach "Sexagesima" verliest, da diese Verse im Anschluss an Matthäus 26,39 als Teil der Lesung für den Donnerstag vor Ostern gelesen werden. Als Folge davon lassen einige Manuskripte diese Verse in Lukas 22 aus. In vielen alten Handschriften, die für die öffentliche Lesung markiert wurden, erscheint dort, wo die Lesung beginnt, das griechische Wort für "Anfang" (ARCHE) in abgekürzter Form in roter Tinte am Rand oder im Text und TELOS (Ende) am Ende der Lesung, ebenfalls in rot. In Markus 14,41 steht z. B.: "... Es ist genug! Die Stunde ist gekommen..." Der Codex D aus dem vierten Jahrhundert und verschiedene andere Codici lesen: "Es ist genug! Ende. Die Stunde ist gekommen..." Die Randbemerkung TELOS (Ende) zeigt an, dass der zu verlesende Abschnitt nach Vers 42 enden sollte, aber der Abschreiber nahm die Randbemerkung mit in den Text von Vers 41 und statuierte damit ein Exempel, dem andere folgten.

 

          Es ist durchaus möglich, dass eine frühe Markushandschrift das gesamte 16. Kapitel mit einer darauf hinweisenden Randbemerkung nach Vers 8 enthielt, der zu verlesende Abschnitt für den zweiten Sonntag nach Ostern solle hier enden. Ein späterer Abschreiber könnte diese Randbemerkung dahin gehend falsch ausgelegt haben, das Evangelium würde mit Vers 8 enden und die verbleibenden Worte seien nicht Teil des Evangeliums. So wurde dieser Fehler dann in einer ganzen Reihe von Handschriften wiederholt, von denen die schadhaften Manuskripte, auf die bereits Bezug genommen wurde, Exemplare sind.

          Der Codex 24 enthält ganz wenige solcher Randbemerkungen, aber nach Vers 8 steht deutlich TELOS geschrieben und nach Vers 20 wieder TELOS.

 

Der Einfluss von Origenes

 

          Der Kommentar von Eusebius bedeutet lediglich: Die Verse 9 bis 20 fehlen in einigen Handschriften; die meisten Handschriften enthalten nach Vers 8 TELOS = Ende (genau so nach Vers 20), und einige Leute waren bereit, das Problem der scheinbaren Unstimmigkeiten zwischen Markus und den anderen Evangelisten dadurch zu lösen, dass sie den zu verlesenden Abschnitt, in dem die fraglichen Verse stehen, verwarfen. Eusebius entlehnte diesen Vorschlag einer älteren Schrift von Origenes, der offensichtlich mit schadhaften Manuskripten wie den Codici Vaticanus und Sinaiticus vertraut war.

 

Die wahrscheinlichste Erklärung

 

          Einige alte Handschriften des vierfachen Evangeliums enthalten die Evangelien in der Reihenfolge: Matthäus, Johannes, Lukas, Markus. So finden wir die Situation im Codex Bezae (D) und in verschiedenen anderen Codici vor. Wenn zu irgendeiner Zeit auch nur eine solche Handschrift Markus 16,8 am Ende der vorletzten und die restlichen Verse auf der letzten Seite stehen hatte, so wäre dieser letzte Teil am ehesten möglichen Beschädigungen oder gar Verlust ausgesetzt. Wenn nach Vers 8 TELOS in einer solchen Handschrift geschrieben stand, kann ein späterer Abschreiber gut daraus gefolgert haben, er habe jetzt das gesamte Evangelium vor sich und könne die neue Handschrift ohne ihr rechtmäßiges Ende belassen.

 

Zusammenfassung

 

1) Obwohl viele Gelehrte des 19. und 20. Jahrhunderts unsere Verse verwerfen, interessiert uns mehr, was die Leser im ersten, zweiten, dritten und vierten Jahrhundert in ihren Neuen Testamenten vorfanden, und diesbezüglich haben wir ein erdrückendes Beweismaterial, dass unsere Verse in den meisten alten Handschriften enthalten waren.

 

2) Die beiden ältesten heute noch vorhandenen Handschriften sind keine vertrauenswürdigen Repräsentanten des Textes der Heiligen Schrift, wie er in frühesten Zeiten im Gebrauch war. Sie weisen in unserem Abschnitt einen verstümmelten Text auf.

 

3) Die meisten alten Handschriften, die meisten alten Schriftsteller sowie die meisten alten Übersetzungen bezeugen die Echtheit unserer Verse.

 

4) Die Argumente von Stil und Wortgebrauch, die in keinster Weise zur Verwerfung unserer Verse führen, bestätigen im Gegenteil ihre Echtheit.

 

5) Es gibt einfache und offensichtliche Erklärungen für das Nichtvorhandensein unserer Verse in einigen frühen Handschriften:

a) Die frühe Einfügung von "Ende" nach einem Abschnitt für die öffentliche Lesung.

b) Die frühe Reihenfolge der Evangelien mit Markus am Ende, was dazu führte, dass die letzte Seite ungeschützt blieb.

 

Schlussfolgerung

 

          Unsere zur Diskussion stehenden Verse sind Teil des inspirierten und heiligen Wortes Gottes und sollten von der gesamten Gemeinde Gottes ehrfürchtig angenommen werden.

 

          In ihrer Entschlossenheit, die Überlegenheit der Codici Vaticanus und Sinaiticus hervorzuheben, haben die Bibelgelehrten des 19. und 20. Jahrhunderts diese Dokumente auf einen Thron höchster Glaubwürdigkeit erhoben. Als Folge davon werden die letzten zwölf Verse des Markusevangeliums in neueren Bibelausgaben nur als späte und unechte Zufügung zum ursprünglichen Text beibehalten.

 

          Wir stehen auf einer unendlich sichereren Grundlage, wenn wir darauf bestehen, dass das gesamte Markusevangelium vom ersten Vers des ersten Kapitels bis zum Ende von Vers 20 im 16. Kapitel von Gott durch Inspiration gegeben wurde und als wesentlicher Bestandteil der göttlichen Offenbarung zu respektieren ist.

 

 

(Trinitarische Bibelgesellschaft, Tyndale House, Dorset Road, London SW19 3NN, England. Deutsche Bearbeitung: Dieter Zimmer)